Gemeinderat der Bundeshauptstadt Wien 21. Wahlperiode 50. Sitzung vom 22. Februar 2024 Wörtliches Protokoll a Inhaltsverzeichnis 1. Entschuldigte Gemeinderätinnen bzw. Gemeinderäte S. 3 2. Bekanntgabe, dass die mündliche Anfrage (FSP-265292-2024-KGR/GM) von GR Nikolaus Kunrath an den Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Soziales, Gesundheit und Sport nicht zugelassen wurde S. 3 3. Fragestunde 1. Anfrage (FSP-269794-2024-KVP/GM) S. 3 2. Anfrage (FSP-269451-2024-KSP/GM) S. 5 3. Anfrage (FSP-261216-2024-KFP/GM) S. 8 4. Anfrage (FSP-261763-2024-KNE/GM) S. 11 5. Anfrage (FSP-267428-2024-KGR/GM) S. 14 4. AST-272384-2024-KGR/AG; ASTTH- 288614-2024-KGR/AGTH: Aktuelle Stunde zum Thema "Vorrang für den sozialen Wohnbau" Rednerin bzw. Redner: GR Georg Prack, BA S. 17 GR Mag. Dietbert Kowarik S. 19 GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic S. 20 GR Dr. Peter Sittler S. 20 GR Georg Niedermühlbichler S. 21 GR Stefan Berger S. 22 GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 22 StR Peter Kraus, BSc S. 23 GR Mag. Manfred Juraczka S. 24 GR Erich Valentin S. 25 5. Begrüßung der Abgeordneten zum Europäischen Parlament Vizepräsidentin Mag. Evelyn Regner, Mag. Lukas Mandl, Mag. Dr. Georg Mayer, MBL-HSG, Mag. Andreas Schieder und Dr. Monika Vana S. 26 6. MIT-268663-2024-GFW/MG: Mitteilung von Amtsf. StR KommR Peter Hanke zum Thema "Mitteilung an den Wiener Gemeinderat zu aktuellen europapolitischen Chancen und Herausforderungen" S. 26 Rednerinnen bzw. Redner: EP-Abg. Mag. Dr. Georg Mayer, MBL- HSG S. 29 GRin Mag. Dolores Bakos, BA S. 31 EP-Abg. Dr. Monika Vana S. 32 EP-Abg. Mag. Lukas Mandl S. 35 EP-Abg. Mag. Andreas Schieder S. 38 GR Maximilian Krauss, MA S. 40 GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 42 GR Nikolaus Kunrath S. 43 GR Hannes Taborsky S. 45 GR Peter Florianschütz, MA, MLS S. 48 GR Anton Mahdalik S. 51 GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 52 GRin Mag. Ursula Berner, MA S. 54 GRin Dr. Katarzyna Greco, MIEM S. 55 EP-Abg. Mag. Evelyn Regner S. 57 GRin Mag. Caroline Hungerländer S. 58 EP-Abg. Mag. Dr. Georg Mayer, MBL- HSG S. 60 GR Dipl.-Ing. Martin Margulies S. 61 GR Peter Florianschütz, MA, MLS S. 63 Abstimmung S. 63 7. Mitteilung des Einlaufs S. 64 8. Gemäß § 26 WStV ohne Verhandlung angenommene Anträge des Stadtsenates S. 64 9. Umstellung der Tagesordnung S. 64 10. 71095-2024-GBI; MA 13, P 8: Einzelförderungen für die Wiener Mutmillion - Angstfreie Schule Berichterstatterin GRin Mag. Nina Abrahamczik S. 64 Rednerinnen bzw. Redner: GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 64 GRin Mag. Mag. Julia Malle S. 65 GR Harald Zierfuß S. 67 GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch S. 68 GRin Mag. Dolores Bakos, BA S. 69 GR Felix Stadler, BSc, BA S. 71 Abstimmung S. 72 11. 69626-2024-GBI; MA 13, P 6: Verein Kulturzentrum Spittelberg; Förderung Berichterstatter GR Peter Florianschütz, MA, MLS S. 72 Rednerin: GRin Mag. Caroline Hungerländer S. 72 Abstimmung S. 73 12. 76472-2024-GBI; MA 13, P 9: Verein Wiener Jugendzentren; Förderung Berichterstatterin GRin Mag. Stefanie Vasold S. 73 Redner: GR Thomas Weber S. 73 GR Peter Florianschütz, MA, MLS S. 74 Abstimmung S. 75 13. 1473570-2023-GBI; MA 17, P 10: Job-TransFair gemeinnützige GmbH; Förderung 29731-2024-GBI; MA 17, P 11: Verein Helping Hands; Förderung 79866-2024-GBI; MA 17, P 12: Verein ZARA; Förderung 80007-2024-GBI; MA 17, P 13: Verein NACHBARINNEN in Wien; Förderung Berichterstatterin GRin Safak Akcay S. 75 Rednerinnen bzw. Redner: GR Stefan Berger S. 75 GRin Mag. Dolores Bakos, BA S. 76 GRin Mag. Berivan Aslan S. 77 GR Stefan Berger (tatsächliche Berichtigung) S. 78 GR Harald Zierfuß S. 78 GRin Dr. Mireille Ngosso S. 79 Abstimmung S. 80 14. 70276-2024-GGS; MA 24, P 16: Erhöhung der Refundierungen nach dem Entgelterhöhungs-Zweckzuschussgesetz Berichterstatter GR Christian Deutsch S. 80 Rednerin bzw. Redner: GRin Mag. Barbara Huemer S. 80 GR Ing. Christian Meidlinger S. 82 Abstimmung S. 84 15. 79248-2024-GGS; MA 51, P 18: Verein Skateboard Club Vienna; Erhöhung der Förderung Abstimmung S. 84 16. 1333190-2023-GWS; MA 34, MA 10, P 19: PPP-Vertrag für die Bildungsanstalt für Elementarpädagogik (bafep21) Abstimmung S. 84 17. 61027-2024-GWS; MA 69, P 20: Unentgeltlicher Vertrag betreffend Teilflächen EZ 158, EZ 23, KatG Breitenlee sowie Teilflächen, EZ 4181, KatG Eßling mit der ÖBB Infrastruktur AG Berichterstatter GR Mag. Marcus Gremel, MBA S. 84 Rednerin: GRin Mag. Heidemarie Sequenz S. 84 Abstimmung S. 85 18. 46655-2024-GWS; MA 57, P 21: Verein ABZ*AUSTRIA; Förderung Berichterstatterin GRin Martina Ludwig-Faymann S. 85 Rednerinnen: GRin Viktoria Spielmann, BA S. 85 GRin Sabine Keri S. 87 Berichterstatterin GRin Martina Ludwig-Faymann S. 87 Abstimmung S. 87 19. 46784-2024-GWS; MA 57, P 22: Verein Frauensolidarität; Förderung Berichterstatterin GRin Martina Ludwig-Faymann S. 88 Rednerinnen: GRin Mag. Ulrike Nittmann S. 88 GRin Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia S. 88 Abstimmung S. 89 20. 61335-2024-GWS; MA 69, P 24: Schenkungsvertrages betreffend die Liegenschaft EZ 3846, KatG Favoriten mit der ÖBB Infrastruktur AG Abstimmung S. 89 21. 112872-2024-GFW; MA 5, P 2: Förderangebot an den Verein Männerberatung Abstimmung S. 89 22. 45710-2024-GFW; MA 5, P 4: Bardotation an die Wirtschaftsagentur Wien. Ein Fonds der Stadt Wien Berichterstatterin GRin Katharina Weninger, BA S. 89 Rednerin bzw. Redner: GRin Mag. Ulrike Nittmann S. 89 GR Prof. Rudolf Kaske S. 89 Abstimmung S. 90 23. 112825-2024-GFW; MA 5, P 5: Förderangebot an den Verein KDZ Abstimmung S. 90 24. 1550082-2023-GGI; MA 21 A, P 25: Plan Nr. 8349: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan sowie Festsetzung einer Schutzzone in 12., KatG Meidling Berichterstatterin GRin Luise Däger-Gregori, MSc S. 90 Rednerin bzw. Redner: GRin Mag. Heidemarie Sequenz S. 90 GR Jörg Neumayer, MA S. 91 Abstimmung S. 91 25. 1455674-2023-GGI; MA 21 B, P 26: Städtebaulicher Vertrag zur Umsetzung des Projektes "Baumstadt Floridsdorf" 1555220-2023-GGI; MA 21 B, P 27: Plan Nr. 8358: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan sowie Berücksichtigung von Umwelterwägungen in 21., KatGen Donaufeld und Großjedlersdorf II Berichterstatterin GRin Luise Däger-Gregori, MSc S. 92 Rednerinnen bzw. Redner: GRin Mag. Angelika Pipal-Leixner, MBA S. 92 GR Georg Prack, BA S. 92 GRin Ilse Fitzbauer S. 93 GRin Mag. Heidemarie Sequenz S. 94 GR Kilian Stark S. 95 Abstimmung S. 96 26. 64890-2024-GGI; MA 33, P 28: Radaroffensive Berichterstatterin GRin Luise Däger-Gregori, MSc S. 96 Redner: GR Ernst Holzmann S. 96 GR Kilian Stark S. 97 GR Erich Valentin S. 97 Abstimmung S. 98 27. 1263843-2023-GGK; MA 20, P 30: Förderprogramm Erneuerbare Wärme Abstimmung S. 98 28. 1534323-2023-GGK; MA 22, P 32: 1) Verein Lokale Agenda 21; Förderung 2) Förderrichtlinie - Umweltschutz Abstimmung S. 99 29. 82569-2024-GKU; MA 7, P 34: Verein für Volkskunde; Förderung Berichterstatterin GRin Patricia Anderle S. 99 GRin Mag. Ursula Berner, MA S. 99 GR Jörg Neumayer, MA S. 99 Abstimmung S. 100 30. 86050-2024-GKU; MA 7, P 35: Verein Wiener Kulturservice; Förderung Berichterstatter GR Petr Baxant, BA S. 100 GR Stefan Berger S. 100 GRin Patricia Anderle S. 101 GRin Mag. Ursula Berner, MA S. 101 Abstimmung S. 103 (Beginn um 9.02 Uhr.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Schönen guten Morgen. Ich darf alle bitten, die Plätze einzunehmen und die Türen zu schließen. Schönen guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren! Ich eröffne die 50. Sitzung des Wiener Gemeinderates. Ganztägig verhindert, an der Sitzung teilzunehmen, sind GR Dipl.-Ing. Al-Rawi, GRin Marina Hanke, StRin Mag. Jungnickl, GRin Kriz-Zwittkovits und StR Nepp. Zeitweise verhindert sind GRin Dipl.-Ing. Arapovic, GR Arsenovic, GRin Mag. Bakos, GRin Mag. Berger-Krotsch, GR Dr. Gorlitzer, GRin Mag. Haase, GRin Dr. Kickert, GR Dr. Mantl, GR Mag. Schober und GRin Mag. Vasold. Gemäß § 33 Abs. 3 der Geschäftsordnung des Gemeinderates der Stadt Wien gebe ich bekannt, dass folgende mündliche Anfrage in der Präsidialkonferenz nicht zugelassen wurde: Eine Anfrage von GR Nikolaus Kunrath vom Grünen Klub an den Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Soziales, Gesundheit und Sport, und zwar lautet die Anfrage: "Es ist eine bundesweite einheitliche Regelung für die persönliche Assistenz für Menschen mit Behinderung im Beruf und im Privatbereich angekündigt. Was bedeutet die geplante Vereinheitlichung von persönlicher Assistenz am Arbeitsplatz und im Privatbereich inklusive gemeinsamer Abrechnung für die persönliche Assistenz hinsichtlich der Höhe der Förderung in Wien?" Hier wurde an den Grünen Klub die Bitte gerichtet, diese Anfrage im zuständigen Gremium, nämlich im Landtag zu stellen. Wir kommen nun zur Fragestunde. Die 1. Anfrage (FSP-269794-2024-KVP/GM) wurde von Frau GRin Arnoldner gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz gerichtet. In dieser Anfrage geht es um die Frage, wie sich das Angebot der öffentlichen Musikschulen in Wien entwickelt. (Seit Jahren ist es ein bekanntes Problem, dass es zu wenige Plätze an öffentlichen Musikschulen in Wien gibt. Trotz der steigenden Nachfrage und langer Wartelisten verzeichnet man im 10-Jahres-Vergleich sogar einen enormen Rückgang an angebotenen Plätzen, wie aus einer Anfragebeantwortung von Herrn Vizebürgermeister Wiederkehr aus dem April 2021 hervorgeht. Lediglich 27,7 Prozent der Interessentinnen und Interessenten haben im Schuljahr 2019/2020 einen Platz erhalten. Wie rechtfertigen Sie den kontinuierlichen Abbau der Musikschulplätze bzw. den Stillstand beim Ausbau des Musikschulangebotes in Wien?) Guten Morgen, Herr Stadtrat! Ich bitte um Beantwortung. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Herr Vorsitzender! Schönen guten Morgen, Frau Gemeinderätin! Die Wiener Musikschulen und der Musikunterricht sind ein ganz wesentlicher Bestandteil der Bildungsangebote in Wien, vor allem von den außerschulischen Angeboten. Allerdings ist es unser Fokus, diese ursprünglich außerschulisch angedachte Institution noch viel stärker mit den Schulen zu verschränken und auch Angebote direkt in den Schulen anzubieten. Die Stadt Wien ist bestrebt, möglichst vielen interessierten Kindern und Eltern die Möglichkeit für eine kostengünstige und qualitativ hochwertige Musikausbildung zu bieten. Die Musikschulen bieten aktuell an zirka 90 Standorten - wir haben immerhin 90 Standorte in Wien - eine musikalische Ausbildung in über 40 unterschiedlichen musikalischen Instrumenten und darüber hinaus auch Gesang und Tanz an. Es gibt in allen Wiener Gemeindebezirken zumindest einen Standort, wo musikalische Bildung in den Musikschulen angeboten wird. Darüber hinaus gibt es eine Singschule, die an zirka 50 Volksschulstandorten aktiv ist. Ein Ausbau der Musikschulangebote ist immer angesichts der budgetären Bedeckungen zu denken und ist in den letzten Jahren kontinuierlich, wenn auch nur leicht, gestiegen. Unser Anliegen ist, die Musikschulen noch stärker zu integrieren, beispielsweise werden beim Bau von neuen Bildungscampusstandorten Musikschulen, wenn es räumlich möglich und auch sinnvoll ist, mitgedacht, sodass an einigen Bildungscampusstandorten Musikschulen bereits dabei sind, wie beispielsweise im 22. Bezirk. Darüber hinaus schauen wir aber, dass kleinere Standorte auch an den Bildungscampusstandorten zusammengelegt werden, um dort mehr Raum, mehr Platz zu schaffen, weil es an den Bildungscampusstandorten oft oder zumeist auch einen schönen Raum zum Vorführen und darüber hinaus auch viele Proberäume gibt. Der nächste Bildungscampus, den wir zuletzt angegangen sind, ist der Campus Innerfavoriten, wo auch ein wirklich schöner Standort der Musikschule vor Ort integriert worden ist. Da die Musikschulen der Stadt Wien in der Qualität sehr hoch und die Kosten sehr gering sind, ist selbstverständlich die Nachfrage auch sehr groß. Das freut uns, weil die Wienerinnen und Wiener Musik für ihre Kinder als wichtig erachten. Da auch die budgetären und personellen Rahmenbedingungen begrenzt sind, haben wir zusätzlich eine zweite Säule aufgebaut, nämlich die Kooperation mit privaten Initiativen und Institutionen. Es ist mir auch besonders wichtig, nicht nur in städtisch und privat zu denken, sondern es geht um das Angebot, das die Kinder insgesamt in der Stadt zur Verfügung haben. Da haben wir einerseits die Zusammenarbeit mit privaten Musikausbildungseinrichtungen massiv erhöht, seit 2010 von 83.000 EUR auf heuer 700.000 EUR. Das heißt, wir haben die Kooperation mit privaten Musikausbildungseinrichtungen mehr als verachtfacht. Darüber hinaus gibt es auch viele Initiativen wie zum Beispiel die Monsterfreunde oder ELEMU, die direkt an den Schulstandorten Musik mit den Kindern machen, sowohl Chor als auch Musikinstrumente, die bei diesen Förderungen gar nicht mitenthalten sind, weil es hier direkte Kooperationen mit den Schulen gibt. Dementsprechend sehen wir, dass das musikalische Kursangebot der Wiener Bildungseinrichtungen sehr groß ist. Darüber hinaus sind die Wiener Volkshochschulen zu erwähnen, die sowohl für Kinder als auch für Erwachsene ein kostengünstiges Angebot haben. Dementsprechend stimmt das, was immer wieder suggeriert wird, nämlich dass abgebaut wurde, so nicht. Das musikalische Angebot der Stadt ist massiv gestiegen. Das sieht man auch an der Anfragebeantwortung, wenn man sich alle Zahlen anschaut, dass es nämlich Kinder gibt, die in der Musikschule sind, es aber genauso Musikschullehrer gibt, die an die Schulen gehen. So erreichen wir noch mehr Kinder und dort hin haben wir in den letzten Jahren den Fokus gelegt. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Frau GRin Mag. Arnoldner, bitte. GRin Mag. Bernadette Arnoldner (ÖVP): Schönen guten Morgen von meiner Seite und vielen lieben Dank für Ihre Beantwortung, Herr Stadtrat! Sie haben jetzt alle möglichen Initiativen aufgezählt, was es alles an Möglichkeiten in dieser Stadt gibt. Es soll natürlich die Möglichkeit geben, dass alle musikinteressierten Kinder die Möglichkeit bekommen, ihr Talent auszuüben. Fakt ist, dass die Musikschulplätze an öffentlichen Musikschulen zurückgegangen sind und dass nicht jedes Kind, das Interesse an einem Musikunterricht hat, einen Platz bekommt. Deswegen meine Frage an Sie: Wie garantieren Sie, dass auch wirklich alle Kinder, die ein Musikinstrument spielen wollen, die singen wollen, die tanzen gehen möchten, auch einen Platz bekommen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Ich muss etwas korrigieren: Ich habe nur die Initiativen erwähnt, die von der Stadt gefördert werden. Es gibt darüber hinaus ganz, ganz viele andere private Initiativen, die nicht von der Stadt gefördert werden. Das finde ich auch in Ordnung, dass es auch einen privaten Markt gibt, wo Eltern Musikschullehrer buchen können und auch privat dafür zahlen. Das heißt, ich sehe es nicht als die Aufgabe der Stadt, statt den Privaten für alle ein entsprechendes Angebot zur Verfügung zu stellen. Die Stadt hat aber die Aufgabe, eine Grundinfrastruktur und die Möglichkeit für möglichst viele Eltern kostengünstig, sozial treffsicher und auch qualitativ anzubieten. Die Musikschulplätze insgesamt, nämlich die Zahl der Kinder, die von Musikschulen betreut werden, steigt in den letzten Jahren wieder, weil wir eben hin zur Kooperation mit den Schulen umschichten. Das halte ich auch für sinnvoll, weil wir dort noch mehr Kinder erreichen und dort unabhängig von Milieu und Einkommen der Eltern auch alle Kinder erreichen. Aber es stimmt: Die Wartelisten bestehen, vor allem bei manchen, sehr nachgefragten Musikinstrumenten. Es gibt aber genauso Musikinstrumente oder beispielsweise Chor, wo man jederzeit mitmachen kann. Natürlich wird es weitere Anstrengungen geben, weiter aufzustocken, um noch mehr Kindern über die Wiener Musikschulen ein Musikinstrument beibringen zu können. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. GR Berger, bitte. GR Stefan Berger (FPÖ): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Ich möchte auf die privaten Initiativen zu sprechen kommen, die ja auch Musikschulunterricht in dieser Stadt sicherstellen, weil es eben insbesondere im städtischen Bereich zu wenig Angebot gibt. Wir hatten in der Vergangenheit sogar einen entsprechenden Verein einmal in Petitionsausschuss. Das betrifft nicht nur diesen Verein, sondern viele private Musikschulbetreiber, die in der Regel oft auch als Verein organisiert sind. Sie erhalten immer erst im Juni die finanzielle Zusage für das kommende Schuljahr, also ab September. Wenn ich das jetzt mit anderen Förderbereichen, -schienen, -segmenten vergleiche, gibt es zum Teil zweijährige, dreijährige, vierjährige oder sogar fünfjährige Förderzusagen. Jetzt meine Frage an Sie: Wieso stellen Sie nicht für den privaten Musikschulbereich langjährige Förderungen sicher, wenn es sich ja um bewährte Förderantragsteller, Fördernehmer handelt, die auch einen entsprechenden administrativen Aufwand haben? Wieso lässt die Stadt Wien jedes Jahr immer wieder diese privaten Betreiber im Unsicheren? Die erfahren de facto bei zum Teil 600 Musikschülern erst Ende Juni, ob der Musikschulbetrieb im September wieder fortgeführt werden kann. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Das hat grundsätzlich mit der Fördertransparenz und der Förderkontrolle zu tun. Mit dem Beschluss des Wiener Fördertransparenzgesetzes, das wir hier in diesem Haus beschlossen haben, haben wir uns als Stadt strengere Regeln gegeben, die ich auch sehr begrüße, nämlich dass prinzipiell bei Vereinen als Fördernehmer einjährige Förderverträge abgeschlossen werden. Das erhöht nämlich die Möglichkeit der Kontrolle und der Transparenz, indem jedes Jahr auch abgerechnet und Rechenschaft gelegt werden muss. Der Zeitraum, wann die Förderung beantragt und ausgeschüttet wird, ist aber nicht fixiert. Dieses Anliegen, dass Juni zu spät ist, kannte ich noch nicht. Das heißt, Sie können gerne die Fördernehmer, wenn Sie mit diesen in Kontakt sind, darauf hinweisen, dass sie hier natürlich auch Wünsche an die Stadt äußern können. Ich nehme dieses Anliegen auch gerne mit. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. GRin Mag. Berner, bitte. GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Guten Tag, guten Morgen! Danke für die Ausführungen bisher. Ich möchte jetzt noch ein bisschen weiter gehen. Wir wissen von den Universitäten, dass die Leute, die sich bewerben, um ein Musikstudium zu machen, aus einem bestimmten Spektrum kommen. Wir wissen, dass es für Eltern einen Aufwand bedeutet, Kinder in Musikschulen zu begleiten oder überhaupt in Musikschulen die Ausbildung zu machen. Wir hätten gerne, dass das Publikum in den Konzertsälen in Zukunft jünger und auch diverser wird, also mehr das repräsentiert, was wir in der Gesellschaft haben. Das heißt, wir brauchen eine andere Form der Musikausbildung. Daher meine Frage: Wie wollen Sie im Pflichtschulbereich die Musikausbildung verbessern? Wir haben die Ausbildung zu MusikpädagogInnen, die extra in den Unis ausgebildet werden. Gibt es Pläne, dass die in den Pflichtschulbereich übernommen werden und wir wirklich für jedes Kind eine breite, qualitativ hochwertige Ausbildung zur Verfügung stellen? Das heißt nicht, dass jeder ein Instrument lernen muss, aber dass jeder eine musische Grundausbildung hat. Herzlichen Dank. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich darf alle bitten, den Geräuschpegel etwas zu senken. Danke schön. - Ich bitte um Beantwortung, Herr Stadtrat. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Vielen Dank für die interessante Frage, denn ich finde, genau darum geht es im Kern, nämlich: Erreichen wir alle Wiener Kinder im Pflichtschulalter mit musikalischer Bildung? Musikalische Bildung bringt für das Heranwachsen einen extremen Vorteil und ist auch für das Sozialgefüge in der Klasse ganz zentral. Was ich immer wieder erlebe, ist, manche Kinder, die dem Unterricht schwer folgen können oder nicht gerne lange sitzen, sind groß begeistert, wenn sie singen können. Wir sehen da unterschiedliche Talente, darum finde ich es auch wichtig, dass es möglichst integriert im normalen Ablauf der Schule stattfindet. Dort gibt es einerseits Musiklehrerinnen und -lehrer, die ausgebildet werden, mit Musikstunden an den Schulen und darüber hinaus viele integrierte Projekte in Wien, die wir auch weiter forcieren. Da gibt es unterschiedlichste Kooperationen wie zum Beispiel mit ELEMU, die in der Volksschule mit Kindern singen, aber genauso Kooperationen mit anderen, die mit Kindern dann in der Gruppe ein Orchester ausprobieren. Was ich dann immer besonders schön finde, ist, wenn es zu einem gemeinsamen Ereignis kommt, zum Beispiel einem gemeinsamen Konzert, wie beispielsweise von den Monsterfreunden, die im letzten Jahr über acht Mal in der Stadthalle aufgetreten sind, damit wirklich zehntausende Eltern erreicht haben und das einen sehr starken, auch integrationsfördernden Faktor am Schulstandort hat. Mein Anliegen, wo ich neben der Diskussion um die Musikschulplätze den Schwerpunkt legen möchte, ist, integrierte Angebote an den Schulstandorten selber zu schaffen und die Schulen auch zu motivieren, mitzumachen, wobei wir sehen, dass eh ganz viele mitmachen wollen. Eine zusätzliche Schiene, die mit diesem Schuljahr dazugekommen ist, sind die Wiener Bildungschancen, externe Angebote, die von der Stadt finanziert werden, wo wir ganz bewusst die Entscheidung auch für musikalische Bildung getroffen haben. Das heißt, da gibt es zum Beispiel Trommel-Workshops in der Klasse. Die müssen halt immer mit einem pädagogischen Interesse verbunden sein, aber da gibt es ganz, ganz viele zusätzliche Angebote, die jetzt an die Schulen gebracht werden. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Herr Stadtrat. Damit ist die 1. Anfrage beantwortet. Die 2. Anfrage (FSP-269451-2024-KSP/GM) wurde von Herrn GR Niedermühlbichler gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Soziales, Gesundheit und Sport gerichtet. In dieser Anfrage geht es um den Status des Ausschreibungsverfahrens für das stadteigene Darmkrebs-Screening. (Sehr geehrter Herr Stadtrat Hacker! Die Stadt Wien plant ein niederschwelliges bevölkerungsweites Darmkrebsscreening. Das entsprechende Ausschreibungsverfahren wurde beeinsprucht, vor kurzem hat das Verwaltungsgericht dazu ein Urteil gefasst. Können Sie uns über den Ausgang des Verfahrens und den aktuellen Status der Vergabe berichten?) Guten Morgen, Herr Stadtrat! Ich bitte um Beantwortung. Amtsf. StR Peter Hacker: Schönen guten Morgen, Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Ich danke für die Frage über den Status. Ich glaube, es ist gescheit, weil ich dadurch die Gelegenheit bekomme, ein bisschen über den Status zu berichten, da ja auch in den Medien immer wieder diskutiert worden ist. Wir erinnern uns zurück, wir haben im Juni 2023 in der 40. Sitzung der Landeszielsteuerung eine erste Phase für das Projekt Darmkrebs-Screening beschlossen. Es war ein einstimmiger, gemeinsamer Beschluss von Bund, Ländern und Sozialversicherung. Ich denke, das ist ein ganz ein wichtiger Meilenstein gewesen, denn Darmkrebs-Screening hat eine wirklich elementare Bedeutung für die Gesundheitsvorsorge der Wiener Bevölkerung. Ich komme dann später noch auf die aktuellen Zahlen zu sprechen. Dass das eine gemeinsame Aktion zwischen Bund, Ländern und Sozialversicherung war, hat sich dann auch dadurch ausgedrückt, dass der Ministerrat im Juli 2023 beschlossen hat, dass ein flächendeckendes Darmkrebs- Screening in ganz Österreich stattfinden soll und davor eine Pilotphase stattfinden soll, wobei drei Bundesländer aufgerufen worden sind, sich für einen solchen Probelauf für so ein Vorsorgeprogramm mit der Zielsetzung zu melden, das dann auf ganz Österreich auszurollen. Das war diese Sitzung, wo auch bekannt geworden ist, dass die Bundesregierung 100 zusätzliche Planstellen für niedergelassene Ärzte in ganz Österreich finanzieren möchte und in dieser Ministerratssitzung eben auch den Beschluss zur Implementierung dieses Vorsorgeprogramms gefasst hat. Wir haben diesen Beschluss natürlich dann auch in die Gesundheitsplattform gebracht, haben das dort gemeinsam diskutiert. Ich kann mich erinnern, es war gar keine tiefgehende Diskussion, weil wir uns alle einig waren, dass das ein gescheites Programm ist. Es ist damals auch von allen vertretenen Fraktionen, so wie es in der Gesundheitsplattform ja auch oft ist, einstimmig beschlossen worden. Interessant ist, dass damals auch der Vertreter der Ärztekammer diesem Beschluss zugestimmt hat, es war nämlich ein einstimmiger Beschluss von allen anwesenden Vertreterinnen und Vertretern aller unterschiedlichen Organisationen. Wir haben damals auch die Organisationsstruktur beschlossen, nämlich dass wir ein Steering-Komitee, zusammengesetzt aus Vertretern von Bund, Sozialversicherung und Wien, einrichten, und haben auch sämtliche Unterlagen damals schon angekündigt und in der Zwischenzeit auch gemacht, dass sämtliche Unterlagen natürlich via Internet öffentlich zugänglich sein müssen. Am 14. August haben wir ganz normal nach den Vorschriften des Vergaberechtes die Ankündigung für die Ausschreibung im Vergabeportal der Stadt Wien, im Unternehmensserviceportal des Bundes und im Tenders Electronic Daily der Europäischen Union ins Internet gesetzt und dann eben am 9. November das Gesamtprojekt ausgeschrieben, wieder veröffentlicht in den genannten Portalen, ganz ordnungsgemäß, so wie es sich gehört. Wir haben bewusst das gesamte Projekt Darmkrebs-Screening in zwei Lose geteilt, ein Los, bei dem es vor allem um die organisatorischen Fragen gegangen, um den Vorlauf des Screening-Programms gegangen ist, und ein zweites Los, das im Kernstück vor allem die Durchführung der Koloskopien beinhaltet, weil wir uns erwartet haben, dass sich viele Ärzte und Ärztinnen bereiterklären werden, an diesem Los teilzunehmen. Deswegen ist extra geteilt worden, damit sich Menschen mit unterschiedlichem Professionshintergrund an dieser gesamten Ausschreibung beteiligen. Ich hätte mir eigentlich erwartet, dass die Ärztekammer bei diesem Los auch bei der Organisation der niedergelassenen Ärzte und Ärztinnen in Wien mithilft. Leider hat sich die Ärztekammer aber entschieden, nicht Teil der Lösung zu sein, sondern das Ganze zu problematisieren, hat auch ihr Recht in Anspruch genommen, das grundsätzlich ja jedem zusteht. Ich habe auch kein Problem damit, sondern ganz im Gegenteil, ich finde es ja gescheit, dass es möglich ist, bei Vergabeverfahren Einsprüche zu machen, wenn sie berechtigt sind, und von diesem Recht hat die Ärztekammer bekannterweise auch Gebrauch gemacht. In der Folge ist passiert, was in solchen Vorgängen immer passiert, dass sich das Gericht dann auch mit der Ausschreibung beschäftigt hat. Ich glaube, es ist eine gute Nachricht, dass ich heute sagen kann, das Gericht hat dem Vergabeverfahren recht gegeben, hat bestätigt, dass dieses Vergabeverfahren ordnungsgemäß stattfinden kann. Dieser Kernforderung der Ärztekammer, dass sich die Stadt überhaupt nicht beschäftigen soll und beschäftigen darf, Darmkrebs-Screening-Programme zu finanzieren und auszuschreiben, hat das Gericht eine ganz klare Absage erteilt, indem das gesamte Los 1 ohne eine einzige Änderung vom Gericht freigegeben wurde. Die einzige Änderung, die wir bekommen haben, ist aus meiner Sicht eine juristische Geschmacksfrage. Da hat das Gericht eine andere Beurteilung als wir in der Ausschreibung gehabt, da geht es um die Frage der Qualitätssicherung bei der Durchführung der Koloskopien. Wir haben gesagt, wir schreiben das in einem zweistufigen Verfahren aus und machen in der Stufe 2 dann die Qualitätsdefinitionen für die Koloskopien. Wir hatten auch vor, dass in der Stufe 1 die Vorschläge des Anbieters zur Qualitätssicherung vorgestellt werden müssen, um es dann in der Phase 2 im Vergabeverfahren beurteilen zu können. Das Gericht hat gesagt, nein, das dürfen wir nicht machen, sondern wir sollten schon in der Phase 1 nähere klare Angaben zur Qualitätssicherung machen. Das ist überhaupt kein Problem, das wird jetzt gerade ausgearbeitet, in wenigen Tagen, voraussichtlich Ende nächster Woche, spätestens übernächste Woche wird diese so notwendige Unterlage fertig sein. Dann wird das Vergabeverfahren, wie vorgesehen, wieder in zwei Lose geteilt, noch einmal zur Ausschreibung gebracht. Ich glaube, es ist eine gute Nachricht, dass wir erstens einmal sagen können: Es herrscht gar kein Zweifel daran, dass die Wiener Gesundheitspolitik gemeinsam mit Bund und Sozialversicherung Gesundheitsdienstleistungen ausschreiben kann. Darüber herrscht kein Zweifel. Zweite klare Botschaft: Das Darmkrebs-Screening-Programm wird in Wien stattfinden, es wird ausgerollt. Es hat eine Zeitverzögerung stattgefunden, aber es wird stattfinden. Ich denke, das ist eine gute Nachricht, eine gute Botschaft, und ich bin froh, dass ich hier die Gelegenheit habe, allen, die bei dieser Beschlussfassung ja mitgestimmt haben, auch das unmissverständlich klar ausrichten beziehungsweise mitteilen zu können. Warum ist das auch so wichtig? Um auch ein bisschen Bewusstsein zu schaffen, worüber wir da eigentlich diskutieren. Wir haben in Österreich eines der schlechtesten Darmkrebsvorsorgeprogramme der Europäischen Union. In über 20 Ländern der Europäischen Union ist es State of the Art, es ist selbstverständlich, dass der Bevölkerung Darmkrebs-Screening-Programme einfach zur Verfügung stehen, und die Take-up-Rate davon ist auch entsprechend hoch, weil es einfach selbstverständlicher Teil der Gesundheitssysteme Europas ist. Wir sind eines der letzten Länder, die so etwas noch nicht haben, und es ist wirklich peinlich. Es ist deswegen peinlich, weil bei rechtzeitiger Vorsorge schwere Krebserkrankungen wirklich vermieden werden können. Wir haben im Jahr zwischen 4.500 und 5.000 Krebserkrankungen nur mit Darmkrebs, der dritthäufigsten Krebserkrankung, die es gibt in Österreich, 4.500 bis 5.000 Erkrankungen bei einer Rate von 42 Prozent, die jemals eine Koloskopie gemacht haben. Dabei ist es so einfach, diese furchtbare Krebsart verhindern zu können, und deswegen, glaube ich, ist es zu Recht - ich sage es bewusst, weil ich das ja auch cool finde, dass alle Parteien da mitstimmen -, dass wir miteinander gesagt haben, wir wollen so ein Programm in unserer Stadt implementiert haben. Daher freue ich mich, Ihnen allen mitteilen zu können, dieses Programm wird, wenn auch mit einer Zeitverzögerung, stattfinden. Danke schön. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Für das Protokoll darf ich bekannt geben, dass GRin Mag. Pipal-Leixner von 10.30 bis 12 Uhr verhindert ist, an der Sitzung teilzunehmen. - Die 1. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. Herr GR Seidl, bitte. GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Guten Morgen, Herr Vorsitzender! Ich danke für die doch sehr ausführliche Beantwortung. Jetzt ist es in Ihrem Ressort so, dass das ja nicht die einzige Ausschreibung ist, die in letzter Zeit ein bisschen Luft nach oben hätte und die halt nicht ganz gelungen ist. Jetzt schreibt der Rechnungshof in seinen aktuellen Berichten, dass gerade bei der Beschaffung von medizinischen Geräten noch sehr viel Luft nach oben ist. Auch beim Dach des Happel-Stadions gab es eine Ausschreibung, die nicht ganz gelungen ist. Am Ende des Tages kostet eine zusätzliche zweite, dritte, vierte Befassung mit dem Thema natürlich ja auch unglaublich viel Steuergeld, und irgendjemand muss ja dann auch in Ihrem Ressort Verantwortung tragen. Meine Frage, erstens einmal: Wer ist in Ihrem Ressort für die Ausschreibungen verantwortlich? Auf der anderen Seite: Was kostet das am Ende des Tages den Steuerzahler zusätzlich an Steuergeld? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Peter Hacker: Na ja, es gibt kein schlechtes Gerücht, das nicht geeignet ist, offensichtlich von der FPÖ fortgetragen zu werden. Klar ist, und das steht in der Verfassung und in der Geschäftsordnung unserer Stadt: Verantwortlich für Vergabeverfahren ist die jeweilige Organisationseinheit. Das wissen wir ja auch, weil eine der Fragen, die Sie mir stellen, ja vom Rechnungshof abgearbeitet worden ist. Daher ist auch da drinnen klar beschrieben, wer für die Ausschreibungen verantwortlich ist. Das war in dem Fall der Wiener Gesundheitsverbund, respektive seine Vorläuferorganisation, der KAV, und wir erinnern uns beide an die Diskussion. Sie waren nie in einem Rechnungshofausschuss, dort war ein Kollege von Ihnen. Ich erinnere mich jedenfalls an eine Diskussion, dass schon klar war, das war ein Bericht, der bis ins Jahr 2010 zurückgegangen ist. Der Rechnungshof hat schonungslos aufgedeckt, dass die Akten in den Jahren 2010 bis 2020 zum Beispiel nicht ordnungsgemäß abgelegt wurden. Der Rechnungshof hat aber auch festgestellt, dass bei den darin beschriebenen Verfahren zweifelsohne, was die Spielregeln von Verfahrensvorschriften, was Dokumentation, Ablage, et cetera betrifft, nicht 100 Prozent eingehalten wurden. Das hat der Rechnungshof ganz klar gesagt. Dem gibt es auch nichts hinzuzufügen, weil natürlich auch die Schlussakte und die Beschließungen des Vergabeaktes ordnungsgemäß zu erfolgen haben. Faktum ist aber, das hat der Rechnungshof festgestellt: Jedes dieser Verfahren wurde nicht widerrufen, jedes Verfahren hat zu einer Zuschlagserteilung geführt, und jedes dieser Verfahren wurde nach der Zuschlagserteilung nicht beeinsprucht. Ich glaube, wir sollten da schon beim Weitererzählen von schlechten Gerüchten die Kirche im Dorf lassen. Das Stadiondach ist ein gutes Beispiel dafür. Ich habe das schon vorhin gesagt: Ich halte es ja für gescheit, dass die Bürger die Möglichkeit haben, bei solchen Verfahren Einsprüche bei Gericht einbringen zu können, von ihrem Recht, zu sagen, der Richter soll noch einmal draufschauen, ob alles rechtmäßig ist, ob das ordnungsmäßig ist, auch Gebrauch machen können. Das Stadiondach ist ein gutes Beispiel, da hat die Architektenkammer von diesem Recht des Bürgers Gebrauch gemacht, eine Ausschreibung des öffentlichen Sektors bei Gericht hinterfragen zu lassen. Das Gericht hat es sich angeschaut und hat geurteilt, das Vergabeverfahren ist ordnungsgemäß, und diese Diskussion vor Gericht ist abgeschlossen. Die Architektenkammer hat also in ihrer Kritik nicht recht bekommen, sondern das Vergabeverfahren läuft weiter. Ich finde das nicht tragisch. Vielleicht findet die FPÖ das tragisch, dass Bürgerrechte dann auch angewendet werden. Ich finde das gar nicht tragisch. Wenn man ein Vergabeverfahren macht, muss man wissen, das ist ein öffentliches Verfahren, die Menschen haben das Recht, Widerspruch einzulegen. Ich finde da jetzt gar nichts Tragisches daran. Es ist ein bisschen ärgerlich, weil es zeitverzögernd ist, und die, die verantwortlich sind, ärgern sich am meisten, weil es eine Zeitverzögerung ist. Mich lässt das völlig kalt, ich bin da völlig entspannt, sondern es ist einfach so: Wir leben in einer Zeit, in der diese Rechte ausgeweitet werden. Ich finde das persönlich sehr sympathisch, finde das gescheit, und daher findet es auch statt, und ich wüsste jetzt nicht, worüber ich mich da erregen sollte. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. Frau GRin Mag. Huemer, bitte. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Ich komme wieder zum Darmkrebs-Screening zurück - meine Güte, was für ein schwieriges Wort. Als Sie im Herbst angekündigt haben, dass es kommen wird, haben Sie 2024 für sehr wahrscheinlich genannt. Heute haben Sie gesagt, es kommt zu einer Zeitverzögerung auf Grund der Beeinspruchung in der Ausschreibung. Können Sie sagen, dass es trotzdem wahrscheinlich noch 2024 wird, oder wird sich der Start nach hinten verschieben? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Peter Hacker: Der Start ist logischerweise auf jeden Fall nach hinten verschoben. Wie weit, kann ich jetzt nicht sagen. Ich kann nur sagen, wie lange wir für den nächsten Schritt brauchen. Ich schätze, dass wir Ende nächster Woche mit der Überarbeitung von Los 2 fertig sind. Spätestens übernächste Woche werden wir das wieder in die Ausschreibung bringen, und ich gehe davon aus, dass es dann hoffentlich durchflutscht. Aber wie gesagt, es besteht immer die Möglichkeit für Einsprüche, wo dann der Richter entscheidet, ob es eine Zeitverzögerung gibt oder nicht. Dass beim ersten Einspruch eine Zeitverzögerung stattfindet, ist ja auch logisch, denn beim Vergabeverfahren gibt es ja dann auch Zuschlagspflichten desjenigen oder der Organisationseinheit, die ausgeschrieben hat. Daher ist es logisch, dass der Richter bei einem Einspruch dann sagt: So, das Vergabeverfahren ist jetzt einmal abzustoppen, bis ich zu einem Urteil gekommen bin. Das könnte jederzeit wieder passieren. Das weiß ich nicht, das kann niemand prophetisch sagen, daher traue ich mich jetzt nicht, zu sagen, es ist zu 100 Prozent. Was 100 Prozent ist, ist mein Wille, es zusammenzubekommen, und ich halte Sie gerne alle auf dem Laufenden, wie der jeweilige Status ist. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Herr GR Dr. Gorlitzer, bitte. GR Dr. Michael Gorlitzer, MBA (ÖVP): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Ja, Sie haben recht, ein Darmkrebs-Screening-Programm ist wichtig und sinnvoll. Es ist eine der bösartigsten und gemeinsten Krebsarten, die es gibt und sehr häufig, da haben Sie völlig recht. Deswegen haben wir auch zugestimmt und sind auch dafür, so etwas so rasch wie möglich einzuführen. Die jüngsten Ungereimtheiten bei den Vergabeverfahren zeigen sich allerdings durch die Nichtigkeitserklärung bei einer Ausschreibung der Koloskopie. Die Koloskopie, also die Magen-Darm-Spiegelung ist der Goldstandard zur Erkennung zur Diagnose und weiterführenden Therapie für das Kolonkarzinom. Diese Nichtigkeitserklärung ist laut O-Ton des Verwaltungsgerichts auf Grund intransparenter und willkürlicher Zuschlagskriterien passiert. Das wirft jetzt ein bisschen die Frage der Effizienz und Transparenz bei diesen Ausschreibungen auf, weil, auch richtig gesagt, die Österreichische Bundesregierung ja den Beschluss gefasst hat, ein bundesweites Darmkrebs-Screening-Programm zu installieren, zu implementieren und Pilotprojekte auszurollen. Jetzt ist meine Frage: Es ist ein bisschen schade, dass man bei diesen Vergabeprozessen offensichtlich wenig Interaktion mit den anderen Stakeholdern wie ÖGK oder der Ärztekammer gemacht hat, weil es ja damit offensichtlich zu dieser Verzögerung gekommen ist. Wie ist Ihre Einschätzung, ob man da Verbesserungspotenzial hätte? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Peter Hacker: Wir haben ein Komitee eingerichtet, weil das ja ein gemeinsamer Beschluss von Bund, Sozialversicherung und Land ist. Da sitzt eine projektführende Arbeitsgruppe mit einer Vertreterin - ich glaube, dass sogar die Direktorin für öffentliche Gesundheit selber drinnensitzt, wenn nicht, sitzt ein Mitarbeiter von ihr drinnen -, es sitzt ein Vertreter der Gesundheitskasse drinnen und es sitzt ein Vertreter der MA 24 drinnen, die miteinander für das Projekt verantwortlich sind. Es ist ein ständiges Miteinander. Es ist kein Thema, bei dem man sagen kann, wir hätten besser mit der Sozialversicherung zusammenarbeiten sollen. Nein, es unser gemeinsames Projekt, es ist unser gemeinsames Programm. Darum habe ich daran erinnert, dass wir es in der Gesundheitsplattform beschlossen haben. In die Gesundheitsplattform kommt ja ein Akt zur Beschlussfassungen nur hinein, wenn davor schon dieses Dreigestirn der Gesundheitspolitik, Bund, Sozialversicherung und Land, überhaupt einmal einen gemeinsamen Vorschlag hat. Das ist also total gewährleistet, darum stehe ich ja auch so auf die Gesundheitsplattform, auf diesen Prozess, weil hier nur Dinge vorgeschlagen werden, die wir gemeinsam wollen, die wir gemeinsam auch tragen wollen. Dass es in einem Vergabeverfahren keine Gespräche mit potenziellen Stakeholdern gibt, brauche ich jetzt nicht weiter ausführen. Es steht im Vergaberecht, dass das wirklich ein Verstoß gegen das Vergaberecht wäre. Selbstverständlich kann niemand in einem Vergabeverfahren davor Gespräche mit potenziellen Stakeholdern führen, respektive wäre es umgekehrt der Fall, gäbe es die Gespräche, fliegt der Stakeholder aus der potenziellen Gruppe derer, die dann den Zuschlag erhalten, automatisch raus. Ich bitte also um Verständnis, dass ich, auch wenn es um medizinische Leistung geht, keinen Verstoß gegen das Vergabegesetz selber tun werde oder von meinen Mitarbeitern verlange, dies zu tun. Daher wird man sich auch bei der Ärztekammer daran gewöhnen müssen, dass es in Österreich Gesetze gibt, die nicht nur im Ärztegesetz stehen. Das sage ich ganz trocken. Sich nur im Ärztegesetz auszukennen und alle anderen Rechtsmaterien ignorieren zu wollen, wird sich selbst für die Ärztekammer nicht ausgehen, und ich verstehe das ganz offen und ehrlich nicht. Das habe ich dem Präsidenten und Vertretern, die mit mir darüber diskutieren wollten, mehrfach gesagt. Ich verstehe überhaupt nicht, dass die Ärztekammer sich nicht einen Vergaberechtler geholt hat, der ihnen hilft, diese Geschichte ordnungsgemäß einzuordnen und auch mithilft, für die Ärztinnen und Ärzte, die niedergelassen sind, die das als selbstständig Erwerbstätige natürlich schwierig machen können, eine ARGE, einen Verbund zu gründen - wie auch immer, da gibt es ja verschiede Rechtsformen. Mir ist es ein Rätsel, ich verstehe es überhaupt nicht. Faktum ist, dass wir eine Vorgangsweise haben. Zu Ihrer einleitenden Frage: Natürlich ist Koloskopie der Goldstandard. Da brauchen wir ja gar nicht darüber reden, aber zu Recht empfiehlt man auf der internationalen Ebene, auf der Weltgesundheitsorganisationsebene, auf der europäischen Ebene und auf unserer nationalen Ebene von den Expertinnen und Experten in diesem Feld, die sich in dieser Frage notwendigerweise 1.000 Mal besser auskennen als ich, nämlich das nationale Screening-Komitee für Krebserkrankungen, genau das, was wir jetzt in die Welt zu setzen versuchen, nämlich ein zweistufiges Verfahren mit einem Screening-Verfahren in der Form von Schnelltests. Wenn es auch nur den geringsten Verdacht gibt, dass da möglicherweise eine Vorstufe zur Krebserkrankung existiert, dann kommt natürlich eine Koloskopie als, wie Sie richtigerweise sagen, Goldstandard dieses gesamten Themas. Wie gesagt, wir machen hier nichts, was wir neu erfunden haben, auch nicht im Prozess, in der Vorgangsweise, sondern wir haben hier eine Empfehlung des nationalen Screening-Komitees für Krebserkrankungen eins zu eins umgesetzt. Ich finde das sehr nachvollziehbar, was dort drinnensteht. Wie gesagt, deswegen glaube ich ja auch, dass wir alle miteinander mit sehr erhobenem Haupte dieses Programm zur Umsetzung bringen werden. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Herr Stadtrat. Damit ist die 2. Anfrage beantwortet. Die 3. Anfrage (FSP-261216-2024-KFP/GM) wurde von Herrn GR Seidl gestellt und ist ebenfalls an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Soziales, Gesundheit und Sport gerichtet. In dieser Anfrage geht es um die Frage, ob es im Jahr 2023 Gangbetten bei den WIGEV-Spitälern gegeben hat. (Seit vielen Jahren sind Gangbetten in den Häusern des WIGEV leider Realität. Wurden diese in der Ära Wehsely anfangs noch dementiert, musste man seitens der damaligen rot-grünen Stadtregierung dann doch einräumen, dass es dieses "Phänomen" gibt. Immer wieder werden Berichte von stationär aufgenommenen Patienten öffentlich, die in einem WIGEV-Spital in einem Bett am Gang liegen müssen. Wie viele Patienten mussten im Jahr 2023 in einem Haus des WIGEV in einem Gangbett liegen?) Ich bitte um Beantwortung. Amtsf. StR Peter Hacker: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Gestatten Sie mir zum Eingang eine persönliche doch leicht satirische Wortmeldung und Bemerkung. Mir ist gestern schon aufgefallen, dass Sie meine Vorvorgängerin zitiert haben, die, glaube ich, vor sieben Jahren ihre Tätigkeit in der Wiener Stadtregierung beendet hat. Und heute lese ich sie wieder. Also ich hoffe, dass da nicht eine wirklich chronische Wehselytis bei Ihnen entsteht. Da mache ich mir wirklich Sorgen. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Die ist schon bei der SPÖ! Bei uns ist sie nicht!) Jetzt zum Ernst der Sache: Also im Augenblick wüsste ich jedenfalls keinen aktuellen Bericht, wie Sie es in Ihrer Fragestellung behaupten, dass Patientinnen und Patienten ein Bett am Gang haben und in einem Bett am Gang aufgenommen werden. Ich gehe aber davon aus, dass wir uns über Folgendes einig sind: Wenn Patientinnen und Patienten innerhalb eines Krankenhauses aus ihrem Zimmer zu einer Untersuchung gebracht werden, gehe ich davon aus, dass wir uns einig sind, dass diese Patientinnen und Patienten in ihrem Bett liegen bleiben dürfen und nicht aus ihrem Bett rausgeschmissen werden und daher selbstverständlich dann im Bett zum Beispiel auf eine Untersuchung warten, sei es im Labor, sei es bei einer Untersuchung im Röntgen, sei es bei einer Untersuchung im MRT, sei es bei einer Untersuchung in einer Spezialabteilung. Ich gehe davon aus, wir sind uns einig, dass diese Patientinnen und Patienten natürlich im Bett am Gang sein werden, denn sonst kommen sie nicht zur Untersuchung. Ich gehe davon aus, dass wir uns auch einig sind, dass nicht Patientinnen und Patienten gemeint sind, die einen operativen Eingriff hinter sich haben und dann im Aufwachraum liegen, und Aufwachräume bekannterweise auch keine Krankenzimmer sind. Ich gehe davon aus, wir sind uns einig, dass wir auch diese Patientinnen und Patienten in Betten finden, die nicht in einem Zimmer situiert sind. Ich gehe auch aus davon, dass wir uns einig sind, dass wir nicht von Patientinnen und Patienten reden, die zum Beispiel gerade mit der Rettung oder mit privater Zufuhr in die Notfallabteilungen gekommen sind und in der Notfallabteilung dann auf einem Bett gelagert werden, bevor die weiterführenden Untersuchungen stattfinden, und daher auch nicht in einem Krankenzimmer untergebracht sind. Ich gehe davon aus, wir sind uns einig, dass wir auch nicht von diesen Patientinnen und Patienten reden. Und ich gehe auch davon aus, dass wir nicht von Patientinnen und Patienten, insbesondere nach einem akuten medizinischen Eingriff oder auf Grund einer besonderen zusätzlichen Erkrankung reden, die meistens mit Verwirrungszuständen in Verbindung ist. Ich gehe davon aus, dass wir uns einig sind, dass wir in diesen Fällen auch selbstverständlich finden, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf den Stationen solche Patientinnen und Patienten besonders und daher in Stützpunktnähe monitoren sollen, sodass sie auch in der Nacht wirklich die ganze Zeit sehen, was der Patient/die Patientin macht. Ich gehe auch davon aus, dass wir auch nicht von solchen Patientinnen und Patienten sprechen, weil in all diesen Fällen logischerweise jeder lustige Fotos von Betten mit Patientinnen und Patienten am Gang machen kann. Ich gehe aber davon aus, dass Sie den Alltag kennen, dass wir von all diesen Fragestellungen nicht sprechen. Die Diskussion, die in dieser Form zweifelsohne vor 15, 20 Jahren geführt worden ist, findet nicht mehr statt, weil wir entsprechend vorgesorgt haben, weil wir entsprechende Anordnungen gegeben haben und weil wir nicht wollen, dass ganz normale Patientinnen und Patienten in der ganz normalen Station am Gang liegen. Zweifelsohne war das vor 15, 20, 25 Jahren in Wien, in Österreich, in ganz Europa ein Thema, es war eine Frage der Kapazitäten, auch eine Frage der Anordnung und der Ordnungssituation in Spitälern. Da ist im Augenblick ganz klar, dass das keinen Platz in unserem Spital hat. Wir dokumentieren sogenannte Überbelagsbetten. Das wissen Sie ja auch, und ich möchte nur daran erinnern, dass wir das tun. Überbelagsbetten sind Betten, die in Wirklichkeit im Augenblick gesperrte Zimmer betreffen. Das passiert natürlich im Spitalsalltag immer wieder, wenn mehr Unfälle bei der Tür hereinkommen und mehr operiert werden muss, wenn mehr Erkrankungen stattfinden, als geplant ist, dass solche an sich gesperrten Betten beziehungsweise gesperrten Zimmer dann akut wieder geöffnet werden. Da gibt es die Vorschrift, dass die als Überbelagsbetten zu dokumentieren sind. Diese Dokumentation funktioniert sehr lückenlos. Diese Dokumentation hat im letzten vorliegenden Bericht gezeigt, dass wir insgesamt im 1. Halbjahr 2023 in unseren Spitälern 81.493 Patientinnen und Patienten stationär behandelt hatten, also mit stationärem Aufenthalt hatten, und davon waren 400 Fälle über 12 Stunden in temporären Überbelagsbetten und 158 über 24 Stunden in einem sogenannten Überbelagsbett, also einem an sich für den Betrieb temporär gesperrten Bett, respektive Zimmer, das dann wieder temporär geöffnet wird. Das ist besonders zu dokumentieren, und deswegen gibt es diese Statistik über die Überbelagsbetten. Die Statistik kennen Sie oder sollten Sie zumindest kennen, denn die haben Sie am 7. September 2023 im Gesundheitsausschuss bekommen. Es ist die Information auf der Seite 22 und 23 im Kapitel 5, Qualitätsbericht, nachzulesen. Der nächste Bericht wird, so wie geplant, als nächster Halbjahresbericht im Frühjahr zur Verfügung gestellt, voraussichtlich im Aprilausschuss. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank. Die 1. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. GR Seidl, bitte. GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Danke, sehr geehrter Herr Stadtrat, für die doch sehr ausführliche Beantwortung. Selbstverständlich, all die Punkte, die Sie genannt haben, sehe ich so wie Sie - überhaupt keine Frage. Vielleicht weil Sie zuerst hingewiesen haben, warum ich, wie Sie sagen, relativ oft auf die Ära Wehsely hinweise: Ich darf seit 2010 hier im Haus sein, und damals war StRin Wehsely die verantwortliche Gesundheitsstadträtin. (GR Mag. Manfred Juraczka: Wir sind traumatisiert!) - Ja. Da begann die Traumatisierung, ja, vollkommen richtig, Herr Kollege. - Damals war es so, dass Frau StRin Wehsely zumindest in ihren ersten Jahren dementiert hat, dass es Gangbetten gibt. Sie musste das dann revidieren. Ab dann war sie nicht mehr lange da, bekam dann einen Job, wie wir beide wissen, bei Siemens. Dann kam Frau Frauenberger und jetzt eben Sie. Ich habe auch Frau Frauenberger damals mehr oder weniger sehr oft gefragt und darauf verwiesen, wie Frau Mag. Wehsely das damals gesehen hat. Jetzt zu meiner Frage, da die Frage jetzt beantwortet ist: Es gibt in Wien ja ein weiteres Phänomen, das es nur in Wien gibt, das sind die sogenannten Gefährdungsanzeigen in den WIGEV-Häusern. Jetzt meine Frage, wir haben jetzt Mitte Februar: Wissen Sie zufällig auswendig, wie viele Gefährdungsanzeigen es im Jahr 2023 in WIGEV- Häusern gegeben hat? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Das hat jetzt keinen unmittelbaren Zusammenhang, außer dass es auch der WIGEV ist, aber ich stelle es dem Herrn Stadtrat frei, ob er das beantworten möchte. Bitte. Amtsf. StR Peter Hacker: Ich weiß es eh nicht, aber ich mache mir jetzt ernsthaft Sorgen über diese Wehselytis, ehrlich gesagt, sollten wir das wirklich gemeinsam besprechen, entschuldige, es ist schon sieben Jahre her. Nein, ich weiß es nicht auswendig, aber ich möchte nur eines korrigieren, und deswegen wollte ich diese Antwort doch geben können. Es ist eine Fehleinschätzung, dass es Gefährdungsanzeigen nur in Wien gibt. Das ist ein Instrument, das es in ganz Österreich gibt. Es ist nicht überraschend, dass in Wiener Zeitungen vor allem von den Gefährdungsanzeigen berichtet wird, die in Wien stattfinden, aber ich kann Ihnen gerne Berichte aus anderen Medien in anderen Bundesländern über die Gefährdungsanzeigen schicken, die dort stattfinden. Es ist aber eine Fehleinschätzung, zu glauben, es ist ein Instrument, das es nur bei uns gibt. Das ist ein Instrument, das wir vor, ich weiß nicht, ungefähr 15 Jahren, glaube ich, als Instrument der Kommunikation der PersonalvertreterInnen eingeführt haben. Ich weiß nicht, ob das unter StRin Wehsely eingeführt worden ist, aber ich glaube eher, dass es schon vorher eingeführt worden ist. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Jetzt ist es wieder genug!) Ich glaube, dass das eher noch in die Ära von Brauner oder Rieder fällt. Das Instrument gibt es schon sehr lange. Es ist nämlich an sich ein Instrument der Interaktion zwischen der Personalvertretung und der Führung des jeweiligen Hauses. Als solches ist es definiert und auch festgelegt, und ich halte es für ein gutes Instrument, weil es die Möglichkeit gibt, quasi neben der offiziellen Kommunikationslinie in der Organisation im Unternehmen auch eine Organisationslinie und Kommunikationslinie für die Personalvertretung zu haben. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. Frau GRin Mag. Huemer, bitte. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Noch einmal einen schönen Vormittag, Herr Stadtrat! Ich möchte Sie etwas zum Thema Betten fragen, aber nicht zu Gangbetten, sondern zu den gesperrten Betten. Wir haben als GRÜNE im Herbst eine Anfrage gestellt, und da wurde die Zahl 1.300 genannt. Das ist eine hohe Zahl, die sich deutlich von den Zahlen unterscheidet, die wir früher gehört haben. Da waren 800, 900 Betten genannt, die gesperrt sind. 1.300 sind also doch ein deutlicher Anstieg. Meine Frage an Sie: Haben Sie Informationen, ob sich diese beunruhigende Tendenz des weiteren Anstiegs der gesperrten Betten fortsetzt oder ob es wieder eine neue Entwicklung gibt, die nach unten geht? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Peter Hacker: Ich habe jetzt selber eine heiße Diskussion über die Frage intern ausgelöst, was eigentlich ein systemisiertes Bett ist und was daraus abgeleitet ein gesperrtes systemisiertes Bett ist. Wir sind gerade dabei, wirklich noch einmal Grundlagendefinitionsarbeit zu leisten, denn natürlich verstehe ich auch die Frage. Die Frage ist hochinteressant: Warum sind Betten gesperrt, wenn wir Personalmangel haben? Faktum ist jedenfalls, der Großteil der Betten ist nicht wegen Personalmangels gesperrt, sondern ist gesperrt, weil wir sie erstens nicht brauchen, zweitens nicht mehr brauchen wollen oder drittens gerade in Umbaumaßnahmen sind. Logischerweise wird eine Station gesperrt, wenn die Station umgebaut wird. Wie Sie wissen, das haben wir ja auch gemeinsam beschlossen, gibt es ein riesiges Bauprogramm, das ja schon in einigen Bereichen tatsächlich auch in der Umsetzung ist, und logischerweise gibt es gesperrte Abteilungen. Grundsätzlich weiß ich, dass wir im Augenblick eine rückläufige Zahl von gesperrten Betten auf Grund von Personalmangel haben, und die Gesamtzahl der gesperrten in Relation zu den systemisierten Betten sind wir gerade dabei, ein bisschen verständlicher aufzubereiten. Das Kernproblem ist nämlich, dass die systemisierten Betten die Zahl der maximal überhaupt gesundheitsrechtlich genehmigten Betten sind. Das sind nicht zwingend die Betten, die das Management überhaupt betreiben will. Parallel dazu haben wir auch von den Betten, die im Betrieb sind, ja auch freistehende Betten. Das habe ich ja auch in einer der unendlichen Anfragebeantwortungen erst vor Kurzem wieder beantwortet, daher weiß ich die Zahl auswendig, dass wir in der Mitternachtszählung gleichzeitig 800 Betten von den Betten, die im Betrieb sind, freistehen haben. Ich glaube, dass es richtig ist, dass wir diese Fragestellung insgesamt besser aufbereiten müssen. Daran arbeiten wir gerade und werden es dann entsprechend vorstellen, wenn wir das durch die gesamte Organisation durchgezogen haben. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Frau GRin Korosec, bitte. GRin Ingrid Korosec (ÖVP): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Herzlichen Dank für Ihren ausführlichen Bericht zu den nichtvorhandenen Gangbetten. Fakt ist aber natürlich, dass es große Herausforderungen im Gesundheitsbereich gibt: 900 Pflegekräfte, die weggegangen sind, 100 Ärzte, die weggekommen sind. Jetzt wurden ja auch Maßnahmen von Ihnen gesetzt. Ich habe heute in Radio Wien den Anwerberbonus, der für 700 bezahlt wird, gehört. 700 haben sich relativ kurzfristig gemeldet. Das ist das eine. Sie haben dann auch bei Spitalsmitarbeitern im Vorjahr Erhöhungen vorgenommen. Trotzdem ist die Anspannung noch immer sehr groß. Und jetzt haben Sie für 50 Studenten die Möglichkeit ausgeschrieben, ab Mitte des Jahres mit 977 EUR auf 42 Monate mit dem Angebot oder der Forderungen mitzuarbeiten, dann anschließend nach dem Studium 5 Jahre im WIGEV zu bleiben. Ich halte das für eine sehr gute Maßnahme. Die gibt es ja übrigens schon in Niederösterreich, in der Steiermark, in Tirol, daher kann man das nur begrüßen. Meine Frage geht in die Richtung: Ist das jetzt ein Pilotprojekt, das man einmal ausprobiert, oder haben Sie vor, das dann schon laufend weiter zu machen? Ich halte das für eine Maßnahme, die auch für die Medizinstudenten positiv ist, denn da geht es um 41.000 EUR, die sie in dieser Zeit verdienen können. Außerdem lernen sie, und wenn sie dann 5 Jahre im WIGEV bleiben, ist es natürlich auch wieder für den WIGEV gut. Da hätte ich gerne gewusst, wie Ihre weitere Vorgehensweise ist. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Peter Hacker: Wir wollen einfach damit Erfahrung gewinnen. Ich sage ganz offen und ehrlich, es kann funktionieren oder nicht funktionieren. Das weiß man im Vorhinein nicht, wenn man so ein Projekt startet. Es gibt ja auch eine Diskussion darüber, ob wir überhaupt Medizinstudenten verpflichten sollten, die nachher eine Zeit lang im öffentlichen Gesundheitssektor arbeiten müssen. Ich halte, ehrlich gesagt, nichts von so einer Zwangsgeschichte. Erstens einmal ist mir Zwang in solchen Fragen grundsätzlich unsympathisch, und ich glaube, dass wir auch nicht übersehen dürfen, dass viele Leute, die Medizin studieren, danach in anderen Bereichen auch eine sinnvolle Tätigkeit machen. Ich denke jetzt nur an die Pharmaindustrie, an die forschende Industrie. Da gibt es einen ganzen Haufen von Bereichen, die auch Medizinstudierende als Abgänger brauchen. Warum sollte ich jetzt sagen, genau die von diesem einen Fach des Studiums müssen dann im öffentlichen Gesundheitssystem arbeiten? Ich halte nichts davon. Ich halte es für gescheiter, dass wir eine gemeinsame Position zur Frage beziehen, wie viele Studierende das Land braucht, und ich finde es einfach schmerzhaft, dass wir jedes Jahr 12.000 frustrierte potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten für dieses Studium von der Uni wieder wegschicken. Das halte ich für schmerzhaft, dass es so viele tolle junge Menschen gibt, die sagen, ich habe Lust auf dieses Studium, und dann schicken wir über 90 Prozent derer, die sich dafür interessieren, einfach weg und sagen: Tut uns leid. Wir haben kein Platz für euch, ihr interessiert uns nicht. Das halte ich für das eigentliche Kernproblem. So wie wir es auch in der Pflege und den medizinisch-technischen Bereichen machen, brauchen wir einfach mehr Ausbildung. Wir machen das in der Pflege, wie Sie wissen, und ich glaube, wir machen das auch erfolgreich. Wir beginnen es schon langsam zu spüren. Es ist noch kein Grund für Euphorie, es ist noch kein Grund für Jubelmeldungen, aber wir beginnen, es zu spüren, dass da jetzt die ersten Abgängerinnen und Abgänger aus dieser Ausbildungsschiene kommen. Wir haben diese Maßnahme, die Sie schon erwähnt haben, die funktioniert, dass wir einfach sagen: "Bring your friend.", um es einmal salopp zu formulieren. Und jetzt probieren wir das Nächste aus. Wir sind in Wien als einziges Bundesland in der besonderen Situation, dass wir viel, viel mehr Bewerber als alle anderen Bundesländer für Ausbildungsstellen haben. Ich habe gestern erst wieder mit einem Gesundheitslandesrat eines anderen Bundeslandes, das durchaus nicht weit weg von Wien ist, darüber diskutiert, der dringend Leute sucht und haben will, die die Ausbildung machen. In all seinen Spitälern in seinem Bundesland sind leere Ausbildungsstellen, und in Wien gehen wir sozusagen unter, weil offensichtlich alle, die in Österreich ein Studium abschließen, sich automatisch in Wien anmelden. Es ist dann auch ein Lob für die Qualität und den Ruf unserer Spitäler - das muss man ganz klar sehen -, aber es bringt uns auch in eine besondere Situation. Ich glaube, wir sind uns auch einig, dass Wien aus der Finanzierung durch den Wiener Steuerzahler nicht die Aufgabe übernimmt, die Ausbildung von allen Fachkräften zu machen - und das auch noch für den ambulanten Sektor dazu. Das kann es einfach nicht sein. Wir suchen aber einfach in einigen Fächern - das haben wir schon oft berichtet - ja auch Leute, die in den Spezialfächern tätig sind, und da wollen wir mit diesem Anreizsystem versuchen, besonders Werbung zu machen, in diese Fächer zu gehen, wo es nicht so viele Kandidaten gibt. Ich werde gerne über die Erfahrungen berichten. Wir fangen jetzt einmal im Sommer an. Ich persönlich bin zuversichtlich, dass es funktionieren kann. Dann will ich das auch gerne langfristig implementiert wissen, aber ich glaube, wir sollten jetzt einmal bei dem Instrument in den nächsten zwei, drei Jahren gemeinsame Erfahrung gewinnen, und dann macht es Sinn, das auszuwerten: Ist es erfolgreich oder nicht? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Herr Stadtrat. Damit ist die 3. Anfrage beantwortet. Die 4. Anfrage (FSP-261763-2024-KNE/GM) wurde von Herrn GR Ornig gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Bildung, Jugend, Integration gerichtet. In dieser Anfrage geht es um die Errichtung der Fachstelle Demokratie in der Wiener Jugendarbeit. (Sie haben vor einigen Wochen eine neue Fachstelle Demokratie in der Wiener Jugendarbeit angekündigt. Warum braucht es so eine Fachstelle in Wien?) VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Vielen Dank für diese Frage zur Fachstelle Demokratie, die es in Wien dringend braucht, vor allem, weil es durch die Anhäufung von globalen Konflikten auch in Wien vermehrt zu Problemen mit extremistischen Ideologien kommt. Besonders unter Jugendlichen kann extremistisches Gedankengut leider gut Fuß fassen. Hier gibt es langjährige Erfahrungen und auch wissenschaftliche Untersuchungen, die vor allem zeigen, dass Jugendliche, die im formalen Bildungssystem schlechter verankert sind oder früh aus dem System aussteigen - das heißt, Schulabbrecherinnen und Schulabbrecher ohne Pflichtschulabschluss sind - weniger positive Einstellungen zur Demokratie haben und damit auch eine mögliche Gefahr für die demokratische Gesellschaft darstellen. Es ist auf der einen Seite wichtig, an der Schule selber anzusetzen, im bestehenden System. Ich bin selber ein Anhänger des verpflichtenden Fachs Leben in einer Demokratie, in dem Grundwerte und ethische Grundprinzipien vermittelt und erarbeitet werden. Auch ohne dieses Fach ist es aber Aufgabe in den Schulen, eine demokratische Grundhaltung zu vermitteln. Darüber hinaus gibt es aber eine zweite wichtige Säule, und das ist die Freizeit der Jugendlichen, die nicht in der Schule verbracht wird. Da sind wir in Wien mit der außerschulischen Jugendarbeit sehr gut ausgestattet, um auch solchen gefährlichen gesellschaftspolitischen Tendenzen entgegenzuwirken. Die Fachstelle soll im Bereich der Jugendarbeit verankert sein und ist das auch schon, weil sie ja bereits im Laufen ist. Sie setzt bei der primären Prävention an. Das heißt, die primäre Prävention ist eine Grundimmunisierung gegen Extremismus und nicht mit anders bezogener sekundärer oder tertiärer Intervention gegen Extremismus zu verwechseln, bei denen andere Institutionen wie der Verfassungsschutz oder die Polizei diese Aufgabe haben. Wir sehen insbesondere, dass es seit dem schrecklichen Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober auch in Wien antisemitische und Israel-feindliche Demonstrationen und Parolen gab und auch die antisemitischen Übergriffe zugenommen haben. Da sind sowohl die Bildungseinrichtungen als auch die Jugendarbeit gefordert. Mit dieser Fachstelle bekämpfen wir effektiv Demokratiefeindlichkeit und Abwertungstendenzen. Wir schützen die Jugendlichen vor diesem Extremismus. Die Jugendlichen werden ja zu extremistischem Gedankengut verführt, auch im Online-Bereich wie beispielsweise auf TikTok, wo sehr viel ideologische Propaganda verbreitet wird, nicht gelöscht wird und von Jugendlichen konsumiert wird. Da soll die Fachstelle über Aufklärungsarbeit und Schulungen auch im digitalen Raum entgegenwirken, um mehr Resilienz der Jugendlichen zu ermöglichen. JugendarbeiterInnen sind häufig eine wichtige Bezugsperson für Jugendliche, indem die Jugendarbeit einen direkten Draht zu Jugendlichen hat und es damit schafft, frühzeitig Abwertungstendenzen und Abwertungshaltungen zu erkennen. Im öffentlichen Raum, aber auch in Jugendzentren können JugendarbeiterInnen da entgegenwirken. Dementsprechend soll die Fachstelle die Jugendarbeit stärken und unterstützen, sodass auch die vielen JugendarbeiterInnen, die wir in Wien haben, über Fortbildungen unterstützen werden. Die Förderung demokratischer Teilhabe ist ein wichtiger Beitrag für eine liberale Demokratie und eine offene Gesellschaft. Denn alle, die hier leben, müssen sich an Grundwerte halten. Das müssen wir früh vermitteln. Da ist es in der Demokratieförderung neben der Vermittlung von Wissen wichtig, eine Grundhaltung zu vermitteln - nämlich eine Grundhaltung der Toleranz gegenüber andern -, Grundprinzipien wie, die Menschenwürde zu akzeptieren und Pluralismus zu leben, genauso aber auch die Demokratie zu achten. Auf all das setzen wir seit vielen Jahren in der offenen Jugendarbeit über unterschiedlichste Projekte, die auch schon laufen und mit denen wir an den Wiener Schulen sind, wie beispielsweise "Wir alle sind Wien" oder auch "Respekt: Gemeinsam stärker". Da ist die Fachstelle Demokratie eine wichtige weitere Ergänzung, um PraktikerInnen zu unterstützen. Sie ist ein Baustein im Kampf gegen Fake News und bei der Förderung von Toleranz, Zusammenarbeit und demokratischen Werten. Eine wichtige Arbeit wird es sein zu vernetzen. Es gibt nämlich bereits viele bestehende Instrumente, um gemeinsam Radikalisierung, Extremismus und Abwertungstendenzen den Kampf anzusagen und damit allen in Wien ein gutes demokratisches Leben in einer liberalen Gesellschaft zu ermöglichen. (Beifall bei NEOS und SPÖ sowie von GR Johann Arsenovic.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von den NEOS. GR Ornig, bitte. GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Schönen guten Morgen, Herr Vizebürgermeister! Das ist ein extrem herausforderndes Thema. Ich finde es toll, dass wir das angehen. Die Frage ist: Wie wird sich die Fachstelle um diese Themen, die Sie angesprochen haben, kümmern? Was konkret werden die Aufgabenbereiche sein? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Es wird im Konkreten fünf Aufgabenfelder geben, die wir gemeinsam definiert haben. Das betrifft erstens, Expertise und Beratung zur Verfügung zu stellen, zweitens, Workshops, Ausbildungen und Weiterbildungen anzubieten, drittens, Materialien aufzubereiten, viertens die Forschung an diesem Thema und fünftens die Vernetzung. Die Beratung betrifft vor allem die Jugendarbeit sowie Einrichtungen und Vereine der Jugendarbeit, um Wissen für die Demokratiebildung zu transformieren und weiterzugeben. Wenn es aktuelle Anlässe gibt - problematische Haltungen oder Entwicklungen von Jugendlichen in manchen Stadtteilen -, gilt es aber genauso, auch Konzepte mit der lokalen Jugendarbeit auszuarbeiten. Es sind Ausbildungen, Weiterbildungen und Workshops vor allem auch für die Jugendarbeit als Zielgruppe, um die Fortbildung in diesem Bereich weiter zu forcieren. Materialien: Einerseits zu aktuellen Anlässen, wie beispielsweise zum Angriff der Hamas auf Israel, sodass es auch in der Jugendarbeit schnell Lern- und Unterrichtsmaterialien gibt. Genauso aber gilt es, grundsätzliche Unterlagen für die Jugendarbeit für prodemokratische Projekte zur Verfügung zu stellen. Es ist wichtig, auch in der Forschung weiter voranzukommen, um wirklich einen guten Überblick darüber zu haben, was die Beweggründe für extremistische Tendenzen sind, aber auch, um die Entwicklung im Auge zu behalten, in welche Richtung es geht. Zum Abschluss zur Vernetzung: Die Vernetzung mit anderen Institutionen, mit Bildungseinrichtungen selber, aber genauso mit außerschulischen Angeboten soll regional, national und international stattfinden. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. GR Öztas, bitte. GR Ömer Öztas (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Vorab finde ich es bemerkenswert, dass ein Mitglied einer Regierungspartei derselben Partei eine Frage stellt. Ich nehme zur Kenntnis, dass die NEOS Sie nicht persönlich dazu fragen konnten, sondern wir es hier öffentlich fragen müssen. Die Fachstelle Demokratie finden wir auch toll. Da werden wir heute auch zustimmen, weil Demokratieförderung bei Kindern und Jugendlichen enorm wichtig ist. Demokratie lebt durch Teilhabe. Das hat Kollege Taucher gestern ziemlich ausführlich und gut auf den Punkt gebracht, indem er gesagt hat: Durchs Zuhören fühlen sich die Menschen auch zugehörig. Das trifft besonders bei Kindern und Jugendlichen zu, weil sie dieses Zugehörigkeitsgefühl brauchen und wir dieses Zugehörigkeitsgefühl auch schaffen müssen. Wie Sie wissen, gab es 2019 dieses große Partizipationsprojekt der Kinder- und Jugendstrategie, bei dem wir 22.500 Kindern und Jugendlichen zugehört haben und gefragt haben, was sie überhaupt von der Politik wollen. Seit vier Jahren warten wir vergeblich auf die vollständige Umsetzung. In der Zwischenzeit gab es ein Monitoringsystem, das Sie eingerichtet haben. Das bestätigt aber einfach unsere These, dass die Strategie nicht vollständig umgesetzt wird. Daher meine Frage, Herr Stadtrat, in Anbetracht der Tatsache, dass Wien vor wenigen Tagen zur Demokratiehauptstadt gekürt wurde: Wann überlegen Sie sich eigentlich, Ihren Aufgaben als Jugendstadtrat nachzukommen und die Wünsche von 22.500 Kindern und Jugendlichen vollständig umzusetzen, beziehungsweise was bringt demokratische Teilhabe, wenn die Vorschläge und Wünsche am Ende des Tages nicht umgesetzt werden? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Das sehe ich ganz anders als Sie. Wien ist Vorbild im Bereich der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen. Das sehe nicht nur ich so, sondern wir haben erst vor Kurzem für eines der Projekte, das durch die Jugendstrategie entstanden ist, den Jugendstaatspreis gewonnen. Wir haben nämlich mit der Kinder- und Jugendmillion und mit dem Kinder- und Jugendparlament neue Maßstäbe gesetzt, wie junge Menschen beteiligt werden. Das ist auch ein Grund, warum wir in einem breiten Beteiligungsprozess zur europäischen Hauptstadt der Demokratie gewählt worden sind: Weil wir in unterschiedlichsten Bereichen, aber auch im Jugendbereich so viele partizipative Elemente haben, um junge Menschen mitbestimmen zu lassen. Ich könnte hier jetzt eine Stunde über Jugendpartizipationsprojekte der Stadt reden. Ich möchte nur eines hervorheben, das wirklich großartig ist: "Rein ins Rathaus", bei dem im Rathaus von Kindern und Jugendlichen selbst bestimmt wird, welche Regeln sie haben wollen. Sie lernen hier Demokratie. Sie wählen selber eine Bürgermeisterin oder einen Bürgermeister, der oder die uns als Politiker auch durch die kleine Stadt der Kinder und Jugendlichen herumführt. Sie machen ihre eigenen Regeln und schaffen ihre eigenen Jobs. Das alles sind Beteiligungsprojekte, die wirklich Demokratie leben. Da sind wir international Vorbild. Es gibt auch viele Anfragen von anderen Städten dazu, wie wir diese Jugendbeteiligung hier so hochleben lassen - und das nicht nur auf Wiener Ebene, sondern auch auf Bezirksebene über Bezirksjugendparlament, wo die Einbindung von Jugendlichen stattfindet. Ich bin sehr zufrieden mit den Fortschritten im Bereich der Jugendpartizipation, weil genau diese Form der Beteiligung die wichtigste Prävention gegen Abwertungstendenzen ist. Wenn man nämlich die eigene Wirksamkeit spürt, wenn man beispielsweise bei der Kinder- und Jugendmillion eine Idee einreicht und mit anderen Jugendlichen dafür wirbt, sie erarbeitet, sie gemeinsam mit der Verwaltung diskutiert und sie dann zur Umsetzung kommt, ist das wirklich großartig. Das ist echtes demokratisches Erleben, das wir in unserer Stadt ermöglichen. (Beifall bei den NEOS sowie von GR Mag. Josef Taucher und GRin Martina Ludwig-Faymann.