Gemeinderat,
25. Sitzung vom 06.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 91
haben.
Sie können sich durchaus auch vorstellen, was in
diesem Zwischenraum passiert, nämlich in jenem Raum, in dem sich die Eltern
aufhalten, die sich halt ein bisschen Schulgeld oder ein bisschen mehr
Schulgeld leisten können. Hier wird der Wettbewerb jener Schulen voll
ausbrechen, die um die vielen Kinder des Mittelstands kämpfen werden. Es wird
sein, wie es immer ist. Der Wettbewerb wird sehr wohl auch über den Preis, über
die Kosten, geführt werden. Die Kostensenkungen, das ist im Schulbetrieb ganz
eindeutig, werden nur erfolgen können, indem man den Lehrern und Lehrerinnen
weniger bezahlt. Das wird ein mörderischer Wettbewerb in diesem Bereich der
Mittelstandsschulen, wo die Kinder und die Eltern eindeutig die Verlierer sein
werden.
Wenn Sie sich das einmal so konkret vorstellen und
sich dann als Abgeordnete selbst fragen: "Will ich das? Will ich eine
kostenlose staatliche Restschule haben? Will ich eine Luxusklasse an Schulen
für die Geldelite haben? Will ich einen mörderischen Wettbewerb für den Mittelstand
erzeugen? Will ich, dass Schule Geld kostet?", dann müssten meiner Meinung
nach auch die Abgeordneten der ÖVP zu dem Schluss kommen, dass sie sagen:
"Nein, das wollen wir nicht. Wir wollen sehr wohl eine Schule mit hoher
Qualität und mit Chancengleichheit haben." Ich kann mir nicht vorstellen,
das da die Abgeordneten der ÖVP oder sogar der Freiheitlichen Partei zu einem
anderen Ergebnis kommen.
Wenn wir uns dann anschauen, wie es sich im Bereich
der Hochschulen abspielt, wo bereits jetzt große Konzerne sagen, sie können das
Ergebnis der Hochschulen und die Leute, die von dort kommen, eigentlich nicht
brauchen, sie machen sich ihre eigene Universität, die wieder nur Leute mit
viel Geld bezahlen können, dann ist vollkommen klar, dass sich das dann auch nach
unten fortsetzt. In diese Universitäten werden nur Kinder aus Schulen kommen,
die davor bereits in diesen Geldeliteschulen waren. Das sind Entwicklungen, die
wir alle nicht wollen. Das sind Entwicklungen, die wir ablehnen müssen. Nachdem
es noch Rednerinnen und Redner nach mir gibt, würde mich schon eine
Stellungnahme zu dem, was ich jetzt an möglicher Entwicklung im Schulbereich
geschildert habe, interessieren.
Meine Damen und Herren, ich kann für die Grünen
sagen, wir wollen keine McSchule. Wir wollen ganz sicher nicht Junkfood fürs
Hirn der Kinder, sondern wir wollen hervorragende Bildungsangebote, die
kostenlos sind und wir wollen vor allem Chancengleichheit für alle Kinder
haben. Ich hätte gerne, dass Sie sich dieser Meinung durchaus anschließen können.
(Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Frau StRin Dipl Ing Dr
Rothauer. Ich erteile es ihr.
StRin Dipl Ing Dr Herlinde Rothauer:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Einer der Redner, die heute, ich glaube es war um
11 Uhr, die Geschäftsordnungsdebatte geführt haben, hat prophetisch
gesagt, er versteht nicht, wieso wir diese wichtige Diskussion über GATS - und
sie ist wichtig - zu so prominenter Stunde führen, weil das nicht das große
Konfrontationsthema ist. Ich meine das auch. Es wäre in diesem Hause zu dieser
Stunde eine durchaus sachlich gute Diskussion geworden, wenn man von den völlig
unqualifizierten Versuchen der Grünen, zu provozieren, abgesehen hätte und wenn
man davon absehen würde, dass diese Fraktion Angst und Panikmache betreibt.
Damit gehe ich unmittelbar auf das ein, was die Frau
Kollegin Jerusalem gesagt hat. Sie hat auch dazu aufgefordert - ich tue Ihnen
den Gefallen, Frau Kollegin Jerusalem -, darauf zu replizieren, obwohl ich das
ursprünglich nicht vorhatte. Sie sprechen von Ängsten, von Befürchtungen, von
Bedenken, die rein fiktiv und virtuell sind. Das sind Szenarien, die mit dem
GATS nichts zu tun haben. Die könnten eintreten, wenn man solche politischen
Entscheidungen national treffen würde, aber es hat überhaupt nichts damit zu
tun, dass das automatisch so kommen muss. Sie werden wohl hoffentlich wissen
dass der Bildungsbereich genauso wie der Gesundheitsbereich ausgenommen ist. (GR David Ellensohn: Das stimmt nicht! Das
ist falsch!)
Ich gehe jetzt einmal auf die Mitteilung von Herrn
VBgm Rieder ein. Ich meine, die sehr ausführliche Mitteilung war natürlich in
weiten Bereichen von Bedenken, von Ängsten, von Befürchtungen und auch von
Warnungen geprägt, die allerdings alle unter dem Titel "Wenn ..., dann
..." zu stehen sind. Natürlich kann man auch auf nationaler Ebene eine
Menge Maßnahmen in die Wege leiten, die mit dem GATS nicht zwingend verbunden
sind, die gewisse Entwicklungen herbeiführen, die bedenklich sind, aber es ist
nicht zwingend. Außerdem muss ich sagen, es ist auch nicht so kontroversiell,
denn es gibt viele Bereiche von diesen Befürchtungen, die genannt wurden, die
keine der beteiligten Fraktionen wirklich möchte.
Ich komme nur auf das Stichwort "Wasser" zu
sprechen. Ich kenne eigentlich keine Fraktion, die den Ausverkauf des
österreichischen Wassers befürworten würde, aber darauf komme ich noch zu
sprechen. (Beifall bei der ÖVP.)
Was natürlich zurückzuweisen ist, ist der Vorwurf der Geheimverhandlungen.
Ich möchte gar nicht davon sprechen, dass jedermann im Internet alle möglichen
Informationen findet, das durchaus ausreichend ist und sich damit jeder in
irgendeiner Form eingebunden fühlen kann. Die öffentliche Diskussion ist zu
führen und wird sicher noch weiter geführt und wahrscheinlich intensiviert
werden. Aber damit muss man sorgsam umgehen. Es ist unredlich, meine Damen und
Herren, wenn man, so wie eine Fraktion in diesem Hause, Panik macht. Es ist
auch unredlich, wenn die sozialdemokratische Fraktion von Information und
öffentlicher Diskussion als Mindeststandard spricht und dann eine
Teilorganisation dieser Partei Horrorszenarien zeichnet, die einfach
unverantwortlich sind. Im Internet kann man nachlesen, was die Gewerkschaft der
Gemeindebediensteten dazu zu sagen hat. Das Harmloseste ist noch die
Befürchtung, dass Arbeitsplätze und die Mitbestimmung in den Betrieben durch
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