Gemeinderat,
28. Sitzung vom 23.05.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 80
die so ein Herz für den Sport hat, gibt es in der Tat
eigentlich kaum in Österreich oder gar nicht.
Was die Kritik an dem Eislaufplatz und am Wien-Marathon
betrifft, möchte ich auch sagen: Also wenn das keine
Breitensportveranstaltungen sind, wo Tausende, Hunderttausende Eis laufen, wo
Tausende Läufer motiviert werden, die nicht alle in Vereinen organisiert sind!
Wenn wir davon ausgehen, dass wir damit sehr, sehr große Sportgruppen
erreichen, aber auch mit der Aktion "Bewegung findet Stadt", mit dem
Frauenförderprogramm und so weiter, so kann ich Ihre Kritik an der Sportstadt
Wien nicht verstehen.
Ich sage nochmals: Es handelt sich hier um ein klassisches
Ablenkungsmanöver auf Kosten des Sports, und das hat sich der Sport in Wien bei
Gott nicht verdient. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächste Rednerin ist Frau GRin Sommer-Smolik gemeldet. Ich erteile ihr das
Wort.
GRin Claudia Sommer-Smolik (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr
geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Ich möchte vom Sportgroschen etwas wegkommen, denn
wir haben am Nachmittag noch genug Gelegenheit, darüber zu diskutieren, und
möchte auf einen Punkt zu sprechen kommen, der uns – und ich denke, auch allen
WienerInnen – sehr wichtig ist, nämlich die Gesundheit unserer Kinder, die ja
sehr davon abhängt, wie viel Sport auch in der Schule angeboten wird.
Wenn man sich Studien ansieht, so erkennt man, dass
die Kinder zunehmend unter schlechter Fitness leiden. Begründet wird das mit
dem Bewegungsmangel und der Fehlernährung.
Es ist wichtig, im Volksschulalter – in der Schule
überhaupt, aber vor allem im Volksschulalter – verschiedene Sportarten kennen
zu lernen, da dies für die koordinative Entwicklung der Kinder sehr, sehr
wichtig ist. Aber auch in der Pubertät ist es für die Jugendlichen von großer
Bedeutung, Sport auszuüben, denn damit werden soziale Kompetenz und
Persönlichkeitsentwicklung gestärkt. Diese beiden Punkte sind ein sehr
wichtiger Teil der Prävention, vor allem wenn es um Suchtprävention geht.
Aber was haben wir nun in den letzten Wochen bemerken
müssen? Die Bundesregierung streicht Stunden in den Schulen und hier gerade
auch die Turnstunden. Es gibt eine Verordnung der Frau Bundesministerin über
die Änderung der Lehrpläne in den allgemein bildenden höheren Schulen, worin
vorgesehen ist, in der 3. Klasse von vier Turnstunden auf drei Turnstunden
zu kürzen und in der 6. Klasse von drei auf zwei Turnstunden zu kürzen.
Das ist unserer Meinung nach der falsche Weg. Wir
sind daher mit den SchülerInnen und auch mit den LehrerInnen, die sich gegen
diese Stundenkürzungen wehren, einer Meinung, dass das so nicht sein kann, dass
hier gespart wird, nämlich auch auf Kosten der Kinder. Und es ist nicht zu
erklären, wenn im Gegenzug dazu Abfangjäger gekauft werden, die völlig sinnlos
sind.
Ein zweiter Bereich, der in der Sportdiskussion
leider sehr oft ausgeblendet wird, ist die Frage nach den Frauen im Sport. Auch
im Sport sind die Frauen nach wie vor benachteiligt. Es gibt immer wieder
weniger Räume, wo Frauen sich auch sportlich betätigen können, weniger Geld für
die so genannten Frauensportarten, es gibt die schlechteren Ausstattungen, und
auch die Wertigkeit des Frauensports in der Gesellschaft ist im Gegensatz zum
Männersport nach wie vor viel geringer.
Wenn wir uns jetzt ansehen, was zum Beispiel die Frau
Abgeordnete zum Nationalrat Schasching von der SPÖ so fordert, so muss ich
schon die SPÖ in Wien auch fragen, wieso diese nicht so schlechten, wieso diese
eigentlich ganz klugen Forderungen der Frau Abgeordneten zum Nationalrat hier
in Wien nicht umgesetzt werden.
Auch auf der Homepage der SPÖ-Bundesfrauen ist unter
anderem zu lesen, dass diese Verdrängung der Frauen, diese Reduzierung der
Frauen auf die klassischen Frauensportarten eigentlich nach wie vor besteht und
hier Handlungsbedarf gegeben ist. Auch diese Ansicht teilen wir. Und wenn es
dann weiter heißt, "wo Buben dem Fußball nachlaufen, werden Mädchen oft
unbewusst nach wie vor auf typisch weibliche Beschäftigungen reduziert,
Freizeitflächen sind im Allgemeinen Bubenflächen", so kann ich dem nur
Recht geben. Ich fordere daher schon die Stadt Wien auf, mehr öffentlichen Raum
auch für Mädchen und junge Frauen zu öffnen und hier aktiv zu werden.
Ich glaube, wir haben gerade in Bezug auf Frauen im
Sport noch einiges vor uns, und ich hoffe, dass hier auch noch einiges erledigt
wird.
Ich möchte meine restliche Redezeit dazu nutzen, noch
kurz etwas zu einem aus unserer Sicht historischen Sieg zu sagen, der gestern
Nacht erfolgt ist. Ich möchte der grün-roten Mehrheit in der Bundesvertretung
der Österreichischen Hochschülerschaft ganz herzlich zum Wahlsieg gratulieren. (Beifall
bei den GRÜNEN sowie bei Gemeinderäten
der SPÖ.) Es war ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen, und ich bin froh, dass
hinsichtlich der Bildungspolitik der Frau Bundesministerin Gehrer wieder einmal
aufgezeigt wurde, dass es so nicht gehen kann und dass sich die jungen Menschen
in diesem Land das nicht gefallen lassen. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr Mag Gerstl gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien):
Meine sehr geehrten Damen und Herren! (GR
Dr Kurt Stürzenbecher – auf ein Pflaster auf der Nase des Redners zeigend –:
Wie ist denn das passiert?) Es ist kein Sportunfall (GR Mag Thomas Reindl: Sondern? Die Gattin?), damit ich es gleich
für alle sagen kann, es war der Gürtelbeirat von StR Schicker. Also man kann
sozusagen auch in Amt und Würden eine Verletzung erleiden, ohne Sport betreiben
zu müssen. (GR Mag Christoph Chorherr: Was habt ihr denn da gemacht? –
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