Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 122
20 Prozent,
10. die Erhöhung des Spitalskostenbeitrags in den Wiener Spitälern,
11. die Erhöhung der Bädertarife,
12. höhere Gaspreise,
13. Erhöhung der städtischen Feuerwehrgebühren und
14. Verteuerungen und Strafverschärfungen bei der Gebrauchsabgabe.
Meine Damen und Herren, das war also das Märchen, das in diesem Haus bei
der Debatte über dieses Budget 2002 noch ernsthaft vertreten wurde, dieses
Märchen, dass die Stadt, natürlich wieder im Gegensatz zur bösen
Bundesregierung, ganz ohne höhere Abgaben und Gebühren auskommt. Gerade dieses
Märchen ist durch diesen Rechnungsabschluss so eindrucksvoll widerlegt worden.
14 neue Belastungen nur in den ersten beiden Jahren dieser neuen absoluten
Mehrheit.
Herr Stadtrat, wir haben jetzt schon die höchste Belastungsquote unter
allen Bundesländern. Wien hat auch bei den Lebenshaltungskosten dadurch einen
Sprung gemacht. Wir haben in den letzten Jahren einen deutlichen Sprung nach
vorne gemacht international. Wir zählen bereits zu den teuersten Städten der
Welt und können uns daher höhere Gebühren, Tarife in dieser Stadt nicht mehr
leisten!
Herr Stadtrat, das Märchen von der bösen Bundesregierung, auf die Sie
immer alles schieben, glaubt Ihnen in dieser Stadt keiner mehr. (GRin Rosemarie Polkorab: Das sind
Tatsachen, bitte!) Wir fordern Sie daher auf, schieben Sie nicht immer die
Schuld auf irgendwelche anderen, sondern handeln Sie in Ihrem eigenen
Verantwortungsbereich, dort, wo Sie es können, dort, wo Sie zuständig sind, und
beenden Sie diese unsoziale Belastungspolitik in Wien! (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Strobl gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Friedrich Strobl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Auf Herrn DDr Schock ist wirklich Verlass. Ich habe mir einiges
vorbereitet, aber ich habe gar nicht damit rechnen können, dass sie mir so
viele Elfmeter auflegen, wie Sie das heute gemacht haben.
Beginnen wir gleich beim letzten Punkt, nämlich den Belastungen. (GR Mag Helmut Kowarik: Jetzt kommt das
Märchen von der bösen Regierung!) Wenn Sie sich erinnern können, haben wir,
glaube ich, bei der Budgetdebatte oder bei der Rechnungsabschlussdebatte
letztens eine ähnliche Auseinandersetzung gehabt. Ich habe Ihnen damals gesagt,
ich trete gerne in diesem Wettbewerb mit Ihnen an. Die ersten Grauslichkeiten
der Bundesregierung in der Legislaturperiode Schüssel eins (StR Johann Herzog: Der böse Wolf ist da!), die beschlossen wurden,
waren glaube ich in etwa 33. Haben Sie sich eigentlich angeschaut, was in den
vergangenen Wochen im Parlament diskutiert und beschlossen wurde? Haben Sie
sich die Budgetbegleitgesetze genau angeschaut? Wahrscheinlich nicht! (GR Dr Herbert Madejski: Geh, bitte!) Weil
sonst hätten Sie nicht die Unverfrorenheit gehabt, hier von einer
Belastungswelle der Stadt Wien zu sprechen, wo Sie doch genau wissen müssten,
dass im Bund von den beiden Regierungsparteien wesentlich mehr Belastungen
beschlossen wurden. Das führt dazu, dass es für bestimmte Gruppen in unserer
Bevölkerung, und zwar für jene, die weniger Einkommen haben, pro Jahr
1 000 EUR weniger Einkommen gibt. Das ist etwas, was im Bund
beschlossen wurde. Darüber können wir uns sehr gerne unterhalten.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen Sie mich ganz kurz zum
Rechnungsabschluss der Stadt Wien kommen. Wirtschaftsförderung plus
47,2 Prozent, 132,5 Millionen EUR, Investitionen direkt
1,35 Milliarden EUR, plus 7,7 Prozent, nachfragewirksame
Investitionen 3,26 Milliarden EUR, plus 4,4 Prozent,
Technologieförderung 27,5 Millionen EUR, plus 14,5 Prozent,
Schuldenstandreduzierung 145 Millionen EUR und so weiter und so fort.
Jetzt stellen Sie sich einmal vor, der Herr Finanzminister Grasser wäre in der
Lage, eine solche Bilanz vortragen zu können. Da würde wahrscheinlich eine
Homepage gar nicht reichen, da würde es wahrscheinlich Fernsehspots geben, Werbespots
im Fernsehen, dass er eine so tolle Bilanz präsentieren könnte. Bei uns ist das
nicht notwendig. Wir sagen Ihnen hier die Zahlen. Wir sind uns vor allem sehr
bewusst, und das zeigen auch die dementsprechenden Ergebnisse bei den letzten
Wahlen, dass die Wiener Bevölkerung das auch honoriert.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, schauen wir uns einmal den
Vergleich mit der Bundesregierung an. Wenn Sie in Ihren Ausführungen die
Bundesregierung zitieren, müssen Sie sich auch gefallen lassen, dass auch
dementsprechende Zahlen genannt werden. Die Schulden der Bundesregierung bis
2004, so schaut die Prognose aus, betragen nach dem Bundesbudget, das jetzt
beschlossen wurde, für 2003/2004 13 Milliarden EUR mehr. 1999 hatten
wir einen Schuldenstand von 117,8 Milliarden, 2004 werden es
130,7 Milliarden sein. Die Steuereinnahmen betrugen 1999
48,7 Milliarden, 2004 werden es 57,6 Milliarden sein. Die Steuer- und
Abgabenquote pendelt ständig zwischen 44 und 45 Prozent und Sie wissen, das
ist die höchste in der Geschichte unserer Republik. Wo gab und gibt es
Erhöhungen auf Bundesebene? Bei den Militärausgaben in der Größenordnung von
137 Millionen EUR, dabei sind die Abfangjäger noch nicht
eingerechnet, und bei der Landwirtschaft mit 227 Millionen EUR. Wenn
Sie hier von wirtschaftsfreundlicher Politik auf Bundesebene sprechen, dann
kann ich Ihnen nur sagen, Sie verstehen von Wirtschaft herzlich wenig!
Schauen wir uns aber die andere Seite an, nämlich was die
Kürzungen betrifft. Wie stehen wir im Vergleich mit der Europäischen Union
tatsächlich da? Beim Wirtschaftswachstum ist es so, dass die Prognose für 2004
zeigt, dass wir Schlusslicht innerhalb der Europäischen Union sein werden. Bei der Einkommensentwicklung ist
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