Gemeinderat,
27. Sitzung vom 23.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 78
gekauft, gar keine Frage.
Inzwischen ist diese seit März ebenfalls in Konkurs, habe ich heute erfahren.
Jetzt könnte ich mir, wenn ich nachdenke, folgendes Gebilde vorstellen. Sie oder
die Herren Kuhn, Temper und Friedl müssen mir erst das Gegenteil beweisen, dass
es nicht so gelaufen ist. Ich gründe einen Verein. Der Verein bekommt die
Subvention, bekommt die Sponsorgelder. Was macht er damit? Gewinne darf er
keine machen. Die Herren dürfen sich auch nichts herausnehmen. Es ist blöd,
weil wozu macht man dann das Ganze? Das sind ja keine Menschenfreunde, sondern
wahrscheinlich Radfreunde. Also was mache ich? Ich gebe einen Auftrag für
Sponsorensuche und habe dazu natürlich eine wunderbare Firma, nämlich die
Friedl Marketing GesmbH. Die sucht Sponsoren. Sie sehen am Rad
"Krone", "Nokia", "T-Mobile", was auch immer,
wenn es so war. Die wird natürlich den Auftrag zurück an den Verein fakturieren
und hat ihre 5, 10, 15, 20 Prozent oder wie viel auch immer,
Vermittlungsgebühr kassiert. Dabei muss man wissen, dass die drei
Vereinsmitglieder - Sie werden es nicht glauben - Friedl, Kuhn und Temper
heißen. Das heißt, die drei sitzen wieder in allen Firmen schön im Ringelspiel.
Dann bestelle ich Räder, 1 000 oder 800 - ich
weiß noch immer nicht, wie viele, aber Sie werden mir das dann beantworten -,
über die Firma New Sports. Mag Lorenz, der jetzt in Konkurs gegangen ist, war
der Geschäftsführer dort. Das ist auch klar. Die hat einen Großhandel, bekommt
einen anderen Preis und fakturiert schon wieder an den Verein. Und wo ist der
Gewinn geblieben? Natürlich bei den ersten zwei GesmbHs, wo Friedl, Temper und
Kuhn beteiligt sind. Das ist an sich abenteuerlich. Aber es ist gar nicht so
abenteuerlich, wenn man wirtschaftlich denkt und wenn man weiß, wie so etwas in
der Wirtschaft funktioniert. Mehr möchte ich dazu gar nicht sagen. Mehr werden
sich die Gerichte und der Masseverwalter damit beschäftigten.
Kommen wir zur Versteigerung der Fahrräder. Wer will
mich? Das hätte man auch so machen können, aber dieses schöne Fahrrad ist
leider kein Hund und keine Katze. Interessanterweise hat auch hier der Herr
Kuhn nicht immer die Seriosität besessen oder hat es nicht gewusst, was er
jetzt wirklich an den Rädern lukrieren kann. Ich darf Ihnen vorlesen, was er
gesagt hat. Und zwar hat er gesagt, er wird 50 000 EUR mit den
restlichen 1 200 Rädern bei der Versteigerung lukrieren.
Überschlagsmäßig macht das 42 EUR pro Rad. Für jedes Rad 42 EUR, was
wir mit Steuergeldern finanziert haben, wo wir schon zuerst gesagt haben, das
haben wir mit 1 270 EUR subventioniert. Also bekommt er 42 EUR.
Ich glaube das nicht ganz, weil eine Seite später hat er in einem anderen
Pressegespräch gesagt, die Versteigerung lässt sich sehr gut an, im Dorotheum
und im Internet. Dort habe auch ich es her, denn im Durchschnitt erreichen die
Räder 200 EUR. Ich habe mit Gebühren 215 EUR bezahlt. Wenn ich mir
überlege, 200 EUR, sind das bei 1 200 Rädern, die er vielleicht noch
hat, 240 000 EUR, die er durch die Versteigerung lukrieren könnte.
