Gemeinderat,
26. Sitzung vom 28.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 67
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Zweite
Zusatzfrage: Herr Mag Gerstl.
GR Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Persönlich möchte
ich sagen, dass ich enttäuscht bin bei der offensichtlich von Ihnen bestellten
Frage, dass Sie nicht eingehen auf die Wiener Verhältnisse, sondern hier als
SPÖ-Politiker Ihre Darstellung zur Meinung der österreichischen Bundesregierung
abgeben, und nicht über die Verkehrspolitik, wofür Sie zuständig sind für Wien,
eine konkrete Antwort gegeben haben. Das enttäuscht mich, dass Sie die
Geschäftsordnung in dieser Form hier missbraucht haben.
Ich möchte daher nicht selbst in denselben Fehler
verfallen wie Sie, dass ich jetzt auch meine Ausführungen tätige, sondern an
Sie die konkrete Frage stellen: Was denken Sie, welche verkehrsleitenden
Maßnahmen werden Sie in Wien konkret setzen, um den Modal Split zu verbessern,
den Sie sich in Ihrer Frage auch gewünscht haben? Denken Sie auch daran, die
Parkraumüberwachung auszudehnen, denken Sie daran die Parkraumgebühren zu
erhöhen? (GR Christian Oxonitsch: Eine Frage!) Welche Maßnahmen setzen Sie,
damit der Modal Split besser wird?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: So.
Bevor wir uns gegenseitig die Geschäftsordnung vorhalten: Das war auch eine
weite Ausdehnung. – Bitte.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker:
Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Die Frage war, und ich kann sie Ihnen gerne
vorlesen, aber Sie haben sie ja ohnehin schriftlich vor sich, welche
Auswirkungen wir auf die Wiener Verkehrspolitik zu erwarten haben. Das habe ich
Ihnen vorhin erläutert, nämlich nicht nur Ihnen, sondern vor allem dem
Fragesteller. Ich gehe davon aus, dass Sie den Unterschied zwischen dem, was
Auswirkungen der Verkehrspolitik des Bundes auf Wien sind, und dem, was Wien
allein gestalten kann, sehr wohl kennen und diese Unterscheidung auch selber
treffen können.
Was Ihre konkrete Frage betrifft, zur Ausweitung der
Parkraumbewirtschaftung, so kennen Sie meine Haltung. Sie ist seit Beginn
meiner Tätigkeit als Stadtrat absolut unverändert. Ich halte eine Ausdehnung
der Parkraumbewirtschaftung in der Form, wie sie in den zehn Bezirken
stattfindet, für nicht sinnvoll und zweckmäßig, weder was die zeitliche
Komponente in den zehn Bezirken noch was die räumliche Ausdehnung auf andere
Bezirke betrifft.
Was die Frage der Verbesserung des Modal Split
betrifft, so darf ich Sie darauf verweisen, dass zurzeit die dritte Ausbauphase
der U-Bahn läuft, dass wir in der vierten Ausbauphase zum öffentlichen Verkehr
sowohl U-Bahn- als auch Straßenbahnausbaumaßnahmen dabei haben. Ich darf Sie
darauf verweisen, dass die Park-and-ride-Anlagen zum Beispiel in Liesing derzeit
in Ausbau sind, dass die Widmungen für andere Park-and-ride-Anlagen massiv
vorangetrieben worden sind in meiner Zeit und dass darüber hinaus
Anrainergaragen im verstärkten Maße gebaut werden konnten. Sie wissen ganz
genau, dass vor allem die Maßnahmen im Bereich der Parkraumschaffung, im
Garagenbereich, immer wieder natürlich von Anrainerprotesten begleitet sind,
weil oftmals die Bürgerinnen und Bürger nicht abschätzen können, wie lange die
Bauzeit sein wird und welche Vorteile sie danach auch für sich selbst daraus
ziehen können.
Wir haben außerdem eine Fülle von Maßnahmen gesetzt,
um den Radverkehr zu verbessern. Ich darf hier auch korrigieren, was heute in
einer Tageszeitung steht. Wir werden bis zum Ende dieser Legislaturperiode die
1 000 Kilometer Radweganlagen ausgebaut haben, und wir haben eine
Fülle von Ausbaumaßnahmen auch heuer auf diesem Feld vor. Ich denke nur an die
Marxergasse zum Beispiel, an die Bitterlichstraße und so weiter. Das können Sie
ja in der Tageszeitung heute nachlesen, das ist korrekt wiedergegeben.
Wir haben darüber hinaus auch eine Fülle von
Maßnahmen vor, gerade im Jahr der Behinderten, im Jahr der Menschen mit
Behinderung, im Straßenraum für Menschen, die entweder sehbehindert sind oder
mit Rollstühlen unterwegs sind, das Erleben, das Erfahren, das Sich-Bewegen in
der Stadt wesentlich zu erleichtern, und Sie wissen, dass wir hier einen großen
Schritt vorangekommen sind, gerade was die taktilen Leitsysteme betrifft, die
massiv ausgebaut wurden und werden. Nicht zuletzt darf ich daran erinnern, dass
zum Beispiel gestern mit der Eröffnung des Penzinger Steges bei der Station
Braunschweiggasse auch ein behindertengerechter Zugang zu einer U4-Station
geschaffen wurde und damit heuer noch das Ausbauprogramm entlang der U4
abgeschlossen werden wird.
Das sind eine Fülle von Maßnahmen, die dazu führen,
dass das Benützen des öffentlichen Verkehrs einfacher, bequemer, sicherer wird,
dass das Benützen des Fahrrades bequemer und sicherer wird und dass auch für
Fußgänger Verbesserungen geschaffen wurden. Alles zusammengenommen führt
kontinuierlich in Wien zu Verbesserungen des Modal Split.
Ich erhoffe mir aber auch, Herr Gemeinderat, dass
diese Bundesregierung in einem Punkt massiv die Positionen der Städte im
Nahverkehr, im öffentlichen Nahverkehr unterstützen wird. Sie wissen, dass
zurzeit die GATS-Verhandlungen im Gange sind. In wenigen Tagen haben die
Mitgliedsstaaten die Position abzugeben, und dort drinnen könnte auch ein
massiver Druck auf Veräußerung und Privatisierung des öffentlichen Nahverkehrs
erfolgen. Davor ist massiv zu warnen, denn eine Privatisierung des öffentlichen
Nahverkehrs führt in der Regel ins Chaos und zu einer deutlichen
Verschlechterung des Angebotes.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke. – Herr Dr Madejski, bitte.
GR Dr Herbert Madejski
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr
geehrter Herr Stadtrat! Es ist ja interessant, dass der Kollege Hufnagl es
verabsäumt hat, oder vielleicht hat er nicht alles verstanden, was Sie gesagt
haben, keine Zusatzfrage gestellt hat, oder sie war so unpassend oder sein
Interesse war nicht wirklich groß in dieser Angelegenheit. Sei es wie es sei,
er wird vielleicht noch zum Abschluss eine Zusatzfrage stellen.
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