Gemeinderat,
23. Sitzung vom 17.01.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 32
ein Vertragsverletzungsverfahren bei der EU betreffend das
öffentliche Auftragswesen. In Wien handelt es sich um eine korrekte Vorgangsweise,
da läuft nämlich kein Verfahren. Ich habe leider noch nicht die Stellungnahme
des Bundesministeriums für auswärtige Angelegenheiten gesehen, die der EU
gegeben wurde, aber ich bin neugierig, wie man darauf reagiert und ob und wie
eine Verurteilung erfolgen wird.
Die Qualitätskontrolle der Gesundheits- und Sozialzentren
erfolgt als Überprüfung der Ergebnisqualität im Einzelfall. Das heißt, bewertet
wird der kurzfristige, unmittelbare Nutzen für den einzelnen Klienten, der aus
den Maßnahmen im Rahmen des Pflege- und Betreuungsprozesses resultiert.
Unabhängig von Kontrollmaßnahmen ist die gezielte Vermittlung der Leistungen
ein wesentlicher Faktor der Qualitätssicherung. Unter präziser Berücksichtigung
der Bedürfnislage wird von den Gesundheits- und Sozialzentren in Kenntnis der
standardisierten und spezifischen Angebotsprofile der Leistungserbringer die
Durchführung der Dienste übertragen. Die Dokumentation wird von der MA 47
elektronisch erfasst und so auch den durchführenden Organisationen zur
Verfügung gestellt. Die MA 47 führt eine Beschwerdedokumentation. Bei
Feststellung von qualitativen Missständen wird mit der durchführenden
Organisation Kontakt aufgenommen und eine Maßnahmensetzung vereinbart. Es
erfolgen daraufhin unangemeldete Kontrollen.
Auf Grund des 1993 im Wiener Gemeinderat beschlossenen
Programms "Hilfe im hohen Alter" ist es gelungen, das Angebot, die
Qualität und die Organisation der Leistungen für die älteren Wienerinnen und Wiener
wesentlich zu verbessern. Auch Andersen hat festgestellt, dass das Programm
erfüllt wurde. In manchen Punkten stehen wir vor neuen Voraussetzungen.
Ich stelle fest, dass die Andersen-Studie nicht auf
Grund von irgendwelchen Vorkommnissen auf Antrag der Opposition in Auftrag
gegeben wurde, sondern bei unserer Suche danach, was wir in den beiden Geschäftsgruppen
zur weiteren Optimierung der Betreuung beitragen können, nach Beratungen einer
Beamtengruppe in Auftrag gegeben wurde. Wir haben die Studie auch nicht geheim
gehalten, sondern sie sollte einer Überarbeitung dienen, so wie es unser Arbeitsauftrag
war.
Unser Ziel ist es nicht nur, Gesundheitsförderung und
-vorsorge für ältere Menschen stärker zu fördern, sondern auch die Pflegekette
bis zum Pflegeheim und zur Geriatrischen Abteilung weiter zu optimieren. Wir treten
dafür ein, die Belange und Interessen der älteren MitbürgerInnen noch stärker
zu berücksichtigen.
2002 fand in Madrid die Zweite Weltkonferenz der
Vereinten Nationen über das Altern statt. Die Europäische Union entwickelt
Strategien dafür, wie wir mit der spezifischen europäischen Dimension des
Alters umgehen, wobei nicht zu vergessen ist, dass die Alterung in den neu
hinzukommenden Beitrittsländern stärker als bei uns ist. Wir müssen unser hoch
entwickeltes soziales und gesundheitliches Versorgungssystem so stabilisieren,
dass es dem Ansturm der ergrauenden Gesellschaft, sprich unserer eigenen
Zukunft, gewachsen ist. Wir setzen die Maßnahmen für die kommenden Entwicklungen.
Eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe hat begonnen,
ein weiteres Programm vorzubereiten, das nach dem erfolgreichen Programm
"Hilfe im hohen Alter" die nächste Stufe einer umfassenden Politik
für die älteren Menschen in Wien sein wird. Wir werden, soweit es möglich ist,
alle zur Verfügung stehenden Analysen einbauen. Ich werde voraussichtlich im
zweiten Quartal dieses Jahres einen ersten Entwurf für dieses neue Programm
vorlegen und lade alle politischen Parteien dazu ein, an der Gestaltung dieses
Programms mitzuwirken. Die Interessen der älteren Menschen dieser Stadt sind
kein parteipolitischer Spielball! Vorrangig sind die Bedürfnisse der älteren
Menschen und die sind in dieses Programm einzubeziehen. (Beifall bei der SPÖ.)
Abschließend möchte ich nochmals meinen Dank all
jenen aussprechen, die dazu beitragen, dass das Versorgungskonzept und die
Leistungsangebote in Wien so vorzüglich sind. Wir werden auch in Zukunft über
die qualitative und quantitative Weiterentwicklung des Pflegebereichs mit aller
Meinungsvielfalt diskutieren. Qualität erreichen wir nur, wenn wir in Wien auch
in Zukunft kooperativ zusammenarbeiten, um ein Altern in Würde zu garantieren.
Keinesfalls dürfen primär ökonomische Konzepte bestimmen, wie die
Versorgungsstrukturen gestaltet werden, denn die spezifischen Bedürfnisse der
Menschen sind zu berücksichtigen. Ein humanes Gesundheits- und Spitalswesen für
alle funktioniert niemals nach den Prinzipien des freien Marktes. Dies haben
die erfahrenen ExpertInnen der hier vertretenen Parteien längst erkannt.
Ich bedanke mich nochmals herzlich bei all jenen
verantwortungsvollen Kolleginnen und Kollegen aus der Politik, die bereits
jetzt daran mitgearbeitet haben, eine optimale, lebenswerte Versorgung alter
Menschen sicherzustellen. Somit ist Wien zur Vorzeigestadt geworden, hat eine
anerkannt hohe Lebensqualität und steht in der Welt dafür. Ich danke genauso
wie diesen Kolleginnen und Kollegen hier im Gemeinderat oder im Stadtsenat auch
allen Beschäftigten für ihr Engagement, für ihren Einsatz für diese Menschen,
für ihre gewiss nicht leichte Arbeit, die ausgesprochen großartig ist. Herzlichsten
Dank an alle! (Beifall bei der SPÖ.)
Schließlich lade ich Sie alle hier, alle politischen
Parteien, dazu ein, an der positiven Weiterführung des Wiener Weges und den
notwendigen Verbesserungen mitzuwirken. - Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich danke Frau amtsf StRin Dr Pittermann für
den Bericht.
Die Geschäftsordnung bestimmt, dass in der nun folgenden
Besprechung kein Redner öfter als zweimal und länger als insgesamt
20 Minuten sprechen darf. Ausgenommen von dieser Beschränkung sind der
Herr Bürgermeister und die Frau amtsführende Stadträtin. Deren Redezeit ist pro
Wortmeldung mit 20 Minuten beschränkt.
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