Gemeinderat,
28. Sitzung vom 23.05.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 80
ableiten, dass sich in diesem Bereich, wenn es darum geht,
die Menschen zu treffen, den Großteil der Menschen, nämlich die
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und die Pensionistinnen und Pensionisten,
und es vor allem darum geht, die Stadt Wien zu treffen, dann geht das ganz froh
und munter auch so weiter. Tatsächlich kann man zusammenfassend sagen, dass in
den letzten zwei Jahren insgesamt 400 Millionen EUR weniger in Wien
zur Verfügung standen. Und da kann man sagen, danke Bundesregierung. Das ist
das, was diese Bundesregierung für Wien tut und mit ihr allen vor an der
ÖVP-Obmann Finz.
Wenn wir uns das jetzt weiter
anschauen, - und das ist ja, denke ich, ein wesentlicher Punkt am
heutigen Tag, und einige Vorredner sind schon ein bisschen darauf
eingegangen - was sich bei der Frage der Pensionsreform tut, dann ist
es neben der Tatsache, dass es sich hierbei um eine reine
Geldbeschaffungsaktion handelt - das lässt sich nicht nur aus Studien der
Arbeiterkammer und der Gewerkschaft ablesen -, sondern schlicht und ergreifend,
wenn man sich die Mühe nimmt, die Erläuterungen zu den Budgetbegleitgesetzen zu
lesen, aus denen ganz klar hervorgeht, dass derzeit überhaupt keine
Kostenexplosion in Sicht ist. Vielmehr ist es so, dass die Gesamtaufwendungen
in den gesetzlichen Pensionsversicherungen, nämlich in allen, in der ASVG, in
der GSVG und in der BSVG von 11,1 Prozent im Jahr 2003 gleichzeitig gleich
fortgeschrieben wird und in Wahrheit auch sinken wird.
Wozu aber schon einige Worte noch notwendig sind ist,
wie diese Diskussion stattfindet und wie das hier alles passiert ist. Da haben
jahrelang - und darauf verweist der Herr Bundeskanzler auch immer wieder -
Expertinnen und Experten, ich glaube, es waren vor allem Experten, getagt,
um eine Änderung im Pensionsrecht zu
erarbeiten. Und dann gab es plötzlich einen Vorschlag, zu dem viele Experten
gesagt haben, sie finden sich da überhaupt nicht wieder, das ist wirklich nicht
das, was vereinbart worden ist. Mit den Sozialpartnern wurde hier auch nicht
gesprochen, und dann haben Bürgerinnen und Bürger sich erlaubt, dagegen
aufzutreten. Dagegen aufzutreten, dass ihnen bis zu 40 Prozent ihrer
Pension geraubt werden sollten.
Und was sagt dann der Bundeskanzler? Der
Bundeskanzler sagt nicht: Gut, es war sowohl ein strategischer als auch ein
inhaltlicher Fehler , wir nehmen diesen Entwurf zurück, wir sprechen weiter.
Das macht der Bundeskanzler nicht, der Bundeskanzler sagt: Dem Druck der Straße
darf nicht nachgegeben werden. Dem Druck der Straße darf nicht nachgegeben
werden. Es ist ein sehr interessantes, meiner Meinung nach unerhörtes
Demokratieverständnis dieses Bundeskanzlers, denn daraus ist ausschließlich
ableitbar, dass er es für unerhört hält, wenn Menschen ihre Meinung zu
bestimmten Vorgaben dieser Bundesregierung äußern, und das halte ich für ein
autoritäres Staatsverständnis. (Beifall bei der SPÖ.)
Der Druck der Straße, der schlicht und ergreifend zu
umschreiben ist mit der Sorge vieler tausender, zehntausender, hunderttausender
Menschen in unserem Land, die beim ärgsten Gewitter, das es in den letzten zehn
Jahren in Wien gegeben hat, zu fast 200 000 demonstriert haben, war
offenbar doch so stark, dass der Bundeskanzler, nachdem er vom
Bundespräsidenten mehr oder weniger dazu gezwungen wurde, bereit war, mit den
Sozialpartnern auch darüber zu sprechen.
Doch wie funktionieren diese Gespräche. Sie funktionieren
offensichtlich so, dass nach außen hin dargestellt wird, dass Kooperation
möglich ist, dass es aber offensichtlich nicht möglich ist, in
vierzehnstündigen Verhandlungen die ärgsten Spitzen herauszunehmen und hier zu
einem Kompromiss mit den Sozialpartnern zu kommen.
Was die nächsten Tage bringen werden, werden wir alle
sehen. Tatsache ist eines, dass auch schon das WIFO in den letzten Tagen
veröffentlicht hat, dass die Tatsache, dass Österreich von seinem sehr
bewährten Konsenskurs der letzten 50 Jahre abgegangen ist, massive
Schädigungen der österreichischen
Wirtschaft auch nach sich zieht und unsere Hoffnung kann schlicht und
ergreifend nur die sein, dass wir möglichst bald wieder diesen Konsenskurs in
unserem Land haben.
Tatsache ist aber auch das, dass es diesen
Konsenskurs nur geben wird, wenn es diese Bundesregierung nicht mehr geben
wird. Daher bleibt mir nur noch zu sagen, ein guter Tag beginnt mit einer neuen
Bundesregierung (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort ist niemand mehr gemeldet. Die
Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat auf das Schlusswort
verzichtet.
Wir kommen somit gleich zur Abstimmung.
Wer von den Damen und Herren für diese Post stimmt, bitte
ich um ein Zeichen der Zustimmung. -
Das ist mehrheitlich gegen die Stimmen der Freiheitlichen angenommen.
Wir kommen jetzt zu den Abstimmungen über die
Beschluss- und Resolutionsanträge.
Alle drei werden zur sofortigen Abstimmung
vorgeschlagen. Ich gehe in der Reihenfolge des Einlangen vor.
Antrag des Herrn GR Salcher bezüglich Wiener
Festwochen.
Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen. – Dieser
Antrag hat nicht die notwendige Mehrheit gefunden.
Antrag der GRe Unterreiner, Stefan und Ebinger, alle
natürlich Magistra und Magister, bezüglich Einhaltung der Geschäftordnung des
Beirates der Wiener Festwochen GesmbH.
Wer dafür ist, den bitte ich ebenfalls um ein
Zeichen. - Hat auch nicht die notwendige Mehrheit gefunden.
Und schließlich der Antrag von GR Woller, ebenfalls
betreffend Wiener Festwochen.
Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der
Zustimmung. - Dieser Antrag hat die Mehrheit gefunden.
Es gelangt nunmehr die Postnummer 24 der
Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an das
Demokratiezentrum Wien und die Frau Berichterstatterin, Frau Gemeinderätin
Winklbauer, wird einleiten.
GRin Renate Winklbauer
(Sozialdemokratische
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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