Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 122
und hier
speziell die Frauen, weil uns gerade die Frauen sehr, sehr wichtig sind. (StRin
Karin Landauer: Steuergeld! Steuergeld! Steuergeld! Steuergeld ist das!) Aber
nicht nur, weil sie immerhin die Mehrheit der Wiener Bevölkerung stellen,
sondern weil sie ganz wichtige Mitglieder in unserer Gesellschaft sind und das
zeigen wir auch durch entsprechende Zahlen und durch entsprechendes Geld in die
Hand Nehmen. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich meine, das Glas ist halb voll, weil sozialdemokratische Politik auch
im 21. Jahrhundert dort steht, wo Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten
seit über 100 Jahren stehen, nämlich auf der Seite der Schwächeren in der
Gesellschaft. Man sieht das an den ganz konkreten Maßnahmen, die im Vorjahr
auch aus dem Rechnungsabschluss ersichtlich sind: Ob das die Schaffung weiterer
Wohnprojekte für Obdachlose ist, ob das Helfen statt Strafen in der Wiener
Drogenpolitik ist, ob das die Schaffung – und das war erst in den letzten Tagen
sehr aktuell - des Babynestes im Wilhelminenspital ist, und dieser Herr
Stadtrat hinter mir war der, in dessen Ägide das durchgeführt wurde. Er hat
auch die anonyme Geburt für verzweifelte Mütter in die Wege geleitet und dafür
danke ich dir wiederum als Frau und ganz herzlich! (Beifall bei der SPÖ.)
Auf der Seite der Schwächeren stehen heißt auch, sie speziell zu fördern
und Angebote zu legen, zum Beispiel freiwillige und kostengünstige Sprachkurse
für Mi-grantinnen und Migranten oder Gratis-Kinderbegleitung im Krankenhaus
oder Chancengerechtigkeit durch Bereitstellung eines ganz, ganz hochwertigen
Bildungsnetzwerkes in Wien. Wenn ich an die Ausstattung der Pflichtschulen
denke, wenn ich an die Ausstattung - auch finanzieller Natur - der
Erwachsenenbildung, der Volkshochschulen, denke, wo sich der Bund ein Scheibchen,
ein großes Scheibchen abschneiden könnte, um zumindest den kleinen Obolus zu
leisten, der geleistet wurde und nicht diesen noch zu streichen.
Ich meine, das Glas ist halb voll, weil wir in Wien den Sozialabbau der
Bundesregierung nicht 1 zu 1 weitergeben, sondern sozial ausgewogene und sozial
verträgliche Maßnahmen durchführen. Zum Beispiel in weiser Voraussicht - das
ist leider eine traurige Gewissheit geworden - haben wir damit gerechnet, dass
die Sozialhilfe in Wien explodieren wird. Leider ist diese Entwicklung auch
eingetreten, aber, und das ist das Wichtige, wir schimpfen nicht nur und
kreiden nicht nur an und sagen, wir würden es anders machen, würden wir die
Bundesregierung stellen, sondern wir zeigen, dass wir in Wien die soziale
Verantwortung übernehmen und uns auch unserer Verantwortung sehr bewusst sind
und das Geld zur Verfügung stellen (StRin Karin Landauer: Steuergeld!
Steuergeld!) und zwar nicht für die eigene Tasche, so wie manche Minister,
sondern damit die Leute genug zum Leben haben und damit auch ihr Leben
ausreichend sichern können. (Beifall bei der SPÖ.)
Ein weiterer Punkt ist zum Beispiel, dass wir auch den Vereinen und
Institutionen mehrjährige Verträge anbieten, damit auch Nachhaltigkeit und
Garantie gewährleistet ist, dass sie ihrer Arbeit noch weiter nachgehen können.
Ich meine, das Glas ist halb voll, weil Wien einen ganz hohen sozialen
Standard hat und den auch hält. Wien ist innovativ und Vorreiterin in der
Sozialpolitik für die anderen Bundesländer und auch weit über die Grenzen
hinaus für andere Staaten der Welt.
Ich möchte unter anderem dabei erwähnen, weil das
wahrscheinlich dann zu kurz kommen wird, dass für uns Sport, Freizeit und Bäder
soziale Maßnahmen sind, soziale Angebote, die zu einem möglichst günstigen Preis
allen Wienerinnen und Wienern zur Verfügung gestellt werden sollen, und wir
sind dagegen, dass individueller Luxus nur zum Lebensstil dazu gehört und wir
nicht sonst dafür vorsorgen würden, dass es den Menschen auch in der Freizeit,
auch außerhalb der Arbeitszeit gut geht.
Behindertenpolitik ist nicht nur ein Thema im Jahre
der Menschen mit Behinderungen.
Ich meine, das Glas ist halb voll, weil wir den Kindern Raum geben.
Schlagworte wie „Wählen mit 16“ bekommen in Wien ein Gesicht, nämlich dass
die Kinder und Jugendlichen auch in demokratische Entscheidungsprozesse
miteingebunden werden, und das ist uns ganz, ganz wichtig. Je früher man
Partizipation anregt, desto besser wird es sein, die ganze Gesellschaft in
Entscheidungen auch mit einzubeziehen. (Beifall bei der SPÖ.)
Und ich meine schlussendlich, dass das Glas halb voll ist, weil in Wien
Kultur mehr als ein Theater ist. Wien gibt zum Beispiel für Erwachsenenbildung
sehr viel aus, für Technologieforschung und Industrieansiedlungen sogar mehr
als der Bund. Wir unterscheiden dabei nicht, ob es sich um genehme Gruppen und
um genehme Künstler und Künstlerinnen handelt und ob uns die in unser
ideologisches Muster passen oder nicht, sondern uns ist jeder Künstler, der
sich einbringen möchte, auch gleich viel wert. Deswegen unterstützen wir auch
kritische Geister im Gegensatz zu anderen Regierungen und zensurieren nicht
durch Zudrehen des Geldhahns, wie es der jetzige Kulturstaatssekretär ja des
Öfteren gezeigt hat.
Ich habe in der Rundumschau versucht zu zeigen, dass wir die
Herausforderungen der täglichen Politik gerne annehmen, und die letzten
Landtagswahlen haben gezeigt, dass auch die Wienerinnen und Wiener erkennen,
dass das Glas durchaus halb voll ist und haben uns auf diesem Weg auch
unterstützt.
Meine letzte Rede heute als Gemeinderätin hier im Haus möchte ich zum
Anlass nehmen, um ein paar bescheidene persönliche Bemerkungen zu machen.
Wie die meisten von Ihnen/euch wissen, werde ich übermorgen
zur Bezirksvorsteherin des Alsergrundes, des schönen, wunderschönen lebens- und
liebenswerten Alsergrundes vorgeschlagen und gewählt. Für mich beginnt damit
ein neuer Berufs- und ein neuer Lebensabschnitt, auch wenn ich es so sehe, dass
ich weder ein lachendes noch ein weinendes Auge habe, sondern ich
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular