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Landtag, 27. Sitzung vom 28.01.2005, Wörtliches Protokoll  -  Seite 24 von 66

 

Raum dafür gibt, wo wir das in Ruhe machen können, und keinen Zugang zum Computer, sitzen wir dann am Gang auf einem Stockerl und müssen uns von teilweise unleserlichen Fieberkurven irgendetwas zusammenreimen." Bitte, das sind wortwörtliche Aussagen von Turnusärzten.

 

Ich finde das wirklich skandalös, denn das ist nicht nur eine Zumutung für die Ärzte, sondern es sind auch Fehlerquellen. Das alles sind Fehlerquellen. Wenn wir hier nicht etwas tun, und zwar rasch tun, dann kann viel passieren, was zum Schaden der Patienten ist, und das müssen wir verhindern.

 

Die falsche Arbeitszeiteinteilung wurde auch schon angesprochen. Auch ich finde es eigentlich unmöglich, dass die Turnusärzte nicht an der Visite teilnehmen. „Während der Visite", wie ein Turnusarzt zu mir gesagt hat, „verabreichen wir Medikamente oder wir machen Blutabnahmen." Dabei ist gerade das Gespräch mit den Ärzten, mit dem Pflegepersonal am Bett des Patienten so notwendig, um zu wissen was in der Nacht zu tun ist oder wenn der Turnusarzt allein eine Handlung setzen muss.

 

Weil Sie gesagt haben, die Arbeitszeit im Krankenhaus wird immer eingehalten: Nach meinen Informationen wird das Arbeitszeitgesetz oft nicht eingehalten, denn wenn Personalmangel herrscht, wenn jemand krank wird, dann kann immer einer nicht nach Hause gehen und in der Regel ist das das letzte Glied in der Kette. Es ist sehr oft der Turnusarzt.

 

Wenn Sie also angesichts solcher Zustände sagen, es ist nicht so schlimm... (Abg Rudolf Hundstorfer: Das habe ich nicht gesagt! Unterstellen Sie mir nicht eine Aussage, die ich nicht getätigt habe!) Sie sagen, wir haben Probleme, aber Sie tun nichts. (Abg Rudolf Hundstorfer: Das wissen Sie überhaupt nicht!) Sie sagen, es ist eh da nicht so schlimm und dort nicht so schlimm. Helfen Sie mit! Unterstützen Sie die Frau Stadträtin! (Abg Rudolf Hundstorfer: Was, glauben Sie, tue ich den ganzen Tag?) Greifen Sie unter die Arme! Machen Sie einen Runden Tisch! Machen Sie einen Arbeitskreis! Kontrollieren Sie vor allem auch, ob die Reformen, die Sie dann vielleicht vorschlagen, im Krankenanstaltenverbund schlussendlich auch umgesetzt werden! (Beifall bei der FPÖ.)

 

Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau Abg Klicka. Ich erteile es ihr.

 

Abg Marianne Klicka (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

 

Kollegin Schmalenberg, der Herr Abg Hundstorfer ist, so wie wir alle, ein Landtagsabgeordneter und hat auch in dieser Funktion hier gesprochen.

 

Wenn Sie sagen, wir tun nichts, haben Sie seit 2000 das Tutorenaufbausystem, das bereits erfolgt ist, nicht verfolgt. (Abg Dr Sigrid Pilz: Papiertiger!) Das sind keine Papiertiger. Es wurden jährlich 24 Ärzte ausgebildet und wir haben mittlerweile bereits 73 ausgebildete Kolleginnen und Kollegen. Ich kann aus eigener Erfahrung in den meisten Fällen Positives über diese Tutoren sagen. Das ist immer personenabhängig, das wissen wir alle ganz genau. Auch in anderen Schulen und Bildungssystemen ist das so. Das geht bis zur Universität, wo wir auch Universitätsprofessoren haben, die möglicherweise nicht die Ausbildung anbieten, die sich die Studenten wünschen. Aber ich kann das selbst sagen, vom Kaiser-Franz-Josef-Spital, wo ich schon an Mittagsbesprechungen teilgenommen habe, beim Herrn Prof Griesold, der sich wirklich hervorragend um die Jungärzte bemüht, wo sie auch zu Visiten mitgehen und die Fallbesprechungen dann dort erfolgen. (Abg Dr Sigrid Pilz: Gehen Sie dort einmal auf die Chirurgie!) Ich hoffe und wünsche mir in Zukunft, dass das flächendeckend so passiert. Es gibt natürlich in diesem riesigen System Einzelfälle. Das ist ganz klar. Aber das haben wir überall dort, wo Lehrende tätig sind. Da können wir bei den Schulen beginnen, ob öffentliche oder private. Ich glaube, darüber brauchen wir jetzt auch keine Schuldebatte zu führen.

 

Ich denke, dass wir begonnen haben. Dass wir natürlich noch nicht das Ziel erreicht haben, wissen wir auch alle. Wir bilden aber in Wien auch eine sehr große Anzahl aus, denn immerhin überschreiten wir die Zahl der Auszubildenden, das ist ein Schlüssel 1 zu 15 pro Bett, allein in den 5 Großspitälern, in den 5 Schwerpunktspitälern, die wir haben, um 150 Jungärzte, die dort ausgebildet werden. Das muss man sich auch vor Augen halten.

 

Auf der anderen Seite ist es so, dass in Wien, weil diese IFES-Studie ist eine österreichweite Studie, 57 Prozent aller Medizinstudierenden sind. Das heißt, wir werden auch in Zukunft nicht für alle diese 57 Prozent der Gesamtstudierenden in Österreich die Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen können. Das wird sich rein zahlenmäßig nicht ausgehen.

 

Ich möchte zur Frau Kollegin Korosec noch sagen, der Herr Kollege Hundstorfer hat das bereits erwähnt, ich habe meine Presseaussendung natürlich nicht aus dem Blitzblauen, Blitzroten oder wo immer her geschrieben, sondern ich habe mich natürlich genauestens informiert. Es ist so, dass eben im September 1993 dort alle Abteilungen von der Ärztekammer aufgelistet wurden, natürlich auch für alle von der Ärztekammer in diesem Schreiben angeführten Abteilungen von der MA 17 die Anträge gestellt wurden und in allen Fällen auch positive Anerkennungsbescheide gekommen sind. Das heißt aber, dass es jetzt nach einigen Jahren dort möglicherweise eine Durchforstung gegeben hat und man jetzt meint, dass einige dieser Stellen zu bestreiten sind. Aber Fakt ist, dass all diese Stellen als anerkannte Ausbildungsstätten angeführt sind. (Abg Dr Sigrid Pilz: Und die Erde ist eine Scheibe!)

 

Das hat damit nichts zu tun. Von all diesen Abteilungen haben alle Turnusärzte die Anerkennung ihres positiv abgelegten Zeugnisses und ihrer Berufsausbildung erhalten. (Abg Dr Sigrid Pilz: Hast du den Brief von Präsident Dorner gelesen? Er sagt, die Abteilungen haben keine Anerkennung und ob sie sie kriegen, wird sehr die Frage sein!) Ja, aber auch die Ärztekammer kommt erst nach vielen Jahren dann drauf. (Abg Dr Sigrid Pilz: Das

 

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