Gemeinderat,
25. Sitzung vom 06.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 91
ist – wenn man jahrelang am Fluss sitzt, erinnert man sich
an vieles –, früher organisatorisch als Lösungsansatz da war.
Zum Zweiten: Wenn ich mich dunkel erinnere, dann wird
die Geschäftseinteilung vom Gemeinderat beschlossen. (Heiterkeit bei der SPÖ.) Ich kann daher darauf verweisen, dass
wir, die Stadtverwaltung, ja weniger danach organisiert sind, wie Bundesländer
organisiert sind, sondern, vom Budget begonnen bis hin zu allen
Verwaltungseinheiten, als Gemeinde organisiert sind. Eine Gemeinde ist im
Regelfall nicht in der Lage, Gesetze zu beschließen, und daher ist die
Geschäftseinteilung bei uns hier auf der Basis von Beschlüssen des Gemeinderates
zu fällen und nicht auf der gesetzlichen Grundlage von Landtagen.
Gewährleistet ist im einen wie im anderen Fall –
diskutieren über formelle Dinge kann man natürlich immer – selbstverständlich
der Meinungsbildungsprozess, der hier im Wiener Gemeinderat in demokratischer
Form, gut vorbereitet, sicherlich nicht übers Knie gebrochen, auch zu
vollziehen ist. Aber es soll und kann niemand eine Partei, selbstverständlich
auch nicht eine Regierungspartei, daran hindern, ihrerseits einen
Meinungsbildungsprozess zur Lösung bestimmter Probleme, zur Antwort auf
bestimmte Analysen zu führen.
Und nicht mehr und nicht weniger ist hier passiert:
Die SPÖ hat einen Meinungsbildungsprozess hinter sich gebracht und wird ihren
Vorschlag demokratisch hier in den Wiener Gemeinderat einbringen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich
danke. – Die zweite Zusatzfrage: Frau GRin Jerusalem, bitte.
GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub
im Rathaus): Herr Bürgermeister!
Nachdem bisher weder aus dem Büro Laska noch aus dem Büro
Pittermann Konkretes zu erfahren war, was diese Reform betrifft, ist ja mein
Eindruck eher, dass Sie diesen Diskussionsprozess und Denkprozess noch vor sich
haben und nicht hinter sich gebracht haben, sonst würde man ja schon etliches
Konkretes erfahren können.
Meine Frage bezieht sich aber nun auf den Fonds
"Soziales Wien", in den ja anscheinend jener Teil, der nicht
hoheitlich ist, ausgelagert werden soll, eine Maßnahme, die mich von Seiten der
Sozialdemokratie durchaus auch ein bisschen erstaunt. Aber bevor ich voreilige
Schlüsse ziehe, wüsste ich gerne von Ihnen, und daher auch meine Frage: Wer
profitiert Ihrer Meinung nach von einer Auslagerung des nicht hoheitlichen
Teils in den Fonds "Soziales Wien"?
Vorsitzender GR
Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Bgm Dr Michael Häupl:
Zunächst einmal, Frau Gemeinderätin, Sie sollten die Wiener Sozialdemokratie
nicht unterschätzen (Heiterkeit und
Beifall bei der SPÖ), und ich darf Ihnen versichern, dass der
Nachdenkprozess und der Meinungsbildungsprozess der Wiener Sozialdemokratie
nicht über die Büros der beiden Stadträtinnen Pittermann und Laska läuft. Daher
wundert es auch mich persönlich nicht so besonders, dass Sie, wenn Sie sich
bezüglich eines Meinungsbildungsprozesses der SPÖ auf Auskünfte von
Stadtratsbüros verlassen, keine Auskunft bekommen. Das finde ich eigentlich
auch in Ordnung. Das ist auch nicht die Aufgabe von Stadtratbüros, über
Meinungsbildungsprozesse in der SPÖ Auskunft zu erteilen.
Ich gehe daher grundsätzlich
davon aus, dass im Rahmen jener politischen Arbeit, die, von der Demokratie
geprägt, hier in diesem Gemeinderat zu leisten ist, auf der Basis von
entsprechenden Unterlagen, die natürlich als Vorschläge anzusehen sind, dann
diese Diskussionen auch politisch gewissenhaft geführt werden. Ich bin
überzeugt davon, dass wir in dieser Einschätzung und auch, was die
Vorgangsweise betrifft, völlig übereinstimmen, denn ich gehe davon aus, dass
für den Fall, dass es grüne Minister gäbe – und ich bedauere, im Gegensatz zu
dir (in Richtung des GR Mag Christoph
Chorherr) vielleicht, zutiefst, dass es keine grünen Minister gibt –, der
Meinungsbildungsprozess bei den Grünen ebenfalls nicht über die Ministerbüros
liefe. Jedenfalls wären sie gut beraten, das auch so zu handhaben. (Heiterkeit bei der SPÖ und den GRÜNEN. – GR
Mag Rüdiger Maresch: Haben Sie so gute Erfahrungen damit?) Ja, ich würde dem zustimmen. Ich kann da Erfahrungen
weitergeben, um das durchaus so zu sagen.
Was die eigentliche Frage von Ihnen betrifft, so ist sie
leicht zu beantworten: Der Profiteur dieser Auslagerung operativer Elemente bei
der Umsetzung dieser Reform ist natürlich der Kunde, der Betroffene, denn genau
danach handeln wir ja letztendlich auch.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke
schön. – Die dritte Zusatzfrage: Herr GR Dr Hahn.
GR Dr Johannes Hahn (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Herr Bürgermeister!
Ablauforganisatorisch ist diese geplante Änderung, dass man also diese
Bereiche in einer Geschäftsgruppe konzentriert, ja durchaus nachzuvollziehen.
Es ist nur so, wir haben hier die Geschäftsgruppe Gesundheit mit zwei großen
Bereichen, den stationären Bereich und den ambulanten Bereich. Wie sich die
Dinge offenkundig darstellen, so ist der stationäre Bereich im Wege des KAV ja
praktisch schon ausgegliedert, und der ambulante Bereich wird jetzt auch
ausgegliedert. Das heißt, so sehr die Geschäftsgruppe von ihrem finanziellen
Volumen ja bald, glaube ich, ein Drittel des Wiener Budgets darstellen wird, so
sehr offenbart sich, dass die beiden wesentlichen Bereiche ausgelagert sind,
sodass sich eigentlich die interessante Situation ergibt, dass wir hier
wahrscheinlich eine neue Kategorie von Regierungsmitglied haben, nämlich die
erste nicht amtsführende amtsführende Stadträtin, weil sie ja offensichtlich
nur mehr für eine Metaebene der Politik zuständig sein wird.
Jetzt meine Frage: Wird sich diese neue Kategorie
auch in der Besoldungsordnung niederschlagen?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Bgm. Dr Michael Häupl: Sehr geehrter Herr Gemeinderat!
Zunächst einmal muss ich ein bisschen korrigieren, denn der
Verantwortungsbereich für den Ausgabensektor ist weit mehr als ein Drittel der
Gesamtausgaben der
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