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Landtag, 8. Sitzung vom 24.11.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 15 von 68

 

habe das Gefühl, dieser Entscheidungsprozess ist abgeschlossen. Ich glaube, dass zur Zeit der Eigentümer der Grundfläche mit seinem Pächter und der wiederum mit den anderen Nutzern in einem intensiven Dialog über die Ausrichtung ist.

 

Ich würde vermuten, dass wir dann nächstes Jahr ein sehr brauchbares Konzept sehen werden, das dann auch Realisierungschancen hat. Das ist auch ein bisschen mit einem Umwidmungswunsch verknüpft, wie Sie wahrscheinlich wissen, wo es um die Realisierung von neuer Infrastruktur geht, wo es um diese alte Halle geht, die eventuell ersetzt werden soll, et cetera. Also da läuft jetzt gerade der Dialog.

 

Sie wissen, der Eigentümer ist nicht die Stadt, das sind nicht wir, sondern wir müssen schauen, was der Eigentümer letzten Endes auch tut. Sie wissen, der Pächter, der Zentralpächter, ist ein Verein und die sind in einer Interaktion, aber wie ich wahrgenommen habe, hat das am Anfang ein bisschen gebremst, sagen wir es einmal so. Ich glaube, da war ein bisschen eine Bremse auch in der Interaktion. Es ist, auch mit unserer Hilfe, gut geglückt, diesen Bremsklotz rauszukriegen, und ich habe durchaus das Gefühl, dass es im Augenblick sehr konstruktive Gespräche gibt, um ein brauchbares Projekt zu entwickeln.

 

Präsident Ernst Woller: Ich danke für die Beantwortung. Die Fragestunde ist damit beendet.

 

10.19.51Wir kommen zur Aktuellen Stunde. Der ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema „Probleme der Jugendwohlfahrt in Wien“ verlangt.

 

Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs. 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt. Ich bitte die Erstrednerin, Frau Abg. Keri, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass ihre Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist. Bitte, Frau Abgeordnete.

 

10.20.20

Abg. Sabine Keri (ÖVP)|: Vielen Dank, sehr geehrter Herr Landtagspräsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Damen und Herren!

 

Wir haben dieses Thema heute bewusst gewählt, denn die Jugendwohlfahrt für Kinder oder wie es in Wien heißt, das Amt für Kinder- und Jugendhilfe ist ein sehr wichtiges Thema. Die Fremdunterbringung von Kindern ist nach wie vor ein Tabuthema und das sollte es nicht sein. Wir sollten offen darüber sprechen. Wir sollten offen darüber sprechen, wie es den Kindern geht, wie es den Familien geht, denen die Kinder abgenommen werden und auch wie es den Menschen geht, die mit diesen Kindern arbeiten und die den Jugendlichen und Kindern Schutz geben, sofern sie diesen zu Hause nicht erhalten.

 

Der letzte Tätigkeitsbericht, der von der MA 11 zur Einsicht ist, ist aus dem Jahr 2019, und da hat man gesehen, dass es fast 11.000 Gefährdemeldungen gab, die meisten auf Grund von Vernachlässigung. Zur Zeit befinden sich anscheinend um die 5.000 Kinder in Fremdunterbringung, das heißt, sie leben nicht zu Hause. Ich möchte Ihnen nur sagen, das sind 200 Schulklassen. Was wir brauchen, um diesen 5.000 Kindern Schutz und Sicherheit zu geben, sind Menschen, die die Kraft haben, die die Unterstützung der Stadt haben, um mit diesen Kindern gut arbeiten zu können und ihnen nicht nur Sicherheit geben zu können, sondern auch Wärme.

 

Wir haben zur Zeit die Situation, und der Herr Stadtrat oder Landesrat hat heute das auch betont, dass die Stadt Wien händeringend nach Krisenpflegeeltern oder Pflegeeltern sucht. Ich möchte später noch darauf eingehen, warum ich glaube, oder eigentlich ziemlich überzeugt bin, dass dieses Problem in Wien hausgemacht ist. Wir sind früher, als Sie vor einigen Jahren noch in der Opposition waren, in Wirklichkeit immer Schulter an Schulter gestanden und haben gesagt, wie wichtig es ist, dass es eine Entlastung der Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, der SozialarbeiterInnen, der Krisenpflegeeltern geben muss, weil sie einfach zu viel um sich haben.

 

Wir haben auch darüber gesprochen, wie die Situation in den Krisenpflegezentren ist, dass es eine Überlastung gibt, weil, und das ist nach wie vor so, es viele Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger gibt, die in diesen Krisenpflegezentren oder WGs arbeiten und mit dieser Situation oft allein gelassen und überfordert sind. Da hilft auch diese kleine Bonuszahlung nicht, die die Stadt Wien ausbezahlt hat, sondern es ist einfach zu viel. Wenn Sie dann ankündigen, dass Sie evaluieren werden oder dass es ein neues Krisenzentrum gibt, muss ich Sie nur fragen: Was hilft denn das, wenn wir kein Personal haben, das dort arbeitet? Alle Ihre Ankündigungen sind leider nicht mehr als ein kleines Pflaster auf einer großen Wunde.

 

Ich möchte jetzt ein wenig näher auf die Krisenpflegeeltern, die Krisenpflegemütter eingehen, weil Sie da jetzt wirklich gerade vehement Werbung machen und suchen. Ich sage, wenn Sie nicht endlich die Rädchen drehen, die man drehen kann, dann werden Sie nie genug Frauen oder Männer oder Familien haben, die diese Belastung und die diesen Job ausüben werden.

 

Wir haben in Wien gerade 35 Krisenpflegeeltern, davon sind die meisten Frauen, davon sind auch sehr viele alleinerziehend. Wir haben die Situation, dass es drei große Modelle gibt: Das eine Modell sind Menschen, die es sich leisten können, Krisenpflegeeltern zu sein, die das aus freien Stücken machen, wo es keine Bezahlung gibt, die darüber auch frei entscheiden können, nehme ich ein Kind oder nehme ich keines. Wir haben das kleine Modell, das 1. Modell, das 1 EUR über der Geringfügigkeitsgrenze ist, wo die Frau, der Mann, die Eltern auch noch sagen können, wir nehmen nur ein Kind.

 

Und wir haben das große Modell, bei dem man 1.350 EUR brutto bekommt - und da ist der große Fehler - und die Stadt vorgibt, wie viele Kinder die Krisenpflegemutter nehmen muss, wenn sie das große Modell hat. Die Stadt gibt auch vor, wie alt diese Kinder sind. Das funktioniert nicht, denn das kann die Stadt nicht entscheiden. Das können am besten die Menschen entscheiden, die dieses Kind oder diese Kinder aufnehmen und sagen, ich schaffe es noch oder ich schaffe es nicht. Nicht die Stadt, sondern die Krisenpflegeeltern selber sollen entscheiden dürfen, wie viele Kinder sie aufnehmen und wie viele nicht, egal, in welchem Modell sie sich am wohlsten fühlen.

 

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