Gemeinderat,
23. Sitzung vom 17.01.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 32
Mandataren in Organisationen ehrenamtlich tätig. Es sind
einige hauptberuflich tätig. Es sind viele von uns Mandataren aber Lobbyisten
von einer Vielzahl von Initiativen: Herr GR Mag Maresch war jetzt zwei Monate
lang Lobbyist einer Bürgerinitiative in der Sensengasse, bei der es um ein mit
öffentlichen Mitteln gefördertes Projekt geht. (GR Mag Rüdiger Maresch: Ihr habt eh nicht zugestimmt!) - Das ist
nicht das Thema, sondern das Thema ist, dass du in Wahrheit, wenn du deine
Logik durchdenkst, bei so etwas gar nicht mehr dabei sein darfst. Denkt doch
ein bisschen nach! Ich will gar nicht wissen, bei welchen Vereinen Frau GRin
Cordon überall tätig ist, und, und, und. (GR
Mag Christoph Chorherr: ... Vorsitzende des Ausschusses! - Zwischenruf der GRin
Mag Sonja Wehsely.) - Ich habe hier keine Blacklist. Eine solche habe ich
nicht.
Meine Damen und Herren! Ich glaube, wir finden in
jedem Klub eine Vielzahl von Beispielen. Jeder von uns ist sehr bewusst und
sehr stolz in Organisationen und in Bürgerinitiativen tätig.
Ich frage die GRÜNEN zu diesem Punkt abschließend
noch einmal: Wollen wir das amerikanische System, wo sich die Vereine um
irrsinnig viel Geld Rechtsanwälte als Lobbyisten kaufen müssen, wo Abgeordnete
gekauft werden, wo Mandatare eingekauft werden? Wollen wir dieses System auch
nach Österreich übertragen? Wollen wir denn das wirklich? Ist das wirklich das,
was ihr wollt? - Seien wir doch stolz darauf, dass es uns gelungen ist, in
einem Sektor, der einer der wichtigsten Sektoren unseres städtischen
Dienstleistungsangebots ist, eine Entwicklung herbeigeführt zu haben,
angesichts deren wir sagen können: Wir versorgen die alten Menschen. Wir sind
permanent dabei, dieses Angebot anzupassen. Wir sind auch permanent dabei,
dieses System zu evaluieren, und darum gibt es ja diese neuen
Leistungsverträge. Diese sind ja nicht vom Himmel gefallen, sondern diese neuen
Leistungsverträge sind das Ergebnis dieses permanenten Evaluierungsprozesses,
der von VBgm Dr Rieder eingeleitet wurde und von der Frau amtsführenden
Stadträtin umgesetzt wird. Diese Leistungsverträge bieten jetzt weiterhin die
Möglichkeit, Kosten vergleichbarer zu machen und besser in Relation zu
bekommen. Das ist das Ziel, das wir haben, wobei wir nie das große Ziel
vergessen: die Versorgung der armen, alten, kranken Menschen in dieser Stadt. -
Ich danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Meine
Damen und Herren! Bevor wir die Diskussion fortsetzen, gibt es tatsächliche
Berichtigungen: Zuerst ist Herr GR Pfeiffer zu einer tatsächlichen Berichtigung
zum Wort gemeldet. Seine verbleibende Redezeit wären nur mehr 2 Minuten;
für eine tatsächliche Berichtigung stehen ihm aber 3 Minuten zur
Verfügung. - Herr Mag Chorherr, Sie wissen ja, ich passe immer auf, aber ich
sage dennoch dazu: Normalerweise hätte Herr GR Pfeiffer nur 2 Minuten,
aber in diesem Fall hat er 3 Minuten Redezeit.
Bitte, Herr GR Pfeiffer.
GR Gerhard Pfeiffer (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich lasse mir nicht in den Mund legen, ich hätte
behauptet, dass das Soziale Hilfswerk von einer – das war sicher ein
Versprecher - "sozialistischen Marktwirtschaft" - Sie haben
wahrscheinlich "soziale Marktwirtschaft" gemeint - geleitet ist. Aber
dass es von einer sozialistischen Planwirtschaft geleitet ist, das habe ich
sicher nicht gesagt, sondern ich habe gesagt, dass das ganze System mit den
Vereinen durch die sozialistische Planwirtschaft gesteuert wird. Diese sitzt sozusagen
oben drüber wie eine Drude. Das ist es, was ich gesagt habe. - Dies sei hier
nur als sachliche Berichtigung festgehalten. (Beifall bei der ÖVP. - GR Dr Kurt Stürzenbecher: Das war jetzt nicht
schlüssig!)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke. - Als Nächster ist Herr GR Mag Chorherr zu
einer tatsächlichen Berichtigung zum Wort gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
Redezeit: 3 Minuten.
GR Mag Christoph Chorherr
(Grüner Klub im Rathaus): Frau Vorsitzende!
Ich erlaube mir, Herrn GR Hundstorfer wie folgt
tatsächlich zu berichtigen:
Herr GR Hundstorfer hat gesagt, wenn er wollte,
könnte er, unsere Überlegungen zu Ende gedacht, mich morgen hier hinausschießen
- den Ausdruck "schießen" korrigiere ich hier nicht; ich weiß schon,
wie das gemeint ist -, denn mit meinen verschiedenen Konsulenten- und sonstigen
Tätigkeiten wäre das nach unseren Vorstellungen unvereinbar.
Herr Kollege Hundstorfer! Der Klubobmann unterliegt
der Unvereinbarkeit, und darum ist es mir eben nicht möglich, Konsulent, Geschäftsführer
und anderes zu sein! Da gibt es gute Gründe dafür. Man sollte aber darüber
nachdenken, warum der Klubobmann einer Oppositionspartei ein Berufsverbot hat -
wozu ich stehe -, aber die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses gleichzeitig
bezahlte Geschäftsführerin eines Vereins sein können soll, für den sie um
Mittel ansucht. Und genau das soll der Antrag: Er soll bewirken, dass moderne
Unvereinbarkeiten, die bei vernünftiger Betrachtung gegeben sind, festgestellt
werden.
Gerade das falsche Beispiel, das Herr GR Hundstorfer
gebracht hat, zeigt, dass er nicht begriffen hat, worum es dabei geht. Es ist
doch völlig absurd, zu sagen, wenn jemand eine Bürgerinitiative unterstützt,
dann sei das unvereinbar oder könnte das nicht gehen. Wir haben uns das gut
überlegt, aber es geht nicht an, dass diejenigen, die als Regierungspartei
kontrollieren und über Subventionen entscheiden sollen, gleichzeitig
geschäftsführende bezahlte Funktionäre ebendieser Partei sind. Das hat mit
einer modernen Zivilgesellschaft nichts zu tun! Man soll auch weiter in
Vereinen tätig sein, man soll auch weiter in der Zivilgesellschaft tätig sein,
aber diese unzumutbaren Unvereinbarkeitsbedingungen, die versteht außer der SPÖ
in Wien niemand! Niemand versteht, dass man bei derselben Person ansuchen kann,
die man selbst ist. Das versteht niemand! Und solange ihr das nicht ändert,
werdet ihr in größte Probleme kommen.
Herr GR Hundstorfer hat offensichtlich nicht
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