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Landtag, 3. Sitzung vom 29.01.2016, Wörtliches Protokoll  -  Seite 24 von 66

 

der biologischen Betriebe um 68 Prozent zu. Das zeigt, dass die Wiener Bauern in Österreich eine Vorreiterrolle einnehmen und dadurch einen sehr wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten.

 

Was aber doch etwas besorgniserregend ist, ist, dass sich die Landwirtschaft insgesamt ein bisschen auf dem Rückzug befindet. In zwei Jahren ist die Zahl der Betriebe um 3,2 Prozent zurückgegangen. Auch flächenmäßig ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen, außer im Gartenbau, da nehmen die Flächen zu. Betriebsrückgang ist als Anhaltung zu bezeichnen, andererseits nahmen aber auch die Arbeitskräfte in der Landwirtschaft von 2010 bis 2013 um 16,2 Prozent zu. Das heißt, wir haben derzeit eine Zahl von 3.692 Arbeitskräften. Das ist übrigens der höchste Wert seit 2007.

 

Der Rückgang der Flächen beweist, wie schwierig die Lage in der Landwirtschaft geworden ist. Gerade unter dem Gesichtspunkt der weiteren Biologisierung der Landwirtschaft erfordert dies eine Unterstützung dieses Erwerbszweiges, der auch für die Erhaltung der natürlichen Landwirtschaft unbedingt erforderlich ist. Wichtig dafür ist, dass Förderungen darauf abgestimmt sein müssen. Die Zunahme an Arbeitskräften - die Zahlen, die ich vorher gezeigt habe - zeigt aber auch, wie wichtig die Landwirtschaft für den Arbeitsmarkt ist.

 

Ein weiteres Thema, das im Bericht genannt wird, sind die Ertrags-, Produktions- und Einkommenseinbußen der Wiener Landwirtschaft durch Witterung, Klimawandel, Düngemittelpreise und das Russland-Embargo. Der Agrarpreisindex reduzierte sich hier um 146,7 Punkte im Jahr 2012 auf 96,1 Punkte im Jahr 2014. Nachdem das vergangene Jahr nicht zuletzt auch witterungsbedingt für die heimischen Bauern extrem war, wird man auch hier mit Einbußen rechnen müssen. Man sieht also, wie abhängig die Landwirtschaft natürlich auch von externen Faktoren ist.

 

Ein weiteres Thema ist das Ökoprogramm, hier geht die Zahl der teilnehmenden Betriebe leider leicht zurück. Es wäre durchaus anzudenken, inwieweit durch die Zusammenarbeit mit der Stadt Wien weitere Anreize geschaffen werden können, damit dieses Programm besser ausgeschöpft wird. Vertragsnaturschutz hat sich weiter bewährt, was sich auch im Bericht zeigt, das Programm „Lebensraum Acker“. In den letzten Jahren wurden zirka 70 Ackerstücke mit einer Gesamtfläche von 33 Hektar nach besonderen ökologischen Kriterien auf dieser Basis bewirtschaftet und damit ein wesentlicher Beitrag für die Biodiversität geleistet.

 

Ein weiterer Punkt, der sich im Bericht findet, ist die Gentechnik. Die Deklaration „Freiwilliger Anbauverzicht“ wurde von den meisten Landwirten bereits unterschrieben und zusätzlich wurde ja 2005 auch das Wiener Gentechnikgesetz geschaffen, das eine Aufbringung verbietet und Kontrollen vorsieht. Dadurch wird offenkundig, dass die Landwirtschaft sich ihrer Funktion im Naturschutz bewusst ist und beweist dies durch den Verzicht auf Gentechnik und intensiven Anbau in vielen Bereichen.

 

Ein neues Thema das aufpoppt, ist das Thema „Green Care“, das soziale Angebote am Bauernhof darstellt. Für uns ein sehr, sehr guter Ansatz, um die Tätigkeit der Landwirtschaft weiter als bisher zu definieren und auch neue Erwerbsmöglichkeiten zu schaffen.

 

Meine Damen und Herren, der Bericht zeigt, die Landwirtschaft leistet einen großen Beitrag, nicht nur in ganz Österreich, sondern auch ganz besonders in Wien, und spielt eine große Rolle - eine größere, als man vielleicht vermutet. Für uns ist es klar, die Stadt Wien muss stets bemüht sein, Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft zu stabilisieren und gezielte Förderungen sicherzustellen. Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Präsidentin Veronika Matiasek: Nächster Redner ist Herr Abg. Mag. Maresch. - Ich bitte darum.

 

11.26.23

Abg. Mag. Rüdiger Maresch (GRÜNE)|: Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Landesrätin! Sehr geehrte Frau Vorsitzende, oder Präsidentin, muss man in diesem Fall sagen!

 

Es ist hier in diesem Haus keine Selbstverständlichkeit, dass wir dem Landwirtschaftsbericht der Landwirtschaftskammer zustimmen. Ich glaube aber grundsätzlich, dass sich da ein Wandel in den letzten Jahren abgezeichnet hat, auch in der Politik der Landwirtschaftskammer. Grundsätzlich sind viele Dinge schon von meinen VorrednerInnen genannt worden, darauf möchte ich dann nachher noch eingehen.

 

Der wichtigste Punkt ist, dass die Stadt Wien ja die Möglichkeit hat, Förderungen an die Landwirtschaftskammer beziehungsweise an die Wiener Bäuerinnen und Bauern auch auszuzahlen. Und da ist es uns ganz wichtig gewesen, dass, wenn wir bezahlen - und das ist gar nicht so wenig an Förderungen -, die Stadt auch ein bisschen darauf schauen möchte, dass die Förderungen dort ankommen, wo sie ankommen sollten. Das heißt, nicht bei den großen Betrieben, sondern bei denen, die tatsächlich experimentieren, auch in der Stadt etwas anderes machen wollen. Das ist der Ab-Hof-Verkauf oder der biologische Landbau. Der Ab-Hof-Verkauf war in Wien keine Selbstverständlichkeit. Man muss sich einmal vorstellen, das ist eine Chance für alle Bäuerinnen und Bauern, für alle diese Betriebe in Wien tatsächlich die Konsumenten so nahe zu haben, und das ist kein Vergleich für einen Bauern oder eine Bäuerin in irgendwelchen Berglagen in der Steiermark oder weit draußen im Waldviertel oder im nördlichen Weinviertel. Da hat sich in der Landwirtschaftskammer einiges bewegt, da sind wir gemeinsam auf einem guten Weg.

 

Jetzt hat die Kollegin Olischar gesagt, wir sind in Wien über dem Schnitt beim biologischen Landbau. Bei den Flächen - sehr richtig. Warum? - Da die Stadt Wien die größte Biobäuerin Österreichs ist, mit vielen Hundert Hektar Fläche. Rechnet man diese weg, schaut die Zahl ein bisschen anders aus. Und gerade in diesem Bereich sind wir mit der Landwirtschaftskammer im guten Einvernehmen, etwas zu tun.

 

Es ist auch so, dass der Haschahof im südlichen Teil Wiens jetzt nicht abgerissen wird und vielleicht eine Chance besteht, dort in diese Richtung etwas zu tun und dass dort nicht verbaut wird. Auch das war ein Thema unter LandwirtInnen.

 

Grundsätzlich ist aber zu sagen - da das immer wieder kommt, heute auch von der Frau Kollegin Olischar: die Förderungen, die Förderungen, die Förderungen.

 

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