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. GR Zierfuß, bitte. GR Harald Zierfuß (ÖVP): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Wir finden es gut, dass im Bereich Demokratie etwas gemacht wird. Ich glaube auch, dass in den Jugendzentren ein geeigneter Ort ist, um dort anzusetzen. Jetzt ist die Fördersumme doch sehr hoch, und es sind drei Planstellen angegeben. Wie werden Sie das Projekt begleiten und auch evaluieren, damit man nachher feststellen kann, ob auch die gewünschte Wirkung erzielt worden ist? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Zur Fördersumme muss man sagen, dass natürlich nicht alles Personalkosten sind. Die sind im ersten Jahr sogar der geringere Anteil, weil die Errichtung größere Investitionen bei der Adaption des Gebäudes verursacht hat, um dort überhaupt eine Fachstelle einrichten zu können. Das heißt, die erste Förderung war auf Grund dieser zusätzlichen Investitionen höher. Es sind diese drei Planstellen, die an diesem Thema arbeiten werden. Bei solchen Projekten ist es mir immer wichtig, dass es laufend evaluiert wird. Nach einem Jahr schauen wir normalerweise: Wie läuft das Projekt? Erreicht es die Ziele? Werden die Zielgruppen erreicht? Wir können dann nach einem Jahr selbstverständlich gerne auch noch einmal auf das Projekt schauen, auch im Rahmen des Vereins Wiener Jugendzentren, die für die Umsetzung verantwortlich sind und auch die Expertise haben. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 4. Zusatzfrage kommt von der SPÖ. GR Mag. Auer-Stüger, bitte. GR Mag. Stephan Auer-Stüger (SPÖ): Sehr geehrter Vizebürgermeister! Vielen Dank für die bisherigen Ausführungen. Es ist eine sehr begrüßenswerte Initiative. Ich gratuliere auch Ihnen und den KollegInnen dazu. Danke auch zu Ihren Ausführungen zur Organisation dieser Fachstelle. Darf ich aber nachfragen - weil diese Fachstelle ja, soweit ich das jetzt verstanden habe, in der offenen Jugendarbeit angesiedelt ist -, was Ihre politischen Überlegungen beziehungsweise die Überlegungen der Verantwortlichen in Ihrem Ressort dazu waren, das dort anzusiedeln? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bitte, Herr Stadtrat. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Es war eine ganz bewusste Entscheidung, diese Fachstelle in der offenen Jugendarbeit anzusiedeln. Es wurde sogar schon im Koalitionsübereinkommen so verankert und verhandelt, dass es so eine Fachstelle geben soll, weil die Jugendarbeit eine ganz wichtige Einrichtung ist, um frühzeitig mit jungen Menschen demokratiepolitisch in Kontakt zu kommen und gegen Extremismus vorzugehen. Es ist auch eine bewusste Entscheidung gewesen, sie beim Verein Wiener Jugendzentren einzurichten. Der Verein Wiener Jugendzentren ist mit knapp 300 MitarbeiterInnen und 35 Standorten, die betrieben werden und die sehr viel Erfahrung mit demokratiefördernden Projekten und Extremismusprävention haben und auch schon sehr stark in der Jugendarbeit leben, der größte Verein und Träger für Jugendarbeit in Österreich. Sie bringen die Expertise mit. Wir können diese Expertise bündeln und auch den anderen Einrichtungen zur Verfügung stellen. Darum ist die Entscheidung auf den Verein Wiener Jugendzentren gefallen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 5. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. GR Berger, bitte. GR Stefan Berger (FPÖ): Herr Stadtrat, ich möchte auf Ihre einleitenden Worte zu sprechen kommen, da Sie erwähnt haben, dass Sie grundsätzlich gerne ein Fach Demokratie in der Schule hätten. Ich darf Sie in diesem Zusammenhang schon darauf hinweisen, dass wir das, was Sie sich so vorstellen und was Sie da gerne hineingepackt hätten, eigentlich alles schon haben. Es steht nämlich sogar in unserer Bundesverfassung in Art. 9a B-VG, wo unter anderem auch die Verteidigung der Demokratie der Republik - insbesondere auch die geistige Landesverteidigung - im Bundes-Verfassungsgesetz verankert ist. Insofern haben wir das seit vielen Jahrzehnten in unserer Bundesverfassung stehen. Das ist grundsätzlich auch immer wieder ein freiheitliches Anliegen. Was wir allerdings leider Gottes sehen, ist, dass das in unterschiedlichsten Bundesländern nicht so lebendig gelebt und praktiziert wird. Als ich mich dazu erkundigt habe, habe ich auf der Seite des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung gelesen - das steht dort wörtlich -: "Die Bildungsdirektionen veranstalten beziehungsweise planen Seminarreihen zur geistigen Landesverteidigung in Präsenz- und Hybrid-Settings." Jetzt hätte mich sozusagen als Wiener Verantwortlichen von Ihrer Seite interessiert: In welchem Ausmaß findet das statt? Wie wird das angeboten? Wie wird das dann insbesondere auch an das Lehrpersonal im Pflichtschulbereich herangetragen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Ich finde es gut, dass dieses wichtige Thema in der Verfassung verankert ist. Die Verfassung muss aber von den Bürgerinnen und Bürgern unseres Landes gelebt werden. Das Beste, um Demokratie zu lernen, ist, Demokratie über demokratische Bildung zu erleben. Das ist der größte Mehrwert, um damit zu erkennen, wie wichtig unsere Staatsform der Demokratie ist, weil sie individuelle Freiheit ermöglicht. Um das ins Leben zu bringen, muss es im Unterricht verankert sein. Es ist jetzt in unterschiedlichen Unterrichtsfächern in der politischen Bildung verankert. Ich finde allerdings, dass ab der 1. Klasse Volksschule auch das Zusammenleben in der Schule in einem eigenen Fach, in dem auch religiöse und überkonfessionelle Prinzipien vermittelt werden, thematisiert, gelernt und gelebt werden sollte. Das ist eine Wunschvorstellung, die ich auch weiterhin politisch vorschlagen und einfordern werde. Die von Ihnen angesprochenen Angebote sind ergänzende Angebote zusätzlich zum Unterricht durch externe Anbieterinnen und Anbieter. Da gibt es erfreulicherweise mehrere Dutzend unterschiedlichste Projekte, die demokratische Bildung an die Schulen holen, einerseits über Workshops mit dem Aspekt einer demokratischen Selbstverteidigung, aber genauso mit prodemokratischen Projekten wie beispielsweise Schulparlamenten, die implementiert werden, aber auch anderen demokratischen Projekten, bei denen Schülerinnen und Schüler wirklich sehen, dass sie mitgestalten können. Denn dieses Erleben - die Erfahrung zu geben, dass man seine Stadt mitgestalten kann -, halte ich für das Wichtigste. Darum sind auch unsere Instrumente, die wir in der Stadt haben - beispielsweise der Petitionsausschuss und das Petitionsrecht - auch nicht von der Staatsbürgerschaft abhängig, weil alle Menschen, die hier leben, Demokratie auch über solche Instrumente miterleben können sollen. Denn mein Anliegen ist es, dass alle, die in Österreich sind, Grundwerte teilen, die Demokratie achten und schätzen und auch selber für eine Verteidigung der Demokratie einstehen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank. Damit ist die 4. Anfrage beantwortet. Die 5. Anfrage (FSP-267428-2024-KGR/GM) wurde von Herrn GR Stark gestellt und ist an die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe für Innovation, Stadtplanung und Mobilität gerichtet. (Bei der Präsentation des Stadtteilentwicklungskonzeptes Mitte 15 für Rudolfsheim-Fünfhaus in der 67. Sitzung der Stadtentwicklungskommission haben Sie die Auskunft erteilt, dass für dieses Stadtteilentwicklungskonzept keine Stadtklimaanalyse erstellt wurde. Projektgebiet und Entwicklungsareal umfassen eine Fläche von 120 bzw. 5 ha des Gebietes der klimatisch relevanten Kaltluftschneise vom Wienerwald in die Innenstadt. Auf Grund der flächenmäßigen Ausdehnung und der großen klimatischen Relevanz des Projektgebietes ist eine fundierte Stadtklimaanalyse als Grundlage für jegliche Planungstätigkeit notwendig. Linz etwa hat für stadtklimatisch besonders relevante Bereiche Bebauungsvarianten modellieren lassen, um mögliche Auswirkungen auf das Stadtklima fundiert abschätzen zu können. Warum wurde für die Bebauung am Westbahnareal keine Stadtklimaanalyse erstellt, um sicherzustellen, dass die Stadtteilentwicklung zu keinen negativen Einflüssen des Stadtklimas im Entwicklungsgebiet und anderen Teilen der Stadt führt?) Schönen guten Morgen, Frau Stadträtin! In dieser Frage geht es um die Bebauung des Westbahnareals. Bitte um Beantwortung. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Einen schönen guten Morgen, meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben dieses Thema ja auch schon in der letzten Sitzung der Stadtentwicklungskommission gehabt und dort eigentlich auch genau über dieses Thema gesprochen. Eine kurze Einleitung zu unserem Projektgebiet: Es umfasst in Summe 120 ha, geht also über das Westbahnareal hinaus, weil wir uns natürlich bemüht haben, auch die umliegenden Bestandsgebiete mitzubetrachten. Es umfasst 21.500 Einwohner und Einwohnerinnen. Im Herbst 2022 haben wir den Prozess für die Erarbeitung eines Stadtteilentwicklungskonzeptes gestartet, begleitet von wirklich sehr umfassenden Beteiligungsangeboten wie Dialogtagen, einer Dialogradtour, Quartierswerkstätten, und so weiter. Ziel des SEK ist einerseits eine qualitätsorientierte Weiterentwicklung der gründerzeitlichen Bestandstadt, also des Bestandes, den wir dort im 15. Bezirk haben, und gleichzeitig ein zukunftsfähiges Programm für das Westbahnareal. Die Ausgangssituation ist jetzt, dass die Bahninfrastruktur, also sprich, der Westbahnhof und die Gleise, schon eine sehr große Barriere im 15. Bezirk darstellen, über die man eigentlich nur an wenigen Punkten drüberkommt. Es ist also wirklich ein bisschen ein Keil, der sich durch den Bezirk zieht. Wir haben eine sehr dichte Bebauung im Gründerzeitbereich mit großteils einer Wohnnutzung und untergeordnet auch einer betrieblichen Nutzung. Der Grünanteil im Bezirk ist sehr niedrig. Es gibt durch den Westbahnhof mit Bahn, U3, U6, Straßenbahn- und Buslinien eine sehr gute öffentliche Anbindung. 2005 ist bei diesem Gebiet erstmals in einem Masterplan "Wien Westbahnhof" ein Entwicklungsstreifen entlang der Felberstraße identifiziert worden. Die ÖBB sind jetzt gerade dabei, wichtige Infrastrukturprojekte in Wien umzusetzen. Die Attraktivierung der Verbindungsbahn oder die Modernisierung der Schnellbahn seien als eines dieser Projekte genannt. Die ÖBB haben ganz klar als Vorgabe gegeben, dass sie den Westbahnhof auch weiter als Bahnhof benötigen und dieser auch weiter in Betrieb bleiben wird. Das ist, glaube ich, auch ein ganz wichtiger Faktor, weil viele ja glauben, es geht um das gesamte Areal des Westbahnhofs. Nein, es ist wirklich nur ein sehr schmaler Abschnitt zwischen der Felberstraße und dem Beginn der Gleistrasse, den es hier zu betrachten gibt. Zum Thema Stadtklimaanalyse: Sie wissen, wir haben ja für die Stadt eine sehr gute Stadtklimaanalyse, wie ich finde. Natürlich werden bei städtebaulichen Planungsprozessen dieser Größenordnung stadtklimatische Aspekte mit einbezogen. Das äußert sich nicht zuletzt dadurch, dass gerade der Grün- und Freiraum und die klimasensible Entwicklung von Neubau und Bestand nicht nur in diesem Projekt, sondern auch in vielen anderen ein großes Thema sind. Nur zur Erinnerung: Im aktuellen, also im jetzigen Flächenwidmungsplan sind auf diesem Gebiet fünf Hektar Bauland und zwei Hektar Grünland vorgesehen. Das darf man auch nicht vergessen. Also, das sind einmal sozusagen die Startbedingungen, wenn Sie so wollen, unter denen wir dieses Projektgebiet einmal betrachtet haben. Sie wissen, wir haben in der Stadtentwicklungskommission einen ganz anderen Beschluss gefasst - in der Konzeptphase, in der wir uns jetzt noch befinden -, einen, wie ich finde, sehr, sehr guten Beschluss, nämlich dass wir auf einer sechs Hektar großen Fläche einen fünf Hektar großen Landschaftspark vorsehen und lediglich ein Hektar der Fläche überhaupt verbaut werden können soll. Da reden wir einerseits von der Fläche rund um die Parkgarage, die direkt am Westbahnhof ist, und um den Bereich um die Brücke, die hier in der Mitte als Schmelzbrücke über das Schienenareal drübergeht. Warum - das haben wir eigentlich schon in der STEK besprochen. Sie haben ja diese Frage auch dort schon gestellt. Ich hatte gehofft, dass wir sie gut beantwortet hatten, aber scheinbar war das nicht der Fall. Ich glaube, es hätte einfach auf der Betrachtungsebene, auf der wir uns jetzt befinden ... Ich sage nur zur Erinnerung: Wir sind jetzt gerade dabei, ein Stadtteilentwicklungskonzept auf den Weg zu bringen. Dann kommt noch ein städtebauliches und freiraumplanerisches Leitbild und - damit verbunden - vertiefende Untersuchungen. Das ist für mich der Zeitpunkt, an dem es wirklich Sinn macht, dort eine Mikroklimaanalyse zu machen, wie wir das auch bei vielen anderen Projekten, zum Beispiel beim Neuen Landgut und bei der Muthgasse, gemacht haben, wenn ich denn weiß, was ich dort konkret vorhabe. Wir sind jetzt wirklich auf einer sehr groben Konzeptebene, wo es aus meiner Sicht keinen Sinn macht, einen Klimatologen zu fragen: Wird das besser als jetzt, wenn wir anstatt fünf Hektar Bebauung fünf Hektar Park machen? Denn ehrlich gesagt, brauche ich für die Antwort keine externen Gutachter zu fragen. Die kann ich Ihnen auch geben. Ja, natürlich wird es besser. Solange wir aber keine Details wissen, wird auch die Aussage einer Untersuchung halt sehr, sehr unkonkret sein. Aus diesem Grund haben wir uns in der Vergangenheit auch immer daran gehalten, dass wir solche Untersuchungen so genau wie möglich machen können, wenn wir auch genau wissen, in welche Richtung es geht. Da sind wir jetzt einfach auf einer zu hohen Flughöhe. Es sind ja noch etliche Schritte vor uns. Wie gesagt, erster Schritt: Stadtteilentwicklungskonzept, zweiter Schritt: städtebauliches und freiraumplanerisches Leitbild, damit verbunden die diversen vertiefenden Untersuchungen. Dann kommt als dritter Schritt der Flächenwidmungs- und Bebauungsplan. Vierter Schritt: konkrete Entwürfe für Architektur und Freiraumplanung. Wir sind also ganz, ganz, ganz am Anfang eines Prozesses und können daher gewisse Aussagen und auch gewisse Untersuchungen jetzt noch nicht machen, weil sie aus meiner Sicht einfach auch noch keinen Sinn ergeben. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke, Frau Stadträtin. Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn GR Stark gestellt. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Kilian Stark (GRÜNE): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Danke schön für die Beantwortung. Wir sehen das etwas anders. Ich versuche gerade, das jetzt vielleicht genau in dieser Differenzierung aufzuklären. Sie sprechen von einer Stadtklimaanalyse, die es gibt und die schon etwas in die Jahre gekommen ist und nicht diese Tiefe hat, wie es heute State of the Art ist. Dann sprechen Sie von einer Mikroklimaanalyse, die man - da gebe ich Ihnen vollkommen recht - erst machen kann, wenn es konkrete Planungen gibt. Dazwischen gibt es aber die wichtige Frage dieser Kaltluftschneise, die für die Menschen im 15. Bezirk und für die Menschen in der Innenstadt einfach von immenser Wichtigkeit ist, weil die vor allem im Sommer dort einfach ihre kalte Luft herkriegen. Über diese Kaltluftbahn wissen wir unserer Meinung nach und auch nach Meinung von StadtklimaexpertInnen momentan auch einfach zu wenig. Die ist momentan nur modelliert. Die ist nicht vermessen. Wir kennen die Windgeschwindigkeiten zu unterschiedlichen Wetterbedingungen nicht genau. Wir wissen nicht, wie viel Luft das ist, und so weiter, und so fort. Wenn man so ein großes Stadtteilentwicklungskonzept macht - wir finden das gut, und wir finden auch gut, dass die Leute eingebunden werden -, dann fänden wir es aber auch gut, wenn man dafür vorher, nämlich am Beginn der Diskussion, wie Sie gesagt haben, die entsprechenden Grundlagen hat, damit sie auch die Bevölkerung hat und sich ein fundiertes Bild machen kann. Linz hat es zum Beispiel vorgemacht. Ich komme gleich zur Frage. Dort haben sie bei den wichtigen Kaltluftschneisen mit unterschiedlichen Varianten modelliert: Was ist, wenn man wenig bebaut? Was ist, wenn man mittel bebaut? Was ist, wenn man viel bebaut? Das ist die Frage: Wenn man dort große Gebäude hinbaut, die in diesem Stadtteilentwicklungskonzept eine Option sind, was haben die für Auswirkungen? Das ist die Frage. Warum gibt es diese Variantenuntersuchung nicht, nach denen man dann sagen kann: Okay, das bremst die Kaltluft total, das bremst sie ein bisschen, das bremst sie gar nicht? Denn das ist, glaube ich, von immenser Bedeutung für die Stadt. Warum gibt es diese Varianten nicht? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Es ist ganz einfach: Weil wir einfach noch keine Varianten zum Untersuchen haben. Schauen Sie, Herr Gemeinderat, ich glaube, dass wir in der Frage nicht so weit voneinander entfernt sind. Wir haben das bei allen anderen Stadterweiterungsgebieten, wie bei der Kurbadstraße, beim Neuen Landgut oder bei der Muthgasse, genau so gemacht. Da ist, bevor es dann wirklich ein städtebauliches und freiraumplanerisches Leitbild gegeben hat, genau das gemacht worden: Man hat geschaut, wie hoch das Gebäude sein kann, wo das Gebäude stehen muss und welche diversen Windströme - Kaltluftströme, Überhitzungsgeschichten, und so weiter - es gibt. Wir sind aber einfach noch ungefähr zehn Schritte entfernt, bevor wir überhaupt dazu kommen. Das, was wir jetzt am Tisch haben - da vertraue ich wirklich den Expertinnen und Experten auch aus meiner Fachabteilung -, ist einfach einmal ein sehr, sehr grobes Konzept. Es hat halt wenig Sinn, jetzt die Frage zu stellen, weil es zum jetzigen Zustand - der Grobplan liegt am Tisch - auf jeden Fall eine Verbesserung darstellt. Denn was wir jetzt dort haben, ist eine betonierte Fläche mit Schienen und diversen Gebäuden, die dort stehen. Rund um den Westbahnhof stehen auch jetzt schon das Parkhaus und diverse Gebäude. Wir müssen einfach noch ein paar Schritte weiter im Planungsprozess sein, um genau das zu machen, was Sie gerne hätten und was mittlerweile in allen Planungsprozessen schon Standard ist, nämlich zu schauen: Wie wirken sich verschiedene Varianten und verschiedene Möglichkeiten auf das Klima aus? Da muss man erst zumindest ungefähr wissen, in welche Richtung es geht. Ich finde es gut, dass das mittlerweile schon ein Standardprozess ist. Ich halte aber nichts davon, so ein Instrument zu einem Zeitpunkt einzusetzen, an dem es laut Auskunft meiner Expertinnen und Experten einfach noch keinen Sinn macht. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Die 2. Zusatzfrage wird von Frau GRin Dipl.-Ing. Olischar gestellt. Bitte. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Sie haben eingangs bei Ihrer Beantwortung die Rolle des Westbahnhofs betont und auch die Rolle der ÖBB oder deren Vorhaben skizziert, was den Personentransport betrifft, und dass im Zuge der Planungen jetzt auch die Schienen erhalten werden. Auf dieses Thema möchte ich kurz eingehen, denn aus meiner Sicht bieten Schienen im Stadtgebiet doch auch sehr viel Potenzial - nicht nur, was den Personenverkehr betrifft, sondern auch, wenn es um die Logistik geht und wir von nachhaltiger Mobilität oder nachhaltigen Logistikmodellen sprechen. Leider sehen wir aber auch gleichzeitig, dass gerade bei Stadtentwicklungsgebieten Schienen aus unterschiedlichen Gründen tendenziell oft wegkommen. Manchmal ergibt das auch keinen Sinn mehr. Wie ist denn da der Status quo, wenn es um das Thema Schiene und nachhaltige Logistik innerhalb der Stadt geht? Gibt es da konkrete Pläne? Was sind da die Vorhaben der Stadt? Können Sie uns da einen Einblick geben? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Also, wir sind eigentlich gerade dabei, da auch gemeinsam mit den Wiener Stadtwerken ein übergreifendes Konzept zu entwickeln, weil Logistik ja im seltensten Fall die Stadt selbst betrifft - also die Stadt als Stadtverwaltung oder als Magistrat der Stadt Wien -, aber uns alle natürlich sehr massiv beeinträchtigt. Manchmal ist es aber auch sehr wichtig, wie man das Ganze organisiert. Wir arbeiten jetzt schon seit Längerem daran. Es ist aber ein Thema, das nicht so einfach zu fassen ist, weil es natürlich sehr viele verschiedene Facetten hat. Es ist also keine leichte Nuss, die zu knacken ist. Wir sehen ja auch, dass es jetzt auch immer wieder neue Logistikformen gibt. Ich merke immer wieder, wenn ich unterwegs bin, dass sich jetzt zum Beispiel sehr viel auf die Kleinmotorräder verlagert hat - also vieles, was vorher mit Autos gefahren ist. Da gibt es also auch einen sehr dynamischen Prozess. Wir haben das ja aber auch in unserem Klimafahrplan als wesentliche Maßnahme drinnen und sind auch gerade dabei, zu schauen, welche Lenkungsinstrumente uns da als Stadt zur Verfügung stehen oder - sagen wir es so - welche Lenkungsinstrumente gesetzlicher Natur wir hier vielleicht noch brauchen, um das in geordnete Bahnen zu lenken. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Die 3. und letzte Zusatzfrage wird von Herrn GR Mahdalik gestellt. Bitte, Herr Stadtrat. GR Anton Mahdalik (FPÖ): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Ich möchte mich beim Thema Stadtklima jetzt nicht lange mit dem Westbahnhof aufhalten - da sind wir ja noch am Start -, sondern zur aktuellen Causa prima kommen, zu jenem Thema, das den Leuten wirklich unter den Fingernägeln brennt, nämlich die verkehrsberuhigte Innere Stadt. Sie sind da ja sehr aktiv und haben auch wild entschlossene Mitstreiter, wie zum Beispiel den ÖVP- Bezirksvorsteher Figl, der nicht weiß, ob er die Infrastrukturministerin abbusseln oder abwatschen soll - also rein politisch gesehen. Sie sind von Ihrem Projekt klarerweise auch ganz begeistert. Wir sehen das ein bisschen anders. Wir glauben nämlich, dass dieses Projekt massive Auswirkungen auf die umliegenden Bezirke haben wird, und die werden nicht positiv sein. Sie bezeichnen Ihr Projekt als eines der größten Klimaschutzprojekte in der Geschichte der Stadt Wien. Darum jetzt endlich meine Frage: Meinen Sie das ernst? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima: Das schätze ich am Kollegen Mahdalik. Er bringt seine Unverschämtheiten zumindest in einer sehr charmanten Art und Weise vor. (Heiterkeit bei der Rednerin.) Also, das muss man Ihnen lassen. Ehrlich gesagt, habe ich in Erinnerung, dass ich es immer als größtes Verkehrsberuhigungsprojekt der Stadt bezeichne und nicht als größtes Klimaschutzprojekt, denn das wäre wirklich vermessen. Da haben Sie recht. Als das größte Klimaschutzprojekt der Stadt sehe ich die Wärmepumpen für 150.000 Haushalte, die wir, also die Wien Energie, errichten. Das ist schon noch ein paar Tausenderpotenzen über diesem Projekt. Bei Verkehrsberuhigungsprojekten gibt es meiner Meinung nach sonst nicht so viele, die diese Größenordnung haben. Also, das wäre jetzt meine Erinnerung gewesen. Ich bedauere sehr, dass Ihre Fraktion das nicht unterstützt, weil es seit vielen Jahren auch ein europäischer Trend ist, dass man die Innenstädte in allen europäischen Metropolen verkehrsberuhigt. Ich glaube, es gibt auch keinen Grund, warum man mit dem Auto in die Innere Stadt fahren muss. Sie ist öffentlich wirklich sehr, sehr gut erschlossen. Ich teile Ihre Ansicht, dass das zum Nachteil der Außenbezirke sein wird, nicht. Wir haben ja auch eine Machbarkeitsstudie zu dem Thema in Auftrag gegeben, die belegt, dass es in Summe eine Verkehrsreduktion für die Stadt bringen wird. Ich bin ehrlich gesagt froh, dass wir den Herrn Bezirksvorsteher vom 1. Bezirk als Mitstreiter haben und würde ihm jetzt keinen Strick daraus drehen, dass er sich bei Themen, bei denen er mit der Frau Bundesministerin übereinstimmt - solche habe ich ja auch -, dann auch gemeinsam mit ihr zeigt. In dieser Frage gibt es aber seit über drei Jahren ganz klar einen Dissens. Wir warten hier gemeinsam auf eine Novelle der Straßenverkehrsordnung. Ich kann Sie aber beruhigen, Herr Gemeinderat: Es sieht nicht danach aus, als würde dieser Passus noch in der Legislaturperiode umgesetzt werden. Ich habe das Gefühl, das will man eher aussitzen. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke, Frau Stadträtin, für die Beantwortung der 5. Anfrage. Die Fragestunde ist somit beendet. Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde. Der GRÜNE Klub im Rathaus hat eine Aktuelle Stunde zum Thema "Vorrang für den sozialen Wohnbau" verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs. 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt. Ich bitte den Erstredner, Herrn GR Prack, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass seine Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Georg Prack, BA (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Der 1. April war überraschend früh in diesem Jahr: "SPÖ-Sozialsprecher fordert 100.000 EUR Eigenheimbonus." Ich muss euch sagen, ich habe es fast geglaubt. Köstlich. Es hat nur noch gefehlt, dass Bezirksvorsteher den Eigenheimbonus für den Kleingarten auch rückwirkend beantragen können, aber nur, wenn sie aus der Donaustadt sind. (Beifall bei den GRÜNEN. - GRin Barbara Novak, MA: Ha! Ha! Ha!) Aber im Ernst: Ich habe die leidenden Gesichter in der SPÖ gesehen. Also mache ich Ihnen ein Angebot: Schwamm drüber, reden wir nicht mehr davon! Gehen wir weg von diesem Umverteilungsbonus und kommen wir zum sozialen Wohnbau! Auch der Bürgermeister hat es ja gestern in einem Video angesprochen: Der Markt hat bewiesen, dass er keinen leistbaren Wohnraum schafft. (GR Mag. Manfred Juraczka: Ach so?) Deswegen brauchen wir einen konsequenten Vorrang für den sozialen Wohnbau, sehr geehrte Damen und Herren, einen Vorrang bei der Bodenpolitik, einen Vorrang bei der Widmung und einen Vorrang bei der Wohnbauförderung. Der soziale Wohnbau muss durchgehend Vorrang haben, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Der wichtigste Preistreiber für die Wohnungspreise in den vergangenen Jahrzehnten war der Bodenpreis. Wir müssen die Bodenspekulation bekämpfen. Wir müssen die Preise für Grund und Boden regulieren. Wir müssen als öffentliche Hand regulierend eingreifen. Deshalb war die Einführung der Widmungskategorie "Geförderter Wohnbau" 2018 auch so wichtig. Denn was macht diese Widmungskategorie? Sie legt fest, dass zwei Drittel des Wohnbaus in einem Planungsgebiet sozialer Wohnbau sein müssen. Wir haben als Stadt also seit 2018 ein sehr mächtiges bodenpolitisches Instrument an der Hand, damit wir dem sozialen Wohnbau bei der Stadtplanung konsequent den Vorrang geben können. Was macht die Wiener Stadtregierung? Was macht die Planungsstadträtin? Sie verzichtet auf den Vorrang für sozialen Wohnbau zu Gunsten von privaten Investoren. (Beifall bei den GRÜNEN.) In Floridsdorf wird gerade die Siedlung Werndlgasse entwickelt. Eine Tochtergesellschaft der Soravia - das sollte bekannt sein - hat das Grundstück bei einem Versteigerungsverfahren gekauft. Man hat sich offensichtlich verspekuliert. Man hat nicht damit gerechnet, dass die öffentliche Hand irgendwann einmal doch in diese explodierenden Bodenpreise eingreifen könnte. Zunächst hat man - offenbar in Unkenntnis der Planungsgrundlagen - versucht, das Grundstück in neun Projektgesellschaften zu filetieren: in Werndlgasse Alpha, Beta, Gamma, Delta, Epsilon, Zeta, Eta, Theta und Iota Entwicklungs GmbH. So viele griechische Buchstaben haben wir nicht einmal während der Pandemie verbraucht. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Wahrscheinlich ist den Investoren dann schnell klar geworden, dass das umsonst war. Die Anwendung der Widmungskategorie "Geförderter Wohnbau" bezieht sich nämlich auf einzelne Grundstücke und nicht auf das Planungsgebiet. Danach hat die Soravia-Tochter versucht, die Stadt in mehreren Schreiben von der Anwendung der Widmungskategorie "Geförderter Wohnbau" abzubringen - aus deren Sicht legitim, auch das allerdings erfolglos. Die MA 21 stellt in einem Schreiben aus dem Jänner 2020 unmissverständlich fest, dass die Planungsgrundlagen zur Widmung von Gebieten für geförderten Wohnbau anzuwenden sind. Soweit so gut. Die Stadt hat die Wünsche der Investoren, die den maximalen Profit aus dem Projekt herausholen wollten, zurückgewiesen. Hier könnte und hier sollte die Geschichte zu Ende sein. Heute liegt uns im Gemeinderat ein Flächenwidmungsplan für diese Siedlung vor, in dem die Widmungskategorie "Geförderter Wohnbau" nicht angewandt wird. Kein Vorrang für sozialen Wohnbau weit und breit, stattdessen Vorrang für Investoreninteressen. Ich halte das für skandalös, sehr geehrte Damen und Herren. Ich halte das für wirklich skandalös. (Beifall bei den GRÜNEN.) Denn was ist seit 2020 passiert? Was ist seit 2020 passiert? Die politische Führung des Planungsressorts hat gewechselt. Der Vorrang für den sozialen Wohnbau hat offenkundig der Investorenhörigkeit Platz gemacht. Man hat die anwendbare Wohnfläche für den Investor so lange zurechtgebogen, bis man sagen konnte: Die Widmungskategorie "Geförderter Wohnbau" muss nicht angewendet werden. Das Ergebnis ist eine Gewinnmaximierung von privaten Investoren auf Kosten von günstigen Wohnungen für die Allgemeinheit. Ich habe es gestern schon mit Kollegin Arapovic diskutiert: Dass die NEOS dieses Projekt für eine städtebauliche Meisterleistung halten, ist geschenkt. Bei einer Sozialdemokratie aber, deren Bundesparteivorsitzender gerade im ganzen Land auf und ab den Vorrang für sozialen Wohnbau fordert, frage ich mich schon: Wo seid ihr falsch abgebogen, sehr geehrte Damen und Herren? Wo seid ihr falsch abgebogen? (Beifall bei den GRÜNEN. - GRin Martina Ludwig-Faymann: Wo leben Sie?) Es wird jetzt argumentiert, der Wohnanteil sei seitens des Projektwerbers und nicht seitens der Stadt reduziert worden. Na, geht's noch? Eine Planung ist doch kein Wunschkonzert von Investoren, auch wenn die Planung in der Regel im Dialog erfolgt. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Zwei Drittel von Wiener Wohnen im Geförderten!) Dass ein Diktat des Investors vorgesehen wäre, ist mir noch nicht bekannt. Entscheiden tut es am Ende die Stadt. Man hat dem Investor einfach ohne Not zugestanden, den Wohnanteil so weit zurechtzubiegen, dass kein sozialer Wohnbau entsteht. Das ist angesichts der ganzen Sonntagsreden vom sozialen Wohnbau schon ein bisschen schamlos, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Statt Vorrang für sozialen Wohnbau kommt in der Siedlung Werndlgasse nun ein Bauherrenmodell mit maximaler Rendite für den Investor. Schauen Sie sich die Projektbeschreibungen gerne an: 5,7 Prozent Rendite per anno wird da versprochen, der Kauf einer Immobilie zum halben Preis. All das ist möglich, weil auf horrende Mieten spekuliert wird. All das machen Sie möglich, weil Sie auf den Vorrang für den sozialen Wohnbau verzichtet haben. Die Privaten streifen den Gewinn ein, und die Gesellschaft schaut durch die Finger. Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, sehr geehrte Damen und Herren von der Sozialdemokratie. (Beifall bei den GRÜNEN.) Eigentlich haben wir bereits im Zuge der Enquete zur Bauordnung vorgeschlagen, die Anwendungsgrenzen für die Widmungskategorie "Geförderter Wohnbau" zu senken. Nicht nur unsere Seite hat das vorgeschlagen, sondern auch die Fachabteilungen. Wissen Sie, wer die Enquete nicht besucht hat? Die Planungsstadträtin. Wissen Sie, was nicht geändert wurde? Die Planungsgrundlagen. Auch ein Jahr danach bleibt die Anwendungsschwelle unverändert hoch, was gerade für Bestandsanierungen ein massives Problem ist. Dieses Desinteresse an der Durchsetzung von sozialem Wohnbau im Planungsressort ist himmelschreiend, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Es geht ja nicht nur um dieses Projekt. Als die GRÜNEN 2020 das Planungsressort an die SPÖ übergeben haben, war Vorsorge für zirka 42.000 Wohnungen getroffen. Wissen Sie was? Der Polster an gewidmeten Wohnungen ist innerhalb von 2 Jahren auf 27.500 heruntergewirtschaftet worden. Die Planungsstadträtin betreibt Arbeitsverweigerung. Wenn das so weitergeht, steuern wir auf ein massives Problem zu. Wenn wir nicht mehr Flächen für den sozialen Wohnbau widmen, dann kommt es in drei bis vier Jahren zu einer massiven Wohnraumverknappung. Wenn die Reserve einmal aufgebraucht ist, holt man das nicht mit einem Handstreich wieder auf. Es dauert Jahre, das zu reparieren, was hier verabsäumt wird. Wenn Sie mir nicht glauben, reden Sie mit gemeinnützigen Bauträgern! Ich bitte Sie, schauen Sie da nicht weg! Ich will da gar kein politisches Kleingeld waschen. Was Ihre Planungsstadträtin hier gerade kaputt macht, ist ein echtes Problem für das leistbare Wohnen in dieser Stadt, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorrang für sozialen Wohnbau heißt auch zweckmäßige Verwendung der Wohnbauförderung - auch so eine Forderung Ihres Bundesparteivorsitzenden. Jetzt raten Sie einmal, wer das nicht einhält. Wien hat von 2020 bis 2022 durchschnittlich 600 Millionen EUR aus Wohnbauförderbeiträgen und Darlehensrückflüssen eingenommen. Wie viel, glauben Sie, wurde in dieser Zeit im Schnitt für Wohnbauförderung ausgegeben? 390 Millionen EUR. Nicht einmal zwei Drittel der Einnahmen aus dem Titel Wohnbauförderungen werden für den sozialen Wohnbau und auch die Wohnbeihilfe verwendet. Der Rest fließt ins Budget. Sie haben doch diese Rankings so gerne: Wien hat von 2020 bis 2022 durchschnittlich 202 EUR pro Kopf für Wohnbauförderung ausgegeben. Das ist der 5. Platz in Österreich, sehr geehrte Damen und Herren. Ich will mich nicht mit diesem 5. Platz zufriedengeben. Ich will, dass Wien wieder Spitze bei der Wohnbauförderung wird, sehr geehrte Damen und Herren. Ich will, dass Wien wieder Spitze beim Vorrang für sozialen Wohnbau wird. (Beifall bei den GRÜNEN.) Es wäre doch nicht so schwer: Die Planungsstadträtin müsste die Planungsgrundlagen einhalten und dem sozialen Wohnbau den Vorrang bei der Planung geben. Der Finanzstadtrat muss die Wohnbaufördergelder für die Wohnbauförderung verwenden, und die Wohnbaustadträtin muss darauf achten, dass die Wohnbauförderung an gemeinnützige Bauträger vergeben wird. Dann hätten wir diesen Vorrang für sozialen Wohnbau in Wien. Wenn Sie das alles angehen, dann verspreche ich Ihnen, dass ich auch weiterhin nicht über den Aprilscherz Ihres Sozialsprechers im Bund diskutieren will. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Für weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren des Gemeinderates nur ein Mal zu Wort melden dürfen und ihre Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist. Als nächster Redner ist Herr GR Mag. Kowarik zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Mag. Dietbert Kowarik (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hoher Gemeinderat! Ich darf ein bisschen an das anschließen, was der Kollege vor mir jetzt ausgeführt hat. Tatsächlich ist die Vorgangsweise der Stadtregierung in den besagten Liegenschaften in Floridsdorf verwunderlich. Da sieht man wieder einmal Anspruch und Wirklichkeit: Den Anspruch der SPÖ, den sie vor sich herträgt, was sie von sich gibt und wofür sie Propaganda betreibt - und was sie dann wirklich macht. Ich mache den jeweiligen Projektbetreibern keinen Vorwurf. Das ist ihr Geschäft. Klar wollen die einen Gewinn machen. Das ist nichts Unanständiges, ganz im Gegenteil. Es ist halt Aufgabe der Kommune oder Aufgabe des entsprechenden Entscheidungsgremiums - das sind in dieser konkreten Sache wir als Gemeinderat -, die Vorgaben zu finden, die eben aus unserer Sicht oder aus Sicht des öffentlichen Interesses notwendig und wichtig sind. Da scheitern wir regelmäßig - warum auch immer. Oft, also fast immer, hat es mit der SPÖ zu tun. Es kann sich dann jeder selber vorstellen, wie das zusammenhängt. Ich möchte hier auch keine Anschuldigungen oder sonst irgendetwas treffen. Nur: Eins und eins ist zwei, meine Damen und Herren. Das ist auch klar. Um es einmal vorsichtig zu sagen: Ganz unschuldig sind die GRÜNEN, was Spekulationen und Liegenschaftsspekulationen betrifft, nicht. Ich sage nur, Tojner und Heumarkt. Da habt ihr dann eure eigenen Entscheidungen intern selber nicht ernst genommen. Das gibt es also auch bei den GRÜNEN. Das sei nur dahingesagt. (Widerspruch von GRin Dr. Jennifer Kickert.) Meine Damen und Herren, zum sozialen Wohnbau und überhaupt zum Problem oder zum Druck auf den Wohnmarkt, den wir jetzt erleben, gibt es natürlich viel zu sagen. Da könnte man jetzt noch länger als drei Minuten reden. Tatsächlich ist es ein großes Problem. Wir alle wissen, dass die Situation bei der Baubranche eine sehr schwierige ist und es natürlich auch Aufgabe der großen und den sozialen Wohnbau vor sich hertragenden Kommune der Stadt Wien ist, hier entsprechende Lösungen zu finden. Eines ist auch klar: Es kann nicht alles mit sozialem Wohnbau aufgefangen werden, meine Damen und Herren. Wenn wir uns das anschauen - ich habe das auch schon öfter angesprochen -, liegt das Problem ja ein bisschen tiefer. Wir haben eine Zuwanderung in Wien. Ich habe mir die Zahlen jetzt angeschaut. Es gibt sie für 2022. Da sind am 31.12.2022 50.000 Menschen mehr gewesen als am 1.1.2022 - vor allem durch Zuzug. Geburtenüberschuss gibt es einen sehr geringen. Die meisten - ich glaube, 49.000 waren das im Jahr 2022 - sind durch Zuzug zu uns gekommen. Die brauchen natürlich eine Wohnung, meine Damen und Herren. Dieser Druck wird immer größer und stärker werden. Da gilt es einmal, das Problem nicht nur zu verwalten und dem Problem zu begegnen, sondern das Problem wirklich einmal anzugehen. Wollen wir das? Können wir es überhaupt steuern, dass Wien nicht weiter explodiert und wächst und wächst und wächst und wächst und wächst? Das ist ja nicht nur eine Frage des Wohnens, sondern eine der gesamten Infrastruktur, insbesondere aber auch eine des Wohnbereichs. Es ist natürlich eines der wesentlichen Grundbedürfnisse der Menschen, dass sie auch wohnen können und ein Dach über dem Kopf haben, um es einmal salopp auszudrücken. Da müssen wir uns überlegen: Ist diese Entwicklung, die wir rasant erleben ... Also stell dir das einmal vor! Jetzt haben wir über 2 Millionen Menschen in Wien, Tendenz steil nach oben zeigend. Im 22. Bezirk - ich habe gerade vorhin mit dem Kollegen aus dem 22. Bezirk gesprochen - ist die Bevölkerung um 4 Prozent gewachsen. Das geht so dahin, dahin, dahin. Das wird irgendwann einmal schwer durchzustehen sein - und ist das jetzt schon. Der Druck am Wohnungsmarkt ist enorm. Die Bauwirtschaft ist eingebrochen. Der soziale Wohnbau hinkt hinterher, meine Damen und Herren. Der "Gemeindebau Neu" war auch ein schönes Schlagwort. Damals, 2015, hat Häupl wieder damit begonnen zu sagen, ja, wir bauen wieder Gemeindebauten. Endlich - haben die Freiheitlichen gesagt. Nur kommen wir auch da nicht weiter. Wir kennen den Schmäh, dass die Stadtregierung immer davon spricht, es soll auf den Weg gebracht werden. Das heißt alles und nichts. Das heißt, es soll geplant, vielleicht einmal überlegt oder vielleicht irgendwo gezeichnet werden. Wo will man einen? Wir brauchen Gemeindebauten, Gemeindebauten, Gemeindebauten. Meine Damen und Herren, natürlich sind Klimaschutz und Wohnbau auch ein Spannungsfeld. Also, eine Wiese ist klimafreundlicher als ein Wohnbau. Auch das ist also ein Riesenproblem, meine Damen und Herren. Vor den Voraussetzungen stehen wir. Es ist Aufgabe der Regierung, da sinnvolle Antworten zu finden. - Danke, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dipl.-Ing. Arapovic. Ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic (NEOS): Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Besucherinnen und Besucher auf der Galerie und Zuhörerinnen und Zuhörer! Herzlich willkommen in der Aktuellen Stunde zu dem wichtigen Thema des sozialen Wohnbaus oder des sozialen Wohnungsbaus, wie ich das nennen werde. Ich werde das noch erläutern. Es freut mich sehr, dass wir über dieses Thema sprechen, denn es geht jetzt nicht nur um die Gestaltung unserer Umgebung, sondern es geht auch um die tiefgreifenden Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und Umwelt, wenn wir darüber sprechen. Wenn wir über dieses Thema nachdenken, ist es aus meiner Sicht unumgänglich, unsere Perspektive zu erweitern und den herkömmlichen Ansatz beiseitezulegen beziehungsweise zu hinterfragen. Dazu lade ich vor allem die GRÜNEN sehr herzlich ein: Mit mir diesen Gedanken zu verfolgen, den ich jetzt erläutern werde. Denn es geht wirklich um mehr als um den sozialen Wohnbau. Denn wenn wir über den Wohnbau sprechen, sprechen wir über das Wohngebäude. Ich möchte aber über den sozialen Wohnungsbau sprechen. Wohnungsbau ist das Schaffen von Wohnraum, egal, ob durch Neubau, durch Wiederaufbau oder durch Erweiterung oder Ausbau bestehender Gebäude. Das ist ein zentraler Bestandteil für unsere Lebensqualität und für die nachhaltige Entwicklung unserer Gemeinschaft. (Beifall von GR Thomas Weber.) Danke. Es geht also wirklich über dieses Errichten von Neubauwohnungen mit leistbarem Mietzins hinaus. Nur das ist es nicht. Es geht um das Schaffen von Wohnraum mit niedrigem Energieverbrauch. Es geht um das ressourcenschonende Bauen, bei dem der Anteil der wiederverwendbaren und wiederverwendeten Materialien möglichst hoch ist. Es geht um das Schaffen von Wohnraum unter Nutzung der Energie vor Ort, das heißt, von Geothermie und Solarenergie. Es geht um das Schaffen von inklusiven und barrierefreien Innen- und Außenräumen. Es geht einfach generell um unseren Umgang mit dem Bodenverbrauch. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Auf Grund all dieser Aspekte denke ich, dass es tatsächlich wichtig ist, dass wir über eine Erweiterung der Definition des sozialen Wohnungsbaus nachdenken. Es ist nicht nur zeitgemäß, es ist zukunftsweisend, meine Damen und Herren. In diesem Kontext erweisen sich aus meiner Sicht Sanierungen, Dekarbonisierungen, Nachverdichtungen und die nachträgliche Herstellung der Barrierefreiheit in den Bestandsgebäuden als wesentlicher Bestandsteil des sozialverträglichen Wohnbaus. Unter der Berücksichtigung, dass wir in Österreich und auch in Wien einen Richtwertmietzins haben, geht es da auch um das Schaffen von qualitätsvollem, leistbarem Wohnbau. Indem wir diese Definition des sozialen Wohnungsbaus um diese Aspekte erweitern, erkennen wir darüber hinaus auch als Gesellschaft an, dass die Schaffung von Wohnraum nicht nur eine Frage des Bauens und des Neuerrichtens ist, wie Herr Kollege Prack vorhin angedeutet hat, sondern es ist tatsächlich eine Frage der sozialen Verantwortung. Es ist die Frage, wie wir mit unserer Umwelt umgehen. Daher eben sind Sanieren, Dekarbonisieren und das gezielte Nachverdichten in bestehenden Gebäuden die einzigen ökologisch sinnvollen Ansätze. Sie sind aber ebenso die praktischen Lösungen, um einerseits den Bedarf an leistbarem Wohnraum zu erhalten und zu erweitern, aber gleichzeitig auch die Bauwirtschaft zu stärken. Wir stärken die Bauwirtschaft vielleicht auch, indem wir 100.000 EUR Gutscheine verteilen. Gleichzeitig zersiedeln und versiegeln wir aber unseren wertvollen Grund und Boden. Das ist sicher keine nachhaltige Lösung. Das haben aber durch die Debatten in den letzten Tagen, glaube ich, jetzt auch alle verstanden. Dieser Schritt in Richtung einer ganzheitlichen Betrachtung des Wohnbaus, bei dem nicht nur - aber natürlich auch - die Bedürfnisse der Menschen, sondern auch die Umweltauswirkungen berücksichtigt sind, ist uns in Wien wichtig. Wir haben im Oktober jetzt nicht nur die Neubauverordnung in der Landesregierung beschlossen, sondern haben auch letzte Woche die Sanierungs- und Dekarbonisierungsverordnung beschlossen, die mit 1. März in Kraft tritt. In dieser Sanierungs- und Dekarbonisierungsverordnung sind wirklich irrsinnig viele wichtige Bestandsteile, die darauf abzielen, qualitätsvollen und leistbaren Wohnraum in unserer Stadt zu schaffen. Ich glaube aber, mein Kollege Stefan Gara wird nachher näher darauf eingehen. Ich möchte sagen: Die ganzen Förderungen sind ganz wichtig. Sie sind auch unumgänglich, um da einerseits große Schritte zu machen. Andererseits können sie ihre volle Wirkungskraft tatsächlich erst dann entfalten, wenn auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen nachziehen. Hier lade ich vor allem die im Bund verantwortlichen Parteien ein, sich zu überlegen, wie wir zum Beispiel auch das Mietrechtsgesetz dahin gehend verändern können, dass diese Fördermaßnahmen auch wirklich in dieser Richtung greifen. - Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Sittler. Ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Dr. Peter Sittler (ÖVP): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer via Livestream! Ich darf überfraktionell auch den Bezirksvorsteher Marcus Franz und den Bezirksvorsteher-Stellvertreter Gerhard Blöschl aus meinem Heimatbezirk Favoriten ganz herzlich auf der Galerie begrüßen. - Herzlich willkommen. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Es geht heute nicht um Favoriten. Es geht um den sozialen Wohnbau. Der ist wichtig und notwendig, aber es wird zu wenig gebaut. Wie Kollegin Arapovic zuerst schon gesagt hat: Nachverdichtung ist auch im Bereich des sozialen Wohnbaus ein ganz wichtiges Thema. Da seid auch ihr von den NEOS sehr herzlich eingeladen - Kollege Gara sitzt daneben -, auch in Favoriten vielleicht nicht auf der grünen Wiese gleich Rothneusiedl zuzupflastern, sondern vielleicht ähnlich vorzugehen, wie das eine Studie der Arbeiterkammer Wien ja gezeigt hat. Die sagt, es wären 130.000 Wohnungen auf Gebäuden der Stadt Wien zu realisieren. Machen wir einen Teil davon! Dann ersparen wir es uns, dass wir in Rothneusiedl etwas bauen. (Beifall bei der ÖVP.) Die schon angesprochene Widmungskategorie "Geförderter Wohnbau" tritt bei größeren Flächen in Kraft, wenn nämlich über 5.000 m² an Bruttogeschoßfläche vorhanden sind. Dann müssen zwei Drittel für den geförderten Wohnbau gewidmet sein. Das ist dann 2019 in Kraft getreten. Das haben wir auch schon gehört. Was aber nicht so klar ist und was vielleicht manchmal nicht rüberkommt: Das ist nicht verbindlich geregelt. Das ist in den Planungsgrundlagen zur Widmung der Gebiete für den geförderten Wohnbau geregelt. Dort steht dezidiert drinnen: "im Regelfall zwei Drittel". Der Regelfall - das haben Beispiele auch schon gezeigt - ist sehr individuell auslegbar, meine Damen und Herren. Wie die Grundkosten finanzierbar bleiben, wenn man zwei Drittel geförderten Wohnbau auf das eine Drittel umlegt, ist manchmal auch nicht ganz klar und somit schwierig. Ich nehme aber wie so oft eine Studie der Arbeiterkammer Wien her, die wirklich unverdächtig ist, Positionen der ÖVP-Wien zu vertreten. In der Arbeiterkammerstudienreihe "Stadtpunkte Nr. 41" sind unterschiedliche Gruppen auch zum Thema Zweidrittelwidmung befragt worden. Natürlich haben die gemeinnützigen Wohnbauträger gesagt: Das ist super, das ist wichtig, das brauchen wir. Die gewerblichen Bauträger sehen das ein wenig anders, weil es in der Widmungskategorie nicht darum geht, günstigen Wohnraum zu schaffen, sondern einzig und allein Wohnraum für gemeinnützige Bauträger, sprich, gemeinnützige Wohnungen zu schaffen. Das ist nicht das Gleiche, meine Damen und Herren. Man könnte diesen leistbaren Wohnraum, diese günstigen Wohnungen, auch anders schaffen, zum Beispiel mit Mietzinsobergrenzen. Was auch noch in der Arbeiterkammerstudie steht, ist, dass es nicht absehbare Konsequenzen dieser neuen Widmungskategorie gibt, dass die ersten Effekte stark gestiegene Preise insbesondere in den ländlichen Gebieten am Stadtrand sind, dass das Horten von Grundstücken ein Thema ist. Die Studie zitiert auch Architekturbeteiligte, die sagen, ja, da wurde ein gewisses Risiko eingegangen, womöglich Fehler zu machen, aber aus Fehlern zu lernen. Jetzt frage ich die Stadt Wien, jetzt frage ich die SPÖ und die NEOS: Wo wird da aus Fehlern womöglich gelernt? Gar nicht, wir wissen es nicht, weil es nicht valorisiert wird. Auch der Stadtrechnungshof sagt 2023, ab 2015 lagen keine Angaben für geförderte Wohnungen der MA 21A und B vor. Damit ist auch die Information als Planungsgrundlage für zukünftige Widmungen dieser Kategorie nicht gegeben. Selbst der Stadtrechnungshof hält das für relevant. Dort heißt es weiter als Antwort der Stadt: "Das Instrument zur Bodenmobilisierung werde regelmäßig einer Überprüfung ihrer Wirksamkeit unterzogen." Wir haben bei der Bauordnungsenquete 2022 als Volkspartei schon gesagt: Reden wir über diese Zweidrittelwidmung. Auf der Tagesordnung ist das nicht gestanden. Groß etwas dazugekommen ist auch nicht. Auf der Enquete wurde gesagt, die Evaluierung sei nur prozessual. Gut. Das wurde 2018, 2019 eingeführt, jetzt haben wir 2024, das sind jetzt also schon fünf Jahre, aber wie soll man eine Verbesserung und Optimierung durchführen, wenn es keine Evaluierung gibt? Deswegen noch einmal mein Appell: Liebe Stadt Wien, liebe NEOS, liebe SPÖ, evaluieren wir das endlich, schauen wir uns das an und schauen wir, ob das wirklich etwas bringt, meine Damen und Herren, das ist eine Forderung der Volkspartei Wien. Danke. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Niedermühlbichler, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Georg Niedermühlbichler (SPÖ): Frau Vorsitzende, meine sehr geehrten Damen und Herren! Zuerst möchte ich mich bei den GRÜNEN und Georg Prack dafür bedanken, dass sie so oft so ein wichtiges Thema, nämlich den sozialen Wohnbau, hier im Haus behandeln, weil gerade in diesem Thema die Stadt Wien und auch die SPÖ eine hohe Kompetenz hat, die uns von den Wienerinnen und Wienern auch zugestanden wird. Daher ist es für uns immer eine wirkliche Freude, über diese wichtigen Themen reden zu können. Wir wissen - es ist auch schon gesagt worden -, dass der Wohnbau Österreich-weit zurückgeht. Das hat damit zu tun, dass die Zinsen gestiegen sind. Immer weniger Menschen sind in der Lage, sich Kredite zu leisten. Das hat aber auch damit zu tun, dass die Baupreise auf Grund der hohen Inflation massiv gestiegen sind. Was machen wir in Wien? Im Gegensatz zu beispielsweise Niederösterreich, wo die Wohnbauförderung fast auf null zurückgefahren wurde, was die Bauträger dort merken und weshalb sie Schwierigkeiten haben, neue Projekte zu entwickeln und auf den Weg zu bringen, haben wir in Wien uns dazu entschieden, das Förderprogramm noch einmal anzukurbeln. Wir haben 115 Millionen EUR zusätzlich für den sozialen Wohnbau zur Verfügung gestellt und 112 Millionen EUR für die Sanierung. Bei diesen Zahlen verstehe ich den Vorwurf des Kollegen Prack nicht, dass wir in Wien da in der Kurve abfallen. Das Gegenteil ist der Fall. Wenn man mit Baufirmen redet, hört man sehr oft, dass sie sehr froh sind, dass in Wien noch gebaut wird. Wenn sie nur die Situation in Niederösterreich betrachten würden, wäre das für sie ganz schwierig, weil dort die Bautätigkeit massiv zurückgefahren wurde. Das machen wir in Wien nicht. Wir haben auch eine neue Neubauverordnung auf den Weg gebracht, mit der wir uns dazu entschieden haben, eben auf Grund der steigenden Baukosten die Unterstützungen für den geförderten Wohnbau pro Quadratmeter zu erhöhen. Das ist ein ganz wichtiger Beitrag, damit nicht eine massive Talsohle entsteht. Denn wir wissen, dass wir auch in Zukunft leistbaren Wohnraum brauchen. Und, meine sehr geehrten Damen und Herren, was wir auch gemacht haben, ist, bei dem Maßnahmenkatalog "Raus aus Gas" auch die Mieterinnen und Mieter mitzunehmen, also nicht nur die Hauseigentümer zu fördern, sondern dass, wenn jemand auf Gas verzichtet und umsteigt auf Fernwärme oder Strom - beispielsweise vom Gasherd auf einen E-Herd -, er bis zu 1.000 EUR zusätzlich bekommt. Das ist ein ganz wichtiger Beitrag, damit den Menschen auch in ihren Wohnungen der Ausstieg von Gas erleichtert und ermöglicht wird. Das ist unser Weg im sozialen Wohnbau, meine sehr geehrten Damen und Herren. Denn wir stehen dafür, dass Wohnen in Wien leistbar ist und in Zukunft auch leistbar bleibt. Das ist unser Motto. (Beifall bei der SPÖ.) Das haben wir in der Vergangenheit bewiesen und das beweisen wir in der Gegenwart und das beweisen wir in der Zukunft. Ich glaube, wir brauchen da unser Licht nicht unter den Scheffel stellen. Wien steht für leistbares Wohnen. Das wird auch weiter so sein. Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Berger, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Stefan Berger (FPÖ): Meine sehr geehrten Damen und Herren hier im Sitzungssaal, sehr geehrte Herren auf der Galerie, Herr Bezirksvorsteher-Stellvertreter, herzlich willkommen im Wiener Rathaus! Meine Damen und Herren, Vorrang für den sozialen Wohnbau, dabei geht es aber nicht nur um die Schaffung von sozialem Wohnbau, sondern durchaus um Erhalt und Sanierung. Insbesondere Bezug nehmend auf meinen Vorredner: Ja, Sie stellen hier immer wieder die Verdienste der Sozialdemokratie der letzten Jahre oder vielmehr Jahrzehnte in den Raum. Ihre geistigen Vorväter haben durchaus etwas Sinnvolles und Wichtiges gemacht. Nur sage ich Ihnen eines auch ganz offen: In den letzten Jahren, vielleicht in den letzten ein, zwei Jahrzehnten hat sich leider Gottes die SPÖ in Wien viel zu sehr auf diesen Lorbeeren ihrer geistigen Vorväter ausgeruht. Das haben wir in einigen Fällen mittlerweile schwarz auf weiß erhalten, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Wir haben als Freiheitliche in der vergangenen Periode eine Rechnungshofprüfung beantragt und diesen Rechnungshofbericht auch erhalten. Das Gesamtresümee war sehr vernichtend für die Wiener SPÖ. Dieser Rechnungshofbericht hat damals besagt - und das war nur der Prüfungszeitraum bis zum Jahr 2019 -, dass man einen Sanierungsrückstau nur bei Wiener Wohnen von rund 5 Milliarden EUR hat, dass selbst von den Sanierungsvorhaben im Bereich von Wiener Wohnen nur 45 Prozent tatsächlich auch umgesetzt wurden, dass grundsätzlich ein Sanierungszyklus im Bereich von 30 Jahren anzustreben ist, er allerdings bei Wiener Wohnen nur alle 67 Jahre stattfindet, was zusätzlich noch einmal die Kosten in die Höhe treibt. Wenn ich zurückdenke, was seit dem Jahr 2019 alles so passiert ist: Wir hatten viel längere Lockdown- Zeiträumen, wo zum Teil keine Sanierungen möglich waren auf Grund der Einschränkungen, die insbesondere der Herr Bürgermeister verordnet hat. Wenn ich mir den Preis bei Rohstoffen, bei Baumaterialien anschaue, dann wird wahrscheinlich dieser fünf Milliarden Sanierungsrückstau auch nicht viel weniger geworden sein. Auf Grund der generellen massiven Teuerung ist auch kein Rückgang zu erwarten. Der Quartalsbericht, den wir von Wiener Wohnen vier Mal im Jahr erhalten, ist nett, auch dort ist ein Sanierungskapitel enthalten, aber wenn ich das in der Qualität vergleiche mit einem Rechnungshofbericht, kann dieses Sanierungskapitel einfach nicht mithalten. Deshalb auch insbesondere der Appell an die Wohnbaustadträtin - ich sehe sie an dieser Stelle jetzt nicht -, vielleicht immer wieder auf Basis dieses Rechnungshofberichts aktualisierte Zahlen vorzulegen. Wir sehen nämlich durchaus, dass es die eine oder andere Bemühung gibt. Beispielsweise entfallen alleine 70 Prozent der Sanierungsschiene beim Wohnfonds Wien auf den Bereich von Wiener Wohnen. Es passiert also durchaus etwas. Aber es gibt auch wirkliche Katastrophenfälle von Gemeindebauten in Wien, so würde ich das nennen. Da die Herrschaften aus dem 10. Bezirk hier sind, darf ich noch einmal die Wohnsiedlung Am Wienerfeld West in Erinnerung rufen, wo 150 Wohneinheiten mittlerweile abgerissen, geschliffen werden, weil die SPÖ und die Stadt Wien Jahre und Jahrzehnte es schlichtweg verabsäumt haben, diese Wohnhausanlage zu sanieren, bis sie jetzt wirtschaftlich nicht mehr tragbar zu sanieren ist. Es wohnen noch immer rund ein Dutzend Menschen dort, in der Regel betagte Herrschaften, wie mir das kürzlich zugetragen worden ist. Was sehen wir dort? Wir sehen eine Geistersiedlung. Wir sehen verbarrikadierte Fenster, wir sehen verbarrikadierte Türen. (GR Dr. Andreas Höferl: Baustellen!) Ja, die Menschen fürchten tatsächlich auch um ihre Sicherheit, weil immer wieder von Menschen dort eingedrungen wird, weil dort Partys gefeiert werden, wo man nicht weiß, ob nicht vielleicht auch gezündelt wird. Diese Situation, diese Verhältnisse, die haben Sie durch Ihre jahrelange Untätigkeit verursacht. Deshalb mein Appell, insbesondere an Sie, meine Damen und Herren von der SPÖ: Liefern Sie uns immer wieder aktualisierte Zahlen auf Basis dieses Rechnungshofberichts, denn ich sage ganz offen, das sind Sie auch den Mietern schuldig, die regelmäßig und pflichtbewusst ihre Mieten begleichen. Die haben es sich verdient (GR Dr. Andreas Höferl: Aber geh, hören Sie auf ...), entsprechend in menschenwürdigen Unterkünften zu wohnen. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.-Ing. Dr. Gara, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende, sehr geehrte Bezirksvorsteher und - stellvertreter, geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Vorrang für den sozialen Wohnbau - meine Kollegin Selma Arapovic hat das Prinzip oder den Gedanken schon ausgeführt, den ich weiterleiten möchte. Worum geht es? Eigentlich geht es um einen Perspektivenwechsel, es geht um das Thema leistbares Wohnen, leistbares Leben insgesamt. Der soziale Wohnbau spielt da eine wichtige Rolle, aber es sind viele Facetten, die zu betrachten sind. Ich glaube, es ist auch das Weggehen von den reinen Begrifflichkeiten des Wohnbaus wichtig, um sich anzuschauen: Was bedeutet das im gesamten Lebenszyklus? Beim Wohnungsbau sprechen wir von den Errichtungskosten, aber selbstverständlich geht es um die Betriebskosten, die Energiekosten, die Instandhaltungskosten, die Renovierung bis hin zu Möglichkeiten der Nachverdichtung, et cetera. Es geht um die Gesamtbetrachtung dieser Kosten und die Fragestellung: Wie schaffen wir Wohnraum für die Menschen, für die Wienerinnen und Wiener, der leistbar ist und leistbar bleibt? Das ist, glaube ich, die zentrale Frage, die wir uns stellen müssen. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Damit wir in diesem Lebenszyklus denken können, ist es mir wichtig, auch im Sinne des Perspektivenwechsels und eines Servicegedankens das Service des Wohnens, das Service des Lebens zu betrachten. Natürlich spielt da genau auch dieser Aspekt Sanierung, Renovierung eine ganz wesentliche Rolle, um die Qualität des Wohnraums zu schaffen, der auch leistbar ist. Wir haben diese neue Dekarbonisierungsverordnung beschlossen, die mit 1. März 2024 in Kraft tritt, und ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Meilenstein, gerade, was das Thema der Sanierung und Dekarbonisierung betrifft. Denn beides ist gemeinsam zu denken. Dekarbonisierung heißt ganz klar: Ausstieg aus Erdgas, Ausstieg aus volatilen Energieträgern, und in Verbindung damit entstehen Kosten, das ist ein ganz zentraler Punkt. Da wurde im Rahmen dieser Sanierungs- und Dekarbonisierungsverordnung sehr viel mehr Raum geschaffen, auch im Sinne, dass Menschen, die mit ihren Wohnungen aus Erdgas aussteigen, eine entsprechende Dekarbonisierungsprämie erhalten. Das ist, glaube ich, ein wichtiger Bereich, weil da oft die Diskussion ist: Ausstieg auch vom Gasherd? Die, die tatsächlich komplett aussteigen aus Erdgas, bekommen eine Ersatzprämie von 1.000 EUR für den Ersatz des Gasherds durch den Elektroherd. Das, glaube ich, ist ein wichtiger Impuls. Mit Förderung alleine wird es aber nicht funktionieren, sondern das ist ein wichtiger Impuls, damit wir die Richtung schaffen, wie wir leistbares Wohnen ermöglichen. Es geht um eine zukunftsfitte Sanierung. Das betrifft nicht nur die thermische Gebäudehülle, das bedeutet auch zum Beispiel, nachzurüsten, was Fahrradabstellplätze in den Gebäuden betrifft. Es geht auch um dezentrale, hocheffiziente Energieversorgung dort, wo zentrale Möglichkeiten nicht vorhanden sind. Und ich glaube, das ist ganz wichtig, weil ich sage, wir müssen im Lebenszyklus denken, es geht auch um das Thema Förderung der Kreislaufwirtschaft. All das zusammen wird die Gesamtkosten auch entsprechend nachhaltig gleich bleiben lassen oder teilweise auch verringern, und das ist die Voraussetzung dafür, dass wir leistbares Wohnen und Leben insgesamt schaffen. Ich glaube, es ist wichtig, in dieser Gesamtpalette zu denken und nicht nur den Fokus auf ein Element zu setzen, nur das Thema des Wohnbaus diskutieren, denn was am Ende des Tages für die Menschen wichtig ist, ist, wie schaffe ich es, unter all diesen Rahmenbedingungen letztendlich auch leistbar zu wohnen und zu leben? Da möchte ich schon auch in Richtung Bundesregierung eines klar sagen: Wir haben die höchste Inflation in Europa, und das ist das, was auch die Kosten massiv antreibt. Da war es nicht möglich, Maßnahmen zu setzen. Gerade diese Inflation ist getrieben durch Energie. Es ist eine Energieinflation, und die Bundesregierung hat eigentlich keinerlei Maßnahmen gesetzt, wie das beispielsweise in Spanien oder Portugal der Fall war, ein entsprechendes Modell zu schaffen (StR Peter Kraus, BSc: Die Strompreisbremse ist eine Maßnahme!), wie sich die Energiekosten stabilisieren, damit die Inflation nicht in die Höhe getrieben wird. (StR Peter Kraus, BSc: Strompreisbremse, Gaspreisbremse ...) Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS und von GR Erich Valentin.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr StR Peter Kraus, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Stadtrat. StR Peter Kraus, BSc: Liebe Kolleginnen und Kollegen, lieber Herr Bezirksvorsteher auch auf der Besuchertribüne! Vorrang für leistbares Wohnen in Wien ist heute der Titel unserer Aktuellen Stunde. Der Kollege Niedermühlbichler hat richtig erkannt, dass wir dieses Thema konsequent und immer wieder thematisieren, weil ich der Überzeugung bin und weil wir, die GRÜNEN, der Überzeugung sind, dass günstiges und grünes Wohnen in Wien die große Frage unserer Zeit ist wie in vielen Städten. Darum kämpfen wir dafür, auch mit der Einleitung einer Volksbefragung "Zu Hause zu Teuer", die alle, die zusehen, unterschreiben können, weil das die Aufgabe unserer Zeit ist, für die wir kämpfen, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ein Aspekt - und es sind heute sehr, sehr viele Aspekte und Themen angesprochen worden -, der zu nachhaltigem, leistbarem Wohnraum führt, ist die Planungspolitik. Auf die möchte ich ein bisschen verstärkt zurückkommen, weil ich davon überzeugt bin, dass die politische Haltung in der Stadtplanungspolitik entscheidend dafür ist, ob in unserer Stadt leistbarer Wohnraum entstehen kann und zu welchen Bedingungen. Das Projekt "Baumstadt Floridsdorf" ist schon mehrfach angesprochen worden. Ich finde, an diesem Projekt sieht man, dass diese politische Haltung, dass dieser politscher Wille derzeit fehlt. Vielleicht vorweg - es gibt in diesem Projekt städtebaulich viele Dinge, die sinnvoll sind. Es ist sinnvoll nachzuverdichten, es ist sinnvoll, bestehende Gebäude auch aus Sicht der Ressourcenschonung zu sanieren, den Wohnraum, der dem MRG unterliegt, zu behalten, aus unterschiedlichen Perspektiven. Das ist alles sinnvoll, um diese Frage geht es uns ja nicht. Es geht um die Frage, dass man bei Entwicklungsgebieten, bei Entwicklungsprojekten auch immer die Frage stellen muss: Welches ökonomische Modell realisiere ich damit? Wenn wir uns die "Baumstadt Floridsdorf" anschauen, dann ist dort folgendes Modell realisiert: Es gibt im zusätzlich gewidmeten Wohnraum 0 Prozent geförderten Wohnraum und auf Investorenseite 5,7 Prozent. Es werden 5,7 Prozent jährliche Rendite versprochen für Menschen, die in diesen Wohnraum veranlagen. Das sind die falschen politischen Prioritäten, wenn wir leistbaren Wohnraum in dieser Stadt brauchen, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Es reiht sich aus meiner Sicht auch ein bisschen ein in eine Reihe von Diskrepanzen von Anspruch und Wirklichkeit zwischen Wiener SPÖ und Bundes-SPÖ. Sie kennen die Beispiele, ich bringe heute nur drei: Man soll in den Energiemarkt eingreifen - ist heute wieder gekommen von Herrn Gara, aber jetzt sagen wir einmal SPÖ. Dort, wo man es machen könnte wie bei der Fernwärme, wird es nicht gemacht. Babler sagt, die Bagger sollen stehen bleiben in der Lobau, Wien sagt, nein, unbedingt brauchen wir eine Autobahn durch den Nationalpark. 50 Prozent aller neu gewidmeten Wohnungen sollen gemeinnützig sein, sagt vor ein paar Tagen Babler, an diesem Projekt: 0 Prozent der neu gewidmeten Wohnungen sollen gemeinnützig sein. Da wünsche ich mir mehr vom Anspruch als von der Wirklichkeit, die ich derzeit sehe, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ich möchte noch auf den Punkt eingehen, den die Kollegin Arapovic angesprochen hat, weil ich ein paar Dinge ordnen will und auch ein paar Widersprüche, die in den Raum gestellt wurden, nicht so stehen lassen will. Ein bisschen schwingt da nämlich die Idee mit, es gäbe entweder gemeinnützigen Wohnbau oder die Nachhaltigkeit und die Qualität. Ich finde, wenn man die großartige Geschichte dieser Stadt anschaut, die es mit dem sozialen und gemeinnützigen Wohnbau gibt, dann dürfen wir eines nicht vergessen: Dort, wo wir die hohe Qualität sehen, dort, wo wir die Nachhaltigkeit, die hohen Sanierungsquoten sehen, das ist der gemeinnützige Wohnbau, es sind die gemeinnützigen Wohnbauträger, die zeigen, dass Leistbarkeit und Qualität kein Widerspruch sind, sondern zusammengehen. Das gegeneinander auszuspielen, ist aus meiner Sicht vollkommen falsch, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Der zweite Punkt ist - das ist auch so ein bisschen mitgeschwungen -, dass man Stadterweiterung, also neue Entwicklung, versus innerstädtische Entwicklung gegeneinanderstellt. Wir brauchen beides, und wir brauchen auch in beiden Gebieten einen Anteil an leistbarem, gefördertem Wohnraum. Warum ist das so wichtig? Weil das die Stärke Wiens ist. Die Stärke Wiens ist, dass wir in jedem Bezirk geförderten Wohnbau haben. Die Stärke Wiens ist, dass wir nicht nur in den Stadtentwicklungsgebieten geförderten Wohnbau haben, sondern überall in dieser Stadt. Wenn wir das beibehalten wollen, dann brauchen wir auch in den Nachverdichtungsgebieten einen Anteil an gefördertem Wohnbau, weil die soziale Durchmischung neben den anderen Aspekten wie Qualität, ökologische Fragen ein ganz, ganz wichtiges Kriterium ist, damit Wohnen in Wien grün, leistbar und qualitätsvoll wird, und das muss doch unser aller Ziel sein. Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, darf ich sehr herzlich Damen und Herren vom Verein Domivka, dieser hilft geflüchteten Kindern und Frauen aus der Ukraine und unterstützt sie in Wien, ein erfülltes Leben neu aufzubauen, recht herzlich hier auf der Galerie des Wiener Gemeinderats begrüßen. (Allgemeiner Beifall. - VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Das sind sie nicht!) - Ich habe gerade gehört, das sind Sie nicht, aber ich habe ... Ja, es tut mir leid, für die Uhrzeit ist eine Gruppe in der Größe angekündigt. Ich darf die Damen und Herren, ich glaube, sie machen eine Rathausführung, recht herzlich auf der Galerie begrüßen. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Auch gut! - Allgemeiner Beifall.) Jetzt darf ich aber dem nächsten Redner, Herrn GR Mag. Juraczka, das Wort erteilen. Bitte schön, Herr Gemeinderat. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich freue mich, dass wir das Thema Wohnbau, das Thema Wohnen, in dem Fall sozialen Wohnbau, heute als Gegenstand der Aktuellen Stunde haben, denn wenn man aktuellen Umfragen Glauben schenken darf, und ich tue das in diesem Fall wirklich, dann ist der Bedarf an leistbarem Wohnraum etwas, was die Menschen in dieser Stadt unmittelbar bewegt. Die Sozialdemokratie hat, das haben schon einige Vorredner vor mir heute festgestellt, gerade beim Thema sozialer Wohnbau durchaus ihre Meriten, unbestritten. Es stellt sich aber heute die Frage: Was müssen wir tun, um wieder absolute Zufriedenheit und Entspannung am Wohnungsmarkt sicherstellen zu können? Erlauben Sie, meine Damen und Herren, dass ich da schon im Gegensatz zu vielen meiner Vorredner die soziale Treffsicherheit ein wenig in Frage stelle. Wenn wir davon ausgehen, dass Wien vor Kurzem die 2-Millionen- Einwohnergrenze überschritten hat, und wenn wir wissen, dass 220.000 Gemeindewohnungen und mehr als 200.000 Genossenschaftswohnungen dazu führen, dass über 40 Prozent der Wienerinnen und Wiener im sozialen Wohnbau leben und dennoch ganz viele Menschen darüber klagen, dass sie sich Wohnen nicht leisten können, dann - und ich denke, da muss mir auch die Sozialdemokratie recht geben - muss man hinterfragen, wie es dazu kommen kann. Meine Damen und Herren, ich sage ganz offen - mein Kollege Dr. Sittler hat das gestern in der Aktuellen Stunde, die ja ein ähnliches Thema umfasst hat, schon angesprochen und heute auch wiederholt -, wenn ich eine Einkommensobergrenze von 4.100 EUR als Einzelperson bei Wiener Wohnen habe, dann geht es in einen Bereich, wo es nicht mehr um die Durchmischung mit der Mittelschicht geht, die jedenfalls erstrebenswert und nachvollziehbar ist und wo wir auch nichts dagegen haben, sondern mit rund 7.000 EUR brutto bist du schon bei den bestverdienenden 5 Prozent. Erlauben Sie da schon die Frage, ob das eigentlich die Klientel ist, denen wir unbedingt mit Steuermitteln Wohnraum zugänglich machen wollen. Ich denke, darüber sollte man nachdenken. Ich sage auch ganz offen, genauso wichtig wäre mir, dass man nicht nur den Mietsektor anspricht, sondern dass man sich auch die Eigentumsquote in dieser Stadt ansieht. Jetzt weiß ich schon, am Land ist die Eigentumsquote im Wohnbau immer eine höhere als in Großstädten. Dennoch gab es - ich glaube, bis ins Jahr 2010 - die Option der geförderten Eigentumswohnungen, und die gab es dann in der Koalition mit den GRÜNEN nicht mehr, und sie wurde auch nicht wiederaufgenommen. Ich habe das schon vor vielen, vielen Jahren mit dem damaligen Wohnbausprecher Norbert Walter gezeigt, es geht nicht darum - was immer so gerne wiederholt wird -, dass die ÖVP sagt, wer kein Brot hat, soll Kuchen essen, und schwadroniert von Eigentumswohnungen, nein, es geht um Modelle, wo du für eine Wohnungsgröße für eine Durchschnittsfamilie so viel monatliche Belastung hast wie am privaten Mietsektor und damit Eigentum bilden kannst. Und Eigentum an den eigenen vier Wänden, meine Damen und Herren, da sollten wir eigentlich auch fraktionsübergreifend gleicher Ansicht sein, ist so wichtig, um gerade der Altersarmut entgegenzuwirken. (Beifall bei der ÖVP.) Ganz viele Menschen, meine Damen und Herren, können sich, solange sie im Erwerbsleben stehen, höhere Mieten problemlos leisten. Der Aha-Effekt kommt dann, wenn man von der ASVG-Pension leben muss und draufkommt, dass da gar nicht mehr viel an Möglichkeiten bleibt, wenn man in den eigenen vier Wänden, die man schon mehrere Jahrzehnte bewohnt, wohnen bleiben möchte. Meine Damen und Herren, ich glaube, wir haben vor allem ein Problem, was die soziale Treffsicherheit angeht, auch dahin gehend, dass wir uns überlegen müssen ... Meine Zeit ist schon fast zu Ende, aber diesen Gedanken darf ich noch ausführen: Wir brauchen eine Wohnbauoffensive, und zwar nicht nur im sozialen Wohnbau, da ist es klar, das wurde schon mehrfach angesprochen. Wenn der private Wohnungsmarkt immer teurer wird, dann ist das nicht so, wie der Kollege Prack im Eingangsstatement gesagt hat: Na ja, der Markt funktioniert einfach nicht, sondern es gibt eine Verknappung, und wir müssen schauen, wenn wir eine wachsende Stadt sein wollen - und das sind wir, egal, ob wir es sein wollen oder ob wir es nicht sein wollen, weil es ja auch Zuzug aus den Bundesländern und aus dem EU-Raum gibt -, wenn wir also eine wachsende Stadt sind, müssen wir dementsprechend eine Wohnbauinitiative starten. Meine Zeit ist zu Ende, aber ich appelliere daran, endlich ins Tun zu kommen, vielen herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Aber jetzt darf ich die Damen vom Verein Domivka recht herzlich hier im Wiener Gemeinderat begrüßen. Dieser Verein hilft geflüchteten Kindern und Frauen aus der Ukraine und unterstützt sie, in Wien ein Leben aufzubauen. Herzlich willkommen im Wiener Gemeinderat! (Allgemeiner Beifall.) So, und ich darf nun dem letzten Redner der Aktuellen Stunde, Herrn GR Valentin, das Wort erteilen. