Gemeinderat,
28. Sitzung vom 23.05.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 80
Situation aus dem Sportbereich, aus dem Sportbudget kurz
darstellen. Wenn wir den Rechnungsabschluss von 2001 zu Grunde legen und den Budgetansatz
von 2003 zur Hand nehmen, ergibt sich folgendes Bild:
Insgesamt standen dem Sport aus den Mitteln für das
Jahr 2001 6,1 Millionen EUR zur Verfügung. Davon bekam gleich
einmal die Stadthalle 3,8 Millionen EUR - das ist auch nicht ganz
geklärt, warum es diese Summen sein müssen -, und der Sportgroschen hat damals
726 000 EUR ausgemacht. Das sind aber Leistungen, die die
Sportorganisationen selbst erbringen und die daher eigentlich abgezogen werden
müssen, weil sie ja nicht direkt aus der Kassa der Stadt Wien beziehungsweise
der MA 51 kommen. Es bleiben also 1,6 Millionen EUR an echten
Förderungen. Das sind genau 5 Prozent, meine Damen und Herren.
Wenn wir uns jetzt anschauen, was die aktuelle neue
Regelung bringt, dann sehen wir Folgendes: Die Stadthalle erhält im
Budgetjahr 2003 gleich noch einmal eklatant mehr Geld aus der
Sportförderung - die Sportplätze und die Sporthallen werden nämlich jetzt
ebenfalls belastet, das kommt jetzt neu dazu -, und es ist voranschlagsmäßig
mit 400 000 EUR aus dem Sportgroschen zu rechnen. Wenn Sie jetzt die
12,5 Prozent, diese Kürzung für die Dachverbände, zu Grunde legen und die
Summe betrachten, die sozusagen zur Verfügung steht und die insgesamt daher
verteilt werden kann, dann kommen Sie auf ein Minus von 360 000 EUR
bei den Mitteln, die die Sportdachverbände heuer zur Verfügung haben werden.
Meine Damen und Herren! Und da geben Sie als
Äquivalent - wir werden das heute noch in einem eigenen Tagesordnungspunkt zu
besprechen haben – 135 000 EUR als Kompensation?! - Sie sehen also
ganz deutlich, wie Sie zum Schaden des Breitensports hier eine Novelle
durchziehen, die mit einer Novelle und mit einer Reform des Wiener Sportwesens
überhaupt nichts zu tun hat, sondern eher als Vernichtungsfeldzug gegen die Dachverbände
gewertet werden muss. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner gelangt Herr GR Mag Reindl zum Wort. Ich erteile es ihm.
GR Mag Thomas Reindl (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Ich muss sagen, wir erleben heute hier nicht den
Abstieg der Stadt Wien zu einer Provinzsportstadt, sondern wir erleben, glaube
ich, hier eine Provinzposse (Beifall bei
der SPÖ), die aber von einer Art ist, wie sich das die eine oder andere
Provinzbühne nicht verdienen würde! (GR Dr Wilfried Serles: Ich glaube, ich
höre nicht richtig!)
Die Opposition argumentiert hier auf der Grundlage
einer sehr selektiven Wahrnehmung - das haben wir auch nicht anders erwartet.
Ich habe schon ein bisschen den Verdacht, dass Sie hier eher ein
Ablenkungsmanöver - zur Ablenkung von Ihrer gerade scheiternden Bundesregierung
- starten wollen. (Ironische Heiterkeit bei Gemeinderäten der FPÖ.) Den
Ruf von Herrn Strache nach dem runden Tisch habe ich gehört, aber vielleicht
sollte er sich einmal überlegen, wie "erfolgreich" die runden Tische
auf Bundesebene gerade verlaufen. (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Genau! Das
gehört einmal gesagt!) Solche sollten wir uns in Wien nicht als Vorbild
nehmen!
Aber weil wir gerade von Herrn Strache reden: Schauen
wir uns einmal an, was der Herr Staatssekretär für Sport zum Sport sagt! Was
sagt er? – Die Homepage werden Sie ja kennen. Er spricht den 53 Sportverbänden,
die in der BSO organisiert sind (Ruf bei der FPÖ: Wir reden von Wien!),
die Existenzberechtigung ab und möchte eine Reduktion nach Schweizer Vorbild
auf 13. Er erachtet die drei Dachverbände für nicht notwendig, und er spricht
von nach rückwärts gewandten Funktionärinnen und Funktionären, die in ihrem
freiwilligen Dasein für den Sport in Österreich und auch in Wien verantwortlich
sind.
Meine Damen und Herren! Das ist die Einstellung, die
auf Bundesebene zurzeit im Bereich Sport gilt.
Demgegenüber darf ich Ihnen sagen: Die Sportstadt
Wien bekennt sich zum Breitensport und zum Spitzensport! Die Sportstadt Wien
bekennt sich zu den Dachverbänden und zu den Vereinen!
Wir haben mit der
Neuverteilung des Sportgroschens eine finanzielle Stärkung der Dachverbände im
Rahmen der Selbstverwaltung durch geänderte Kriterien ermöglicht. Der
Projektfonds der Landessportorganisation ist eine ganz tolle Gelegenheit für
den Sport, erstmalig auch in Selbstverwaltung über Budgetmittel zu verfügen.
Und wenn die Kritik kommt, dass der Fonds zu niedrig dotiert ist, darf ich
Ihnen schon mitteilen: Das Sportgroschenaufkommen lag auch schon einmal bei
1,5 Millionen EUR, und wenn wir davon ein Drittel in den Fonds
hineinstecken, sprechen wir von weit, weit mehr Geld. Wir haben versucht, hier
mehr Flexibilität zu erreichen und die Eigenständigkeit, die Selbstständigkeit
zu verstärken.
Die aktuelle Diskussion, meine Damen und Herren,
zeigt aber auch, dass wir in der Tat für die Wiener Sportverbände durchaus auch
ein gewisses Funktionärsproblem orten müssen. Auf der einen Seite habe ich
wenig Verständnis dafür, dass die Gesprächsbasis zwischen Dach- und
Fachverbänden offensichtlich nicht die beste ist, auf der anderen Seite ist es
durchaus so – das haben wir schon in der Vergangenheit erlebt, wenn wir den
Nachweis für manche zugewiesene Förderung haben wollten –, dass wir auch mit
massiven Widerständen rechnen haben müssen. Und da, muss ich ehrlich sagen,
sehe ich auch einige Verbesserungen.
Wenn nun die drei Dachverbände meinen, mit den drei
Oppositionsparteien in Zukunft in Wien eine bessere Politik für den Sport
machen zu können, so kann ich das nur unter "Versuch und Irrtum"
einreihen. Wir werden versuchen, hier durchaus weiterhin eine konstruktive
Zusammenarbeit zu haben.
Ihre Kritik an der Frau Vizebürgermeister, Herr Strache, mit
"no sports" ist geradezu lächerlich. Wer die Frau Vizebürgermeister
kennt, weiß: So eine Sportlandesrätin,
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