Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 122
Wassergebühren
ansehe, haben wir es wiederum mit einer deutlichen Überdeckung zu tun. Auch
hier werden den Wienerinnen und Wienern 23,5 Millionen EUR entzogen.
Das heißt, 51,3 Millionen EUR haben die Wienerinnen und Wiener
weniger, weil Sie, Herr Vizebürgermeister, es zu verantworten haben, dass
dieses Geld weggenommen wird. Meine Damen und Herren, das ist ein falsches
Signal in einer Zeit, in der es in Wien eine Arbeitslosensituation gibt, die
deutlich schlechter ist als in anderen Teilen dieser Republik.
Gerade was die Zahlen betrifft, möchte ich darauf hinweisen, dass Sie es
mit einer schlimmen Bilanz zu tun haben, was sich zeigt, wenn wir vergleichen:
Im übrigen Österreich haben wir eine Arbeitslosigkeit von 6,9 Prozent, in
Wien von 9 Prozent und nunmehr im Jahre 2003 auf 10 Prozent steigend.
Wenn Sie einen Vergleich anstellen mit der Zeit des Regierungsantrittes von Bgm
Häupl, dann ist die Zahl der Arbeitslosen seit damals deutlich angestiegen. Wir
haben es damit zu tun, dass in diesen Jahren von 1994 bis 2002 die
Arbeitslosenquote in Wien um mittlerweile wiederum 29,3 Prozent
angestiegen ist. 29,3 Prozent – das ist eine Zahl, die gerade einer Partei
wie der SPÖ eigentlich zu denken geben sollte.
Und wenn Sie sich die Gesamtsituation im Vergleich zwischen dem Bund und
Wien ansehen, dann hätte Wien einiges nachzuholen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn wir uns die Zahl der
unselbstständig Erwerbstätigen ansehen, so hat Wien im Jahre 1965 so viele
unselbstständig Erwerbstätige gehabt wie im Jahre 2001, und diese Zahl ist
seither noch gesunken. Während es in anderen Regionen, in anderen Bereichen
ganz klar ist, dass es die Metropolen sind, die die Impulse geben, ist in Wien
das Gegenteil der Fall. Wien hat weniger unselbstständig Erwerbstätige als
1965, auf Bundesebene ist die Zahl der unselbstständig Erwerbstätigen im
gleichen Zeitraum um ein Drittel angewachsen. Auch das ist ein Zeichen für das
Versagen Ihrer Wirtschafts- und Sozialpolitik. (Beifall bei der ÖVP. – GR
Christian Oxonitsch: Das ist die Zeit der blau-schwarzen Bundesregierung! Das
sagst du nicht dazu! – GR Franz Ekkamp: Das ist ein schlechter Vergleich!)
Ich glaube, der Vergleich zwischen Wien und dem Bund zeigt, wo die Verantwortung
liegt. Die Verantwortung liegt bei Ihnen, bei der Wiener SPÖ. (Beifall bei der ÖVP. – Christian Oxonitsch:
Darf ich dir die Vergleichszahlen des Bundes sagen?)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Dieser Rechnungsabschluss zeigt
aber auch, wie die Gesamtpolitik dieser SPÖ-Alleinregierung aussieht. Es ist
eine Politik des Stillstandes. Wir haben es etwa im Bereich der Verkehrspolitik
damit zu tun, dass im Jahr 2002 erstmals weniger Fahrgäste bei den Wiener Linien festzustellen sind als
davor. Das ist ein Zeichen, dass Sie die Verkehrsprobleme dieser Stadt nicht im
Griff haben, dass Sie die notwendigen Kooperationen zwischen Wien und dem
Umland nicht angehen. Das betrifft beispielsweise auch die Situation zwischen
Wien und Bratislava. Vor vielen Jahrzehnten gab es sogar eine
Straßenbahnverbindung zwischen diesen beiden Städten. Da lägen Aufgaben für den
Wiener Nahverkehr, da lägen auch Aufgaben für die Wiener Linien.
Und wie sieht es aus in der Umwelttechnologie? Auch dort könnten wir einiges
bewegen hinsichtlich der Länder in Osteuropa. (GR Christian Oxonitsch: Wien soll zuständig sein für die Verbindung
nach Bratislava?) Sie wissen doch ganz genau, dass Wien hier einen Beitrag
zu leisten hätte, dass wir in der gesamten Region etwas für den Verkehr zu tun
haben (GR Christian Oxonitsch: Wer
wechselt jedes halbe Jahr die Infrastrukturminister, weil sie überfordert
sind?) Denn was hat Wien getan? Was hat Wien getan in Fragen der
Infrastruktur? (GR Christian Oxonitsch:
Da kommt einem immer der Ansprechpartner abhanden!) Was hat Wien dafür
getan, damit das Verkehrsaufkommen nicht höher wird? Was hat Wien dazu getan,
dass das nicht auf den öffentlichen Verkehr umgeleitet wird? Nichts! (GR Franz Ekkamp: Das ist ja lächerlich!)
Das ist ein Armutszeugnis für die Politik, die Sie hier geleistet haben. (Beifall bei der ÖVP.)
Und was hat beispielsweise Wien in der Bildungspolitik getan? Wenn Sie
heute in Bratislava sind, hören Sie, mit welchem Stolz Schüler davon sprechen, dass
sie Kittseer sind, weil sie nach Kittsee in die Schule gehen können. Gibt es
vergleichbare Programme, die Wien an den Tag legt?
Meine sehr geehrten Damen und Herren! So lässt sich das in den
verschiedensten Bereichen der Politik dieser Stadt beobachten, etwa auch im
Bereich der Kulturpolitik. Man fährt nach Graz in die Kulturhauptstadt, um sich
anzusehen, wie entsprechende Momente einer modernen Kulturpolitik vor sich
gehen. Was ist seit dem Abgang unseres Kulturstadtrates Peter Marboe in dieser
Stadt geschehen? Flops. Die Ausschreibungskultur ist zerstört worden. Beiräte,
Kommissionen werden einfach links liegen gelassen, deren Gutachten auf die
Seite geschoben.
Das letzte Desaster auf diesem Gebiet war der Rabenhof. Es ist von
unserer Seite immer darauf hingewiesen worden, dass das nur in einem
finanziellen Desaster enden kann. Mittlerweile wird Geld dafür ausgegeben, dass
nicht gespielt wird. Das erinnert fast an die Landwirtschaftspolitik, wo
Flächen bewusst brachliegen. Ist das Ihre Kulturpolitik? (GR Franz Ekkamp: Welcher Minister ist denn da zuständig? Ist das nicht
Ihr Minister?) Sie wissen ganz genau, in der Landwirtschaft hat es einen
anderen Grund. (GR Franz Ekkamp: Ist da
nicht der Molterer zuständig?) Daran ersieht man, welchen Stellenwert
Kulturpolitik für Sie hat. Kulturpolitik ist offensichtlich, Geld dafür zu
verwenden, dass etwas nicht bespielt wird. Ein Armutszeugnis, meine sehr
geehrten Damen und Herren! (Beifall bei
der ÖVP.)
Das Gleiche gilt für Ihren Umgang mit dem Denkmalschutz. Ich
erwähne die Sophiensäle als ein Beispiel für viele. Aber, meine sehr geehrten
Damen und Herren, das gilt nicht nur für den Denkmalschutz, das gilt auch für
den Naturschutz. Nur mühsam war es möglich zu verhindern, dass 80 Bäume im
Stadtpark, in einer der
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