Gemeinderat,
26. Sitzung vom 28.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 48 von 67
diese Subvention in Höhe von 500 000 EUR für heuer
beantragen und für nächstes Jahr bereits eine Zusage geben oder geben möchten.
Sehenden Auges marschiert man da hinein und sagt
okay, die machen jedes Jahr einen Minusbetrag, den wir nicht decken wollen,
sondern einen Teil davon. Dann verkaufen sie das, was sie haben, die
Grundstücke, die Häuser, und irgendwann ist einmal Ende mit dem Verkaufen, und
zwar relativ zügig. Was ist nachher?
Die Stadt Wien hat sich hundert Jahre nicht
ausreichend um die Freudenau gekümmert. Die Freudenau hat am Sonntag den ersten
Renntag der letzten Saison. Für die, die es nicht wissen: Die Freudenau gibt es
noch heuer, und dann ist es fertig. Der Galopprennsport in Wien ist damit ad
acta gelegt nach über hundert Jahren, weil man sich nicht rechtzeitig darum
gekümmert hat, und das ganze Geschäft wandert ab nach Niederösterreich. Der
Frank Stronach macht das Ganze in Ebreichsdorf. Die Einnahmen, die daraus resultieren
könnten, sind natürlich auch weg.
Und dasselbe droht auf absehbare Zeit der Krieau,
wenn nicht eingeschritten wird und nicht die Subventionen nur hineingeworfen
werden. Da wird ein Loch gestopft. Nächstes Jahr ist das Loch größer und
übernächstes Jahr auch. Irgendwann kann man es nicht mehr stopfen und
irgendwann werden auch Sie das nicht mehr wollen, damit nicht der Insolvenz
eines Vereins Vorschub geleistet wird.
Und genau das ist der Vorwurf wegen dieser
unkontrolliert abgegebene Subvention. Es wäre dringend notwendig ein
detailliertes Finanzierungskonzept. Jetzt liegen natürlich schon ein paar Ideen
bei, und die Menschen in der Krieau sind sicher bemüht, aber leider erfolglos
bemüht schon seit längerem. Und da steht ein Luftballon noch nach dem anderen
in dem Akt, was man denn alles machen will. Wettkooperationen mit einem
französischen Partner, Wettkooperation mit einem schwedischen Partner und, und,
und – alles Luftballons, die im letzten Jahr auch schon im Antrag gestanden
sind, und es ist sich nicht ausgegangen, und heuer steht es wieder drinnen.
Natürlich ohne ein einziges Mal dazuzuschreiben: Wir hoffen, dass wir mit
dieser Maßnahme so und so viel Geld verdienen werden. Wir machen etwas, und
hoffentlich wird es etwas werden. Das steht drinnen, und dazu nickt die
Stadtregierung, die Mehrheitsfraktion, und, soweit ich informiert bin, auch die
Volkspartei, sie sagt: Aber ja, okay. Das Geld bekommen sie einfach, das
verschwindet irgendwo.
Die GRÜNEN fordern ein detailliertes
Finanzierungskonzept von der Krieau. Ich befürchte, dass das Direktorium, das
im Moment am Werken ist, in der Gesamtheit nicht in der Lage ist, das Steuer
herumzureißen. Ich würde mir wünschen, dass man zumindest nahe legt, dass sich
das Direktorium darum kümmert, ob nicht nach fünf Jahren Erfolglosigkeit es
angebracht wäre, darüber nachzudenken, dass neue Leute zumindest dazukommen ins
Direktorium oder Einzelne ausgetauscht werden. Das macht keinen Sinn, dass
Leute drinnen sitzen, die gleichzeitig verbandelt sind, sage ich, mit der
Gastronomie dort, dass die gleiche Person auch zuständig ist für verschiedene
Tätigkeiten bei der Baufirma, die die neue Tribüne baut, und dann auch noch in
dem Direktorium drinnen sitzt. Das muss zu einem Interessenskonflikt führen,
weil man natürlich nicht auf allen Seiten schauen kann, was am Besten für die
jeweilige Organisation ist, sondern man schaut irgendwann darauf, dass es einem
selber nicht schlecht geht dabei.
Ich glaube, dass ein Direktorium der Krieau anders
zusammengesetzt sein sollte. Es hat in der Vergangenheit auch Vorschläge
gegeben, wer da drinnen sitzen könnte.
Abschließend: Bevor wir darauf warten, dass die U2
dorthin verlängert wird, knapp vor der EM 2008, also irgendwann im Mai oder
Juni 2008, und sich vielleicht ein paar Leute in die Krieau verirren, weil sie
dort zufällig aussteigen, das halte ich nicht für ein ausreichendes Konzept,
könnte und sollte und müsste das Sportamt und die Wiener Stadtregierung darauf
drängen, dass nicht Subventionsansuchen hereinflattern, die mit schönen
Luftballons behübscht sind, und kein einziges Finanzierungskonzept erkennbar
ist, wo wir alle wissen, und ich behaupte, das weiß jeder von denen, die sich
damit beschäftigt haben, die Faktenlage vor Ort ist ja nicht nur mir bekannt,
es ist allen bekannt, dass es eine Aktion ist, wo 500 000 EUR
verschwinden, die nichts anders nützen, als dass es ein Jahr weitergeht.
Nächstes Jahr stecken Sie es wieder hinein.
Ich frage Sie, wie lange Sie das tun wollen. Wir
stehen für eine solche Verschwendung von Subventionen nicht zur Verfügung. Ich
glaube, dass das Geld gut angelegt sein könnte, damit man nicht die GRÜNEN
falsch versteht. Wir hätten ja gerne, dass die Krieau funktioniert: Wir
behaupten, Sie leisten der Insolvenz dieses Vereins Vorschub durch diese
Praxis, dass das Geld einfach nachgeworfen wird, das Loch jedes Jahr größer
wird und die Krieau knapp vor dem Ausverkauf all ihrer Grundstücke und Häuser
steht, die sie neben der Krieau gehabt hat.
Sie machen dasselbe wie mit der Freudenau. Die Freudenau
gibt es heuer das letzte Jahr. Ich will nicht, dass die Krieau auch in den
nächsten Jahren zugesperrt wird. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort
gemeldet ist Herr GR Walter Strobl. Ich bitte ihn zum Rednerpult.
GR Walter Strobl (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrter Herr
Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Es ist, glaube ich, wohl einzigartig, und ich kenne
kein Parlament dieser Welt, wo während einer ressortspezifischen Diskussion das
zuständige Ressortmitglied, das Regierungsmitglied nicht am Regierungsplatz
ist, sondern irgendwo versteckt, und es wurde heute schon gesagt, sich offenbar
im Schmollwinkerl befindet. Es wird einen Grund haben, sehr geehrte Frau Stadträtin,
warum Sie sich in ein Schmollwinkerl zurückziehen.
Ich darf den von Ihnen gewählten Schwerpunkt des heutigen
Tages, nämlich die Sportförderung, zum Anlass nehmen, um ein bisschen Revue
passieren zu lassen,
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular