Gemeinderat,
27. Sitzung vom 23.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 78
befürworten die Gratisstadträder und wollen diese auch
zukünftig. Der Verein Fahrradklub ViennaBike hatte zwei Chancen, konnte den
Gratisstadträdern aber offensichtlich keine sichere Zukunft bieten.
Noch nie war Radfahren so medienpräsent wie im
Jahr 2002. Gratisstadträder sind daher auch für den kräftigen Anstieg des
Wiener Radfahrverkehrs mit verantwortlich. 2002 fuhren vor der Oper
50 Prozent mehr Fahrräder als 1999. Entlang des Rings werden mittlerweile
über 17 Prozent des Verkehrs per Fahrrad bewältigt. Auf der Zweierlinie
stieg der Radverkehr durch den von mir durchgängig hergestellten Radweg von
30 RadfahrerInnen pro Stunde im Jahr 2000 auf über
160 RadfahrerInnen pro Stunde im Jahr 2002. Dem Ziel, bis 2010 den
Radverkehrsanteil auf mindestens acht Prozent zu steigern, sind wir damit
deutlich näher gekommen. Zum Erreichen dieses Zieles gehören aber neben vielen
anderen Maßnahmen nicht nur der Ausbau des Radnetzes auf
1 000 Kilometer bis 2006, sondern dazu gehören auch die
Gratisstadträder.
Zu Ihren konkreten Anfragen darf ich Ihnen Folgendes
mitteilen:
Frage 1: Im Jahr 2002 wurden ein
Subventionsbetrag in Höhe von 630 288,58 EUR überwiesen.
Frage 2: Der für 2002 vom Gemeinderat einstimmig
genehmigte Subventionsteil betrug 654 056 EUR. Die unter Frage 1
genannte Summe gelangte bisher zur Anweisung.
Frage 3: Eine Endabrechnung des Vereins
Fahrradklub ViennaBike für 2002 wurde bis dato nicht vorgelegt.
Fragen 4 und 5: Um Missverständnisse zu
vermeiden: Die für das Jahr 2002 überwiesene Summe wurde unter
Frage 1 genannt. Für die Jahre 2003 und 2004 wurde und wird keine
Subvention ausgezahlt.
Fragen 6 bis 8. Es wurde kein Vertrag zwischen
der Stadt Wien und dem Verein Fahrradklub ViennaBike geschlossen. Im
gegenständlichen Fall handelt es sich um eine Subvention, die anhand des
eingereichten Projekts von der zuständigen Magistratsabteilung beurteilt,
befürwortet und in der Folge den Organen des Gemeinderats zur Beschlussfassung
vorgelegt wurde. Die Subvention wurde sowohl im Ausschuss als auch im
Gemeinderat einstimmig beschlossen.
Frage 9: Wie unter den Fragen 6 bis 8
ausgeführt, wurde seitens der Stadt Wien kein Vertrag abgeschlossen. Zwecks
Erteilung einer Subvention wurde ein gemeinnütziger Verein gegründet, da das
Unternehmen des Vereinsgründers nicht subventionsberechtigt war.
Frage 10: Im vorliegenden Fall handelt es sich
um keinen Liefer- und Leistungsvertrag, sondern um eine Subvention an den
Verein Fahrradklub ViennaBike, einen so genannten nichtumsatzsteuerbaren
Zuschuss, bei der Zahlungen nicht auf Grund eines Leistungsaustausches erfolgen
oder nicht im Zusammenhang mit einem bestimmten Umsatz stehen. Ein
nichtumsatzsteuerbarer Zuschuss kann auch dann vorliegen, wenn dadurch der Zuschussempfänger
zu einem im öffentlichen Interesse gelegenen volkswirtschaftlich erwünschten
Handeln angeregt werden soll, das jedoch gleichzeitig im Interesse des
Zuschussempfängers liegen kann. Diese Variante entsprach daher den Intentionen
der Stadt.
Fragen 11 und 12: Die Kosten für die
Überwachungsfirma wurden vom Verein Fahrradklub ViennaBike übernommen. Seitens
der Stadt wurden dafür keine Subventionen gewährt.
Fragen 13 und 14: Der Fahrradklub ViennaBike
wählte die Firma Securitas aus und beauftragte sie.
Frage 15: An 56 Örtlichkeiten wurden
Abstellmöglichkeiten für Fahrräder in der Parkspur errichtet.
Frage 16: Im Auftrag des Vereins wurden die
Abstellanlagen von einer privaten Firma aufgestellt.
Frage 17: Auf Vorschlag des Vereins wurden die
Örtlichkeiten verhandelt. Wichtige Kriterien für die Auswahl der Standorte
waren eine Entfernung von maximal 800 Metern sowie die Nähe zu
Haltestellen des öffentlichen Verkehrs, Schulstandorten oder lokalen
Einkaufszentren.
Frage 18: Die Kosten für den Verein Fahrradklub
ViennaBike betrugen 134 027 EUR.
Frage 19: Die Kosten waren vom Verein
Fahrradklub ViennaBike zu tragen und anteilig Bestandteil des
Subventionsantrags an die Stadt Wien.
Frage 20: Die Stadt Wien subventionierte die
Aufstellung mit 64 097,44 EUR. Der Verein musste demzufolge
69 929,56 EUR aus anderen Quellen finanzieren.
Frage 21: Die Fahrradständer sind im Besitz des
Vereins Fahrradklub ViennaBike.
Frage 22: Da im öffentlichen Raum - dazu zählen
auch Parkspuren - diverse Einrichtungen wie Baustofflagerungen, Schanigärten
aber auch Fahrradabstellanlagen eingerichtet werden können, ist die Ermittlung
von Opportunitätskosten nicht angebracht.
Fragen 23 und 24: Gemäß Bescheiden des
Berufungssenats der Stadt Wien vom 28. März 2003 wurde dem Verein
Fahrradklub ViennaBike der Auftrag erteilt, die auf öffentlichem Grund
errichteten Fahrradabstellanlagen für ViennaBike-Fahrräder auf den im Spruch
ersichtlichen Fahrbahnen und Gehsteigen zu entfernen.
Frage 25: Es ist kein gerichtliches Verfahren in
Bezug auf den Verein Fahrradklub ViennaBike bekannt. Hingegen wurde über die
Firma Friedl, Kuhn und Temper GesmbH, die laut Auskunft des Vereins Fahrradklub
ViennaBike mit der wirtschaftlichen Durchführung des Projekts betraut wurde, am
1. April 2003 der Konkurs eröffnet. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke Herr Stadtrat, für die wirklich informative
Beantwortung.
Zur Debatte über die Beantwortung dieser dringlichen
Anfrage hat sich Herr GR Barnet zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
Ich möchte nur darauf hinweisen, dass die Redezeit
jetzt 20 Minuten betragen.
GR Günther Barnet (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat! Meine
Damen und Herren!
Wenn ich ein schadensfroher Mensch wäre, müsste ich sagen,
wer den Schaden hat, hat üblicherweise den Spott. Aber es ist mir nicht zum
Lachen, weil mit den
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