Gemeinderat,
25. Sitzung vom 06.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 91
(Beifall
bei der ÖVP und bei Gemeinderäten der GRÜNEN.)
Zeitgleich mit der Aktuellen Stunde ist heute die
Regierungserklärung von Dr Schüssel, und es wurde von Frau GRin Stubenvoll
schon angeführt, dass in der Regierungserklärung eine Reihe von Maßnahmen im
Interesse der Behinderten in unserem Land festgehalten sind. Frau Kollegin! Ich
kann Ihnen versichern, das sind keine Seifenblasen, sondern es wird ein
Bundesgesetz geben, und die Betroffenen werden mitreden und auch mitentscheiden
können.
Dass die Behinderten-Milliarde weitergeführt wird,
ist außer Streit, ebenso viele andere Punkte. Ich habe das
Regierungsübereinkommen. Wer es lesen will, dem stelle ich es sehr gerne zur
Verfügung.
Aber nun zu Wien. Herzlichen Dank der Interessenvertretung
der behinderten Menschen. Hier wird großartige Arbeit geleistet, mit einem
unglaublichen Engagement, mit sehr viel Fachwissen, aber auch mit
Nachhaltigkeit. Hier wird wirklich für ein selbstbestimmtes Leben gekämpft.
Herzlichen Dank aber auch an die Gemeinderätliche
Behindertenkommission unter Vorsitz von Frau GRin Stubenvoll. Ich muss wirklich
sagen, wir haben ein ausgezeichnetes Gesprächsklima, es gibt einen wirklich
guten Gedankenaustausch, und man kann tatsächlich Verbesserungen vorbereiten.
Nun kommt jedoch das Aber. Nach der professionellen
Vorbereitung in der Kommission, in Arbeitsgruppen ist dann der Stillstand. Die
SPÖ-Alleinregierung verschläft nämlich die notwendigen und vorbereiteten
Gesetzesreformen. In den letzten zwei Jahren, seit es eine SPÖ-Alleinregierung
gibt, ist in diesem Bereich nichts geschehen. (GRin Ursula Lettner: Das ist kühn!)
Sie haben heute angeführt, dass die Bauordnung bis
Ende des Jahres novelliert werden soll. Sie wissen, seit drei Jahren wird hier
verhandelt. Sie wissen, eine Arbeitsgruppe hat sich hier wirklich viel, viel
Zeit genommen – Kollege Karl war dabei federführend –, trotzdem wird es auf die
lange Bank geschoben.
Ich frage Sie: Wann kommt die Novellierung des
Garagengesetzes? Wann kommt das Wiener Behinderteneinstellungsgesetz? Wie ist
es mit der persönlichen Assistenz? Ansätze sind da, aber wie geht es weiter?
Jetzt komme ich zu den 34 000 Arbeitslosen, Frau
Kollegin. (GRin Josefa Tomsik: Kollegin
Korosec, haben Sie schon mit der Wirtschaft gesprochen?) Warum kommt Wien
den Einstellungsverpflichtungen nicht nach? Tausend Behinderten-Arbeitsplätze
sind nicht besetzt. Das sind tausend Schicksale, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP. – GR Franz Ekkamp:
Schauen Sie in die Privatwirtschaft!) Dafür zahlt die Gemeinde Wien lieber
Strafe, nämlich 1 780 000 EUR. (GR
Kurt Wagner: So wie die Wiener Wirtschaft, allen voran das Gewerbe!) Sie
sollen ja Vorbildwirkung haben. Reden Sie sich nicht auf andere aus! Das ist ja
unglaublich! (Beifall bei der ÖVP. – GR
Kurt Wagner: Immer nur Wien! Gerade die Wirtschaft ist auch gefordert!)
Meine Damen und Herren! Wien ist damit absolutes
Schlusslicht. (GR Godwin Schuster: Na
geh, bitte!) Ich möchte Ihnen drei Länder nennen: In Oberösterreich, in der
Steiermark, in Kärnten wird diese Quote, die gesetzlich vorgeschrieben ist, bei
weitem übererfüllt, aber in Wien ist es offensichtlich nicht möglich. (GR Kurt Wagner: Sie nehmen die Zahlen, die
Sie wollen. Haben Sie die Zahlen des Magistrats gesehen! Wissen Sie, was
101 Prozent ist?) Ja, ich weiß es.
Meine sehr geehrten Damen und Herren der
SPÖ-Alleinregierung! Nicht Selbstbeweihräucherung ist gefragt, sondern Taten im
Interesse der Menschen. (Beifall bei der
ÖVP. – GRin Ursula Lettner: Dann tun Sie auch etwas!)
Vorsitzende GR Mag Heidemarie Unterreiner: Als
nächster Redner ist Herr GR Strache gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Heinz Christian Strache (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte ein bisschen von
der Emotion herausnehmen, die gerade bei meiner Vorrednerin der Fall war, weil
ich denke, dass es gerade bei diesem Thema nicht richtig ist, hier ein
politisches Hickhack zu veranstalten und herzugehen und sich gegenseitig
Vorwürfe zu machen. Ich glaube, das Thema ist zu wichtig, um hier nur einfach
Aufzählungen zu bringen, was wo gemacht wurde und was nicht gemacht wurde,
sondern wir sollten alle gemeinsam darangehen, etwas zu verbessern, und hier
gemeinsame Überlegungen anstellen.
Es ist in diesem Bereich
sowohl auf Bundesebene, aber natürlich auch auf Landesebene viel passiert. Es
gibt hier eine wirklich gute, sachliche Zusammenarbeit in der
Behindertenkommission. Es ist natürlich noch viel zu tun. Es sind Bereiche
anzusprechen, wo ich mir wünschen würde, dass man Vorschläge nicht immer zu
leichtfertig gleich vom Tisch wischt, wie etwa den Vorschlag bezüglich
Behindertenanwalt, den wir einmal gemacht haben. Es gebe aber auch andere
Bereiche, die für uns interessant wären, zum Beispiel einmal wirklich die
Betroffenen direkt hier in einem Stadtparlament, das man veranstaltet, mitreden
zu lassen, damit sie in diesem Jahr der Menschen mit Behinderungen hier einmal
die Möglichkeit haben, ihre Ziele und Vorstellungen zu artikulieren und wir
dann diesen Vorstellungen auch wirklich so gut wie möglich nachkommen.
Ein wichtiges Anliegen ist es mir auch, eine
zielorientiertere Subvention zu überlegen, zu erwägen, was wir in dem Bereich
zielorientierter machen können. Wir wissen, das wir alle Eigenverantwortung
wollen, wir alle wollen, dass die Menschen mit Behinderungen auch
eigenverantwortlich Leben können. Deshalb sollten wir uns überlegen, wie wir
eben mit zielgerichteten Subventionen im Bereich der Rollstuhlanschaffung, der
Führhundanschaffung noch besser unter die Arme greifen können, damit wir den
Betroffenen dieses selbstbestimmte Leben eben wirklich besser ermöglichen
können.
Auch der Bereich der psychosozialen Probleme ist ein
Bereich, der noch zu sehr vernachlässigt wird, wo man die Probleme, die in
dieser Stadt und auch in der Republik vorhanden sind, noch nicht ganz ernst
genug
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