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Erich Valentin (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende, meine sehr geehrten Damen und Herren! 62 Prozent der Wienerinnen und Wiener wohnen im geförderten Wohnbau. Das ist der Gemeindebau und der restliche geförderte Wohnbau. Das ist die Begründung, warum immer wieder viele Delegationen aus großen Metropolen Europas zu uns kommen, um sich anzusehen, warum im Vergleich zu ihrer Wohnsituation das Wohnen in Wien für einen großen Teil der Menschen leistbar ist. Nicht nur diesen 62 Prozent nützt das, diese 62 Prozent sind auch ein erheblicher Prozentsatz des Gesamtmarktes, und sohin ist der am freien Markt befindliche Anteil an Wohnungen einem gewissen Konkurrenzdruck unterworfen, der ein Überschießen in vielen Bereichen verhindert. Das ist zu danken, meine Damen und Herren, Bürgermeisterinnen, Bürgermeistern und den WohnbaustadträtInnen in der Zweiten Republik in Wien, vor allem der Sozialdemokratie, die sich dieser Aufgabe immer bewusst waren und die das bis jetzt erfolgreich weiterführen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.) Soweit können wir das wahrscheinlich auch gemeinsam als Konsens sehen. Ich würde mir wünschen, dass das heutige Bekenntnis zum sozialen Wohnbau, das heutige Bekenntnis zum Wohnungen Bauen, auch dann erkennbar ist, wenn ich hier stehen darf und Kolleginnen und Kollegen der Regierungskoalition hier stehen dürfen, um konkrete Widmungen zu präsentieren. Da geht es um Fragen der Verdichtung, da geht es um Fragen der Versiegelung, denn nicht nur sozial soll es sein, wie die Kollegin Arapovic ausgeführt hat, es soll auch klimafit sein. Da geht es darum, möglichst dicht Wohnungen zu bauen, um viel an Grünraum frei zu lassen, um lebenswertes Wohnen in der Umgebung zu garantieren - nicht nur preislich günstiges Wohnen, sondern auch lebenswertes Wohnen. Meine Damen und Herren, da sind wir ziemlich alleine. Bei den Bürgerinitiativen, die sich gegen die Projekte wenden, ist dann meistens die Opposition auf ihrer Seite. Da würde ich mir aber auch dieses Bekenntnis zum sozialen Wohnbau und das Bekenntnis zum Wohnungen Bauen in dieser Stadt wünschen, denn wir haben in den letzten 20 Jahren über 400.000 neue Wienerinnen und Wiener begrüßen dürfen, und für diese musste Wohnraum geschaffen werden. Das haben wir erfolgreich gemanagt und daraufhin ist die Regierungskoalition, die Fortschrittskoalition, zu Recht stolz, und diesen Weg, meine Damen und Herren, werden wir auch weiter beschreiten. Jetzt lassen Sie mich noch kurz das konkrete Beispiel beleuchten. Denn neben dem Bekenntnis dazu, neue Wohnungen zu bauen und zum sozialen Wohnbau, geht es auch darum, Rechtssicherheit, Rechtsstaatlichkeit zu vertreten. Da hat der Wohnungs- und der Bewilligungswerber im Zuge seines Rechtes das Projekt redimensioniert. Wir haben im Gesetz stehen, dass die Benchmark 500.000 Wohnungen sind. Diese Benchmark wurde dann unterschritten, indem andere Funktionalitäten vermehrt in dieses Planungsprojekt eingeflossen sind, und schlussendlich war das Gesetz nicht mehr anwendbar. Das ist rechtsstaatlich. Der Projektwerber hat das Recht, Projekte zu redimensionieren und andere Dinge zu machen. Davon abzuleiten, dass wir nicht gewillt sind - gerade wir und vor allem auch die Wohnbaustadträtin und Vizebürgermeisterin und die Planungsstadträtin -, günstigen Wohnraum zu schaffen, ist einfach nicht redlich. Ich warne die GRÜNEN dahin gehend, dass sie Rechtsstaatlichkeit schlicht und einfach anerkennen, denn auch sie haben dieses Gesetz, dieses Regelwerk, mitbeschlossen. Meine Damen und Herren, das spricht auch für die beiden Absetzungsanträge, die wir noch bekommen werden, wir verfolgen stringent den Kurs, leistbares Wohnen zu garantieren, seit dem Roten Wien bis zum heutigen Tag. Das werden wir fortsetzen. Ich füge dazu: Nicht nur sozial gestütztes, also Gemeindebauten, sozial gefördertes Wohnen, sondern auch klimafittes mit einer sehr, sehr hohen Lebensqualität. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Aktuelle Stunde ist beendet. Ich darf jetzt bei uns im Gemeinderat recht herzlich die Abgeordneten zum Europäischen Parlament begrüßen. Herzlich willkommen Vizepräsidentin Mag. Evelyn Regner. (Allgemeiner Beifall.) Herzlich Willkommen auch Abg. Mag. Lukas Mandl. (Allgemeiner Beifall.) Willkommen Abg. Mag. Dr. Georg Mayer. (Allgemeiner Beifall.) Begrüßt Abg. Mag. Andreas Schieder. (Allgemeiner Beifall.) Und auch herzlich begrüßt Abg. Dr. Monika Vana, die ja hier Gemeinderätin war. (Allgemeiner Beifall.) Der Herr Amtsführende Stadtrat der Geschäftsgruppe für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke hat sich gemäß § 16 der Geschäftsordnung zu einer Mitteilung betreffend "Mitteilung an den Wiener Gemeinderat zu aktuellen europapolitischen Chancen und Herausforderungen" zu Wort gemeldet. Ich erteile dem Herrn Amtsführenden Stadtrat das Wort, wobei ich bemerke, dass seine Redezeit mit 40 Minuten begrenzt ist. Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR KommR Peter Hanke: Sehr geehrte Frau Vorsitzende, sehr geehrter Herr Bürgermeister, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Parlamentarier! Ihr habt gemerkt, der Applaus macht uns sicher, wir stehen Seite an Seite, und das ist in diesen schwierigen Tagen gut so. Ich freue mich sehr, heute eine Mitteilung machen zu dürfen, um ein paar allgemeine Gedanken zu formulieren, aber auch ganz persönliche in den Fokus zu stellen und Ihnen zu zeigen, wo wir glauben, dass wir eine gute Basis der Zusammenarbeit für die nächsten Jahre finden dürfen. Ich möchte damit beginnen und werde auch so enden: Bitte machen Sie Gebrauch von Ihrem demokratischen Recht, der 9. Juni kommt sehr rasch näher, gehen wir wählen und bestimmen wir unsere Zukunft aktiv mit! So soll das in diesen nächsten Monaten auch intensiv diskutiert und gelebt werden, um ein Zeichen zu setzen, wie die Verbundenheit ganz konkret von Wien mit der EU heute aussieht, um das zu verdeutlichen. Das Friedensprojekt Europa befindet sich gerade in einer kritischen Phase. Wir in der Politik müssen alles tun, um das Vertrauen der Bevölkerung in die Europäische Union auch weiterhin auf einem sehr hohen Niveau zu halten. Wir müssen uns täglich bemühen, damit unser Europa Kontinent der Chancen bleibt, und dafür ist jede Arbeit richtig und gut investiert. Die vier Ziele Frieden, Wohlstand, sozialer Ausgleich und Nachhaltigkeit müssen im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen. Denn gerade diese vier Ziele stehen bereits bekannten, vor allem aber neuen und unerwarteten Herausforderungen gegenüber. Gerade jetzt brauchen wir eine starke, dynamische und mutige Europäische Union, und gerade jetzt braucht es auch die Gründungswerte der Europäischen Union, die uns allen bekannt sind, die ich kurz noch einmal in den Mittelpunkt stellen darf: Respekt für die Menschenwürde, Freiheit, sowohl die persönliche Freiheit als auch die wirtschaftlichen Freiheiten, wie die Freizügigkeit von Personen, Waren, Dienstleistungen und Kapital innerhalb der EU, Demokratie, Gleichheit, Rechtssicherheit, Menschenrechte, Pluralismus, Nichtdiskriminierung, Toleranz und Gerechtigkeit und vor allem eines, und das ist mir besonders wichtig: Solidarität, die wir in diesen Tagen, in diesen Jahren zu beweisen haben. Das alles ist leicht gesagt, aber natürlich von uns allen auch zu leben. Die Grundfreiheiten der Europäischen Union legen die Basis für die wirtschaftliche Zusammenarbeit im Binnenmarkt und dafür, dass Europa im internationalen Wettbewerb bestehen kann. Doch die Stärkung sozialer Grundrechte gegenüber den wirtschaftspolitisch orientierten Grundfreiheiten ist Voraussetzung für die Realisierung des Versprechens der EU, Friede und Wohlstand, und das ist uns wohl das Wichtigste auf diesem Kontinent. Wir erleben eine Zeitenwende. Sehr oft in den letzten Monaten und Jahren ist das ein Thema, das wir in den Fokus zu stellen haben: Der Krieg ist nach Europa zurückgekehrt und mit ihm Ängste und Zweifel, von denen wir erhofft hatten, dass sie in den Geschichtsbüchern der letzten Jahrzehnte zurück zu lassen gewesen wären. Jetzt müssen wir leider ein neues Kapitel aufschlagen. Aber gerade dieser Krieg hat deutlich gemacht, dass wir in Europa zwar mit den aktuell hohen Kosten dennoch und in Angesicht einer schwierigen Zukunft felsenfest zu unseren Werten zu stehen haben. Der tragische Tod von Alexei Navalny vergangene Woche hat uns nur allzu deutlich vor Augen geführt, dass nicht alle diese Werte teilen. Gleichzeitig verdeutlicht diese Situation, warum die gesamte Europäische Union hinter der Ukraine steht und stehen muss. Diese Solidarität gilt freilich auch für uns in Wien. (Beifall bei SPÖ, ÖVP, GRÜNEN und NEOS.) Als Stadt in einem neutralen Land leistet Wien Hilfe, wo es kann, wie Sie wissen, nicht mit Munition, aber mit mittlerweile 300 t an Hilfsgütern, hauptsächlich medizinischem und technischem Material, die seit Kriegsbeginn in die Ukraine, nach Moldau und Polen geliefert wurden und auch in den nächsten Monaten weiterhin geliefert werden. Mein Dank geht daher klarerweise an all die Strukturen, die diese Logistik und die Möglichkeit geschaffen haben, die Abteilungen unserer Stadt. Man kann stolz darauf sein, was uns in diesen letzten Monaten und Jahren gelungen ist. Mehr als 140.000 Ukrainerinnen und Ukrainer, hauptsächlich Frauen, Kinder, ältere Menschen haben in den letzten beiden Jahren Zuflucht in Wien gesucht. Rund 30.000 befinden sich noch immer in Wien, viele andere sind weitergereist. Ich möchte meine Anerkennung allen aussprechen, die eine rasche Versorgung ermöglicht haben. Meine Anerkennung geht vor allem an die Wiener Bevölkerung, die einen Großteil dazu beigetragen hat, die NGOs und erneut den Einheiten der Stadt Wien. Wien schaut nicht weg, wir versuchen gemeinsam, diese schwierige Zeit zu meistern. (Beifall bei SPÖ, ÖVP, GRÜNEN und NEOS.) Krieg und Pandemie haben von allen politischen Ebenen Europas Innovationsgeist und effektives Krisenmanagement abverlangt. Vor allem aber stehen wir jetzt vor einer wichtigen Weichenstellung: der EU-Wahl am 9. Juni. Gemeinsam gilt es, am 9. Juni darüber zu entscheiden, ob unser Kontinent politisch, wirtschaftlich und auf Ebene der Innovationen überrollt wird oder ob wir auf die Überholspur wechseln können. Nur mit einem pro- europäischen Kurs und einer mutigen Kommission können wir die Rahmenbedingungen schaffen, damit wir die Chancen des europäischen Versprechens auch tatsächlich nützen. Sehr geehrte Damen und Herren, ich möchte Ihnen drei besonders relevante Punkte näherbringen. Erstens, Europa wird urbaner, in den Städten entsteht die Zukunft. In wenigen Jahren werden Dreiviertel der Menschen in Europa in Städten leben. Die Städte Europas sind damit auch die Zukunft Europas. Und Wien als Smart City steht an vorderster Stelle. Wien ist ein Vorreiter für soziale, ökologische und technologische Innovation. Wiener Lösungen für urbane Herausforderungen stellen einen bedeutenden Beitrag im Umgang mit der Erderwärmung und dem digitalen Wandel dar. Ein Mal mehr sind es die Projekte, auf die wir zu Recht stolz sein dürfen, von Großwärmepumpen in Simmering, der energieautarken Kläranlage der EBS bis hin zur smarten Stadtplanung im öffentlichen Verkehr und dem sozialen Wohnbau, über den wir ja heute hier schon gesprochen haben, um Wien als Vorbild in Europa und der Welt zu sehen. Als Motoren für gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel der Europäischen Union müssen Städte aber noch konsequenter in die politische Entscheidungsbildung einbezogen werden. Bestehende Instrumente und Willenserklärungen wie die Urban Agenda oder die Neue Leipzig-Charta müssen dafür genutzt und weiterentwickelt werden. Europäische Förderinstrumente, die sowohl auf Vernetzung als auch auf Austausch von Wissen und Erfahrungen zwischen Städten abzielen, müssen, wurden und werden noch stärker genützt werden, auch von uns. Wien wird seinen bisherigen Weg somit fortsetzen und gemeinsam mit anderen Metropolen Europas aktiv und konsequent an der Weiterentwicklung dieser Ziele mitarbeiten. Als Kompetenzzentrum für grenzüberschreitende Kooperationen und urbane Lösungen, insbesondere im Rahmen der EU-Donauraumstrategie, die wir seit vielen Jahren sehr erfolgreich verfolgen, wird Wien auch künftig die Zusammenarbeit weiter intensivieren und ausbauen. Das Wien-Haus in Brüssel fungiert dahin gehend als wichtiger Vermittler zwischen der Stadt Wien und den AkteurInnen auf EU-Ebene. Gleichzeitig ist das Wien-Haus in Brüssel eine Repräsentanz der Wirtschaftsagentur Wien, der Wiener Unternehmen, der Wiener Stadtwerke. Ich darf mich für die langjährige Arbeit bei Michaela Kauer und ihrem Team sehr, sehr herzlich bedanken. Sie ist oftmals Gastgeberin auch für uns und ermöglicht uns gute Gespräche und gute gemeinsame Statements für unser Europa. (Beifall bei SPÖ, GRÜNEN und NEOS.) Der zweite Punkt: Europa braucht einen leistungsstarken, nachhaltigen Wirtschaftsstandort und wir Städte treiben die Innovation an. Wien beheimatet rund ein Fünftel der Bevölkerung Österreichs, erarbeitet aber ein Viertel der österreichischen Wirtschaftsleistung. Die Ausrichtung des Wirtschaftsstandortes Wien hat daher nicht nur für die Metropolregion, sondern für ganz Österreich eine entscheidende Bedeutung. Für uns ist klar: Der Mensch muss im Zentrum des wirtschaftlichen und innovativen Schaffens von Unternehmen, Hochschulen, Forschung und auch der Verwaltung stehen. Dafür brauchen Städte aber auch die notwendigen Rahmenbedingungen. Dies ist unerlässlich, um die langfristigen Finanzierungen wichtiger Investitionen im Bereich der öffentlichen Infrastruktur und Versorgung sicherzustellen. Wien bekennt sich zu einer aktiven Wirtschaftspolitik, die negative Auswirkungen konjunktureller Schwankungen, wie beispielsweise hohe Arbeitslosigkeit, bekämpft und den strukturellen Wandel der Wirtschaft begleitet und steuert. Doch der Produktionsstandort Europas steht im internationalen Wettbewerb vor enormen Herausforderungen, speziell auf Grund der hohen Energiepreise. Die einzige Antwort darauf ist der rasche Ausstieg aus Erdgas und insbesondere die Unabhängigkeit von russischem Gas. Die Wien Energie hat als größter Energieversorger Österreichs in den letzten Jahren bereits enorme Anstrengungen unternommen, um diese Ziele zu erreichen. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine wurden bereits 30 Prozent des benötigten Gaseinsatzes für die Heizperiode des letzten Jahres von alternativen Lieferanten akquiriert, hauptsächlich aus Norwegen. Langfristig müssen wir aber zu 100 Prozent raus aus Gas. Mit Großwärmepumpen, Geothermie und Wasserstoff setzen wir auf nachhaltige Technologien, die Unabhängigkeit und geringere Kosten für Haushalte und für die Wiener Wirtschaft herstellen können. Diese alternativen Energiequellen werden nicht per Gesetz und unrealistischen Zielvorgaben hergestellt werden können, sondern durch massive Investitionen. Das kann nicht von heute auf morgen passieren, aber es muss schnellstmöglich passieren. Damit uns und den anderen europäischen Mitgliedsstaaten, die bisher von günstigem, russischem Gas profitiert haben, der Ausstieg gelingt, brauchen wir ausreichend Flexibilität in unseren Budgets, um unsere gemeinsamen Ziele auch schnellstmöglich zu realisieren. Mit der Wiedereinführung der europäischen Fiskalregeln und einer dreiprozentigen Grenze für Aufnahme von neuen Fremdmitteln kann niemand in der EU diese ambitionierten Ziele erreichen. Wir brauchen eine goldene Ausnahmeregelung für essenzielle Investitionen im Energiebereich, um die Energiewende schaffen zu können. Diese Änderung des Fiskalpaktes ist nicht nur ein wichtiger Schritt für einen antizyklischen Investitionskurs. Mehr noch, eine Golden Rule für öffentliche Investitionen in erneuerbare Energien ist alternativlos, wenn Europa einen nachhaltigen Industriestandort errichten möchte. Andere Staaten haben das bereits erkannt. Es ist kein Zufall, dass die USA ein viel stärkeres Wirtschaftswachstum vorweisen als Europa. Ich kann sagen, es liegt nicht an Steuersenkungen oder Deregulierungen, im Gegenteil, es liegt einerseits an der Unabhängigkeit von russischem Erdgas und andererseits an den massiven Investitionsprogrammen der Biden-Regierung. Die EU und ihre Mitgliedsstaaten müssen ihre Energieversorgung und öffentliche Infrastruktur rasch klimafit modernisieren, wenn wir im internationalen Wettbewerb der Kontinente bestehen wollen. Teile der Kommission und des Parlaments haben diese Zeichen der Zeit verstanden. Der European Green Deal von Vizekommissionspräsident Timmermans hat bereits viel bewegt, und es wird sich damit auch viel ändern. Finanzielle Förderungen von urbanen Innovationen und Investitionen in Aus- und Weiterbildung bilden damit gemeinsam mit fairen und nachhaltigen Regeln wie einer Golden Rule die Grundlage für Generationsgerechtigkeit und nachhaltiges Wirtschaftswachstum. Ich appelliere daher an alle politischen Parteien auf allen Ebenen, gemeinsam mit uns die Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen, nachhaltigen Wirtschaftsstandort Europa zu schaffen, und bedanke mich aber gleichzeitig bei Ihnen allen, dass wir mit viel Einsatz, wie ich meine, auch schon viel erreicht haben, aber in Zukunft noch viel zu erreichen haben. Erlauben Sie mir eine Randbemerkung zu den aktuellen Vorschlägen der Bundesregierung. Wenn wir schon ein Gesetz brauchen, um den raschen Ausstieg aus russischem Gas zu ermöglichen, wäre es das Erneuerbare-Wärme- Gesetz. Das fordere ich von allen Beteiligten: Da ein Stück weit weiter zu denken, zu intensivieren, zu erneuern, um wirklich einen schnelleren Ausstieg zu ermöglichen. Was den Wiener Standort betrifft, sehen wir in Zukunft Wien als ein Zentrum der Industrie in kreislauforientierten, hochtechnologischen und maßgeschneiderten Produkt- und Prozesslösungen. Das bedeutet für uns lokale Produktion und möglichst kurze Lieferwege und einen fairen ökologischen Vertrieb. Dafür brauchen wir jedoch auch das Angebot hochwertiger Dienstleistungen, exzellenter Forschung, hochqualifizierte Arbeitsplätze und nicht zuletzt die passende Infrastruktur. In Kooperation mit den Sozialpartnern wird auch Wien in Zukunft Qualifizierungsmaßnahmen zur Fachkräftesicherung und Frauenförderung einsetzen und dafür europäische Fördermaßnahmen ansprechen. Auch da gilt mein Dank allen Sozialpartnern, die diesen Weg gemeinsam mit uns beschreiten. Der dritte Punkt: Demokratie, Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und Rechtsstaatlichkeit sind und sollen die Stärke Europas bilden. Die dramatischen geopolitischen Entwicklungen haben nicht nur erhebliche wirtschaftliche Konsequenzen, sondern gefährden die Zukunft unseres Kontinents. Neben dem Schrecken des Krieges und seinen Folgen stimmt es mich bedenklich, wie viel Sympathie gewisse politische Kräfte in Europa für das Regime Putin noch immer aufbringen. Wichtig wäre jetzt ein klares Bekenntnis für ein geeintes Europa, ein Bekenntnis zu Demokratie und Pluralismus. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Als Stadt der Menschenrechte macht Wien dies zur Leitlinie ihrer Beschlüsse und ihres Handelns unabhängig von Staatsbürgerschaft und Aufenthaltsstatus. Als Sitz der EU-Agentur für Grundrechte fühlt sich Wien der Vorbildwirkung seiner hohen Menschenrechtsstandards vom leistbaren Wohnen bis zum Kampf gegen den Klimawandel der Europäischen Union verpflichtet. Wien steht für eine menschenwürdige Asyl- und Migrationspolitik ein. Die Migrationsbewegungen des vergangenen Jahrzehnts wurden durch die Corona-Pandemie etwas in den Hintergrund der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. Der Umgang mit ihnen bedarf jedoch nach wie vor eines gemeinsamen und solidarischen Zugangs. Dieser wird nur im Rahmen eines gesamteuropäischen Aufenthaltssystems möglich sein, das mögliche Fluchtursachen berücksichtigt, um gemeinsam längerfristige rechtssichere Perspektiven für die EU, aber auch für die Flüchtenden zu bewerkstelligen. Eine faire Verteilung letztendlich auf alle Mitgliedstaaten muss im Fokus bleiben. Ich möchte auch schon zum Abschluss kommen. Sehr geehrte Damen und Herren, Wien sieht sich auch der partizipativen Demokratie verpflichtet und fördert die Einbindung von zivilgesellschaftlichen Akteuren. Gemeinsam können wir so als Kommune einen wirksamen Beitrag zur europäischen Politikgestaltung leisten. Der Vorteil, der Wien in seiner Doppelrolle als Land und Gemeinde zukommt, erlaubt uns, direkt auf Entscheidungsprozesse der EU einzuwirken. Diese Chance zur Wahrung des Subsidiaritätsprinzips wurde mit Hilfe von zahlreichen Länderstellungnahmen zu Gesetzgebungsakten der EU genutzt, und so wird sich Wien auch weiterhin aktiv in den europäischen Politikgestaltungsprozess einbringen. Diesbezüglich möchte ich mich bei allen für die gute Zusammenarbeit im Gemeinderatsausschuss Europa und Internationales in Wien unter dem Vorsitz unseres Abgeordneten Florianschütz herzlich bei allen bedanken. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Wien tritt daher klar für die demokratischen, sozialen und gesellschaftsliberalen Grundrechte in Europa ein. Als Stadt des Miteinanders, des Zusammenhalts und des respektvollen Umgangs versteht Wien den sozialen Frieden als Garant für eine lebendige Demokratie. Es muss uns klar sein, dass die aktuellen internationalen Entwicklungen unsere Sicherheit und unseren Wohlstand, aber auch unsere Demokratie gefährden. Wien sieht es als Aufgabe für die gesamte europäische Gesellschaft, antidemokratischen, frauenfeindlichen, antisemitischen, ausländerfeindlichen und rassistischen Tendenzen entschieden und unnachgiebig entgegenzutreten. Auch auf europäischer Ebene können durch eine Stärkung der Demokratie und den Zusammenhalt in der Gesellschaft Gerechtigkeit, Chancengleichheit, Solidarität und die Einhaltung von Menschenrechten garantiert werden. Gerade auf diesem Weg möchte ich mich noch einmal bei den heute hier anwesenden EU-Politikerinnen und - Politikern sehr, sehr herzlich für Ihren und euren Einsatz bedanken. Es ist gut, dass es dieses Zusammenspiel zwischen euch und Wien in dieser Intensität gibt. Ich möchte an alle Wienerinnen und Wiener appellieren, bitte machen Sie von Ihrem Wahlrecht Gebrauch, gehen Sie zur Wahl, bestimmen Sie die Zukunft Europas mit. Wir werden alle dafür kämpfen, um dieses Europa so zu gestalten, wie wir es in unseren Köpfen, in unseren Idealen vor uns haben. Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und NEOS sowie von GR Johann Arsenovic.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Ich danke dem Herr Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke für seine Mitteilung. Die Geschäftsordnung bestimmt, dass bei der nun folgenden Besprechung kein Redner öfter als 2 Mal und mehr als insgesamt 20 Minuten sprechen darf. Ausgenommen von dieser Beschränkung sind der Bürgermeister und die zuständigen amtsführenden Stadträte, deren Redezeit pro Wortmeldung mit 20 Minuten beschränkt ist. Zur Besprechung der Mitteilung darf ich nun Herrn Abgeordnetem zum EU-Parlament, Mag. Dr. Mayer, das Wort erteilen. EP-Abg. Mag. Dr. Georg Mayer, MBL-HSG (FPÖ): Frau Vorsitzende, vielen Dank einmal für die Einladung nach Wien. Ich freue mich besonders, es ist meine Premiere heute in Wien. Ich war jetzt schon in allen anderen Landtagen, wo wir das Rederecht haben. In der Steiermark waren wir eine der Ersten, die das Rederecht in Graz eingeführt haben, im Steirischen Landtag - der ist auch ähnlich schön wie eure Landtagsstube. Heute darf ich aber einmal hier bei euch sein, und ich finde das unheimlich wichtig, dass auch die Europa-Abgeordneten sich einmal - jetzt nicht böse gemeint - auf die landespolitische Ebene und bundespolitische Ebene begeben, denn das ist wichtig, dass wir auch kommunizieren, was dort draußen - wie man so oft sagt - in Brüssel auch passiert. Also insofern mag ich das sehr und schätze das sehr, ich komme ja auch aus einem Gemeinderat, ich komme auch aus dem Steirischen Landtag, habe dort meine politischen Anfänge gemacht, und die Stunde heißt ja hier ja sehr prominent Europa-politische Herausforderungen. Jetzt werden Sie sich vorstellen können, dass von einem Freiheitlichen nicht unbedingt ein Lobgesang hier runtergebetet wird wie vom Herrn Stadtrat, sondern dass man da schon ein bisschen einen kritischeren Ansatz anwenden sollte. Das sollten wir alle, ich glaube, das täte uns gut, denn am 9. Juni geht es um etwas, das haben wir heute auch schon öfter gehört. Und wenn man dann alleine die Drohung von von der Leyen hört, dass sie noch eine Amtsperiode, eine zweite Amtszeit anhängen will, das lässt natürlich den Steuerzahler kalt erzittern. Also da kann man sich vorstellen, diese Frau von der Leyen, die in ihrer Periode jetzt 144 Milliarden EUR - das kann sich niemand vorstellen, deswegen, ich sage es jetzt noch einmal, 144 Milliarden EUR - an Steuergeld in die Ukraine verschoben hat, was hätte man mit dem Geld nicht alles machen können? Mit dem Geld hätte man ganz bestimmt sämtliche Obdachlosen in Europa für immer versorgen können. Wir hätten kein Obdachlosenproblem mehr, wenn wir das da angegangen wären. Und das sind Mittel des europäischen Steuerzahlers. Das dürfen wir nicht vergessen, das kommt nicht aus der Privatschatulle von der Kommissionspräsidentin, das sind Steuern, die die Menschen zahlen. Und 90 Prozent - da habe ich jetzt eine Untersuchung, die unheimlich interessant ist und die zur Wortmeldung vom Herrn Stadtrat passt - dieser Mittel, die in die Ukraine gehen, gehen dann direkt in die US-Rüstungsindustrie. Das ist bitte etwas, da gilt es ganz bestimmt aufzumerken. Und deswegen hat auch die amerikanische Wirtschaft einen Boom wie schon lange nicht mehr. Das ist europäisches Steuergeld, das dort hineingesteckt wird. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich. - Zwischenruf von GR Thomas Weber.) - Herr Kollege, horchen Sie einmal zu, da können Sie noch etwas lernen. Das ist europäisches Steuergeld, das da hineingestopft wird. Ich bin jetzt niemand, der die Amerikaner schätzt oder nicht schätzt, aber für mich ist klar: Die Amerikaner vertreten ihre Standpunkte und das tun die beinhart, logischerweise. Das Problem ist nur, dass wir dann die amerikanischen statt unsere eigenen Standpunkte vertreten. Das ist das Problem an dieser Kommission und an der Kommissionspräsidentin. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Ähnlich sorglos geht die Frau Kommissionspräsidentin mit europäischen Mitteln und damit Steuergeldern um, und wiederum mit Milliarden von Euro, wenn sie mit Steuergeld Impfdosen bestellt. Ja, also mitten in der Corona-Partie schwingt sie sich aufs weiße Pferd und sagt, die Kommission ist jetzt zuständig - was sie de facto nicht ist, denn es gibt keine Zuständigkeit der Kommission in Gesundheitsfragen, zumindest nicht in dieser Art und Weise - und bestellt mittels eines SMS für Milliarden Euro Impfdosen, Milliarden Euro an Steuergeld, wo wir seit zwei Jahren verlangen und sagen, zeigen Sie uns doch einmal diese Kommunikation mit dem Herrn Vorstandsvorsitzenden. Das gibt es nicht. Es gibt keine Offenlegung dieser Kommunikation, weil das wieder einmal ein Hinterzimmer-Deal war, wie wir ihn so oft schon gesehen haben in der Europäischen Union, wo Milliarden an Steuergeld verpulvert werden und keinerlei Transparenz an den Tag gelegt wird. Und dann kommen wir zum Green Deal. Ich hatte am Dienstag eine Diskussion mit dem Kollegen Waitz von den GRÜNEN. Der Green Deal entwickelt sich zu einem Green Desaster für Europa. Das ist wirklich absehbar und das kann auch jeder erkennen, da muss man nicht unbedingt der Wirtschaftsfachmann dafür sein, mit völlig überbordenden Zielen, die jetzt neu sind, minus 90 Prozent bis 2040 im Vergleich zu 1990. Das wäre eine Zunahme, die de facto nicht zu schaffen ist. Und wenn man weiß, dass Europa 8 Prozent am insgesamt weltweiten CO2-Ausstoß hat, dann weiß man, dass es auch wenig effektiv ist. Und was passiert aber auf der anderen Seite? Wir vernichten unsere Wirtschaft und unsere Industrie. In Deutschland ist die Prognose zum Wirtschaftswachstum 0,2 Prozent. Und ich glaube, man braucht auch keine besondere Kenntnis haben, dass man weiß, dass das unmittelbar natürlich nach Österreich überschwappen wird. Wir werden dieses Nichtwachstum, Nullwachstum nahezu unmittelbar in Österreich spüren. Und dafür ist dieser Green Deal, dieses Green Desaster ganz wesentlich auch verantwortlich, denn hier wird mit Vorsatz und Anlauf gegen die Wand gefahren. Hier wird eine europäische Wirtschaft und in Deutschland in concreto die deutsche Automobilwirtschaft an die Wand gefahren. Und was erleben wir? Wir erleben eine Abwanderung - und das war auch gestern in den Wirtschaftsnachrichten - der deutschen Industrie. Hilti war gestern das Thema, die gesagt haben, sie können in Deutschland nicht mehr produzieren, sie wandern ab, weil die Produktionskosten einfach zu hoch sind. Und was erleben wir auf der anderen Seite? Dass die Chinesen natürlich mit ihren E-Automobilien ganz massiv nach Europa hereinströmen, weil wir natürlich nicht imstande sind, so billig zu produzieren wie die Chinesen in ihrem eigenen Land. Das sind die Dinge, die uns dieser Green Deal gebracht hat und für die am Ende natürlich auch die Frau Kommissionspräsidentin verantwortlich ist, die jetzt eine zweite Amtszeit will. Und wissen Sie, was so scheinheilig ist? Die Scheinheiligkeit beginnt dann, wenn man weiß, dass es in der gleichen Zeit, als den Bürgern gesagt wird, ihr werdet nicht mehr so viel Auto fahren, ihr werdet, wenn überhaupt, auf E-Mobilität umsteigen, es eine Jet-Affäre der Kommission gab, wo man weiß, dass die innerhalb von 2 Jahren 154 Mal mit dem Privatjet geflogen sind. Die besondere Chuzpe war, dass zum Beispiel die Frau von der Leyen einmal von Wien nach Preßburg gefahren ist, da braucht man natürlich für die 50 km tatsächlich auch einen Jet. Das ist das, was wir kritisieren, diese Scheinheiligkeit mit dem Bürger ist etwas, was es mit uns nicht geben wird. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Und, geschätzter Wiener Gemeinderat, Kopfschütteln fordert auch die letzte Forderung von Frau von der Leyen, die will jetzt einen Kriegsminister für die Kommission. Also wir hören ja immer, auch gerade vorher bei den Ausführungen: das Friedensprojekt Europäische Union. Jetzt wollen die auf einmal einen Kriegsminister. Also die fordert einen Kriegsminister für die Kommission. Ich meine, das ist bemerkenswert, weil man auch andererseits weiß, dass es ja noch die NATO gibt. Also wozu braucht dann das Friedensprojekt Europäische Union einen Kriegsminister? Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Und das - und das, glaube ich, das sollten wir als Österreicher besonders bemerkenswert finden - wäre auch das endgültige Ende der österreichischen Neutralität. Das werden wir so nicht zulassen, geschätzte Kollegen. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Der Beitritt der Ukraine würde uns 188 Milliarden EUR - da gibt's Berechnungen - kosten und wäre schließlich der Todesstoß für die Union. Alles das zeugt nicht gerade von politscher Weitsicht der Kommissionspräsidentin, die gerne noch eine zweite Amtszeit hätte. Allerdings wage ich das zu bezweifeln, denn es gibt auch innerhalb der EVP schon Stimmen, die sagen, lieber nicht, das war nicht grandios, was die da abgeliefert hat die letzte fünf Jahre, vielleicht finden wir auch wen besseren. Und jetzt kommen wir - und ich muss das auch hier sagen, in einem sozialistisch regierten Land - zum größten Korruptionsskandal, den es jemals in der Europäischen Unionsgeschichte gegeben hat. Und man hört auch nichts mehr davon. Haben Sie die letzten Tage und Monate - das ist ein Jahr her - irgendwas davon gehört, dass die Eva Kaili wieder bei uns im Parlament rumspaziert und fest unterschreibt und palavert. Da gibt es den Skandal, wo in der sozialistischen Fraktion, S&D heißen die - ich nenne sie immer Sozialisten und Korrumpisten -, Millionen an Schmiergeldern eingesteckt wurden. Und es ist nicht nur eine Abgeordnete gewesen, das waren vier aktive Abgeordnete plus ehemalige Abgeordnete plus Mitarbeiter. Also wäre das in Österreich, dann würde man die S&D verbieten müssen, weil sie als kriminelle Organisation qualifiziert werden würde. (Zwischenrufe bei der SPÖ. - Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Ja, aber so ist das. Ich weiß, das hört man nicht gern, ich würde das auch nicht gerne hören. Stellen Sie sich einmal vor, es wäre bei uns. Stellen Sie sich einmal vor, das wäre in einer dieser bösen Rechtsfraktionen passiert. Na, stellen Sie sich das vor. Also wir täten seit eineinhalb Jahren von den Medien nichts anderes hören als, wie böse und wie korrupt wir sind. Aber hier hört man nichts. Man hört nichts. (Zwischenruf.) - Na ja, die hat man in flagranti mit Geldsäcken erwischt, also die Verurteilung, glaube ich, ist dann relativ einfach. - Man hört hier nichts und es wäre auch den Medien einmal gut angeraten, zu sagen, da gibt es genug Potenzial, um da zu recherchieren. Da gibt's Potenzial, meine Güte, da könnte man recherchieren, da müsste man sich nicht mit einem Treffen in Potsdam beschäftigen, das in Wahrheit niemanden interessiert, aber da könnte man ein bisschen nachrecherchieren. Und was passiert jetzt, was passiert im belgischen System? - Bis 24. Mai darf jetzt nicht mehr ermittelt werden, weil ein Formfehler in der Justiz passiert ist. Also, das muss man sich einmal bitte auch zu Gute kommen lassen. So funktioniert das, so wird hier zugedeckt. Und was, glauben Sie, was passiert? Der Rest wird zugedeckt werden. Und da ist ja nicht nur die S&D in diesem Skandal drinnen. Ich zum Beispiel kenne einen ehemaligen Abgeordneten, der nach neun Jahren draufkommt, das ist alles zu zeitintensiv mit dem Europaparlament, er muss sich jetzt um seine Familie kümmern. Nach neun Jahren. Ich weiß, dass der sehr gute Verbindungen zu Qatar Air hat, das muss man auch einmal sagen. Das wird alles zugedeckt. Aber, geschätzte Kollegen ... (Der Redner spricht einige Wörter in nichtdeutscher Sprache.) Natürlich steckt da nichts dahinter, und es wird alles gut werden. Also ich kann Ihnen nur sagen, aus freiheitlicher Sicht wundert es mich nicht besonders, dass die EU-Skepsis bei den Österreichern besonders hoch ist, die höchste in ganz EU-Europa, und nach diesen Vorkommnissen kann das niemanden wundern. Denn die Leute fragen sich ja, was ist da los bei den Sozialisten und Korrumpisten, warum wird da nicht gescheit ermittelt. Das wird alles bis nach der Wahl aufgeschoben, ganz merkwürdig. Es ist dringend Zeit für Veränderungen. Sie merken das und sie sehen das, und am 9. Juni haben die Menschen die Möglichkeit, das auch zu tun. - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Bakos. - Bevor ich ihr das Wort erteile, darf ich bitten, trotz der Freude über die Anwesenheit der Abgeordneten den Geräuschpegel ein bisschen zu reduzieren, damit wir auch den Debattenbeiträgen entsprechend lauschen können. - Frau Gemeinderätin, Sie sind am Wort. GRin Mag. Dolores Bakos, BA (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Werte Mitglieder des Europaparlaments! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Und allen voran, liebe Besucherinnen, liebe Besucher, "dear guests"! Ich darf unsere Europa-Abgeordnete Claudia Gamon heute entschuldigen, die verhindert ist, herzliche Grüße ausrichten und die Europa-Stunde in dieser ersten Runde von unserer Fraktion auch anführen. Ich habe mir überlegt, was kann man denn zu dieser Europa-Stunde sagen. Der Titel ist ja sehr passend, es sind europapolitische Chancen und Herausforderungen. Wenn ich das mit einem Gemütszustand beschreiben würde, ich glaube, da sind wir uns alle einig, dann ist es höchstwahrscheinlich ein Gemütszustand, nämlich, besorgt sein. Sehr besorgt sein über den aktuellen Zustand, angesichts der geopolitischen Umwälzungen, angesichts des brutalen und mörderischen Angriffskriegs Russlands in der Ukraine, angesichts der schwächelnden Demokratie in Teilen Europas, angesichts von Kräften, die es zum Programm haben, dieses Europa, das wir seit dem Zweiten Weltkrieg aufgebaut haben, zu schwächen und zu zerstören. Aber es ist nicht nur für diese Rede, sondern ganz generell einfach zu wenig, nur zu sagen, man ist besorgt und das passt schon, was kann man groß tun, denn es gibt nämlich sehr viel Positives und sehr viel Hoffnungsvolles zu sagen. Ich möchte ein Beispiel geben: Die EU-Skepsis ist in Österreich leider ganz groß, wenn man es im EU- Vergleich anschaut, allerdings nicht bei jungen Menschen. Über 80 Prozent aller jungen Menschen sagen, die EU ist eine gute Sache, die EU bringt Österreich ganz, ganz viel. Über 80 Prozent der jungen Menschen sagen, sie fühlen sich auch ganz explizit als EU-Bürger und -Bürgerinnen. Und das ist etwas, das wirklich großartig ist und das erfüllt einen auch, wenn man über den Gemütszustand über Europa spricht, wirklich mit sehr viel Hoffnung. (Beifall bei den NEOS.) Aber am allerwichtigsten heute zu sagen, ist: Es ist Zeit. Es ist Zeit, die Ärmel hochzukrempeln, und zwar ganz gleich, auf welcher Ebene wir arbeiten, ob es auf der europaparlamentarischen Ebene, ob es auf der Bundesebene, hier auf Landesebene, auf Gemeindeebene ist. Wir alle haben einen Job, nämlich daran zu arbeiten, wirklich auch ein Europa zu schaffen, das wir stolz an unsere Kinder, Enkelkinder, an kommende Generationen weitergeben können. Und das muss auch ein Europa sein, das handlungsfähig ist, das verteidigungsfähig ist, das vor allen Dingen zukunftsfähig ist, sehr geehrte Damen und Herren. Und das bedeutet vor allen Dingen eine große Verantwortung. Eine Verantwortung, der wir uns, glaube ich, auch alle, ganz gleich, auf welcher Ebene wir uns befinden, nicht entziehen können. Und ich weiß, das würden die Rechten gerne. Die Rechten würden gerne so tun, als würde es wieder den Slogan "make Austria great again" groß spielen. Ich weiß, die Rechten würden gerne dieses Europa zerschlagen und gerne wieder in die Kleinstaaterei, in die Nationalstaaterei verfallen, trotzdem aber wissend, dass selbst das wirtschaftlich stärkste Land, das größte Land Europas nicht mehr das wirtschaftlich stärkste wäre, nicht mehr das größte Land wäre, für sich alleine gesehen alles andere als stark wäre. Das einfach nur eines wäre ohne Europa, nämlich verloren und vergessen, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei den NEOS und von GR Dr. Kurt Stürzenbecher.) Und wir wissen ja auch, es sind schon einige Themen genannt worden - Migration, Digitalisierung, Technologie -, ohne Europa, ohne ein gemeinsames, koordiniertes Vorgehen kann es keine Antworten auf diese großen Fragen geben. Und eine dieser großen Fragen, das ist auch einer der Punkte, die von jungen Menschen als größte europäische Priorität genannt wird, ist der Klimaschutz. Und damit komme ich auch zum zukunftsfähigen Europa, einer von drei Punkten, die ich heute mitgenommen habe. Wir wissen alle, der Klimawandel ist einer der größten und besorgniserregendsten Bedrohungen unserer Zeit. Das gilt natürlich für uns, wir schauen uns allein jetzt die Temperaturen im Februar an, das gilt aber vor allen Dingen für die kommenden Generationen. Eine lebenswerte Zukunft, eine zukunftsfähige Zukunft, ein zukunftsfähiges Europa verlangt vor allen Dingen nach einer konsequenten innovativen Klimapolitik. Der Green New Deal, und da sind wir anderer Meinung als mein Vorredner, ist ein riesengroßer Schlüssel. Klar, Ziele zu vereinbaren, ist das eine, aber dann ins Handeln zu kommen, die Ärmel hochzukrempeln, wie ich es gerade gesagt habe, ist natürlich das andere. Und nur so werden wir dieses Europa auch zukunftsfähig machen können, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Was auch zu diesem Themenkomplex dazugehört, wir müssen natürlich auch alle Initiativen ergreifen, um für einen wirklichen und echten Energiebinnenmarkt zu sorgen. Und das möchte ich hier auch ansprechen, wir müssen uns von der Herrschaft von - und das möchte ich hier jetzt ganz explizit sagen - Gasdiktatoren wie Putin befreien. In Österreich wird immer noch viel zu viel Gas aus Russland importiert. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen, kein Land in der EU ist abhängiger von russischem Gas als Österreich. Wenn ich daran denke, dass jetzt gerade, wenn ich spreche, in diesen Minuten wieder Raketenangriffe in der Ukraine von Seiten Russlands, von Seiten Vladimir Putin stattfinden, wenn ich daran denke, dass gerade jetzt in diesen Minuten Menschen in der Ukraine ihr Leben lassen, Kinder ihr Leben lassen und wir durch die Finanzierung von russischem Gas diesen Krieg auch mittragen und auch mitfinanzieren, der völkerrechtswidrig ist, dann wird einem nicht nur schlecht, sondern ist das eine Schande, die durch nichts zu rechtfertigen ist, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei NEOS, SPÖ und ÖVP.) Wenn wir also verhindern wollen, dass Putin ein Stellrad hat, mit dem er Österreich am Nasenring durch die Manege ziehen kann, denn das ist nichts anderes, dann führt an einem raschen gesetzlichen Ausstieg aus russischem Gas kein Weg vorbei, und dann hätte das eigentlich schon besser gestern als heute von Seiten der Österreichischen Bundesregierung passieren müssen. Und damit komme ich zum zweiten von drei Punkten, nämlich ein verteidigungsfähiges Europa, so wie wir es uns auch wirklich vorstellen. Es sind zwei Jahre vergangen, es jährt sich der Jahrestag des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, zwei Jahre, in denen die Ukraine zum Schauplatz eines brutalen, ungerechtfertigten Krieges wurde. Dieser Krieg hat unermessliches Leid über das ukrainische Volk gebracht, es sind tausende Menschen gestorben, Millionen haben ihre Heimat verlassen, mussten ihre Heimat verlassen, und Unzählige, die ihre Perspektive verloren haben, mitunter auch viele, viele Kinder. Die Welt schaut seit zwei Jahren mit Erschütterung zu, wie eine Nation um ihre Existenz kämpft, weil ein Diktator, der sämtliche seiner Kritikerinnen und Kritiker - wir haben es jetzt wieder am Beispiel von Alexei Navalny gesehen - nicht nur mundtot machen und einsperren, sondern auch ermorden lässt, weil ein solcher Diktator neoimperialistische Wahnvorstellungen auslebt und damit unzählige Menschenleben auf dem Gewissen hat. Ich bin zutiefst davon überzeugt, es ist das Allermindeste, und der Stadtrat hat es heute schon angesprochen, dass wir Menschen Schutz gewähren, es ist das Mindeste, dass wir hier heute zum Beispiel einen Antrag zur Solidarität mit der Ukraine einbringen, es ist das Mindeste, dass wir alles - auf welcher Ebene wir auch immer sind - dafür tun, dass die Menschen in der Ukraine ihr Land, ihre Perspektive und ihre Zukunft auch als Nation zurückbekommen, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Was schulden wir allen anderen, wenn ich das so formulieren darf? Was schulden wir allen anderen, vor allen Dingen jungen Menschen in diesem Europa? Dass sie abgesichert sind, dass nicht eben jener Diktator, ob es jetzt Putin ist oder irgendein anderer, nicht morgen, übermorgen, nächste Woche ihr Land überfällt, ihre Perspektive, ihre Zukunft stiehlt. Das heißt aber auch natürlich, der Wahrheit ins Auge zu sehen und sich nicht in Träumereien zu verlieren, dass das schon niemals passieren würde, das hört man ja ganz oft, vor allen Dingen auch von Rechten, dass das irgendwelche Phantasien sind, die sowieso nie in die Realität umgesetzt würden. Aber Hand aufs Herz, wer hätte sich vor zwei Jahren getraut, zu sagen, Russland wird die Ukraine überfallen? Ich glaube nicht, dass das irgendwer hätte glauben können oder wollen. Wollen wir als Europa wehrlos gegenüber Putin's Aggressionen sein, wollen wir uns wirklich darauf verlassen, dass die USA als Weltpolizei, wenn ich das auch so formulieren darf, uns schon beschützen wird? Ich glaube, wenn man sich anschaut, wer sich da aller gerade auch bereit macht und wieder als US-Präsidentschaftskandidat gehandelt wird, dann schreckt mich allein dieser Gedanke. Ich bin zutiefst davon überzeugt, wir NEOS sind davon zutiefst überzeugt, das dürfen wir nicht, nur in einem gemeinsamen, in einem vereinten Europa, das mit einer gemeinsamen und vereinten Stimme spricht, können wir uns verteidigen. Nur so werden wir mit einer gemeinsamen außenpolitischen Linie auch all diese geopolitischen Herausforderungen bewältigen können, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei den NEOS und von Amtsf. StR KommR Peter Hanke.) Aber dafür braucht es einiges, und damit komme ich zum letzten Punkt. Es ist eigentlich nur eine logische Konsequenz, die aus den ersten beiden Punkten resultiert, nämlich ein handlungsfähiges Europa zu schaffen, weil sonst die ersten beiden Punkte ja auch nicht funktionieren werden. Dazu gehört es auch zum Beispiel, eine EU- Kommission zu schaffen, die wirklich als echte europäische Regierung auftritt, und einen echten Außenminister. Es gehört eine echte Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik dazu, mit einer echten gemeinsamen Europäischen Armee. Dazu gehört auch die Aufwertung des Europäischen Parlaments, aber auch die Abschaffung des Einstimmigkeitsprinzips, weil wir sonst ja nur zusehen werden, wir Großmächte wie Russland, China und viele mehr nicht nur an uns vorbeiziehen, sondern vielleicht noch sehr viel mehr. Und zu guter Letzt möchte ich eines sagen und das möchte ich auch zum Anfang dieser Debatte stellen: Wer gegen Europa ist, der ist damit auch automatisch gegen Österreich, wer die EU schwächen will, der will in Wahrheit nichts anderes, als die Österreicherinnen und Österreicher schwächen. Und wer Freund von Zukunftszerstörern wie Putin, Orbán - und wie sie nicht alle heißen - ist, der will eigentlich in Wahrheit nur eines, nämlich Österreich arm, wehrlos und abhängig machen. Und wir sind der Ansicht, es braucht nicht nur einfach die Verteidigung dieses gemeinsamen Europas, es braucht vielmehr die Weiterentwicklung und die Erneuerung, weil wir Europa nicht nur als Beobachter weltpolitischer Veränderungen verstehen, sondern vielmehr als gemeinsamen Akteur für Frieden, Freiheit und Sicherheit in dieser Welt. Unser Anspruch lautet daher nichts weniger als der Weg in die Vereinigten Staaten von Europa, weil wir wissen genau, das ist jenes Europa, wo wir stolz sein können, es an unsere Kinder, Enkelkinder und zukünftigen Generationen übergeben zu können, weil wir wissen, das wird jenes Europa sein, das verteidigungs-, handlungs- und vor allen Dingen zukunftsfähig ist. In diesem Sinne freue ich mich auf die weitere Debatte, ich freue mich, dass ihr da seid und auch dieser Debatte lauscht, und dementsprechend Solidarität mit der Ukraine. - Und vielen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete zum EU- Parlament Dr. Vana zu Wort gemeldet. Ich erteile Ihnen das Wort. EP-Abg. Dr. Monika Vana (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Ich muss nicht betonen, wie sehr es mich freut, hier heute wieder im Wiener Gemeinderat sprechen zu dürfen, dem ich ja selbst 13 Jahre lang angehört habe. Ein kurzer Rückblick an dieser Stelle sei mir gestattet: In den rot- grünen Koalitionsverhandlungen 2010 mit dem damaligen Bürgermeister Michael Häupl war es uns ein gemeinsames großes Anliegen, den Europa-Abgeordneten das Rederecht im Gemeinderat und Landtag möglich zu machen, und Wien hat dies auch vor dem Nationalrat und als erstes Bundesland vollumfänglich umgesetzt. Ich denke, dieser regelmäßige Austausch - der Herr Stadtrat hat es eh auch schon angesprochen - ist in Wien und anderen Landtagen ja mittlerweile eine gut genutzte Praxis geworden. Europa-Politik wird damit zu einem fixen Bestandteil moderner Stadtaußenpolitik und rückt umgekehrt Städtepolitik auch ins Blickfeld bei uns auf der europäischen Ebene als Europa-Abgeordnete. Damals haben wir auch den Ausschuss für europäische und internationale Angelegenheiten beschlossen, auch das wurde heute schon angesprochen. Ich kann das jetzt auch persönlich sagen, dass die Zusammenarbeit seither in all den Jahren ganz ausgezeichnet war für eine aktive Stadtaußenpolitik Wiens und auch den Einsatz für öffentliche Dienstleistungen gegen die ständigen Deregulierungsversuche der Europäischen Kommission. Ich denke, die Stadt Wien leistet hier bis heute Außerordentliches und wird dafür EU-weit auch geschätzt. Ich darf an dieser Stelle auch der Stadt Wien zur Verleihung des Titels der Europäischen Demokratiehauptstadt als Nachfolger von Barcelona gratulieren, und ich stimme mit dem Herrn Bürgermeister überein, der bei der dieswöchigen Verleihung gesagt hat, dass demokratiepolitische Initiativen über die Grenzen hinaus unterstützt werden sollten. Deshalb freue ich mich auch, dass heute ukrainische Frauen hier waren, die ein Projekt leiten, das Frauen in Wien unterstützt, denn ich denke, die Zusammenarbeit zwischen Parlamenten, aber auch uns Abgeordneten und Projekten der Zivilgesellschaft ist außerordentlich wichtig. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ sowie von Bgm Dr. Michael Ludwig.) Was Wien betrifft, muss ich allerdings auf ein demokratiepolitisches Defizit hinweisen, das ich auch in meiner Zeit als Gemeinderätin mit meiner Fraktion immer wieder aufgegriffen habe. Es ist das kommunale Wahlrecht für EU- BürgerInnen, das zwar im Rahmen der Unionsbürgerschaft - ist ja ein Grundrecht - für Bezirksvertretungen gilt, aber immer noch nicht für den Gemeinderat oder Landtag. Die Wahlen finden ja gemeinsam statt, und ich denke, das ist ein Defizit. Es liegt aber nicht an der Stadt Wien, mitnichten, ich kann mich noch erinnern, wie wir früher viele gemeinsame Anträge dazu an die Bundespolitik gestellt haben. Ich denke, es sollte hier wirklich zu einem Umdenken und zu einem Lernprozess vor allem bei der ÖVP auf Bundesebene kommen, denn das kommunale Wahlrecht ist ein Grundrecht für alle EU-BürgerInnen, und die Kluft zwischen EU und BürgerInnen ist ohnehin wahrlich schon groß genug. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ sowie von Bgm Dr. Michael Ludwig.) Mir war in meiner Zeit als Gemeinderätin aber auch die letzten zehn Jahre als Europa-Abgeordnete die Aufwertung der Städte auf EU-Ebene immer ein großes Anliegen, die ja angesichts der engen finanziellen Spielräume der nationalen Haushalte auch immer wichtiger werden, auch in den letzten Jahren sehr, sehr wichtig waren. Bei der Finanzierung auch des Green Deals unter anderem sind es doch die Städte, die EU-Entscheidungen größtenteils umsetzen müssen. Und was wir, was die EU beschließt, wirkt sich direkt auf Städte und Menschen aus, sei das vom erwähnten Green Deal über das Lieferkettengesetz, das wir jetzt hoffentlich noch vor der Europa-Wahl durchbringen, seien das die Richtlinien für Lohntransparenz oder PlattformarbeiterInnen, oder vieles, vieles mehr. Die Herausforderungen, vor denen Städte stehen, haben in den letzten Jahren rapide zugenommen. Sie spüren das ja alle, wir spüren das alle. Wir haben es mit multiplen Krisen zu tun, einer strukturellen Wirtschafts- und Finanzkrise, einem rapiden Klimawandel, den Folgen der Covid-Pandemie, einer Verteilungskrise auch zwischen Männern und Frauen, einem Backlash bei Frauen- und LGBTIQ-Rechten, weltweiten Konflikten mit Krieg - es wurde heute schon erwähnt -, Krieg auf europäischem Boden und aktuell vor allem auch einer Krise der Demokratie. Die Welt ist heute eine komplett andere als 2001, als ich in dieses Haus eingezogen bin. Nichts ist mehr selbstverständlich, errungen Geglaubtes ist sehr fragil geworden, sei das die europäische Integration an sich, der Abbau von Grenzen, der Friede, das Wohlstandsversprechen wurde schon angesprochen. Aber auch die Europäische Union ist eine andere als damals. Ich forderte vor 20 Jahren, als ich hier an diesem Rednerpult stand, mehr Europa, aber auch ein anderes Europa. Habe ich damals den Kampf gegen den Neoliberalismus und für eine Sozialunion gemeint, so ist es aber heute vor allem der Kampf - und es wurde schon angesprochen - um die Demokratie und gegen den wiederaufflammenden Rechtsextremismus. (Beifall bei GRÜNEN, NEOS und SPÖ.) Ein Kampf, den wir nicht mehr nur an den Rändern zu kämpfen haben, sondern der auf beängstigende Weise in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen ist. Europa-feindliche Rechtspopulisten - die Ausführungen einer meiner Vorredner sind ein Beispiel dafür - und Rechtsextreme versuchen zunehmend, die Einheit Europas und die europäischen Werte wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu untergraben, von Italien mit deklarierten Post-Faschisten über Schweden, die Niederlande, bis zur Slowakei und Ungarn. Die zunehmende Salonfähigkeit rechtsextremen Gedankenguts darf nicht schöngeredet werden und niemals, niemals akzeptiert werden. (Beifall bei GRÜNEN, NEOS und SPÖ.) Sie zerstört unser Europa, sie zerstört unsere parlamentarische Demokratie, sie zerstört jahrzehntelang Aufgebautes. Wir können in Europa und der ganzen Welt beobachten, was es bedeutet, wenn rechte Autokraten an die Macht kommen. "Wehret den Anfängen!" ist keine abstrakte Floskel, sondern reale Gefahr für die liberale Demokratie, für Feminismus und LGBTIQ-Rechte, für Freiheit, für Toleranz. Der Schock der letztwöchigen Nachricht vom Tod von Alexei Navalny's steckt uns allen aufrechten Demokraten und Demokratinnen auf der ganzen Welt noch in den Gliedern. Dieser Schock darf aber auf keinen Fall zu einer Starre bei unserer Verteidigungsbereitschaft für die liberale Demokratie, für Rechtsstaatlichkeit, für die Einhaltung der Menschenrechte in Österreich, in Europa und der ganzen Welt führen. Im Gegenteil, die Bedrohungslage für Europa, die mit Putin's Russland einhergeht - und es wurde heute schon einige Male die Ukraine und die wichtige, nachhaltige Unterstützung für die Ukraine angesprochen - braucht eine gemeinsame europäische Antwort. Wir GRÜNE haben immer gesagt, es braucht eine gemeinsame Außenpolitik, eine gemeinsame Sicherheitspolitik und eine gemeinsame Verteidigungspolitik. Und zwar genau in dieser Reihenfolge, und das ist wichtig, Außenpolitik, darauf aufbauend Sicherheitspolitik und dann eine europäische Verteidigungspolitik auf Basis der Menschenrechte und des Friedens. Gegen Putin und seine Freunde auch hier in Europa gibt es keinen besseren Schutz als eine Europäische Union, die zusammensteht. Deshalb ist es auch mein und unser gemeinsames grünes Ziel im Europaparlament, dass keine EU-Milliarden an die sogenannten illiberalen Autokraten überwiesen werden dürfen, die die EU nur als Bankomat für die Finanzierung ihrer nationalistischen und auch chauvinistischen Politik missbrauchen. Bei den EU-Förderungen ist uns das, ist auch mir das als Verhandlungsführerin gelungen, dass kein Euro mehr an Mitgliedsländer vergeben werden darf, die Geschlechtergleichstellung und LGBTIQ-Rechte missachten. (Beifall bei den GRÜNEN sowie von GRin Martina Ludwig-Faymann und GR Dr. Kurt Stürzenbecher.) Dieser Rechtsstaatsmechanismus, liebe Kolleginnen und Kollegen, muss erhalten und weiter ausgebaut werden, kein Rabatt auf Menschenrechte, keine falsche Toleranz bei der Missachtung, bei der Verletzung von Grundrechten. Deshalb sollte es auch möglich sein, liebe Kolleginnen und Kollegen - und ich weiß, die Stadt Wien ist ja auch an der Seite des Europaparlaments -, EU-Fördermittel künftig direkt an Stadtverwaltungen auszahlen zu dürfen und nicht mehr nur über die nationale Ebene. Wir GRÜNE setzen uns seit vielen Jahren bereits dafür ein, ich habe selbst viele Gespräche mit Kommissionspräsidentin von der Leyen dafür geführt, damit Autokraten wie Orbán Städte wie Budapest nicht mehr willkürlich aushungern können. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ sowie von GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc.) EU-Kommissar Hahn, die Stadt Wien und das Europaparlament sind auch Teil dieser wichtigen Städteinitiative. Und ich betone das bewusst jetzt und hier, bei meiner letzten Rede als Europa-Abgeordnete hier im Wiener Gemeinderat, weil diese Bemühungen wie zum Beispiel das "direct funding for cities" oft hinter der Kulisse und ohne großes Medienecho stattfinden. Aber mein politisches Selbstverständnis war immer, auch wenn sich Politik oft in Schlagzeilen bemisst, Politik braucht in erster Linie Schlagkraft, auf europäischer Ebene genauso wie auf regionaler oder auf nationaler Ebene. Politik ist nicht nur Show, sie ist in erster Linie Sachpolitik, die manchmal nur von wenigen wahrgenommen wird, aber dafür umso mehr Auswirkungen auf Bürger und Bürgerinnen hat. Und Sie wissen das, meine Damen und Herren als GemeinderätInnen, Sie wissen das, Sie sind am nächsten bei den BürgerInnen dran. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS.) Die Europa-Wahlen im Juni werden entscheiden, gibt es weiter ein starkes Europäisches Parlament, das europäische Grundwerte verteidigt, und Rat, aber auch Kommission als Motor die europäische Integration antreibt, oder erleben wir einen Rückfall in den Nationalismus, einen Rückbau europäischer Strukturen und Willensbildung, wenn Rat, Kommission und Europaparlament noch in diesem Jahr bei den Neunominierungen aller Gremien bei der Vollendung der Europäischen Union dann bremsen. Als DemokratInnen und EuropäerInnen müssen wir gemeinsam - auch das hat der Herr Stadtrat heute schon gesagt - die Menschen überzeugen, wie besonders wichtig es diesmal sein wird, wählen zu gehen. Natürlich haben wir das bei jeder Europa-Wahl gesagt, und ich war bei einigen dabei, aber ich denke, diesmal könnten wir tatsächlich nach dieser Wahl aufwachen und unser Europa nicht mehr wiedererkennen. 2019 war zum Beispiel die deutlich gestiegene Beteiligung bei jungen WählerInnen mitverantwortlich für ein Europaparlament, das progressive Mehrheiten ermöglicht hat, vom Renaturierungsgesetz bis zum Green Deal. Eine hohe Wahlbeteiligung derer, die Europa positiv gestalten wollen, die Europa stärken wollen, aber auch progressive Reformen vorantreiben wollen, ist also entscheidend, und ich denke, das wissen Sie besser als ich, die Städte werden zu dieser Wahlbeteiligung in hohem Ausmaß beitragen. Viel zu wenig wird kommuniziert - und ich sage das ganz bewusst als konstruktive Kritikerin der Europäischen Union -, was die Europäische Union an Vorteilen gebracht hat, auch für einzelne Bürger und Bürgerinnen, nicht nur auf einem abstrakten Niveau. Sie hat Europa-weite Mindeststandards in Bereichen wie Work-Life-Balance, Rechtsanspruch auf Papa-Monat, KonsumentInnenschutz gebracht, bis zum Bereich des Kampfes gegen Gewalt gegen Frauen, eine Richtlinie, die wir jetzt in Kürze noch beschließen werden. Sie hat die Gleichstellung von Frauen am Arbeitsmarkt gebracht, Frauenquoten in Aufsichtsräten, die Abschaffung der Roaming-Gebühren, um nur ein sehr populäres Beispiel zu nennen, und sogar den langjährigen Kampf, der wirklich nicht leicht war, um eine Richtlinie zu einem EU-weiten Mindestlohn haben wir geschafft, oder die LGBTIQ-Freedom-Zone. Und ich denke, man kann wirklich mit Fug und Recht sagen, die Europäische Union ist trotz der aktuellen Bedrohungslage von außen das größte Friedensprojekt unserer Geschichte, faszinierend in seiner Gestaltung (mit zunehmend tränenerstickter Stimme), und es ist unser aller Aufgabe, sie zu erhalten und gegen die Feinde der Demokratie abzusichern. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS.) Mein Klub hat mir erlaubt, ein paar Tränen zu vergießen, denn unser Klubobmann weint schon bei manchen Fußballergebnissen, insofern darf ich auch. Ich habe den Freibrief bekommen, entschuldigen Sie. Einer der größten Zukunftsaufgaben der Europäischen Union wird es sein, die längst fälligen Reformen - die ich angesprochen habe -. dieses andere Europa voranzutreiben, nämlich zu einer echten Klima- und Sozialunion. Ich denke, es ist einer der größten Versäumnisse der zu Ende gehenden Legislaturperiode, dass die Ergebnisse der BürgerInnen aus der Konferenz zur Zukunft Europas schubladisiert wurden und vom Rat blockiert werden. Das war eine großartige Konferenz mit hunderten von einzelnen Ergebnissen und Forderungen, BürgerInnen, Zivilgesellschaft, Institutionen waren eingebunden, und ich denke, für die Schaffung einer Sozialunion, die mir ja immer so ein Anliegen war, wäre es jetzt unerlässlich, nach dem Mindestlohn, den wir geschafft haben, auch ein Europa-weites Mindesteinkommen für alle, die es brauchen, einzuführen. Ein Fünftel der Menschen in Europa ist armutsgefährdet, insbesondere Frauen, und ich denke, wenn man eine Wirtschafts- und Währungsunion will, muss man auch an einer Sozialunion bauen. Und Europas BürgerInnen verlangen das auch. Die stärkste Forderung von Europas BürgerInnen in dieser Konferenz war das Europa-weite Mindesteinkommen. (Beifall bei den GRÜNEN und von GRin Martina Ludwig-Faymann.) Das Fallen der Einstimmigkeit im Rat ist von meiner Vorrednerin schon angesprochen worden, es wäre sehr, sehr wichtig, um diese EU-Reformen auch schneller voranzutreiben. Wir GRÜNE haben immer gesagt, keine Klimagerechtigkeit ohne soziale Gerechtigkeit, ohne Geschlechtergerechtigkeit. Neben dem Green Deal braucht es daher auch einen sogenannten Care Deal, einen Deal für Sorgearbeit und Pflege mit massiven Investitionen in soziale Infrastruktur, in Pflege und Gesundheit. Wir haben einen Klima- und Sozialfonds auf europäischer Ebene geschaffen, der hier eine wichtige Rolle spielen soll, das heißt aber vor allem auch - das hat der Herr Stadtrat heute auch angesprochen - die Sicherstellung der Investitionsfähigkeit von Städten und Gemeinden, die jetzt jahrelang unter einem fehlgeleiteten Stabilitäts- und Wachstumspakt gelitten haben, der mit Wachstum nicht das Mindeste zu tun, im Gegenteil, seine Anwendung viele Jahre lang Städte und Gemeinden in ganz Europa zum Teil ausgeblutet hat. Das heißt, wir GRÜNE kämpfen auf Europa-Ebene seit Jahren für die sogenannte Golden Rule, die auch schon angesprochen wurde, das heißt, endlich öffentliche Zukunftsinvestitionen wie Klima und Soziales oder auch kommunale Investitionen in andere Infrastruktur aus der jährlichen Defizitberechnung auszunehmen, was leider, ich sage das mit großem Bedauern, mit der neuen Reform der Fiskalpolitik, die wir jetzt gerade in den Endzügen beschließen, nicht optimal gelungen ist. Und das ist eine bedauerliche Hypothek für die kommenden Jahre, insbesondere für Städte und für die Klima- und Sozialunion. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich komme zum Schluss. Diese Rede hier ist meine vermutlich letzte im Wiener Gemeinderat nach nunmehr 23 Jahren. Viele von euch erkenne ich noch, und das ist schön, auch ohne Brille, 13 Jahre hier im Gemeinderat, 10 Jahre im Europaparlament. Aus diesem Anlass möchte ich mich bei allen, mit denen ich gemeinsam für Wien und für Europa politisch tätig war, unabhängig, ob in Regierung oder Opposition, für die gute Zusammenarbeit ganz herzlich bedanken. Allen voran natürlich bei meinem Klub, aber es geht weit über meine Fraktion, die GRÜNEN, hinaus und umfasst KollegInnen aus fast allen Fraktionen in diesem Haus. Ich bin die letzten zehn Jahre sehr gerne aus Wien in die Arbeit ins Europäische Parlament nach Brüssel und Straßburg gereist und gependelt, ich bin aber auch immer wieder gerne nach Wien heimgekommen, so fühlt sich das gerade ein bisschen hier an, weil ich einfach sehr gerne eine Wienerin in Europa und eine Europäerin in Wien bin. Es war mir eine Ehre. (Anhaltender Beifall im Stehen bei GRÜNEN, SPÖ, ÖVP und NEOS.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Liebe Monika, ich nehme mir jetzt das Recht heraus, mich auch seitens des Präsidiums explizit für dein politisches Engagement zu bedanken. Man hat, glaube ich, bei deiner Wortmeldung gemerkt, wie sehr du nicht nur für die EU, für die Tätigkeit im EU-Parlament, sondern auch für die Politik generell brennst. Herzlichen Dank dafür, und ich wünsche dir auch namens des Präsidiums alles erdenklich Gute für deine Zukunft. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ, ÖVP und NEOS.) Als nächster Redner ist EU-Abgeordneter Mag. Mandl zu Wort gemeldet, und ich erteile ihm das Wort. EP-Abg. Mag. Lukas Mandl (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Herr Stadtrat! Mitglieder der Landesregierung! Liebe Kolleginnen und Kollegen im Wiener Landtag, der ja auch ein Gemeinderat ist! Es ist besonders schön, hier sein zu dürfen. Ich halte den Parlamentarismus immer hoch, ich behaupte immer, der Parlamentarismus ist einer der großen Innovationen der Menschheit. Und ich kann das auch begründen, weil er bedeutet, dass wir nicht mit Gewalt entscheiden, wie wir miteinander umgehen, sondern durch demokratisch gewählte Abgeordnete, die das auf Zeit für andere, nämlich für diejenigen, die sie vertreten dürfen, tun. Deshalb ist mein Arbeitsmotto im Europäischen Parlament auch Rot-Weiß-Rot in Europa, weil ich für die Österreicherinnen und Österreicher im Europaparlament arbeiten darf, Österreicherinnen und Österreicher zu Beteiligten machen darf, die nicht nur Betroffene von der Europäischen Union sind, sondern Beteiligte. Und diese Arbeit bedeutet, eine menschliche Brücke zu bilden, Tag ein, Tag aus. Wir haben gerade die Rede von der Kollegin Monika Vana gehört, die jahrelang diese menschliche Brücke gebildet, diese Arbeit gemacht hat. Ich möchte mich der Anerkennung, die in den Standing Ovations zum Ausdruck gekommen ist, anschließen, die dir heute hier im Wiener Landtag vermittelt wurde, liebe Monika, auch persönlich danke für die Zusammenarbeit. Etwas, was ich überparteilich sagen kann, oder zumindest als Hoffnung ausdrücken kann, danke noch einmal für die Einladung, Herr Bürgermeister, Sie haben mich auf einen Zweierplatz zusammen mit dem Kollegen von der FPÖ gesetzt, danke dafür, dass er rechts von mir sitzt an diesem Platz, damit ist das gut eingeordnet. (Heiterkeit und Beifall bei ÖVP, SPÖ, GRÜNEN und NEOS.) Da hoffe ich auf Zusammenarbeit. Hand aufs Herz, wir waren in der gesamten Periode im Europäischen Parlament selten so lange wie heute im selben Raum, aber ich hoffe, dass das besser werden kann, und ich danke ehrlich für die Zusammenarbeit. (EP-Abg. Mag. Dr. Georg Mayer, MBL-HSG: Sie waren im Kosovo!) - Ja, ich versuche, für die Österreicherinnen und Österreicher Brücken zu bauen in alle Welt, denn wofür ist das wichtig, lieber Kollege Mayer? Für unsere Sicherheit, für die Sicherheit der Wienerinnen und Wiener, der Österreicherinnen und Österreicher, aller Menschen in Europa. Ich darf, wenn ich richtig gerechnet habe, zum dritten Mal im Wiener Landtag sprechen während dieser Periode im Europäischen Parlament und zum zweiten Mal in diesem Saal, im eigentlichen Landtagssitzungssaal, denn dazwischen war einmal eine Pandemiesitzung im großen Festsaal des Wiener Rathauses. Und das erinnert uns daran, woran wir ungern erinnert werden, was aber trotzdem eine wichtige Lehre ist. Man sagt ja, die Geschichte ist eine große Lehrmeisterin und findet nur wenige Schülerinnen und Schüler, also versuchen wir es heute mal. Es erinnert uns daran, dass Sicherheitspolitik oft bedeutet, etwas so gut zu verhindern, einem Risiko so gut vorzubeugen, dass es dann nicht eintritt und dass es dann schwer vorstellbar ist, wie schlimm es gewesen wäre, wäre es eingetreten. Und das gilt für die Pandemie und das gilt für viele Sicherheitsrisiken, mit denen wir in unserer Zeit zu tun haben, die auch heute hier im Landtag schon zur Sprache gekommen sind. Aber seriöse parlamentarische Arbeit zu leisten, das bedeutet eben, erstens überparteilich zusammenzuarbeiten, wie das hier im Wiener Landtag auch gelingt, auch dafür danke ich am Ende dieser Europarlamentsperiode, natürlich meinen Kolleginnen und Kollegen im Klub der Wiener Volkspartei, aber auch vielen Kolleginnen und Kollegen in anderen Gruppen hier, wie dem Hans Arsenovic, dem Peko Baxant, dem Marcus Schober gerade in Sachen Sicherheit, dem Peter Florianschütz, wenn es um den Kampf gegen Antisemitismus geht, in so vielen Bereichen arbeiten wir zusammen. Und einer, der das auch macht, hier vor Ort, im Landtag, der Landesregierung, in der Wiener Stadt- und Landespolitik, ist Karl Mahrer, ein ausgewiesener Sicherheitspolitiker, der über die Sicherheitspolitik hinaus aber für die Zukunft dieser Stadt, für die Bildung in dieser Stadt, auch für die Lebensqualität in dieser Stadt Ideen hat und die Fähigkeit, diese überparteilich zu verwirklichen. Das deutliche Beispiel dafür ist etwas, was ich jahrelang erhofft habe für Wien, und Karl Mahrer hat es möglich gemacht, nämlich, dass auch Wien eine Europa-Schule bekommt. Ich weiß gar nicht, ob das alle so genau wissen, dass europäische Metropolen, die etwas auf sich halten, Europa-Schulen haben, wo dann Menschen mit einem weiten Horizont ausgebildet werden, wo Menschen ihre Kinder, wenn sie aus anderen Teilen Europas kommen, in diese Schulen schicken und ihnen eine gute Schulbildung ermöglichen können. Und Wien wird das haben. Ja, Karl Mahrer hat es nicht alleine gemacht, das wäre in Wien auch gar nicht möglich, aber Karl Mahrer hat die Initiative gesetzt und hat - ganz egal, ob Oppositionsrolle oder nicht Oppositionsrolle - es geschafft, die Parteien zu vernetzen, damit Wien eine Europa-Schule bekommt. Und in diesem Sinne und auf der Basis der Initiative von Karl Mahrer, Herr Bürgermeister, kann ich Ihnen dazu gratulieren, dass Sie Bürgermeister einer nationalen Hauptstadt in Europa mit Europa-Schule sein werden. Und das ist gut und richtig, geht in die richtige Richtung und macht Wien alle Ehre, Karl Mahrer macht Wien alle Ehre. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.) Und dann erleben wir, dass viele Bürgerinnen und Bürger erstaunt, auch verärgert darüber sind, wie viel aus der Europäischen Union nach innen reguliert wird, statt in die Stärke Europas nach außen zu investieren. Und auch hier hat Karl Mahrer Ideen. Karl Mahrer blickt über die Grenzen nicht nur Wiens und Österreichs hinaus, sondern auch über die Grenzen Europas und nimmt in den Blick, was der stärkst wachsende Kontinent ist, was der Kontinent ist, aus dem die Migrationsherausforderungen, denen wir heute begegnen, zum großen Teil kommen. Was der Kontinent ist, der, ja, mit großen Risiken verbunden ist, mit schweren Krisen, wie jetzt gerade in der Sahelzone - wie das World Food Programme wieder dokumentiert hat -, aber auch mit großen Chancen. Und deshalb ist es völlig richtig, dass jetzt der Anlauf gelingen muss -, und das macht Karl Mahrer jetzt -, weil dieses Jahr die neue Europäische Kommission gebildet wird, dass es einen Afrika-Kommissar geben wird. Genauso wie es einen Verteidigungskommissar geben muss, und da muss ich dem Kollegen von der FPÖ widersprechen. Man sieht, es gibt vieles zu kritisieren an der Europäischen Kommission, speziell an der Kommissionspräsidentin - ich komme noch dazu. Aber offenbar wird von dieser Seite des politischen Spektrums, einer extremen Seite, auch dann kritisiert, wenn das Richtige gemacht wird, wenn in Sicherheit investiert wird, wenn es selbstverständlich einen Afrika-Kommissar oder eben einen Verteidigungskommissar geben soll, oder eine Kommissarin, jedenfalls ein Ressort in der Europäischen Kommission mit einem eigenen Mitglied, das sich um unsere Sicherheit kümmert, indem wir auf der Welt geopolitisch Gewicht haben. Und das ist wichtig für die Sicherheit aller Europäerinnen und Europäer, und das ist auch etwas, was ich bei aller Kritik, die parlamentarisch - gar nicht parteipolitisch - auch geboten ist, an einer Kommission, an einer Kommissionspräsidentin, positiv hervorhebe. Und das ist nicht das Einzige in diesen Tagen, Verteidigungskommissar oder -kommissarin, eine Relativierung dessen, wogegen ich schon gestimmt habe im Europäischen Parlament, als ich noch in der Minderheit war, nämlich des sogenannten völligen Verbots von Verbrennungsmotoren oder einem Zurückschrauben des völligen Verbots von Pflanzenschutzmitteln. Wir haben nicht zugestimmt, und jetzt ist es die Kommissionspräsidentin, die reflektiert sieht: Was brauchen die Europäerinnen und Europäer? Sie brauchen ein Europa mit mehr Stärke nach außen und mehr Freiheit nach innen, so wie es auch ich immer versucht habe, parlamentarisch voranzutreiben. Wollen wir hoffen, dass dieser Kurs beibehalten wird, dafür braucht es aber auch Unterstützung, und auch die muss es überparteilich geben und auch die ist parlamentarisch auf allen Ebenen so wichtig und so wertvoll. Meine Damen und Herren, es war heute schon der Krieg auf europäischem Boden Thema, es war schon die Situation in Nahost Thema, die paradoxer, aber sehr bedrückender Weise nicht zu mehr Solidarität mit jüdischen Menschen in unseren Straßen in Wien und ganz Europa, sondern zu mehr Antisemitismus und Antizionismus beigetragen hat. Wir müssen dem mit aller Kraft begegnen, und das auch selbstverständlich überparteilich. Es war auch schon Thema, was unsere Gesellschaft gefährdet, und dazu gehören Spaltungstendenzen innerhalb unserer Gesellschaften zu diesem und jenem Thema. Ich habe vorhin das Thema Pandemie angesprochen, es war ein willkommenes Thema, um Verschwörungstheorien zu verbreiten, um Menschen gegeneinander aufzubringen, um Falschinformationen in die Welt zu setzen und so Hass zu sähen und selbst innerhalb von Familien, innerhalb von Freundeskreisen Spaltung zu verursachen. Migration ist ein Thema, mit dem versucht wird, Spaltung zu verursachen. Der Krieg, ja, sogar der Terror ist ein solches Thema, in dem versucht wird, Spaltung zu verursachen. Und all diese Spaltungstendenzen werden von denen auf der Welt, die Europa schwächen wollen, auch noch verstärkt, online und offline, durch die Unterstützung derer, die von innen und in den Social-Media-Kanälen spalten. Und dem einen Riegel vorzuschieben, ist so wichtig, indem wir miteinander reden, indem wir in der Sache hart diskutieren. Und ich bin sicher, von vielem, was ich gesagt habe, kann man in jeder Fraktion auch hier im Wiener Landtag Gegenmeinungen finden. Und das ist gut so. Diskutieren wir in der Sache hart, aber respektieren wir einander, respektieren wir die Würde des anderen Menschen, respektieren wir, dass jeder Mensch gleich viel wert ist. Mir scheint, das Gegenteil in unserer Gesellschaft gerade der Fall zu sein, sachlich hart diskutieren, das findet kaum noch statt, aber Herabwürdigung anderer Menschen, ein Mangel an Respekt gegenüber anderen Menschen, das ist omnipräsent. (Beifall bei der ÖVP. - GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Ihr seid Spalter!) Das gilt für die Politik, das gilt für die Gesellschaft, das gilt für die Online-Kanäle, und ich finde es hochinteressant, dass ausgerechnet die Freiheitliche Partei sich hier im Wiener Landtag angesprochen fühlt, sich als einzige Fraktion angesprochen fühlt, wenn ich über Spaltungstendenzen in unserer Gesellschaft rede. Ich habe Ihre Partei in diesem Zusammenhang nicht einmal erwähnt, Sie haben sich aus freien Stücken selbst angesprochen gefühlt, liebe Kolleginnen und Kollegen im Wiener Landtag. Ich bin schon in vielen Landtage eingeladen gewesen, Herr Bürgermeister, um zu sprechen und vor allem zuzuhören und in die Debatte mit den Kolleginnen und Kollegen zu gehen, aber noch nie hat sich eine Fraktion so angesprochen gefühlt zum Thema Spaltungstendenzen wie die Freiheitliche Partei hier in Wien. Aber das Thema ist zu ernst, um es parteipolitisch zu betrachten, weil es uns einen müsste, dass wir für die harte sachliche Debatte einerseits, aber anderseits auch für den wertschätzenden Umgang miteinander eintreten. Und andere Spaltungstendenzen, die wir, die wir mitten im Erwerbsleben stehen - ich bin exakt im Durchschnittsalter des durchschnittlichen Österreichers oder Europäers, Europäerin -, nicht so wahrnehmen, ist Spaltung durch die Digitalisierung. Viele ältere Menschen kommen da nicht mehr mit. Und deshalb beobachte ich nicht nur genau, was Ingrid Korosec für ältere Menschen macht, um sicherzustellen, dass es immer auch die nichtdigitale Alternative für Amtswege und für viele andere Aktivitäten im täglichen Leben gibt, sondern dass ältere Menschen diese Alternativen auch kennen. Danke, Ingrid Korosec, dass du das parlamentarisch hier tust und dass du das auch in deiner bundespolitischen Funktion tust. Es ist wichtig, für ältere Menschen da zu sein, denn wenn jetzt auch noch Spaltung zwischen den Generationen in unserer Gesellschaft dazukommt, dann wird es noch brüchiger, aber wir sollten zusammenführen und diese Spaltungstendenzen nicht auch noch fördern und unterstützten. (Beifall bei der ÖVP.) Und auch wichtig ist die sachliche Debatte und Diskussion zum Thema Migration. Österreich ist mehr betroffen als andere Mitgliedsstaaten, Österreich hat den Weckruf auf europäischer Ebene gesetzt, um sicherzustellen, dass es endlich zu einem Asyl- und Migrationspakt kommt. Ich durfte das seit Herbst 2020 im Europäischen Parlament im Innenausschuss verhandeln, denn damals kam der Vorschlag der Europäischen Kommission auf den Tisch, und seit damals bis Winter 2022/23 ist dieser Vorschlag nicht wirklich zum Abschluss gekommen. Durch einen Weckruf Österreichs, durch ein Zusammenhalten im Europäischen Parlament, zumindest der Mehrheit, aber auch im Rat der mitgliedsstaatlichen Regierungen ist es möglich geworden, dass Europa endlich den Asyl- und Migrationspakt bekommt. Das ist aber nicht alles und kann noch nicht alles sein, denn erstens gehört der Asyl- und Migrationspakt umgesetzt. Das bedeutet besserer Außengrenzschutz, das bedeutet Verminderung der Fluchtursachen, das bedeutet Aufklärung in den Regionen, Stichwort Afrika-Schwerpunkt auch von Karl Mahrer, aus denen viele Migrationsströme kommen, Aufklärung darüber, welche Perspektiven in Europa überhaupt da sind. Wie Sie wissen, haben ja mehr als 80 Prozent derer, die ankommen, gar kein Asylrecht, verlieren Lebenszeit, manche verlieren sogar ihr Leben auf Grund der organisierten Schlepperkriminalität, verlieren ihr Vermögen auf Grund der organisierten Schlepperkriminalität. Deshalb ist das Ansetzen durch Aufklärung so wichtig, genauso wie die wirtschaftliche Zusammenarbeit nach Karl Mahrer, um die Fluchtursachen zu verringern. Und die Solidarität zwischen den Mitgliedstaaten ist wichtig. Österreich war mehr betroffen als andere bisher, aber andere müssen auch an der Bewältigung dieser Herausforderung durch Solidarität mithelfen. Das bedeutet gemeinsame Asylverfahren, schnellere Asylverfahren, auch wieder nicht nur im Interesse der Europäerinnen und Europäer und der Bürokratie bei uns, sondern auch und gerade im Interesse derer, die kommen und heute lange, lange, zu lange fast ohne Aussicht in Asylverfahren stecken. Das bedeutet die Zusammenarbeit bei Rückführungen, und das bedeutet die Zusammenarbeit bei Vereinbarungen mit Herkunftsstaaten und Drittstaaten. Sie alle brauchen wir, um die Immigrationsherausforderung innerhalb Europas zu bewältigen, aber auch jene Menschen, die sich auf den Weg machen, richtig zu informieren, damit sie sich nicht auf den Weg machen. Auch die wirtschaftliche Zusammenarbeit zu suchen, wird wichtig sein, damit die Fluchtursachen auch geringer und weniger werden. Da schließt sich der Kreis mit dem Thema Afrika. Meine Kolleginnen und Kollegen von der Wiener Volkspartei haben mehrere Anträge für die heutige Europa-politische Debatte für diesen Tagesordnungspunkt im Wiener Landtag eingebracht. Ich kann natürlich nur dafür sprechen, aber nicht nur, weil die Anträge von der Wiener Volkspartei kommen, sondern weil sie gut sind. Manche, die ich auch sehr begrüße und für die ich dankbar bin, werden auch von der Wiener Volkspartei unterstützt. Migration ist ein Thema, Afrika ist ein Thema, darauf bin ich eingegangen. Der Wirtschaftsstandort ist ein wichtiges Thema bei den Anträgen der Wiener Volkspartei. Kasia Greco als Abgeordnete hier im Haus lebt vor, was wir auch auf europäischer Ebene brauchen, wo wir auch die Kommissionspräsidentin noch drängen müssen: Weniger Bürokratie, weniger Regulierung, schnellere Verfahren, weniger Last für Unternehmen und Arbeiternehmerinnen und Arbeitnehmer, weil alle im selben Boot sitzen, wenn es um die wirtschaftliche Entwicklung geht und um mehr Chancen, mehr Freiheit, mehr Bewegung. Ja, da kann man auch in Wien noch etwas machen, ich glaube, da hat Kasia Greco recht. Herr Bürgermeister, Sie wissen es sicher, auf europäischer Ebene, eigentlich auf jeder Ebene ist es eine Versuchung, in Politik und Verwaltung mehr zu regulieren. Der Versuchung aber zu widerstehen und der Freiheit die Ehre zu geben, das steht im Vordergrund. (Beifall bei der ÖVP.) Dann gibt es einen Antrag zur Ukraine. Es wurde heute vielfach gesagt, es ist beeindruckend, wie tapfer die Menschen der Ukraine sich verteidigen. Wir sind aber alle zur Verteidigung aufgerufen - bei uns nicht mit militärischen Mitteln, aber mit den genannten Mitteln - zur Bewahrung unserer Zivilisation, unserer Freiheit, der Meinungsfreiheit und der Wertschätzung innerhalb unserer Gesellschaft, um diesen hybriden Angriffen zu widerstehen. Der Westbalkan, Herr Kollege, ist auch Thema in einem der Anträge. Wir sind in Wien und in Österreich unmittelbar davon abhängig, dass die sechs Westbalkan-Staaten nicht Richtung China-Einfluss, Türkei-Einfluss oder gar Russland-Einfluss abdriften, sondern dass sie europäisch sind, europäisch bleiben und dass die große Mehrheit der Menschen dort, die europäisch leben und vorankommen will, diese Möglichkeit auch bekommt. Es gibt ganz aktuell einen Antrag zur Verurteilung, was als verbrecherischer Akt in Putin's Russland-System in den vergangenen Tagen geschehen ist, nämlich die Ermordung von Alexei Navalny, genauso übrigens die Ermordung des russischen Hubschrauberpiloten in Spanien, alles zum selben Zeitpunkt, alles kurz vor der gefälschten und nicht zulässigen sogenannten Präsidentschaftswahl in Russland. Gut, dass Wien, dass Österreich da klare Signale setzt und klar zu denen gehört, die verurteilen, was da geschieht. Denn unsere Sicherheit, und da schließt sich der Kreis, ist untrennbar damit verbunden, dass in anderen Teilen der Welt Sicherheit herrscht, dass in anderen Teilen der Welt Menschen sicher leben können, dass in anderen Teilen der Welt sich Demokratie und Rechtsstaatlichkeit durchsetzen. Nur 25 Prozent der Menschen auf dieser Welt haben Demokratie, 75 Prozent können nicht wählen. Die Menschen in Österreich, egal, ob österreichische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger oder Bürgerinnen und Bürger anderer EU- Staaten können das. Am 9. Juni, StR Peter Hanke hat es angesprochen, ist Europa-Wahl. Es ist einer der vielen Wahlgänge, in denen man sich einmischen kann. Nicht nur betroffen sein, nicht nur schockiert sein von den Fernsehbildern dessen, was auf der Welt passiert, sondern mitmachen, sich einmischen, staatstragend, seriös, dann kommen wir voran und dann werden wir auch dieses Jahr 2024 - das Jahr vieler Entscheidungen für Wien, Österreich, Europa und die Welt - gut durchstehen und den nächsten Generationen ein gutes Europa hinterlassen. Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Vielen Dank. Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, gebe ich zu Protokoll, dass sich GR Ornig bis 20 Uhr und GR Kowarik bis 17 Uhr entschuldigt haben. - Als nächster Redner ist EP-Abg. Mag. Schieder gemeldet. Sie haben das Wort. EP-Abg. Mag. Andreas Schieder (SPÖ): Danke schön, Frau Vorsitzende! Herr Bürgermeister! Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen aus dem Gemeinderat! Liebe Kolleginnen und Kollegen aus dem Europaparlament! Herzlichen Dank für die Einladung, auch hier im Wiener Rathaus über Europa-Politik zu reden. Wie es Monika Vana schon erwähnt hat, das Wiener Rathaus, die Wiener Stadtpolitik war eine der ersten in Österreich, die nach dem Beitritt zur Europäischen Union gesagt hat, es soll auch durch ein Rederecht diese stärkere Verbindung mit dem Europaparlament geben. Später dann auch im Österreichischen Nationalrat, und es freut mich, dass ich damals auch mitwirken konnte. Es ist auch aber natürlich eine Zeit, Monika Vana hat auch zuvor darüber geredet, in der wir auch gemeinsam in der Europa-Kommission des Gemeinderates vieles gemacht haben. Natürlich führen solche Erfahrungen auch zu einem gemeinsamen Arbeiten in der Europäische Union, im Europäischen Parlament, wie wohl überhaupt im Europäischen Parlament die Zusammenarbeit über die meisten Fraktionsgrenzen hinweg sehr gut funktioniert und auch eine sehr gute ist. Deswegen möchte ich mich auch bei Monika hier an diesem Ort für die jahrzehntelange gute Zusammenarbeit herzlich bedanken. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Wenn wir schon beim Danksagen sind: Ich möchte mich auch bei Kollegen Mandl bedanken, denn heute habe ich endlich erfahren, was Karl Mahrer so macht. (Heiterkeit bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Ich bin nämlich letztens bei der Busstation gestanden, habe dieses Plakat gesehen, habe mir gedacht, was treibt der eigentlich? Lukas Mandl hat es mir beantwortet. Es ist gut, dass ich heute auch hier hergekommen bin. Aber vielleicht zu Wien: Wien ist eine Stadt von herausragender europäischer Bedeutung. Jeder fährt gerne auf ein verlängertes Wochenende auf Urlaub hier her, aber Wien ist auch von Bedeutung als Verkehrsknotenpunkt, als Bindeglied zwischen Ost und West, aber auch zwischen Nord und Süd als zentraler TEN-Korridor, also transeuropäische Netzwerke, wo Straße, Schiene, der Wasserweg und der Luftweg vereint werden. Wien ist auch Bindeglied im kulturellen Bereich, im politischen Bereich. Es ist übrigens der einzige UNO-Sitz innerhalb der Europäische Union, auch Tagungsort der OSZE und wird auch darüber hinaus als Bindeglied verstanden. Die Stadt Wien ist aber auch, wenn man so will, Vorbild für Lebensqualität, nicht nur Vorbild, sondern auch regelmäßige Siegerin in Bezug auf soziale Sicherheit, medizinische Versorgung und medizinische Forschung, im Bereich öffentliche Verkehrsmittel und natürlich auch im Wohnbau beziehungsweise auch im Sinne von gutem, nachhaltigem und leistbarem Wohnen. Eine Stadt ist aber auch ein Ort der Demokratie. Wien ist erst kürzlich als Demokratiehauptstadt ausgezeichnet worden. Man sagt ja auch, Stadtluft macht frei, aber echte Freiheit, echte gesellschaftliche Freiheit und Demokratie gibt es nur dann, wenn es auch mit der sozialen Gerechtigkeit passt. Es gibt keine Demokratie und keine Freiheit ohne soziale Gerechtigkeit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Der Herr Stadtrat hat heute über aktuelle Bedrohungen geredet und auch viele Redebeiträge haben sich darauf bezogen. Gerade unsere Freiheit, unsere Sicherheit sind massiv bedroht. Mit dem Rechtsstaat, dem Recht, den Menschenrechten, den Grundrechten, mit der Demokratie, mit diesem "Rule of Law" sollte es eigentlich so sein wie mit der Schwerkraft, es sollte weltweit überall gleich gelten. Leider ist das aber nicht so. Es gibt starke Bedrohungen in der Welt, schauen wir nur auf die verschiedenen Krisenherde, die uns auch massiv beschäftigen. Wir wissen aber auch, dass die Rechtsstaatlichkeit, unsere Demokratie auch im Inneren der Europäische Union ein Stück weit bedroht ist. Schauen wir uns an, was in Ungarn abgeht, wie dort die Unabhängigkeit der Justiz und der Medien eingeschränkt wird. Schauen wir uns an, was in Polen abgegangen ist, wo es mit der Justiz begonnen und bei den Frauenrechten geendet hat und jetzt zum Glück eine neue Regierung die Chance hat. Es muss uns aber auch klar sein (Zwischenruf von GR Anton Mahdalik.) - gut, dass Sie dazwischenrufen -, dass gerade auch eine Bedrohung von außen auch ihre Handlanger im Inneren findet. Wenn wir kritisieren, was Putin im Weltmaßstab so macht, dann dürfen wir nicht übersehen, dass er sich gute Freunde organisiert und gekauft hat, auch innerhalb der Europäischen Union. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Da fällt mir jemand ein!) Dass Ihre Partei, Herr Mahdalik, und Herr Kickl das Sprachrohr des Herrn Putin innerhalb der österreichischen Innenpolitik ist, ist eine Schande und ist eine Gefahr für unsere Demokratie und Freiheit. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN. - GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Alfred Gusenbauer!) Ich habe zuvor erwähnt, wie wichtig der soziale Zusammenhalt ist, und daher ist auch ein soziales Europa eigentlich unsere Hauptaufgabe, an der wir im Europäischen Parlament stärker arbeiten müssen und auch gearbeitet haben. Die Lieferketten, die Verantwortung der Unternehmen und ihres Managements, dass fundamentale, grundsätzliche Menschenrechte, die Freiheit von Kinderarbeit, Umweltrecht, dass Sozialstandards entlang der gesamten Lieferkette auch eingehalten werden, wäre so ein Fortschritt gewesen. Das Europäische Parlament - und unsere Fraktion im Europäischen Parlament - haben das vorangetrieben. Es gab eine Einigung mit den Mitgliedsstaaten und plötzlich, auf dem letzten Meter, wo alle Kompromisse schon geschlossen waren, kommen einzelne Minister drauf, dass sie dem im Europäischen Ministerrat nicht mehr zustimmen wollen, der liberale deutsche Wirtschaftsminister, aber auch der österreichische Minister Kocher. Ich meine, er hat zwei Jahre Zeit gehabt, an dem Gesetz mitzuverhandeln! Jetzt auf einmal wird es torpediert und das mit dieser schändlichen Ausrede, dass es ein Bürokratiemonster sei. Einen Zettel mehr auszufüllen, ist quasi eine größere Gefahr, als dass irgendwo Kinderarbeit herrscht. Das halte ich für zynisch und untragbar, auch im europäischen und globalen Maßstab. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Es geht aber auch um andere soziale Themen im europäischen Zusammenhang. Ich sage nur, europäischer Mindestlohn, der letztlich unsere sozialen Standards auch hier positiv beeinflusst, aber auch, wie wir bei der Entwicklung der digitalen Ökonomie die Chancen nutzen und die Gefahren eindämmen können. Da gibt es europäische Gesetze, egal, ob es um Künstliche Intelligenz, um digitale Services oder digitale Märkte geht, die hier erstmals weltweit Regeln einführen. Das heißt nämlich, was im echten Leben verboten ist, muss auch in der digitalen Welt verboten werden, was Hatespeech und all diese Fragen betrifft, dass wir das unterbinden. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Wir wissen aber auch, dass die digitale Welt die Arbeitswelt ein Stück weit verändert. Schauen wir uns nur an, Wien ist stark betroffen von sogenannten "short-term rentals", also Airbnb und all diesen Dingen, und hat sich durch eigene Gesetzgebung da auch ein Stück weit befreit und das reglementiert. Wir haben im Europäischen Parlament geschaut, dass es auch dafür eine Regel gibt, die Europa-weit gilt, weil es wichtig ist für das Leben in den Städten, dass es da klare Regeln gibt. Oder aber auch diese sogenannten Plattformarbeiterinnen und -arbeiter, also jene Menschen, die als Scheinselbstständige irgendwo bei jedem Wetter warten, dass sie einen Auftrag kriegen, als Essenszusteller oder dergleichen, und denen, weil sie eben als Selbstständige geführt werden, alle sozialen Rechte fehlen, die anderen Arbeitnehmern selbstverständlich gehören: eine Unfallversicherung, eine Gesundheitsversicherung, die Möglichkeit von geregelten Arbeitszeiten, von Urlaub, von Krankenstand, vom Einzahlen in die Pension. Deswegen ist es so wichtig, dass wir auch im Europäischen Parlament ein Gesetz auf die Reihe gebracht haben, die diesen Plattformarbeitern auch soziale Rechte zugesteht. Das Gesetz ist im Europäischen Parlament perfekt durch, wird aber jetzt leider wiederum von einzelnen Mitgliedsstaaten blockiert. Ich hoffe, dass wir da gemeinsam auch Druck machen, dass das Gesetz noch kommt, weil es eine ganz, ganz wichtige Sache ist, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Das Klima, ein ganz großes Thema, ich streife hier jetzt nur ein paar wichtige Initiativen: Das Renaturierungsgesetz, also jene Naturfreiräume auch wieder zurückzugewinnen, das Senken, das Halbieren der Luftschadstoffgrenzwerte, die erst jüngst beschlossen worden sind, das Recht auf Reparatur, eine Recycling- und Kreislaufwirtschaft, um die es geht, aber auch die Initiativen im Europäischen Parlament, Europa-weit energetische Standards für Gebäudesanierungen zu verwirklichen. Da lacht der Wiener, weil diese Art, durch Wärmedämmung Energie einzusparen, ein Wiener Weg ist, der schon ganz lange gegangen wird und den wir, wenn wir so wollten, diese Idee, auch Europa-weit ausrollen konnten. Ich möchte aber eines zum Thema Klima sagen: Das ist eine große Gefahr, und es gibt die einen, die sagen, wir müssen unser Leben komplett umändern, kein Fleisch mehr essen und nicht mehr mit dem Auto fahren, und, und, und. Und es gibt die anderen, wie ihr (in Richtung FPÖ), die sagen, Klimawandel, noch nie gehört, gibt es nicht, es ist heute zufällig so heiß, das hat damit nichts zu tun. Ich bin für den Mittelweg (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Seit wann? Seit wann ist der Andreas Schieder für den Mittelweg?), nämlich etwas gegen den Klimawandel zu tun, es aber auch als Chance zu erkennen, dass wir etwas tun müssen, um unseren Standort, unsere Produktion zu schützen. Wir haben nichts davon, wenn all die Technologie, die wir im Kampf gegen den Klimawandel brauchen, aus dem Fernen Osten kommt. Wir müssen das auch als Standortchance für Europa und für Österreich erkennen und mehr in den Kampf gegen den Klimawandel investieren. (Beifall bei der SPÖ.) Sehr geehrte Damen und Herren, zum Abschluss vielleicht, auch weil die Europa-Wahlen vor der Türe stehen: Das Vertrauen in die Europäische Union ist manchmal nicht das beste. Das wissen wir. Viele Leute sehen viele Dinge kritisch. Da bitte ich die Bürgerinnen und Bürger nur, ein zweites Mal hinzuschauen, nämlich: Wer ist diese Europäische Union? Es gibt verschiedene Institutionen, und ich möchte sagen, das Europäische Parlament als eine dieser Institutionen ist in all diesen Fragen der soziale Motor für die europäische Entwicklung, ist der Motor, wo für die Bürgerinnen und Bürger auch direkt etwas weitergeht. Egal, ob es große Richtlinien sind wie das Barcelona-Ziel zu Quoten für Kinderbetreuungseinrichtungen, der Klimaplan oder auch ein Gewaltschutzpaket, und, und, und: Es sind oft Pläne, die in Europa schon beschlossen worden sind, die aber nationale Regierungen - übrigens sehr oft auch die Österreichische Bundesregierung - noch nicht umgesetzt haben. Das ist eine Sache, wo ich sage: Liebe Bürgerinnen und Bürger, das Europäische Parlament vertritt euch im fernen Brüssel in jeder Phase und in jeder Minute. Zum Abschluss die Erweiterung, weil sie auch angesprochen worden ist: Ich glaube, dass es bei der europäischen Erweiterung nicht nur darum geht, in den Ländern der Erweiterung Straßen, Schienen und Tunnel zu schaffen, sondern es geht darum, die europäischen Werte, unser Verständnis von Gesellschaft und von sozialem Zusammenhalt zu exportieren. Das ist die große Herausforderung, und wenn Sie so wollen: Europa ist dann erfolgreich, wenn es mehr ist als ein Binnenmarkt, Europa ist dann erfolgreich, wenn es ein soziales und demokratisches Europa ist. Herzlichen Dank für die Diskussion heute. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Maximilian Krauss. Sie sind am Wort. GR Maximilian Krauss, MA (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte zu Beginn ein paar Worte zu meinem Vorredner, Herrn Mandl, sagen, der sich darüber beklagt hat, dass er in den letzten Jahren so wenig Zeit gemeinsam mit EP-Abg. Mayer verbracht hat. Da muss man schon sagen, vielleicht hätte sich Abg. Mandl halt tatsächlich mehr auf seine Arbeit im Europäischen Parlament konzentrieren sollen. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Das hast du jetzt abgeschrieben!) Wenn wir sehen, dass er beispielsweise im Board von SME Connect, einer Lobbyistenorganisation, tätig war, wie auch die griechische EU-Abg. Kaili, die in diesen sozialistischen Megaskandal (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Super!) verwickelt war, dann hätte er vielleicht weniger Zeit in Lobbyistenvereinen verbringen und sich mehr der tatsächlichen Arbeit widmen sollen. Dann hätte er auch mehr Zeit gehabt, mit Abg. Mayer zu korrespondieren. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Es erstaunt ja auch nicht, dass er hier eine Erklärung gemacht hat, wie gerne er den Obmann der ÖVP, Karl Mahrer, hat. Denn Abg. Mandl und den Obmann der ÖVP, StR Karl Mahrer, verbinden ja viele Dinge, beispielsweise, dass sie beide in der eigenen Partei am Schleudersitz sitzen und überall in der ÖVP-Wien am Stuhl von Herrn Mahrer gesägt wird, aber auch Abg. Mandl ja auf das Kampfmandat bei der ÖVP verbannt wurde, wie man hört. Offenbar findet hier jetzt eine große Einigung zwischen Mahrer und Mandl statt. Beide sind sehr, sehr unzufrieden mit ihrer Lage und verbünden sich da jetzt offensichtlich, um in ihrer Unzufriedenheit mit der eigenen Partei noch einmal etwas zu schaffen, aber ich glaube, das wird auch nicht ausreichen. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich. - GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: ... etwas zur EU sagen!) Wenn er dann sagt, die Sicherheit ist der EVP und StR Karl Mahrer, der ja angeblich in Brüssel dafür bekannt ist, dass er so ein bekannter Sicherheitspolitiker ist, so wichtig, dann erstaunt es schon, dass es auch Abg. Mandl ist, der in den letzten Jahren als Kosovo-Lobbyist Nummer 1 im EU-Parlament aufgetreten ist, unbedingt die Visafreiheit für den Kosovo durchsetzen wollte, damit noch mehr Fachkräfte aus dem Kosovo ohne jede Kontrolle nach Wien und nach Österreich kommen werden und kommen können. Das ist definitiv kein Beitrag zur Sicherheit in Wien - das ist definitiv kein Beitrag zur Sicherheit in Wien! Und es ist mehr als fragwürdig, dass sich ein ÖVP-Abgeordneter hier als Lobbyist Nummer 1 für den angeblichen Staat Kosovo einsetzt, unbedingt den Beitritt zur Europäischen Union herbeiführen möchte und auch nicht davor zurückschreckt, Unsinnigkeiten via Presseaussendung zu verbreiten, beispielsweise dass der Kosovo das Silicon Valley Europas wäre. Also wer so einen Unfug verbreitet, der ist ja wirklich politisch nicht ernst zu nehmen. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Auch ansonsten haben wir ja heute wieder einmal erlebt, dass es eine Einheitspartei aus ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gibt, die einfach immer mehr Europa möchte und immer weniger rot-weiß-rote Politik in Brüssel, dass es diese Einheitspartei gibt, die die Bevölkerung ja auch während der Corona-Pandemie gespalten hat, die sich in Österreich, aber auch im EU-Parlament, dort, wo sie die Möglichkeit hatte, überall für verpflichtende Impfungen eingesetzt hat, wo Sie als ÖVP und als GRÜNE mit Unterstützung der anderen Einheitsparteien auch eine Impfpflicht in Österreich beschlossen haben, wo die Bevölkerung wirklich auf das Schäbigste gespalten wurde. (GR Thomas Weber: Apropos spalten!) Nur wir Freiheitlichen waren auf der Seite der Menschen und sind auf der Seite der Bevölkerung dafür eingetreten, dass es Wahlfreiheit gibt, dass niemand dazu gezwungen werden kann. Das fällt Ihnen jetzt auf den Kopf, denn es sind eben wir Freiheitlichen, die auch bei dieser Wahl zum Europäischen Parlament in allen Umfragen auf Platz 1 liegen und die auch auf Platz 1 durchs Ziel gehen werden, weil eben nur uns rot-weiß-rote Politik wichtig ist und ihr in Wahrheit alle für "more of the same" steht. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich. - Oh-Rufe bei der ÖVP.) Wenn wir die Umfragen sehen - traditionell war die Wahl zum Europäischen Parlament für die Freiheitlichen ja immer eine schwierige Wahl - und wenn wir jetzt sehen, dass wir auch in den Umfragen zu dieser Wahl zum Europäischen Parlament den Platz 1 eingenommen haben, dann ist das der Beweis, dass wir auf dem richtigen Kurs sind. Wenn diese Woche eine Umfrage eines europäischen Instituts veröffentlicht wurde, das definitiv nicht der FPÖ nahesteht, wonach 45 Prozent der Menschen in Österreich die aktuelle Rolle der EU als negativ bewerten und noch weitere 10 Prozent keine Angabe dazu machen, dann sieht man, dass diese Europäische Union in allen großen Fragen auf dem falschen Kurs ist und dass auch die Bevölkerung trotz einer oftmals medialen Einheitswand immer mehr erkennt, dass die EU keine Lösung für große Probleme bietet, nein, bei vielen Problemen selbst das Problem ist, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Das ist selbstverständlich auch in der Zuwanderungspolitik der Fall, wo es ja seitens der linken Parteien SPÖ, GRÜNE und NEOS einen legitimen Standpunkt gibt, wo sie sagen, ja, wir wollen immer mehr Zuwanderung nach Europa, ja, wir wollen immer mehr Fluchtrouten, ja, wir wollen, dass sich hier einfach jeder ansiedeln kann. Das ist ein legitimer Standpunkt, wir Freiheitlichen vertreten einen anderen Standpunkt. Wir wollen keine weitere Zuwanderung nach Europa, wir wollen keine Zuwanderung nach Europa unter dem Deckmantel des Asyls. Wer da jedoch wieder einmal einen verlogenen Standpunkt hat, ist in Österreich die ÖVP und auf europäischer Ebene die EVP. In ihren Reden kopieren sie gerne die FPÖ, da sagen sie, ja, wir brauchen sichere Grenzen, die Balkan-Route haben wir geschlossen. In Wahrheit ist die ÖVP in Österreich, aber auch die EVP auf europäischer Ebene, Hauptverantwortliche dafür, dass wir jedes Jahr Millionen illegaler Zuwanderer nach Österreich und vor allem nach Europa haben, die sich hier niederlassen und die von der ÖVP bis heute hereingeklatscht werden, und überhaupt nichts anderes passiert. Bei unserer französischen Partnerpartei, beim Rassemblement National in Frankreich, ist auch der ehemalige Chef der Frontex Kandidat, weil er sagt, mit dieser Europäischen Volkspartei, die die Menschen belügt, die in Wahrheit für immer mehr Zuwanderung, auch im Interesse von Großkonzernen, steht, ist kein Staat mehr zu machen. (Heiterkeit bei GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.) Gut, dass der ehemalige Chef der Frontex jetzt bei unserer Parteienfamilie in Frankreich kandidiert und aufdeckt, was für eine Verlogenheit da herrscht. Das war definitiv ein guter Schritt. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Auch im Ukraine-Russland-Krieg - der Angriffskrieg Russland war zu verurteilen und wird von uns Freiheitlichen auch selbstverständlich verurteilt - haben Sie leider eine Einheitspartei gegen die Interessen der europäischen und der österreichischen Bevölkerung eingenommen. Sie wollen immer mehr Krieg, Sie wollen immer mehr Waffenlieferungen. Wir erleben eine Diskussion auf europäischer Ebene, ob man nicht eine eigene Atombombe für die EU anschaffen soll. Wir erleben, dass die EU-Kommissionspräsidentin jetzt ein eigenes Kriegsministerium einführen möchte. Das kann definitiv nicht der Weg Österreichs sein, das kann definitiv nicht der Weg unseres neutralen Österreichs sein. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Sondern? - GR Thomas Weber: Sondern? - Rufe und Gegenrufe zwischen GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc und GR Thomas Weber.) Nein, hier mitzumachen, hier immer mehr mitzumachen, hier immer mehr Krieg und Waffenlieferungen, Atombomben und Verteidigungs- und Kriegsbündnisse einzufordern, das ist definitiv nicht mit unserer Verfassung vereinbar, nein, das ist sogar ein glatter Verfassungsbruch, der da von Ihnen allen begangen wird. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich. - Ruf bei den NEOS: Verfassungsbruch ist, dass Sie Österreich nicht verteidigen! - Zwischenrufe bei ÖVP, FPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (unterbrechend): Stopp einmal, Herr Abgeordneter. Es ist mittlerweile ein Geräuschpegel und eine Atmosphäre hier, die es sehr, sehr schwierig macht, einerseits zu verstehen, aber auch eine halbwegs gesittete Debattenkultur aufrechtzuerhalten. Ich darf Sie bitten, den Geräuschpegel ein bisschen zu reduzieren. Abseits dessen darf ich Sie bitten, sich vielleicht auch in Ihrer Wortwahl entsprechend zu mäßigen, von Lügen, et cetera, et cetera (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Wie bitte?) in Ihrer Wortwahl abzusehen und in Ihrem Beitrag entsprechend fortzufahren. - Bitte. GR Maximilian Krauss, MA (fortsetzend): Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir nehmen eben wahr: Zu allen großen Fragen und in allen großen Bereichen der vergangenen Jahre hat die Europäische Union versagt. Sie hat während der großen Wirtschaftskrise ab 2008 versagt, wo sie nichts für die Menschen verbessert hat. Sie hat in der ganzen Zuwanderungskrise versagt, sie hat es nicht geschafft, einen echten Außengrenzschutz sicherzustellen. Sie hat in der Corona-Pandemie versagt, wo Milliarden für Zwangsimpfungen ausgegeben wurden. Wir haben es heute bereits gehört, die Verträge zwischen Pfizer und der Europäischen Kommission sind bis heute nicht offengelegt worden. Und die Europäische Union versagt natürlich auch jetzt in der Auseinandersetzung Ukraine-Russland, wo wir ja auch durch alle Umfragen bestätigt sehen, dass sich nicht nur in Österreich, sondern quer durch Europa die Menschen wünschen würden, dass es endlich echte Friedensverhandlungen gibt, dass nicht dieser Krieg und dieses Sterben in der Ukraine weitergeht, wo hier alle im bequemen Saal sitzen, dort jedoch die armen jungen ukrainischen Männer sterben müssen, und dass hier endlich ein Umdenken kommt. Wir Freiheitliche sind der Kontrastpunkt zu dieser Einheitspartei aus allen anderen Parteien. Die Umfragen geben uns recht, die Wahlen werden es auch tun, und dann wird es endlich mehr Rot-Weiß-Rot geben und weniger von diesem ganzen Brüsseler Wahnsinn. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Emmerling, ich erteile es ihr. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Mitglieder des Europäischen Parlaments! Liebe Monika Vana, dir ganz besonders hallo und herzlich willkommen! Kollege Krauss hat jetzt immer von den Einheitsparteien gesprochen, und wenn ich mir die Debatte so anhöre - und ich habe das sehr gut von Beginn an gemacht -, dann hat es mich schon ein bisschen hin- und hergebeutelt, natürlich auch auf Grund der Debattenbeiträge. Es hat mich aber auch zuversichtlich gestimmt, dass es nämlich hier in diesem Haus, und nicht nur in diesem Haus, sondern in Österreich, vier Parteien gibt, die ein ganz klares Commitment für ein starkes Österreich in einem geeinten Europa ablegen, die gemeinsam wollen, dass wir ein Europa haben, das handlungsfähig ist, das verteidigungsfähig ist und das zukunftsfähig ist. (Beifall bei den NEOS und von GRin Martina Ludwig-Faymann.), ein Europa, das auf Menschenrechten basiert, auf der Menschenwürde, die hochgehalten wird, auf unseren Grundfreiheiten und der Verteidigung unserer liberalen Demokratien. Das erfüllt mich mit Stolz und macht mich zuversichtlich. Es gibt eine Partei in diesem Haus und in Österreich, die das nicht will - das wurde hier klar durch die Debattenbeiträge, es ist aber auch keine Überraschung -, eine Partei, die nicht will, dass unser gemeinsames Europa und dass unser Land, das mitten im Herzen dieses gemeinsamen Europas liegt, zukunftsfähig, verteidigungsfähig und handlungsfähig ist. Eine Partei, die nicht will, dass wir uns schützen, dass wir unsere Bürgerinnen und Bürger vor Angriffen von außen schützen, eine Partei, die nicht will, dass wir positiv in die Zukunft blicken, eine Partei, die nicht will, dass wir gemeinsam stark sind. Und das ist eine Schande. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Die Skepsis, die der Europäischen Union und ihren Institutionen entgegengebracht wird, ist natürlich besorgniserregend, und deswegen ist es unser aller Aufgabe, daran zu arbeiten. Was mich wiederum doch hoffnungsfroh stimmt, ist, meine Kollegin hat es vorhin erwähnt, dass 80 Prozent der jungen Menschen ihre Zukunft in der Europäischen Union sehen. Das bringt mich auch zu dem Thema, das ich heute hier besonders ansprechen will und das noch nicht gefallen ist. Sie wissen ja, dass wir als NEOS nicht nur glühende Europäer sind, sondern dass uns vor allem ein Thema sehr am Herzen liegt, und das ist die Bildung. Gerade für junge Menschen ist ein gemeinsames Europa auch ein gemeinsames Europa der Bildungsfreiheiten. Bildung wird in einem Zeitalter, in dem Grenzen ihre Bedeutung verlieren, immer mehr zum Schlüsselstein unserer gemeinsamen europäischen Zukunft. Bildung ist auch deswegen so wichtig, weil sie aufklärt und weil sie in den rechten Rahmen rückt, wenn rechtsradikale Strömungen und viele Unwahrheiten entlarvt werden müssen. Wir glauben fest daran, dass Bildung das mächtigste Instrument ist, wie wir nicht nur Chancengerechtigkeit erreichen können, dass in Europa, das aus den vier Grundfreiheitssäulen besteht, Bildung nicht zurück bleiben darf. Sie muss voranschreiten, auch als Fackelträgerin der Aufklärung, als Verteidiger der liberalen Demokratie und des Fortschritts. (EP-Abg. Mag. Dr. Georg Mayer, MBL- HSG: Fackelträger ist aber sehr rechtslastig!) Bildungsfreiheit ist mehr als nur ein politisches Schlagwort, sie ist ein Versprechen an unsere Jugend, für die wir das alles machen, an die nächsten Generationen, ein Bekenntnis zu einem Europa ohne Grenzen im Geiste und im Wissen. Sie ist der Glaube daran, dass jede junge Person, unabhängig von ihrem Herkunftsland, das Recht und die Möglichkeit haben soll, ihre Träume zu verfolgen und ihre Talente überall in Europa entfalten zu können. Bildung ist mehr als ein Recht. Sie ist eine Brücke, die Menschen verbindet, Kulturen zusammenführt, das Fundament unserer gemeinsamen europäischen Identität stärkt. In einem Europa der vier Grundfreiheiten - des freien Dienstleistungs-, Kapital-, Personen- und Warenverkehrs - ist es auch unerlässlich, dass die Bildungsfreizügigkeit nicht nur ein Ideal bleibt, sondern gelebte Realität wird, und deshalb fordern wir auch diese fünfte Grundfreiheit der Europäischen Union. (Beifall bei den NEOS.) Warum ist das so wichtig? Indem wir nationale Hürden für grenzüberschreitende Bildung, für Ausbildung abbauen, erhöhen wir die Mobilität junger Menschen in Europa, und das ist entscheidend für die Schaffung eines wirklich vereinten Europas, in dem jede und jeder Einzelne die Wahl und die Möglichkeit haben, ihre vollen Potenziale zu entfalten. Zunächst einmal ist hier zu erwähnen, was wichtig ist: die Stärkung von Programmen wie Erasmus Plus, diese Investitionen sind essenziell, um mehrsprachige Bildungschancen zu erweitern und die europäischen Integration zu vertiefen. Die Ausweitung der Bologna-Reform auf die berufliche Ausbildung wäre ein wichtiger Schritt zur Erleichterung der gegenseitigen Anerkennung von Zeugnissen und Ausbildungsleistungen. Auch die Vereinfachung der gegenseitigen Anerkennung von Schulnoten, von Abschlüssen zum Beispiel bei Umzügen innerhalb der Europäischen Union ist da von entscheidender Bedeutung. Digitale Bildungsplattformen sollen den Zugang zu Bildung über Grenzen hinweg vereinfachen und ein EU-weites System zur schnellen und unkomplizierten Anerkennung von Qualifikationen und Abschlüssen schaffen, was wirklich grundlegend ist. Was heißt das auch für Österreich? Dass Bundesländer Nostrifizierungsverfahren nicht länger verschleppen können dürfen und natürlich, dass Karrieremöglichkeiten, die teilweise auch durch Interessensvertretungen in Kammern beschränkt werden, nicht weiter eingeschränkt werden dürfen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich habe es anfangs erwähnt, diese Vision des gemeinsamen Europas trägt mich hier in dieser Debatte. Ich bin froh, dass es diese breite Mehrheit gibt, aber lassen Sie uns auch gemeinsam ein Europa der Zukunft vor Augen führen, in dem die Bildungsfreizügigkeit als fünfte Grundfreiheit lebendige Realität ist. Ein Europa, wo junge Menschen frei und ungehindert nicht nur reisen können, sondern auch Wissen und Erfahrungen austauschen und einbringen können, wo jede Bildungseinrichtung zu einem Knotenpunkt in einem vernetzten System des Lernens und der kulturellen Bereicherung wird. Ein Europa, das seine Stärke auch in der Diversität der Menschen sieht und aus dieser Diversität der Bürgerinnen und Bürger schöpft und in dem jeder Einzelne den gleichen Zugang zu Bildung und berufliche Chancen hat. Dieses Europa können wir bauen mit der Einführung der Bildungsfreizügigkeit, Schritt für Schritt, gemeinsam in Richtung eines offenen, vernetzten und inklusiven Kontinents. Herzlichen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Kunrath. Sie haben das Wort. GR Nikolaus Kunrath (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen hier am Podium! Herzlich willkommen, Evelyn, Moni, Andi, Lukas und Herr Mayer! Hallo an die Zusehenden via Livestream! Gleich zu Beginn möchte ich für mich eines klarstellen, und das ist der Unterschied zu manchen anderen hier: Die EU hat sich für mich in die richtige Richtung entwickelt und gerade mit dem Green Deal und mit Ausnahme eines wichtigen Landes auch in anderem pro-koalitionären Stil zusammengearbeitet. Diese Orientierung muss weiter verteidigt und gestärkt werden angesichts der immer gefährlicher werdenden Klimakrise. Ich komme dann später auch noch dazu, wie derzeit ja noch manchmal in Wien mit der Klimakrise umgegangen wird. Herr StR Hanke und andere haben heute schon erwähnt, wie wichtig die EP-Wahl am 9. Juni dieses Jahres für Österreich ist - sie ist ja in anderen Ländern zu anderen Zeitpunkten -, und was für ein entscheidendes Datum das dafür wird. Wird es eine Mehrheit für einen zukunftsorientierten Kurs geben oder droht ein Rückschritt? Wird es darauf ankommen, ob Rechtsextreme bei ihren Positionen in Menschenrechtsfragen - von Abtreibungsverbot über Genderverbot und Angriffe auf LGBTIQ+-Rechte bis hin zu Remigrationsphantasien - isoliert bleiben (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Was ist die ÖVP? Rechtsextrem?), ebenso bei ihren Angriffen auf KlimaschützerInnen, die sie in Zeiten wie diesen absurderweise als TerroristInnen bezeichnen, oder, das ist leider auch ein Problem, das man immer wieder auf der europäischen Ebene sieht, dass sich die konservativeren Parteien diesen schrittweise annähern? So leid es mir tut, Lukas (in Richtung EP-Abg. Mag. Lukas Mandl), wenn du hier sitzt, da nehme ich mit Besorgnis einen schleichenden Kurswechsel, vor allem bei der Pro-EU-Partei ÖVP wahr. Ob dies aus Überzeugung oder aus Parteitaktik passiert, macht im Ergebnis kaum einen Unterschied. Der wirklich absurde Kampf für die Kürzung von Arbeitslosengeld, das Verteidigen der Autoindustrie, die längst die Zukunft erkannt hat und trotzdem noch immer Träume in der ÖVP herrschen, wie die Autos mit Verbrennungsmotoren fahren sollen, Blockaden beim Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen oder in Österreich bei einem längst fälligen Klimaschutzgesetz, zwei Dinge, die mich aber besonders irritiert haben: dass Karo Edtstadler den nationalen Klimaaktionsplan zurückgezogen hat (GR Markus Gstöttner, MSc: Man muss das halt abstimmen in der Regierung!), und, was heute auch schon erwähnt wurde, dass der ehemalige, geschätzte IHS-Leiter Martin Kocher plötzlich gegen ein faires Lieferkettengesetz arbeitet. Denn auch hier wird gegen die Realität gearbeitet. Ich habe mich mit verschiedenen Organisationen, die sich mit diesem Lieferkettengesetz intensiv beschäftigen, zusammengesetzt und mit ihnen gesprochen. Es sagen alle, die Industrie will das selbst, weil sie viel deutlichere und viel klarere Vorgaben hat, wie sie dann arbeiten kann, und dass nicht nur regional wirtschaftliche Betriebe einen Vorteil haben, sondern dass auch die ausgebeuteten Menschen im globalen Süden dann eine bessere Struktur bekommen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Das sind Anzeichen für eine Orientierung weg von einem solidarischen Europa. Othmar Karas hat das bei seiner Rede zur Bekanntgabe seiner Nichtkandidatur für die Europa-Wahl ja eindrucksvoll auf den Punkt gebracht. Leider wird das aber immer wieder auch hier in Wien auf eine andere Ebene gebracht. Ich habe das das letzte Mal am 1. Februar 2023 verstehen müssen, als nicht nur Toni Mahdalik, der im EU-Ausschuss sitzt, von dem ich es nicht anders erwartet habe, dagegen gestimmt hat, sondern auch die SPÖ. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Die NEOS wahrscheinlich auch!) Wovon spreche ich? Von einem Gesetz zur Wiederherstellung der Natur, das Nature Restoration Law, eine wesentliche Unterstützung für den Green Deal. Dieses wurde im Europaparlament mit knapper Mehrheit beschlossen, ohne die Stimmen der GRÜNEN und einiger Konservativer - Othmar Karas war einer davon - wäre es sonst gescheitert. Im Europaausschuss am 1. Februar haben wir eine einheitliche Länderstellungnahme dazu abgestimmt, in der Passagen gestanden sind wie: "EU-gesetzliche quantitative Vorgaben für die Schaffung von bestimmten Anteilen von Grünflächen in städtischen Gebieten sind absolut überzogen" oder "wie die Kommission eine derart massive Priorisierung der Klimaschutzinteressen vorsehen kann, ist unverständlich und scheint auch rechtlich überaus problematisch". Das sind Zitate aus dem Jahr 2023 und nicht von irgendwelchen Industriellen irgendwann gesetzte Sätze, sondern tatsächlich Sätze, die damals zurückgekommen sind. NEOS, ÖVP, SPÖ und FPÖ stimmten für dieses Zitat, ich war damals der Einzige, der dagegen gestimmt hat, und Gott sei Dank hat das Europaparlament dann auch gegen diese Vorgaben gestimmt. Es ist mir schon klar, Länderstellungnahmen sind immer ein Kompromiss, müssen immer gesamt abgesprochen werden, sind Ausdruck der Landesregierungen, aber es sollte zumindest einen breiten Meinungsbildungsprozess dazu geben, und deswegen bringe ich auch heute einen Antrag ein, der die Abhaltung von Fachenqueten vorschlägt, die dann genau darüber sprechen können. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vielleicht kann dann auch im Ausschuss konkreter darüber gesprochen werden, wenn Städtewettbewerbe angegangen werden, wenn Wien Demokratiestadt wird und man erfährt das dann vorher und nicht zufällig aus den Medien. Man könnte auch gemeinsam und transparenter zusammenarbeiten. Die NEOS halten sich ja immer für die Transparenzpartei, da wäre das dann so wichtig. Ich möchte aber zurückkommen, denn die Europäische Union ist auch geschaffen worden, weil sie ein Friedensprojekt ist, auch weil sie ein Friedensprojekt ist, das gemeinsam an einem Frieden in Europa arbeiten und entsprechend agieren möchte. Klar, EU-GegnerInnen wie die FPÖ stellen immer wieder das Ungarn von Viktor Orbán als Vorbild hin. Schauen wir uns doch an, welche Zustände in dieser illiberalen Demokratie, und so nenne ich es nun einmal in Ungarn, herrschen. Seit Orbán dort regiert, ist die Lage für die Zivilgesellschaft immer bedrohlicher geworden. Es gibt eine klare Diskriminierung und die Kriminalisierung von LGBTIQ+-Personen, Ablösung der Gleichstellung der Frauen, Zerstörung der Rechte, Gleichschaltung des Bildungswesens und der Medien. Nicht zu vergessen eine Korruption, die immer drückender wird und das mit Steuergeldern der BewohnerInnen aufgebaute Vermögen des Landes in die Taschen regimenaher Kleptokratie hineinprivatisiert. Jüngstes Beispiel ist das Ermöglichen, dass Burgen, Herrenhäuser, Gutshöfe im Besitz des Staates, von denen ein Teil mit weit über 100 Millionen EUR an EU-Mitteln renoviert wurde, an Fidesz-Günstlinge übertragen werden. Für uns in Wien ist es wichtig, zu wissen, dass das Orbán-Regime die Stadt Budapest finanziell systematisch auszuhungern versucht. Auch die zumeist zum Bund oppositionellen Bezirke innerhalb der Budapester Stadt, die ja weit autarker und stärker eigenständig regieren können, stehen unter Druck. Wir versuchen, durch bilaterale Kontakte zwischen Wien und den Budapester Bezirken zu kooperieren, wie zum Beispiel die historische Innenstadt Wiens, also der 1. Bezirk, oder der 2. Bezirk, der derzeit gerade einen Literaturaustausch begonnen hat, wo Budapester und Wiener LiteratInnen sich gemeinsam austauschen und gemeinsam Veranstaltungen haben. Ich möchte noch zu zwei anderen Ländern kommen, die sich außerhalb der EU befinden und in dieser internationalen Arbeit momentan eine anstrengende Struktur schaffen. Das eine ist die Türkei. Dort wird der österreichische Staatsbürger Mehmet Ali Cankaya, er ist ein Mensch, der sich seit Jahren im Ehrenamt der freialevitischen Gemeinde engagiert, festgehalten und darf nicht ausreisen. Ein österreichischer Staatsbürger darf nicht ausreisen, und wir wollten gemeinsam mit euch allen einen Antrag einbringen, dass wir hier gegen dieses Verbot sind, dass wir dafür sind, dass ein österreichischer Staatsbürger - ein Wiener, der sich engagiert, der 282 Container nach dem Erdbeben in die Türkei geschafft hat, 282 Familien einen Unterhalt gegeben hat, 282 Familien ein neues Zuhause gegeben hat -, wieder zurück darf, zurück kann. Gefordert auch von der Stadt Wien, wie wir das oft tun, wie die Stadt Wien sich sehr oft engagiert und sich mit großer Unterstützung als Menschenrechtsstadt für die Freiheit von BürgerInnen aus dieser Stadt einsetzt. Was macht die SPÖ heute? Sie stimmt diesem Antrag nicht zu. Die SPÖ stimmt nicht zu, Mehmet Ali Cankaya zu helfen und zu unterstützen, und das erschreckt mich und das ärgert mich, und ich bin wirklich entsetzt, dass das hier heute nicht passiert. (Beifall bei den GRÜNEN.) Doch leider gibt es in diesen Strukturen auch noch eine Ebene, die Ungarn und die Türkei harmlos erscheinen lassen, im Vergleich zu dem, was derzeit in Russland passiert. Der Umgang mit OppositionspolitikerInnen, angefangen 2006 mit Anna Politovskaya, deren Mörder niemals verfolgt wurden, die immer vom Kreml gedeckt wurden, bis zum dramatischen Tod - StR Hanke nannte es heute einen tragischen Tod -, ich nenne es einen dramatischen Tod, dem Mord auf Raten an Alexei Navalny. Die Erschießung verletzter ukrainischer Gefangener, die Ermordung von Kriegsüberläufern wie eben in Spanien, Lukas Mandl hat das heute schon gesagt, der Bomben- und Raketenterror gegen die Zivilbevölkerung in der Ukraine, die Bedrohung von Nachbarstaaten bis zu einer absurden Weltallatomkriegspolitik: Nicht einmal geringste Reste internationalen Rechts und die Spielregeln auf eine auf Kooperation basierende Weltordnung zu respektieren, Putin ist alles recht, um seine Macht zu festigen. Wir haben es nicht mit einer Neuauflage des Kalten Krieges der frühen 1980er Jahre zu tun, sondern mit einer immer brutaler werdenden Politik. Das erinnert mich immer an die 30er, 40er Jahre des letzten Jahrhunderts. Deshalb muss Europa sich gemeinsam diesen Herausforderungen stellen, und deswegen unterstützen wir GRÜNEN auch die Aufnahme des Westbalkans in die Europäische Union, um da auch entsprechend zu agieren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ein Schritt, der vor allem in Österreich längst überfällig ist, ist die Reduktion der Abhängigkeit von russischem Gas, die uns Putin-Schmeichler aller drei Parteien eingebrockt haben. Klimaministerin Leonore Gewessler beweist mit ihrer Ankündigung (GR Anton Mahdalik: Was hat sie bisher gemacht?), den Ausstieg aus russischem Gas per Gesetz bis Ende 2027 durchzusetzen (GR Anton Mahdalik: Wenn sie dann nicht mehr Ministerin ist!), jenes Verantwortungsgefühl, das die österreichische Gaswirtschaft auch zwei Jahre nach Putin's Angriff auf die Ukraine vermissen lässt. Auch Energiepolitik ist Sicherheitspolitik, Österreich darf Putin's Kriegsmaschine nicht längerfristig finanzieren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Hier können wir nur an StR Hanke appellieren, seine Haltung des langsamen Ausstiegs zu überdenken, die schon vor dem Februar 2022 kontraproduktiv gewesen wäre, wie ich es zumindest meine, und heutzutage umso mehr. Dementsprechend notwendig ist es, unseren heutigen Antrag bezüglich der entsprechenden Arbeit der Wien Energie und dass es möglichst rasch dazu kommen muss, dass das russische Gas endlich bis 2027 auch hier in Wien nicht mehr verwendet wird, auch gemeinsam zu unterstützen. Zum Abschluss noch eine ganz persönliche Angelegenheit: Ich möchte meiner langjährigen Mitstreiterin Monika Vana heute für ihre Tätigkeit ganz, ganz herzlich danken und ihr gratulieren. Moni, ich weiß, du bist nicht jemand, die sagt, ich möchte schon vor dem 15. Juli aufhören, also vor dem Tag, an dem du dann tatsächlich als Abgeordnete aufhörst. Du hast so viel geleistet in dieser Stadt. Du hast es geschafft, dass es überhaupt einen Europaausschuss gibt, einen Ausschuss, der sich mit europäischen Angelegenheiten beschäftigt, in den Verhandlungen 2010 für eine Koalition, und du hast dann mit Frau Vitouch am Anfang gemeinsam ganz viel dazu beigetragen. Du hast es aber auch geschafft, dass ihr überhaupt hier sitzen könnt, weil du damals ganz stark eingebracht hast, dass die Europa- Parlamentarier ein Rederecht bekommen. Moni, ich sage es ja immer wieder gerne als jemand, der mit dir auch über die Demokratie und Rechtsstaatlichkeit gestritten und oft auch klar dafür kämpfen musste, dass das zumindest eine Partei nicht verstehen wird, aber zumindest die anderen alle machen: Deine Historie und deine Familienhistorie hat auch einiges dazu beigetragen, wie du dich entwickelt hast und wie du daran gearbeitet hast. Dafür möchte ich dir ganz herzlich Danke sagen, weil eines weiß ich auch ganz sicher: Du wirst dich nicht im Lehnstuhl zurücklehnen, sondern du wirst deine Stimme weiter erheben und du wirst auch nach dem 15. Juli weiter entsprechend da sein. Danke, Monika. (Der Redner überreicht EP-Abg. Dr. Monika Vana einen Blumenstrauß. - Heiterkeit bei EP-Abg. Dr. Monika Vana. - Beifall bei GRÜNEN, NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Taborsky. Sie sind am Wort. GR Hannes Taborsky (ÖVP): Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe meine Rede vorbereitet, aber die Reden der Abgeordneten der FPÖ haben mich dazu inspiriert, vorher noch kurz einmal etwas klarzustellen. GR Krauss hat ja gemeint, die FPÖ stehe hier gegen alle anderen. Jetzt möchte ich einmal sagen, es gibt hier in diesem Haus sicher unterschiedlichste politische Meinungen zu diesen Dingen, in einem stehen Sie aber sicher alleine: Sie sind die Einzigen, die permanent Heißluft produzieren und keine einzige Lösung bieten, meine sehr verehrten Damen und Herren. (Heiterkeit und Beifall bei ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Ihre Heißluft würde sich bei jedem Heißluftballonrennen positiv auswirken, hier in diesem Gemeinderat möchte ich zum Fakten-Check sagen - ich habe mir das einmal angeschaut, ich komme dann später noch einmal darauf zurück -, Sie haben behauptet, Sie sind eine Sicherheitspartei, ich habe das schon ein paar Mal gesagt: Sicherheit bei der FPÖ, Bundesminister Kickl als Innenminister, zehn Pferde, ein blauer Teppich, und ich muss mich in einem Detail korrigieren, es waren nicht nur zehn Pferde, es waren auch zwei Katzen, die dort angeschafft wurden. (Allgemeine Heiterkeit.) Ich habe mich da genau erkundigt, eine dieser Katzen hat "Vizeleutnant" geheißen. Die mussten nachher verschenkt werden, weil sie dort eine Mäuseplage hatten. Also das war die Leistung des Herrn Bundesministers Kickl als Sicherheitsminister in dieser Republik. Vor lauter Angst, dass rechtsradikale Burschenschafter Akten im BVT kriegen, ist er dort einmarschiert, und null Abschiebeabkommen. Herr Bundesminister Kickl war der beste Freund der illegalen Migration, bei ihm hat es die meiste Ausschüttung für illegale Migranten im Vergleich zu jetzt gegeben. Also das muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen, dass Sie sich hier herstellen und erklären, Sie wären eine Sicherheitspartei. (Beifall bei der ÖVP.) Und zu guter Letzt noch die Impfpflicht: Da gibt es eine OTS-Aussendung, in der Herr Kickl damals die Bundesregierung aufgefordert hat, massivste Maßnahmen zu setzen, und so weiter. Also vielleicht lesen Sie einmal ein bisschen bei Ihren eigenen Presseaussendungen nach. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Die Edtstadler hat gesagt, die Nichtgeimpften sollen auswandern!) Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Politik muss sich mit Dingen beschäftigen, die die Menschen bewegen. Ich bin schon der Ansicht, dass der Green Deal zwar wichtig ist, denn auch für die strategische Unabhängigkeit der Europäischen Union ist das eine wichtige Angelegenheit, aber wichtig für die Menschen sind auch Wirtschaftswachstum, Arbeitsplätze und Sicherheit. Da wir Wahlen zum Europäischen Parlament haben, sollten wir einmal darüber reflektieren, was eigentlich der Grundgedanke dieser Europäischen Union ist. Da gibt es natürlich einige Antworten, die wir alle kennen: ein Friedensprojekt, eine Wirtschaftsunion, eine Verteidigungsunion. Ist es aber nicht auch die Initative, eine europäische Identität zu finden? Die Frage ist: Was ist unsere europäische Identität, unsere europäische Zivilisation, die sich in dieser Europäischen Union manifestiert? Es war in der Vergangenheit, na ja, sagen wir einmal so, minder erfolgreich. Sie hat aus Konflikten und Kriegen bestanden, zugegebenermaßen auch aus Hochkultur, Wissenschaft und Fortschritt. Man hat eine Anthropologin gefragt, ich habe das vor Kurzem gelesen, was für sie Zivilisation ist. Man hätte vielleicht davon ausgehen können, dass sie gesagt hätte: Pfeilspitzen, Ackerbau, wenn das erfunden wurde, Töpferei, Felsenmalereien, und so weiter. Sie hat etwas ganz anderes gesagt. Sie hat gesagt, für sie ist Zivilisation das erste Mal deutlich geworden, als der erste Mensch mit einem geheilten Knochen gefunden wurde. Ich glaube, das ist, wenn man sich diesem Gedanken nähert, ein ganz ein wichtiger Sinn, denn Zivilisation besteht offensichtlich aus der Sorge für einen anderen Menschen, ohne dass man selbst einen Vorteil daraus hat. (GR Mag. Josef Taucher: Das ist schön!) Das ist dann im Mittelpunkt gestanden, und es geht darum, dass Zivilisation offensichtlich etwas mit sozialem Verhalten zu tun hat, sich um den anderen zu kümmern und sich füreinander einzusetzen und da zu sein. Wenn man das jetzt auf Europa ummünzt, dann war wohl die Gründung der Europäischen Union jener Zeitpunkt, wo man gesagt hat, man lässt die Vergangenheit zurück, in der man geglaubt hat, dass Nationalstaaten gegeneinander antreten müssen, dass wir davon profitieren, dass wir durch Kriege besser abschneiden als andere und gesagt hat, wir machen ein Projekt, das nicht auf der Niederlage des anderen aufgebaut ist, sondern auf einer gemeinsamen Anstrengung, auf gemeinsamen Rechten und Pflichten und auf der gemeinsamen Sorge um die Zukunft. Das prägt diese Europäischen Union, meine sehr verehrten Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP und von GR Mag. Josef Taucher.) Diese gemeinsame Anstrengung nach innen dient der Verbesserung des Wirtschaftsraums, der Arbeitsplätze, der Sicherheit und nach außen dem Außengrenzschutz, der Entwicklung der Wirtschaftsräume auch über die Europäischen Union hinaus und dem Schutz unserer Interessen durch Anstrengungen für Demokratie und Wohlstand auch außerhalb der Europäischen Union. Diese Wahl wird wohl entscheiden, in welche Richtung die Europäische Union geht. Wir halten es für wichtig, dass diese Europäische Union in eine Richtung geht, in der nicht Völker gegen Völker kämpfen, Länder gegen Länder und Festungen gegen Festungen, wie uns das die FPÖ durch den Parteiobmann mitgeteilt hat, der für irgendeine Festung Österreich eintritt, ganz eine witzige Angelegenheit. Ich habe mir das auf der Suche nach den europäischen Themen in den einzelnen Bereichen angeschaut. Ich habe dazu natürlich insofern einen Zugang, weil ich einmal bei der Hochgebirgsvermessung tätig war. Ich habe da Staatsgrenzanbindungsmessungen gemacht, das heißt, ich weiß in etwa, was die Staatsgrenze in Österreich bedeutet. Wenn man also eine Festung Österreich errichtet, dann gehe ich einmal davon aus, Sie wissen, dass eine Festung aus Mauern besteht, denn offensichtlich fordert der Herr Bundesminister a. D., der Herr Bundesparteiobmann Kickl, eine Mauer rund um Österreich, weil es uns allen dann besser geht. Das heißt, er fordert eine 2.524 km lange Staatsgrenzmauer zur Schweiz, zu Liechtenstein, zu Deutschland, zu Italien, zur Slowakei, zu Slowenien und zu Tschechien. Ich versuche nur, Ihnen entsprechend deutlich zu machen, was das für ein Nonsens ist, was Sie da bei Ihren Parteiveranstaltungen in den Raum stellen - eine architektonische Meisterleistung. Die österreichische Staatsgrenze ist hauptsächlich im Hochgebirge zu finden, also können Sie dann bis auf 3.600 m hinauf Ihre Mauern und Zäune errichten. Sie brauchen außerdem tausende Enteignungsverfahren für diese ganzen Sachen, weil in Österreich, anders als in Ungarn, der Grund bis zur Staatsgrenze Österreicherinnen und Österreichern gehört. Die werden sich für diese wunderbare Initiative herzlich bedanken. Und wenn Sie dann diese Grenze auch noch mit Soldaten ausstatten wollen - ich habe es mir ausgerechnet -, wenn man alle 100 m einen hinstellt, braucht man 25.240 Soldatinnen und Soldaten für die Bewachung Ihrer Grenze - dieses Mal nicht am Wolga-Strand, sondern entsprechend im Hochgebirge. (Beifall bei der ÖVP sowie von GRin Martina Ludwig-Faymann und EP-Abg. Mag. Lukas Mandl.) Die FPÖ ist also ihrem Grundsatz wieder treu geblieben: FPÖ - Partei für faktenbefreite Politik in Österreich, meine sehr verehrten Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP und von EP-Abg. Mag. Lukas Mandl.) Dagegen die ÖVP: Wir versuchen, die Krankheit, die es zweifelsohne gibt, und das Problem, das es gibt, auch entsprechend zu lösen. Wir haben investiert: In Schleierfahndung - es gibt einen Höchststand an aufgegriffenen Schleppern, meine sehr verehrten Damen und Herren (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: 120.000 Asylanten ... 120.000! Sie sind ein Freund der Schlepper!) -, Abschiebeabkommen mit Serbien, Indien, Tunesien und Marokko, EU-Außengrenzschutz - unser Abgeordneter Mandl hat es schon gesagt: Durch das Schengen-Votum zum Thema gemacht. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Geben Sie einfach zu, dass Sie alle da haben wollen! Geben Sie's zu!) Ein Erfolg ist die Unterstützung von Bulgarien und Rumänien und Italien. Die Zukunft der Wahl in der Europäischen Union ist ja auch die Frage, wohin es gehen soll. Wir haben deshalb Forderungen und Anträge zum Thema Außengrenzschutz gestellt, da geht es um die Bekämpfung der Ursachen. Es gibt einen Antrag zu Afrika - Frau Kollegin Hungerländer wird das noch näher ausführen. Wir müssen uns auch um unser Umfeld kümmern. Es nutzt eben nichts, wenn wir eine Mauer rund um Österreich errichten, sondern wir müssen uns um die Ursprünge dieser Migrationsströme kümmern. Sahel ist eine Katastrophe, und da kann auch die Stadt Wien durch Städtepartnerschaften etwas leisten. Das wäre unser entsprechender Vorschlag. Weiters die Zukunft der EU-Migrationspolitik: Meine sehr verehrten Damen und Herren, ein Ticket in einem Schlepperboot darf selbstverständlich nicht zu einem Ticket in die Europäische Union werden. Das heißt aber nicht, dass es keine Seenotrettung gibt. Nur, dass wir diese Menschen dann direkt in die Europäische Union bringen, ist natürlich nicht Ziel der Sache. Da muss es entsprechende Zentren auch in den angrenzenden Ländern geben. Wir müssen selbst bestimmen, wer nach Österreich kommt. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Wer hat's erfunden? Bei uns habt ihr gesagt, wir sind böse, wie wir das vorgeschlagen haben!) Gezielte Zuwanderung brauchen wir, weil wir Arbeitskräfte brauchen, das ist ja wohl unbestritten, zum Beispiel im Pflegebereich, aber die illegale Migration muss verhindert werden. Wir haben deshalb einen Antrag mit drei Punkten: Einen stabilen EU-Außengrenzschutz, rasche Asylverfahren in der Nähe der Herkunftsländer - nicht in Wien bei der Magistratsabteilung 35, denn dann sind sie schon da -, konsequente Rückführung in die Heimatländer. Das ist aber nur EU-weit lösbar. Das hat Bundesminister Karner durch seine Abschiebeabkommen vorgemacht. Das ist in Wirklichkeit die vernünftige Zukunftsperspektive, meine sehr verehrten Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP und von EP-Abg. Mag. Lukas Mandl.) Man muss auch einen klaren Unterschied machen in der Frage nach dem Grund, warum Menschen hier sind. Da wird ständig alles vermengt. Flucht ist eine klare Frage, denn wenn ein Flüchtling da ist, ist es überhaupt keine Frage, dass es schnelle und klare Verfahren braucht. Dann gibt es die legale Migration für den Arbeitsmarkt. Das ist, glaube ich, eine grundsätzlich positive Sache. Dann gibt es die Frage der Staatsbürgerschaft. Da haben wir schon unterschiedliche politische Meinungen, denn wir stehen auf dem Standpunkt: Wer hier leben will und wer Teil unserer Kultur und Zivilisation sein möchte, der muss dies auch beweisen. Das heißt, Staatsbürgerschaft kann nur das Ende eines Integrationsprozesses sein. Da muss geprüft werden, ob wir diese Menschen auch in unserer Gemeinschaft wollen. Was wir sicher nicht wollen, sind antisemitische Agiteure, wie wir sie in den letzten Tagen leider immer mehr auf unseren Straßen erleben mussten. (EP-Abg. Mag. Dr. Georg Mayer, MBL-HSG: Das ist aber neu!) Der vierte Punkt ist die illegale Migration. Da geht es im Prinzip nur um die Frage, wie wir mit diesen Menschen umgehen, denn es ist eigentlich eine kriminelle Angelegenheit. Es ist eigentlich nur die Frage, wie diese unser Land verlassen können, wenn wir andere vernünftige Wege haben. Dazu ist es aber auch notwendig, dass wir in der Stadt Wien entsprechende Pull-Faktoren beseitigen. Es gibt einen Grund, warum wir gerade in Wien das größte Problem zu diesem Thema haben, meine sehr verehrten Damen und Herren, und das ist vollkommen unbefriedigend. Weiters zum Thema EU-Sicherheitsunion: Benjamin Franklin war es, der gesagt hat: "Wer die Freiheit für die Sicherheit tauscht, wird beides verlieren." - Deswegen ist es für mich auch unverständlich, dass Sie hier in einer Quasineiddebatte gemeint haben, na ja, da werden jetzt Milliarden in die Ukraine geschickt, und die kaufen um Gottes Willen Waffen davon. Meine sehr verehrten Damen und Herren, was sollen sie sonst machen? Sie verteidigen sich derzeit. Sie verteidigen ihre Freiheit - 150.000 verletzte und tote ukrainische Soldatinnen und Soldaten, 300.000 Russen -, sie kämpfen um ihr Leben, um die Zukunft ihres Staates. Ich habe sehr genau zugehört, wie Herr Abg. Krauss hier gemeint hat: dieser Quasistaat Kosovo. Ich habe das auch zur Ukraine gehört. Meine sehr verehrten Damen und Herren, glaubt hier herinnen wirklich irgendjemand, dass sich Menschen an die Front stellen und ihre Heimat verteidigen, wenn sie nicht selbst der Ansicht sind, dass sie damit diesen Staat, in dem sie leben, und ihre eigene Freiheit verteidigen? Es ist vollkommen unverständlich für mich, dass Sie hier solch eine Position beziehen. (Beifall bei der ÖVP sowie von GRin Martina Ludwig-Faymann, GR Thomas Weber und EP-Abg. Mag. Lukas Mandl.) Es hat aber auch bei einem anderen Thema eine ganz witzige Abstimmung der FPÖ gegeben, nämlich beim Thema europäische Sicherheitspolitik, Sky Shield, also die gemeinsame europäische Beschaffung von weitreichender Luftabwehr. Zu den Fakten: 80 Prozent der militärischen Kraft der NATO sind außerhalb der EU. Das bedeutet, in der EU haben wir kaum entsprechende Militärkräfte. Das hat viel damit zu tun, wie Beschaffung funktioniert. Die Europäische Union hat 17 Panzer, 180 Waffensysteme, die USA hat ein Panzersystem, 30 Waffensysteme. Manfred Weber von der CDU hat das einmal so bezeichnet - Zitat: "Die EU steht nackt in einer Welt von Stürmen." Das ist leider die Realität. Ich frage jetzt ernsthaft die FPÖ, ob sie, wenn Krieg in der Ukraine herrscht, Krieg in Israel herrscht, weltweit Konflikte drohen und Österreich 13 Milliarden EUR investiert, im Nationalrat allen Ernstes gegen billige Luftabwehrraketen gestimmt hat, wo wir doch wissen, dass Städte das Hauptziel von entsprechenden Bedrohungen sind. Das ist vollkommen absurd und für die angebliche Sicherheitspartei eine Position, die absolut jenseitig ist. (Beifall bei der ÖVP und von EP-Abg. Mag. Lukas Mandl.) Mir fällt dazu eigentlich nur noch ein anderes Synonym für die FPÖ ein: Freunde Putin's in Österreich. Das könnten Sie sich vielleicht auch das nächste Mal bei Ihrem Parteitag irgendwo hinhängen. Mich wundert eh, dass Sie dort noch österreichische Fahnen und keine russischen schwenken, so wie ich das letztens einmal gesehen habe. Antrag Wirtschaftsraum Europäische Union: Kollegin Kasia Greco wird das entsprechend ausführen. Es geht auch darum, eine Reindustrialisierung Europas und Österreichs zu ermöglichen. Es müssen die Arbeitsplätze wieder retour nach Europa. Das haben uns die Corona-Pandemie und jetzt auch dieser Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine bewiesen. Das Prinzip, die USA entwickelt, China produziert und die EU reguliert, ist nicht nachhaltig. Ein gutes Beispiel ist Sandoz Novartis in Tirol. Da kann Wien ebenso einiges leisten. Wir werden dazu einen Antrag einbringen. Die Zukunft Europas heißt aber auch, eine starke Stimme für die Demokratie und für Menschenrechte zu erheben. Seit der Gründung ist das eine Erfolgs-Story. Alle wollen hier her, das ist auch eines unserer Probleme. Niemand will nach Russland, China, Iran oder Afghanistan, außer einige FPÖ-Abgeordnete, wie ich gesehen habe. Denen gefällt es besonders gut. (EP-Abg. Mag. Dr. Georg Mayer, MBL-HSG: Bundeskanzler Kurz ist schon dort ...) Na, vor Kurzem waren Sie (in Richtung EP-Abg. Mag. Dr. Georg Mayer, MBL-HSG), also ein paar Leute von Ihnen, glaube ich, in Afghanistan, habe ich gesehen. Das ist Ihre außenpolitische Initiative, wie ich gesehen habe. (Neuerlicher Zwischenruf von EP-Abg. Mag. Dr. Georg Mayer, MBL-HSG.) Ich weiß, Sie kennen die alle nicht, die haben mit der FPÖ nichts zu tun, so wenig wie Ihr Ex-Vizekanzler, und so weiter. Wir haben einen Antrag zu Navalny eingebracht. Ich glaube, wir müssen ganz massiv gegen Diktatoren und Aggressoren, welche Oppositionspolitiker und sonstige Gegner ermorden, auftreten. Das ist eine Sache, die wir uns als Demokratie nicht gefallen lassen können. Ich erinnere daran, dass wir vor, ich glaube, zwei Tagen eine Pressekonferenz hatten, in der Wien zur Demokratiehauptstadt Europas gekürt wurde. Ich glaube, es ist dringend notwendig, von der Demokratiehauptstadt Europas eine einstimmige Meinung in diese Richtung zu senden. Putin- Russland hat sich bereits mehrfach demaskiert, aber jetzt endgültig. Heute, es wurde schon angesprochen, wurde ein entflohener Pilot, der mit seinem Hubschrauber aus Russland geflohen ist, weil er diesen Krieg nicht mehr führen wollte, in Spanien in einer Tiefgarage ermordet. Dieses Regime ermordet also seine Gegner im Land und darüber hinaus. Jeder, der für dieses Regime eintritt, sollte sich einmal überlegen, ob er wirklich Demokrat ist oder auch nicht. (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN sowie von GR Dr. Andreas Höferl, GRin Martina Ludwig-Faymann, EP-Abg. Mag. Evelyn Regner und EP-Abg. Mag. Lukas Mandl.) Deshalb sagen wir auch klar, Solidarität mit der Ukraine, denn sie verteidigt unserer Ansicht nach die Freiheit Europas. Wir treten ganz massiv gegen irgendwelche Gerüchte auf, dass das jetzt kein Staat sein sollte oder sonst irgendein Nonsens. Sie haben hier Anträge gegen die Ukraine-Hilfe, für ein Ende der Russland-Sanktionen eingebracht. Meine sehr verehrten Damen und Herren von der FPÖ, das ist in etwa so, wie wenn ein 15-Jähriger einen 5-Jährigen in der Sandkiste mit der Schaufel verprügelt. Sie verlangen jetzt, dass man dem 5-Jährigen die Schaufel wegnimmt und dem 15-Jährigen noch einen Vorschlaghammer in die Hand drückt. Das ist Ihre Art und Weise von Politik, und das ist eigentlich ein Skandal. