Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 122
nicht
miteinander umgehen sollte, wenn man wirklich zu konkreten Projekten und
Umsetzungen kommen will –, dass man Gorbach ein Paket überreicht und sagt, alle
Projekte sind gleich wichtig, der Bund soll sich aussuchen, welche jetzt
vorgezogen werden und daher dann den Schwarzen Peter haben, sondern ich glaube
schon, dass Wien auch gefordert ist, zu sagen, was jetzt von unserem Standpunkt
aus eigentlich vorzuziehen wäre und welche anderen Projekte, so wichtig sie
auch alle sind, man eben ein bisschen warten lassen muss, weil man nicht alles
auf einmal machen kann. Ich glaube, dass das nur fair wäre. (GR Christian Oxonitsch: Hast du einen
Vorschlag?) Nein, nein, da sind schon die Regierenden, nämlich die in Wien
Regierenden gefordert. (GR Christian
Oxonitsch: Aber du kannst ja etwas vorschlagen!)
Ich habe ja schon gesagt, der Zentralbahnhof ist sicher ein ganz
wichtiges Vorhaben, und da sollten wir auch schön langsam die Verhandlungen zu
Ende bringen, weil wir sonst auch die uns selbst gestellten Fristen, die in dem
Letter of intent festgehalten sind, versäumen. Das wäre schade, denn dann
müssten wir wieder am Anfang anfangen, und ich glaube, das will niemand, denn
das ist ja jeweils immer ein Zeitverlust. Daher mein Appell an die
sozialdemokratische Fraktion, sich intern klar zu werden, offene und ehrliche
Verhandlungen mit den ÖBB zu führen – die sind ohnehin schwierig genug – und zu
schauen, so schnell wie möglich zu Resultaten zu kommen. Ich glaube, alleine
aus diesem Projekt könnte sehr, sehr viel an positiven Impulsen hervorgehen. (Beifall bei der FPÖ.)
Zum Abschluss möchte ich eine Situation noch kurz beleuchten, weil ich
gesehen habe, dass wir diesmal mit unseren Anliegen für mehr Sicherheit und für
eine stärkere Kriminalitätsbekämpfung auch den Herrn Bürgermeister mit an Bord
begrüßen können. Ich freue mich sehr, aber wenn er schon bis 2000 auch
mitgekämpft und sich engagiert hätte, würden wir jetzt nicht so schlecht
dastehen. Die Kriminalitätsentwicklung in Wien im letzten Jahr hat leider
Gottes wieder eine Explosion erfahren, wie man sie etwa, wenn Sie sich
zurückerinnern – und das werden Sie sicher –, vor zehn Jahren in Wien
beobachten konnte. Seit vielen Jahren fordern wir daher, dass es zu einer
Aufstockung der Dienstposten bei der Exekutive in Wien kommen muss und nicht,
wie es der jetzige Innenminister gemacht hat, in einer völligen Verkennung
dessen, wofür der Staat Geld auszugeben hat und wofür nicht. Man kann nicht
linear auch bei der Sicherheit sparen, sondern bei der inneren Sicherheit muss
gewährleistet sein, dass die Kriminalität maximal bekämpft wird. Und das kann
man nicht machen, indem man die Exekutive reduziert – und das ist leider Gottes
geschehen, es gibt jetzt um 500 Dienstposten weniger –, sondern indem man sie
aufstockt. (GR Godwin Schuster: Sagen Sie
das der ÖVP!) Ich beziehe mich immer noch auf das Versprechen des
seinerzeitigen Bundeskanzlers Vranitzky aus dem Jahr 1990 an den damaligen
Bürgermeister Zilk: Jawohl, die Gemeinde wird 1 000 Dienstposten mehr
bekommen. (GR Christian Oxonitsch: Aber
Sie wissen schon, wer jetzt eingespart hat!) Bis heute haben wir sie nicht
bekommen, auch nicht von der sozialistischen Koalitionsregierung bis zum Jahr
2000 (GR Godwin Schuster: Nein, so ist
das nicht!), sondern ihr habt genauso gesenkt, abkommandiert und Wien einem
Aderlass unterzogen wie der jetzige Innenminister. Und dagegen wehren wir uns. (GR Godwin Schuster: Dem Minister müssen Sie
das sagen!)
Wenn Sie wollen – und ich sehe, da haben wir Sie jetzt als Verbündete,
ich weiß auch von der Wiener ÖVP, dass ihr das am Herzen liegt –, werden wir
schauen, dass wir vielleicht doch gemeinsam auch den Innenminister davon
überzeugen, dass man die steigende Kriminalität nicht dadurch bekämpfen kann,
dass man Dienstposten einspart, sondern indem man aufstockt und schaut, dass
mehr Polizei auf die Straße kommt. (Beifall
bei der FPÖ.)
Etwas noch zum Abschluss. Wir haben beobachtet, dass jetzt doch ein
bisschen ernster und mit mehr Nachdruck – aber das kann erst ein Beginn sein –
gegen die offene Drogenszene in Wien vorgegangen wird. Wir haben ja seit jetzt
fast schon einem Jahrzehnt gefordert, dass gegen gewisse Unterkünfte, gegen
gewisse Heime vorgegangen wird, wo alle Anrainer, wo die Bevölkerung immer
wieder darauf hingewiesen hat: Da wird offen gedealt, da wird den Händlern
Unterschlupf gewährt. Es ist ein Jahrzehnt lang nichts passiert. Endlich einmal
hat die Wiener Polizei – ich will jetzt nur drei derartige Unterkünfte nennen:
im 17. Bezirk die Soteria, 15. Bezirk, Ullmanngasse, und
12. Bezirk, Längenfeldgasse – Razzien durchgeführt. Da ist dann so
plastisch geschrieben worden, dass – etwa in der Soteria im 17. Bezirk –
Kugeln durchs Fenster flogen, weil eben dort die Dealer beheimatet sind und von
dort aus versucht haben, Wiener Kinder und Jugendliche zum Drogenkonsum zu
verführen.
Es ist nur bedauerlich – das sage ich jetzt aus unserer Sicht –, dass
man nicht schon vor Jahren damit begonnen hat, diese Kriminalitätsentwicklung
stärker zu bekämpfen, denn jetzt ist sie schon sehr weit fortgeschritten. Wie
Beamte des Sicherheitsbüros sagen, wäre eine Bekämpfung im Jahr 1997 natürlich
viel erfolgversprechender und kürzer gewesen als jetzt, aber man muss sie
selbstverständlich auch jetzt angehen. Sie wird länger dauern, sie wird
mühsamer sein, aber im Interesse der Wiener Kinder und Jugendlichen, um zu
verhindern, dass sie ständig angeredet und angepeilt werden, dieses Suchtgift
zu kaufen, ist es richtig und notwendig und wird hoffentlich auch fortgesetzt
werden, dass gegen diese Brutstätten der Suchtgiftkriminalität in Wien endlich
vorgegangen wird.
Insgesamt zur Sicherheit in Wien: Wenn man sagt, Wien gehört
zu den sichersten Städten, dann ist das immer sehr subjektiv, denn wenn Sie
bestohlen werden, wenn Sie beraubt werden, dann nützt Ihnen die Statistik
überhaupt nichts. Aber wir glauben, dass es für den Lebensstandard und zum
Wohlfühlen in einer Stadt ganz wesentlich ist, dass man sich sicher fühlen
kann. Damit es in Wien noch besser wird, als es bisher war, damit
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