Gemeinderat,
25. Sitzung vom 06.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 91
und offener Ort für kommunale Veranstaltungen wurde dieses Kino
völlig neu positioniert. Ausverkaufte Vorstellungen um den Jahreswechsel und
20 000 Besucher in den ersten vier Monaten belegen die Akzeptanz bei
der Bevölkerung und die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges, eines Weges,
einige ausgewählte Kinos als Kulturstandorte mit anspruchsvollem Profil für die
Stadt zu erhalten.
Ich erwähne in diesem Zusammenhang auch noch, dass
die Stadt ja bekanntlich das Österreichische Filmmuseum, das sich sozusagen im
baulichen Verbund mit der Albertina befindet, ebenfalls zusätzlich ganz stark
gefördert hat. Wir haben damals rasch eingegriffen. Als es trotz eines
Personalwechsels, trotz eines organisatorisch-strukturellen Wechsels von
Bundesseite keine zusätzliche Förderung gegeben hat, haben wir unsere Förderung
um knapp 300 000 EUR erhöht. Wir taten dies in der Erkenntnis, dass
man eine Institution wie das Filmmuseum gerade während der Umbauphase rundherum
nicht im Stich lassen kann und dass es eigentlich nur Sinn macht, diese
Investition zu tätigen, und zwar sowohl in bauliche Maßnahmen als auch in die
Programmmaßnahme.
Damit ist, glaube ich, etwas gelungen, was
wahrscheinlich auch nicht in vielen Metropolen gelingt: dass die Kulturpolitik
konkret die Marktmechanismen beeinflusst, die es einfach dazu kommen haben
lassen, dass es Multiplex-Kinos gibt, die zusperren, dass es Probleme für die
Innenstadtkinos gibt, die auch zusperren müssen, denn wir haben dem nicht
tatenlos zugesehen, sondern haben mit konkreten Maßnahmen entgegengewirkt. Ich
meine, dies geschah im Interesse und, so hoffe ich, auch zur Freude und mit
Zustimmung eines interessierten innerstädtischen Kinopublikums.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. – Die erste Zusatzfrage: Herr GR Mag
Chorherr.
GR Mag Christoph Chorherr
(Grüner Klub im Rathaus): Herr Stadtrat, es juckt natürlich – ich
will das hier nur anmerken –, wenn Sie das Kinosterben und die kritischen
Dinge, die passiert sind, erwähnen, zu berichten, wer die politische
Verantwortung trägt, dass die Widmungen für diese Kinos von vielen hier in diesem
Hause erfolgt sind, dass die SPÖ diesen Multiplexen zugestimmt hat. Es ist
wirklich einmalig, wie viele das sind, aber das ist Schnee von gestern. Es wäre
auch lohnenswert – Sie waren damals noch nicht im Haus –, das trotzdem noch
einmal unter politische Verantwortung einzureihen.
Ich möchte aber eine konkrete Frage stellen. Es gab
ja vor sechs Wochen hier im Haus zum Thema Film und Kino, primär Film, eine
Tagung. Da wurde ein konkreter Vorschlag gemacht, der auch den Kinos nutzen
könnte, neue Schichten zu erreichen. Von einer Referentin wurde, anknüpfend an
die Cine-Week, vorgeschlagen, für Jugendliche eine auch von der Kultur
unterstützte Sonderschiene einzuführen, dass kulturell hochstehende Filme in
einer Art präsentiert werden, dass Jugendliche am Nachmittag, vielleicht sogar
auch am Vormittag im Rahmen des Unterrichts sich derartige Filme anschauen, mit
Produzenten reden können über den Film, mit Regisseurinnen, Regisseuren
sprechen könnten. Da wurde ein Angebot gemacht. Ich glaube, Sie haben damals
durchaus positiv darauf reagiert.
Mich würde interessieren: Ab wann kommt das? Kommt es
überhaupt? Wie wird das von der Stadt Wien unterstützt? Was erwarten Sie sich
davon auch für die Kinolandschaft, was erwarten Sie sich für die Filmkultur?
Das ist, glaube ich, eine einfach durchzuführende Maßnahme, die sehr viel
bringen könnte, im Jugendbereich neue Schichten zu erschließen. Was ist hier
konkret geplant?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Ja, Sie haben völlig Recht, ich habe das damals sehr
begrüßt. Wir sind konkret auch mit dem Stadtschulrat im Gespräch. Es gibt
Überlegungen im Hinblick auf eine Schulfilmwoche, wobei man über den Namen
sicher nachdenken wird müssen. Aber darüber hinausgehend meine ich, dass wir
eine Art Vermittlungsmodell zumindest auch einmal auf Landesebene erarbeiten
sollten. Da sind wir dabei. Konkrete Daten kann ich Ihnen jetzt noch nicht
nennen, aber ich glaube, dass das ein ganz besonders wichtiger Gedanke ist, und
wir sind dabei, diesen Gedanken der Verankerung des Films in den
Bildungsinstitutionen und damit natürlich auch im öffentlichen Bewusstsein
zumindest auch auf Landesebene zu verfolgen.
Ich glaube, dass man nicht früh genug auch mit dem
Lernen des Sehens beginnen kann, auch mit dem durchaus qualitätsbewussten
selektiven Sehen. Diese Gespräche gibt es. Ich kann dann gerne informieren
darüber, welche Fortschritte gemacht werden. Das Gleiche gilt natürlich dann
letztendlich auch für Fragen der entsprechenden Ausbildung der Lehrerinnen und
Lehrer, weil das ja sozusagen Hand in Hand gehen muss.
Also die Antwort ist: Ja, wir unterstützen das, ja,
wir sind in Gesprächen bezüglich eines konkreten Modells, über das ich dann
auch gerne berichten werde.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke schön. – Die zweite Zusatzfrage: Herr Mag
Neuhuber.
GR Mag Alexander Neuhuber
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Stadtrat!
Es sei nur festgehalten, auch für Kollegen Chorherr,
dass auch in der laufenden Legislaturperiode von dieser Stadtregierung keine
Einschränkungen bei den Widmungen vorgenommen wurden, um Multiplexe zu
verhindern. Multiplexe funktionieren aber, weil sie von den Wienerinnen und
Wienern angenommen werden. Es gibt nunmehr eine Vielfalt zwischen großen Kinos
und kleineren. Die schlechten unter den Multiplexen sperren zum Teil schon
wieder zu, weitere werden folgen. Ähnlich ist es bei den Einzelkinos: Die
schlechten sperren zu, die guten können überleben. Die KIBA-Gruppe hat
schlechter gewirtschaftet, der Constantin und ihren einzelnen Standorten geht
es besser. Wir freuen uns natürlich, dass innerstädtische Kinos wie das
Gartenbau und das Metro erhalten werden können.
Jetzt meine konkrete Frage: Haben Sie weitere
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