Gemeinderat,
25. Sitzung vom 06.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 91
Beratungen über die Untersuchungskommission als
Tagesordnungspunkt 1 zu reihen."
Wir haben das in der Präsidiale diskutiert, und
erstmals hat der Vorsitzende, bevor er sich angehört hat, was die
Klubvorsitzenden dazu meinen, gesagt: Das kommt nicht in Frage. Es gab keine
Einhelligkeit, und darum möchte ich, dass das abgestimmt wird, und möchte das
begründen.
Ich glaube, überall auf der Welt ist eine
Selbstverständlichkeit, dass, wenn es, erstmals, eine Untersuchungskommission
gibt, die noch dazu Derartiges ans Tageslicht befördert, das als
Tagesordnungspunkt 1 diskutiert wird und nicht irgendwann um 3, 4 oder
5 Uhr am Nachmittag. Ganz kurz einige Punkte:
Da ging es um Begünstigungen Dritter, da ging es um
Auslacken von Anträgen, da ging es um Millionen, um nicht zu sagen um Hunderte
Millionen Beiträge, da ging es um Handakten, die nicht eingesehen wurden –
vieles davon bekannt.
Die Krone dessen aber ist der Bericht von SPÖ und
ÖVP, der heute irgendwann am Nachmittag versteckt diskutiert werden soll, wo
rauskommt: Eigentlich war alles in Ordnung, eigentlich muss man alle
Beteiligten geradezu noch belobigen für das, was sie da vorgesehen haben. Und
das, was das Kontrollamt aufgedeckt hat, das ist ja irgendwie ein
Betriebsunfall des Kontrollamtes, was kommt denn da dazu, und 62 Stunden
wurde also nichts ans Tageslicht befördert.
Das wirkliche bemerkenswerte Ergebnis der
Untersuchungskommission ist die Äußerung von SPÖ und ÖVP dazu. Und wenn Sie
nichts anderes glauben als Begründung, erlaube ich mir zu zitieren aus Berthold
Brechts "Das Leben des Galilei". Da geht es darum, wenn Sie es
wissen: Da gab es eine Kirche, eine große Institution, die darauf beharrt hat:
Nein, nein, die Erde ist im Zentrum, und alle anderen bewegen sich herum. Und
da tritt so ein Querulant auf wie der Galilei und sagt: Bitte, das ist ganz
anders! Und er sagt: Bitte, ihr Inquisitoren, schaut doch durchs Rohr durch! (GR
Gerhard Pfeiffer: Das ist nicht zur Geschäftsordnung!) Ich begründe, Herr
Kollege Pfeiffer, meinen Antrag. Ich habe noch zwei Minuten Zeit für die
Begründung dieses Antrages. Und ich bleibe bei diesem Vergleich. Wie reagieren
diese Inquisitoren? Die sagen: Was muss ich durch das Rohr durchschauen? Ich
weiß ohnehin ... (Rufe bei der ÖVP: Zur Geschäftsordnung!)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer
(unterbrechend): Herr Mag Chorherr, bitte zur Geschäftsordnung!
GR Mag Christoph Chorherr (fortsetzend):
Ich begründe einen Antrag zur Geschäftsordnung, Herr Vorsitzender, und lasse
mir die Form der Begründung, für die ich noch zwei Minuten habe, von niemandem
vorschreiben, nicht vom Kollegen Pfeiffer, über dessen Rolle in der
Untersuchungskommission noch zu sprechen sein wird, und auch nicht, mit Verlaub
und Demut, von Ihnen, Herr Stadtrat. (Beifall bei den GRÜNEN)
Ich bleibe bei dem Vergleich, weil er so
symptomatisch ist. Da werden Zeugenaussagen getätigt, die eindeutig sind. Was
sagt die Inquisition im "Leben des Galilei"? Wir müssen gar nicht
durchs Rohr schauen! Wir wissen ohnehin, es ist alles in Ordnung! Und ich zitiere
nur einen Inquisitor, der sagt: Wenn hier Aristoteles – übertragen auf heute
die SPÖ – in den Kot gezogen wird, eine Autorität, so scheint mir jedenfalls
eine Fortsetzung der Diskussion überflüssig. Unsachliche Diskussionen lehnen
wir ab, und damit basta.
Und wenn noch Galilei sagt, na schaut doch bitte
durch das Rohr, bitte schaut euch doch die Aussagen an, die da getätigt wurden,
was sagt dann die Inquisition dazu? Sie sagt: Man könnte versucht sein, zu
antworten, dass Ihr Rohr – nämlich die Untersuchungskommission –, das etwas
zeigt, was nicht sein kann, ein nicht sehr verlässliches Rohr sein muss.
Es geht darum, darüber nachzudenken, dass es jetzt
eigentlich belegt ist, warum die SPÖ nie draufgekommen ist. Ihre Reaktion
darauf zeigt es. Und darum ist es notwendig, gerade weil es zwei weit
auseinander strebende Bereiche sind, dass sich der Gemeinderat dafür
ausspricht, die Diskussion über zwei unterschiedliche Wahrnehmungen als
Tagesordnungspunkt 1 zu diskutieren. Ich hoffe, dass Sie dem Folge leisten
werden, und bin 20 Sekunden vorher fertig, Herr Vorsitzender, Herr Kollege
Pfeiffer. – Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster zu Wort gemeldet hat sich der Herr Mag Kabas zur Geschäftsordnung. Er hat
ebenfalls die bereits bekannten fünf Minuten.
GR Mag Hilmar Kabas (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen
und Herren!
Es geht natürlich darum, dass wir tatsächlich eben zu
einer besseren Zeit über diese Untersuchungskommission und die Ergebnisse
diskutieren wollen und nicht jetzt über eine Mitteilung des Stadtrats, wo wir
ja draufkommen werden, dass es da gar keine besonderen Unterschiede in der
Auffassung geben wird. Diese Mitteilung dient natürlich dazu – um das jetzt
also hier einmal so auszusprechen –, dass Zeit geschunden wird. (GR
Christian Oxonitsch: Angesichts der Öffentlichkeit!) Schon in der Schule
hat man das versucht, und Sie versuchen das natürlich jetzt auch. Sie werden
draufkommen bei der Mitteilung und bei der anschließenden Diskussion: Es gibt
da gar nicht wirklich wesentliche Unterschiede, bis hin zur Bundesregierung,
die ja auch schon gesagt hat, dass man hier nicht so vorgehen soll, wie manch
andere Staaten das wollen. Und daher glaube ich, ganz unaufgeregt, dass es
durchaus gerechtfertigt wäre, wenn man jetzt das erste Mal ein Ergebnis eines
Untersuchungsausschusses hat, es doch zu einer Tageszeit zu diskutieren, wo
auch noch die Öffentlichkeit besser daran teilnehmen kann, als wenn man es dann
irgendwann einmal um 15 oder 16 Uhr diskutiert.
Und deshalb ist dieser Antrag, glaube ich auch,
gerechtfertigt. Wir werden ihm zustimmen, denn es geht ja darum, dass man
darüber spricht – und ich bin überzeugt davon, dass da alle Fraktionen einer
Meinung sind –, wie man Unregelmäßigkeiten und Spekulantentum besser in den
Griff bekommen und zurückdrängen kann, aber
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