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und NEOS sowie von EP-Abg. Mag. Evelyn Regner und EP-Abg. Mag. Lukas Mandl.) Meine sehr verehrten Damen und Herren, die EU-Wahl muss eine Stärkung der demokratischen Kräfte bringen. Eine Rückkehr zu Nationalstaaten ist eine Abkehr von der europäischen Zivilisation, wie ich sie ganz zu Beginn bezeichnet habe. Eine Abkehr vom Prinzip der gegenseitigen Unterstützung ist ein Rückschritt und kein Fortschritt. Es ist ein Rückschritt in die 30er Jahre des letzten Jahrhunderts, und die Konsequenzen waren damals katastrophal. Die Österreichische Volkspartei will kein einsames und schwaches Österreich ohne Alliierte und ohne Freunde in Europa, sondern die Österreichische Volkspartei steht für ein starkes Österreich in einem gemeinsamen und starken Europa. Ich hoffe, dass die Kräfte, die für diese Sache sind, bei der kommenden Europa-Wahl eine Mehrheit bekommen. - Ein herzliches Dankeschön. (Beifall bei der ÖVP und von EP-Abg. Mag. Lukas Mandl.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Florianschütz. Sie sind am Wort. GR Peter Florianschütz, MA, MLS (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer auf den Rängen und via Livestream! Ich freue mich ungeheuer und bedanke mich, dass es heute diese Mitteilung gegeben hat, weil sie ein Thema, zugegebenermaßen turnusmäßig, in den Mittelpunkt stellt, das für uns von einer immer essenzielleren Bedeutung ist, nämlich die Frage Europa und die Frage der Europäischen Union. Meine Damen und Herren, da geht es jetzt nicht um Folklore oder um eine Flaggenparade, sondern da geht es um den Gedanken. Hinter der Europäischen Union und hinter Europa steht eine Idee, und über diese möchte ich, auch wenn das von manchen Leuten bekämpft oder jedenfalls mit scheelen Augen gesehen wird, heute kurz mit Ihnen reden. Wir sind im Bereich der Europäischen Union aktiv, besonders im Ausschuss der Regionen, wo ich die Ehre habe, den Herrn Bürgermeister zu vertreten, und davon sind heute schon drei Dinge angesprochen worden. Erstens unser Kampf, unser Einsatz für die sogenannte Golden Rule. Obwohl es heute schon gesagt worden ist, bringe ich es auf den Punkt: Golden Rule ist eine Ausnahme der Fiskalbestimmungen und sieht vor, dass nachhaltige Investitionen in die Infrastruktur nicht als Schulden gerechnet werden, sondern gegengerechnet werden zum Investitionskapital, ähnlich einer doppischen Buchhaltung. Noch einmal: Die Annuität wird gegengerechnet gegen den geschaffenen Wert, und in diesem Falle, wenn sich das in der Waage hält, nicht als Schulden gerechnet. Warum ist das wichtig? Das ist deshalb wichtig, weil damit die Kommunen und Regionen in den Stand gesetzt werden, Investitionen zu tätigen, was wir jetzt nicht hätten. Ich weise Sie darauf hin, wenn wir in Wien eine Schule bauen und uns an die Maastricht-Kriterien halten, was wir natürlich tun, wird das über PPP, Public-Privat-Partnership- Modelle, gemacht, und damit haben wir insgesamt bis zu 50 Prozent höhere Kosten, die von den Bürgerinnen und Bürgern Europas gezahlt werden müssen. Da sind andere Finanzmodelle dahinter. Am Ende gibt es die Schule immer, sie war nur für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt teurer, und um das zu vermeiden, gibt es die Golden Rule. Das Zweite ist die Frage Housing: Wien ist die Metropole des Wohnbaus, und ich darf Ihnen berichten - ich war gestern in Brüssel auf einer Konferenz -, dass das, was wir hier tun, die Art und Weise des Mixes, den wir machen, besonders der Gedankengang, dass sozialer Wohnbau nicht etwas für die armen Leute ist, sondern für den Mittelstand, die "middle class" - das ist die normale Wohnform dieser Stadt -, ein Erfolgsmodell von Wien ist. Das ist ein Erfolgsmodell, das wir auf Europa übertragen, und wir erreichen damit auch großes Interesse. Wir werden demnächst eine Delegation nach Bosnien-Herzegowina schicken. Dort wird versucht, ein Genossenschaftswohnbausystem auf gemeinnütziger Basis aufzubauen, und wir werden dafür als Blaupause verwendet. Letztendlich ist Wien eine Metropole der Menschenrechte. Meine Damen und Herren, auch diesbezüglich sind wir Vorbild. Auch das wurde heute angesprochen, wofür ich sowohl den Vorrednern als auch besonders dem Herrn Stadtrat dankbar bin. Wien ist eine sozial orientierte Stadt, und mit unserem Schwesterausschuss, dem Wirtschafts- und Sozialausschuss, achten wir auch auf soziale Mindeststandards innerhalb der Europäischen Union und haben da eine hervorragende Zusammenarbeit. Unser Freund Oliver Röpke ist Präsident des Wirtschafts- und Sozialausschusses, und auch das zeigt, wie stark wir in diesen Prozess involviert sind. Last, but noch least: Green Deal - darüber ist heute schon geredet worden. Meine Damen und Herren, ich verwehre mich dagegen, dass der Green Deal immer so als eine Spinnerei von irgendwelchen komischen Terroristen angesehen wird. Der Green Deal, den federführend mein Parteifreund Frans Timmermans eingebracht hat und der von allen in der Europäischen Union unterstützt worden ist, ist ein Beitrag zur Rettung dieses Planeten. Das machen wir nicht deshalb, weil wir Abenteurer sind, wir machen das im Interesse unserer Kinder und Kindeskinder. Und wenn Matthias Strolz einmal das Schlagwort "enkelfit" erfunden hat, so ist der Green Deal eine enkelfitte Maßnahme. Das hat kein parteipolitisches Mascherl, sondern das ist eine Notwendigkeit für die Menschheit, und wenn uns das nicht gelingt, dann pfiatgott, Muatterl. Das wird uns hier vielleicht nicht betreffen, aber wenn unsere Enkel auf einem Planeten leben, der nicht mehr lebenswert ist, dann werden sie an uns zurückdenken und fragen, warum wir nichts gemacht haben. Diese Frage möchte ich mir nicht lebend stellen und auch nicht retrospektiv stellen lassen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ sowie von GRin Mag. Dolores Bakos, BA und EP-Abg. Mag. Evelyn Regner.) Wir haben ein extrem gut funktionierendes Wien-Haus in Brüssel - das ist heute auch schon angesprochen worden. Vielen Dank an unsere Freundin Michi Kauer und ihren Stellvertreter Harald Bürger, die dort hervorragende Arbeit leisten. "Well done, congrats", kann man da nur sagen und danke schön. - Und jetzt wäre ein Applaus sehr angebracht. (Heiterkeit und Beifall bei SPÖ und NEOS sowie von EP-Abg. Mag. Evelyn Regner.) Manchmal muss man die Regie selber übernehmen. Wir haben eine zweite Stelle, das sind die Wien-Büros, die wir inzwischen in ganz Europa haben. Diese sind eine Frage des Stadtmarketings und eine Frage der Wirtschaftsentwicklung, der Stadtaußenpolitik und der Wirtschaftsaußenpolitik, aber eben nicht nur, sie sind auch eine Frage der Kultur, eine Frage des Transports unserer Werte und eine Frage der Organisation von Austausch, insbesondere auch der jungen Generation. In dem Zusammenhang, liebe Abgeordnete zur Europäischen Union, danke schön. Ihr trefft euch ja in Europa ganz viel mit jungen Leuten aus Europa und besonders mit jungen Leuten aus Österreich und auch aus Wien - vielen Dank dafür. Sie sind voll des Lobes für das, was ihr dort macht - danke schön. Wir haben eine Schwerpunktsetzung innerhalb der Europäischen Union, in dem Fall den Westbalkan. Ich darf Ihnen mitteilen, dass wir demnächst nach Sarajevo und nach Belgrad fahren werden - nicht zur nationalen Regierung, sondern zu den kommunalen Strukturen, um uns mit ihnen dahin gehend auszutauschen, wie wir einen Beitrittsprozess vernünftig und seriös vorbereiten können, denn diesen wird man vernünftig und seriös vorbereiten müssen. Klar ist aber jedenfalls, dass sich die Zukunft der Westbalkan-Länder innerhalb der Europäischen Union befindet. Da sind wir uns mit den üblichen Ausnahmen an und für sich einig. Daher wird uns das auch gelingen, meine Damen und Herren. (Beifall bei SPÖ und NEOS sowie von GR Hannes Taborsky, GR Dr. Markus Wölbitsch- Milan, MIM und EP-Abg. Mag. Evelyn Regner.) Es wird! Im Ausschuss der Regionen, in dem ich die Ehre habe, den Bürgermeister zu vertreten, sind das Themen, die wichtig sind. Dazu werde ich jetzt nicht die Tagesordnung des Ausschusses der Regionen referieren, dazu ist auch keine Zeit, aber ich werde einen atmosphärischen Bericht bringen. Auf europäischer Ebene und international ist es üblich, dass man miteinander wertschätzend und höflich umgeht, über die Parteifamilien hinaus, auch über inhaltliche Grenzen, aber jedenfalls wertschätzend. Es gibt zwei oder drei Parteifamilien, in denen das nicht der Fall ist, das bedauere ich ungeheuer. In diesem Haus und bei den hier Anwesenden ist diese Kultur aufrecht, dafür möchte ich mich herzlich bedanken, und das ist auch die Zukunft der Europäischen Union. Ein wertschätzender, vernünftiger Umgang mit einer inhaltlichen Auseinandersetzung als ein Wettbewerb der Ideen wird die Zukunft Europas gestalten. In dem Zusammenhang, lieber Lukas Mandl: Vielen Dank für deine lobende Erwähnung. Tatsächlich ist es so, dass mir der Kampf gegen Antisemitismus - ich bin nicht der Einzige, wenn ich die KollegInnen sehe - ein wesentliches Anliegen ist. Das ist ein Kampf, den wir in Österreich - da sind wir eigentlich ganz erfolgreich - und auch auf europäischer Ebene führen müssen, denn die Zunahme antisemitischer Vorfälle in vielen Ländern Europas ist extrem besorgniserregend. Das war auch im Ausschuss der Regionen ein Thema. Wir werden über die Parteigrenzen hinweg versuchen, eine Strategie zu entwickeln, wie wir das bekämpfen können, wie wir etwas dagegen machen können. In dem Zusammenhang - das ist ja alles nicht abstrakt: Wir hatten unlängst im Ausschuss der Regionen einen Akt zum Thema europäischer Behindertenausweis. Danke schön, dass er im Europäischen Parlament beschlossen worden ist und vielen Dank, weil das ja auch in Wien einen Impact gefunden hat, an Steffi Vasold von der Inklusionskommission und von unserer dazugehörigen Stelle, ihr habt euch ja mit dieser Frage auseinandergesetzt. Das ist ein schönes Beispiel dafür, dass eine europäische Idee in europäischen Ausschüssen, im Wiener Gemeinderat und Landtag, in einer dementsprechenden Kommission diskutiert wird, und am Ende des Tages wird alles gut, und dann gibt es einen wirklichen europäischen Behindertenausweis, der ein echter Fortschritt ist. Danke an alle, die dazu beigetragen haben - Steffi, richte es deinen Leuten aus! (Beifall bei der SPÖ und von EP-Abg. Mag. Evelyn Regner.) Meine Damen und Herren, es gibt zwei Anträge, die heute schon erwähnt worden sind und über die ich mich hier kurz äußern möchte. Der eine betrifft die Frage des ehestmöglichen Ausstiegs der Wien Energie aus russischem Gas. Die Überschrift des Antrages ist ohne Zweifel begrüßenswert und zustimmungswert, überhaupt keine Frage. Der Antrag selber sieht vor, dass ehestmöglich 2027 ist und dass die Verantwortung für den Ausstieg der amtsführende Stadtrat trägt, und darum ist dieser Antrag nicht zustimmungswert. Warum? Erstens einmal handelt es sich um ein Unternehmen, und wir haben - das nehme ich jetzt vorweg, Joe - uns in einem Kodex über die Entwicklung der Wirtschaft vorgenommen, zwischen wirtschaftlichem Engagement und operativer Tätigkeit und der politischen Ebene zu trennen. Das heißt, in unserem Betrieb funktioniert das nicht so, dass der Bürgermeister anruft und der Generaldirektor hüpft, so ist das bei uns nicht, und es wäre auch nicht gut, das so zu machen. Das Zweite ist: Mein Freund Kurt Stürzenbecher hat mich auf einen Artikel im heutigen "Standard" hingewiesen (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Im gestrigen!) - im gestrigen, Entschuldigung, ich habe es erst heute gekriegt, darum. Ein gewisser Johannes Benigni schreibt einen Leitartikel im "Kommentar der anderen" und weist zu Recht darauf hin, dass die Lösung des Gasproblems eine Frage der Zurverfügungstellung der Infrastruktur ist, zum Beispiel der Leitungen. Das ist im Strombereich dasselbe, es ist die Frage der Verträge auf internationaler Ebene. Die Gaskrise wird man dann lösen können, wenn es auf europäische Ebene geht, Österreich alleine wird nicht mit Katar verhandeln. Das heißt, es wird nicht die Gemeinde Wien, auch nicht die Republik Österreich alleine dieses Problem lösen können. Das ist eine europäische Agenda und als solche sollte man das auch sehen. Das klingt jetzt böser, als es gemeint ist, aber man soll nicht hergehen und immer Verantwortlichkeiten im operativen Bereich, die auf Bundesebene liegen, dann auf die regionale und kommunale Ebene hinunterschieben, die das ja nicht alleine regeln kann! (GR Dipl.-Ing. Martin Margulies: Du hast den Antrag nicht gelesen, das steht extra drinnen! - GR Nikolaus Kunrath: Das stimmt ja nicht!) Ich sage Ihnen jetzt offen dazu: Nicht an den Gemeinderat appellieren, dass er Ihnen hilft, etwas umzusetzen, sondern selber umsetzen, wenn Sie die dazugehörige Ressortministerin stellen, und das wäre es sozusagen. (GR Nikolaus Kunrath: Das ist ja unglaublich!) Unglaublich ist es eigentlich nicht, es ist einfach wahr, um es einmal so zu sagen. (Beifall bei der SPÖ.) Das Zweite ist der Antrag betreffend das Ausreiseverbot für einen Wiener Bürger, für einen österreichischen Staatsbürger, der in der türkischen Republik festgehalten wird. Auch da trennt uns in der Sache nichts, denn Tatsache ist, die politischen und menschenrechtlichen Standards in der türkischen Republik sind problematisch, besorgniserregend. Zweitens gehört es sich nicht, dass man ihn dort festhält, auch das ist völlig richtig, aber drittens bin ich kein Fan davon - und da können Sie mir jetzt vorwerfen, dass ich ein Bürokrat bin, bin ich nicht, aber Sie können mir das vorwerfen -, dass wir hergehen und uns in diesem Antrag als Wiener Gemeinderat an die türkische Regierung oder an die türkische Republik wenden. Das ist falsch, denn eigentlich müssten wir uns an den österreichischen Außenminister wenden, damit er als Außenminister - das wäre seine Zuständigkeit - dort interveniert. (GRin Mag. Berivan Aslan: Das steht im Antrag! - GR Nikolaus Kunrath: Das steht im Antrag drinnen!) Das ist die erste Geschichte. Die zweite Geschichte ist folgende: Ich rede gelegentlich mit Leuten, ich weiß, dass das österreichische Außenministerium konsularischen Schutz gewährt und sich bemüht, dieses Problem - klingt jetzt dumm - zu lösen. Aus meiner Erfahrung ist es manchmal günstig, wenn die Beamten des Außenministeriums diese Gespräche führen und man das nicht in aller Öffentlichkeit abhandelt - manchmal. Ob das hier der Fall ist, weiß ich nicht, ich weiß aber, dass es die Zuständigkeit der Österreichischen Bundesregierung ist, sich dieses Falles anzunehmen. Das heißt nicht, dass wir nicht mit den Betroffenen solidarisch sind, überhaupt nicht. Wir sind mit jedem Betroffenen in dieser Frage solidarisch, wir werden uns auch zusammensetzen, das haben wir vereinbart, und wir werden das auch in die Diskussion einbringen. Wir müssen uns einmal den Kopf zerbrechen, was im persönlichen Interventionsbereich im Einzelfall die Zuständigkeit des Wiener Gemeinderates und Landtages ist. Das heißt nicht, dass nicht jeder Fall wichtig wäre, aber man kann nicht über jeden Fall einen Antrag machen. (GRin Mag. Berivan Aslan: Das sind faule Ausreden!) Demzufolge bin ich der tiefen Überzeugung - das ist keine faule Ausrede -, dass wir uns konstruktiv zusammensetzen und eine Linie finden müssen, wo wir als Wiener Landtag und Gemeinderat in der Zuständigkeit intervenieren und wo wir das nicht tun. Wenn wir uns gemeinsam entscheiden, dass wir das machen, dann tun wir das, aber machen wir es nicht stückerlweise, meine Damen und Herren. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Sagt doch wenigstens, dass ihr euch nicht einig seid! Seid doch wenigstens ehrlich!) Die Frage, die zu diskutieren ist, ist die Frage von Freiheit. Europa ist ja eigentlich der Kontinent der Freiheit, des Rechts. Als ich viel jünger war - vorgestern -, habe ich einen Spruch gelernt, der mich damals sehr nachdenklich gemacht hat, weil ich mir gedacht habe, dass das nicht wahr sein kann. Si vis pacem para bellum, auf Deutsch: Wenn Sie den Frieden erhalten wollen, bereiten Sie den Krieg vor! - Ich habe mir nie gedacht, dass das einmal eine Realität meines Lebens sein wird. Meine Damen und Herren, das ist in Wirklichkeit traurig, aber wahr, eine Realität unseres gemeinsamen Lebens: Wir befinden uns in einer Situation, in der die Sicherheitslage in Europa sich total verändert hat. Damit meine ich nicht abstrakt eine Sicherheitslage, ich meine die Frage der Freiheit der Rede, ich meine die Frage der Toleranz, ich meine die Frage der Gleichheit der Geschlechter, die Frage des Rechts auf Abtreibung, ich meine die Rechte der LGBTIQ- Personen, ich meine den Kampf gegen Rassismus, ich meine letztendlich insgesamt die offene Gesellschaft. Diese offene Gesellschaft wird von einem Regime der Russischen Föderation massiv bedroht, und das zeigt sich unter anderem an der Frage des Einmarsches, des völkerrechtswidrigen Einmarsches der Russischen Föderation in die unabhängige und freie Ukraine. Das ist ein Kriegsverbrechen, das ist nach internationalem Recht ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Ukraine hat natürlich jedes Recht, auch jeden Grund, sich zu verteidigen. Wir leisten dazu direkt oder indirekt einen Beitrag, meine Damen und Herren, und dazu stehe ich. Ich sage Ihnen ganz offen, dass wir uns über eine Sicherheitsarchitektur Europas den Kopf zerbrechen werden müssen, wenn das, was ich befürchte, eintritt. Die geruhsame Zeit eines Sicherheitsschirms von Dritten ist unter Umständen eine, auf die wir uns nicht mehr werden verlassen können. In dem Zusammenhang: Ich bin kein Verteidiger der Kommissionspräsidentin, aber die Frau Präsidentin hat keineswegs einen Kriegsminister gefordert, sie hat einen Verteidigungskommissar gefordert, und das ist etwas anderes, meine Damen und Herren, etwas ganz anderes. (Beifall bei der SPÖ und von GR Hannes Taborsky.) Ich weise Sie darauf hin: Diese Kriege sind Verteidigungskriege und werden geführt, weil sie geführt werden müssen, weil die Alternative dazu wäre ja - um dieses böse Wort zu sagen - unerfreulich. Wenn heute jemand empfohlen hat, man möge doch das Geld, das man für die Ukraine aufwendet, sparen und zum Beispiel in der Obdachlosigkeitsbekämpfung einsetzen, dann kann das ja auch bedeuten, dass wir dieses Geld sparen, dass diejenigen, die uns dann beherrschen werden, uns dafür Gefängnisse bauen. Das möchte ich nicht, meine Damen und Herren, das möchte ich nicht. Freiheit muss verteidigt werden, und dazu stehe ich. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Billiger Populismus, ganz ehrlich! Sie waren auch schon mal seriöser!) Ich glaube, dass das sehr seriös ist, es ist insbesondere besorgt. Ich bin des Öfteren in den baltischen Staaten, und ich darf Ihnen berichten, dass unsere Freunde und Freundinnen in den baltischen Staaten zu Recht besorgt sind, weil sie die ersten Opfer einer Entwicklung wären. Das werden wir als Europäerin und Europäer nicht zulassen können, meine Damen und Herren, und da verlasse ich mich jetzt jedenfalls auf eine satte Mehrheit in diesem Haus und auch im nationalen Parlament, und solange es diese gibt, bin ich beruhigt. Man muss den Leuten bei den Wahlen zum Europäischen Parlament sagen, dass Wahlen Ergebnisse haben, nämlich für die Zusammensetzung der Häuser in Europa und auf nationaler Ebene. Wer nicht bereit ist, die Freiheit zu verteidigen, ist aus meiner Sicht unwählbar in dieser Republik, im Land, national, europäisch und auch regional. (Beifall bei der SPÖ und von EP-Abg. Mag. Evelyn Regner.) Es bleibt mir, mich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der MA 27, bei den Mitarbeitern des Stadtratbüros, bei den Mitgliedern meines Ausschusses für die gute Zusammenarbeit zu bedanken. Wir sind schon eine nette Truppe, wenn auch nicht alles einstimmig ist, aber wir streiten ganz wenig, darf ich Ihnen sagen. Wir reden dafür inhaltlich ganz viel, und dafür bedanke ich mich. - Ich bedanke mich auch bei Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ sowie von GRin Mag. Dolores Bakos, BA und EU-Abg. Mag. Evelyn Regner.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Mahdalik. Sie sind am Wort. GR Anton Mahdalik (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Abgeordnete! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte kurz auf die Vorredner Florianschütz und Kunrath eingehen, die zumindest in der Tonalität, aber auch inhaltlich zumeist sachlich argumentiert haben, was mir sehr zusagt. (Allgemeine Heiterkeit.) Den Kickl-Fetisch vom Kollegen Taborsky möchte ich da heraußen jetzt nicht weiter analysieren, das bringt uns alle nicht weiter. Außerdem ist er ein bisschen laut geworden, und ich mag das eigentlich nicht so. Kollege Florianschütz hat den früheren Parteichef - wie heißt der von den NEOS, das ist mir entfallen - genannt, der enkelfit gesagt hat (GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Strolz!) - der Strolz, ja. (EP-Abg. Mag. Dr. Georg Mayer, MBL- HSG: Haselsteiner!) - Der ist es noch immer, den früheren habe ich gemeint. - Und er hat gemeint, durch den Green Deal - ich glaube, den hat er angesprochen - wird Europa enkelfit - manchmal heißt es auch klimafit, zukunftsfit. Wir haben genau die gegenteilige Auffassung. Was bis jetzt schon an Maßnahmen in Kraft getreten ist, hat zum Beispiel die Lebensmittelpreise enorm verteuert, und die Fortschreibung, die Verschärfung des Green Deals würde diese Entwicklung dramatisch beschleunigen. Das können sich vielleicht EU-Abgeordnete leisten oder uns hier fällt es auch nicht so auf, aber draußen können sich das viele Hunderttausend Leute nicht leisten. Wien ist leider auch die Armutshauptstadt Österreichs mit den meisten armen Leuten an oder unter der Armutsgrenze, auch mit der meisten Kinderarmut. Da sind wir auch ganz vorne im Ranking und haben keine Preise irgendeines Magazins gewonnen. Das solltet ihr euch einmal zu Herzen nehmen. Diese Armut würde sich weiter erhöhen. Keiner kann Interesse daran haben, dass wir mit diesem Klimafetisch - da sind wir wieder beim Fetisch der EU- Kommission - die Landwirtschaft in Europa auf Sicht zerstören, dass wir unsere eigene Lebensgrundlage zerstören, dass wir von großen Weizenproduzenten abhängig werden, wie vielleicht sogar von Russland oder Ukraine oder Frankreich. Das kann wohl nicht in unserem Interesse sein. Wenn jetzt die CO2-Bepreisung auf den Agrarsektor ausgeweitet wird, dann wird genau das der Fall sein, natürlich werden die Lebensmittelpreise massiv steigen. Wie sollen das Leute draußen bezahlen? Diese wissen schon jetzt nicht, wie sie einkaufen sollen, wie sie vielleicht noch Gewand für ihre Kinder, wenn sie mehrere haben, besorgen sollen, weil sie auch ihre Miete bezahlen und die Grundbedürfnisse des Lebens berappen müssen. Dieser Green Deal zielt genau dort hin, wo wir immer sagen, ja da hätten uns die Amis gern oder die Chinesen wird es auch freuen, wenn die EU ihre Lebensgrundlagen nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in der Industrie zerstört. Die deutsche Autoindustrie wird irgendwann am Abgrund stehen. Die großen Betriebe wie Hilti - Georg Mayer hat heute schon einiges erwähnt - wandern ja nicht zum Spaß ab, sondern weil es nicht mehr anders geht. Wenn wir mit diesem Green Deal - der klingt ja unheimlich gut, green, alles leiwand - unsere Lebensgrundlagen zerstören, die Landwirtschaft, die Industrie zerstören, dann werden wir Europa nicht enkelfit machen, sondern an den Abgrund führen, und genau dagegen tritt die FPÖ hier im Gemeinderat, auf Bundesebene und im Europäischen Parlament mit Georg Mayer massiv an. (Beifall bei der FPÖ und von EU-Abg. Mag. Dr. Georg Mayer, MBL-HSG.) Die Maßnahmen, die gesetzt werden sollen, um den CO2-Ausstoß in Europa bis 2040, glaube ich, um 90 Prozent zu senken, klingen alle unheimlich gut, sind aber brandgefährlich. Das erinnert mich etwa an die Zielsetzungen der Stadt Wien, die ja auch alles klimafit macht, zum Beispiel den Petersplatz, der schon klimafit gemacht worden ist: Zwei Bäume, drei Stauden und vier Blumen - klimafit -, und dann wird eröffnet. Figl hat immer Zeit für ein Foto, wenn etwas Tolles im Ersten passiert, ist er live dabei. Oder die verkehrsberuhigte Innere Stadt: Ulli Sima hat heute nach meiner Zusatzfrage in der Fragestunde abgestritten, dass sie die verkehrsberuhigte Innere Stadt als eines der größten Klimaschutzprojekte der Stadt Wien in der Geschichte der Stadt Wien bezeichnet hat, die Medien haben es halt geschrieben. Sei es, wie es sei, damit werden wir das Klima in Österreich nicht verändern können, schon gar nicht in Europa. Georg Mayer hat es schon erwähnt, 8 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes werden von Europa produziert. Natürlich können wir überall reduzieren, aber mit Maß und Ziel. Wenn der Preis dafür die Zerstörung der Landwirtschaft, der Industrie und der Lebensgrundlage der Europäer ist, dann sagen wir ganz klar Nein. (Beifall bei der FPÖ sowie von GR Wolfgang Kieslich und EU-Abg. Mag. Dr. Georg Mayer, MBL-HSG.) Ab 2027 wird der Gebäude- und Verkehrssektor in die CO2-Bepreisung mit einbezogen, und das wird natürlich auch die Preise in die Höhe treiben. Wenn wir unsere Klimaziele nicht erreichen, dann gibt es diese Emissionszertifikate, die wir dann um viel Geld erwerben müssen. Prognosen gehen davon aus, dass wir, wenn Österreich, wie erwartet, diese Klimaziele nicht erreicht, im Verpflichtungszeitraum von 2021 bis 2030 9 Milliarden EUR an die Europäische Union bezahlen müssen, die dann 1 zu 1 in die Ukraine für Waffen weitergeleitet werden beziehungsweise leiten die es dann in die USA weiter. Dieser Kriegstreiberei stehen wir natürlich auch entgegen, wir sind, wie unser Klubobmann schon gesagt hat, für baldige Friedensverhandlungen, damit dieses Morden endlich aufhört. Die Stadt Wien hat sich, zumindest am Papier, sehr viele ambitionierte Ziele gesetzt, wenn wir schon beim Klimagedudel sind: bis 2040 sind wir CO2-neutral, ab 2040 sind alle Gebäude - ich habe mir das herausschreiben müssen - in Wien klimaneutral, emissionsfrei und mit erneuerbarer Energie beheizt oder gekühlt, ab 2040 sind alle fossilen Energieträger Geschichte, und "Raus aus dem Gas" schaffen wir natürlich auch bis 2040. Ich sage in solchen Fällen: Bevor ich mich wundere, glaube ich es lieber nicht. Man braucht ja für das Ganze auch Stromleitungen, die das Ganze dann bewältigen. Natürlich tun sich aber die Politiker, die jetzt bei den Roten, bei den Rosaroten in Verantwortung sind, leicht, weil es bis 2040 noch lange dauert und keiner von den heute Verantwortlichen dann noch verantwortlich sein wird. Jetzt werden halt Pressekonferenzen darüber gemacht: Bis 2040 und blühende Landschaften und ob das dann nachher eintrifft. Es wird nicht eintreffen, das weiß auch ein jeder, das wissen die Wiener Netze, das weiß die Wien Energie. Alle wissen, dass das einfach nicht machbar ist, dass diese Ziele unrealistisch sind. Darum sagen wir: Hört auf mit dem Klimagedudel in Wien, auf europäischer Parlamentsebene sowieso, kümmert euch lieber um die Anliegen der Bürger, die denen wirklich unter den Fingernägeln brennen, nämlich die Teuerung, der Mietenwucher im Gemeindebau, die Unsicherheit in Wien! Das stünde einer Wiener Stadtregierung an. Nicht mit klimahysterischen Maßnahmen die Endzeitsektierer der "Letzten Generation" noch übertreffen mit: Alles ist furchtbar und die Welt geht demnächst unter! Das bringt den Leuten nichts und interessiert auch nur eine ganz kleine Minderheit. Schauen wir, dass Europa, dass Österreich, dass Wien wirklich enkelfit wird und setzen wir Maßnahmen zur Entsiegelung! Das gefällt mir auch immer: In der Seestadt - Rot und Grün haben das gemeinsam gemacht, aber die Roten hängen es jetzt immer den GRÜNEN um - ist alles ist zugepflastert, zubetoniert worden. Natürlich hat der Bezirksvorsteher zugeschaut, die Roten haben überall bei jeder Maßnahme mitgestimmt. Nachher wird entsiegelt, weil die Freiheitlichen Druck gemacht haben. Ein paar Quadratmeter oder ein paar Hundert Quadratmeter werden entsiegelt, das wird dann groß gefeiert, und zur gleichen Zeit werden nur im 22. Bezirk in und rund um die Seestadt über eine Million Quadratmeter fruchtbares Ackerland versiegelt, und das kann man dann nicht mehr entsiegeln - also keine Placeboaktionen, das bringt nichts! Ich weiß schon, man braucht Wohnbau. Die GRÜNEN sind damals beim Widmen sehr fleißig gewesen, als der pushige Ex-Planungssprecher noch das Sagen gehabt hat. Das hat natürlich nichts mit den großzügigen Spenden an seine Vereine in Südafrika zu tun gehabt, aber damals ist sehr, sehr viel gewidmet worden, auch gewinnträchtige Objekte, wie das 150 m-Hochhaus an der Donau - das sind aber lauter Nebenaspekte. Ich möchte hier und heute noch einmal festhalten: Green Deal klingt gut, ist aber genau das Gegenteil davon. Das Greenwashing der Stadt Wien brauchen wir auch nicht länger, kümmert euch um die Projekte, die die Leute wirklich brauchen - Teuerung, Wohnen habe ich schon einmal erwähnt, und vor allem die Sicherheit in Wien. - Danke den Abgeordneten, von denen mir noch einer zugehört hat, danke aber auch den übrigen Damen und Herren, die mir ihre Aufmerksamkeit geschenkt haben. (Beifall bei der FPÖ sowie von GR Wolfgang Kieslich und von EP-Abg. Mag. Dr. Georg Mayer, MBL-HSG.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Gara. Ich erteile es ihm. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Geschätzte Mitglieder des Europäischen Parlaments, die vielleicht irgendwo zuhören! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube, das trifft jetzt wirklich besonders zu: Europa verbinden durch Bildung. Es ist immer ganz gut, wenn man nach der FPÖ redet, denn manche der Zusammenhänge sind ja schon sehr spannend. Ich glaube, was Europa auch ausmacht, diese Vielfalt, diese Kultur, diese Freiheit und diese Sicherheit, das sind Dinge, die nicht selbstverständlich sind und für die wir kämpfen müssen. Wir sind gerade jetzt in einer Situation, in der wir genau für diese Prinzipien auch kämpfen müssen, und die Basis dafür sind auch Wissenschaft und Forschung. Wissenschaft und Forschung sind Bausteine einer liberalen demokratischen Gesellschaft, und genau das, was wir hier immer wieder von der FPÖ hören, und vor allem von den ganz Rechten, den rechtsradikalen Parteien auch in Europa, die grundsätzliche Prinzipien von Wissenschaft einschränken, bezweifeln, et cetera, genau das gefährdet letztendlich nicht nur den Standort Europa, sondern es gefährdet auch Demokratie und Fortschritt. (Beifall bei den NEOS sowie von GR Dr. Kurt Stürzenbecher und GR Mag. Josef Taucher.) Genau darum ist Bildung so wichtig, genau darum ist dieses fünfte Prinzip der Grundfreiheiten, Bildung, die Bildungsfreizügigkeit, auch so wichtig. Genau in diesem Kontext denke ich da auch an meine Tochter, eine junge Frau, eine junge engagierte Frau, die letztendlich genau auf dieser Basis, die wir oder die viele in der Vergangenheit, die EU-Pioniere in der Vergangenheit geschaffen haben, aufbaut. Aber wie ich gesagt habe: Nichts davon ist selbstverständlich. Ich glaube, darum müssen wir tagtäglich kämpfen. Es ist nicht selbstverständlich, dass wir russisches Gas haben. Das war in der Vergangenheit immer selbstverständlich. Das ist nicht selbstverständlich. Der Krieg in der Ukraine hat gezeigt, wie anfällig wir sind und wie dringend notwendig es ist, aus russischem Erdgas auszusteigen, dass wir es uns nicht leisten können und nicht leisten wollen und nicht leisten dürfen, dass wir letztendlich dieses Blutgeld in Putin's Kriegskassa fließen lassen. Das ist eine Gefährdung Europas. Wir gehen hier einen anderen Weg, und das ist wichtig. Daher haben wir uns auch in Wien ganz klar dazu bekannt, aus Erdgas auszusteigen, bereits im gemeinsamen Regierungsübereinkommen 2020, noch deutlich vor dem Krieg in der Ukraine. Selbstverständlich setzen wir alle Maßnahmen dazu, natürlich auch aus russischem Erdgas auszusteigen. Wien geht da viele, viele Wege - das möchte ich betonen -, und Wien ist zweifelsohne auch ein wirkliches Vorbild einer großen europäischen Stadt in Europa. Wien geht voraus, Wien geht in vielen Bereichen voraus, und wir haben es in den letzten Jahren, auch seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine, sehr wohl auch geschafft, in der Beschaffung zu diversifizieren, anderes Erdgas zu beschaffen. 30 Prozent wurden, wie heute schon erwähnt wurde, aus anderen Quellen beschafft, zum Beispiel aus Norwegen. Das ist aber nur ein Aspekt, der wesentliche andere Aspekt ist, wie wir es schaffen, für dieselbe Energiedienstleistung mit weniger Energie auszukommen. Das Thema der Energieeffizienz, und alleine dieses große Projekt bei der EBS in Wien, bei den Entsorgungsbetrieben Wien, ist ein europäisches Leuchtturmprojekt. Es zeigt, wie man Energie aus dem Abwasser zurückgewinnen kann. Allein dieses einzige Projekt schafft es, dass wir um 7 Prozent weniger Erdgas brauchen. Das bedeutet, um 7 Prozent weniger Abhängigkeit von Russland. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Selbstverständlich werden wir auch alle Schritte gehen, die auf der europäischen Ebene geschaffen werden, auch in Richtung Ausstieg aus russischem Erdgas, das ist überhaupt keine Frage. Aber - und das ist schon auch ein Kritikpunkt, den ich habe - das ist ja nicht so einfach, weil wir natürlich ein großes Problem haben: Wir haben gewisse Infrastrukturleitungen nicht, weil bis dato eben Gas von Ost nach West fließt, aber damit wir diese Voraussetzungen schaffen, um zu beschaffen, muss es auch von West nach Ost fließen. Es gibt Infrastrukturprojekte, die einfach umzusetzen sind, und da ist, das muss ich hier schon ganz klar sagen, die Bundesregierung säumig. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Wir hatten vor zwei Wochen Kaja Kallas hier in Wien, die in ihrer Rede an die Freiheit auch ganz klar gesagt hat - und dafür stehen wir auch: "There should be no business at all with war criminals!" Das bedeutet, das gilt für Russland, aber das gilt natürlich auch für alle anderen Staaten, wo wir natürlich fossile Energieträger beschaffen müssen. Auch das müssen wir uns anschauen. Daher ist es so wichtig, dass wir genau diese Schritte vorangehen. Das bedeutet, wir müssen die Energieunion, den europäischen Energiebinnenmarkt ausbauen. Wir müssen gemeinsam Infrastruktur umsetzen, planen, gemeinsam denken. Das können die Nationalstaaten alleine nicht. Wenn wir das gemeinsam planen und denken und umsetzen, dann schaffen wir hier ein zukunftsfähiges Energiesystem, das nicht mehr von Despoten und Kriminellen und Kriegstreibern abhängig ist, und genau dafür stehen wir. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Lassen Sie mich kurz zurückschauen: Dieser Begriff der Energieunion wurde 2014 vom damaligen polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk geprägt, der 2014, nämlich anlässlich der Annexion der Krim durch Russland, genau davor gewarnt hat, dass wir hier eine Abhängigkeit von Russland haben. Damals haben viele andere nicht hingeschaut, aber die Polen haben das verstanden, weil sie historisch verstanden haben, welche Gefahr da entsteht. Sie haben das frühzeitig verstanden. Er hat damals genau diesen Begriff der Energieunion geprägt und sich sehr stark dafür eingesetzt, dass wir diese systemischen Risiken, die wir auf europäischer Ebene haben, gemeinsam lösen, denn das war genau die Sorge um die Sicherheit Europas. Energiepolitik ist also auch Sicherheitspolitik, Energiepolitik ist auch Außenpolitik. Genau dafür stehen wir, und nur ein klimaneutraler Kontinent, nur ein Kontinent wie Europa, der nicht mehr von fossilen Energieträgern abhängig ist, wird auch langfristig diese Sicherheit bewahren können. Das heißt, die Energieunion ist ein wesentlicher Eckpfeiler für Europa, und das ist das, wofür wir kämpfen. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Gleichzeitig ist es nicht nur die Energieunion, sondern die Basis dafür ist natürlich der europäische Green Deal. Der europäische Green Deal ist genau das Gegenteil von dem, was Rechte so gerne behaupten. Er ist eigentlich ein zukunftsfittes Wirtschaftsprogramm, denn das, was es für uns bedeutet, ist, dass sehr viele Technologien, sehr viele Innovationen nicht nur in Europa erforscht und umgesetzt werden, sondern dass die Städte letztendlich unsere Leuchttürme für genau diese Transformation in Richtung Klimaneutralität sind. Das schafft Arbeitsplätze, das schafft Zuwanderung von Menschen mit Ideen, die Dinge umsetzen wollen, weil wir die Voraussetzungen dafür schaffen. Das schafft eine prosperierende Wirtschaft, das gibt Sicherheit, und das ist extrem wichtig, nämlich gerade auch im Kontext der Landwirtschaft, die zuerst erwähnt wurde. Wir müssen uns hier überlegen, wie wir dem Klimawandel langfristig gewachsen sind, denn Dürreperioden, Hochwasserereignisse sind all das, was letztendlich die Basis in Europa gefährdet. Daher ist es jetzt unsere Pflicht, genau in diese Richtung Maßnahmen zu setzen, denn nur das schafft enkelfitte Politik, die letztendlich auch generationengerecht ist, und dafür stehen wir. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Der Green Deal und die Fokussierung auf eine europäische Energieunion sind zwei sehr wichtige Eckpfeiler, für die wir uns einsetzen. Die Basis dafür und für die Zukunft ist natürlich auch die gemeinsame Anstrengung für Ziele für Forschung und Entwicklung. Deswegen treten wir auch hier für eine Zukunftsquote im europäischen Budget ein. Eine Zukunftsquote, die auch tatsächlich den Namen verdient, nämlich 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf der gemeinsamen Basis. Das schafft die Voraussetzungen dafür, dass wir auch in Europa langfristig wettbewerbsfähig bleiben, das schafft die Voraussetzungen dafür, dass wir in Europa die Talente anziehen. Daher ist es auch wichtig, dass wir uns auf gewisse strategische Forschungsschwerpunkte fokussieren - eines der Themen der intelligenten Energietechnologien. Da haben wir eine Reihe von großen europäischen Leuchtturmprojekten, unter anderem auch sehr viele, die wir auch in Wien haben. Wien ist da wirklich ein Vorbild für sehr viele europäische Städte und Regionen. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Andere strategische Forschungsprojekte, die ganz entscheidend sind, sind alle im Bereich von KI-Technologien. Machinelearning, Quantencomputing, auch das sind zentrale Technologien für die Zukunft, und da ist eben die Bildung wieder gefordert. Bildung, Forschung und Wissenschaft, das ist das, was gemeinsam gedacht werden muss, um eben jungen Menschen Voraussetzungen dafür zu bieten, dass sie auch in Zukunft in Europa einen wunderbaren Raum haben, der von Vielfalt, Kultur, Freiheit und Sicherheit beherrscht wird. Andere Themen von neuen Werkstoffen, et cetera - wir haben viele Potenziale in Europa, und ich glaube, wir müssen auch stolz sein und diese Möglichkeiten schaffen. Man darf die Dinge nicht nur schlechtreden, auch wenn wir in vielen Situationen in Krisen sind, in denen sehr viele Menschen verängstigt sind. Deswegen ist es auch aus der politischen Verantwortung heraus so wichtig, auch positive Zukunftsbeispiele zu geben. Für uns ist auch der Ausbau des digitalen Binnenmarktes eine ganz klare europäische Priorität und ein sehr wichtiges europäisches Projekt. Da gilt es, dass wir auch das EU-Budget reformieren, dass wir einen stärkeren Fokus auf Forschung und Technologie haben, indem wir auch das Budget Horizon Europe deutlich für Erasmus erhöhen, et cetera. Das sind alles Dinge, bei denen wir in die Zukunft investieren. Gleichzeitig - das habe ich eingangs gesagt - müssen wir auch Dinge, die nicht funktionieren, ganz klar aussprechen und müssen auch ganz klar aussprechen, in welche Richtung wir uns entwickeln wollen. Insgesamt denke ich aber, dass wir hier gemeinsam für ein gemeinsames Europa, für Vereinigte Staaten von Europa kämpfen werden, sodass wir in Zukunft wirklich die Basis für unsere Kinder und unsere Enkel schaffen können. - Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS sowie von GR Prof. Rudolf Kaske und GR Mag. Josef Taucher.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Berner. Sie sind am Wort. GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Schönen Nachmittag! Sehr geehrte Kolleginnen! Sehr geehrte Menschen via Livestream! Sehr geehrte Zuhörende! Wir reden hier schon seit einiger Zeit über Europa, und eigentlich wollte ich meine Rede zu Europa mit einem Plädoyer für "Courage" für dieses Friedensprojekt beginnen, und jetzt muss ich meine Rede mit einem Plädoyer für mehr Courage für Menschenrechte beginnen. Warum, liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ, wollen Sie nicht diesem Antrag gegen ein Ausreiseverbot von Mehmet Ali Cankaya zustimmen? Wir würden gerne diesen österreichischen Staatsbürger unterstützen, wir würden ihm gerne unsere Solidarität ausdrücken. Wir würden gerne den Außenminister in seiner Meinung stärken, diesen Herrn der freien Aleviten, der auch in Wien zu einer großen Feier anlässlich 25 Jahre freie Aleviten im November eingeladen war und vom Vizebürgermeister empfangen wurde, zu unterstützen. Wir alle wissen um seinen solidarischen Einsatz im Erdbebengebiet und Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ, wollen diesem Antrag, diesen Herrn mit Solidarität und politisch zu unterstützen, nicht zustimmen. Ich kann es einfach nicht verstehen (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Wir schon, sie wollen die türkische ... nicht verärgern!), ich bin wirklich entsetzt und es tut mir auch wahnsinnig leid, wo wir doch eigentlich wissen, dass sowohl SPÖ-Nationalratsabgeordneter Harald Troch als auch SPÖ-EU-Abgeordnete sich für Mehmet Ali Cankaya eingesetzt haben. Ich denke, da wäre es doch an der Zeit, dass auch wir hier in Wien ein solidarisches Zeichen setzen. Wir werden den Antrag trotzdem einbringen und wir hoffen, dass es hier noch zusätzliche Zustimmung gibt. (Beifall bei den GRÜNEN sowie von GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM und von GRin Mag. Dolores Bakos, BA.) Courage, etwas zu ändern, Courage, sich tatsächlich für Klimapolitik einzusetzen, Courage für eine klare Absage von diktatorischen Regimen und von zerstörerischen Populisten, Courage für eine gemeinsame Sozialpolitik, damit niemand in Europa zurückbleibt, und natürlich Courage für das Friedensprojekt Europa, das wir stärken und weiterentwickeln müssen - dafür setzen wir uns als grüne Abgeordnete ein, aber nicht nur wir hier im Europaparlament, es gibt auch einen Europa-Ausschuss, der sich theoretisch dafür einsetzt, und wir würden diese Courage gerne weitertragen. Leider, muss ich sagen, hat der Europa-Ausschuss in Wien auch schon bessere Zeiten gesehen, und das ist, was ich heute hier sagen möchte, weil zum Projekt Europa hier schon sehr viel gesagt wurde. Der Europa-Ausschuss ist einst eingerichtet worden und war unter dem Vorsitz von Elisabeth Vitouch ein wirklich aktiver Ausschuss mit vielen Fachreferaten, Fachgruppen, FachexpertInnenrunden. Wir haben Wienerinnen und Wiener eingeladen, sich über Europa auszutauschen, wir haben selbst Fachdiskussionen geführt, all das war in diesem Ausschuss möglich. In den letzten Jahren ist er aber leider sehr zu einem Abstimmungsgremium verändert worden. Es gibt kaum mehr inhaltliche Debatten, es gibt nur noch Hinweise, welche Richtlinien gerade nach Wien gebracht worden sind und wie die Wiener oder eine andere regionale Stellungnahme dazu ist. Das ist sehr schade und sehr langweilig und stärkt nicht den europäischen Gedanken. Ich glaube, Wien könnte mehr, und ich würde mich sehr freuen, wenn dieser Europa-Ausschuss, den wir hier haben, aktiver sein und wieder mehr die Stimmung für ein gutes Europa weitertragen könnte. Ich bitte um diese Unterstützung. (Beifall bei den GRÜNEN und von EU-Abg. Dr. Monika Vana.) Die Moni ist wieder da, wunderbar, ich muss mich mit meinen Zetteln ein bissel zurechtfinden, weil ich zu viel dazugeschrieben habe. Eigentlich möchte ich mich auch noch bei dir persönlich bedanken, liebe Moni. Danke für deine viele Arbeit in Europa und vor allen Dingen auch für dein frauenspezifisches Engagement. Nicht nur, dass du dich immer für eine Sozialunion Europa sehr eingesetzt hast, nicht nur, dass du dich immer für einen Mindestlohn eingesetzt hast, warst du auch eine der treibenden Kräfte der "MeToo"-EP-Kampagne. Ich glaube, das ist ganz wichtig, dass wir das hier noch einmal sagen: "Zero Tolerance" bei sexueller Gewalt auch im EP! Ich glaube, das ist ganz wichtig. Du warst eine treibende Kraft für ein Gender Budgeting in Europa und dafür, eine Genderdimension bei den europäischen Förderungen zu verankern. Das wirkt so technisch, ist aber extrem nachhaltig und verändert wirklich die Fördervergaben und verändert die unbalancierte Fördervergabe in ganz Europa. - Herzlichen Dank, liebe Moni, dass du dich da so eingesetzt hast. (Beifall bei den GRÜNEN und von GRin Mag. Dolores Bakos, BA.) Auch für strenge Antidiskriminierungsvorschriften hast du dich eingesetzt und für mehr Geschlechtergerechtigkeit und für LGBT-Rechte. Ich finde, das ist ein wichtiges Thema. Es ist ein wichtiges Thema in Europa, gerade, wenn es einen Backlash gibt. Ich weiß, wie hart es ist, für diese Rechte zu kämpfen, danke, dass du dich nicht hast abbringen lassen. Ich hoffe, dass alle, die nachkommen, das auch so machen werden können. (Beifall bei den GRÜNEN und von GRin Mag. Dolores Bakos, BA.) Und weil wir schon ganz viele Reden gehabt haben, werde ich mich jetzt nur noch auf ein Thema festlegen, das mir als Familiensprecherin extrem wichtig ist. Wir hatten dazu auch schon eine Richtlinie im Europa-Ausschuss 2021, seither ist aber nicht viel passiert. Ich spreche von der Kindergarantie. Chancen für alle Kinder in Europa. Eigentlich hat diese Kindergarantie festgeschrieben - und wir als Wienerinnen und Wiener, als Wiener Stadtregierung haben das unterschrieben: Kostenlose frühkindliche Betreuung, Bildung und Erziehung für alle Kinder in dieser Stadt, die es notwendig haben, kostenlose Bildung, kostenlose Mahlzeit jeden Tag für alle Kinder bis zum 18. Geburtstag, kostenlose Gesundheitsversorgung und angemessener Wohnraum. Die Stadt hat sich dazu verschrieben, dass sie all das bereitstellt. Und bis jetzt, würde ich sagen, ist noch einiges an Luft nach oben, gerade, was das kostenlose gesunde Mittagessen für alle Kinder dieser Stadt betrifft, und auch bei der wirklich umfassenden Versorgung für alle Kinder, die in die öffentliche Obsorge genommen werden, gibt es noch viele Löcher zu stopfen, da gibt es viele Probleme. Ich würde mir sehr wünschen, dass wir da die Kinderrechtsgarantie ernst nehmen und schauen, dass wir Strategien entwickeln, wie wir sie zeitnah erfüllen können. - Herzlichen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist GRin Dr. Greco. Ich erteile es ihr. GRin Dr. Katarzyna Greco, MIEM (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Abgeordnete aus dem EU-Parlament! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Europa ist Schwerpunkt des heutigen Tages, und das Wort Schwerpunkt passt in vielerlei Hinsicht, denn mit dem europäischen Binnenmarkt sind wir Teil einer der mächtigsten Wirtschaftskräfte dieser Welt. Mit 448 Millionen Menschen und 23 Millionen Unternehmen schafft Europa einen Mehrwert von 14,5 Billionen EUR. Und dennoch, die Herausforderungen, vor denen Europa und dementsprechend wir alle stehen, sind enorm. Die politische und wirtschaftliche Weltlage - wir haben einiges heute schon gehört - lässt nicht nur aufhorchen, sie betrifft uns alle auch, und ich darf hier einige dieser Krisenherde auch benennen: In der Ukraine, nicht weit weg also, sondern in einem Nachbarland der EU, wird seit zwei Jahren gekämpft. Am Mittelmeer führt Israel Krieg gegen die Hamas. Die Hisbollah feuert Raketen aus dem Libanon ab. Es brennt zwischen Serbien und dem Kosovo, zwischen Armenien und Aserbaidschan. In der afrikanischen Sahelzone trumpfen die Militärregierungen von Mali, Niger und Burkina Faso auf. Und das alles, während China mit aggressiven Manövern im Südchinesischen Meer provoziert. Jetzt mag sich der eine oder andere die Frage stellen: Was geht uns das an? Das geht uns sehr viel an, sehr geehrte Damen und Herren, denn all diese Herausforderungen haben natürlich Auswirkungen auf Europa und dementsprechend auf Österreich und auf uns hier in Wien - menschlich, wirtschaftlich und politisch. Meine Kollegin Hungerländer wird dann noch auf das Thema der Migration eingehen, mein Kollege Taborsky hat das Thema Sicherheit bereits angesprochen. Es sind Herausforderungen, und diese können wir nur gemeinsam, alle gemeinsam lösen. Wir als Stadt Wien spielen dabei noch dazu eine ganz zentrale Rolle. Warum können wir das so sagen und behaupten? Wir sind nämlich Sitz ganz vieler internationaler Einrichtungen, die genau diese Krisenherde bekämpfen. Zusätzlich haben wir 220 internationale Headquarters, davon alleine in Wien 183. Das zeigt, wie wichtig hier Wien als Stadt, als Europa-Stadt, als Weltstadt ist. (Beifall bei der ÖVP.) Als internationaler Standort von UNO, UNIDO, OPEC, OSZE und vielen anderen sind wir eine Stadt mit Verantwortung. Wir sind auch Sitz - und ich weiß nicht, wem das bekannt ist - der Europäischen Grundrechteagentur. Das ist die Agentur, die sich damit befasst, fremdenfeindliche, antisemitische, rassistische Informationen genau zu analysieren. Auch das zeigt, welchen Wert die EU unserer Stadt Wien einräumt. Was zeigt das? Das zeigt, dass die Attraktivität von Wien ein Schlüssel zur Anziehung ist. Was braucht es darum aber zusätzlich? Wir müssen diesen Wirtschaftsstandort, den Lebensstandort Wien stärken. Wir müssen auch weiter dafür sorgen, dass beispielsweise die Kongresse in Wien stattfinden oder dass Wien als Austragungsort internationaler Sportwettkämpfe positioniert wird. Warum? Weil das zusätzliche Arbeitsplätze schafft. Weil das unseren Tourismus fördert, den wir so dringend benötigen, der so wichtig ist für unsere Stadt, für unser Land - das bringt Arbeitsplätze, das sichert Arbeitsplätze -, und zusätzlich bringt das natürlich auch Innovationen und Ideen aus aller Welt in unsere Stadt. All diese Aspekte tragen dazu bei, dass Wien als Wirtschaftsstandort wächst und wachsen kann und dementsprechend auch seine Position in der EU immer stärkt. Gerade deshalb gehen uns auch diese Entwicklungen in der EU an. Die Entscheidungen, die in Brüssel und in Straßburg gefällt werden, gehen uns an, und es ist unsere Aufgabe, diese ganz genau auf Praxistauglichkeit unter die Lupe zu nehmen. Da haben wir beispielsweise unseren Abgeordneten Lukas Mandl. Er ist Brückenbauer, denn dieses Mitgestalten von Wien, von Österreich innerhalb der Europäischen Union ist nicht nur Garant für den Wirtschaftsstandort, es ist Garant für den Frieden, es ist Garant dafür, dass dieses Europa gerade in diesen herausfordernden Zeiten auch wirklich ernst genommen wird. Wir müssen mit Stolz daran arbeiten, dass wir als Wien so eine starke Kraft sind und dementsprechend auch in die Zukunft schauen können. (Beifall bei der ÖVP sowie von GRin Mag. Dolores Bakos, BA und GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc.) Da passt es natürlich sehr gut, dass wir in Wien, wenn es um das Thema Europa, wenn es um die Interessen der Stadt geht, an einem Strang ziehen, denn wir benötigen hier eine parteiübergreifende Schubkraft, wenn es um die wirtschaftspolitischen Fragen geht: Wien als Wirtschaftsstandort, die Wettbewerbsfähigkeit, die demographischen Herausforderungen, die heute schon mehrfach angesprochen wurden, nachhaltige Entwicklung und Lebensqualität. Ja, wir sind stolz darauf, aber wir dürfen uns darauf nicht ausruhen. Wir haben in Österreich, in Wien alleine eine Arbeitsproduktivität von 42 Prozent über dem EU-Durchschnitt, wir haben eine Forschungsquote von 3,65 Prozent, eine florierende Start-up-Szene - wer das negiert, der hat nicht genau hingeschaut -, und es gilt, mehr in diese Forschung, in diesen Wirtschaftsstandort, in den Wissenschaftsstandort Wien zu investieren, denn das garantiert die Zukunft, die Zukunft unserer Kinder, die Zukunft unserer Stadt und weiterhin Wien als starke Kraft mitten in Europa. (Beifall bei der ÖVP sowie von GRin Mag. Dolores Bakos, BA und GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc.) Ich darf noch auf einige Zahlen hinweisen. Die Life-Science-Community: Wir sind ein Standort, ein Wirtschaftsstandort, wir haben einige Projekte hier in Wien laufen. Life Science gehört zur Zukunft - Gesundheit, Entwicklungen, KI-Bereich. Alleine die Life-Science-Community beherbergt 600 Unternehmen in Wien. Es sind 41.000 Arbeitsplätze, die dadurch gesichert werden. Wenn wir uns die wichtigen IKT-Standorte in Europa ansehen: 7.000 Unternehmen mit 55.000 Arbeitsplätzen sind wiederum in Wien vorzufinden. Darauf dürfen wir stolz sein, müssen wir stolz sein. Gleichzeitig müssen wir aber auch dafür sorgen, dass die Frage der fehlenden Fachkräfte, die immer wieder angesprochen wird, gelöst wird, dass Teuerung, hohe Lohnnebenkosten, Inflation und eine aufgeblähte Bürokratie in vielen Bereichen verringert werden, abgeschafft werden, dass wir auch an die Nebenkosten - vom Parken bis hin zum Wohnraum - denken. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich glaube, die Liste ist eine lange. Sie kennen sie, und wir müssen sie auch kennen, denn wir müssen gemeinsam daran arbeiten, um standortpolitisch und zukunftsorientiert den Arbeitsplatz, den Wirtschaftsstandort Wien weiter zu stärken. (Beifall bei der ÖVP.) Einen ganz wesentlichen Schritt haben wir da auch schon geschafft, nämlich mit dem gemeinsamen Bekenntnis zu einer europäischen Schule in Wien. Auch das ist ein ganz wichtiges und wesentliches Merkmal für den Standort Wien - meine VorrednerInnen haben es bereits angesprochen -, denn diese Europa-Schule garantiert nicht nur den Kindern der internationalen Fachkräfte, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Botschaften, von internationalen Headquarters, dass sie eine entsprechende Ausbildung bekommen, sondern sie lehrt sie auch die Grundrechte, die Gemeinsamkeit Europas, die wir für die Zukunft benötigen, ohne dabei die eigenen Wurzeln zu verlieren. Das ist das Um und Auf, und darauf sind wir stolz, dass wir als Wiener Volkspartei diese Europa-Schule eingebracht haben, zu der wir uns alle gemeinsam bekannt haben. (Beifall bei der ÖVP.) Ich möchte jetzt noch auf ein paar Punkte eingehen - im Sinne der Unternehmen in Wien, die immer wieder ihr Bestes tun und doch auch Getriebene, Getriebene der Bürokratie sind. Wir brauchen ganz dringend diesen Abbau der bürokratischen Hürden, wir benötigen eine Vereinfachung der administrativen Prozesse. Ich habe mir zwei Punkte herausgesucht, auf der einen Seite das digitale Verfahren, wenn es um Bauverfahren geht: Flächendeckend wurde es versprochen. Soviel ich weiß, ist es immer noch ausständig. Ein weiteres Beispiel ist das digitale Betriebsanlagengenehmigungsverfahren - wenn wir allein dieses Wort, dieses lange, sperrige Wort hernehmen, merken wir, welche Hürden die Unternehmerinnen und Unternehmer haben. Wir brauchen es, es ist schon dringend und lange fällig. Genauso die generelle Abgabenbremse, die Abschaffung der Dienstgeberabgabe, die Erleichterung von Nostrifizierungsverfahren, damit wir auch die Schlüsselfachkräfte aus dem Ausland zu uns bringen können, dementsprechend auch eine effizientere Gestaltung der Rot-Weiß-Rot-Karte. Es ist eine lange Latte an Sachen, an denen wir aber alle gemeinsam arbeiten können. Deswegen appelliere ich an Sie: Lassen Sie uns gemeinsam die Wiener Wirtschaft stärken, denn das stärkt den Wirtschaftsstandort, das garantiert Arbeitskräfte, das schafft die Zukunft in unserem Land und stellt sicher, dass wir alle gemeinsam für ein starkes, für ein friedvolles Europa plädieren können. - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Abgeordnete zum Europäischen Parlament und Vizepräsidentin Mag. Regner. Bitte schön. EP-Abg. Mag. Evelyn Regner (SPÖ): Herr Vorsitzender! Liebe Mitglieder des Gemeinderats! Liebe Abgeordnete zum Europäischen Parlament! Wien ist wienerisch, Wien ist europäisch - es ist 15 Uhr vorbei, und wir diskutieren noch leidenschaftlich über Europa. Ich freue mich, dass ich an dieser Debatte teilnehmen darf und dass sie noch wirklich sehr schwungvoll im Gange ist und sehr, sehr viele Themen angesprochen wurden - das ist ganz wichtig. Wir befinden uns in Zeiten der Wende. Sehr viele Krisen wurden angesprochen, in denen wir mittendrin sind, aber - und das ist ja auch die Stärke gerade auch von Wien, und deshalb möchte ich hier den Bogen zum Europäischen Parlament und zu unserer europäischen Arbeit spannen: Das, was uns stärkt, ist Zusammenarbeiten, Zusammenhalten. Nicht die ganze Zeit nur über Ängste reden, die Menschen irgendwo auf den Berg rauftreiben und dann in diesen Ängsten allein lassen - nein, wir werden dafür bezahlt, dass wir Lösungen anbieten und dass wir genau aufzeigen: Was können wir tun, damit wir uns da zusammenraufen? Das bedeutet natürlich, immer wieder Kompromisse zu schließen. Kompromisse zu schließen, das schmeckt manchmal ein bisschen wie Flugzeugessen, nämlich nicht besonders, aber wir müssen uns zusammenstreiten und auch gemeinsame Lösungen finden, und das bedeutet, gerade auch - was unendlich notwendig ist - im europäischen Kontext zusammenzuhalten und hier einander auf Augenhöhe zu begegnen, mit Respekt miteinander umzugehen und im Endeffekt etwas für Wien voranzubringen, aber natürlich für Europa voranzubringen. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Und das ist gerade auch die Stärke von Wien, nämlich Sicherheit - die wir als Menschen alle brauchen - zu vermitteln. Wir hatten vor nicht allzu langer Zeit im Österreichischen Nationalrat diese Europa-Debatte zur Sicherheit. Aber was ist Sicherheit? Sicherheit ist ein sehr weitgehender Begriff. Das heißt, dass ich heimkomme und da ist meine Wohnung, die kann ich mir leisten und die kann ich heizen und es sind auch die Kinder gut versorgt. Das heißt, der Begriff Sicherheit geht natürlich wesentlich weiter. Und das Thema europäische Sicherheit bedeutet das Wissen, dass wir in Europa aufeinander zählen können, dass wir uns aufeinander verlassen können, dass wir auch künftig in Frieden leben werden - und dafür ist die Europäische Union der Garant. Dafür brauchen wir eine starke Demokratie, und eine starke Demokratie bedeutet, wählen zu gehen - ja, natürlich -, bedeutet aber vor allem, in Würde leben zu können. Johanna Dohnal sagte: "Wir müssen die Demokratie vor dem Demontieren schützen." Dieses Demontieren hat schon längst begonnen, und das oftmals mit Angstmacherei und mit massiver Beeinflussung aus Russland. Wir haben systematische Kampagnen zur Spaltung bereits erlebt. Trump und Brexit sind die größten sogenannten Erfolge - es ist natürlich schrecklich, das als Erfolg zu bezeichnen - der Kreml'schen Destabilisierungskampagnen, und diese Geldflüsse gehen weiter, denn Demokratie ist allen Autokraten ein Dorn im Auge. Die Europäische Union, alleine, weil sie existiert, stört diese Autokraten, weil wir Frieden und Wohlstand deutlich besser als sonst irgendwo absichern können. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Es gibt natürlich sehr viel Verbesserungsbedarf - no na ned -, unendlich viel Verbesserungsbedarf, aber lassen Sie uns nicht vergessen, was wir schon alles erreicht haben. Wir haben ganz viele Vorschläge gemacht, Maßnahmen ganz deutlich auf europäischer Ebene - auch diese wiederum natürlich - erstritten, verhandelt, Kompromisse geschlossen, um die Teuerung in den Griff zu bekommen. Länder wie beispielsweise Spanien haben das auch aufgegriffen, und wenn wir dann dort hinschauen, dann sehen wir auch, wie es besser geht. Das - und das bedaure ich natürlich sehr, weil die Menschen darunter leiden - hat die österreichische Regierung leider oftmals nicht so aufgegriffen, wie es gut für die Menschen wäre, das fehlt uns. Wir arbeiten außerdem intensiv an der Verbesserung der Lebensbedingungen von allen Menschen in Europa, zum Beispiel indem wir die soziale Säule zu einem sozialen Schutzschild für alle ausbauen. Wir haben nicht nur ein Gewaltschutzpaket für Frauen vorgelegt, sondern auch konkrete Maßnahmen zum Schließen der Lohnschere, zum Ende des Lohn- und Sozialdumpings, zur Verbesserung der Wohnungssituation, zur Stärkung der Demokratie und natürlich aktuell zum Schutz unserer Grenzen vor Krieg, wie Russland ihn betreibt. Das ist eine klare Linie. So viele von Ihnen haben das jetzt in ihren Reden erwähnt. Das heißt, es ist eine positive Bilanz da, allein, viele Menschen spüren es nicht, weil vieles von dem in Österreich noch nicht umgesetzt wurde. Daher ist das jetzt ein Appell, diese großartigen Dinge, die wir verhandelt haben und die wir dabei sind, zu Ende zu verhandeln, auch entsprechend umzusetzen. (Beifall bei der SPÖ.) Das heißt, bei aller notwendigen Diskussion um Kompromissfindung, die Europäische Union ist unsere Stärke. Wir lernen voneinander, zum Beispiel von Wien, wenn es um Wohnen geht, wenn es um Gender Budgeting, um Gender Mainstreaming geht, um das Schließen der Lohnschere, wie das die Stadt Wien erfolgreich für ihre Bediensteten geschafft hat. Wir diskutieren miteinander - auch das ist Demokratie -, und nach all den Diskussionen kommen wir zu gemeinsamen Lösungen. Österreich - und das möchte ich für viele, die dann immer herumzukritisieren beginnen und unter Vergesslichkeit leiden, einmal in Erinnerung rufen - ist seit seinem Beitritt zur Europäischen Union 1995 beim Beschluss jedes einzelnen EU-Gesetzes, jeder einzelnen Richtlinie, jeder einzelnen Verordnung einbezogen gewesen, dabei gewesen, und dementsprechend vom Anfang bis zum Ende. Das sind natürlich wir als europäische Abgeordnete, aber das sind vor allem all die Minister und Ministerinnen, die dann leider unter Vergesslichkeit leiden, wenn sie sagen, da passt ihnen irgendetwas nicht. Und dementsprechend: Das ist auch Demokratie, eben zu akzeptieren, dass man manchmal vielleicht auch überstimmt wird. Am Ende des Tages ist die Europäische Union das, was wir aus ihr machen. Wien und Österreich sind Teil der EU, sprich: Wir alle sind die EU. Natürlich können wir einzelne Sachen an unserer Union kritisieren, aber eines ist klar: Es liegt an uns allen, dass wir unsere Europäische Union besser machen. All das, was wir in Europa haben, ist keine Selbstverständlichkeit, ist hart erarbeitet, und wir müssen uns täglich dafür einsetzen und es auch verteidigen, damit es keine Rückschritte gibt. Deshalb möchte ich ein paar Beispiele erzählen: Wer hätte vor der Pandemie damit gerechnet, dass wir es in der Europäischen Union schaffen, sagenhafte 750 Milliarden EUR in die Hand zu nehmen, um unsere Wirtschaft anzukurbeln, die natürlich darniedergelegen ist, um in die Zukunft zu investieren? Als Sozialdemokratin habe ich jahrelang für so eine Investitionswelle gekämpft, die wir dringend brauchen, und jetzt gilt es natürlich, auch das Richtige damit zu machen. In Österreich zum Beispiel finanziert die Europäische Union mit diesem Wiederaufbaufonds das Klima-Ticket mit - mir scheint, auch das wissen viel zu wenige, und es ist sehr wichtig, das auch entsprechend zu kommunizieren -, in Wien zum Beispiel thermische Sanierungen von Wohnanlagen wie in Simmering oder die E-Busse für die Wiener Linien. All das sind Errungenschaften, die unglaublich wichtig sind und europäische Politik und gute, lokale Anwendung miteinander verbinden. (Beifall bei der SPÖ.) Herr StR Hanke hat in seiner Rede - und einige andere haben dann darauf Bezug genommen - die goldene Investitionsregel und die Standortpolitik angesprochen. Natürlich ist klar, dass die Schulden- und die Fiskalregeln bei öffentlichen Investitionen in unsere Daseinsvorsorge deutlich flexibler sein müssen, denn wie sollen wir sonst alles bewältigen, was ganz einfach für unsere Gesellschaft absolut notwendig ist? Besonders jetzt mit der Teuerungswelle sind Investitionen durch Städte und Gemeinden besonders wichtig, und zwar in nachhaltige Projekte für die Klimawende, genauso wie die direkte Unterstützung für Bürgerinnen und Bürger, die mit Wohn- und Stromkosten kämpfen. Der Standort Wien steht für exzellente Lebensqualität und ist damit sehr attraktiv für Unternehmen und Institutionen. Daran müssen wir weiterhin arbeiten, und ich kann Ihnen versichern, dass das Wiener Wohnmodell in den nächsten Jahren Europa-weit noch mehr zum Vorbild werden wird. Im Moment, gerade vor dem Hintergrund der Wahlen zum Europäischen Parlament, sind sehr, sehr viele Delegationen unterwegs und sagen, wir müssen uns das anschauen. Das Thema leistbares Wohnen brennt in ganz Europa unter den Nägeln, und da haben wir unglaublich viel geleistet, was es zu modernisieren gilt, natürlich auch in Wien, aber vor allem in Europa. Dementsprechend ist das einer jener Bereiche, in denen sich die europäischen Länder ein riesengroßes Stück abschneiden können und das Wiener Vorbild auch umsetzen. Aber nicht nur Geld kommt aus der Europäischen Union, auch Arbeitsplätze und der Schutz unserer Rechte als Bürger und Bürgerinnen. Hier möchte ich auf ein Flagship-Projekt hinweisen, das uns ein besonderes Anliegen war und ist und das wirklich auch zeigt, dass es richtig ist, genau dort anzusetzen, nämlich bei der europäischen Kindergrundsicherung, dabei, dass jedes Kind als natürliches Recht haben soll, dass es eine warme Mahlzeit bekommt, dass der Kampf gegen Kinderarmut eine Basisaufgabe jeder Gesellschaft ist und dass es unsere Aufgabe ist, im europäischen Kontext den Rahmen zu schaffen, der aber natürlich dann runtergebrochen und umgesetzt werden muss. Die österreichische Regierung war da nicht nur säumig - wir haben ewig darauf gewartet, bis endlich dieser Nationale Aktionsplan vorgelegt wurde -, sondern hat es darüber hinaus auch noch lächerlich gemacht, dass wir Kinder aus der Armutsfalle holen wollen, dass es in Österreich 22 Prozent der Kinder und der Jugendlichen sind, die armuts- und ausgrenzungsgefährdet sind. Das ist etwas, was natürlich unglaublich traurig macht, denn das ist unser Schatz der Zukunft, und unsere große Aufgabe ist es, da anzusetzen, diese europäische Kindergrundsicherung ganz glaubwürdig umzusetzen. Wien macht das, Kärnten macht das, aber das gilt es, auch bundesweit ordentlich umzusetzen. (Beifall bei der SPÖ.) Damit zeigt sich der große Unterschied in der Verantwortung gegenüber den Wienerinnen und den Wienern. Es zeigt sich, dass der Rahmen, den wir über die Europäische Union schaffen, das Leben von jeder und von jedem Einzelnen in dieser wunderbaren Stadt bereichert, dass wir zusammenarbeiten, einen europäischen Rahmen schaffen und ihn lokal, kommunal auch entsprechend umsetzen. Das ist unser gemeinsames Ziel. Ganz zum Abschluss möchte ich mich natürlich auch bei Monika Vana für die tolle Zusammenarbeit im Europäischen Parlament bedanken, denn um europäische Ziele zu verwirklichen, um Kompromisse zu schließen, um voranzugehen, gilt es, zu diskutieren, zusammenzuarbeiten - über die Grenzen hinweg. - Danke schön. (Anhaltender Beifall bei der SPÖ, Beifall bei NEOS, GRÜNEN und von GR Hannes Taborsky.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist GRin Mag. Hungerländer. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich freue mich, dass wir über weite Strecken eine sehr sachliche und inhaltsgeladene Debatte hatten. Ich gehe ganz kurz auf die Ausführungen der Vorrednerin von den GRÜNEN, Mag. Berner, ein. Es ist ein Anliegen des Außenministeriums gewesen - und ich möchte das weiterleiten -, zu betonen, wie ernst das Außenministerium diese Situation nimmt und wie sehr sie sich bemühen, diesem Menschen zu helfen. Wir stimmen dem Antrag auch zu, aber Sie können sich sicher sein, dass da auf höchster Ebene die Bemühungen laufen. - Das möchte ich klarstellen. (Beifall bei der ÖVP sowie von GRin Mag. Dolores Bakos, BA, GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc und GR Felix Stadler, BSc MA.) Ein wenig ratlos lässt mich, und das zum wiederholten Mal, beim Thema Internationales halt wieder einmal die FPÖ zurück. Das war jetzt die geballte diplomatische Kraft der Freiheitlichen Partei und die geballte Expertise, wenn es um Außenpolitik geht. Ich habe nämlich keine einzige Forderung gehört, ich habe keine einzige Vision gehört, wo sich unsere Europäische Union nach den Wahlen hinentwickeln soll. Was ich wahrgenommen habe, ist ein Antrag, der ja wohl zeigt, wie inhaltlich stark die Freiheitliche Partei ist, wenn es um Internationales geht, ein Antrag, dass es keine Mindestsicherung für Ukrainer geben soll. Ich darf Ihnen sagen, geschätzte Damen und Herren von der FPÖ, das klingt vielleicht am Stammtisch gut, wenn man sagt, wir sind gegen Mindestsicherung für Ukrainer, nur bekommen Ukrainer halt keine Mindestsicherung. