Gemeinderat,
27. Sitzung vom 23.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 78
Zufriedenheit der Wiener mit den Bädern: "Die
Zufriedenheit der Wiener mit dem gemeindeeigenen Bäderangebot wurde im Jahr
2002 in zwei empirischen Studien des IFES erhoben und analysiert. Die
wichtigsten Analyse-Ergebnisse für die Wiener Bäderstrategie sind:"
Originalzitat, ÖVP-Antrag. "Die öffentliche Hand als Betreiber und
Erhalter der Bäder ist unbestritten. Zweitens: Wien verfügt in den Augen der
Befragten über genügend Bäder. Selbst in den – objektiv gesehen – schlechter
versorgten Stadtteilen sind genügend Bäder vorhanden." Wieder ein sehr
gutes Zeugnis für die Stadt Wien. "Die Bäder Wiens erfreuen sich einer
sehr hohe Zustimmungsrate." 4,2 Millionen Besucher sind die
Erfolgsstory. "Die Sommerbäder werden von 70 Prozent der Wienerinnen
und Wiener, die Hallenbäder von 68 Prozent der Wienerinnen und Wiener
besucht."
Ja, meine Damen und Herren, ich frage Sie: Was ist
schlecht an diesen Kennzahlen?
Es geht aber so weiter. Zum Beispiel wurde
analysiert, wie die gesundheits- und sozialpolitische Bedeutung der Bäder in
Wien ist. Ich kann nur sagen: Sehr gut. Der Stadt Wien wird ein ausgezeichnetes
Zeugnis für die gesundheits- und sozialpolitische Bedeutung der Bäder in Wien
ausgestellt.
Auch was die Analyse der Erreichbarkeit der
öffentlichen Wiener Bäder betrifft gibt es eine klare Aussage: "Mehr als
zwei Drittel der Wiener Bäder verfügen über einen leistungsfähigen Anschluss an
ein öffentliches Verkehrsmittel, U-Bahn, Straßenbahn. Eine U-Bahn-Station ist
in maximal zehn Minuten Fußweg, eine Straßenbahnstation in maximal fünf Minuten
erreichbar."
Also was ist da schlecht an den Wiener Bädern, frage
ich mich?
Auch die Maßnahmen, die vorgeschlagen wurden, sind ja
zum Teil, wenn ich auch zugebe, noch nicht alle, durchaus umgesetzt. Ich habe
vorhin schon erwähnt: Wir haben im Kinderfreibadbereich eine wesentliche
Verbesserung gemacht. Wir haben Sanierungen, dringend notwendige, vorgenommen.
Wir haben auch strategische Zielsetzungen neu definiert.
Dass Sie sich heute beschweren und aufregen, dass
über die zukünftige Betriebsführung noch keine Detailkonzepte vorliegen, da
kann ich nur sagen: Bitte, wenn Sie das gewollt hätten, dann verstehe ich
nicht, warum Sie heute zum Beispiel bei der Wiener Holding nicht dafür waren,
dass Anteile oder Rechtsformen übertragen werden an die Wiener Holding. Die
Wiener Bäder wären möglicherweise ein Kandidat dafür, für rechtliche
Verselbstständigung. Aber das so etwas nicht über den Fuß gebrochen wird und
von heute auf morgen beschlossen wird, ist klar; das muss genau analysiert
werden.
Und eines ist auch klar, meine Damen und Herren: Eine
Studie ist eine Bestandsaufnahme eines Objektes, eines Gegenstandes zu einem
bestimmten Zeitpunkt, wo man ein Für und ein Wider von externen, man mutmaßt ja
mitunter auch von objektiven Experten gemacht wird. Nur, die politische
Entscheidung muss die Stadt tragen, muss die Stadtregierung tragen und müssen
auch wir im Gemeinderat tragen. Und wenn wir eine Studie haben, die uns auf
gewisse Fragen gewisse Antworten aufzeigt, heißt das aber noch lange nicht,
dass wir eins zu eins umsetzen, was hier vorgeschlagen wird. Und ich bitte
schon um ein bisschen Verständnis, nachdem den Wiener Bädern ein sehr, sehr
gutes Zeugnis ausgestellt wird durch
die Studie, dass wir nicht leichtfertig mit irgendwelchen schnellen Beschlüssen
irgendwelche Änderungen vornehmen wollen, die uns dann nachher noch auf den
Kopf fallen.
Ein Punkt noch: Der Griff ins Geldbörsel, geäußert
vom Herrn Strobl von der ÖVP. Also sich da herauszustellen und vom Griff ins
Geldbörsel zu reden, wo ich gleichzeitig an anderer Stelle 40 Prozent tief
in die Geldbörseln der zukünftigen Pensionisten reingreife, also bitte, das ist
Chuzpe. (Beifall bei der SPÖ. –
Zwischenrufe bei der ÖVP.) Also da muss ich ehrlich sagen: Das verstehe ich
überhaupt nicht, wie man so einen Vergleich überhaupt ziehen kann. Wenn Sie
diese Erhöhung umlegen auf die 4,2 Millionen Besucher werden Sie
feststellen, dass sich die Erhöhung im Cent-Bereich bewegt. Natürlich, die
Lohnkosten steigen, die Betriebskosten steigen. Dass wir hier nach so vielen
Jahren einmal einen Nachzieheffekt haben, ist, glaube ich, auch klar. Wobei ich
auch sage: Die Erhöhung ist sehr, sehr gering ausgefallen. Man hätte sie
durchaus auch viel höher ansetzen können. Das war aber nicht das Ziel. Aber wir
wollen uns auch nicht den Vorwurf gefallen lassen, dass wir sozusagen bei dem
Defizit, das die Bäder bauen, zuschauen und keine Maßnahmen setzen. Das ist ein
wunzig-kleiner Schritt.
Und eines ist auch klar, meine Damen und Herren von
der Opposition: Sie werden doch nicht wirklich glauben, dass mit diesen
1,2 Millionen EUR Mehreinnahmen bei 4,2 Millionen Besuchern in
den Bädern die Wiener Bäder saniert wären oder das Defizit dadurch wesentlich
geringer wird. Das ist ein kleiner, kein unwichtiger, Beitrag. Aber es ist ein
ganz ein kleiner Schritt, und ich finde diese Aufregung eigentlich ein bissel
künstlich.
Und ein Punkt auch noch, weil mich das sehr geärgert
hat, und ich bin der Kollegin von den Grünen
auch dankbar, dass sie da ein Thema angesprochen hat. Auch was Kinder betrifft,
weil heute hier so ein bissel behauptet wurde, auf dem Rücken der Kinder holt
sich die Stadt ein Körberlgeld. Also wissen Sie, was ich wirklich arg finde?
Dass in Eßling – in meiner Heimat – Kinder von den Gegnern der Nordostumfahrung
losgeschickt werden, Unterschriften einzusammeln. Also das finde ich zum
Beispiel arg, dass hier Kinder manipuliert werden. Kinder werden auf die Straße
geschickt, um hier gewisse politische Propaganda aus bestimmten Richtungen zu
machen.
Aber die Nordostumfahrungsgegner in unserem Bezirk
sind ja nicht die Einzigen, die mit Kindern werben. Also wenn ich mir anschaue:
„Wir sichern die Pensionen für die Zukunft.“ Ich habe da eh jetzt das milde
Inserat genommen, wo sich der Opa auch drauf befindet. Aber auch die
Bundesregierung, meine Damen und Herren, wirbt mit Kindern für die
Pensionsreform.
Jetzt frage ich mich wirklich: Was haben Kinder in der
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