Gemeinderat,
25. Sitzung vom 06.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 91
Gemeinderat!
Vorschläge gibt es die verschiedensten. Es ist
Aufgabe der Politik, die verschiedenen Vorschläge von verschiedenen
Beamtengruppen, aber auch verschiedenen Organisationen kritisch zu betrachten,
zu evaluieren und daraus die Schlüsse zu ziehen und die Vorgaben festzulegen.
Es kann nie ein Einzelner oder eine einzige Magistratsabteilung oder ein
einziger Beamter einer Magistratsabteilung hundertprozentig im Recht sein, und
nur das, was er sagt, ist absolut richtig. Daher finden ja jetzt laufend
Besprechungen natürlich auch mit der MA 47 genauso wie mit der MA 12
und dem Magistrat, also der hoheitlichen Verwaltung, statt, um die bestmögliche
Lösung im Sinne der Bevölkerung zu finden. Es geht nicht um die Befindlichkeit
der Verwaltung, es geht einzig und allein darum: Was machen wir, damit wir den
Wünschen und der Optimierung der Pflege der Bevölkerung am Besten gerecht
werden? (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag
Heidemarie Unterreiner: Ich danke der Frau Stadträtin für
die Beantwortung der Fragen.
Die Fragestunde ist damit beendet.
Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde.
Der Klub der Sozialdemokratischen Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema
"Europäisches Jahr der Menschen mit Behinderungen 2003 – Miteinander
findet Stadt“ verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs. 2 der
Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt.
Ich bitte die Erstrednerin, Frau GRin Stubenvoll, die
Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich in Erinnerung rufe, dass ihre Redezeit
mit 10 Minuten begrenzt ist.
GRin Erika Stubenvoll (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Frau Vorsitzende! Sehr
geehrte Damen und Herren!
"Miteinander findet Stadt" ist für mich der Slogan für dieses
Jahr, aber auch das Zeichen dafür, dass Behindertenpolitik in der Stadt Wien
nicht nur in einem Ressort verankert sein soll, sondern so wie die
Frauenpolitik auch Querschnittsmaterie sein soll.
Das "Europäische Jahr der Menschen mit
Behinderungen" ist eine Herausforderung für alle Menschen, sich mit einer
Thematik zu beschäftigen, über die man lieber hinwegsieht beziehungsweise sie
verdrängt. Es ist eine Herausforderung für alle Menschen, sich mit Behinderung
direkt und persönlich auseinander zu setzen, eine Herausforderung für die
Gesellschaft, für Firmen, für Organisationen, für öffentliche Stellen, die
Lebensbedingungen der Menschen mit Behinderung kontinuierlich zu verbessern,
und eine Herausforderung auch für die Menschen mit Behinderungen, selbstbewusst
und selbstbestimmt aufzutreten, ihre nichtbehinderten Mitmenschen mit
Ungerechtigkeit, Diskriminierung und mit ihrem persönlichen Recht auf
Gleichbehandlung und Selbstbestimmung konfrontieren. Eine wahrlich nicht
leichte Aufgabe!
Wir haben eine Gangausstellung in Grete Laskas
Ganggalerie zusammengestellt, und ich darf alle Kolleginnen und Kollegen
ersuchen, heute im Laufe des Tages einmal durchzugehen. Sie können dort auch
sehr genau nachlesen, welche Ziele sich die Europäische Union für dieses Jahr
vorgenommen hat. Da ich nur 10 Minuten Redezeit habe, werde ich dies hier
nicht wiederholen.
Zuletzt hatten wir 1981 das "Internationale Jahr
der behinderten Menschen", und schon damals hat die Stadt Wien es sich zur
Aufgabe gemacht, Diskriminierungen zu beseitigen und die Leistung für
behinderte Menschen zu verbessern. Es sind jetzt viele Jahre vergangen. In
Folge dieses Jahres wurde damals die Gemeinderätliche Behindertenkommission
gegründet, um so auch auf politischer Ebene den Bedürfnissen behinderter
MitbürgerInnen besser gerecht zu werden.
Revolutionär war 1986 die Gründung der ARGE
Wohnplätze für geistig behinderte Menschen, die noch von StR Stacher ins Leben
gerufen wurde. Heute zählt das Wohnplatzprogramm mit 1 400 betreuten
Plätzen in ganz Wien zu einer der wichtigsten Maßnahmen für Menschen mit
Behinderung. Ohne die Mithilfe der betroffenen Menschen und deren
Vertretungsorganisationen wäre dieses Programm nicht so erfolgreich geworden.
Erfolgreich ist die Behindertenpolitik in Wien aber
auch durch die gute Zusammenarbeit aller Parteien in diesem Hause, denn die
meisten Anträge, die hier gestellt wurden, waren von allen unterzeichnet, und
dafür möchte ich allen Kolleginnen und Kollegen, die in der
Behindertenkommission tätig sind, recht, recht herzlich danken. Wir hätten
vielleicht sonst keine Gehörlosenambulanz, oder wir hätten auch nicht die
lieben Kollegen hier, die als Gebärdendolmetscher arbeiten als sichtbares
Signal an die gehörlosen Menschen auf der Galerie, aber in erster Linie auch an
den Bildschirmen.
Wir haben uns zum Ziel gesetzt, Barrieren abzubauen
und für behinderte Menschen und ihre Angehörigen das Angebot auf Integration,
Assistenz und Begleitung zu schaffen.
Die Frühförderung und Familienbegleitung ist nur eine
von vielen Dienstleistungen, die freiwillig, kostenlos und flächendeckend
angeboten wird.
Die Wiener Kindergärten bieten 208 Integrationsgruppen.
Ich weiß, es sind noch immer zu wenig, aber an ihrem ständigen Ausbau wird
gearbeitet.
Wien ist immerhin auch das Bundesland mit der
höchsten Zahl an Integrationsklassen; 657 sind es derzeit. Etwas ganz Besonders
sind auch die basalen Klassen, die es in Wien gibt. Ich kenne kein anderes
Bundesland, wo es in dieser Form Basale Förderklassen gibt.
Kinder, die auf Grund einer Behinderung einer
besonderen Förderung bedürfen, können diese nicht nur in einer Sonderschule,
sondern auch in einer Volksschule, in einer Hauptschule, in der Unterstufe
einer allgemeinbildenden höheren Schule und in einem Polytechnischen Lehrgang
erhalten. Seit dem Schuljahr 2002/2003 wird erstmals auch in einer einjährigen
berufsbildenden Schule integrativ unterrichtet. Das war ein Wunsch vieler
Eltern.
Berufsfindung, Beschäftigung und Ausbildungsmöglichkeiten in
integrativen Betrieben werden von der Stadt
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