Gemeinderat,
25. Sitzung vom 06.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 91
wurden und gefordert wurden. Erst als die Sozialistische
Partei, die Sozialdemokratische Partei - entschuldigen Sie das Korrigieren -
die absolute Mehrheit verloren hatte, ist es uns, der ÖVP, gelungen, dass es
solche Untersuchungsausschüsse beziehungsweise Kommissionen gibt. Die
Unterstellung der Geschichtsfälschung, die mir in der Kommission seitens des
Herrn Kollegen Kenesei gemacht wurde, ist daher wirklich nicht wahr.
Als ich vor nicht ganz einem Jahr meine Unterschrift
geleistet habe, so habe ich es in der Hoffnung und Absicht getan, dass eine
seriöse Aufarbeitung der im Raum stehenden Vorwürfe möglich sein wird, dass
mögliche Missstände aufgeklärt werden und dass Licht in die Vorgänge gebracht
wird, speziell unter dem Eindruck der fünf Kontrollamtsberichte. Diese
Hoffnung, meine sehr geehrten Damen und Herren, hat sich voll und ganz erfüllt.
An den Anfang möchte ich daher den Dank an den Herrn
Senatspräsidenten Derbolav und seinen Stellvertreter Dr Baumgartner richten,
der mit der Konzentration, mit der er die Arbeit geleistet hat, und dem Blick
für das Wichtige in den Aussagen, durch seine ruhige Führung, zum Wesentlichen
der Aufgabe der Untersuchungskommission beigetragen hat, und selbstverständlich
auch meinen Dank an den Herrn Regierungsrat Kusta und seiner, ich muss jetzt
sagen Damenschaft, weil Mannschaft war es ja nicht, die diese Riesenarbeit
erledigt haben. (Beifall bei der ÖVP und
GR Franz Ekkamp.)
Der § 59a der Wiener Stadtverfassung gibt der
Untersuchungskommission die Aufgabe, und ich zitiere: "In einem
behördlichen Verfahren den maßgebenden Sachverhalt zu ermitteln",
Zitatende. Ein Auftrag, der von meinen Oppositionskollegen gründlich missverstanden
wurde, wie sich zeigen sollte.
Es ist ganz interessant, dass der Kollege Chorherr
heute die Inquisition ins Spiel gebracht hat. Genauso haben sich einige der
Damen und Herren in der Kommission geriert, sie waren nämlich Ankläger und
Richter in einem, und das ist Inquisitionsprozessordnung.
Aber dennoch hat die Untersuchungskommission viele
positive Aspekte gezeitigt:
1. Es wurde der Fokus darauf gerichtet, dass der Gemeinderat
das beschließende Organ ist, und dass es daher notwendig ist, dass er umfassend
und richtig durch die Beamtenschaft informiert wird. Es hat sich gezeigt, dass
es auch umfassender Kenntnisse auf der anderen Seite, der Mitglieder des
Gemeinderats, über die gesetzliche Materie bedarf, derer sie sich einfach
bedienen müssen, in diesem Fall die Bauordnung. Viele der Kollegen wurden im
Zuge dieses Verfahrens richtige Bauordnungsspezialisten (GR Franz Ekkamp:
Das stimmt! Ja!), und das ist auch gut so.
2. Es hat sich gezeigt, dass eine ständige
Dienstaufsicht gegen Routineschlendrian und gegen Ordnungswidrigkeiten
erforderlich ist. Jawohl, Ordnungswidrigkeiten, ich bediene mich da der
Wortwahl auch des Kontrollamts, und dass das nur durch qualitätssichernde
Maßnahmen passieren kann. Die Verfahrensrichtlinie 2001 ist ein typischer
Beweis dafür, aber es müssen auch noch Veränderungen im Ablauf kommen. Hier
wird eine fachliche und rechtliche Kontrolle notwendig sein, um das Ende des
Verfahrens zu setzen. Das ist erforderlich. Nicht nur eine Vidende, sondern
eine im Verfahren eingebaute Kontrolle. Ich glaube, dass man sehr wohl den
davor gelagerten Institutionen, insbesondere Bezirksvertretung und Fachbeirat,
weniger Fristenlauf zur Verfügung stellt. Damit wird das Verfahren dann als
Ganzes nicht länger, aber es wird rechtssicherer und es wird fachlich
kompetenter.
3. hat sich gezeigt, dass die Dienstaufsicht im
Personalwesen endlich einer Regelung zugeführt wurde. Es tut mir zwar leid,
dass ich hier eine deutliche Kritik anbringen muss, aber natürlich, dass man
bei Beförderungen einmal den Personalakt in die Hand nimmt und nachsieht, ob da
eventuelle Nebenbeschäftigungen drinnen und dabei sind, das wäre eigentlich
schon eine Selbstverständlichkeit. Aber jetzt gibt es einen Erlass des Herrn
Magistratsdirektors dazu - auch eine positive Folge der Kommission.
Die Untersuchungskommission insgesamt ist ein Signal
an alle, die sich in der Verwaltung vielleicht ein leichtes Leben machen
wollen. Dass sie vielleicht auch einmal vor einer Untersuchungskommission Rede
und Antwort stehen müssen, das ist auch ein wichtiges Ergebnis.
Wenn ich jetzt die positiven Aspekte genannt habe, so
wirft der Verlauf ein bezeichnendes Licht auf die politische Kultur. Die
Grünalternativen wissen sich sowieso im Besitz der ewigen Wahrheit. Daher
bleibt selbstverständlich jede Objektivität auf der Strecke. Dementsprechend
hat dann auch ihr Berichtsentwurf ausgesehen.
Die Untersuchungskommission als Bühne des Grafen von
Monte Christo auszuwählen, der sich rächt, dass er mit einem blauen Auge bei
einem schmählichen Vergleich vor Gericht davon gekommen ist, das ist ein
typisches Beispiel für die politische Kultur in dieser Stadt.
So sahen dann auch die Pressekonferenzen aus, die die
GRÜNEN gegeben haben und die Lesung jenes Büchleins, das sich jeglicher
Objektivität enthält und halbe Wahrheiten zu ganzen Unwahrheiten verkehrt.
Letztendlich kann man auch nicht sagen, dass sich der
Herr Kollege Kenesei durch das Kontrollamt bestätigt sieht, denn er hat
Korruptionsvorwürfe erhoben und das Kontrollamt hat keinen einzigen
Korruptionsvorwurf tatsächlich in einem Bericht festgestellt. Das muss man auch
einmal klar und deutlich sagen.
Die Freiheitlichen gerieren sich auch sonst bei allen
Möglichkeiten eher in einer leicht paranoiden Verschwörungstheorie und in ihrem
Berichtsentwurf stehen daher auch nur eine Reihe von unbewiesenen Behauptungen,
von unbewiesenen Beschuldigungen. Und darauf aufbauend haben sie ein Gerüst
ihrer Beweisführung entwickelt, die jeder aus dem Verfahren hervorgehenden
Grundlage entbehrt.
Wir haben, wie es in der Redaktionssitzung ausgemacht war,
eine knappe Stellungnahme zu den Punkten des Einsetzungsauftrags vorgeschlagen
- (GR Dr Herbert Madejski: Eineinhalb Seiten!), eineinhalb Seiten, ja,
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