Gemeinderat,
26. Sitzung vom 28.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 67
möglich ist, da einfach darüber hinweg zu sehen.
Die zweite Sache ist, es ist Thema der
Niederösterreichwahl und der Herr Lhptm Pröll sticht ja mit seinem Spaten in
die niederösterreichische Erde hinein und sagt, er braucht unbedingt die A5 -
und wie reagiert Wien? Wien sagt: Okay, die A5 ist gottgegeben, und weil sie
gottgegeben ist, müssen wir jetzt eine Lobauquerung als S1 hinten dransetzen.
Nur was bedeutet das? Es bedeutet 32 000 Autos mehr nach Wien hinein
aus einem Bereich, wo bisher der öffentliche Verkehr eigentlich ganz gut
funktioniert hat. 32 000 Autos mehr pro Tag in Wien! Das kann man nicht
zulassen. Wir glauben zwar, dass ÖV-Maßnahmen im 22. und 21. Bezirk zuerst
zu setzen sind und erst nachdem diese ÖV-Maßnahmen, das heißt neue Straßenbahnen,
soft meazures für den öffentlichen Verkehr, soft meazures für den EIMV gemacht
wurden und nach all diesen Maßnahmen muss man sich einmal anschauen, ob sie
etwas gebracht haben oder nicht. Dann können sich die GRÜNEN genauso wie die
Ökovereine anschauen, ob wir eine Autobahn in Form einer Donauquerung brauchen
oder nicht. Aber nur eine Donauquerung und keine Lobauquerung!
Dieses Szenario ist gerechnet worden. Man hat
gefunden, es ist ein Szenario im Straßenbau und in der Entwicklung des Bezirks,
das Klimaschutz gewährleistet und das es uns letztendlich möglich macht,
Kyoto-Ziele zu erreichen. Drei Prozent weniger CO2-Ausstoss würden diese
Maßnahmen bringen, immerhin. Österreich muss 13 Prozent reduzieren und wir
sind in Wirklichkeit auf dem Weg ganz woanders hin. Es würde zwar eine
Reduzierung von 19 Prozent notwendig sein und ich glaube, dass eine
Reduzierung im Straßenverkehr um 3 Prozent allein schon einen
Paradigmenwechsel bedeutet. Dazu könnten wir uns Umfahrungsstraßen im 22. Bezirk
wie die B3d vorstellen, die auch Entlastung für die Ortskerne bringen könnte.
Was bedeutet das für uns? Wir glauben, dass mit
geringen Straßenbaumaßnahmen und mit einer Attraktivierung des öffentlichen
Verkehrs grundsätzlich eine Verbesserung der Lebensqualität der
Donaustädterinnen und Donaustädter und Floridsdorfer und Floridsdorferinnen
gewährleistet werden kann und gleichzeitig Wiens Prestige als
Umweltmusterstadt, das Sie immer wieder so gern bemühen, gewährleistet bleibt.
Stellen Sie sich vor, international wird Wien oder
der Lobau der Status eines Nationalparks aberkannt. Kann sich die Stadt Wien
das leisten? Wir sagen „Nein“. Es ist keine andere Möglichkeit da als einfach
diese Lobauautobahn zu verhindern.
Zum Geburtstagsgeschenk oder zum Wahlgeschenk vom
Kollegen Pröll in Niederösterreich ist noch zu sagen: Warum baut er die A5? Im
Moment kommen prognostiziert 18 000 PKW über die Grenze.
18 000 PKW sind so wenig, dass sie keine Autobahn rechtfertigen. Also
warum die Autobahn in Niederösterreich? Damit man Wahlen gewinnen kann, damit
den Weinviertlern und Weinviertlerinnen klar gemacht wird, dass es besser ist
mit dem Auto zu fahren als mit der Schnellbahn. Da kann natürlich Wien durchaus
gegensteuern und sagen, wir brauchen genau diese Autobahn nicht. Aber was
passiert stattdessen? Nein, Wien heult einfach mit den großen Autobahnbauern
mit!
Was glauben wir also in Wirklichkeit? Wir glauben,
dass Klimaschutz und Naturschutz diese Parameter sind, die wir in Wien
weiterhin verfolgen sollten. Die Lebensqualität in der Stadt wird sich
sicherlich nicht verbessern, wenn wir riesige Mengen von Autos noch zusätzlich
nach Wien hinein bringen, gleichzeitig dabei zuschauen und nichts passiert. Die
Lenkradperspektive, die immer wieder in diesem Bereich herrscht, sollten wir
endlich einmal überdenken, dabei ganzheitliche Methoden anwenden und sagen, wir
brauchen durchaus bessere Luft, bessere Lebensqualität und überhaupt bessere
Standorte in der Donaustadt.
Warum braucht die Stadt Wien unbedingt das Asperner
Flugfeld? Das ist auch noch eine Frage, die zu beantworten ist. Faktum ist,
Arbeitsplätze sollen geschaffen werden. Wir sind durchaus dafür, aber dazu
brauchen wir nicht unbedingt die Autobahn, sondern es genügen der ÖV und ein
paar Straßenbauten in der Donaustadt.
Ganz zum Schluss möchte ich noch darauf hinweisen,
dass wir – und da sind wir uns mit allen nationalen und internationalen NGO’s
in diesem Bereich einig – die Lobau als ganz wichtiges Gut an unsere Nachkommen
weitergeben, weil Nachhaltigkeit nicht nur grünes Thema sein soll, sondern die
Lobauautobahn genau diese Nachhaltigkeit verhindert und Wien in eine Situation
bringt, wo im Grunde genommen Naturschutz nicht mehr zählt und für die
Stadtverwaltung Klimaschutz eigentlich uninteressant geworden ist.
Deswegen fordern wir Sie auf, eine Donauquerung nur
dann durchzuführen, wenn ÖV-Maßnahmen evaluiert worden sind, Straßenumfahrungen
der Ortskerne durchgeführt und evaluiert worden sind und durchgerechnet wurden
und keine Lobauunterquerung stattfindet. – Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Für
weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren
des Gemeinderats nur einmal zum Wort melden dürfen und ihre Redezeit mit fünf
Minuten begrenzt ist.
Als nächster Redner hat sich Herr GR Mag Gerstl
gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen
und Herren!
40 Prozent Zunahme des Individualverkehrs in der
Region Wien. Eine Verdoppelung des Flugverkehrs. 3 Prozent jährliche
Steigerung in Wien an MIV, das heißt 2,4 Millionen Fahrten pro
Werktag im Jahr 2010 prognostiziert. Alleine von 1995 bis 2000 hat sich
der Gesamtverkehr in Wien auf Wiens Autobahnen um 20 Prozent erhöht. Der
gesamte Wirtschaftsverkehr beträgt 50 Prozent, davon rund ein Drittel
Lieferverkehr. 86 Prozent der Wiener Einwohner leiden täglich an
Hauptverkehrsstraßen unter Verkehrslärm, in der Nacht sind es immerhin noch
74 Prozent.
Meine Damen und Herren! Diese Zahlen zeigen uns,
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