100 000 EUR hat er Schulden. Das sagt er selbst. Dann hat er noch
50 000 EUR unbezahlte Rechnungen an Ersatzteilen, die eingebaut sind,
damit wir uns günstig Räder kaufen können, die die Stadt Wien subventioniert
hat. Er hat die Rechnung für die Ersatzteile nicht bezahlt - diese Kosten
bleiben auch über -, aber er versteigert wunderbar um 200 EUR so ein
Fahrrad. - Denken Sie selber darüber nach, was an Seriosität über den Herrn
Kuhn zu sagen ist!
Das Nächste sind die Terminals. Auch hier sind die
Ziffern zwischen 210 und 230. Wie viele es genau sind, weiß eigentlich niemand.
Eines ist klar, zwischen 50 und 60 sind derartig verkehrsbehindernd, dass sie
weg müssen, wenn man nicht mehr dieses System hat. Der Wegriss kostet zirka
35 000 EUR. Das sind Aussagen, die Sie selbst in Ihrem Ressort
getätigt haben. Die Frage ist: Wer zahlt das? Wem gehört das? Das kann ich
jetzt nicht beantworten, weil Sie nach mir die Fragen beantworten werden. Das
werden wir auch rechtlich noch klären, wer das tatsächlich zahlt.
Interessant ist, dass Sie sagen, der Verein bekommt
noch 25 000 EUR Subvention für 2002, die ist ihm noch zu zahlen, die
steht ihm zu, egal ob er in Konkurs ist oder nicht, wobei der Verein - das ist
das Kluge an der Sache - gar nicht in Konkurs ist, sondern die Friedl, Kuhn und
Temper GesmbH als Betreiber dafür, dass die Fahrräder jetzt dastehen. Das
heißt, Sie werden dem Verein sicher noch 25 000 EUR restliche
Subvention für 2002 überweisen müssen. Nun sagen Sie, das rechnen Sie dagegen
mit dem Abriss der Ständer um 35 000 EUR, also bekommen Sie noch
etwas. Ich glaube nicht, dass das so sein wird, dass eine Gegenverrechnung
möglich sein wird. Auch das werden sicherlich die Gerichte, Masseverwalter oder
wer auch immer feststellen. Es wirft nur ein bezeichnendes Licht auf den
kompletten Dilettantismus, wie dieses Projekt leider angegangen wurde.
Im heurigen Februar habe ich im "KURIER"
gelesen - Sie werden sich daran erinnern können -, dass Sie und der Herr Kollege
Chorherr unisono sagen: "Das Projekt ist wunderbar gelaufen. Es haben sich
all unsere Erwartungen erfüllt. Und wir haben einen Werbewert von
2,4 Millionen EUR für die Stadt Wien als Umweltmusterstadt, weil die
Leute im Ausland sehen, hier fahren die Leute mit dem rosa oder blauen Fahrrad
spazieren." - Herr Stadtrat und Herr Chorherr, wo haben Sie diese
2,4 Millionen EUR ausrechnen lassen? Haben Sie eine Studie gemacht?
Ich weiß schon, Sie können den Observer nehmen, es gibt eigene Institute, die
im Fernsehen ausrechnen, wie oft man vorkommt und so weiter. Das kann man alles
ausrechnen. Ich sage Ihnen, auch wenn die 2,4 Millionen EUR stimmen,
der Schaden, den Wien durch die Lächerlichkeit dieses Projekts erlitten hat,
ist mindestens auch 2,4 Millionen wert. Daher ist es ein Nullsummenspiel.
Der Werbewert für uns war eher negativ als positiv, aber wenn Sie glauben, er
war positiv, dann sei es Ihnen unbenommen, dem Kollegen Chorherr ebenfalls.
Da habe ich noch etwas Lustiges aus dem Chatroom. Ich tue
mir schon ein bisschen schwer, in meinem Alter mit solchen Sachen umzugehen,
aber ich lerne es auch.
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