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Den Stammtisch kennt ihr ja gar nicht! Ihr seht ja nie Bürger! Wenn man nie einen Stammtisch gesehen hat, kann man das nicht wissen!) Ihr stellt am laufenden Band Anträge, die entweder jeder rechtlichen Grundlage entbehren oder überhaupt völlig aus der Luft gegriffen sind und jeglicher Realität entbehren. Das ist die außenpolitische Kompetenz der Freiheitlichen Partei! (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie von GRin Mag. Dolores Bakos, BA und GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc.) Es ist auch durchaus bemerkenswert - jetzt wissen wir schon, dass da eine gewisse Nähe zu Russland ist, aber es ist trotzdem bemerkenswert -, dass man keinem Antrag beitreten kann, in dem es um den Mord an einem russischen Oppositionellen geht. Da zeigt sich, dass die FPÖ inzwischen gänzlich zu einer russischen Satellitenpartei geworden ist (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Die müssen ja Wünsche erfüllen!), dass die FPÖ, wenn es um das Thema Russland geht, nicht einmal den Mord an einem Oppositionellen klar benennen kann. Das ist wirklich, wirklich ein Armutszeugnis von euch. (Beifall bei der ÖVP sowie von GRin Mag. Dolores Bakos, BA, GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc, GR Mag. (FH) Jörg Konrad und GRin Barbara Novak, MA.) Sollte hier irgendjemand noch Bedenken haben - immer wieder höre ich ja, dass gesagt wird, die FPÖ und die ÖVP haben gewisse Überschneidungen (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Was ihr von uns alles abschreibt, da haben wir alle Überschneidungen!) -, so sehen Sie jetzt ganz, ganz klar, wo eine der ganz starken Abgrenzungen zwischen der ÖVP und der FPÖ ist: Wir möchten die Europäische Union weiterentwickeln. Wir kritisieren Sachen, die zu kritisieren sind, aber wir haben immer den positiven Drall zu sagen: Wie kann es besser gehen? Bei euch von der FPÖ hingegen weiß ich nicht genau, was ihr wollt, aber alles, was ihr sagt, ist destruktiv. (Beifall bei der ÖVP. - GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Ist das eine Bewerbungsrede für das Gemeinderatsmandat, für das nächste? Oder was ist denn das?) Meine Damen und Herren! Ich komme noch einmal auf das Thema Navalny zu sprechen. Es ist nämlich nicht nur so, dass das eine Art Positionierung zu sein scheint, wie man zum Regime in Russland steht, es hat schon auch noch eine Varianz, die uns allen zu denken geben sollte. Die Frage ist nämlich: Wie geht Russland mit Oppositionspolitikern um, und wie geht eine liberale Demokratie mit Oppositionspolitikern um? Warum ist das wichtig? Es ist wichtig, weil es die Abgrenzung zwischen einem totalitären System oder einem System mit totalitären Tendenzen und einem liberalen System ist. Was meine ich damit? Die Frage ist: Wie hoch sind die Kosten für Einzelpersonen, Oppositionspolitik zu betreiben? Was bezahlt jemand, wenn er in Opposition zur Regierung geht? Bezahlt er das mit seinem Leben, oder bezahlt er das mit seiner Freiheit, oder bezahlt er das mit der Zerstörung seiner privaten Existenz, oder bezahlt er das mit der Zerstörung seines Rufes - oder bezahlt er das überhaupt nicht, weil es nämlich von der Meinungsfreiheit gedeckt ist? Dieses Spektrum haben wir, und ich glaube, wir sind alle aufgerufen - und da schließe ich tatsächlich alle Parteien mit ein -, zu schauen, dass wir uns auf jener Seite des Spektrums bewegen, wo Oppositionspolitiker, wo das Gegenüber der Regierung, der Regierenden gar keine persönlichen, die Freiheit betreffenden oder sonstigen Konsequenzen zu tragen haben. Das ist relevant, und das betrifft uns alle genau dann, wenn wir auf den anderen zornig sind und wenn wir vielleicht versucht sind, die Justiz einzuschalten oder die Medien einzuschalten oder ein bisschen etwas zu erzählen, was überhaupt nicht stimmt. Ich halte alle diese Tendenzen, die man bei uns in Österreich vermehrt sieht, die man aber in Deutschland - leider, muss ich sagen - auch gerade jetzt vermehrt sieht, für höchst gefährlich. Ich halte es für unredlich, aber ich halte es auch für demokratiebedrohend, ich halte es für höchst gefährlich. Wir dürfen nicht zulassen, dass eine politische Auseinandersetzung, die mit Worten und mit Argumenten geführt werden soll, auf einem anderen, auf einem persönlichen Boden geführt wird. Das wäre ein schleichender Übergang von einer liberalen Demokratie in ein System, wo Opposition Freiheit kostet, wo Opposition Leben kosten kann, wo man in ein totalitäres System abgleitet. Das müssen wir alle verhindern - das ist unser aller Aufgabe, und dazu möchte ich uns alle aufrufen. (Beifall bei der ÖVP sowie von GRin Mag. Dolores Bakos, BA, GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc und GRin Dr. Jennifer Kickert.) Ich habe ja gesagt, wir stehen durchaus nicht an, die EU auch zu kritisieren, und ich bin eine große Vertreterin der Meinung, dass die Europäische Union ein Recht und die Pflicht hat, sich international für die Einhaltung von Menschenrechten einzusetzen, aber wir haben auch das Recht und die Pflicht, uns dafür einzusetzen, dass sie innerhalb Europas genauso hochgehalten werden, und das gilt auch für religiöse Gruppen innerhalb Europas. Wir sehen, dass die Zahl antisemitischer Vorfälle in der Europäischen Union steigt, wir sehen, dass die Zahl der Fälle von Attacken und Gewalt gegen Christen steigt. Alleine im vorletzten Jahr, von 2021 auf 2022, gab es bei den Attacken auf Kirchen einen Anstieg von 75 Prozent und bei Hatecrimes gegen Christen einen Anstieg von 44 Prozent. Meine Damen und Herren, das ist kein Randthema, das man wegschieben kann. Hier wird Aggression, hier wird Gewalt, hier wird Unterdrückung gegen religiöse Gruppen ausgeübt, und auch da ist es unsere Pflicht, die Menschenrechte, die wir auch im Ausland vertreten, immer wieder einzufordern und immer wieder darauf zu schauen, dass jüdische Menschen, die in Europa leben, dass christliche Menschen, die in Europa leben, keine Angst haben müssen, ihrem Glauben zu folgen. (Beifall bei der ÖVP und von GR Dr. Kurt Stürzenbecher.) Es wurde schon viel über Migration gesagt. Lassen Sie mich auch ein paar Worte hinzufügen, nämlich betreffend die Varianz der Demographie. Es wurden ja - es ist ein aktuelles Thema - im Oktober Instrumente der Europäischen Union zur Begegnung des demographischen Wandels herausgebracht. Die Europäische Kommission bezeichnet den demographischen Wandel als eine der großen Herausforderungen in unserer Zeit - neben dem ökologischen Wandel und neben der digitalen Transition. Die Wahrheit ist, wir haben eine alternde Gesellschaft und wir hätten ohne Migration eine schrumpfende Gesellschaft, und die Wahrheit ist auch, dass man mit Migration den Alterungsprozess nicht aufhalten wird können. Es ist daher ein Thema, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen. Was die Europäische Union als eine der Adaptionsstrategien empfiehlt, ist die Zuwanderung von Arbeitskräften, und das ist leider etwas, wo die Europäische Union, wo auch wir als Österreich noch viel Potenzial haben, nämlich Potenzial, wo es darum geht, dass die gezielte Zuwanderung, dass das Anwerben ausländischer Arbeitskräfte funktioniert und andererseits die ungezielte Zuwanderung, also das, was über das Asylsystem geschieht, was der Staat selber nicht lenken kann, möglichst hintangestellt, möglichst eingedämmt wird. Das ist eine Frage auf europäischer Ebene, das ist nichts, was ein Nationalstaat lösen kann. Das ist eine Frage, die die europäische Gesetzgebung betrifft, die die EMRK betrifft, die internationale Abkommen betrifft. Es ist nicht möglich, von einem Tag auf den anderen zu sagen, wir wollen überhaupt keine Asylanträge mehr annehmen. Aus diesem Grund ist es die Europäische Volkspartei und ist es die ÖVP, die sich immer und immer wieder auf europäischer Ebene dafür einsetzt, dass die Gesetze, die europäischen Gesetze geändert werden. Das ist eine hochkomplexe Materie, und wir sind froh, dass mit dem neuen Asylpakt jetzt ein kleiner Schritt gegangen werden konnte, aber - es ist schon gesagt worden - dieser muss umgesetzt werden, und das ist die nächste große Herausforderung, die uns in den nächsten fünf Jahren erwartet. (Beifall bei der ÖVP.) Lassen Sie uns noch ein bisschen bei den Außenbeziehungen bleiben. Wir haben hier schon öfter im Zusammenhang mit dem Thema Integration über das geredet, was man in der Wissenschaft als Transnationalismus bezeichnet, nämlich die Einflussnahme ausländischer Regierungen auf Communities im Ausland. Das ist nicht nur eine Frage, die die Bundesregierung oder das Außenministerium betrifft, nein, es ist eine Frage, die zunehmend auch Städte betrifft. Warum? Weil Städte zunehmend zu Akteuren internationalen Handelns werden müssen. Zuwanderung geht in Städte, Städte wachsen, in Zukunft wird ein Großteil der Weltbevölkerung in Städten leben. Eine Stadt muss also verstehen, dass auch sie mit ihren eingewanderten Communities ein internationaler Akteur wird. Gerade deswegen sagen wir immer und immer wieder, Wien muss beginnen, Städtepartnerschaften zu schließen, und zwar vorrangig mit afrikanischen Städten - nicht nur, weil wir viele Menschen aus diesen Herkunftsländern in Österreich haben, und nicht nur, weil es um den Austausch geht, nein, sondern weil Wien sich selber als internationaler Akteur wahrnehmen muss und weil Wien deswegen aufgerufen ist, selber internationale Beziehungen auf Städteebene zu pflegen. Jetzt wissen wir, dass es Argumente gibt, die dagegensprechen - auch die wurden schon ausgetauscht -, aber ich denke, wenn der politische Wille da ist, dann gibt es auch Möglichkeiten, das umzusetzen. Ich glaube, es wäre wichtig, dass Wien diesen Schritt macht, zu verstehen, dass es beginnen muss, international zu handeln, um die Konflikte, um die Herausforderungen, aber auch um mögliche Bereicherungen, die durch Zuwanderung nach Wien getragen werden, besser handhaben zu können. (Beifall bei der ÖVP.) Der letzte Punkt, den ich mitgebracht habe, ist das Thema EU-Kommissar für Afrika. Das ist uns tatsächlich ein Herzensanliegen, nicht nur, weil die Europäische Union in ihrer weiteren Nachbarschaft - und Afrika ist nun einmal unser Nachbarkontinent - aktiv handeln muss, meine Damen und Herren, sondern auch, weil wir als Europäer das Selbstbewusstsein haben können, das, was uns auszeichnet, unsere USP, in andere Länder tragen zu können, und das ist nun einmal Rechtsstaatlichkeit und das ist nun einmal Law Enforcement und das ist nun einmal Rechtssicherheit. Das sind die drei Dinge, die uns unterscheiden von Chinesen, das sind die drei Dinge, die uns unterscheiden von Russen, das ist das, womit wir aktiv auf Afrika zugehen können und sagen können: Machen wir eine Partnerschaft, arbeiten wir zusammen, und machen wir das strukturiert unter dem Dach eines Kommissars für Afrika, der die europäischen Maßnahmen, die europäische Politik für Afrika koordiniert und strukturiert und da zu einem beidseitigen Wohlgefallen beiträgt! (Beifall bei der ÖVP.) Meine Damen und Herren! Es ist, wie gesagt, nicht alles positiv, was die Europäische Union macht, und es gibt ganz, ganz viele Dinge, die anders gemacht gehören, und es gibt ganz, ganz viele Dinge, bei denen wir nicht einer Meinung darüber sind, wie sie gemacht gehören, aber am Ende des Tages ist es die Europäische Union, in der wir leben, und es ist die Europäische Union, die unser politisches Handlungsfeld ist, und es ist deswegen auch die Europäische Union, an der wir aktiv mitarbeiten sollten und die wir nicht als Spielball für unsere Innenpolitik verwenden sollten. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als Nächster zum Wort gemeldet ist das Mitglied des Europäischen Parlaments Mayer. Die Restredezeit sind noch neun Minuten, diese stelle ich auch ein. Bitte schön. EP-Abg. Mag. Dr. Georg Mayer, MBL-HSG (FPÖ): Herr Vorsitzender! Geschätzter Wiener Gemeinderat! Ich bin gerne bei euch. Der Diskurs lebt, merkt man, und das ist auch wichtig für eine Demokratie, das gehört sich auch so, und deswegen muss ich jetzt vielleicht auf ein paar Dinge replizieren, die hier gesagt wurden, oder vielleicht besser auch nicht gesagt wurden, denn das sind ja meistens die interessanteren Dinge. Zum Beispiel hat uns ja unter anderem die Kollegin von den NEOS, wie auch viele andere hier, die nahe Verbindung zu Russland vorgeworfen. Also da wäre ich als NEOS-Abgeordnete wirklich vorsichtig, glaube ich, und würde vielleicht zuerst einmal nachdenken, was euer Eigentümer da so für Verflechtungen in Russland hat. (GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Welcher Eigentümer?) Herr Haselsteiner, euer Eigentümer (GR Mag. Dolores Bakos, BA: Wir haben keinen Eigentümer!), der ist nämlich ganz massiv auch in der Signa-Geschichte (GR Mag. Dolores Bakos, BA: Also ich habe ganz sicher keinen Eigentümer!) - ja, ich habe auch keine Verflechtungen in Russland - involviert. Oder auch bei den Sozialisten: Wenn man heute hört, dass Herr Gusenbauer vom Aufsichtsratsvorsitz zurücktritt, so muss man sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen: Der hatte den Aufsichtsratsvorsitz inne. Was heißt denn das, wenn man Aufsichtsratsvorsitzender ist? Die ureigenste Aufgabe eines Aufsichtsrates ist die Kontrolle der Geschäftsführung. Und was ist da passiert? Überhaupt nichts ist passiert! Es gab keine Kontrolle! Es gab keinerlei Kontrolle, und ich sage immer: Ich hätte gerne, dass einmal das Handy von Herrn Gusenbauer konfisziert wird. Dann würde diese Republik beben, das kann ich Ihnen sagen, liebe Sozialisten. (Beifall bei der FPÖ.) Aber es geht ja noch weiter mit der Signa. Da ist ja ganz viel, was man noch politisch aufarbeiten muss, denn da gibt es ganz viele Verflechtungen mit Russland, zum Beispiel mit der Sberbank. Und wenn man dann weiß, dass auch Sigi Wolf in der Sberbank Aufsichtsratsvorsitzender war und die Sberbank bis zum Ukraine-Krieg auch ganz massiv die Signa mit Darlehen gefördert und unterstützt hat, dann weiß man, dass jedenfalls von den Sozialisten und auch von den NEOS ganz, ganz massiv eine Verbindung nach Russland und ganz massiv auch zu Putin besteht. Deswegen auch an die Adresse der ÖVP: "Freunde Putin's Österreich", glaube ich, haben Sie uns genannt, nicht? Also ich wäre da vorsichtig, denn: Wo ist denn Ihr Ex-Bundeskanzler Kurz bis vor Kurzem noch gewesen? Ich weiß nicht, wie viele Millionen er da kassiert hat. Bei den NEOS rollt also der russische Rubel genauso wie bei der ÖVP. Das kann man jetzt einmal so festhalten. (Beifall bei der FPÖ. - GR Mag. Manfred Juraczka: Was hat die Signa mit Russland zu tun?) Geschätzter Gemeinderat! Versuchen wir, es wieder auf die sachliche Ebene zu bringen (GR Mag. Manfred Juraczka: Herr Kollege, was hat die Signa mit Russland zu tun?), weil es wichtig ist, weil es auf der europäischen Ebene wichtige Dinge gibt, die eben am 9. Juni neu in den Raum gestellt werden. Wir kommen noch einmal zurück zum Green Deal - jetzt habe ich nicht mehr so viel Zeit -, denn was steht denn - das wissen sogar die GRÜNEN, jetzt ist die Kollegin nicht im Saal - hinter dem Green Deal? Wenn man glaubt, dass wir mit Windkraft und mit Sonnenenergie Millionen von LKWs und PKWs laden werden, dann irrt man sich, und das wissen die genauso, wie ihr das wisst. Und in Frankreich freuen sie sich schon, denn dort werden schon 20 neue Atomkraftwerke gebaut, und auch in Tschechien. Wenn euch das recht ist, liebe Wiener ÖVP, dann soll das so sein. Tschechien, an der Grenze - und ich spreche aus Erfahrung (GR Mag. Manfred Juraczka: Was hat die Signa mit Russland zu tun?), denn in Krško zum Beispiel, an der Grenze von Slowenien zu Kroatien, steht ein Atommeiler, der in Wahrheit ein Oldtimer ist und der, nur 100 km von Graz entfernt, jederzeit in die Luft gehen könnte. Ich sage euch eines: Dann ist der Klimawandel, der vermeintliche, unser geringstes Problem, das kann ich euch sagen. (Beifall bei der FPÖ.) Dann kommt aber immer dieser Vorwurf: Von der FPÖ gibt es ja nie einen Vorschlag, die meckern immer nur! Ich sage euch jetzt etwas. Es ist eigentlich ganz einfach, und Kollege Mandl hat ja als gelernter Schwarzer, noch dazu aus Niederösterreich, gelernt, zurückzurudern - die wissen, wie das funktioniert: Die ÖVP rückt nämlich jetzt schon ab vom Green Deal, die Ersten brechen schon aus. Na, vielleicht ist der Green Deal doch nicht das Gelbe vom Ei? Erst heute sagt von der Leyen wieder: Nein, das mit dem Verbrennungsmotor, das haben wir nicht ganz so ernst gemeint! Also, das kommt vielleicht dann auch nicht, oder wenn, dann irgendwann einmal anders, aber nicht, solange ich Kommissionspräsident bin! - Das ist aber typisch ÖVP. Was ich dazu sagen kann, liebe Freunde, ist, dass wir uns einfach auf den Vertrag besinnen, auf den Vertrag der Europäischen Union, der nämlich nichts anderes sagt als: Bei den Dingen, bei denen wir auf europäischer Ebene gut gemeinsam arbeiten können, da soll man zusammenarbeiten, die sollen gestärkt werden, die Dinge hingegen, die besser im Heimatland geregelt werden können, sollen im Heimatland geregelt werden. Das ist nichts anderes als das Subsidiaritätsprinzip. Das gehört gelebt, und dann können wir alle mit der Europäischen Union leben. - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist GR Margulies. Ich erteile es ihm. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Eigentlich wollte ich ja die Freiheitlichen komplett ignorieren, aber einen Satz erlaube ich mir schon: Da kommt ein steirischer FPÖler aus dem EU-Parlament nach Wien und verwechselt den Gemeinderat mit dem Villacher Fasching. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP sowie von GR Mag. Stephan Auer-Stüger und GRin Dr. Claudia Laschan.) Das ist wirklich zum Fremdschämen und zum Genieren, aber es ist Ausdruck des Demokratieverständnisses. Es kommt aber noch dazu: Ein steirischer FPÖler, wo es gerade in der Steiermark, in Graz, den größten Finanzskandal mit Selbstanzeigen, mit Ausdehnungen von Untersuchungen durch die Korruptionsstaatsanwaltschaft, und so weiter gibt (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: ... die Unschuldsvermutung?) - die Unschuldsvermutung gilt -, erklärt einfach die Welt. Freunde in ganz Österreich - und deshalb tut mir das fast leid für die Steirer -, er war peinlich! Ich komme jetzt aber zurück zu zwei Punkten. Der erste Punkt, ganz kurz, betrifft die Wien Energie. Ich gebe allen Menschen recht, die sagen, sie hätten sich erwartet, die Bundesregierung hätte schneller und mehr dazu getan, dass wir aus russischem Gas aussteigen. Ja, darum geht es, und das benötigt Unterstützung auf allen Ebenen. Das benötigt auch die Unterstützung von allen Bundesländern, von den Städten und selbstverständlich auch durch die größten Energieversorger. Ich erwarte mir, dass die Wien Energie all ihren Gaslieferanten sagt - der größte ist, glaube ich, die OMV, aber es wird andere auch geben: Wir wollen kein russisches Gas mehr, und sobald die infrastrukturellen Voraussetzungen dafür geschaffen sind, dass wir noch viel, viel mehr Gas nicht aus Russland beziehen, wechseln wir im Zweifelsfall den Gashändler! Denn wenn man sich an der Gasbörse anschaut, was momentan der Preis ist, dann erkennt jeder, dass er so tief ist wie in den letzten zwei Jahren nicht mehr. Von daher bin ich überzeugt davon, dass man auch als Stadt Wien und als Wien Energie der OMV sagen kann: Wir möchten von euch nicht-russisches Gas. Bitte kümmert euch darum! Alle sagen immer, die Marktwirtschaft ist die, die etwas bewegt, das ist die Anbietermacht. Gerade im Energiebereich ist die Anbietermacht eine riesige. Also, kommt bitte eurer Verantwortung nach! Und selbstverständlich muss die Bundesregierung auch der Tatsache gerecht werden, dass es eines Ausbaus der Infrastruktur bedarf. Darüber müssten wir hier nicht streiten, aber machen wir es auch im eigenen Bereich. Die Wien Energie soll schnellstmöglich aus russischem Gas aussteigen. Wenn man es geschafft hat, es auf 30 zu 70 zu reduzieren, wird es in einem nächsten Schritt sogar ohne weiteren Infrastrukturausbau möglich sein, um weitere 10 Prozent zu reduzieren, und im Endeffekt - auch das wurde heute von Kollegen Gara gesagt - geht es natürlich darum, den Gasverbrauch in Summe zu reduzieren. Die Wärmepumpe, die es in Wirklichkeit gibt, ist ganz toll, darüber müssen wir alle miteinander nicht reden, aber im Interesse der Umwelt und im Interesse der Demokratie - in beider Interesse, und das ist total wichtig - ist es wichtig und richtig, den Gasverbrauch aus Russland zu reduzieren. Apropos Russland, weil es auch von Kollegen Mayer jetzt am Anfang noch kurz gesagt wurde: Sie sagen immer, Sie haben den russischen Freundschaftsvertrag mit Putin gekündigt. Aber warum verhalten Sie sich dann so, als ob er aufrecht wäre? Das ist die Frage, die sich mir dann aufdrängt. Was ist es dann, was Putin zu Ihrem Lebensfreund macht, dass Sie alles, was Putin kritisiert, immer gleich zurückweisen müssen und nichts in die Richtung tun, dass sich endlich sozusagen eine demokratische Kultur in Russland entwickeln kann? - Gut, das ist schwer, aber Sie verhalten sich nach wie vor so, als ob er Ihr Freund wäre. Distanzieren Sie sich endlich davon, machen Sie in Österreich zumindest in dieser einen Sache gemeinsame Politik mit allen anderen, die endlich die Bedrohung, die von Russland ausgeht, bekämpfen wollen beziehungsweise - bekämpfen ist das falsche Wort - davor verschont sein wollen, dass Russland überhaupt eine Bedrohung darstellt. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ich glaube, das ist etwas, was wir gemeinsam angehen müssten. Ich habe nur das Gefühl - das ist mein vorletzter Punkt -, dass Sie das gar nicht wollen, weil die ganze extreme Rechte davon lebt, dass sich in Wirklichkeit niemand mehr auskennt: Was funktioniert? Was stimmt? Was ist wahr? Was ist falsch? "Flood the zone with shit!" Also haut möglichst viel hinein, was falsch, was wahr ist, sodass die Menschen nicht mehr unterscheiden können, was wahr und was falsch ist! Das macht Russland, das machen Sie, und Sie sind sich einig in dem Punkt, dass Sie überhaupt nicht wollen, dass das aufhört. Denn dann, wenn Menschen nicht mehr unterscheiden können, was richtig ist und was falsch ist - und je komplexer die Welt wird, umso schwerer wird es, wir können uns 20 Videos oder 100 Videos anschauen, und wenn man uns vorher sagt, die Hälfte davon ist Fake, dann wird am Ende niemand von uns sagen können, diese 50 waren richtig und diese 50 waren falsch, das geht gar nicht mehr, also: "flood the zone with shit", und am Ende des Tages kennt sich niemand mehr aus, dann greifen die Verschwörungstheorien, und Sie freuen sich. Genau so machen Sie Politik! Aber - ich sage es ganz offen - damit will ich eine Rede zur EU, zur Politik in der Europäischen Union nicht beenden, sondern ich will sie mit etwas anderem beenden und erlaube mir das jetzt - unter anderem deshalb habe ich mich auch noch zu Wort gemeldet. Moni Vana - ha, schaffe ich es doch, dass sie eine Träne zerdrückt, das freut mich - ist tatsächlich eine meiner längsten politischen WeggefährtInnen, längsten und engsten, wenngleich wir zu Beginn überhaupt nicht in derselben Fraktion, Partei, et cetera waren. Da hat es die GRÜNEN noch gar nicht gegeben. (Ruf bei den GRÜNEN: So ist es!) Ich war bei der Fachschaftsliste an der TU, und ihr (in Richtung SPÖ) habt Pech gehabt, weil die Moni dann vom VSStÖ weg zu den GRÜNEN gegangen ist. (Heiterkeit bei den GRÜNEN. - GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Eine Fehlentscheidung!) Ja - das muss ich euch tatsächlich dazusagen -, das war etwas, was mich sehr gefreut hat. Und so waren wir dann schon Ende der 1990er Jahre gemeinsam im Landesvorstand der Wiener GRÜNEN, Moni als Landessprecherin, ich als Landesgeschäftsführer. Das war schon damals eine super Zeit, und 2001 sind wir gemeinsam in den Gemeinderat eingezogen und haben dann, glaube ich, für 10 Jahre, nein, 13 Jahre (EP-Abg. Dr. Monika Vana: 13!), ein Zimmer geteilt, bis sie mir abhandengekommen ist auf die europäische Ebene, sodass wir uns dann halt meistens nur mehr freundschaftlich - und viel weniger zum politischen Austausch - getroffen haben. Nichtsdestoweniger, die GRÜNEN verlieren mit Moni Vana eine der profiliertesten, gescheitesten, sympathischsten Politikerinnen (GRin Barbara Novak, MA: Richtig!), und - "never say never again" - wer weiß, vielleicht sehen wir sie ja wieder auf der politischen Bühne, sie ist ja noch voll jung. In diesem Sinne: Danke, Moni, für deine Arbeit und deine Freundschaft! (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ, NEOS und ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als vorläufig letztem Redner zu diesem Tagesordnungspunkt erteile ich nun - zu einer der wohl kürzesten Wortmeldungen, nämlich maximal eine Minute, aber auch das muss sein - GR Florianschütz das Wort. - Moment, ich muss die Minute einstellen. Bitte schön. GR Peter Florianschütz, MA, MLS (SPÖ): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Wortmeldung ist schon notwendig, weil man sich eine Frage stellen muss, um sie zu beantworten: War die Rede des Herrn Europa-Abgeordneten von der Freiheitlichen Partei direkt vom Kreml geliefert, oder hat er sie erst übersetzen müssen? Die Frage, wie da agiert wird und wie da versucht wird, schlechtzumachen, deutet darauf hin, dass hier nicht für Europa gesprochen wird, und das ist wirklich bedauerlich. - Dabei könnte man es bewenden lassen, so könnte man es stehen lassen, und das tue ich auch. (GR Wolfgang Irschik: Wer hat den Boden geküsst? Wer hat den Boden geküsst in Moskau? Wer war das?) Wofür ich mich sehr bedanke, ist, dass die zwei Abgeordneten zum Europäischen Parlament noch bei uns geblieben sind. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Es war nett, euch wieder zu treffen, besonders dich, Monika - erinnere dich an unsere gemeinsame Reise nach Frankreich! Ich wünsche dir alles Gute, und vielen Dank für die gute Zusammenarbeit! (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Ich bedanke mich auch bei allen Mitgliedern des Europäischen Parlaments dafür, dass ihr heute gekommen seid, und wünsche noch eine schöne Heimreise, wohin immer in Europa sie auch geht. Wir beginnen nun mit den Abstimmungen. Es liegen zahlreiche Anträge vor, ich bitte daher um Konzentration. Auf Grund eines technischen Problems müssen die Schriftführer die Abstimmung und auch den Antrag selbst händisch festhalten, daher werde ich ein bisschen langsamer vorlesen als gewohnt und bitte daher um Aufmerksamkeit. Erster Antrag, von der FPÖ, Verkleinerung des EU-Parlaments. Hier wird die sofortige Abstimmung beantragt. Wer dem Antrag beitritt, den bitte ich um ein Zeichen. - Die Zustimmung erfolgt bei der FPÖ gegen alle anderen Parteien. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der FPÖ, keine weiteren EU-Gelder für die Ukraine. Ich bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei der FPÖ gegen alle anderen Fraktionen. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der FPÖ, Sozialleistungsmissbrauch durch Ukrainer. Wer dem beitritt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei der FPÖ gegen alle anderen Fraktionen. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der FPÖ, keine Mindestsicherung für geflüchtete Ukrainer. Ich bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei der FPÖ gegen alle anderen Fraktionen. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der FPÖ, kein Geld für Geisterstrom. Wer dem beitritt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei der FPÖ gegen alle anderen Fraktionen. Das ist nicht die Mehrheit. Antrag der FPÖ, EU-Mercosur-Abkommen verhindern. Wer dem beitritt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei der FPÖ gegen alle anderen Fraktionen, daher abgelehnt. Antrag der FPÖ, Ausstieg aus dem sogenannten Green Deal. Ich bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei der FPÖ gegen alle anderen Fraktionen. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der FPÖ, Einschränkung des Bargeldes. - Zustimmung bei ÖVP und FPÖ gegen NEOS, SPÖ und GRÜNE. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, daher abgelehnt. Antrag der FPÖ, Aufhebung der Sanktionen gegen Russland. - Zustimmung bei der FPÖ gegen alle anderen Fraktionen. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der GRÜNEN, Fachenquete im Europa-Ausschuss zu einheitlichen Länderstellungnahmen. Hier wird die Zuweisung an den Gemeinderatsausschuss für europäische und internationale Angelegenheiten beantragt. Wer die Zuweisung unterstützt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen die FPÖ. Das ist mehrheitlich zugewiesen. Antrag der GRÜNEN, ehestmöglicher Ausstieg der Wien Energie aus russischem Gas. Ich bitte um ein Zeichen der Zustimmung. - Zustimmung erfolgt durch die GRÜNEN gegen alle anderen Fraktionen. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der GRÜNEN, Ausreiseverbot von Mehmet Ali Cankaya aus der Republik Türkei. Bitte um ein Zeichen, wer zustimmt. - Zustimmung bei den GRÜNEN, bei der ÖVP und bei der FPÖ gegen NEOS und SPÖ. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, daher abgelehnt. Antrag von mehreren Fraktionen, und zwar NEOS, SPÖ und GRÜNEN, Untersuchungen und Maßnahmen gegen mutmaßliche Spionagetätigkeiten. Bitte um ein Zeichen. - Die Zustimmung erfolgt bei FPÖ, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen die ÖVP. Das ist daher mehrheitlich angenommen. Ein Mehrparteienantrag von NEOS, GRÜNEN und ÖVP betreffend Solidarität mit der Ukraine. Hier wird die Zustimmung beantragt. Ich bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen die FPÖ. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Es sind vier Parteien, die zustimmen ...) Bitte? (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Vier Parteien haben zugestimmt ... - Ruf: Es hat eine Zustimmung!) - O ja, es hat eine Zustimmung. Vier Parteien haben zugestimmt. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: ... alles gut!) Okay. - Es war die erforderliche Mehrheit. Ja, die Anträge sind etwas ... - Wurscht, das besprechen wir nachher. Mehrparteienantrag von NEOS, SPÖ, GRÜNEN und ÖVP, Beitrittsperspektiven für den Westbalkan. Wer dem beitritt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen die FPÖ. Daher ist das mehrstimmig so angenommen. Antrag der ÖVP, europäischer und österreichischer Wirtschaftsstandort. Ich bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, NEOS und SPÖ gegen FPÖ und GRÜNE, mehrheitlich angenommen. Antrag der ÖVP, europäische und nationale Sicherheit, Asyl und Migration. Ich bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei der ÖVP gegen alle anderen Fraktionen. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit und daher abgelehnt. Antrag der ÖVP, EU-Afrika-Politik. Ich bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP und GRÜNEN gegen FPÖ, NEOS, und SPÖ. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit und daher abgelehnt. Antrag der ÖVP, Nein zum Mercosur-Abkommen. Ich bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei der ÖVP, FPÖ und GRÜNEN gegen die Stimmen von NEOS und SPÖ. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, daher ist der Antrag abgelehnt. Ein Mehrparteienantrag von ÖVP, GRÜNEN betreffend Verteidigung der Demokratie und Menschenrechte in Russland. Die sofortige Abstimmung wurde beantragt. Wer dem beitritt, bitte ich um ein Zeichen. - Die Zustimmung erfolgt durch ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNE gegen die Stimmen der FPÖ, daher mehrstimmig angenommen. Ich hoffe, ich habe alle Anträge. (GR Mag. Josef Taucher: Aufhebung der Sanktionen gegen Russland habe ich nicht gehört! - GR Dr. Kurt Stürzenbecher: O ja, wurde abgestimmt!) - Moment, schauen wir einmal nach. Ja, der Antrag Aufhebung der Sanktionen gegen Russland wurde mit den Stimmen der FPÖ angenommen (Zwischenruf: Abgelehnt!) - und ist daher nicht angenommen. Sehr kompliziert. Damit treten wir nun in die Tagesordnung ein. Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich aber gemäß § 15 Abs. 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass von Gemeinderatsmitgliedern des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien 20, des Grünen Klubs im Rathaus 1 und des Klubs der Wiener Freiheitlichen 8 schriftliche Anfragen eingelangt sind. Vor Sitzungsbeginn sind von Gemeinderatsmitgliedern des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien zwei und des Grünen Klubs im Rathaus zwei Anträge eingelangt. Den Fraktionen wurden die Anträge schriftlich bekannt gegeben, die Zuweisungen erfolgen wie beantragt. Die Anträge des Stadtsenates zu den Postnummern 1, 3, 7, 14, 15, 17, 23, 29, 31, 33, 36, 37, 38, 39 und 40 gelten gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung als bekannt gegeben. Bis zu Beginn dieser Sitzung hat kein Mitglied des Gemeinderates zu diesen Geschäftsstücken die Verhandlungen verlangt. Ich erkläre daher gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung diese als angenommen und stelle fest, dass die im Sinne des § 25 der Wien Stadtverfassung erforderliche Anzahl von Mitgliedern des Gemeinderates gegeben ist. In der Präsidialkonferenz wurde nach entsprechender Beratung die Postnummer 8 zum Schwerpunkt- Verhandlungsgegenstand erklärt und gleichzeitig folgende Umreihung der Tagesordnung vorgeschlagen: Postnummern 8, 6, 9, 10, 11, 12, 13, 16, 18, 19, 20, 21, 22, 24, 2, 4, 5, 25, 26, 27, 28, 30, 32, 34 und 35. Die Postnummern werden daher in dieser Reihenfolge zur Verhandlung gelangen. Es gelangt nunmehr Postnummer 8 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft Einzelförderungen für die Wiener Mutmillion - Angstfreie Schule im Zeitraum von 1. Jänner 2024 bis 31. Dezember 2025. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Mag. Abrahamczik, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Mag. Nina Abrahamczik: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Emmerling. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Wir sind jetzt tatsächlich bei unserer Schwerpunktdebatte und bei der Tagesordnung angelangt, wobei es Ihnen wahrscheinlich allen auch nicht so vorkommt wie mir, aber natürlich haben wir ein sehr wichtiges Thema auf der Tagesordnung. Das ist die Bildung, das ist die Schule und das sind die Kinder und Jugendlichen in dieser Stadt. Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, dann gibt es viele verschiedene Erinnerungen wie wahrscheinlich bei allen von Ihnen, viele positive Erinnerungen. Schule wird ja für einen als Schüler oder eine Schülerin nicht nur als Ort des Lernens empfunden, was irgendwie klar ist, sondern als etwas, was viel mehr bedeutet. Schule erfüllt viel mehr Zweck. Sie ist für Kinder und Jugendliche der Ort, wo sie den größten Teil des Tages verbringen, wo sie Freundschaften schließen, erste Freundschaften, neue Freundschaften schließen, wo sie erstmalig mit Mitschülern oder mit Lehrerinnen und Lehrern in Konflikt gehen, wo sie hoffentlich gerne am Nachmittag Zeit verbringen, um zum Beispiel Freizeitkurse zu besuchen, wo sie gemeinsam zum Mittagessen zusammenkommen, und so weiter, und so fort. Schule ist also ein Ort voller Erlebnisse für unsere Kinder und Jugendlichen. Ich hoffe natürlich, dass bei Ihnen alle diese positiven Eindrücke und Erinnerungen überwiegen, aber so, wie ich es dargestellt habe, ist es wahrscheinlich auch ein verklärtes Bild. Es ist sicher ein Bild, das wir unseren Kindern allen wünschen, nicht nur unseren eigenen, sondern allen in dieser Stadt. Die Realität ist für viele Kinder und Jugendliche aber leider oft eine andere, und zwar, weil es für viele kein glücklicher Ort ist, weil Kinder ihre gesamte Kindheit oder Jugendzeit nicht als besonders glücklich und erfüllend bezeichnen würden, weil es Themen wie Mobbing, wie Ausgrenzung, wie Prüfungsangst, Herabwürdigung, abwertende Kommentare von Mitschülerinnen und Mitschülern, Prüfungsstress, großen Druck von mehreren Seiten gibt. Das kann zu Selbstzweifeln führen, das kann zu psychischen Belastungen führen, und wenn man nichts dagegen macht, wird es von der Belastung hin zu einer wirklichen psychischen Erkrankung bis hin zu anhaltenden Depressionen und besorgniserregenden Zuständen. Genau weil das eben die Realität ist und wirklich viele Kinder in allen Schulen davon betroffen sind, zeigt es uns, dass das Thema der psychischen Gesundheit für Kinder und Jugendliche in Verbindung mit einer angstfreien Schule ein so, so wichtiges ist. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Jetzt gibt es natürlich viele verschiedene Bemühungen, mit Unterstützungspersonal an Schulen zu gehen, die Schulsozialarbeit, die ich hier anführen möchte, bei der auch in den letzten 2 Jahren der Personalstock um 45 Prozent gestiegen ist. Klar braucht es noch viel mehr, genauso wie in der Schulpsychologie, wo wir in Wien aber den Deckel der Co-Finanzierung auch schon erreicht haben. Es braucht aber viel Unterstützung an den Schulen. Genau da haben wir uns überlegt, was ein zusätzliches Angebot sein kann, um genau diesem Thema auch Herr zu werden beziehungsweise ein zusätzliches Angebot zu schaffen. Da freut es mich, dass wir heute das Poststück der Mutmillion hoffentlich beschließen werden, weil es ein neues Projekt mit einem Zugang ist, wie man mit neuen innovativen Ideen eines außerschulischen Angebots, also einer Initiative, direkt an die Schulen gehen kann, um direkt mit den Kindern zu arbeiten, um ihnen wieder Mut zu machen, um ihnen bei ihren Belastungen zu helfen, aber auch präventiv zu wirken, was Angst, Stress, Mobbing, Gewalt oder auch Konflikte im Schulraum betrifft. Dafür wurde ein Call in der Höhe von 1 Million EUR ausgerufen - es ist sogar ein bisschen mehr geworden -, wo unterschiedlichste Vereine und Initiativen ihre Projekte einreichen konnten und so direkt an die Schulen gehen können. Der Bedarf, den wir sehen, hat sich in den letzten Jahren natürlich auch noch einmal verändert. Psychische Belastungen von Kindern und Jugendlichen in Schulen gab es immer, aber natürlich haben die Corona-Pandemie, aber auch die permanent präsenten Krisen in unserer Gesellschaft massiv dazu beigetragen. Laut der Medizinischen Universität Wien hat sich die Anzahl der Suizidversuche in den letzten Jahren sogar verdreifacht, und das ist wirklich Wahnsinn, wenn man das liest. Es gibt auch eine ganz interessante Studie, die die WHO durchführt, die "Health Behaviour in School aged Children"-Studie. Die größte europäische Kinder- und Jugendgesundheitsstudie wird in 51 Ländern durchgeführt, und da haben wir die Ergebnisse aus dem Schuljahr 2021/22, also direkt nach der Pandemie. Die wurden jetzt 2023 veröffentlicht, sie ist jetzt nicht mehr ganz, ganz aktuell, sie ist jetzt knapp ein Jahr alt, aber auch da sehen wir, dass die Belastung immer stärker zunimmt. Interessant findet ich, dass Mädchen stärker psychisch belastet sind als Burschen, zum Beispiel geben 31 Prozent der Mädchen ihre Lebenszufriedenheit mit nicht sehr zufrieden oder nicht zufrieden an, im Vergleich zu 19 Prozent der Burschen. Es ist natürlich auch das zu viel, überhaupt keine Frage, aber ein Drittel bei den Mädchen ist eigentlich schon ein Hammer. Ich habe es eh gesagt, aus den psychischen Beschwerden werden dann schnell auch seriöse wirkliche Krankheiten, Niedergeschlagenheit. Zwischen 3 und 12 Prozent der Mädchen werden gemobbt, bei den Burschen sind es ähnlich viele. Auch die Beschwerdelast in Summe ist kontinuierlich gestiegen, bei den Mädchen wieder mehr als bei Burschen. Auch herausgekommen ist, dass zum Beispiel bei Kindern, die aus sozial eher benachteiligten Haushalten kommen, wo es auch finanzielle Schwierigkeiten gibt, die Belastung höher ist. Das ist auch auf Grund von Zukunftssorgen logisch, die noch dazukommen. Die Frage ist: Was kann ich in meinem Leben eigentlich erreichen? Die Belastung ist auch im migrantischen Milieu höher als im nichtmigrantischen Milieu. Da kommen sicher auch noch Sprachbarrieren, aber auch andere Faktoren dazu. Jetzt vielleicht wieder zurück zur Mutmillion: Es ist ein Projekt, das einen neuen Ansatz bringt und auch ein Ideengeber sein soll, wie wir mit dem Thema psychische Gesundheit in den Schulen umgehen. Es gab dazu einen Beirat, der diese Projekte auch ausgewählt hat. Die Bildungsdirektion, die MA 11, auch der Psychosoziale Dienst der Stadt Wien waren dabei, auch die Geschäftsgruppe und die Abteilung Bildung und Jugend der Stadt Wien. Man konnte ein Projekt mit einem Betrag von 30.000 bis maximal 200.000 EUR einreichen. Ich weiß es gar nicht, ich glaube, es wurden rund 30 eingereicht und 10 wurden ausgewählt, die jetzt bis Ende 2025 umgesetzt werden sollen. Das sind ganz unterschiedliche Ansätze, die ganz spannend sind, man kann das alles nachlesen, aber ich möchte einen kurzen Einblick der Initiativen geben, die da zum Zug gekommen sind. "Sindbad" zum Beispiel, eh ein bekannter Player im Bildungsbereich, "Mut durch Mentoring", die sich vor allem an Jugendliche im letzten Pflichtschuljahr richten. "Teach for Austria" ist mit dabei, "Culture School" an Volksschulen, die machen Schulklassenbegleitung. Das ist ein bereits bestehendes Angebot, das ausgeweitet werden kann. "Mut macht Schule", Möwe Kinderschutz GmbH ist hier mit dabei, aber auch das Kuratorium für Psychosoziale Dienste der Stadt ist mit einem Projekt dabei, bei dem es darum geht, die psychische Gesundheitsversorgung auszubauen und vor allem Früherkennung in den Klassen voranzutreiben. Es ist auch ein Verein, den es jetzt eh auch schon länger gibt, der Tage der psychischen Gesundheit anbietet. Ich greife es deswegen heraus, weil zum Beispiel meine Kinder auch Tage der psychischen Gesundheit in der Schule hatten, also wirklich zwei volle Schultage, die hierfür verwendet wurden. Das finde ich wirklich großartig und ein ganz ein wichtiges Projekt. Ich glaube, wenn man so in die Schulen geht und das möglichst flächendeckend anbieten kann, dann sind das ganz tolle Projekte. In diesem Sinne hoffe ich heute sehr auf Ihre Zustimmung. Es ist etwas Neues, ich glaube, es ist ein guter Ansatz. Die psychische Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen sollte uns allen am Herzen liegen. Wir wissen, dass wir in den Schulen extrem viel zu tun haben, nicht nur in den Schulen, sondern auch im gesamten Lebensumfeld unserer Kinder und Jugendlichen. Die Belastungen sind größer und werden leider noch immer größer, und dementsprechend bitte ich Sie um Zustimmung zu diesem Poststück. Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Mag. Malle. Bitte schön. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Bildungsstadtrat! Sehr geehrter Vorsitzender! Liebe KollegInnen! Liebe ZuseherInnen! Danke an die Wiener Stadtregierung, dass sie heute Bildung zum Schwerpunkt macht. Wir wundern uns manchmal ein wenig darüber, weil wir in dem Bereich leider wirklich nicht so viel zum Feiern haben. Die Leidtragenden sind die Kinder, denen ihr immer Paläste baut. Heute muss ich Ihnen ein Mal mehr sagen, dass der pinke Bildungspalast nicht auf besonders stabilem Fundament gebaut ist. Warum? Wir haben im Elementarbereich riesige Baustellen, das wissen Sie, und wir werden das ohne Ihre Anstrengung nicht so schnell lösen. Zu denken ist an kleinere Gruppen, mehr Vorbereitungszeit für die Pädagoginnen und Pädagogen, Inklusion, eine zielführende Deutschförderung, Gesundheitspersonal für die Kleinsten, und so weiter, und so fort. Oder im Schulbereich: LehrerInnenmangel, mangelnde Wertschätzung für die Pädagoginnen und Pädagogen, überfordertes Lehrpersonal, DirektorInnen, überbordende Bürokratie, ein Mangel an psychosozialen Unterstützungssystemen, verhinderte Inklusion und kaum Schulautonomie. Was aber beobachten wir in letzter Zeit? Einen politischen Diskurs in den letzten Wochen, der sich hauptsächlich um das Thema Gewalt an Schulen dreht, wo Sie sich, Herr Bildungsstadtrat, mit Bildungsminister Polaschek einen medialen Schlagabtausch liefern, wann und wie man Eltern bestrafen sollte, wenn diese Elternsprechtage versäumen oder deren Kinder die Schule schwänzen. Mein Kollege Stadler und ich unterrichten beide selbst und haben erst gestern darüber gesprochen, dass wir diesen Zugang grundfalsch halten, dass Sie immer vom Ende der Eskalationsstufe her denken. Sie zäumen das Pferd von hinten auf und betreiben Symptomlinderung statt Ursachenbekämpfung. Eigentlich müsste man doch viel früher ansetzen und über Prävention nachdenken, und Strafen für Eltern bei Schulschwänzen oder bei Versäumen von Elternsprechtagen sollte wirklich das letzte Mittel sein. (GRin Mag. Dolores Bakos, BA: Ja!) Wenn ich mir gerade vorstelle, dass der pinke Bildungspalast immer mehr zusammenbricht, würde ich sagen: Sanieren Sie einmal die größeren Baustellen, sanieren Sie die wichtigsten Zimmer in Ihrem Palast, bevor wir darüber reden können, welche Farbe der Türknopf haben soll. (Beifall bei den GRÜNEN.) Im Bildungspalast der NEOS finden auch nicht alle SchülerInnen Platz - das haben wir jetzt auch erfahren. Erst gestern haben wir medial erfahren, dass viele Kinder in Zukunft in Containerschulen untergebracht werden. Natürlich ist die Wiener Situation eine besondere. Wir haben hier besondere Herausforderungen, das sehen wir schon auch, aber so ganz überraschend dürfte Sie das auch nicht getroffen haben. (VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Der Krieg in der Ukraine war das!) Daher sorgen Sie bitte auch als Bildungsstadtrat dafür, dass alle SchülerInnen Wiens ein solides Dach in Ihrem Bildungspalast, ein Dach über dem Kopf haben. Zum Poststück, zur Mutmillion: Das ist super, und natürlich unterstützen wir das auch. Es wurden zehn tolle Projekte ausgewählt, obwohl man ehrlicherweise sagen muss, dass die Projekte auch nicht neu sind, sie finanzieren vor allem den laufenden Betrieb von schon bestehenden Projekten. Trotzdem sind sie wichtig, und da sind wir natürlich absolut dabei, wie wir überall dabei sind, wenn es um Initiativen geht, die zu einem besseren Miteinander in den Schulen führen. Aber die Behauptung, dass durch die Mutmillion eine Angstfreiheit in Schulen hergestellt werden kann, wie Sie es behaupten, halten wir doch für einen schwer übertriebenen Marketing-Gag. Das wird nicht so leicht gehen, da muss mehr passieren, da muss die Vertrauensbasis passen, da muss es Zeit geben. Das kann nicht durch einzelne Workshops hergestellt werden. Da bräuchte es genügend Supportpersonal, da bräuchte es SchulsozialarbeiterInnen und SchulpsychologInnen und natürlich auch Wertschätzung den LehrerInnen gegenüber, die von überbordender Bürokratie im Schulsystem erschlagen werden. Das kann das Schulklima auch negativ beeinflussen, nur wird das leider sehr oft vergessen. Wir GRÜNE wollen diese überbordende Bürokratie im Schulsystem längstens reduzieren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Wie gesagt, die Projekte der Mutmillion sind älter, aber gut. Die Lösungen liegen aber auch schon länger am Tisch, und ich würde sogar behaupten, wenn alles umgesetzt würde, was Lehrerinnen und Lehrer aus der Praxis fordern, dann wären wir bei der angstfreien Schule einen wirklichen Schritt weiter, und ganz angstfrei wird sie eben auch niemals werden. Im Grunde wissen wir das alle. Ich frage mich daher, was PraktikerInnen oft denken, wenn sie immer wieder Projekte vorgesetzt bekommen, wir irgendwie die Hilfeschreie von ihnen im System ignorieren und mehr Schulsozialarbeit, mehr Supportpersonal, mehr SchulpsychologInnen das wirkliche Fundament wäre, auf das eine gute Schule aufbauen könnte. Dafür brauchen wir keinen Ballast, nicht einmal eine Mutmillion, Mut vielleicht schon, aber den Mut, Lösungen, die lange bekannt sind, endlich anzugehen: Mehr Autonomie für die Schulen, weniger Bürokratie, mehr Unterstützungspersonal, das den Schulen dauerhaft und nachhaltig helfen kann. Wir haben es in den letzten drei Jahren wirklich oft erlebt, wie immer wieder Verantwortung abgeschoben wurde. Heute war es ein bisschen weniger, aber in den letzten drei Jahren war es eine Schallplatte, die irgendwo hängen geblieben ist, wenn wieder das alte Klagelied vom Bund kam. Dazu möchte ich noch etwas anmerken, was mir jetzt aufgefallen ist, weil ich mir auch ganz viel angeschaut habe, was die Oppositionsparteien noch gefordert haben. Wir haben ständig ausgerichtet bekommen, was in Wien alles nicht geht. Ich habe heute einen Antrag von den NEOS aus 2018 mitgebracht und auch jene Stellen mit Leuchtstift markiert, damit Sie nicht lange suchen müssen, in denen ihr das fordert, was ihr uns in den letzten drei Jahre immer wieder vorgeworfen habt, wenn wir es fordern. Sie fordern, Herr Bildungsstadt, mit Kollegin Emmerling und mit Beate Meinl- Reisinger 100 Vollzeitäquivalente für SchulpsychologInnen und SchulsozialarbeiterInnen und Lernbegleitung, und uns wird das immer vorgeworfen, wenn wir Ähnliches fordern, und behauptet, in Wien könnte man das nicht umsetzen. Das stimmt einfach nicht! Das muss ich zur Ehrenrettung eures eigenen Antrags aus 2018 sagen, dass es natürlich möglich ist, auch SchulpsychologInnen über das Land anzustellen. Auch das ist unter Rot-Grün passiert. Ob das ausreichend war? Vielleicht nein, es war sicherlich auch nicht immer einfach mit der SPÖ, aber möglich ist es grundsätzlich schon. Das sagen Sie selbst bis 2020 auch noch so, also bis Sie dann selbst in die Regierungsbeteiligung gekommen sind. Ich habe mir auch noch einmal eine Rede von Ihnen, Herr Bildungsstadtrat, durchgelesen, daraus darf ich Sie zitieren: Nichtsdestotrotz gibt es einiges, was wir in Wien machen können. Alleine zu sagen, Schwarz-Blau auf Bundesebene ist so böse und kürzt die Mittel, wird auch nicht reichen, weil man ja selbst im Bereich des Landes von der Gemeindeverwaltung so einiges auch machen kann. Es steht ja auch im Koalitionsübereinkommen, dass an den Schulen im Bereich SchulpsychologInnen und SchulsozialarbeiterInnen 100 zusätzliche Stellen geschaffen werden sollen. Hier ist man säumig, und so weiter. Ich bringe heute einen Antrag ein, dass dies auch schnellstmöglich geschieht und dass Herausreden auf Schwarz-Blau auf Bundesebene nicht ausreichend ist, um die Integrationsherausforderungen hier in dieser Stadt auch zu lösen. (GR Mag. Manfred Juraczka: Das haben wir verstanden!) Ja, natürlich, das ist mir schon klar. Mir liegt nichts daran, jetzt Schwarz-Blau im Nachhinein zu verteidigen, um Gottes Willen, aber es geht schon auch ein bisschen um die Klärung, was Kompetenzbereiche betrifft, und mir kommt vor, dass es nicht immer so ganz, ganz klar ist. Sie behaupten nämlich stets das Gegenteil, egal, auf welcher Seite Sie gerade stehen. Ich habe mir gedacht, das ist vielleicht so etwas wie Oppositionslogik und Regierungslogik, dass man das so machen muss. Dann habe ich mir allerdings auch die Reden von unserem Klubobmann Ellensohn angeschaut und noch einmal durchgelesen und angehört, wenn Sie immer wieder Schulsozialarbeiter und Schulpsychologie gefordert haben. Kollege Ellensohn hat nie gesagt, das geht alles nicht und der Bund ist alleine schuld. Diese Stelle habe ich nicht gefunden, obwohl unsere Partei nicht einmal in der Regierung war. Im Unterschied zu Ihrem immer wieder Herausreden auf den Bund wäre es schön, wenn wir einmal eine andere Platte auflegen könnten, weil das schon ein bisschen langweilig geworden ist. (Beifall bei den GRÜNEN.) Wir fordern Sie heute außerdem nur auf, Maßnahmen bezüglich Schulsozialarbeit und Schulpsychologie in die Wege zu leiten, und das werden wir hoffentlich noch erwarten dürfen. Ich möchte Ihnen noch ein anderes Beispiel geben, anhand dessen mir auch klar wird, dass wir uns von der Mutmillion auch nicht so leicht blenden lassen dürfen. Sie klingt gut, aber es fallen auch viele Projekte nicht hinein. Eines ist sehr wichtig, das betrifft die Schulmediation. Da gibt es den Verein für Schulmediation, der von der MA 13 eine Förderung von 60.000 EUR erhalten hat. Dieser Verein wird dauernd angefragt, weil natürlich die Probleme im Bereich der Schule steigen. Es gibt einen irrsinnig hohen Bedarf an Mediation. Diesen Verein kann man holen, er besteht aus zehn MediatorInnen, die dort arbeiten, die sehr qualifiziert sind. Dieser Verein wird sogar von anderen Bildungsdirektionen angefragt. Jetzt ist es so, dass in Wien nach einem halben Jahr den Schulen, die sich Hilfe von diesem Verein holen müssen, abgesagt werden muss. Seit Semesterbeginn, also in zwei Wochen, waren es acht Standorte, die eine Absage bekommen haben. Und warum? Weil dieser Verein im Schuljahr 2023/24 mit derselben Förderhöhe statt fünf nun elf Bezirke betreuen muss. In der Praxis heißt das auch, dass die MitarbeiterInnen dort, die ja natürlich auch noch einen Hauptjob haben, ihre Stellen reduziert haben und sich jetzt überlegen, ob sie das in Zukunft auch noch so machen, weil die Förderung nächstes Jahr auch noch gänzlich unklar ist. Wie sollen sie auch weiterarbeiten, wenn für dasselbe Geld die doppelte Arbeit anfällt, wenn also nicht mehr fünf, sondern elf Bezirke betreut werden müssen? Da kann man natürlich verstehen, dass sie wieder ihrem Hauptjob nachgehen wollen und vielleicht für die Schulmediation nicht mehr zur Verfügung stehen werden. Wissen Sie, was ich traurig daran finde? Es gibt einen anerkannten Verein, der wirklich sehr gute Arbeit leistet, der von Schulen angefragt wird, der von Bildungsdirektionen angefragt wird, und die NEOS als Bildungspartei bekommen es nicht hin, für diesen Verein 60.000 EUR aufzustellen, aber wir reden hier von der Mutmillion, von angstfreien Schulen und von Gewaltprävention. Herr Wiederkehr, bitte kümmern Sie sich endlich erst einmal um das Fundament, bevor Sie anfangen, weitere Paläste zu bauen. Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Zierfuß. Ich erteile es ihm. GR Harald Zierfuß (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Werte Kolleginnen und Kollegen! Zu dem Poststück haben wir ja schon in verschiedenen Gremien diskutiert, in zwei Ausschüssen und auch schon einmal hier im Gemeinderat. Wir haben in der Vergangenheit zugestimmt, werden es auch heute tun, weil wir es grundsätzlich richtig finden, dass im Bereich Gewaltprävention in dieser Stadt etwas gemacht wird. Es ist ganz klar aus den Zahlen hervorgegangen - das haben wir auch schon oft hier diskutiert -, dass mehr passieren muss. Es ist halt schade, wenn es dann nur in einzelnen Projekten passiert. Es ist ein Anfang, es ist 1 Million EUR für verschiedene Projekte, die in den Akten, die uns zugestellt worden sind, teilweise sehr gut beschrieben werden, teilweise weniger gut, wo nicht ganz klar ist, was dann genau mit dem Geld passiert, wie viele Kinder das betrifft, wie viele Klassen, wie viele Unterrichtseinheiten. Ich habe das im Ausschuss schon angemerkt, habe dann auch darum gebeten, dass es eine Evaluation geben wird, damit man auch feststellt, welche Projekte gut und welche weniger gut funktionieren. Mir ist zugesichert worden, dass das in irgendeiner Form passiert. Ich bin schon sehr gespannt, wie das dann auch in Zukunft ausschauen wird. Ich sehe aber schon ein Muster, das Kollegin Malle von den GRÜNEN vorhin angesprochen hat. Es gibt die Variante NEOS so zweigliedrig, was man bei Problemen in dieser Stadt macht. Das Erste ist, man macht - ich möchte es nicht geringschätzen - eine kleinere Maßnahme, der man einen riesigen Namen gibt, die marketingmäßig toll klingt, in dem Fall Mutmillion. Man verkauft das dann als ein Allheilmittel, mit dem alle Probleme gelöst werden, und gleichzeitig geht man zu Schritt 2 über. Man sucht dann irgendeinen Punkt, zu dem man sagen kann, das ist aber eigentlich ein Bundesthema. Auf Bundesebene müsste man etwas anderes machen. Das kann man auf alles umlegen, ob das ist, dass in Wien die Schulinfrastruktur nicht mehr passt, weil wir wachsen, ob das ist, dass - das finde ich am besten - das Kindergartenpersonal in Wien höhere Gehälter haben soll, dass der Bund da etwas machen soll, wobei ja viele sogar Stadt-Wien-Bedienstete sind, wo ich nicht ganz sehe, was da der Bund damit zu tun hat. Bedingungen in Wiener Kindergärten, Deutschförderung in Wiener Kindergärten, dass die Lehrer in Wien abwandern - all das sind Bundesthemen, wo man auf Bundesebene etwas machen soll, und auch beim Gewaltthema. Herr Stadtrat, Sie waren ja auch sehr prominent bei Armin Wolf in der "ZIB 2" zu Gast, wo Sie dann dazu referiert haben, dass das bundesweit gelöst werden muss, weil die Zahlen ja überall ansteigen. Die Wahrheit ist dann ganz offen, dass Wien mit 800 Suspendierungen fast die Hälfte aller Suspendierungen Österreich-weit ausmacht. Wenn man als Wiener Stadtrat, der für Bildung zuständig ist, hier etwas machen will, dann sollte man sich nicht in die "ZIB 2" setzen und dort etwas von anderen verlangen, sondern hier in dieser Stadt Maßnahmen setzen, die auch wirklich etwas bewirken. (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.) Es war gestern auch die Fragestunde dementsprechend offenbarend. Sie haben in der "ZIB 2" angekündigt, dass für jede Schule eine Lehrkraft freigestellt ist. Kollegin Emmerling hat das ja vorhin dann noch einmal wiederholt. Man bläst dann auch die einzelnen Steigerungen mit relativen Zahlen auf: 45 Prozent Steigerung. Wenn man sich die absoluten Zahlen anschaut, kommt man recht schnell drauf, dass es dann doch nicht so viel mehr Support-Personal für die Schulen ist, aber dass eben Ihre Worte, Herr Stadtrat, auch nicht sehr präzise waren, wenn man dann draufkommt, dass Sie das Ganze aufblasen. Ich bitte also, dass wir hier in der Stadt mehr machen, dass wir aufeinander zugehen. Wir werden sehr häufig hier auch Maßnahmen einbringen, wir haben das ja in der Vergangenheit gemacht, wir tun es auch dieses Mal wieder. Uns wurde vorgeschlagen, dass wir einen Antrag auf Zuweisung abändern, damit wir auch im Ausschuss besser darüber diskutieren können. Ich mache das dann nachher auch sehr gerne schriftlich, damit wir auch hier konstruktiv daran arbeiten können, was wir in der Stadt verbessern können und nicht nur darüber reden, was im Bund passieren muss. Es gab ja auch Missverständnisse in den letzten Tagen darüber, was unsere Linie ist, obwohl vollkommen klar ist, was im Regierungsprogramm steht. Ich freue mich aber, wenn wir hier in Wien Maßnahmen setzen, und deswegen stimmen wir heute auch zu. Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Berger-Krotsch, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Vizebürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren hier im Saal auf der Galerie! Liebe Zusehende via Livestream! Vielleicht sogar ganz anders als du, liebe Kollegin Malle, bin ich froh, dass wir heute wieder den Schwerpunkt Bildung auf der Tagesordnung haben. Ich finde es generell ganz wichtig und gut, dass wir uns zum Thema Bildung immer wieder austauschen und hier die Meinungen aufeinanderprallen. Ich habe gestern auch sehr intensiv und sehr interessiert die Anträge dazu gelesen und kann daher vielen Punkten - wir haben ja auch welche auf Zuweisung, mit denen wir uns auch näher beschäftigen - auch etwas abgewinnen. Ich denke - und das spiegelt sich in manchen Wortmeldungen oder in manchen Teilen mancher Wortmeldungen ja auch wider -, dass wir wirklich auf gemeinsamen Pfaden wandern müssen, wenn wir in der Bildung etwas weiterbringen möchten, wenn wir eine gerechtere und bessere Bildung für unsere Kinder bereitstellen möchten, aber eben auch die Lage, die Situation für die Pädagoginnen und Pädagogen an Wiens Schulen verbessern möchten. Da geht es nicht ums Feiern, sondern, ich glaube, ums ernsthaft Debattieren, aber ich werde sehen, welche Richtung du vielleicht auch gemeint hast. Wir reden also heute hier über Wiens Schulen, über die Herausforderungen, die in Zeiten wie diesen - das sehen wir auch in allen Bereichen unserer Gesellschaft - sehr mannigfaltig sind, und deshalb müssen wir - und das tun wir, glaube ich, auch mit unseren vielen Maßnahmen und Initiativen - sehr stetig und engagiert daran arbeiten, dass wir eben für die Schülerinnen und Schüler, das gesamte Schulpersonal und die Kinder die Schule besser machen. Wir haben dazu - das möchte ich nicht auslassen - 2019 die Ganztagsschulen kostenfrei gestellt. Wir eröffnen jedes Jahr zehn neue Standorte dazu. Das ist eben moderner Bildungsbau, den auch du, Kollegin Malle, angesprochen hast, wenn wir von Palästen für Kinder sprechen, dass damit auch neue, gute Arbeitsräume und Orte für die PädagogInnen geschaffen werden. Wir haben mit dem warmen Gratismittagessen in den ganztägig geführten Pflichtschulen einen weiteren Schritt gesetzt, um ein soziales Miteinander für die Kinder an den Schulen zu schaffen, aber damit auch Eltern finanziell zu entlasten. SchulsozialarbeiterInnen ist heute auch schon groß gefallen. Das sind wichtige Personen, die das soziale Gefüge in der Schule stützen. Wir haben uns auch hingesetzt - das ist heute auch schon mehrfach in der Debatte gefallen - und haben Maßnahmen dazu gesetzt, nämlich zum Thema Gewalt in der Schule. Es ist ein evidentes Thema, und niemand von den Regierungsparteien leugnet dieses Thema. Nein, wir sind auch in Wien keine Insel der Seligen, das heißt, wir müssen uns auch dahinterklemmen, um auch hier der Gewalt Einhalt zu gebieten, der Gewalt an Schulen die Rote Karte zu zeigen. Was uns dabei eint und stärkt, ist immer das, wenn wir gemeinsam in Sachen Gewalt kämpfen. Das hat uns immer zu einem Erfolg gebracht, wenn wir fraktionsübergreifend, aber auch mit Land und Bund gemeinsam Seite an Seite viel Hirnschmalz und auch Budget und Finanzierung in Gewaltprävention, in Gewaltschutz und unbürokratische Hilfe für die Opfer geben. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Was uns in Wien eint, ist einfach auch der Tenor des friedlichen Miteinanders. Das heißt, wir in Wien setzen auf Solidarität, wir in Wien schauen aufeinander. Darauf bauen wir, und das stärkt uns auch. Wir leugnen also Gewalt nicht, sondern sehen sie einfach auch ganz anders. Wenn ich mir die letzten Medienberichte, aber auch immer wieder Debattenbeiträge in den letzten Sitzungen hernehme, muss ich sagen, dass dieses wirklich ausufernde "Law and Order" einfach nicht unser Weg ist. Das ist Ihre Abteilung, das ist Ihr Weg, aber das ist sicher nicht unser Weg. (GR Stefan Berger: Jedes Mal, wenn ihr versagt, muss man die anderen mit ins Boot holen! Nur immer ablenken vom eigenen Versagen!) Wir wollen Schulen nicht als Festungen haben, wir sehen Schulen als wichtige zentrale Orte einer demokratischen Gesellschaft. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Ich komme damit jetzt wieder zu dem, was wir heute im Akt vorliegend haben, nämlich dass wir Schule als angstfreien Raum für unsere SchülerInnen und unsere Lehrkräfte haben wollen und viel daran arbeiten. Es gibt das Gewaltschutzpaket, das unser Vizebürgermeister vorgelegt hat, es gab da den Runden Tisch in der Bildungsdirektion, wir haben gemeinsam Maßnahmen erarbeitet. Vieles ist heute schon ganz genau gefallen, welche Möglichkeiten wir den betroffenen Schulen bieten, seien es eben die SchulsozialarbeiterInnen, die externen AnbieterInnen, die herbeigeholt werden können, die zusätzlichen Time-out-Möglichkeiten, aber eben auch die verpflichtenden Gespräche mit den Eltern. Ich finde, die Eltern sind nämlich einfach auch schon seit vielen Jahren und bei vielen Projekten im Schulbereich, aber nicht nur dort, immer eine wichtige tragende Säule. Dieses Triumvirat - die SchülerInnen, die PädagogInnen und SchulleiterInnen und die Eltern -, sage ich immer, müssen zusammenwirken, und dabei sind die Eltern einfach ein wichtiges Bindeglied. Wir müssen sie ermuntern und bestärken, dass sie sich einfach auch voll auf die Schularbeit, die Schule an sich und die Kinder an diesen Standorten einlassen. Eine Sache, die auch sehr gut gelaufen ist oder immer noch läuft und auch nicht unerwähnt bleiben darf, ist nämlich "Respekt: Gemeinsam stärker", womit wir seit 2020 an Schulen gehen und auch genau in diesem Dreieck SchülerInnen, Eltern, PädagogInnen wirken wollen, um auch die Herausforderungen des Zusammenlebens, die einfach evident sind, auch hier in Wien gemeinsam zu bearbeiten. Da werden den Eltern und SchülerInnen Werkzeuge in die Hand gegeben, um Konflikte oder Spannungen in Klassenzimmern gemeinsam zu lösen, denn ich oder wir alle, die das unterstützen, glauben, dass es wichtig ist, dass alle wissen, wie sie Mobbing und fehlendem Respekt in der Klasse oder auch Hass im Netz entgegentreten und begegnen können. Bei der Gewaltprävention haben jetzt vor allem Sie, Herr Kollege Berger, reingeschrien, aber ich möchte es auch Richtung ÖVP adressieren, weil mir da immer wieder auch der FCG-Kollege Krebs entgegenspringt, wenn es darum geht, wie er die Maßnahme, die wir gesetzt haben oder die wir auch nur vorhaben, immer wieder bewertet. Das wird immer so weggeschoben und kleingeredet: Das ist ja alles nichts! Ich glaube, wie ich eingangs gesagt habe, wir sind nur gemeinsam stark im Kampf gegen Gewalt, wenn wir es gemeinsam an der Wurzel packen und bei diesen Initiativen und Maßnahmen, die wir hier setzen, schon auch einmal sehen, dass sie auch wirksam und wichtige, einzelne Mosaiksteine im Kampf gegen Gewalt sind. (GR Stefan Berger: Gemeinsam heißt es immer dann, wenn ihr überfordert seid! Ja, ja!) Schulen sind - ja, das ist auch evident und das verleugnen wir auch nicht - mit immer extremeren Formen von Gewalt konfrontiert. Das Thema Gewalt ist in der Schule zwar immer noch ein abgestecktes, aber trotzdem ein wachsendes Phänomen. Die Zahlen mit den Suspendierungen, die Sie, Kollege Zierfuß, erwähnt haben, sind besorgniserregend, aber ich denke, schauen wir einerseits auch einmal nach Oberösterreich, aber andererseits - das sagen auch die ExpertInnen aus der Wiener Bildungsdirektion - kann man die Zunahme der Suspendierungen auch nicht eins zu eins mit einer Zunahme an Gewalt sehen. Das heißt, es ist auch die Sensibilisierung bei dem Thema eine größere, die Gewaltvorfälle werden schneller geahndet. Wir müssen also schon auch immer alles sehr konkret analysieren, wenn es um das Thema Gewalt und um die Bewertung von Maßnahmen geht. (GR Stefan Berger: Das heißt, die anderen müssen tun, nur nicht Sie!) Die zusätzlichen Auswirkungen der Krisen wurden schon von meiner Kollegin Emmerling eingehend sehr genau skizziert, das möchte ich nicht wiederholen. Es wird auch immer lapidar abgetan, dass Corona, dass die Kriege, die vor unserer Haustüre in Europa, aber auch ein bisschen weiter weg vorherrschen, unseren Jugendlichen nichts ausmachen. Ich sage, nein, das trifft sie natürlich ganz genau und sehr. Ich glaube, es ist unser aller Bestreben, mit einer neuen Maßnahme wie mit diesen zehn Projekten, die wir heute gemeinsam verabschieden, den Schülerinnen und Schülern, aber eben auch den Pädagoginnen und Pädagogen zur Seite zu stehen, wenn es darum geht, Gewalt einzudämmen, eine Schule des sozialen Miteinanders und eben einen angstfreien Lernraum zu haben. Wenn ich auch noch den einen Antrag des Kollegen Zierfuß hernehmen darf: Ja, die Fallkonferenzen gibt es im Gewaltschutzbereich und es gibt ja bereits die Möglichkeit, schulautonom Helferkonferenzen zu machen, und das ist in Wien auch durchwegs üblich. Gut, die Projekte haben Sie hoffentlich eingängig studiert, da möchte ich mich jetzt gar nicht mehr so verbreiten. Es sind zehn Projekte, die wir heute sozusagen auf die Reise schicken, die bis Ende 2025 umgesetzt werden. Sie sind vielfältig, sie sollen den Kindern Mut geben und präventiv Angst, Mobbing, Gewalt und Konflikte im Schulraum bekämpfen. In diesem Sinne bitte ich um Zustimmung zum vorliegenden Akt. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Bakos, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Dolores Bakos, BA (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Ich freue mich sehr über dieses Poststück und dass wir heute über dieses Poststück abstimmen. Ich habe eben erst darüber nachgedacht, wie wir vor zwei, drei Jahren - Sie erinnern sich sicherlich noch - auf Grund der Corona- Situation mit Masken im Festsaal gesessen sind und sehr viel über die psychischen Belastungen für Kinder und Jugendliche gesprochen haben, die zahlreichen Lockdowns und welche Auswirkungen das auch wirklich auf die Psyche gehabt hat. Jetzt gibt es auch Kriege, Krisen auf der gesamten Welt, die vor allem eben für diese Generation auch erhebliche Belastungen mit sich bringen. Deshalb freut es mich sehr, dass wir mit dieser Mutmillion einen weiteren Schritt setzen, über 1 Million EUR für Projekte, die eines zum Ziel haben, nämlich präventiv gegen Gewalt, gegen Konflikte, gegen Mobbing und gegen Abwertungen im Klassenzimmer vorzugehen. Das ist etwas, worüber ich mich wirklich sehr freue, weil es ein riesengroßer Schritt ist, dahin gehend auch Prävention zu leisten. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Es wurde schon sehr viel gesagt, auch von Klubobfrau Bettina Emmerling, deshalb möchte ich jetzt weniger darüber sprechen, aber weil gesagt wurde, dass im Bildungsbereich viel zu wenig passiert, möchte ich unbedingt mit diesem Mythos aufräumen: Bildungschancen zum Beispiel, also die Möglichkeit, außerschulische Angebote ins Klassenzimmer zu holen, und zwar in Zeiten, in denen es Herausforderungen gibt, aber auch unabhängig davon, ob es jetzt die Finanzbildung ist, ob es Bildung zur Umwelt ist, aber zum Beispiel auch Antigewalttrainings, und zwar ganz unbürokratisch. Bevor es jetzt heißt, ja, ich erzähle hier irgendetwas: Nach 5 Monaten geben bereits 96 Prozent der Wiener Pflichtschulen an, dass sie das Angebot wahrgenommen haben und geben diesem großen Projekt die Note 1,2. Das, glaube ich, spricht allein für sich, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Es gibt aber nicht nur die Bildungschancen, bei denen wir ganz viel Geld in die Hand nehmen, ganz viel investieren, auch das Bildungsversprechen ist ein großer Puzzlestein, womit Schulleiter und Schulleiterinnen durch begleitendes Coaching, durch fachspezifische Beratungen professionell begleitet werden. (GR Stefan Berger: Wichtig ist immer, was herauskommt, nicht, was man verspricht!) Mit unserm großen Entlastungspaket an Schulen zeigen wir, dass wir Bildung groß anlegen, dass wir Bildung auch ganzheitlich angehen, weil es zum Beispiel einen Unterschied macht, ob ein Kind hungrig oder mit vollem Magen zu Hause oder in der Schule die Hausaufgaben macht, ob es jetzt das kostenlose Mittagessen ist oder die Unterstützung beim Ankauf von Schulmaterialien, ob es die Förderung der Teilnahme an mehrtägigen Schulveranstaltungen ist: Wir zeigen, dass wir vor allen Dingen Familien, Kinder und Jugendliche in dieser Stadt nicht im Stich lassen, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Ich könnte jetzt noch weitermachen: Die School Nurses, die einen niederschwelligen Zugang zur Gesundheitsversorgung für Schülerinnen und Schülern anbieten, zum Beispiel Workshops zu Ernährung, zu Erster Hilfe, womit wir auch da wichtige Präventionsarbeit leisten. Weil das Thema Gewalt angesprochen wurde: Kollegin Berger-Krotsch hat bereits einiges erwähnt und vorweggenommen: Ein großes Gewaltschutzpaket, das neben vielen weiteren Schritten auf den Weg gebracht wurde, die wir schon in der Vergangenheit gesetzt haben, zum Beispiel "Respekt: Gemeinsam stärker", die Möglichkeit für Schulen, auf externe Schulsozialarbeiter oder Schulsoziarbeiterinnen zurückzugreifen, die Time-out-Möglichkeiten, aber auch natürlich im letzten Schritt die Suspendierung und natürlich auch verpflichtende Elterngespräche. Ja, wir sind der Ansicht, wenn im letzten Schritt, wenn es Eltern nicht interessiert, dass es ein Fehlverhalten ihrer Kinder gibt, wenn auch die Schulsozialarbeit nicht in Anspruch genommen wird und sie untätig bleiben, dann muss es auch in letzter Konsequenz Konsequenzen geben, zum Beispiel in Form von Verwaltungsstrafen. Ja, das ist ganz klar unsere Haltung, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei den NEOS.) Dafür braucht es aber eine bundesgesetzliche Änderung. Wenn ich schon über bundesgesetzliche Änderungen spreche und auch höre, dass man Ursachenbekämpfung machen muss, dass man Probleme an der Wurzel packen muss, dann kann ich nur eines sagen. Vielleicht habe ich es verpasst, dann bitte ich hier um Korrektur. Weil auch immer wieder vor allen Dingen von der ÖVP hier in diesem Haus die mangelnde Deutschförderung und Deutschdefizite bei Schülerinnen und Schülern angesprochen werden: Wo ist denn zum Beispiel die Verpflichtung zu den vom Vizebürgermeister geschaffenen Wiener Sommerdeutschkursen für jene Schülerinnen und Schülern, die eben diese Unterstützung so dringend benötigen? (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Ihr habt vor einem Jahr noch alle Deutschfördermaßnahmen boykottiert!) Habe ich es vielleicht verpasst und gibt es den bundesweiten Chancenindex schon, also einen Bonus für jene Schulen, die ganz besondere Herausforderungen haben und dementsprechend ganz dringend diese zusätzlichen Ressourcen und diese gerechte Verteilung in Österreich bräuchten? (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Seit einem Jahr Kehrtwendung!) Habe ich es vielleicht verpasst, dass es einen Demokratieunterricht gibt, einen verpflichtenden Ethikunterricht für wirklich alle Schülerinnen und Schülern, in dem man Toleranz, Zusammenleben, Antigewalt, wie man Konflikte austrägt, wie man darüber spricht, dass man vielleicht auch unterschiedlicher Meinung ist, auch wirklich im Klassenzimmer lebt? (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Der Ethikunterricht, ja! Das ist so naiv! Unfassbar!) Habe ich all das verpasst? Ich glaube nicht, sehr geehrte Damen und Herren, weil es einfach nicht existiert. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) So verhält es sich eben auch mit der Möglichkeit, Konsequenzen bei verpflichtenden Elterngesprächen vorzusehen. Aber ich weiß schon, jetzt kann man über Missverständnisse sprechen, aber Fakt ist, Sie haben offensichtlich große Probleme, sich intern in der ÖVP einig zu werden. Jetzt habe ich zwei Ratschläge für Sie: Erstens werden Sie sich zuerst innerhalb der Partei einig, was Sie eigentlich wollen und was Sie eigentlich nicht wollen, und zwar bitte final, bevor Sie anderen bessere Ratschläge geben. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Dann kommt ihr 5 vor 12 drauf, dass man Integrationspolitik braucht in Wien!) Und zweitens: Wenn es um Ursachenbekämpfung geht, dann darf ich Ihnen den zweiten Ratschlag mitgeben (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Nein, bitte nicht! Von den NEOS keine Ratschläge zur Integration!), nämlich einfach nur auf der Bundesebene, wo Sie in der Regierungsverantwortung sind, genauso die Ärmel hochzukrempeln, wie wir es in Wien tun. Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Stadler, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Felix Stadler, BSc, MA (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte auch beim vorliegenden Poststück, bei der Wiener Mutmillion beginnen. Zuerst einmal: Das ist eine gute Sache, die Organisationen, die da eine Förderung bekommen, machen großartige Arbeit. Teilweise kenne ich sie sehr gut, teilweise habe ich die Programme, die da vorkommen, auch selber gemacht. Zweiter Punkt zur Mutmillion: Es ist schon manchmal durchgeklungen, es ist aber keine neue Sache, was hier passiert. Kollegin Emmerling, Sie haben gesagt - Zitat - es sind neue innovative Ideen -, anderes Zitat - es ist ein neuer Ansatz -, und anderes Zitat - die Mutmillion soll Ideen kreieren. Diese Sachen, die hier gefördert werden, existieren eben schon seit Jahren, und das ist eine Förderung von den bestehenden Programmen. Das ist auch gut so, die Programme sind gut, aber dann kann ich es politisch nicht als neue innovative Ideenschmiede verkaufen, sondern muss ehrlicherweise sagen, was dieses Programm tut und was dieses Programm nicht leisten kann. (Beifall bei den GRÜNEN - GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Nein, es geht um den Ansatz, wie es an Schulen kommt!) Dritter Punkt zur Mutmillion: Es ist die Verteilung des Geldes zwischen den zehn Organisationen tatsächlich etwas auffallend. Da gibt es ein paar Organisationen, die bekommen sehr viel Geld und erreichen dann auch laut dem Akt vier bis fünf oder sechs Schulen. Dann gibt es Organisationen, die erreichen 40 Schulen oder ganze Bezirke und bekommen einen Bruchteil des Geldes von den anderen Organisationen. Wir erwarten uns vor allem vom Ressort dann auch klare Kennzahlen, eine klare Wirkungsmessung und auch eine klare Impact-Messung dessen, was diese Organisationen tatsächlich an den Schulen verändert haben. (Beifall bei den GRÜNEN.) Letzter Punkt zur Mutmillion: Auch das ist von Kollegen Zierfuß und von meiner Kollegin Julia Malle schon angesprochen worden. Es ist natürlich wieder ein Basteln rund ums System. Man hat enorme Probleme an den Schulen, es gibt viel zu wenige Klassenräume, es gibt zu wenige LehrerInnen, es gibt viel zu viel Bürokratie, es gibt zu wenige SchulsozialarbeiterInnen, zu wenige PsychologInnen, und anstatt dass ich diese Dinge, die uns LehrerInnen täglich im Alltag betreffen, ändere, bastle ich rund um das System Nebensysteme oder Zwischensysteme, die die eigentlichen Probleme lösen sollen. Jetzt ist das teilweise verständlich, weil das System selber zu verändern, viel schwieriger ist, als wenn ich Organisationen unterstütze, die von außen kommen, aber langfristig ändert so eine Politik nicht die grundsätzlichen Ursachen der Bildungsungerechtigkeit und der Bildungsmisere, die wir in der Stadt oder auch im ganzen Land haben. (Beifall bei den GRÜNEN.) Frau Kollegin Bakos hat gemeint, der Vorwurf, dass zu wenig passiert, ist haltlos, denn es gibt ja auch die Bildungschancen und es gibt auch das Bildungsversprechen. Das als Beispiel anzuführen, dass eh genug passiert. ist eine ähnliche Kategorie. Ich selber habe schon die Bildungschancen in den eigenen Klassen, die ich unterrichte, verwendet. Das ist super, das ist großartig, aber das ist ein Workshop. An 220 Schultagen, die wir haben, haben wir 1 Workshop über die Bildungschancen. Der wird jetzt finanziert, und das ist gut, aber ich habe immer noch alle anderen Schultage, an denen ich zu wenig Leute habe, zu wenig Klassenräume habe, keine Schulsozialarbeit drinnen habe, zu viel Bürokratie habe und mich um all diese Probleme als Pädagoge selber kümmern muss. Natürlich ist das also viel zu wenig, was hier passiert, und natürlich werden diese Probleme mit diesen Projekten nicht an der Wurzel gepackt. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.) Ähnlich ist es beim Bildungsversprechen. Das Bildungsversprechen betrifft 20 oder 24 Schulen. Es gibt 500 Pflichtschulen in Wien. Natürlich ist das zu wenig. Es ist ja offensichtlich, und jeder kann nachschauen: Natürlich ist das viel zu wenig, was da passiert. Weg von der Bildungsmillion, kurzhin noch zwei Sätze zum Thema Gewalt an Schulen und zu den Verwaltungsstrafen. Ich habe hier jetzt auch wieder vernommen, der Bund muss Prävention leisten. Warum hat der Bund nichts gemacht? Eine kleine Korrektur, weil sie darum gebeten haben: Es gibt zu wenig Deutschförderung, ganz klar, es gibt viel zu wenig Deutschförderung, aber gerade die Corona-Mittel und auch danach die zusätzlichen Mittel, auch wenn es um Ukraine-Stunden geht, sind überproportional nach Wien gegangen, weil Wien überproportional außerordentliche SchülerInnen hat. Daher hat Wien mehr Geld als die anderen Bundesländer bekommen. Tatsächlich hat der Bund Wien da also mehr Geld gegeben. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.) Wir wollen aber nicht nur über die Probleme oder das reden, was viel zu wenig passiert, sondern auch Lösungen anbieten. Wir bringen daher heute auch einen Antrag zu den Volksschulanmeldungen ein, die gerade diese und letzte Woche in aller Munde sind und auch für viel Aufregung sorgen. Es gibt bei den Volksschulanmeldungen zwei Problemebenen oder auch zwei Lösungsebenen. Das eine ist die individuelle Ebene. Sind die Eltern und die zukünftigen SchülerInnen mit der Volksschule zufrieden, die sie auswählen und bekommen sie die Wunschschule? Auf dieser individuellen Ebene sind Wien und auch die Bildungsdirektion bei der Zuteilung ganz gut. Da kursieren immer wieder Zahlen von 95 Prozent Zufriedenheit der Eltern, auf der Ebene funktioniert es ganz gut. Eine zweite Ebene bei der Volksschulanmeldung oder bei der Zuteilung zu Schulen ist aber eine gesellschaftliche Ebene. Haben wir eine Segregation zwischen den Schulen, also gehen in die eine Volksschule viele Kinder, die eine andere Erstsprache als Deutsch haben, die aus ärmeren Verhältnissen kommen, die aus Verhältnissen kommen, wo die Eltern ihnen nicht so viel helfen können? Und gehen in die andere Volksschule, die oftmals keine zehn Minuten weiter ist, lauter Kinder hin, die Deutsch als Erstsprache, die reichere Eltern haben, die Eltern haben, die ihnen auch beim Lernen und auch im System helfen können? Und bei dieser gesellschaftlichen Ebene, dieser Segregation zwischen Schulen, sind wir in Wien leider hinten nach und nicht sehr gut. Diese Segregation zwischen den Volksschulen steigt jedes Jahr an. Das ist auch immer besser belegt, es gab auch gute Berichte in den letzten Wochen im "Standard", im "Kurier" und in anderen Zeitungen, die sehr schön darlegen, dass die Schulanmeldung auf gesellschaftlicher Ebene zu enorm viel Stress bei den LehrerInnen, bei den DirektorInnen und auch bei den Eltern führt und dass sie vor allem zu immer größerer Segregation führt, nicht nur zwischen den Bezirken, sondern auch innerhalb einzelner Bezirke zwischen einzelnen Standorten. Das Problem ist nicht nur in Wien bekannt, das gibt es auch in anderen Städten. Andere Städte haben schon längst zu handeln begonnen und haben die SchülerInnenanmeldung und die Zuteilung zu Volksschulen geändert, sodass man diese Segregation, die nach dem Kindergarten, nach der Elementarbildung ein Riesenschritt ist, wie man Kindern Bildungschancen verhindert, aber auch eine Riesenmöglichkeit, wie man Bildungschancen schaffen kann, verhindert. Wir haben Vorschläge eingebracht, wie das in Wien zu verändern wäre. Wir stellen den Antrag auf Zuweisung, damit wir das auch weiter diskutieren können. Hoffentlich kann man bei diesem so wichtigen Schritt, nämlich beim Schuleintritt, endlich etwas verändern, damit alle Kinder mehr Bildungschancen haben. Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat auf ein Schlusswort verzichtet. Wir kommen zur Abstimmung. Wer der Postnummer 8 die Zustimmung gibt, darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das ist Zustimmung bei ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen FPÖ und GR Kieslich und ist somit mehrstimmig angenommen. Es liegen uns Anträge vor. Antrag der FPÖ betreffend Sicherheitspersonal und Erziehungscamps für gewaltbereite Schüler. Sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem Antrag die Zustimmung gibt, darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Zustimmung bei der FPÖ gegen alle anderen, ist somit abgelehnt. Antrag der GRÜNEN betreffend bedarfsgerechte Aufstockung des psychosozialen Support-Personals in Wiens Schulen. Sofortige Abstimmung wird verlangt. - Hat die Zustimmung von ÖVP, FPÖ und GRÜNEN gegen SPÖ und NEOS und ist damit abgelehnt, nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der GRÜNEN betreffend faire und stressfreie Anmeldung an Wiens Volksschulen. Hier wird die Zuweisung an den Gemeinderatsausschuss für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz beantragt. Wer dieser Zuweisung die Zustimmung gibt, darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das ist Zustimmung bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen ÖVP und FPÖ, ist somit mehrstimmig an den Ausschuss zugewiesen. Antrag der Wiener Volkspartei betreffend Einführung von Fallkonferenzen im Wiener Schulbereich. Die Zuweisung wird beantragt. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, darf ich um ein Zeichen ersuchen. - Hier liegt die Einstimmigkeit vor. Es gelangt nunmehr die Postnummer 6 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Förderung an den Verein Kulturzentrum Spittelberg. Ich bitte den Herrn Berichterstatter, Herrn GR Florianschütz, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Peter Florianschütz, MA, MLS: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Hungerländer, und ich erteile es ihr. Bitte. GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Wie das Amen im Gebet, wird Sie nicht wundern, gibt es jede Menge Gründe, warum wir diese Förderung per se ablehnen. Ich habe in den vergangenen Jahren immer wieder darüber gesprochen und einzelne Vereine vor den Vorhang geholt, die dort ihr Unwesen treiben, und gezeigt, wo genau das Geld der Steuerzahler bei diesem Haus hinfließt. Dieses Mal aber habe ich - angeregt von den Attacken der Hamas auf Israel - etwas ganz besonders Dramatisches mitgenommen, meine Damen und Herren. Im Amerlinghaus sitzt ein Verein - das wird Ihnen nichts Neues sein -, der sich Linkswende nennt. Der Verein hat dort seinen festen Sitz, hat dort seine Postadresse und ist dort gemeldet. Dementsprechend profitiert der Verein von den Förderungen, die Sie ihm zukommen lassen. Wenn man sich aber die Website des Vereins Linkswende anschaut, gibt es einen eigenen Punkt, der von Israel und Palästina sowie konkret von der Terrorattacke des 7. Oktober handelt. Interessanterweise wird diese Terrorattacke an keiner Stelle als solche bezeichnet, vielmehr noch wird sie euphemistisch umschrieben. Ja, sie wird teilweise sogar gutgeheißen. Ich zitiere - bitte hören Sie zu, es ist sehr, sehr relevant, dass Sie das hören, bevor Sie dieser Förderung zustimmen: "Der 7. Oktober als Höhepunkt des Widerstands der palästinensischen Bevölkerung gegen die Besatzung." - "Der heroische palästinensische Widerstand vom 7. Oktober. Manche behaupten, der Ausbruch palästinensischer Gruppen aus dem Gazastreifen am 7. Oktober und das Töten Unbewaffneter an diesem Tag hätte alles geändert. Auch wenn SozialistInnen solche Taten nicht befürworten, unterstützen sie doch die entsprechenden antikolonialen Befreiungskämpfe bedingungslos und schreiben ihnen nicht die Mittel vor, die sie anzuwenden haben." Und, wenn es um das Existenzrecht Israels geht: "Die Aufgabe der Arbeiterbewegung in Österreich besteht darin, ein freies Palästina mit gleichen Rechten für alle zu fordern, vom Jordan bis zum Mittelmeer." Meine Damen und Herren, das ist der Verein Linkswende. Das sind die Positionen des Vereins Linkswende, den Sie mit unserem Steuergeld unterstützen. (Beifall bei der ÖVP. - GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Das unterstützt ihr? Das fördert ihr?) Ich sage Ihnen, mir wird schlecht - und das ist meinerseits ein Euphemismus -, wenn ich so etwas lese. Ich bin zutiefst überrascht, dass die NEOS das fördern und offensichtlich nicht recherchiert haben, weil ich den NEOS absolut abnehme und glaube, dass sie einen authentischen Kampf gegen Antisemitismus führen, und zwar gegen jegliche Art von Antisemitismus. Offensichtlich besteht aber bei der SPÖ immer noch das interne Manko, sich auch gegen linken Antisemitismus klar zu positionieren. Da haben Sie ein Manko. Das müssen Sie - ich wiederhole: das müssen Sie parteiintern in den Griff bekommen. Das ist eine Schande für die Sozialdemokratie. (Beifall bei der ÖVP. - GR Mag. Manfred Juraczka: Bis in die Bundesspitze! - GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Babler! Könnt stolz sein auf eure Linke!) Meine Damen und Herren, es ist ja kein Einzelfall. Es passiert ja nicht ein Mal, sodass man es hätte übersehen können. Ich streiche es deswegen hervor, weil wir jetzt noch zur Abstimmung dieser Förderung gehen. Es ist aber eben nicht das erste Mal. Wir haben die Türkis Rosa Lila Villa auch dieses Mal gefördert, obwohl sie dort nach dem 7. Oktober die palästinensische Flagge herausgehängt haben und sich nicht davon distanziert haben. (GR Thomas Weber: Stimmt nicht! - GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc - in Richtung GR Thomas Weber: Sie haben es selbst gepostet!) Es gibt immer noch den Verein Dar al Janub im Wiener Gemeindebau, der Vorträge vom BDS hält. Ja, das ist doch unfassbar. Wir haben hier Beschlüsse gefasst, dass wir als Stadt Wien auf keinste Weise mit BDS kooperieren, und im Wiener Gemeindebau im 16. Bezirk hält dieser zutiefst antisemitische Verein Vorträge und macht Bildungsarbeit. Es geschieht nichts dagegen, meine Damen und Herren. Wir haben hier zwei sehr konsensuale Anträge gegen linken Antisemitismus gestellt, deren einziger Inhalt es war, dass linker Antisemitismus genauso bekämpft wird wie alle anderen Formen von Antisemitismus. Die Sozialdemokratie hat nicht zugestimmt. Wie kann denn so etwas sein, meine Damen und Herren? Wie unauthentisch sind Sie in Ihrem Kampf gegen Antisemitismus, wenn Sie nicht bereit sind, mit beiden Augen hinzuschauen, nämlich auch mit dem linken Auge? (Beifall bei der ÖVP.) Wir wissen, dass es unterschiedliche Interessensgruppen gibt. Die gibt es in jeder Partei. Das ist so. Einen kleinsten gemeinsamen Nenner muss es aber doch geben. Der kleinste gemeinsame Nenner muss bei allen Parteien die Ablehnung von Antisemitismus sein. Das ist mein Wunsch, das ist mein Anspruch, und das sollte auch Ihr Anspruch sein. Das fordere ich ein, dazu fordere ich Sie auf. Deswegen ist meine dringende Empfehlung und mein dringender Appell, dieser Förderung nicht zuzustimmen oder wenn Sie dieser Förderung des Amerlinghauses schon zustimmen, dann wenigstens dort hinzumarschieren und zu sagen, dass dieser Verein dort keinen Platz mehr hat, weil Antisemitismus in unserer Stadt keinen Platz hat. - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und von GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 6. Wer dieser Postnummer die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Zustimmung bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen ÖVP, FPÖ und GR Kieslich. Das ist somit mehrstimmig angenommen. Es liegt ein Antrag der Wiener Volkspartei betreffend Maßnahmen zur Bekämpfung des linken Antisemitismus vor. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem Antrag die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen ersuchen. - Zustimmung bei ÖVP und FPÖ gegen NEOS, SPÖ und GRÜNE. Das hat nicht die erforderliche Mehrheit und ist somit abgelehnt. Es gelangt nunmehr Postnummer 9 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Förderung an den Verein Wiener Jugendzentren. Ich darf bekannt geben, dass sich Frau GRin Mag. Bakos für befangen erklärt hat. Ich bitte die Frau Berichterstatterin, Frau GRin Mag. Vasold, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Mag. Stefanie Vasold: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Weber. Ich erteile ihm das Wort. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Thomas Weber (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Gäste via Livestream beziehungsweise auf der Galerie! Ich habe heute wirklich eine sehr große Freude, weil wir heute die Fachstelle Demokratie implementieren. Das ist, wie ich meine, ein wichtiger Schritt im Kampf gegen Extremismus und ein wichtiger Schritt zur Stärkung unserer Demokratie. Diese Fachstelle Demokratie, die wir heute hier einrichten, ist auf jeden Fall ein zentraler Bestandteil unserer Mission, die Demokratiebildung, die Menschenrechtsbildung und die politische Bildung voranzutreiben. Im Jahr 2024 haben wir dafür einen Förderbetrag von 428.700 EUR vorgesehen, den wir heute auch zu Beschluss bringen. Diese Fachstelle ist eine wichtige Initiative, die unser Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr in seiner Grundsatzrede "Prinzip Österreich" ja auch bereits angekündigt hat. Vielleicht erinnern wir uns an die Bilder zurück, die wir damals gesehen haben, und an die Szenen, die sich nach dem Terrorüberfall der Hamas auch auf Wiens Straßen abgespielt haben: Offener Antisemitismus, terrorverherrlichende Islamisten und ein hauptsächlich über Social Media und TikTok-Kanäle verbreiteter Hass gegen die Grundwerte unseres Zusammenlebens und gegen die Grundwerte unserer liberalen Demokratie. Die Antwort darauf war in der Grundsatzrede unseres Vizebürgermeisters Christoph Wiederkehr sehr klar formuliert: Damit wir in Österreich gut zusammenleben können, müssen sich jede und jeder an diese drei Grundwerte halten: Menschenwürde, Pluralismus und Demokratie. Genau an Menschenwürde, Pluralismus und Demokratie setzt auch diese Fachstelle Demokratie an. Denn die Antwort auf demokratiefeindliche Tendenzen sind immer Bildung, Aufklärung und Präventionsarbeit. (Beifall bei den NEOS sowie von GRin Martina Ludwig-Faymann und GRin Barbara Novak, MA.) Die Fachstelle wird beim Verein Wiener Jugendzentren angesiedelt sein. Die Zielgruppe sind Praktikerinnen und Praktiker im Bereich der außerschulischen Jugendarbeit und in Angeboten der schulischen und berufsbildenden Umfelder. Besonderes Augenmerk - das finde ich sehr schön - wird die Fachstelle auf Jugendliche legen, die aus besonders vulnerablen oder schwer erreichbaren Gruppen kommen. Die Methodik der Fachstelle wird sehr breit gestreut sein: Von der Entwicklung von Formaten zur Demokratieförderung und Extremismusprävention, aber auch zur Durchführung von Aus- und Weiterbildung und zur Entwicklung und Verbreitung von Materialien bis hin zur Unterstützung von Forschungsprojekten mit Wien-Bezug. Einer der Schwerpunkte ist aber natürlich auch die Netzwerkarbeit, um Synergien mit bereits bestehenden Ressourcen zu schaffen. In Zukunft ist auch geplant, in Online-Formate zu gehen, in Online-Jugendarbeit, um ganz verstärkt gegen Fake News und Desinformationskampagnen vorzugehen. Wir werden auch im Zusammenhang mit der Europa-Wahl in den nächsten Monaten sehen, wie wichtig das werden wird. Die Ausweitung der Aktivitäten der Fachstelle in den nächsten Jahren wird auf jeden Fall dazu beitragen, dass wir noch viel effizienter und effektiver auf die Bedürfnisse unserer Jugendlichen eingehen können. Das bedeutet auch, dass die Fachstelle in den kommenden Jahren auch noch entsprechend ausgebaut werden wird. Ich halte die Fachstelle Demokratie für ein wichtiges und essenzielles Puzzlestück, um die politische Bildung unserer Jugendlichen entsprechend zu stärken und Extremismus vorzubeugen. Es ist gerade hier und heute wichtig, wenn wir sehen, wie schnell Jugendliche heute in Wien - vor allem auch über Social Media, über TikTok und andere Kanäle - mit Extremismus, demokratiefeindlichen Strömungen, Islamismus und dem Thema Hamas-Extremismus in Kontakt kommen können. Ich finde es wirklich großartig, dass wir mit dieser Fachstelle vor allem den Bereich der außerschulischen Jugendarbeit stärken. Ich finde das deshalb großartig, weil wir genau durch das Arbeiten im Bereich der außerschulischen Jugendarbeit jene Jugendlichen erreichen, die - ich sage einmal - eher am Rand unseres Systems beheimatet sind oder sich am Rand unserer Gesellschaft fühlen. Ganz wichtig ist in dem Zusammenhang auch die Tatsache, dass wir mit dem Stärken der außerschulischen Jugendarbeit natürlich auch die Pädagogen und Pädagoginnen entlasten, die im Bildungssystem arbeiten. Ich glaube, dass die Fachstelle ein tolles Instrument ist, um gegen Fake News und Desinformationskampagnen vorzugehen, um Toleranz zu fördern und um die Grundprinzipien unseres Zusammenlebens zu verstärken, nämlich Menschenwürde, Pluralismus und Demokratie. Das halte ich für eine großartige Initiative. Ich freue mich auf die Umsetzung. - Danke. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster ist Herr GR Florianschütz zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Peter Florianschütz, MA, MLS (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Im Grunde ist den Ausführungen meines Vorredners nichts hinzuzufügen. Wahr ist, dass es sich bei dieser Stelle um eine notwendige und ungeheuer sinnvolle Einrichtung handelt. Lassen Sie mich trotzdem zwei, drei Gedankengänge dazu ergänzen! Ausgangspunkt oder Anlasspunkt waren erstens der 7. Oktober und die Vorfälle in Wien und in Europa. Das ist aber nicht der einzige inhaltliche Fokus dieser Stelle. Es geht um die Frage der Bekämpfung jeglicher Form von Extremismus an sich. Das ist in einer offenen, freien, liberalen und demokratischen Gesellschaft notwendig, insbesondere in einer Stadt wie Wien. Wir reden von der Unterstützung von 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der offenen Jugendarbeit, die - es klingt komisch, wenn man das sagt - eine vulnerable Zielgruppe betreuen, nämlich eine inhaltlich vulnerable Zielgruppe, die immer in der Gefahr ist, extremistischer Propaganda ausgesetzt zu werden. Das deutet darauf hin, dass diese Stelle der erste Schritt von Bemühungen ist und wir uns einmal mit der Frage des Umgangs mit sozialen Medien und auch durchaus mit der Reglementierung sozialer Medien beschäftigen müssen. Ich darf Ihnen das aus der europäischen Ebene berichten. Auf europäischer Ebene wird schon intensiv darüber nachgedacht, ob das alles wirklich so ist, wie es ist. Im Vorfeld dieser Wortmeldung habe ich eine sehr nette Diskussion über die Frage geführt: Ja, aber das könnt ihr ja nicht machen, weil das ja deren Meinung ist. Meine Damen und Herren, aus aktuellem Anlass rufe ich in Erinnerung: Antisemitismus ist keine Meinung. Antisemitismus ist ein Verbrechen. Als ein solches muss er bekämpft werden. (Beifall bei der SPÖ sowie von GR Mag. Manfred Juraczka und GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM.) Dazu dient diese Stelle. Danke, Herr Vizebürgermeister, für den Einsatz. Danke an die Fortschrittskoalition und danke an das ganze Haus. Denn es ist im Grunde ein progressives Projekt, das wir gemeinsam tragen können, um Zivilisation zu stärken und zu verbreiten. Es ist eine gemeinsame Aufgabe des ganzen Hauses. Darum appelliere ich auch an alle, dass diesem Antrag gemeinsam einstimmig beigetreten wird, denn es ist ein gutes Projekt, das sich in die Zukunft richtet, das unsere Jugend schützt und sie bei der Entwicklung einer reifen und kritischen Herangehensweise an die Welt unterstützt. Die Entwicklung von Demokratiekultur und hat viel mit Gender Equality, Antirassismus und der Frage von Integration, mit der Frage des Bestehens von Diversität, der Frage von LGTBIQ-Akzeptanz, und so weiter, und so fort zu tun, mit einer kritischen Auseinandersetzung mit der Welt, mit dem Verstehen des Positiven des anderen und der Bekämpfung von Hass und Intoleranz. All das sind Gründe, warum ich dafür bin, dass das beschlossen wird. Ich ersuche Sie, das auch zu tun. - Danke vielmals. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat auf das Schlusswort verzichtet. Wir kommen zur Abstimmung. Wer dieser Postnummer die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das ist mit der Zustimmung von ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen die FPÖ und GR Kieslich mehrstimmig angenommen. Ich darf für das Protokoll bekannt geben, dass Frau GRin Kickert ab sofort bis zum Ende der Sitzung entschuldigt ist. Ich schlage vor, die Berichterstattung und Verhandlungen über die Geschäftsstücke 10 bis 13 der Tagesordnung - sie betreffen Förderungen im Bereich Integration und Diversität - zusammenzuziehen, die Abstimmungen jedoch getrennt durchzuführen. Wird dagegen ein Einwand erhoben? - Das ist nicht der Fall. Ich bitte die Frau Berichterstatterin, Frau GRin Akcay, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Safak Akcay: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Berger. Ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Stefan Berger (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren hier im Sitzungssaal und zu Hause vor den Bildschirmen! Die Frau Kollegin hat es bereits eingeleitet: Mehrere Poststücke im Bereich Integration und Diversität, die wir auch schon in den vergangenen Jahren hatten und bei denen sich aus unserer freiheitlichen Sicht auch hinsichtlich Zustimmung oder Ablehnung grundsätzlich nicht wirklich etwas verändert hat. Ich darf vielleicht nur überblicksmäßig darauf eingehen. Verein ZARA: Ich lese mir jedes Jahr auch immer wieder sehr interessiert den Bericht von ZARA durch. Man könnte fast glauben, es ist eine Wahlkampfbroschüre von Linksparteien aus diesem Haus hier. Ich sehe da auch immer wieder einige KollegInnen halbseitig inseriert herauslachen, die auch heute hier im Sitzungssaal anwesend sind. (GR Jörg Neumayer, MA: Beispiel?) ZARA ist natürlich auch ein Verein oder eine Organisation, die auch immer wieder und eigentlich schon seit Jahren seitens derer, die halt nun einmal - so würde ich einmal meinen - bei den Inseraten die Geldgeber sind, oder schlichtweg bei der Gebietskörperschaft der Stadt Wien sehr gerne politisch gegen Oppositionsparteien instrumentalisiert. Insofern kann man sich immer auch seinen Reim darauf machen, in welche politischen Richtungen da agiert wird. Dann haben wir den Verein NACHBARINNEN beziehungsweise Job-TransFair: Da geht es grob gesagt darum, dass im Bereich des Arbeitsplatzes beziehungsweise auch später im Pensionsantragsprozess muttersprachliche Begleitung erfolgen soll. Insbesondere bei der Organisation Job-TransFair - da geht es um muttersprachliche Begleitung in Bosnisch, Kroatisch und Serbisch - stelle ich mir, alleine, wenn ich den muttersprachlichen Hintergrund auf Grund der Kriegsvergangenheit hernehme, schon ein bisschen die Frage: Der Jugoslawien-Krieg war vor rund 30 Jahren. Wenn jemand mittlerweile 30 Jahre in Österreich ist und am Arbeitsmarkt beziehungsweise in Richtung Pensionsantrag noch immer eine muttersprachliche Begleitung braucht, dann weiß ich nicht, ob diese Person hier tatsächlich so gut aufgehoben ist, beziehungsweise ob es da insbesondere von öffentlicher Seite - ich glaube, es sind über 100.000 EUR - eine Subvention braucht, um die Personen entsprechend zu begleiten. Nein, meine sehr geehrten Damen und Herren. Da bin ich der Meinung, dass wir in diesem Geschäftsbereich mit diesen 100.000 EUR Sinnvolleres anfangen können, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Ich möchte in diesem Zusammenhang auch noch auf Postnummern zu sprechen kommen, die jetzt vor dieser Reihe hier zur Behandlung beziehungsweise auch zur Abstimmung gelangt sind. Seitens der Stadtregierung beziehungsweise seitens der GRÜNEN sind Sie der Meinung, dass insbesondere diese Antragsteller förderwürdig sind. Da frage ich mich zum Teil schon, ob da eine gewisse Schizophrenie Einzug gehalten hat, insbesondere bei den Regierungsfraktionen, beziehungsweise ob da die linke Hand immer weiß, was die rechte Hand tut. Sie fördern hier Projekte, die - wie Sie der Meinung sind - der Integration dienlich sein sollen. Auf der anderen Seite fördern Sie aber Organisationen beziehungsweise Häuser, wo - wie wir auch vorhin von Frau Kollegin Hungerländer gehört haben - schlichtweg Antisemitismus gepredigt wird, ja, wo Segregation statt Integration gelebt wird und wo Projekte gestartet werden, die wirklich jede Menge Geld kosten. (Zwischenruf von GRin Mag. Berivan Aslan.) - Frau Kollegin, Sie kommen dann später eh auch dran. - Vor allem angesichts der vorangegangenen Bildungsdiskussion: Nur, weil man viel Geld ausschüttet, heißt das noch lange nicht, dass das besonders effizient beziehungsweise erfolgversprechend ist. Jetzt haben wir auf der einen Seite mehrere Antragsteller im Bereich Integration, und auf der anderen Seite öffnet die Stadtregierung beziehungsweise das Ressort von StR Wiederkehr dem politischen Islam Tür und Tor. - Vielleicht (in Richtung des mit GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc sprechenden VBgm Christoph Wiederkehr, MA) hat Herr Kollege Wiederkehr auch ein Ohr, das er mir im Rahmen dieser Diskussion schenken kann. Ich verstehe zwar, dass die Diskussion mit charmanten Kolleginnen auch etwas für sich hat. Vielleicht widmen wir uns aber einfach auch tatsächlich dem Thema und hören auch ein bissel zu, was Oppositionsmandatare so zu sagen haben. Sehr aktuell titelt der "Kurier" heute nämlich mit einem Bericht - die handelnden Personen sind, glaube ich, ziemlich unverdächtig, irgendwie freiheitlichen Geruch zu haben: "Unterricht an Wiener Schulen im Schatten des politischen Islam", nach dem ein Milli-Görüs-Verein der Erhalter von zwei Schulen im 15. und im 11. Bezirk in Wien ist und sich diese Gemeinschaft beziehungsweise auch der Verein für die Abspaltung von der Mehrheitsgesellschaft ausspricht. Darin gibt es auch zwei Experten, die sich zu Wort gemeldet haben: "Milli Görüs ist die türkische Variante des politischen Islam. Von der Muslimbruderschaft unterscheidet sich diese Bewegung nur dadurch, dass sie das Zentrum der islamischen Welt in der Türkei sieht." Da gibt es einen Tochterverein, den Verein Solmit, der an zwei Schulen in Wien als Schulträger auftritt. Zuerst hatte insbesondere diese Schule in Simmering noch kein Öffentlichkeitsrecht. Da mussten die SchülerInnen dann zu Externistenprüfungen antreten. Nur rund die Hälfte hat im Schuljahr 2018/2019 diese Prüfungen auch tatsächlich geschafft. Die andere Hälfte, wie gesagt, nicht. Trotzdem war es die Bildungsdirektion in Wien, die dieser Schule dann das Öffentlichkeitsrecht für das Schuljahr 2022/2023 auf Dauer verliehen hat. Der Bildungsminister sagt, hierfür ist die Bildungsdirektion Wien zuständig. Da frage ich mich schon ganz offen: Auf der einen Seite wollen wir in dieser Stadt Antisemitismus und islamistische Strömungen bekämpfen. Auf der anderen Seite ermöglichen wir - beziehungsweise nicht wir, sondern insbesondere das Ressort von StR Wiederkehr - solche Schulen. (Zwischenruf von GRin Viktoria Spielmann, BA, sowie neuerlicher Zwischenruf von GRin Mag. Berivan Aslan.) - Frau Kollegin, Sie sind dann eh am Wort. Sie können sich dann gerne melden und darauf replizieren. - Insbesondere dieser Herr Heinisch hat hierfür auch Belege gesammelt. Er zitiert nämlich einen Imam dieser Organisation, der wörtlich gesagt hat - ich zitiere jetzt aus diesem Artikel: "Nun, Jugendliche, wir haben darauf zu achten, mit wem wir Freundschaften schließen. Wenn jemand uns vom Wege Allahs abbringt, dann ist er kein Freund für dich." - "Denn was passiert, wenn man die genießbare Hälfte eines Apfels mit der verfaulten Hälfte eint? Dann saugt der genießbare Teil den Gestank der anderen Hälfte auf und verfault ebenfalls. Daher ist äußerste Vorsicht geboten, werte Jugendliche, mit welchem Schulfreund man sich einlässt." Zum Schluss sagt der Historiker auch noch: "Die Milli-Görüs-Bewegung ist klar antisemitisch.", meine Damen und Herren. Vielleicht erklären Sie sich hier heraußen auch, wie es dazu kommt, dass solche Schulträger hier in Wien Schulen mit Öffentlichkeitsrecht betreiben dürfen. Auf der einen Seite steht Herr Florianschütz bei jeder Gelegenheit hier heraußen und sagt groß den Kampf gegen Antisemitismus an. Dann hören wir, was sich bei diversen Kultureinrichtungen abspielt, wie die Frau Kollegin von der ÖVP das vorhin schon zitiert hat. Dann haben wir hier solche Schulen, meine sehr geehrten Damen und Herren. Ihr Kampf gegen Antisemitismus beziehungsweise gegen Islamismus in dieser Stadt ist wirklich vollkommen unglaubwürdig. Sie wären gut beraten, hier nicht die Fördersumme mit dem Füllhorn auszuschütten, sondern tatsächlich sehr klar zu differenzieren und sich sehr genau anzuschauen, was hier in dieser Stadt tatsächlich gefördert wird. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste ist Frau GRin Mag. Bakos zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Dolores Bakos, BA (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Weil Herr Kollege Berger davon gesprochen hat, dass all das, was wir hier heute beschließen, jede Menge Geld kosten wird, möchte ich die Frage stellen: Was wird uns denn grundsätzlich mehr kosten? (GR Stefan Berger: Nicht nur Geld an sich!) - Vielleicht hören Sie mir zu, wie Sie es auch von allen anderen Kolleginnen und Kollegen verlangt haben. (GR Stefan Berger: Sie haben mich jetzt angesprochen!) Wird es uns mehr kosten, jeden einzelnen Cent in die Integrationsarbeit zu investieren oder aber nicht in die Integrationsarbeit zu investieren? (GR Maximilian Krauss, MA: Funktioniert die Integration?) Was wird uns wohl mehr kosten? Ich glaube, gesellschaftlich und sozial definitiv Zweiteres, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei den NEOS.) Ich darf aber vielleicht die Poststücke vorstellen. Denn ich glaube, alleine, wenn ich diese Poststücke vorstelle, wird man sehen, dass man dem Kollegen Berger entgegenhalten kann, was hier alles an Integrationsarbeit geleistet wird. Zum Beispiel Job-TransFair Terra: Worum geht es da? Da geht es darum, Betreuung und Beratung in den Bereichen Pension und aktives Erwerbsleben für ehemalige Gastarbeiter und Gastarbeiterinnen sicherzustellen - immer auch mit dem Ziel, für diese unüberschaubaren Rechtslagen, die es zwischen den unterschiedlichen Ländern gibt, Beratung und Betreuung zu bekommen. Sie haben jetzt zum Beispiel auch das ehemalige Jugoslawien oder die Türkei angesprochen, wo es eben unterschiedliche Regelungen im Herkunfts- und Aufenthaltsland gibt. Es geht darum, für diese unterschiedlichsten komplizierten Rechtslagen, die es gibt, und für Einzelfälle, die es gibt, Klarheit zu schaffen und die Betroffenen zu unterstützen. Jetzt hier zu sagen, dass das komplett unnötig ist und nicht finanziert werden sollte, finde ich menschlich ein bissel schäbig. Dementsprechend ist es definitiv unredlich. (GR Stefan Berger: Da gibt es in Österreich ein Wort dafür und das ...) Das zweite Poststück, das ich in aller Kürze vorstellen möchte, betrifft den Verein Helping Hands. Darin geht es um die Unterstützung von Klientinnen und Klienten im Bereich des eigentlichen Migrationsrechts, also darum, Beratung in einem tatsächlich sehr komplizierten Rechtsgebiet zu leisten. Ich bin Juristin, deshalb kann ich das, glaube ich, auch gut beurteilen. Es geht darum, im Bereich des Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetzes, des Asylrechtes - vor allen Dingen bei komplizierten Fällen der Familienzusammenführung -, bei Eheschließungen und bei Verfahren im Zusammenhang mit Ausbildung und Arbeitsmarkt auch wirklich entsprechende Beratung zu bekommen. Ein anderer Verein, der jetzt von Ihnen zufälligerweise gar nicht erwähnt wurde und bei dem ich sehr deutlich hervorheben möchte, welche wichtige Arbeit er leistet, ist der Verein ZARA, also Zivilcourage und Antirassismusarbeit. Vielleicht erwähnen Sie ihn ja das nächste Mal und haben vielleicht auch ein, zwei positive Punkte zu diesem Verein zu nennen. Es ist also ein Verein als Anlaufstelle für Betroffene von Rassismus und Diskriminierung. Das passiert ja vor allen Dingen online, vor allen Dingen sehr viel auf Social Media. Neben dieser kostenlosen Beratung, die man sich dort holen kann, gibt der Verein - das finde ich wirklich großartig - einen jährlichen Rassismusreport heraus und betreibt auch die Beratungsstelle gegen Hass im Netz. Er bietet auch Workshops und Beratung für Betroffene an. In diesen ganz oft auch polarisierten und aufgehetzten Zeiten, in denen viele Betroffene Rassismus im Netz erleben müssen, ist es, glaube ich, auch wirklich sehr wichtig, dass diese Arbeit geleistet wird. Zu guter Letzt ist der Verein NACHBARINNEN in Wien - er wurde auch schon erwähnt - ein Verein, den ich auch schon einmal besucht habe und der genauso wichtige Arbeit leistet. Er bietet die muttersprachliche Begleitung von Familien an, und zwar vor allen Dingen von Familien, die isoliert leben und dementsprechend aus dieser Isolation herausgeholt werden müssen, damit Integration in der österreichischen Gesellschaft auch gut funktionieren kann. Was passiert dort konkret? Dort gibt es eben Frauen, die 20 bis 25 Familien begleiten. Ich habe mir das genau erklären lassen, sehr geehrter Herr Kollege Berger. Vielleicht wollen wir ja einmal einen gemeinsamen Termin dort vereinbaren, damit auch Sie sich das so ansehen können, wie ich das gemacht habe, und auch Sie sich vielleicht einmal erzählen lassen, was dort an Integrationsarbeit geleistet wird. (Heiterkeit bei GR Stefan Berger.) Sie lachen, aber ich fände das tatsächlich einen sehr sinnvollen Vorschlag, um wirklich auch einen realen Einblick in die Praxis zu bekommen. Denn dort wird auch geschaut: Wie sieht es denn zum Beispiel mit der Bildungslaufbahn der Kinder aus? Wie funktioniert ein Mitteilungsheft? Wie kann man sich zurechtfinden? Wie findet man einen Job? Aha, jetzt hat man einen Job gefunden. Wie kann man sich weiterbilden? Und so weiter. Das heißt, das ist eine ganz wichtige Initiative, die ich hier hervorheben möchte. Sie betreibt auch eine Nähwerkstatt und hat schon viele Preise gewonnen, weil sie auch einen niederschwelligen Zugang für Frauen bietet und auch den Eintritt in den Arbeitsmarkt fördert. In diesem Sinne habe ich, glaube ich, gut entgegengehalten, weil wir zeigen, wie viel wir in dieser Stadt an Integrationsarbeit leisten. Ich bitte in diesem Sinne auch um Zustimmung zu diesen Poststücken. - Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste ist Frau GRin Mag. Aslan zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Berivan Aslan (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Gelebte Demokratie kann nur funktionieren, wenn wir die politischen und auch gesellschaftlichen Rahmenbildungen für Chancengerechtigkeit fördern und ausbauen. Gerade deswegen ist es wichtig, dass wir wichtige Einrichtungen wie ZARA oder Helping Hands ausreichend finanzieren und auch fördern, weil sie enorm wichtige gesellschaftspolitische Arbeit leisten und auch die gesellschaftlichen Schieflagen reduzieren. Im Bereich Antirassismus sind sie natürlich eine der sehr, sehr wenigen Stellen, die einen enormen Beitrag leisten. Weil wir gerade bei Antirassismus sind: Anlässlich des Black History Month bringen wir heute zum dritten Mal die zwei Forderungen des Black-Voices-Volksbegehrens im Wiener Gemeinderat ein - mit dem Wissen, dass sie zynischerweise wieder von den NEOS und leider auch von der SPÖ abgelehnt werden. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Warum ... Wenn es wirklich ein Anliegen ist, dann weise es zu!) Zynisch deswegen, weil sie nicht nur im Gemeinderat, sondern dann auch in den Ausschüssen immer wieder niedergestimmt worden sind. Zynisch aber vor allem auch in Bezug auf die SPÖ, die sich ja an sich für die Forderungen des Black-Voices-Volksbegehrens stark gemacht hat und sich auch dafür eingesetzt hat, dass dieses Thema und diese Forderungen ins Parlament kommen. Das haben Bundesrat Mario Lindner und auch die ehemalige Nationalratsabgeordnete Nurten Yilmaz im Jahr 2022 dann auch so gefordert. Zynisch auch deswegen, weil natürlich auch eine SPÖ-Politikerin, Kollegin Ngosso (GRin Dr. Mireille Ngosso - die Aussprache korrigierend: Ngosso!), in der Organisation des Volksbegehrens sitzt. Da fragt man sich, wie es sein kann, dass jemand, der das Volksbegehren schon unterzeichnet hat, diese Anträge ablehnt. Denn wir haben die Anträge eins zu eins vom Volksbegehren übernommen. Jemand, der das Volksbegehren schon unterzeichnet hat, kann also gar nicht gegen diese Anträge sein. Das ist absolut unglaubwürdig, denke ich. (Beifall bei den GRÜNEN.) Nicht umsonst sagt Martin Luther King, dass die Schatten der Unglaubwürdigkeit lang sind. Deswegen wäre es wichtig, liebe Kolleginnen und Kollegen, dass man hier einfach Taten setzt, um auch ein Ende von diesen Schatten zu setzen, sehr geehrte Damen und Herren. (GRin Martina Ludwig-Faymann: Schöne Grüße an den Bund!) Wir bringen heute auch einen Antrag in Bezug auf interkulturelle Gewaltprävention. Es ist ja nichts Neues: Seit der Pandemie wissen wir, dass das Thema einfach weltweit herrscht. Die Jugendkriminalität steigt und wird wirklich zu einem Problem. Das ist nicht nur ein Wien-Problem, sondern das ist auch ein Großstadtproblem. Es betrifft nicht nur Österreich, sondern es ist auch Europa-weit und weltweit ein sehr großes Problem. Es ist leider immer wieder ein Problem, wenn dieses Thema dann gerade von Rechten oder Rechtspopulisten rassistisch instrumentalisiert wird, vor allem, wenn die betroffenen Jugendlichen einen Migrations- oder Fluchthintergrund haben. Ich meine, heute haben sich zwei Jugendliche auf der Piste geschlägert. Das waren halt keine Jugendlichen mit Migrations- oder Fluchthintergrund. Das war gar kein Thema. Also, man hat null davon gehört. Geschlägert wird überall. Es wird erst dann rassistisch instrumentalisiert, wenn die Jugendlichen einen migrantischen Background haben. Warum ist es wichtig, dass ich das Thema jetzt einbringe? - Weil ich der Meinung bin, wir dürfen dieses wichtige Thema einfach nicht den Rechten oder den Rechtspopulisten überlassen. Wir müssen hier sachpolitisch, gemeinsam und auch parteiübergreifend dringend etwas machen, weil wir einfach wissen, dass die Rechtspopulisten und Rechten sich viel mehr für Probleme interessieren als für die Lösungen in der Politik. Aus diesem Grund wünsche ich mir, dass dieser Antrag heute wirklich Zustimmung bekommt, weil man wegkommen sollte von Bestrafungen und Stigmatisierungen. Wir müssen hin zur Aufklärung, hin zur Prävention, weil wir es nicht zulassen dürfen, dass unsere Jugend von bestimmten Gruppen einfach diskriminiert und dann noch mehr an den Rand gedrängt wird. (Zwischenruf von GR Stefan Berger.) Ja, wir haben eine Jugend zu gewinnen. Diese Jugend betrifft alle Personen. Alle Jugendliche sind hier gemeint, egal, woher sie kommen, welchem sozialen Standard sie angehören oder welche Herkunft sie haben. Kriminalität ist keine Frage der Herkunft, sondern eine Frage des Alters, der Sozialisation und leider auch der Männlichkeit. Diese Jugend müssen wir gewinnen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Bevor ich meine Rede beende, würde ich gerne - no na ned - noch ein paar "sent's" zu dem heutigen Antrag hier ansprechen. Ich warte schon darauf. Ich hätte gerne in der Europa-Stunde darüber geredet. Was ist heute passiert? Ich glaube, wir müssen das einmal eruieren. Wir hatten einen Antrag zur Freilassung eines österreichischen Staatsbürgers aus der Türkei, der ein Ausreiseverbot bekommen hat und jetzt gerade als politische Geisel und Opfer des Erdogan-Regimes in der Türkei festsitzt. Ich bin irrsinnig dankbar, dass auch VBgm Wiederkehr dazu ein Statement abgegeben hat und sich auch mit der betroffenen Person solidarisiert hat. Ich bin auch dankbar, dass sich sogar einige wenige EU-Abgeordnete und Nationalräte auf dieser Ebene solidarisiert haben und auch die Demokratie verteidigt haben. Auf Wiener Ebene kann ich das Gleiche aber nicht sagen. Da bin ich einfach enttäuscht, weil es nicht sein kann, dass gerade der Bürgermeister einer Menschenrechtsstadt, der noch dazu ein Sozialdemokrat ist, nicht einmal in der Lage ist, aus Solidarität zu der betroffenen Person oder zu den Angehörigen der betroffenen Person in der Türkei ein Statement abzugeben. Dass man nicht einmal eine Presseausschreibung gemacht hat und noch dazu hier einfach gegen den Antrag gestimmt hat - mit der Begründung, man will sich nicht in die Angelegenheiten eines anderen Staates einmischen -, ist ja komplett absurd. Das ist komplett absurd bei einem Land, wo nicht einmal Rechtsstaatlichkeit existiert, wo nicht einmal Gewaltenteilung existiert, bei einem Land, von dem wir einfach wissen, dass es die Urteile unserer Höchstgerichte - dazu gehört auch Russland - ignoriert. Mit Höchstgerichten meine ich den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Ihr habt jetzt wirklich Bedenken gehabt, weil ihr euch gedacht habt: Nein, dem Antrag können wir nicht zustimmen. Wir können mit der betroffenen Person auch keine Solidarität zeigen, weil wir Angst haben, dass dann am nächsten Tag wahrscheinlich der türkische Botschafter vor unserer Tür landen wird. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Richtig! Das ist die Wahrheit!) Aha, bestimmt der türkische Botschafter, welche Menschenrechtspolitik wir hier herinnen haben? Wenn wir so denken, dann dürfen wir ja bitte gar keinen Antrag bringen. Dann dürfen wir ja bei allen menschenrechtsfeindlichen oder frauenrechtsfeindlichen Regimen nichts machen. Dann dürfen wir auch keinen Antrag zum Iran machen. Dann dürfen wir auch keinen Antrag zur Ukraine machen. (GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Das ist die SPÖ-Wählerschaft!) Ja, Herr Kollege Wölbitsch. Sie haben vollkommen recht. Ich verstehe es nicht. Lieber verliere ich ein paar Erdogan-Stimmen als mein Gesicht. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP. - GR Dr. Markus Wölbitsch-Milan, MIM: Bravo!) "That's the point." Sich dann am Sonntag hinzustellen und dann über Menschenrechte und Menschenwürde zu reden: Wer soll euch da noch glauben? Ihr liegt mir wirklich am Herzen. Also, ich denke, das seid gar nicht ihr. Das ist nicht die Sozialdemokratie. Die kniet nicht vor Autokraten. Die ist nicht der verlängerte Arm von demokratiefeindlichen Gruppen. Ich bin wirklich sehr traurig und zutiefst erschüttert, welches Abstimmungsverhalten ihr heute gezeigt habt. - Danke sehr. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.- GR Petr Baxant, BA: ... moralisch!) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr GR Berger gemeldet. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Stefan Berger (FPÖ): Frau Kollegin Aslan hat hier heraußen behauptet, Kriminalität ist unabhängig von Nation oder Staatsbürgerschaft. Ja, Kriminalität gibt es tatsächlich überall. Ich darf die Frau Kollegin aber schon auf die Homepage des Justizministeriums verweisen. Ich glaube, wir haben aktuell eine grüne Justizministerin. Unter "www.justiz.gv.at" ist der Insassinnen- und Insassenstand - wichtig also, dass auch das gegendert ist - in den österreichischen Justizvollzugsanstalten nach Staatsbürgerschaft aufgelistet. Ich darf Ihnen hieraus zitieren: Von den Insassen haben 47,2 Prozent die österreichische Staatsbürgerschaft, die Mehrheit also keine österreichische Staatsbürgerschaft. Gleichzeitig darf ich Sie auf die Statistik Austria verweisen, wonach nämlich der Anteil ausländischer Staatsangehöriger mit 1.1.2024 19,7 Prozent beträgt. Daraus würde ich also schon ablesen beziehungsweise ist das objektiv anhand von Zahlen nachweisbar, dass nicht österreichische Staatsbürgerschaften in den österreichischen Justizvollzugsanstalten sehr wohl klar und deutlich überrepräsentiert sind. Das sind jetzt keine freiheitlichen Zahlen, sondern die Ihrer grünen Justizministerin. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Zierfuß. Ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Harald Zierfuß (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube, wir alle in diesem Saal sind uns einig, dass Sprache der Schlüssel zur Integration ist. Sprache ist der Schlüssel zu einer Kommunikation, die funktioniert, sodass man sich versteht und eine Chance am Arbeitsmarkt hat. Uns ist natürlich auch entscheidend, ob man dem Unterricht folgen kann. Herr Stadtrat, Sie wissen, wir stellen zahlreiche Anfragen zu diesem Thema. Jede Anfragebeantwortung erschüttert mich aufs Neue, weil die Zahlen nämlich wirklich erschütternd sind. Die neueste hat gezeigt, dass jeder dritte Erstklässler in Wien außerordentlicher Schüler ist. Damit man mir nicht nachsagen kann, dass ich einen "bias" habe, habe ich heute bei der Arbeiterkammer nachgelesen, was die Definition für einen außerordentlichen Schüler ist. Dort steht sinngemäß, dass der Schulleiter bei der Einschulung die Einschätzung hat, dass man dem Regelunterricht nicht folgen kann, weil man mangelnde Deutschkenntnisse hat: jeder dritte Erstklässler in Wien - und das durch alle Bezirke hindurch. Das verteilt sich ganz unterschiedlich. Ich habe noch keine Erstklässlerzahlen für die unterschiedlichen Bezirke. Ich habe das erst jetzt angefragt. Ich glaube, ich frage diese dann in den nächsten Tagen an. Herr Stadtrat, ich bin also schon gespannt auf die Antwort. Das muss uns aber doch zu denken geben, vor allem deswegen, weil 67 Prozent davon hier geboren sind und weit über 80 Prozent - fast 90 Prozent - hier im Kindergarten waren und zum Schuleintritt trotzdem so schlecht Deutsch können, dass sie dem Regelunterricht nicht folgen können. Frau Kollegin Bakos, Sie haben vorhin von gesellschaftlichen Mehrkosten gesprochen, weil die Integration nicht funktioniert. Die Mehrkosten durch dieses Versagen, das wir leider jahrzehntelang haben, sind enorm, weil diese Kinder schlechtere Chancen im Bildungsbereich und später schlechtere Chancen am Arbeitsmarkt haben. Wir wissen eben auch, dass sich das bis in die Mittelschulen durchzieht, wo man dann auch bei den Bildungsstandards sieht, dass 80 Prozent beim Lesen und Rechnen ihr Bildungsziel nicht erreichen. Wir sind der Meinung, dass das beste Investment im Integrationsbereich in Wien mehr Deutschförderung im Kindergarten wäre. Auch da sind wir uns, glaube ich, sehr einig, dass mehr passieren muss. Wir sind uns aber uneinig darin, ob genug passiert oder wie der Fortschritt ist. Wir stellen deswegen heute zum wiederholten Mal einen Antrag dazu, was aus unserer Sicht passieren muss. Wir fordern eine Kindergartenpflicht für alle Dreijährigen, die nicht ausreichend Deutsch können, weil wir auch wissen, dass ein kurzer Kindergartenbesuch nicht ausreichend ist. Wir fordern, dass es im Kindergarten kleinere Gruppen gibt, damit man bessere Sprachförderung machen kann. Denn, Herr Stadtrat, Sie haben vollkommen recht: Es ist so, dass Sprachförderung nicht nur durch Deutschförderkräfte passiert, sondern auch im Alltag. Natürlich fordern wir auch, dass es mehr Deutschförderkräfte braucht, weil der massive Anstieg an Kindern mit Sprachförderbedarf, der jetzt gerade da ist, nicht durch das gedeckt wird, was an Deutschförderkräften dazukommt. Das heißt, das Betreuungsverhältnis in dem Bereich verschlechtert sich sogar gerade. Auch das zeigen die Anfragebeantwortungen. Wir hoffen, dass in Zukunft mehr passiert. Ich gehe davon aus, dass Sie ihn heute ablehnen werden. Ich hoffe aber trotzdem, dass die Zahlen, die wir aufdecken, die wir hier auch immer wieder darlegen und in der Öffentlichkeit kundtun, einen Teil dazu beitragen, dass mehr passiert. Denn Sprache ist der Schlüssel für Integration. Deswegen fordern wir das auch weiterhin ein. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und von GR Felix Stadler, BSc, MA.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dr. Ngosso. Ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Dr. Mireille Ngosso (SPÖ): Sehr geehrte Damen! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Gäste und liebe ZuschauerInnen via Livestream! Wien ist eine diverse Stadt. Unsere Vielfalt und die Zusammenkunft verschiedener Kulturen machen unsere Stadt aus. Viele Menschen mit Migrationsbiographie stehen sehr oft vor Herausforderungen. Sie kämpfen tagtäglich um die Anerkennung ihrer Zugehörigkeit. Als PolitikerInnen ist es unsere Pflicht, keine Angst und keinen Hass zu verbreiten. Als PolitikerInnen ist es unsere Pflicht, sie umfassend zu unterstützen und gegen Rassismus vorzugehen. Jeden Tag stehen Menschen in Österreich und auch in Deutschland für Demokratie und Zusammenhalt auf. Allein in Wien waren es letztens 80.000 Menschen vor dem Parlament. Rassismus wird in österreichischen Institutionen, in der Politik und auch in unserem gesellschaftlichen Zusammenleben noch immer geleugnet, ignoriert oder verharmlost. Es geht bereits schon so weit, dass in gewissen Kreisen von Remigration gesprochen wird. Das sind Tendenzen, die viele Menschen in unserer Stadt und in unserem Land verunsichern und ihnen Angst machen. Das bedeutet nicht, dass wir Herausforderungen nicht sehen oder gar leugnen wollen, aber wir müssen uns auf Augenhöhe und mit Respekt begegnen, ohne Hetze. (Beifall bei der SPÖ.) Wir als PolitikerInnen haben eine große Vorbildfunktion. Wir wollen in Wien nicht den Weg der Intoleranz und Hetze gehen. Umso mehr freue ich mich, dass wir in Wien so viele unterschiedliche Vereine und Organisationen unterstützen, um unsere Stadt in ihrer Vielfalt zu stärken. Menschen und Organisationen, die sich aktiv dafür einsetzen, ein gutes Zusammenleben zu schaffen, und die sich aktiv dafür einsetzen, Hass, Diskriminierung und Rassismus zu bekämpfen, um eine gerechte und inklusive Gesellschaft zu schaffen, gilt es zu unterstützen. All diese Organisationen - ob es jetzt ZARA ist oder der Verein NACHBARINNEN in Wien - machen Wien inklusiver und benötigen unsere finanzielle Unterstützung. Wenn es uns ernsthaft darum geht, eine Inklusion zu schaffen, dann liegt es in unserer Verpflichtung und in unserer Verantwortung, diese Vereine zu unterstützen, denn sie sind seit Jahren die Stimmen und Vertreterinnen von marginalisierten und unterrepräsentierten Gruppen in Österreich. All diese Organisationen zeigen klar auf, dass noch vieles getan werden muss. Aus diesem Grund möchte ich mich hiermit bei all diesen Organisationen - bei ZARA, NACHBARINNEN in Wien, der Doku-Stelle, und so weiter - ganz herzlich für ihre tatkräftige Arbeit bedanken. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Eure Arbeit sind unsere Werkzeuge, um Missstände aufzuzeigen und sie endlich zu beseitigen. Eure Arbeit sind auch unsere Werkzeuge, dass wir sehen, dass ihr so vieles einfach tut, damit es in dieser Stadt vielfältig weitergehen kann. Es ist an der Zeit, konkrete politische Schritte zu setzen, indem wir betroffenen Communities zuhören, unseren eigenen Standpunkt in der Gesellschaft reflektieren und über Privilegien und Chancengleichheit in diesem Land reden. Ich bitte um Zustimmung zu diesen wichtigen Forderungen, damit Wien unser Wien bleibt. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen nun zur Abstimmung, die wir getrennt durchführen. Wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 10. Wer der Postnummer 10 die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das ist mit den Stimmen von ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen FPÖ und GR Kieslich somit mehrstimmig angenommen. Wir kommen zur Postnummer 11. Wer der Postnummer 11 die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das ist die Zustimmung bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen ÖVP, FPÖ und GR Kieslich und ist somit mehrstimmig angenommen. Abstimmung über die Postnummer 12. Wer dieser Postnummer die Zustimmung gibt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist die Zustimmung bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen ÖVP, FPÖ und GR Kieslich und ist somit mehrstimmig angenommen. Es liegen drei Beschlussanträge vor. Antrag der GRÜNEN betreffend Ernennung einer Antirassismusbeauftragten für die Stadt Wien. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer die Zustimmung gibt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das hat die Zustimmung von den GRÜNEN gegen alle anderen Parteien und ist somit abgelehnt. Antrag der GRÜNEN betreffend Wiener Maßnahmenpaket für interkulturelle Gewaltprävention. Auch da wird die sofortige Abstimmung verlangt. Ich bitte um ein Zeichen. - Das ist die Zustimmung von ÖVP und GRÜNEN gegen FPÖ, NEOS und SPÖ. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit und somit abgelehnt. Antrag der ÖVP betreffend Sicherheitskonzept zum Schutz von jüdischen Einrichtungen. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen ersuchen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und GRÜNEN gegen NEOS und SPÖ. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit und somit abgelehnt. Wir kommen zur Postnummer 13. Wer der Postnummer 13 die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Das ist die Zustimmung von ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen FPÖ und GR Kieslich. Das ist somit mehrstimmig angenommen. Da liegt jetzt eine Reihe von Anträgen vor. Antrag der FPÖ betreffend Maßnahmenpaket gegen Zwangsheirat. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, den bitte ich um ein Zeichen. - Die Zustimmung ist bei ÖVP und FPÖ gegen NEOS, SPÖ und GRÜNE. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit und somit abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend Maßnahmen gegen islamistische "Sittenwächter". Die sofortige Abstimmung wird verlangt. - Der Antrag hat die Zustimmung der FPÖ gegen alle anderen Parteien. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit und somit abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend Kontrolle islamistischer Vereine und Moscheen. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer den Antrag unterstützt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung der FPÖ gegen alle anderen Parteien. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit und somit abgelehnt. Darf ich um ein bisschen Ruhe ersuchen und bitten, das Plaudern einzustellen? Antrag der FPÖ betreffend keine Abweichung des Staatsbürgerschaftsrechts. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer den Antrag unterstützt, den bitte ich um ein Zeichen. - Zustimmung der FPÖ gegen alle anderen Parteien. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit und somit abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend Bekenntnisurkunde zu verfassungsmäßigen Grundprinzipien. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. - Der Antrag hat die Zustimmung der FPÖ gegen alle anderen Parteien und ist somit abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend Asylflut wird weiter steigen. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. - Der Antrag hat die Zustimmung der FPÖ gegen alle anderen Parteien und ist somit abgelehnt. Antrag der ÖVP betreffend Deutschförderung in Wiener Kindergärten intensivieren. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. - Dieser Antrag hat die Zustimmung von ÖVP und FPÖ gegen NEOS, SPÖ und GRÜNE. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit und somit abgelehnt. Antrag der Volkspartei betreffend Maßnahmenpaket gegen islamistische "Sittenwächter". Die sofortige Abstimmung wird verlangt. - Dieser Antrag hat die Zustimmung von ÖVP, FPÖ und GRÜNEN gegen NEOS und SPÖ. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit und somit abgelehnt. Es gelangt nunmehr die Postnummer 16 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Erhöhung der sachlichen Genehmigung für die Refundierungen nach dem Entgelterhöhungs-Zweckzuschussgesetz. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Deutsch, die Verhandlung einzuleiten. Herr Berichterstatter, bitte. Berichterstatter GR Christian Deutsch: Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Huemer. Ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Geschätzte Mitglieder des Wiener Gemeinderats! Ich begrüße auch alle, die hier auf der Galerie zuhören oder der Debatte jetzt live oder später online folgen. Die zum Beschluss vorliegende Postnummer 16 hat ihren Ausgangspunkt in der Pflegereform der Bundesregierung unter Federführung diverser grüner Gesundheitsminister. So muss man das ja sagen. Ein Ziel dieser Pflegereform ist die bessere Bezahlung für das Pflegepersonal. Dafür stellt der Bund den Ländern bis 2025 Zweckzuschüsse bereit, die unter anderem eben der Erhöhung des Entgelts von Pflegepersonal dienen. Dieser Akt hat jetzt den Anlass, dass die Fundierung des auf das Land Wien entfallenen Anteils aus dem - ich hoffe, ich stolpere da jetzt nicht auch drüber - Entgelterhöhungs-Zweckzuschussgesetzes höher ausfällt, als bisher angenommen. Da wir dazu schon einen Beschluss haben, brauchen wir einen neuen Beschluss. Das Budget wurde wegen der Überschreitung auch erhöht. Das wird heute beschlossen, und wir GRÜNE werden dem auch zustimmen. Was wir mit diesem Poststück aber auch sehen, ist, dass es eigentlich dringend nachhaltige Lösungen für die Pflege braucht, gegen die Pflegekrise, gegen die Personalnot. Man kann sich nicht permanent mit Zweckzuschüssen dahinhanteln. Es ist ganz wichtig, dass es endlich zu einer besseren und höheren Bezahlung der Pflegekräfte kommt, dass das fix in die Wiener Besoldungsschemata kommt oder sonst wo in die Kollektivverträge, meine sehr geehrten Damen und Herren. Man kann nur sagen, es war wichtig, diese Pflegereform als ersten Schritt anzusehen, aber ganz wichtig ist, dass es zu Verbesserungen kommt. Da spreche ich stark die Stadt Wien und die Personalvertretung an, die diese Erhöhungen verhandeln sollte, und ich hoffe, dass da rasch eine Lösung geliefert wird. Das Personalpaket, Sie erinnern sich, es wurde uns Ende letzten Jahres vorgestellt, ist, finde ich, ein Tropfen auf den heißen Stein, ich formuliere es einmal so. Aber die wirklich, wirklich heißen Eisen, nämlich beispielsweise Arbeitszeitverkürzung, Entgelterhöhung - ich habe es schon gesagt -, auch der bessere Personalschlüssel, die Dienstplansicherheit - ein Riesenthema in der Belegschaft - sind noch nicht angefasst worden. Genau da sind die Stadtregierung und auch die Personalvertretung gefordert, die Anliegen zu hören, ernst zu nehmen und etwas vorzulegen. Es ist so, es hat sich nichts geändert: Es brennt, es ist Feuer am Dach. Uns rennt die Zeit davon, wenn wir auf die Pflegekrise schauen, sehr geehrte Damen und Herren. Es reicht nicht nur, einen Zahn zuzulegen, sondern Sie müssen wirklich viele Zähne zulegen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Sie haben es vielleicht auch mitverfolgt: Es wurde vor Kurzem die Pflegebedarfspersonalprognose der Gesundheit Österreich, der GÖG, vorgelegt. Die ist wirklich alarmierend und zeigt uns noch einmal ganz deutlich, wie riesig dieser Pflegekräftemangel nicht nur aktuell ist, sondern auch in Zukunft sich noch weiterentwickeln wird. Ich darf Ihnen die Zahlen dazu in Erinnerung rufen: Bis 2030 ist der Mehrbedarf mit 51.000 Personen - Österreich-weit wohl gesehen - beziffert, bis 2040 sind es 120.000. Das ist schon fast mehr als doppelt so viel. Bis 2050 196.500 Personen. Die Zahlen werden sich in den nächsten Jahren also um das 3,8-Fache steigern. Das ist wirklich enorm, was da zu stemmen ist, damit wir diesen Bedarf füllen können. Was auch dramatisch an dieser Sache ist, ist, dass man bislang eigentlich hauptsächlich Prognosen bis 2030 hatte, jetzt liegen mit 2050 Zahlen vor, die den Anstieg danach noch einmal viel deutlicher und dramatischer formulieren. Es ist kein linearer Anstieg, sondern da geht es noch einmal steil nach oben. Darum müssen wir auch in Wien sehr, sehr viel mehr tun, als das bis jetzt gemacht wurde, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ich möchte mein Anliegen und die Dringlichkeit noch einmal zum Ausdruck bringen. Wir brauchen rasch das Personalpaket 2. Bitte legen Sie schnell die Lösungen auf den Tisch, denn die Abwärtsspirale ist bei Weitem noch nicht gestoppt. Auch die Personalflucht aus der Pflege nicht. Ich wünsche mir wirklich, dass Sie es schaffen, Pflege "great again" zu machen, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Die Pflege ist aber leider nicht die einzige Baustelle in der Wiener Gesundheitspolitik. Wir haben auch andere. Ich spreche nur ein Beispiel an, nämlich die Ausbildung von angehenden Ärztinnen und Ärzten im Wiener Gesundheitsverbund. Wir haben viel zu wenig Basisausbildungsplätze. Das wurde kürzlich auch medial wieder einmal bekannt. 184 Basisausbildungsplätze gibt es laut Angaben vom WIGEV aktuell. Der Bedarf ist viel höher. Die Basisausbildung ist eine Pflichtausbildung. Die dauert neun Monate. Wer sich in Wien beim WIGEV dafür interessiert, bekommt die Antwort: Nach Studienabschluss muss man noch 12 bis 15 Monate darauf warten, Tendenz steigend. Das ist, meine sehr geehrten Damen und Herren, ein unzumutbarer Zustand, wenn wir mittlerweile doch auch vom Ärztinnen- und Ärztemangel reden. Man fragt sich, was sollen die angehenden Mediziner, die fertigstudiert habenden MedizinerInnen da bitte ein Jahr länger noch machen? Was machen sie unter anderem? Sie gehen ins Ausland, sie gehen in die Schweiz, sie gehen nach Deutschland, denn dort müssen sie nicht warten und somit sind sie für uns eigentlich für immer verloren. Ich finde, das können wir so nicht hinnehmen, meine sehr geehrten Damen und Herren. Und ich verstehe auch nicht, dass der Gesundheitsstadtrat Hacker auf der einen Seite fordert, die Unis sollen mehr MedizinerInnen ausbilden, sollen mehr Studienplätze zur Verfügung stellen, aber auf der anderen Seite selbst nicht bereit ist, Ausbildungsplätze für die Basisausbildung bereitzustellen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Das hat er heute in der Früh in der Fragestunde noch einmal hören lassen, dass er meint, es ist nicht das Angebot zu niedrig, sondern die Nachfrage zu hoch. Aus meiner Sicht negiert Gesundheitsstadtrat Hacker wieder einmal ein Problem. Er schiebt die Verantwortung von sich weg. Ich meine, so kriegen wir die Personalkrise in den Spitälern definitiv nicht in den Griff, wir kriegen den Personalmangel nicht in den Griff. Darum, meine sehr geehrten Damen und Herren, habe ich heute einen Antrag mitgebracht, der es ermöglichen soll, die Basisausbildungsplätze im WIGEV zu erhöhen, aufzustocken, die Wartezeiten zu verkürzen. Ich wünsche auch, dass wir die Entschädigung für das klinisch-praktische Jahr, das derzeit mit 800 EUR entschädigt wird, auf 1.100 EUR anheben. Ich glaube, das schulden wir den angehenden Ärztinnen und Ärzten, und ich würde wirklich auf Ihre Zustimmung hoffen. Sie werden viele JungmedizinerInnen damit glücklich machen. Mein allerletztes Anliegen heute in dieser Sitzung ist ebenfalls ein ganz wichtiges Gesundheitsthema: die Präexpositionsprophylaxe - noch einmal so ein schwieriges Wort, aber zum Glück ist es ja bekannt unter dem Kurznamen PrEP. Bei der PrEP handelt es sich um eine bahnbrechende und wirksame Methode (GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara: Schade, dass das der Rauch nicht reinverhandelt hat!), sie gibt es schon länger im Kampf gegen HIV. Die PrEP gilt als ein ganz wesentlicher Gamechanger, wenn es um das Ziel geht, Aids bis 2030 ... (GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara: Ihr habt es nicht reingeschrieben ins Gesetz!) Sie muss regelmäßig eingenommen werden und sie wird empfohlen bei erhöhtem HIV-Infektionsrisiko, aber auch für Personen, deren PartnerInnen HIV-positive Menschen sind. Einnehmen dürfen es nur HIV-negative Personen. Es gibt Studien, die belegen, dass, wenn korrekt eingenommen, das heißt, ganz regelmäßig und immer wieder mit regelmäßigen Untersuchungen verknüpft, das Infektionsrisiko um 75 Prozent gesenkt werden kann. Das ist ganz erheblich. Also, ein ganz starkes Mittel, das wirklich enorm hilft. Es werden nach wie vor in Österreich um die 400 Personen HIV-positiv diagnostiziert. Bislang mussten diese Personen, sofern sie überhaupt PrEP haben wollten, selbst in die Tasche greifen. Das ist nicht billig, das können mehrere Hundert Euro sein, denn es entstehen eben Kosten für das Medikament, das täglich eingenommen werden muss, und es braucht, wie gesagt, auch Untersuchungen, die regelmäßig erfolgen müssen. Damit ist bislang Gesundheit wieder einmal ein soziales Thema und eine Frage des Einkommens. Die gute Nachricht ist, meine sehr geehrten Damen und Herren, dass sich das bald ändern wird. Mit 1. April dieses Jahres wird die PrEP für den Großteil der Versicherten in Österreich rückerstattet. Das geht deswegen, weil die Bundesregierung allen Versicherungen - das ist der heikle Punkt, über den wir noch diskutieren werden -, die im Dachverband der Sozialversicherungsträger versammelt sind, jährlich bis 2027 fünf Millionen zur Verfügung stellt. VersicherungsnehmerInnen aus diesen Versicherungen bekommen die Kosten rückerstattet. Dass dieser Schritt möglich war, dafür gab es überfraktionelle und zivilgesellschaftliche Initiativen. Auch von SPÖ und NEOS wurde das unterstützt, Gesundheitsminister Rauch wurde dabei unterstützt. Es ist großartig, dass es das jetzt gibt. Von dieser Stelle auch großen Dank an alle Beteiligten, die das ermöglicht haben. (Beifall bei den GRÜNEN.) Worum es mir heute geht, ist aber, dass es die PrEP auch für KFA-Versicherte gibt, für die Krankenfürsorgeanstalt Wien. Krankenfürsorge ist etwas anderes als Sozialversicherung. - Dass auch diese Versicherten zukünftig eine Gratis-PrEP haben können. 14 Krankenfürsorgeanstalten gibt es in Österreich, nein, 15, Entschuldigung. Die KFA ist eine davon, und die sind nicht Mitglied in diesem Dachverband der Sozialversicherungen, somit können sie nicht aus diesem Topf schöpfen. Man kann dazu vieles sagen. Man muss aber auch immer sagen, wenn man jetzt herumweint und jammert und sagt, wie böse der Bund ist und so - KFA-Versicherte haben auch Privilegien im Vergleich zu anderen Versicherungen oder bessere Leistungen. Wir haben in Wien beispielsweise die Hera. Es gibt eine bessere Rückerstattung. Man kann auch sagen, wenn man A sagt, muss man auch B sagen. Aber ja, selbstverständlich, es ist auch uns ein großes Anliegen, dass die PrEP für alle gratis wird, die sie brauchen. Ihren Antrag heute von SPÖ und NEOS kann ich wirklich nur als Show-Antrag wahrnehmen. Sie positionieren sich wieder einmal so, als könnten Sie selbst nichts ändern, das ist überhaupt nicht wahr. Die KFA ist selbstverwaltet. Das heißt, die PrEP gratis zu ermöglichen, können wir hier beschließen, das können wir ermöglichen, dazu brauchen wir den Bund überhaupt nicht. Aber der Bund lässt Wien eh nicht im Stich, wenn Sie das so sagen wollen, denn es gibt auch die Möglichkeit, dass sich die Stadt Wien die Kosten für die PrEP rückerstatten lässt, und zwar über die Bundeszielkommission, wo Mittel aus dem Präventionstopf, den es seit dem Finanzausgleich gibt, flott gemacht werden können für die Prävention. (GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara: Warum kompliziert?) Das ist vielleicht allen auch noch nicht bekannt: Diese Medikamente gelten als Prävention, und deshalb werden sie nicht von der Kasse gezahlt, nirgends. Das ist ungefähr so wie bei Verhütungsmitteln. Die zahlt die Kasse auch nicht. Das ist an sich absurd, das kann man wirklich kritisieren, ist aber leider nach wie vor so und darum muss es Sondermittel geben. Also: Auch diesen Weg kann die Stadt Wien beschreiten, sich die Mittel rückerstatten zu lassen. Wichtig ist, dass gehandelt wird. Dass Sie etwas tun, dass Sie nicht herumjammern und sich wieder als Opfer stilisieren - das arme Wien und der böse Bund. Sie können heute, sehr geehrte Mitglieder von der Stadtregierung, selbst diese Gamechanger werden für die KFA-Versicherten, indem Sie dem Antrag zustimmen, dass Maßnahmen und Verhandlungen aufgenommen werden von den zuständigen Mitgliedern der Landesregierung, sowohl mit der KFA als auch mit der Bundesregierung, um PrEP gratis für KFA-Wien-Versicherte zu ermöglichen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Wenn Sie zustimmen, dann heißt es auch, dass in Wien die PrEP keine soziale Frage mehr ist, sondern ein Recht von allen auf Gesundheit. Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, gebe ich zu Protokoll, dass Frau Kollegin GRin Aslan ab 18 Uhr entschuldigt ist. - Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Meidlinger. Sie sind am Wort. GR Ing. Christian Meidlinger (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende, Herr Berichterstatter, sehr geehrte Damen und Herren hier im Saal und auch hoffentlich an den noch zahlreichen Zuschauergeräten! Wir haben ein Geschäftsstück, das sich mit dem - und ich bleibe bei der Kurzfassung - EEZG beschäftigt, das eine gute Maßnahme war, um die Gehälter für Kolleginnen und Kollegen im Gesundheitsbereich zu erhöhen. Das ist eine sehr, sehr gute Angelegenheit gewesen, und natürlich werden wir diesem Geschäftsstück auch zustimmen und bitten um Zustimmung. Nicht teilen kann ich die Ansicht der GRÜNEN, dass ein 170 Millionen EUR Paket ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Das ist schon ein gewaltiger Tropfen, es ist ein Wasserfall, der da auf die Kolleginnen und Kollegen zukommt. Tun Sie das nicht verniedlichen und verkleinern, wir als Sozialdemokratie schauen, dass die Bezahlung in die Höhe kommt. Wir als Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter schauen, dass wir gute Arbeitsbedingungen vorfinden und lassen uns sicherlich nicht mit einem Tropfen auf den heißen Stein abspeisen, werte Kolleginnen und Kollegen. (Beifall bei der SPÖ.) Ich habe mir gedacht, ich habe das im Dezember ausführlich gemacht und es wurde verstanden, aber ich werde es wiederholen: Wir haben bei der Bezahlung W2/11 mittlerweile ein Brutto von 5.000 EUR bei einer Vollzeitbeschäftigung, wo noch keine einzige Mehrdienstleistung dabei ist. Wir haben die Nachtdienste, Sonn- und Feiertagsdienstzulagen pro Stunde auf mindestens 10 EUR erhöht. Wir haben für das Diensteinspringen, das sehr unangenehm ist, das stimmt, mit einer Prämie von 130 EUR, glaube ich, monetär sehr viel erreicht. Ich finde es nur spannend, dass man jetzt schon wieder jammert, dass das zu wenig ist. Das wird Ende Februar das erste Mal ausbezahlt. Vielleicht schauen wir es uns Ende Februar an, was da an Geld herauskommt bei den Kolleginnen und Kollegen. Ich kann Ihnen versichern, es wird sehr, sehr viel sein. Zum Thema Arbeitszeitmodell haben wir auch klar gesagt und vorgegeben, dass wir als Gewerkschaft verhandelt haben, dass wir im Herbst dieses Jahres auf ein Fünftagesarbeitszeitmodell umsteigen werden. Da sind viele technische Adaptierungen notwendig. Also sich herzustellen und redundant zu wiederholen und zu jammern, dass das nicht kommt - ja, wir haben versprochen, es kommt, es wird mit Herbst eingeführt werden, liebe Kolleginnen und Kollegen, und Sie können sich auch darauf verlassen, dass wir für die Umsetzung sorgen werden. Sehr geehrte Damen und Herren, was ich zum Thema Ausbildung und Ärzte und Pflege noch sagen möchte: Wir haben auch noch weitere Maßnahmen gesetzt. Nachdem die Frau Abg. Huemer darauf eingegangen ist, möchte ich das schon auch nicht so im Raum stehen lassen: Wir haben 92 Prozent der Ausbildungsplätze im Gesundheitsbereich aufgestockt. 4.300 junge Menschen in dieser Stadt sind in Ausbildung in den Gesundheitsberufen, und das wird sich sicher spürbar bemerkbar machen in den nächsten Monaten und Jahren im Gesundheitsverbund, weil wir mit den Beschäftigtenzahlen deutlich in die Höhe fahren können. Wir haben vereinbart, dass ab heuer pro Jahr 350 medizinisch-technische AssistentInnen beziehungsweise FachhochschülerInnen der Pflege bereits eine Fixanstellung im WIGEV bekommen werden mit einer Verlängerung, dass sie die Stadt, die jetzt die Ausbildung bezahlt, dann behält und sie arbeiten werden können - pro Jahr 350. Wir werden 123 Ärztinnen und Ärzte aufnehmen, auch das wird dieses Jahr passieren. Auch das beinhaltet das Paket Nummer 1. Ehrlich gesagt, als eine Partei, die in der Regierung ist und für die Ausbildung junger Menschen in der Pflege und Gesundheit nichts beiträgt, hier den Wienern vorzuwerfen, dass wir nichts machen, das möchte ich aufs Schärfste zurückweisen, denn wir tun sehr, sehr viel, und das wird auch von der Bevölkerung sehr geschätzt. (Beifall bei der SPÖ. - GRin Mag. Barbara Huemer: Wenn Sie etwas tun wollen ...) Wenn Sie, Frau Abgeordnete, etwas tun wollen für die Pflege neben Ausbildungsplätzen, könnten Sie doch endlich einmal fixieren, dass die Pflegearbeitskräfte in die Schwerarbeiterregelung hineinfallen. Es ist ein kleiner Satz, den man ins Gesetz hineinschreibt, und es wäre viel getan. 85.000 Unterschriften, die die Betroffenen (GRin Mag. Barbara Huemer: ... war... in den letzten 40 Jahren ...) eingebracht haben, haben Sie negiert, haben Sie nicht wahrgenommen, haben Sie im Parlament einfach vom Tisch gestrichen. (Anhaltende Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Ich weiß schon, dass Sie da jetzt laut sind. Schwerarbeiterregelung, Frau Abgeordnete, ist eine Bundesregelung. Lernen Sie die Verfassung, dann werden Sie sehen, dass der Bund da zuständig ist, da können wir gar nichts machen. (Beifall bei der SPÖ.) Wir haben heute noch einen Antrag eingebracht seitens der Sozialdemokratie zum Thema PrEP, und es gibt auch einen Antrag der GRÜNEN. Grantig bin ich in dieser Sache schon länger, aber mit dem Antrag der GRÜNEN bin ich noch viel grantiger geworden, denn worum geht es? Es geht um 400 Menschen, die pro Jahr HIV-Infektionen bekommen. Es geht darum, dass wir eine Prophylaxe haben, die vor Ansteckung schützt. Es geht darum, dass mit breitem Konsens, das wurde ja gesagt und das unterstreiche ich auch, im Gesundheitsausschuss ein Antrag vorgelegt wurde, der diese Prophylaxe finanziert, das heißt, den Krankenkassen wird über Umwege Geld zur Verfügung gestellt. (GRin Mag. Barbara Huemer: ... gratis!) Die Krankenversicherten und die Krankenversicherungen werden also beide nicht belastet, weil das mit Steuergeld finanziert wird. Was machen die GRÜNEN? Die GRÜNEN teilen ein in gute Steuerzahler und schlechte Steuerzahler. Die guten Steuerzahler bekommen das, die schlechten Steuerzahler, 190.000 Versicherte in KFAs, in KFGs Österreich-weit sind von dieser Regelung ausgenommen. (GR Mag. Josef Taucher: Na, das ist arg!) Wir begrüßen das, was da passiert. Was wir nicht begrüßen, ist, was der grüne Minister Rauch verabsäumt hat, nämlich, die Regelung auch ins Gesetz zu schreiben, dass es auch für KFAs und KFGs gilt. Wenn man sich hier herausstellt und sagt, es gibt das nicht, denn das ist eine Krankenfürsorgeanstalt, dann kann ich nur sagen: Lesen Sie nach, es gibt bereits heute Regelungen, wo der Bund aus Steuergeld Finanzierungen übernommen hat, die den KFAs und KFGs direkt zu Gute kommen. Ihr Minister (in Richtung der GRÜNEN) hat es verabsäumt, Ihr Minister hat es nicht hineingeschrieben (GRin Mag. Barbara Huemer: ... Steuergeld ...), das können Sie hier nicht schönreden, das ist ein Versäumnis des grünen Gesundheitsministers! (Beifall bei der SPÖ.) Ehrlich gesagt, ich verwehre mich dagegen, dass Gemeindebedienstete Österreich-weit, Landeslehrer in Oberösterreich, Kolleginnen und Kollegen in Tirol, Wiener Kolleginnen und Kollegen (GRin Mag. Barbara Huemer: PolitikerInnen!) einfach schlechtere Steuerzahler sind, denn sie müssen zwei Mal zahlen: a) sie zahlen die Steuer und zahlen damit die Prophylaxe für die Privatversicherten, das machen sie gerne, und sie zahlen ihre Krankenversicherungsbeiträge so wie alle anderen Kolleginnen und Kollegen auch. (GRin Mag. Barbara Huemer: Hallo?!) Noch einmal: Es hätte eine Möglichkeit gegeben, es einfach ins Gesetz hineinzuschreiben, der Herr Minister hat es nicht gemacht. Dann fragt man nach im Ministerium: Warum ist denn das passiert? Und dann kriegt man zur Antwort: Das ist mit den KFAs so besprochen. Was macht der kleine Meidlinger? Ruft 15 KFAs durch und möchte wissen, mit wem das besprochen ist. Es ist mit niemandem besprochen! Jetzt war das vielleicht die Telefonistin, die die Auskunft gegeben hat, aber dann muss man das Ministerium anders organisieren. Ich glaube, man sollte nicht mit Unwahrheiten arbeiten. Die zweite Geschichte war dann, dass, als ich gesagt habe, das stimmt ja gar nicht, mit den KFAs ist das nicht besprochen, plötzlich die ÖVP schuld war. Es hat geheißen, wir GRÜNEN hätten es eh gemacht, aber die ÖVP hat es nicht gemacht. Was haben wir gemacht? Ich habe mit dem GÖD-Vorsitzenden telefoniert, ob er eine Ahnung hat von der Geschichte. Nein, er wurde nicht gefragt, er hat keine Ahnung von der Geschichte. Ehrlich gesagt, Sie spielen da die Kolleginnen und Kollegen untereinander aus, Sie spielen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler untereinander aus, nur, weil ein Minister verabsäumt hat, einen Satz in ein Gesetz hineinzuschreiben. Das werden wir uns nicht gefallen lassen, liebe Kolleginnen und Kollegen. (Beifall bei der SPÖ. - GRin Mag. Barbara Huemer: ... Was heißt das jetzt?) Nachdem der öffentliche Aufschrei stattgefunden hat, versuchen Sie, jetzt mit einem Alibiantrag die Sache zu reparieren und versuchen hier ... (StR Peter Kraus, BSc: Ihr habt das Gesetz mitbeschlossen, oder? Ihr habt es mitbeschlossen?!) Ja, ich weiß, mit dem Zusatz, dass die KFAs fehlen, und der Minister hat darauf nicht reagiert! Ich habe Ihnen gerade gesagt, was ich selber gemacht habe, was wir gerade gemacht haben. (StR Peter Kraus, BSc: Ihr habt zugestimmt!) Sie müssen auch zuhören und Sie müssen auch zugeben, dass Ihr Minister Fehler gemacht hat, von der Nummer kommen Sie nicht mehr runter. Das ist einfach so, und ich fordere Sie hier von dieser Stelle auf, endlich auch Gleichstellung zu leben, Gleichstellung zu akzeptieren. Behandeln Sie die Gemeindebediensteten, die KFA-Versicherten, die Landesbediensteten genau so wie alle anderen Versicherten in diesem Land. 190.000 Versicherte in 15 Einrichtungen haben sich das verdient, und daher bringen wir einen Antrag ein, der lautet: Der Wiener Gemeinderat fordert den zuständigen Minister für Gesundheit, Soziales, KonsumentInnenschutz und Pflege, Johannes Rauch, auf, neben den Trägern der Krankenversicherungen auch Krankenfürsorgeeinrichtungen zur Abwicklung eines Kostenzuschusses zur Prävention einer Infektion mit HIV-Virus, bekannt als PrEP, zu ermächtigen und die entsprechenden Gesetzesvorschläge dahin gehend anzupassen, dass der Bund auch für diese finanzielle Mittel zur Verfügung stellt. Ich bitte um Annahme unseres Antrages und Ablehnung des Antrages der GRÜNEN, herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ. - GRin Mag. Barbara Huemer: ... Das Ergebnis ...) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter hat auf das Schlusswort verzichtet. Wir kommen daher zur Abstimmung über die Postnummer 16. Wer der Post 16 zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig so angenommen. Es liegen drei Anträge vor. Antrag der GRÜNEN betreffend Gratis-PrEP für KFA-Wien-Versicherte. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich und den GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag der GRÜNEN betreffend Stopp von Verzögerungen bei der ÄrztInnenausbildung durch rasche Aufstockung der Basisausbildungsplätze im WIGEV, die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich, GRÜNEN, das ist nicht die erforderliche Mehrheit, damit ist der Antrag abgelehnt. Antrag von SPÖ und NEOS betreffend Gratis-PrEP für alle Krankenfürsorgeeinrichtungen im Sinne der Gleichbehandlung. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, NEOS, SPÖ. Damit ist dieser Antrag mehrheitlich angenommen. Wir kommen zur Post 18 der Tagesordnung. Sie betrifft die Erhöhung der Förderung an den Verein Skateboard Club Vienna. Es ist kein Redner mehr zu Wort gemeldet. Das heißt, wir kommen direkt zur Abstimmung über die Post 18. Wer der Post 18 zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist einstimmig so angenommen. Es liegt ein Antrag der ÖVP vor betreffend Sanierung des Wiener Sport-Club-Platzes, die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich und den GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Wir kommen zur Post 19 der Tagesordnung, sie betrifft den Abschluss eines PPP-Vertrages für die Bildungsanstalt für Elementarpädagogik - bafep21 in Wien 21., Schloßhofer Straße 33. Auch hier ist kein Redner zu Wort gemeldet. Wir kommen daher zur Abstimmung über die Post 19. Wer der zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei SPÖ, NEOS und den GRÜNEN, gegen ÖVP, FPÖ und GR Kieslich, somit ist die Postnummer mehrstimmig angenommen. Es liegt kein Antrag vor. Wir kommen zur Post 20, sie betrifft die Ermächtigung zum Abschluss eines unentgeltlichen Vertrages betreffend Teilflächen von Grundstücken in den KatGen Breitenlee sowie Eßling mit der ÖBB Infrastruktur Aktiengesellschaft. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Mag. Gremel, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Mag. Marcus Gremel, MBA: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Ich eröffne die Debatte, und zu Wort gemeldet hat sich GRin Mag. Sequenz. Bitte, Sie sind am Wort. GRin Mag. Heidemarie Sequenz (GRÜNE): Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bringe zu diesem Geschäftsstück einen Antrag ein, der sich auf das Stadtentwicklungskonzept Kaiserebersdorf bezieht. In diesem Antrag wird die zuständige Stadträtin ersucht, das Wohnraumpotenzial zu erheben, das bereits erschlossen und versiegelt ist, und dass das Resultat dieser Erhebung die Grundlage für weitere Flächenwidmungspläne ist. In diesem Antrag steht auch das Ersuchen an die Stadträtin, Maßnahmen zu setzen, um bezüglich Leerstand und Wohnungen, die zweckentfremdet sind, Maßnahmen zu planen, um eben das zu verhindern. Ich würde sagen, es ist ein grundvernünftiger Antrag. Ich habe gesehen, dass die FPÖ auch einen Antrag zu Kaiserebersdorf eingebracht hat. Ich bin sehr froh, dass Sie mittlerweile auch die Dramatik kennen, was diese massive Versiegelung in Österreich bedeutet, und die Konsequenzen. Ich brauche Ihnen nicht groß erzählen, was diese Konsequenzen sind. Für Wien bedeutet es vor allem eine massive Erwärmung. Wir haben heuer im Sommer am Naschmarkt 55 Grad gemessen am Betonboden. Aber die FPÖ unterscheidet zwischen guter Versiegelung und sie unterscheidet zwischen schlechter Versiegelung. Die schlechte Versiegelung ist für die FPÖ für sozialen Wohnbau, ich weiß das von der Donaustadt, Sie stimmen kaum mehr einer Widmung zu. Das ist die schlechte Versiegelung. Geht es um die Versiegelung von Millionen und Abermillionen Quadratmetern für Autobahnen, da sind wir dafür, da gibt es kein Halten. Ich glaube, da müssten wir noch ein bisschen nachschärfen in Ihrem Bestreben, weniger landwirtschaftliche Flächen zu versiegeln, vor allem, wo es in keinem europäischen Land mehr Straßenkilometer pro Einwohner gibt. Das ist ein absoluter österreichischer Rekord. Ein letzter Satz zu Simmering und Strebersdorf und diesem Stadtentwicklungskonzept: Bei der Bürgerversammlung, die stattgefunden hat, habe ich niemanden von der FPÖ gesehen. So wichtig können Ihnen die Bürgeranliegen nicht sein. Es waren die Bezirksräte der ÖVP dort, es waren sogar SPÖ-GemeinderätInnen da, die GRÜNEN waren dort, von der FPÖ habe ich dort leider niemanden gesehen. Ich ersuche um Zustimmung zu meinem Antrag. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Es ist niemand mehr zu Wort gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter hat auf das Schlusswort verzichtet. Wir kommen zur Abstimmung über die Post 20. Wer der zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist einstimmig so angenommen. Es liegen einige Anträge vor. Antrag der FPÖ betreffend ausreichende Sprachkenntnisse der Wohnungswerber im städtischen Wohnbau. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und GR Kieslich. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend verstärkte Errichtung von Gemeindewohnungen. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und GR Kieslich. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag von FPÖ und GR Kieslich betreffend Kaiserebersdorf darf nicht versiegelt werden. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und GR Kieslich. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag von FPÖ und GR Kieslich betreffend Grundstückspekulation in Wien Eßling. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag der GRÜNEN betreffend keine Überwälzung von Grundsteuer, Hausversicherungen und Verwaltungshonorar per Betriebskosten an die Wiener GemeindemieterInnen. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich und den GRÜNEN, nicht die erforderliche Mehrheit. Der Antrag ist abgelehnt. Jetzt der händisch eingebrachte Antrag betreffend Bodenversiegelung stoppen - Brownfields vor Greenfields verbauen. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich und den GRÜNEN, nicht die erforderliche Mehrheit. Damit ist der Antrag abgelehnt. Wir kommen zu Post 21 der Tagesordnung. Sie betrifft eine Förderung an ABZ*Austria Verein zur Förderung von Arbeit, Bildung und Zukunft von Frauen für die Jahre 2024 bis 2026. Ich bitte die Frau Berichterstatterin, Frau GRin Ludwig-Faymann, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Martina Ludwig-Faymann: Bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Ich eröffne die Debatte, und zu Wort gemeldet hat sich Frau GRin Spielmann. Sie sind am Wort. GRin Viktoria Spielmann, BA (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende, liebe Frau Berichterstatterin, liebe Frau Stadträtin, liebe Kolleginnen und Kollegen und liebe ZuseherInnen vor dem Livestream! Heute geht es bei dem folgenden Geschäftsstück um die Förderung von ABZ*Austria. Als ehemalige Mitarbeiterin der AMS-Frauenabteilung freut mich das ganz besonders, dass wir heute diese Förderung beschließen, weil ABZ*Austria eine unfassbar wichtige Institution der Frauenförderung im Bereich aktive Arbeitsmarktpolitik ist. Dafür auch einmal ein Dankeschön an die MitarbeiterInnen von ABZ*Austria, weil sie wirklich phantastische Arbeit machen. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ, ÖVP und NEOS.) ABZ*Austria ist das größte Frauenunternehmen in Österreich und unterstützt mit vielfältigem Angebot die Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt. Es ist wichtig, dass wir auf die ganzheitliche und individuelle Beratung von Frauen hinwirken, damit sie ihre eigene Existenz sichern können, und zwar über Erwerbsarbeit. Da gibt es viele Angebote von individueller Beratung bis hin zum Beispiel zu Stärkung der Eigeninitiative, Integration von Frauen ins Berufsleben, Schließung der Lohn- und Gehaltsschere, ein ganz wichtiges Ziel, die Verringerung der Gewalt gegen Frauen im familiären und beruflichen Umfeld und die Prävention bei Frauenarmut. Deswegen stimmen wir dem Akt heute auch zu und sind sehr froh, dass es ABZ*Austria gibt. Ich möchte jetzt aber auf unseren Antrag eingehen, den wir heute einbringen und die Aufmerksamkeit auf ein Thema legen, das hier bis jetzt sehr selten besprochen wurde, nämlich Frauen in der Politik. Wahrscheinlich kennen Sie noch den alten Slogan unserer ehemaligen Frauenministerin Johanna Dohnal. Sie hat vor vielen Jahren gesagt: "Jeder zweite Abgeordnete ist eine Frau." Mit dem Slogan hat sie vor allen Dingen darauf aufmerksam gemacht, dass Frauen in der Politik unterrepräsentiert sind. Andererseits hat sie damit auch klar gemacht, warum es diese Frauen in der Politik braucht - weil Frauen eben eine andere Lebensrealität haben und es wichtig ist, diese in den politischen Diskurs einfließen zu lassen, und vor allen Dingen auch mit anderen Frauen zusammen dafür zu kämpfen und natürlich mit den männlichen feministischen Verbündeten Maßnahmen zur Verbesserung durchzusetzen. Ich muss sagen, das gilt heute wie damals. Bei uns GRÜNEN ist zum Beispiel klar, dass wir eine 50-Prozent-Frauenquote haben und das schon seit Anbeginn. Darauf können wir sehr stolz sein. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vielleicht eine Frage an Sie, ob Sie wissen, wie hoch der Frauenanteil im Gemeinderat ist. Sagen Sie irgendeine Zahl (in Richtung Plenum). (GR Peter L. Eppinger: 30 Prozent.) 30? (GR Dr. Andreas Höferl: 47 bei uns.) 47 bei euch. Ich meine aber generell im Gemeinderat. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: 50!) 50? (Zwischenruf bei den NEOS.) Im Gemeinderat. (VBgm Christoph Wiederkehr, MA: 45!) 45? Ja. Es sind 45. Ich habe nämlich nachgezählt (VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Gewonnen!), weil ja neue KollegInnen eingezogen sind, es sind 45 Prozent. Im Parlament sind wir leider schlechter, im Nationalrat sind es 39,3 Prozent. Jetzt kann man natürlich sagen, Wien ist da eine Vorreiterin und wesentlich weiter als alle anderen Bundesländer. Das stimmt schon. Aber, wenn man sich eben die weibliche Bevölkerung anschaut und den Frauenanteil in Wien, dann sind das 51 Prozent. Das heißt, es entspricht leider trotzdem noch nicht dem Bevölkerungsanteil. Natürlich kann man sagen, Wien ist weiter. Aber ich denke mir ganz oft, können wir bitte einfach weitergehen und uns nicht immer auf dem schon Erreichten ausruhen, sondern weiterdenken und schauen: Was können wir denn in Wien vielleicht noch tun, um das zu verbessern? Gerade auf kommunaler Ebene, auf der Bezirksebene zum Beispiel, ist wirklich noch sehr viel Luft nach oben, vor allen Dingen aber auch bei Frauen in Führungspositionen in der Politik. Ich glaube, vor Weihnachten gab es diese Studie, die überall zitiert wurde in den Medien. Ich möchte die Ergebnisse der L&R-Studie kurz skizzieren mit drei wichtigen Punkten: Es gibt ganz viel Interesse junger Frauen an der Politik, das heißt, sie sind nicht politikverdrossen, sie reden über Politik, aber sie fühlen sich ganz oft nicht angesprochen und sie empfinden die Politik als abstrakt und abgehoben. Der zweite Punkt ist, dass das Wissen fehlt und auch der Zugang zu den politischen Organisationen. Da müssen Angebote geschaffen werden, um dieser Zielgruppe die Möglichkeit zu geben zu partizipieren. Der relevanteste Aspekt, der angesprochen wurde, ist aber, dass das Vorhandensein von weiblichen Vorbildern ganz wichtig ist, und dass das nach wie vor ein Problem ist, dass die weiblichen Vorbilder teilweise fehlen. Es gibt zum Beispiel mehr Josefs als Bürgermeister als weibliche Bürgermeisterinnen, und ich denke mir, es ist 2024, wir alle müssen dazu beitragen, dass sich das endlich ändert, liebe Kolleginnen und Kollegen. (Beifall bei den GRÜNEN und von GR Peter L. Eppinger.) Vielleicht noch kurz, um auf die strukturellen Hürden einzugehen, die es laut diesem Bericht gibt: Frauen arbeiten sehr oft in Teilzeit und haben ein hohes Ausmaß an Sorgearbeit. Das führt dazu, dass sie wesentlich weniger partizipieren können und auch weniger Netzwerke aufbauen können. Es gab eine Befragung beim Gemeindebund 2019, wo herausgekommen ist, dass die Ausübung eines politischen Amts mit einem so hohen zeitlichen Aufwand einhergeht, dass das eine zentrale Hürde für Personen mit Betreuungspflichten ist, die vor allem Frauen die Ausübung eines politischen Amts erschwert. Dann sind es die traditionellen gesellschaftlichen Erwartungen an die Geschlechter - ich würde das ja Sexismus nennen, aber okay -, viertens die sozioökonomische Benachteiligung und vor allen Dingen auch das fehlende kulturelle Kapital von Frauen. Ich persönlich würde aus meiner Erfahrung heraus noch drei wichtige Punkte hinzufügen, die im Bericht nicht dezidiert angeführt wurden. Zum einen der Frauenhass beziehungsweise der Hass im Netz, der nicht nur im Netz ist, sondern auch offline, sexuelle Belästigung zum Beispiel und generell der Sexismus. Wer kennt das nicht? Ich glaube, ich spreche hier für sehr viele Kolleginnen, wenn man sagt, man hat ganz oft das Gefühl, man muss immer so ein bisschen mehr leisten als die männlichen Kollegen. Die Studie empfiehlt auf jeden Fall, Räume zu schaffen für Frauen. Diese Räume sollen mit Settings präsentiert sein mit flachen Hierarchien. Es braucht mehr politische Bildung an den Schulen - das ist auch eine Forderung, der sich hier, glaube ich, sehr viele anschließen können. Es muss reale Gestaltungsmöglichkeiten geben. Es braucht einen Abbau von stereotypen Darstellungen von Politikerinnen in den Medien - ich sage nur, es muss endlich vorbei sein, dass zum Beispiel immer wieder das Aussehen kommentiert wird oder dass gesagt wird, was hat die schon wieder an. Ich denke mir, wie gesagt, es ist 2024 und wir brauchen ganz dringend viel mehr mediale Präsenz von Politikerinnen, denn die ist immer noch zu gering, und das muss sich ganz dringend ändern. (Beifall bei den GRÜNEN.) Deswegen bringen wir heute auch einen Vorschlag ein - das Mentoringprogramm. Das Mentoringprogramm oder Frauenförderprogramm ist für mich und laut den ExpertInnen der Schlüssel für die Erhöhung der Beteiligung von Frauen. Warum? Weil es eben die Frauen stärkt, ein Angebot von Frauen für Frauen ist und zum Beispiel gut ein Netzwerk aufgebaut werden kann und auch die Stereotypen abgebaut werden können, weil man miteinander ins Reden kommt und sagt, hey, wie ist es dir eigentlich da gegangen, und vielleicht die gleiche Situation vorfindet als die Kolleginnen vorher. Zweitens, um einen Umgang mit diesem Frauenhass in der Öffentlichkeit zu erarbeiten und sich da gegenseitig zu unterstützen, und drittens zur Erhöhung des Frauenanteils, was gerade in der Kommunalpolitik wichtig ist. In diesem Sinne: Seien wir Vorbilder, schaffen wir Strukturen, die Frauen ermächtigen, verändern wir politische System. Danke. (Beifall bei den GRÜNEN und von GR Peter L. Eppinger.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Keri. Sie sind am Wort! GRin Sabine Keri (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Wie wir schon gehört haben, sprechen wir jetzt für die Förderung vom Verein ABZ*Austria. Dieser Verein hat es sich die Förderung von Arbeit, Bildung und Zukunft für Frauen zur Arbeit gemacht. Die Kompetenzfelder dieses Vereins sind zum Beispiel die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Privatleben, aber auch Arbeit, Jugend und Alter, lebensbegleitendes Lernen und noch einige mehr. Diese Kompetenzfelder sollen Frauen helfen, den Zugang zur passenden Erwerbsarbeit zu finden. Das ist besonders wichtig, denn dass jede Frau ein eigenes Gehalt hat, eigenes Geld verdient, hilft natürlich der Selbstbestimmung, der Unabhängigkeit und schützt auch auf jeden Fall vor Armut. (Beifall bei der ÖVP.) Frauen sind von Armut besonders gefährdet. Allein eine halbe Million Frauen stehen zur Zeit an der Armutsschwelle, besonders die Altersarmut hängt oft wie ein Damoklesschwert über den Frauen. Es wird schon viel getan, aber wir müssen in Wirklichkeit gemeinsam noch viel mehr Anstrengungen leisten und jedes erdenkliche Instrument bereitstellen, damit eben Altersarmut bekämpft werden kann. So ein mögliches Instrument ist das automatische Beziehungs-Splitting. Da bringen wir heute auch einen Antrag ein, dass der Gemeinderat die Bundesregierung bittet, dieses automatische Pensions-Splitting zu entwickeln und zu integrieren. Dieses automatische Pensionssplitting ist deshalb so wichtig, weil es zum einen die Möglichkeit schafft, nach der Geburt die Pensionsversicherungsbeiträge in der Partnerschaft aufzuteilen. Das ist eine zentrale Maßnahme, um die Verantwortung bei gemeinsamen Kindern bei Paaren fair zu verteilen, dass die Zeiten der Kinderbetreuung nicht auf Kosten der finanziellen Absicherung im Alter gehen, und es ist eine Maßnahme, um auch die Gehaltseinbußen durch Teilzeitarbeit besser auszugleichen. Das heißt, wenn man die Care-Arbeit macht und sich bewusst für Teilzeitarbeit entscheidet, dass das partnerschaftlich aufgeteilt wird. Warum automatisch? Es gibt schon seit Langem das Pensions-Splitting, das man einmelden kann. Wir sehen, dass es einen Anstieg gibt, weil es auch bekannter ist, aber es geht einfach darum, dass es wirklich automatisch ist, natürlich mit einer Opt-out-Möglichkeit, sodass man wieder aussteigen kann. Dazu, wie gesagt, bringen wir einen Antrag ein. Ein weiteres Anliegen des ABZ-Vereins ist es, dass man Frauen beim Aufstieg in Führungspositionen hilft. Das bringt mich zu unserem weiteren Antrag. Wesentlich für eine Gleichstellung von Frau und Mann ist Chancengerechtigkeit auf allen Ebenen, somit auch die Besetzung von den Aufsichtsgremien bis hin zu Führungspositionen zum Beispiel in den Magistraten. Wir haben im Beteiligungsbericht der Stadt Wien gesehen, dass der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der gemeindeeigenen Unternehmen in den letzten Jahren konstant ist. Das heißt, im Jahr 2022 waren es 42 Prozent in den Aufsichtsgremien, im Bund ist es so, dass mittlerweile die 50-Prozent- Quote erreicht ist. Einen Abwärtstrend erkennen wir bei den Dienststellenleiterinnen der Stadt Wien. 2016 waren sie noch bei 42 Prozent, 2022 sind nur noch 30 Prozent aller Dienststellenleiter Dienststellenleiterinnen. Was ein wichtiges Signal wäre, ist, dass man auch als Stadt Wien die Anstrengung unternimmt, dass man die 50-Prozent- Quote erreicht. Auch diesbezüglich bringen wir einen Antrag ein, denn 51,2 Prozent der Wiener Bevölkerung sind weiblich, und ich glaube, dass wir da auch ein großes Vorbild sein müssen, damit wirklich jede Frau und jedes Mädchen in Zukunft die Möglichkeit hat, ein selbstbestimmtes und autarkes Leben zu führen. Danke. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. - Bevor ich der Frau Berichterstatterin das Schlusswort gebe, möchte ich kurz zu Protokoll geben, dass Frau Kollegin Arapovic ab sofort entschuldigt ist. - Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort, bitte! Berichterstatterin GRin Martina Ludwig-Faymann: Ich freue mich, dass es so breite Zustimmung gibt zur vorliegenden Post, zu ABZ*Austria, das seit Jahrzehnten, kann man jetzt schon fast sagen, vorbildlich in diesem Bereich für Frauen tätig ist. Ansonsten habe ich aus unterschiedlichen Vorschlägen vernommen, dass es sehr viel Engagement gibt. Ich werde jetzt nicht zu allem sagen, wie ich das sehe. Aber ich glaube, man sollte sich zu den einzelnen Projekten noch austauschen, sowohl, was die Förderung von Frauen angeht beziehungsweise was man tun kann, um noch mehr Frauen zu motivieren, in politische Ämter zu gehen, als auch zu alldem, was Kollegin Keri angesprochen hat. Wir haben da tatsächlich doch noch einiges vor uns. Das heißt jetzt nicht, dass, wenn man dem ein oder anderen nicht gleich zustimmt, meint, dass es inhaltlich ganz falsch liegt. Ich glaube, es muss ein Diskussionsprozess beginnen, um zu schauen, wie wir das sinnvoll auf Wiener Ebenen vorantreiben können, was vielleicht anderswo schon gut funktioniert. Danke. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Wir kommen zur Abstimmung über die Post 21. Wer der Post 21 zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig so angenommen. Es liegen Anträge der Fraktionen vor. Antrag der GRÜNEN betreffend Frauen.Macht.Politik - Förderprogramm zur Erhöhung des Frauenanteils in der Politik. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP und GRÜNEN, nicht die erforderliche Mehrheit. Der Antrag ist abgelehnt. Antrag der ÖVP betreffend Pensions-Splitting als Instrument vor Schutz zur Altersarmut. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und GR Kieslich. Nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag der ÖVP betreffend Frauenanteil in Führungspositionen und Aufsichtsgremien. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist einstimmig so angenommen. Wir kommen zur Post 22 der Tagesordnung. Sie betrifft eine Förderung an den Verein Frauensolidarität - feministisch-entwicklungspolitische Informations- und Bildungsarbeit. Ich darf die Frau Berichterstatterin GRin Ludwig- Faymann bitten, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Martina Ludwig-Faymann: Bitte auch hier um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Ich eröffne die Debatte, und zu Wort gemeldet hat sich Frau GRin Mag. Nittmann. Bitte, Sie sind am Wort. GRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende, sehr geehrte Frau Berichterstatterin, werte Kollegen! Der Akt ist Frauensolidarität - feministisch-entwicklungspolitische Informations- und Bildungsarbeit. Ich glaube, was den ersten Teil dieses Aktes anbelangt - Frauensolidarität -, gibt es einen breiten Konsens, das klingt sehr gut, und da stehen wir auch alle dahinter. Aber was ist in diesem Akt drinnen? Ich möchte das noch ganz kurz skizzieren, weil wahrscheinlich nicht jeder weiß, worum es geht. Es geht um eine Förderung von 23.500 für das Jahr 2024. Der Verein Frauensolidarität legt sein Augenmerk hauptsächlich auf die redaktionelle Arbeit und unterstützt unter anderem auch den Radiosender Orange. Das Themen-Setting erstreckt sich über den Umgang mit Rassismen und Diskriminierung in der medialen Berichterstattung bis unter anderem auch zu Workshops feministischer Medienarbeit mit Kooperationspartnern. Was ganz spannend ist, ist, wer sind die Zielgruppen? Da habe ich schon kurz geschluckt und geschaut. Zielgruppen des Vereins sind Frauen - Sternderl. Jetzt frage ich mich: Gibt es Frauen in männlicher, in weiblicher Form oder in welcher geschlechtlichen Form gibt es Frauen, warum steht hinter Frauen ein Sternderl? Dasselbe bei Mädchen. Ich glaube, dass man mit so einer Formulierung weder Frauen noch Mädchen irgendetwas Gutes tut. Frauen sind Frauen und die sind weiblich und Mädchen sind Mädchen und die sind weiblich. Wenn Sie dann bei den weiteren Berufsbezeichnungen Journalisten Sternderl innen schreiben wollen, bitte, soll so sein, aber irgendwo müssen Sie doch am Boden der Realität bleiben! (Beifall bei der FPÖ.) Diese Beschreibung der Zielgruppen finde ich mehr als absurd, entweder hat man nicht nachgedacht, aber wie auch immer ... So. Wie wird das Ganze finanziert? Was interessant ist: Im Jahr 2024 braucht der Verein fast um 30.000 EUR weniger als 2022, nämlich nur 240.000 EUR statt 2022 275.000 EUR. Den wesentlichen Beitrag trägt der Bund. Ein ganz kleiner Beitrag wird durch Mitgliedsbeiträge hereingebracht. Die Personalkosten dieses Vereins betragen weit mehr als 50 Prozent. Was wird mit diesen weniger als 50 Prozent gemacht? Wir haben, wie gesagt, redaktionelle Teile, und dann gibt es Diskussionsformate mit ExpertInnen aus dem globalen Süden speziell für österreichische und speziell für Wiener Teilnehmer im Zusammenhang mit Gleichstellung der Frauen und Steuergerechtigkeit. Ich bin schon Ihrer Meinung, dass es Themen gibt zur Gleichstellung der Frau, ich glaube, da sind wir uns einig in dem Haus, dass das nicht so weit ist, wie es sein soll. Auch zu den Steuerthemen gibt es durchaus offene Fragen, Kollegin Keri hat es ja angesprochen mit dem Pensions-Splitting - alles ganz kompliziert und schwierig. Aber bitte, wieso nehmen wir ExpertInnen aus dem globalen Süden, nämlich aus Brasilien, Uganda und Bangladesch, die uns in Wien zum Thema Gleichstellung und Steuergerechtigkeit etwas erklären sollen? Da wäre es eher umgekehrt, dass wir ihnen etwas erklären, dass wir sie vielleicht unterstützen. Aber ich glaube, viel wichtiger wäre es, den Leuten, die da sind, zum Thema Steuergerechtigkeit etwas zu erklären und zum Thema Gleichstellung der Frau. Insbesondere gibt es da eine Unzahl von Männern, denen man einmal erklären muss, was heißt denn die Gleichstellung von Mann und Frau? Insbesondere den Männern, die seit 2015 in großen Scharen bei uns einfallen, die ein archaisches Frauenbild haben. Wenn Sie einen Verein mit Frauensolidarität stützen und heute unseren Antrag für Maßnahmen gegen die Zwangsheirat nicht unterstützen, dann ist das eine echte Heuchelei. Wo ist da Ihre Frauensolidarität? (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Wie gesagt, es gibt genug zu tun, und wenn Sie von Frauensolidarität reden und das Vorstandsmitglied die gescheiterte GRÜN-Politikerin Ulrike Lunacek ist - jetzt können Sie sich vorstellen, warum wir dem Verein nicht zustimmen ... (GRin Viktoria Spielmann, BA: Genau um das geht es. Es geht genau darum!) - Nein es geht nicht nur um das. (Anhaltende Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Aber da wissen wir ja, was drin ist, Frau Kollegin, genau da wissen wir, was drin ist, und genau das wollen wir nicht. Richtig! (Beifall bei FPÖ und GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet, die Debatte ... (Unruhe im Saal.) Leute (in Richtung der GRÜNEN), wer hat sich gemeldet? Wenn keine Einigkeit im Grünen Klub ist, dann ist niemand mehr zu Wort gemeldet. So. Gut. Zu Wort hat sich Frau GRin Huem Otero Garcia gemeldet. Bitte, Sie sind am Wort. GRin Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia (GRÜNE): Jetzt melde ich mich auch zu Wort in einer anderen Rolle, und zwar als ehemalige Mitarbeiterin einer entwicklungspolitischen NGO. Ich muss sagen (in Richtung GRin Mag. Ulrike Nittmann), es ist teilweise peinlich, wie wenig Ahnung Sie von Entwicklungszusammenarbeit haben und vor allem, was für einen eingeschränkten Blick Sie da an den Tag legen, was man voneinander lernen kann oder eben nicht lernen kann. Gerade aus Brasilien kann man viel lernen über partizipative Budgets, gerade aus lateinamerikanischen Ländern kann man viel lernen darüber, was eine starke Frauenbewegung schaffen kann, nämlich die Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in Argentinien, in Kolumbien und sehr, sehr vieles. Sich hier herzustellen und zu sagen, wir sind die Speerspitze des Feminismus, was Sie sowieso nicht sind (GR Maximilian Krauss, MA: Gott sei Dank!), aber wir in Wien oder in Europa können alles besser und können der ganzen Welt alles erklären, ist einfach nur peinlich. (GRin Mag. Ulrike Nittmann: Das habe ich nicht gesagt! Zuhören!) Sie sollten sich einmal auseinandersetzen mit den Vereinen, die Sie hier völlig planlos kritisieren. Das ist ein Verein, der seit über 30 Jahren frauenpolitische Arbeit unterstützt (GR Maximilian Krauss, MA: Frauen oder Frauen Sternderl?) im globalen Süden, der wirklich gute Arbeit leistet. Was Sie gesagt haben, ist einfach nur noch peinlich, wirklich. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen zur Abstimmung über die Post 22. Wer der zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit Stimmen von ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen FPÖ und GR Kieslich mehrstimmig angenommen. Es liegen keine Beschlussanträge vor. Wir kommen zur Postnummer 24. Sie betrifft den Abschluss eines Schenkungsvertrages betreffend die Liegenschaft EZ 3846 der KatG Favoriten mit der ÖBB Infrastruktur Aktiengesellschaft, vertreten durch die ÖBB Immobilienmanagement Gesellschaft mbH. Es ist kein Redner zu Wort gemeldet. Das heißt, wir kommen direkt zur Abstimmung. Wer der Postnummer 24 zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist einstimmig angenommen. Es liegt hier ein Antrag der FPÖ vor betreffend Wienerfeld West Siedlung. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, Kieslich, nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Wir kommen zur Postnummer 2 der Tagesordnung. Sie betrifft ein Förderangebot an den Verein Männerberatung. Auch hier ist kein Redner zu Wort gemeldet. Wir kommen also direkt zur Abstimmung über die Postnummer 2. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist einstimmig so angenommen. Es liegt hier ein Antrag der FPÖ vor betreffend Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen im Strafvollzugsbereich. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist Zustimmung bei der FPÖ und bei GR Kieslich. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, damit ist der Antrag abgelehnt. Wir kommen zur Postnummer 4 der Tagesordnung. Sie betrifft eine Sachkreditgenehmigung für eine Nachdotation an die Wirtschaftsagentur Wien. Ein Fonds der Stadt Wien. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Weninger, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Katharina Weninger, BA: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Ich eröffne die Debatte, und zu Wort gemeldet hat sich Frau GRin Mag. Nittmann. Sie sind am Wort. GRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Noch einmal, werte Kollegen! Es wird eine kurze Anmerkung bei mir sei, ich möchte kurz darstellen, worum es geht. 2013 wurde diese Aspern Smart City Research GmbH gegründet. Beteiligt daran ist mit 4,66 Prozent die Wirtschaftsagentur. Warum ist sie daran beteiligt? Ziel ist es, vor allem die wirtschaftspolitischen Prioritäten der Stadt Wien sicherzustellen. Mit 4,66 Prozent. Für das Jahr 2024 bis 2028 sollen Forschungs- und Entwicklungsthemen wie zum Beispiel optimierte dezentrale erneuerbare Energie-, Wärme-, Kälteversorgungssysteme, raus aus dem Gas, die optimierte Nutzung der Energie im Gebäude sowie die digitale Rekonstruierung des Gebäudes bearbeitet werden. 4,6 Prozent sollen die Einflusssphäre der Stadt Wien sichern. Jetzt schauen wir uns an, wer ist denn überhaupt Eigentümer dieser GmbH? Das sind die Siemens AG Österreich mit 49,10 Prozent, die Wiener Netze GmbH, die Wiener Stadtwerke GmbH und die Wien 3420 Holding GmbH, das sind alles 100-prozentige Töchter der Stadt Wien mit 46,24 Prozent. Jetzt frage ich mich, warum muss die Wirtschaftsagentur noch einmal mit 4,66 Prozent beteiligt sein. Das Ganze kostet 1,6 Millionen EUR. Wir sind der Ansicht, die Stadt Wien ist da mehr als dick und fett in dieser GmbH drinnen, diese 1,6 Millionen EUR könnte man wesentlich besser verwenden, nämlich zum Beispiel endlich wieder den von uns seit Langem geforderten Heizkostenzuschuss einzuführen. Da würden Sie den Leuten wirklich etwas Gutes tun, Sie, die da verantwortlich sind, dass die Gebühren in die Höhe schnellen, die Leute kein Geld zum Heizen haben, da wäre es sinnvoll, wenn Sie ihnen soweit unter die Arme greifen, dass Sie den Heizkostenzuschuss wieder einführen. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner ist GR Prof. Kaske zu Wort gemeldet. Sie sind am Wort. GR Prof. Rudolf Kaske (SPÖ): Sehr geschätzte Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Meine geschätzten Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderates! Und meine Damen und Herren, die via Livestream dabei sind! Liebe Kollegin Nittmann, ich werde wohl ein bisschen Licht in Ihr Dunkel bringen mit meinem Beitrag, davon gehe ich aus. Zum Ersten, die im Jahr 2013 gegründete Forschungsgesellschaft Aspern Smart City Research GmbH & Co KG, kurz ASCR genannt, hat den Zweck, nachhaltige, intelligente Technologien und deren Implementierung zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Reduktion der CO2-Immissionen zu erforschen, zu entwickeln und allenfalls auch zu vermarkten. Im Jahr 2019 wurde die ASCR mit ihren Forschungstätigkeiten für weitere 5 Jahre, also bis 2023 fortgesetzt und für diesen Zeitraum mit Budgetmitteln in der Höhe von rund 45 Millionen EUR ausgestattet. Der Anteil für die Wirtschaftsagentur Wien Beteiligungen GmbH blieb mit 4,66 Prozent und der Dotation im Wege der Stadt Wien gleich. Auf Grund des über den Erwartungen liegenden Erfolges der Forschungstätigkeit, der Vielzahl der gewonnenen Erkenntnisse und des immer weiter an Bedeutung gewinnenden Themas Smart City soll die ASCR in eine dritte Phase gehen. In der kommenden Phase werden Forschungs- und Entwicklungsthemen, wie zum Beispiel optimierte dezentrale erneuerbare Wärme- und Kälteversorgungssysteme - Stichwort, heraus aus Gas -, die optimierte Nutzung der Energien im Gebäude, Energieeffizienzmaßnahmen sowie Digital Building Twins - digitale Rekonstruierung des Gebäudes - bearbeitet. Weiters sind Themen wie intelligente Elektromobilitätslösungen oder Smart City Services mit "Internet of Things" Inhalt des agilen F- und E-Programms. Die Wirtschaftsagentur Wien wird auch in der dritten Phase mit an Bord sein, unverändert natürlich mit 4,66 Prozent. Und, liebe Kollegin Nittmann, folgende Zielsetzungen sind damit verbunden: Der Innovations- und Wirtschaftsstandort Wien soll durch die international ausgezeichnete und sichtbare Forschungsgemeinschaft weiter aufgeladen werden. So hat sich gezeigt, dass auf internationaler Ebene das Engagement so großer Player wie der Siemens AG oder der Wiener Stadtwerke im Bereich urbaner Technologien positiv wahrgenommen und beurteilt werden. Die Existenz der ASCR bedeutet für den Wirtschaftsstandort Seestadt Aspern eine enorme Wertigkeit, da es sich bei diesem Projekt um eines der größten Energieforschungs-Labs Europas handelt. Der Inhalt des Projekts und seine Träger stehen somit im hohen Maße für die innovative Kompetenz der Seestadt Aspern, sie zu stärken, ist eine Kernaufgabe der Wirtschaftsagentur Wien. Für die Technologiezentren der Wirtschaftsagentur Wien wird ein avanciertes System der Bauwerksdatenmodellierung aufgesetzt, wodurch die Wirtschaftsagentur Wien zu einem Vorreiter in diesem Bereich in Österreich wird. Dieses Modell steht der Wirtschaftsagentur Wien auf Dauer, also auch über den Bestand der ASCR hinaus, zur Verfügung und bedeutet Kostensenkungen und Qualitätserhöhungen bei Betriebsführung, Wartung, Mieterumbauten und Erhaltung der Gebäude. Die Erfahrungen mit diesen Gebäuden sollen es der Wirtschaftsagentur Wien künftig erlauben, Planungen und Ausschreibungen - ich sage gleich dazu - für alle Gewerke auf Basis dieser Bauwerksdatenmodellierung abzuwickeln. Letztendlich ermöglicht die Kooperation mit der ASCR es der Wirtschaftsagentur Wien, ihre daraus gewonnenen Erkenntnisse in ihre relevanten Zielgruppen - Bauwirtschaft, Projektentwickler - zu bringen und damit natürlich deren Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Das Gesamtbudget der ASCR ist für die kommende 5-jährige Forschungsphase, also für die Jahre 2024 bis inklusive 2028 mit einer Höhe von 36 Millionen vorgesehen. Der auf die Wirtschaftsagentur Wien Beteiligungen GmbH entfallende Finanzierungsanteil von 4,66 Prozent von den 36 Millionen für den Forschungszeitraum 2024 bis 2028 beträgt somit 1,677.600 EUR. Die Mittel zur Bereitstellung des Finanzierungsanteiles der Wirtschaftsagentur Wien Beteiligungen GmbH sollen im Wege eine Nachdotation der Wirtschaftsagentur Wien zur Verfügung gestellt werden. - In diesem Sinne ersuche ich natürlich um Zustimmung und sage herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ und von GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen daher zur Abstimmung über die Post 4. Wer der zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit Stimmen der ÖVP, SPÖ, NEOS und der GRÜNEN gegen FPÖ und GR Kieslich mehrstimmig angenommen. Es liegen hier zwei Anträge vor. Antrag der FPÖ betreffend Pleitenbilanz bei "Stolz auf Wien", sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei FPÖ und Kieslich, das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend Maßnahmenpaket zur Ankurbelung der Wirtschaft und Industrie, auch hier wird die sofortige Abstimmung verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei FPÖ und Kieslich, das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Wir kommen zu Postnummer 5 der Tagesordnung. Sie betrifft ein Förderangebot an den Verein KDZ - Zentrum für Verwaltungsforschung. Es ist kein Redner gemeldet. Wir kommen daher direkt zur Abstimmung. Wer der Postnummer 5 zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist einstimmig. Es liegt ein Antrag vor. Antrag der FPÖ betreffend keine Vermarktung von Spitzenpolitikern auf Steuerzahlerkosten, sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei der FPÖ und GR Kieslich, nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Wir kommen zu Postnummer 25. Sie betrifft das Plandokument Nr. 8349 im 12. Bezirk, KatG Meidling. Ich bitte die Frau Berichterstatterin GRin Däger-Gregori, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Luise Däger-Gregori, MSc: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Ich eröffne die Debatte, und zu Wort gemeldet hat sich GRin Mag. Sequenz. Sie sind am Wort. GRin Mag. Heidemarie Sequenz (GRÜNE): Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Zusehende im Livestream! Wir stimmen hier über ein Plandokument in Meidling ab, das ist eine Gegend, die gründerzeitlich geprägt ist. Und diese Widmung ist wirklich gut gelungen, muss ich sagen. Ich möchte hier drei Punkte herausnehmen, warum ich das so empfinde. Es wurde eine Schutzzone über große Teile dieses Plangebiets gelegt, es wird nichts versiegelt. Der zusätzliche Wohnraum entsteht durch Aufzonung, es werden zwei Parkplätze auf Grünland umgewidmet, und wir hoffen natürlich sehr, dass das mit einer Entsiegelung herangeht. Also eine wirklich gelungene Widmung, der wir auch mit voller Überzeugung zustimmen. Ich werde zu diesem Geschäftsstück einen Antrag einbringen, den ich bereits zwei Mal eingebracht habe, nämlich: Wien braucht ein Grundverkehrsgesetz. Das ist nicht weniger dringlich geworden, eigentlich wird es mit jedem Monat dringlicher, muss ich sagen. Wien ist das einzige Bundesland, das dieses Gesetz nicht hat. Hier kann ich eine landwirtschaftliche Fläche ohne irgendwelche Auflagen verkaufen, und das wollen wir stoppen. Wir wollen, dass landwirtschaftliche Flächen nach einem Verkauf landwirtschaftliche Flächen bleiben und dass wirklich nur in Ausnahmefällen davon abgesehen wird. Und ich möchte jetzt einmal unterstreichen, dass das in allen Bundesländern ist, ganz egal, welche Partei dort in der Regierung ist. Wurscht, ob das die SPÖ ist, die ÖVP, ob die FPÖ mitregiert, überall hat man so ein Gesetz. Und ich habe hier von niemandem noch ein Argument gehört, warum das in Wien nicht geht. Das würde mich wirklich einmal interessieren. Ich möchte Ihnen hier kurz erklären, warum ich glaube, dass das in Wien unbedingt notwendig ist. Wenn Sie sich die Grundstücksverkäufe in den Außenbezirken anschauen, dann werden Sie sehen, da werden mittlerweile wahnwitzige Preise für den Verkauf von landwirtschaftlichen Flächen bezahlt. Wird Grund und Boden teurer, wird auch Wohnen teurer. Das ist eine ganz einfache Gleichung. Und mit so einem Gesetz könnte ich das ganz, ganz leicht abstellen. Wenn Sie sich anschauen, wer diese Grundstücke kauft, das sind nur mehr Gesellschaften. Das sind wirklich nur mehr Gesellschaften, die darauf warten, die haben genug Kohle, um auch darauf zu warten, dass das irgendwann einmal umgewidmet wird. Ich werde es jedes Mal wieder erwähnen, in Breitenlee wurden 45 Millionen für einen Acker bezahlt. Simmering, dieselbe Tendenz mittlerweile. Und das sind Gegenden, die nicht einmal als Stadtentwicklungsgebiet ausgewiesen sind. Diese Zockerei muss ein Ende haben, und da würde ein derartiges Grundverkehrsgesetz sehr hilfreich sein. Und alle, die glauben, das brauchen wir nicht, sollen sich einmal überlegen, wie sie da jetzt abstimmen. Die sagen, mir ist es wurscht, ob die Preisspirale beim Wohnen hochgeht, mir ist es egal, ob landwirtschaftliche Fläche verloren geht, mir ist egal, ob weiter versiegelt wird. Genau das würde es bedeuten, wenn ich diesen Antrag ablehne. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass das irgendeine Person hier wirklich will. Deswegen hoffe ich auf breite Zustimmung. Sie können dann raufkommen und mir erklären, warum Sie diesen Antrag für einen des Teufels halten, ich bin sehr gespannt. - Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN und von GR Christian Hursky.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner ist GR Neumayer zu Wort gemeldet. Sie sind am Wort. GR Jörg Neumayer, MA (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Ich glaube, man muss einmal grundsätzlich festhalten, dass wir gerade in Wien sehr starke Widmungskategorien haben, die auch einen großen Schutz bieten. Wir haben jetzt unsere Widmungskategorien in Wien für den Erhalt der landwirtschaftlichen Flächen eigentlich sehr gut aufgestellt und diese sind aus unserer Sicht auch ausreichend. Natürlich stimmt es, dass es immer wieder Bauträger gibt, die auf bloßen Verdacht hier Grundstücke erwerben. Das ist ärgerlich, aber mir ist nicht ganz logisch, was hier Ihr Antrag verändern sollte oder könnte. Ich darf auch darauf hinweisen, dass wir beispielsweise in Wien die Flächenwidmung für sozialen Wohnbau haben, etwas, worüber ich mich freue, dass wir das vor vielen Jahren gemeinsam auf Schiene gebracht haben. Das heißt, ich glaube, in der Wohnbaupolitik sind wir in vielen Bereichen gar nicht so unterschiedlich. Um jetzt aber auf das hier Wesentliche zurückzukommen: Wir reden hier schon darüber, dass Sie mit den Bundesländern vergleichen, wir in den Bundesländern aber zwei Körperschaften haben und in Wien, wie Sie wissen, im Gemeinderat beschlossen wird und hier es auch einer Mehrheit bedarf, wo Sie auch Teil dieses Gemeinderates sind. Sie wissen auch, dass wir erst kürzlich im Gemeinderat den Agrar-STEP beschlossen haben, wo wir eigentlich wiederum eine Verschärfung in dieser Frage herbeigeführt haben. Der ist noch strikter als der STEP an sich und liegt einmal über dem STEP drüber. Er definiert im Grunde auch jene Gebiete, auf den der STEP nicht zugreifen kann. Das heißt, auch hier haben wir eine Verstärkung im Schutz herbeigeführt. Und Sie wissen, dass es hier verschiedene Schutzstufen gibt, und das Vorranggebiet 1, wo nichts angegriffen werden kann, ist mit 18 ha mehr beschlossen worden als davor, also weitere 18 ha, die hier geschützt werden. Wie gesagt, die Entscheidung liegt hier im Gemeinderat, die Entscheidung liegt in einer Mehrheit und dementsprechend in einer demokratischen Herangehensweise, und ich glaube, die ist in unserer Stadt sehr gut abgesichert. Noch kurz zu Meidling, vor allem, weil ich auch Meidlinger Abgeordneter bin. Ich freue mich, dass wir hier eine wirklich gute Flächenwidmung zustande bekommen haben und auch im Bezirk eine große Zustimmung fast aller Fraktionen zustande bekommen haben. Dementsprechend kann ich auch hier um die Zustimmung bitten. - Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ und von GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 25. Wer der zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Das ist einstimmig. Es liegt ein Antrag der GRÜNEN vor betreffend zeitgemäßes Grundverkehrsgesetz für Wien, sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, Kieslich und den GRÜNEN, das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Ich schlage vor, die Berichterstattung und Verhandlung über die Geschäftsstücke 26 und 27 der Tagesordnung, sie betreffen den Abschluss eines städtebaulichen Vertrages zur Umsetzung des Projektes "Baumstadt Floridsdorf" in Wien 21., Werndlgasse und das Plandokument Nr. 8358 im 21. Bezirk, KatGen Donaufeld und Großjedlersdorf II zusammenzuziehen, die Abstimmung jedoch getrennt durchzuführen. Wird ein Einwand erhoben? - Das ist nicht der Fall. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Däger-Gregori, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Luise Däger-Gregori, MSc: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Ich eröffne die Debatte, und zu Wort gemeldet hat sich Frau GRin Pipal-Leixner. Sie sind am Wort. GRin Mag. Angelika Pipal-Leixner, MBA (NEOS): Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuhörerinnen und Zuhörer! Ich darf unsere Stadtplanungssprecherin Selma Arapovic vertreten, um über das Projekt in der Werndlgasse im 21. Bezirk zu sprechen, Arbeitstitel "Baumstadt Floridsdorf". Wir verhandeln heute den städtebaulichen Vertrag und den Flächenwidmungsplan dazu. Wir halten das für ein sehr positives Projekt, denn es geht hier darum, eine Siedlung, die schon 1870 für die Bediensteten der Nordbahn, des Baus der Nordbahn errichtet wurde, durch Aufstockung, Zu- und Neubau nachzuverdichten und dadurch aufzuwerten. Die Gebäude sind natürlich von ihrem thermischen Zustand her keineswegs zeitgemäß, das heißt, da gibt es viel zu tun, und das ist auch im Sinne von Klima und Nachhaltigkeit absolut positiv zu sehen. Wir haben hier eine Nachverdichtung in der Bestandsstadt in einem Bereich mit einer sehr guten öffentlichen Anbindung, S-Bahn und U-Bahn Floridsdorf sind ganz in der Nähe, Straßenbahnlinien, wir haben eine städtische Infrastruktur, unter anderem eben den Schlingermarkt gleich nebenan, also wo, wenn nicht hier, sollte man nachverdichten und neuen Wohnraum schaffen. Vorgesehen ist die Schaffung von Mietwohnungen und Eigentumswohnungen, parkähnlichen Grün- und Freiräumen, Ruhezonen, Spazierweg, halb öffentlichen Höfen, auch eine Durchwegung zum Schlingerhof, die zur Stadt der kurzen Wege beiträgt. Und ein Kindergarten mit sechs Gruppen ist ebenfalls im städtebaulichen Vertrag vorgesehen und vom Projektwerber herzustellen. Die Stadt Wien hat das Projekt nicht aus der Hand gegeben, sondern es gibt einen Qualitätssicherungsprozess, der durch ein eigens eingerichtetes Gremium begleitet wird. Um dem Namen auch gerecht zu werden, ist natürlich in der Baumstadt Floridsdorf der Baumbestand zu erhalten und großzügige Neupflanzungen sind vorgesehen. Insgesamt wird der Baumbestand erhöht und die Nachpflanzungen gehen weit über das hinaus, was das Wiener Baumschutzgesetz vorsieht. Thema Energie: Ich habe es vorhin schon kurz gesagt, dieses Projekt steht im Zeichen der nachhaltigen Energie, es wird die Vorort-Energie genutzt, die Abwärme, es werden Heizungssysteme im Niedrigtemperaturbereich eingebaut und die Solarenergie wird maximiert. Also sowohl bei den Treibhausgasemissionen als auch bei den Kosten wird darauf geachtet, das im Lebenszyklus zu optimieren. Ebenfalls vorgesehen ist ein Mobilitätskonzept, und die mit der Stadt Wien abgestimmten Qualitäts- und Planungsziele stellen eine innovative Stadtentwicklung sicher, die dem Klimawandel gerecht wird. In dem Sinne werden wir gerne diesem Projekt zustimmen. Ich darf jetzt noch zum Thema städtebauliche Verträge kommen und die Veröffentlichung, die Transparenz in dem Zusammenhang. Das ist ja ein Thema, das schon lange diskutiert wurde und das wir jetzt mit der letzten Bauordnungsnovelle umgesetzt haben. Das heißt, die Punktuierungen der städtebaulichen Verträge sind allgemein zugänglich auf einer Homepage der Stadt Wien zu veröffentlichen und sind dort bürgernah und gut verständlich publik zu machen, das heißt, die Zusammenfassung aller relevanten Projektdaten, die Leistungspflichten der ProjektwerberInnen, die relevanten Fristen zur Erfüllung und die vereinbarten Sicherstellungsmittel. Um diese Zusammenfassung einheitlich zu gestalten, wird es ein vorgefertigtes Formular geben, das im Zuge der Verhandlungen von städtebaulichen Verträgen gemeinsam mit dem Projektwerber befüllt wird und das dann auch dem finalen Vertrag beiliegt - es wird also praktisch Teil des Vertrages und der Projektwerber ist daran gebunden. So ist sichergestellt, dass die Inhalte städtebaulicher Verträge nicht erst nach Fertigstellung sichtbar werden, sondern interessierte Bürgerinnen und Bürger jederzeit die gewünschten Informationen einholen können. Auch das ist ein weiterer Schritt zu mehr Transparenz in der Stadt Wien, zu der wir uns als Fortschrittskoalition bekennen, und ich bin schon gespannt, was da in Zukunft an spannenden Projekten auf uns zukommen wird. - Danke schön. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner ist GR Prack zu Wort gemeldet. Sie sind am Wort. GR Georg Prack, BA (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich werde Sie jetzt nicht noch einmal in aller Ausführlichkeit mit diesem Thema belästigen, ich habe ja schon sehr intensiv in der Aktuellen Stunde dargestellt, warum wir diese Flächenwidmung und den damit verbundenen städtebaulichen Vertrag kritisch sehen. Ich möchte aber doch begründen, warum wir heute Absetzungsanträge in Hinblick auf die beiden Poststücke stellen, die hier verhandelt werden. Ich möchte zunächst einmal vorlesen, was die MA 21B im Jänner 2020 noch unmissverständlich in einem Brief an die ProjektwerberInnen festgehalten hat: "Den Planungsgrundlagen zur Widmung Gebiete für geförderten Wohnbau kann entnommen werden, dass es eines der Ziele der Stadt ist, weiterhin ein signifikantes Volumen an neuen leistbaren Wohnungen zu ermöglichen. Ausgehend davon wird aus heutiger Sicht in einem allfälligen Entwurf zur Neufestsetzung des Flächenwidmungs- und Bebauungsplans die Widmungskategorie Gebiete für geförderten Wohnbau entsprechend den diesbezüglichen Planungsgrundlagen zur Anwendung kommen." Das ist das, was die MA 21 auf mehrfache Anfragen des Projektbetreibers geantwortet hat, das ist das, was ich mir auch von einer magistratischen Abteilung erwarten würde, zu sagen, die Planungsgrundlagen, die wir beschlossen haben, sind einzuhalten. Und dann beginnt der Bauträger, sein Vorhaben zu adaptieren oder versucht, mit der Stadt zu verhandeln, das Vorhaben zu adaptieren. Das ist legitim, nur, die Stadt muss so einem Ansinnen in keiner Weise nachkommen. Und gerade, wenn es im Interesse der Stadt ist, dass hier leistbarer Wohnraum entsteht, dass die Widmungskategorie "Geförderter Wohnbau" anwendbar ist, dann werde ich nicht dem Ansinnen des Projektwerbers nachkommen, dass der die anwendbare Bruttogeschoßfläche für diese Widmungskategorie genau ganz knapp unter die Anwendungsschwelle von 5.000 m² Bruttogeschoßfläche reduziert. Es ist nämlich kein Diktat des Projektwerbers, wie große die Widmung für das Wohnen ist und wie groß die Widmung für etwas anderes ist. (Beifall bei den GRÜNEN.) Das ist am Ende immer noch die Entscheidung der Stadt und es war also auch die Entscheidung der Stadtregierung und der zuständigen Planungsstadträtin, hier eine Widmung vorzulegen, die darauf verzichtet, die Widmungskategorie "Geförderter Wohnbau" zur Anwendung zu bringen. Es ist ein Verzicht auf leistbaren Wohnraum, und das ist mir völlig unverständlich, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei den GRÜNEN.) Und auch an die NEOS gerichtet - die Kollegin Arapovic ist nicht mehr da -, es hat nichts damit zu tun, dass wir hier gegen die Nachverdichtung wären. Wir sind für diese Nachverdichtung, aber wir werden in Zukunft viel häufiger Projekte haben, bei denen es um Nachverdichtung geht, bei denen es nicht mehr um Neubau geht, und wir werden auch dort geförderten leistbaren Wohnraum sicherstellen können. Deswegen ist genau diese Vorgangsweise bei einem Nachverdichtungsprojekt so problematisch. Die Baumstadt Floridsdorf könnte ein gutes Vorbild sein für solche Projekte, jetzt ist es im Sinne von Leistbarkeit ein Sündenfall aus meiner Sicht. Also bitte diese Planungsgrundlagen in Zukunft einhalten, nicht ermöglichen, dass Investoren Planungsgrundlagen umgehen - dass die auf ihren maximalen Profit ausgerichtet sind, ist doch völlig klar, aber das ist nicht das Interesse der Stadt - und endlich - das haben wir jetzt schon mehrfach angesprochen, das kam aus den Fachabteilungen in der Bauordnungsenquete - die Anwendungsschwelle für die Widmungskategorie senken. Wir waren uns bei der Bauordnungsenquete jedenfalls mit der Sozialdemokratie auch einig über die Anwendungsschwelle, und seither ist eineinhalb Jahre nichts passiert, denn sonst würden wir über das gar nicht mehr diskutieren. Wäre die Anwendungsschwelle niedriger, dann hätte man jetzt quasi kaum mehr Wohnbau hinstellen können. Also, auch diese Anwendungsschwelle endlich reduzieren, damit wir, wenn wir den Bestand aufstocken, wenn wir nachverdichten, auch leistbaren Wohnraum schaffen können. (Beifall bei den GRÜNEN.) Für dieses Projekt würde ich sagen, zurück an den Start, also zumindest dort hin, wo wir 2020 schon waren, als die magistratische Abteilung die Auskunft gegeben hat, dass die Widmungskategorie "Geförderter Wohnbau" anwendbar ist. Stellen wir das leistbare Wohnen vor Investoreninteressen, sind wir als Stadt da mutig, stark und setzen wir das durch, dann werden wir, wenn das überarbeitet ist, bei dieser Widmung auch zustimmen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste ist GRin Fitzbauer zu Wort gemeldet, ich erteile es ihr. GRin Ilse Fitzbauer (SPÖ): Werte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuhörer im Livestream! Es wird Zeit, dass jetzt einmal eine Floridsdorferin redet, denn die Werndlgasse ist kein Sündenfall, das verbitte ich mir. Wir reden hier von einem Gebiet, von einem Plandokument, das jetzt im Bestand 642 Wohneinheiten umfasst. Diese Wohneinheiten sind geförderter Wohnbau, diese Wohneinheiten sind der Schlingerhof, ein historischer Gemeindebau, es sind der Werndlhof, ein historischer Gemeindebau. Und wir sprechen hier nicht von einem Plandokument, das in erster Linie freifinanzierten Wohnraum beinhaltet. Diese 120 Wohnungen, die es hier zu beanstanden gibt von Seiten der GRÜNEN, werden die ersten 120 Wohnungen sein, die im Bereich freifinanziert, Eigentumsbereich, Mietbereich hier zu finden sind. Die Werndlgasse ist in Floridsdorf eine Gasse, bei der, wenn man sagt, dass man dort wohnt, es hin und wieder ein bisschen dazu führt, dass zumindest eine Augenbraue hochgezogen wird, denn die Werndlgasse hat viele Problemsituationen auf Grund der Tatsache, dass die Wohnungen günstig sind, allerdings nicht mehr dem modernen Status entsprechen und die BewohnerInnen, die diese Wohnungen nutzen, mit vielen Einflüssen, gerade in unserer Zeit, zu kämpfen haben, die es ihnen kaum ermöglicht, ein wirklich tolles Leben zu führen. Es gibt dort auch relativ niedrigen Kfz-Bestand, denn die meisten können es sich gar nicht leisten, mit dem Auto zu fahren oder eines zu erhalten. Der Bezirk ist bemüht, so viele Wohnungen wie möglich im Bereich geförderter Wohnbau zur Verfügung zu stellen. Floridsdorf ist in den letzten 10 Jahren um 37.379 Bewohnerinnen und Bewohner gewachsen. In den letzten 5 Jahren waren es 18.222, und diese Bewohnerinnen und Bewohner leben in erster Linie in den großen Gebieten Neu- Stammersdorf, Neu-Leopoldau, Großfeldsiedlung, Siemensäcker, Leopoldauer Straße - alles Wohneinheiten im Bereich geförderter Wohnbau. Das heißt, Floridsdorf ist sehr wohl darauf bedacht, gerade bei den neuen Widmungen weitestgehend Einfluss zu nehmen und sicherzustellen, dass das Leben in Floridsdorf leistbar ist. Was wir aber auch dringend brauchen - es ist ja heute schon erwähnt worden, dass die Werndlgasse nördlich des Schlingermarktes ist -, ist Kaufkraft, gerade im Bezirkszentrum. Wir brauchen auch Bevölkerung, die sich ein bisschen mehr leisten kann als nur beim Billa ein Kilo Äpfel. Wir brauchen auch die soziale Durchmischung, um die Ghetto-Situation so weit als möglich hintanzuhalten. Und gerade, wenn ich jetzt höre, wir sollen diesen Antrag auf Absetzung und zurück an den Start oder fast an den Start umsetzen, dann denke ich aber an jene Bewohnerinnen und Bewohner - und ich habe es heute in einer einzigen Wortmeldung gehört, und das war, glaube ich, der Kollege Berger, der sich anscheinend wirklich informiert hat, wer dort wohnt -, die in diesen Häusern wohnen, die aus dem Jahre 1870 stammen, zum Teil ohne WC, ohne Wasser in den Wohnungen, Substandard, wie man es sich kaum vorstellen kann in Wien. Es ist dringend und zwingend notwendig, genau diesen Wohnraum zu verbessern und einer zeitgemäßen Nutzung zuzuführen. Ich war in meiner Funktion als Bezirksvorsteher-Stellvertreterin oft dort vor Ort, in der Werndlgasse, im Schlingerhof, auch in der Eisenbahnersiedlung - so wie wir Floridsdorferinnen und Floridsdorfer diese Häuser nennen. Die Wohnungen sind von ehemaligen ÖBB-Beamten bewohnt gewesen und wurden auch mit Eigenmitteln so hergerichtet, dass sie nutzbar waren und einen netten Eindruck gemacht haben. Nichtsdestotrotz haben viele darauf gewartet, wie sich die Situation vor Ort, nachdem die ÖBB die Häuser und das Grundstück verkauft haben, weiterentwickeln wird. Und denen dann zu sagen - es sind nur wenige, aber sind Ältere, die sich sowieso schwer tun -, jetzt gehen wir wieder vier Jahre zurück und wie das Ergebnis ausschauen wird, wissen wir jetzt noch nicht ganz genau, ist absolut nicht zumutbar. Es ist auch uns FloridsdorferInnen nicht zumutbar, denn wir sind bemüht, das Bezirkszentrum auf Vordermann zu bringen, zu aktivieren. Und die Geschäftstreibenden genau in dem Umfeld sagen uns immer wieder, seit wir doch nicht nur geförderten Wohnbau, nicht nur Gemeindebauten im Bezirk haben, sondern auch freifinanzierte Wohnungen zur Verfügung stellen, ist die Kaufkraft gestiegen, haben sich die Geschäfte, die Geschäftstreibenden finanziell erholen können und bemerken, dass es aufwärts geht. Und dieser Trend muss weitergehen, im Sinne aller, auch im Sinne jener, die in den Gemeindebauten rund um das Plandokument wohnen, das sind noch einmal 500 Wohnungen, der Karl-Lötsch-Hof und die Werndlgasse, Lottgasse, dieser Gemeindebau, auch für diese Menschen. Denn, wie ich schon vorhin gesagt habe, sie sind nicht die Begüterten, sie sind nicht die, die sich Fernreisen leisten können, oder nicht in dem Ausmaß oder gar nicht, sondern die auch darauf angewiesen sind, dass ihr Wohnumfeld so saniert und hergerichtet wird, dass sie ihre Freizeit dort verbringen können. Genau wie die Kollegin Pipal-Leixner beschrieben hat, diese Verbesserungen - 100 neue Bäume, einen Park, mehr Grün - führen dazu, dass man sich in einem Wohnumfeld, in dem man sich vielleicht gut gefühlt hat, noch besser fühlt. Und es sei ihnen zugestanden. Wir in Floridsdorf möchten eine soziale Durchmischung. Ich habe 25 Jahre in der Großfeldsiedlung gewohnt und ich habe die Adresse nicht gesagt. Ich habe nicht gesagt, ich wohne in der Großfeldsiedlung, weil jeder sofort Vorurteile hatte. Ich habe in der Großfeldsiedlung sehr gerne gewohnt, ich hab' dort sehr gerne meine Tochter großgezogen, denn alles, was wir gebraucht haben, war im Nahumfeld da. Es war Grünraum vorhanden, ich musste mir keine Sorgen machen, wenn sie alleine bei der Haustüre rausgegangen ist, dass sie sofort von irgendeinem Fahrzeug überrollt wird. Und nichts destotrotz ist man von den Informationen, die man halt so Wien-weit über diverse Kanäle bekommen hat, voreingenommen gewesen. Und wir möchten - und da spreche ich auch im Sinne der Bezirksvertretung Floridsdorf, die ja mehrheitlich dieses Plandokument positiv beurteilt hat - im Sinne des Bezirkes darum bitten, zuzustimmen, dass im Sinne aller weitergearbeitet werden kann. Ich komme jetzt noch einmal auf den Bezirk zurück. In der Bezirksvertretungssitzung ist die Stellungnahme des Bezirks mit den Stimmen der SPÖ, NEOS, FPÖ, HC Strache und WIFF beschlossen. Deshalb bin ich jetzt ein bisschen verwirrt, ich schaue jetzt in Richtung FPÖ, weil ich sehe, ihr werdet da nicht mitstimmen. Bei der Diskussion auf Bezirksebene waren die GRÜNEN und die ÖVP dagegen. Die GRÜNEN mit einer interessanten Begründung, nicht mit der Begründung, dass da zu wenig sozialer Wohnbau entsteht, sondern mit der Begründung, dass eine Schutzzone an der Brünner Straße fehlt, ein paar Häuser, die in eine Schutzzone eingebracht werden sollten, und haben infolgedessen dem Plandokument nicht zugestimmt. Floridsdorf ist kein Bezirk, der Angst vor Schutzzonen hat, wir können uns das gerne anschauen, aber dieses Projekt mit einer notwendigen Schutzzone direkt zu verbinden, das ist an und für sich auch von der zuständigen Fachabteilung abgelehnt worden. Was ich heute nicht gehört habe und was auch für uns als Bezirk ganz, ganz wichtig ist, ist, dass dieses Projekt nicht nur einen Kindergarten beinhaltet - vielleicht habe ich es auch überhört -, sondern eine - zugegeben - private Einrichtung, für die es übrigens schon einen Betreiber gibt, für betreutes Wohnen für Seniorinnen und Senioren. Wir sind nicht nur ein junger Bezirk, wir sind auch ein ziemlich alter Bezirk, und dazwischen vergleichsweise eher weniger. Und viele Menschen, die im Bezirk alt geworden sind, bleiben auch gerne, wenn sie älter werden, im Bezirk, und viele Kinder, die ihre Eltern besuchen wollen, wenn sie in betreuten Einrichtungen leben, wollen nicht irgendwo in halb Wien herumfahren müssen, damit sie einmal die Mutter oder den Vater in einer der Einrichtungen besuchen. Deshalb begrüßt der Bezirk auch diesen Vorschlag und diesen Projektpunkt ausdrücklich. Die Diskussionen heute um den leistbaren Wohnraum - ein großes Anliegen auch von uns - werden wir uns merken. Wir werden im Bezirk noch andere Flächenwidmungspläne haben, wo es darum geht, Flächenwidmungen auf den Weg zu bringen, die vor allem sicherstellen, dass leistbarer Wohnraum entsteht. Wir werden uns daran erinnern, dass die GRÜNEN uns dabei sicher unterstützen werden. Welche Projekte es sind, sage ich jetzt nicht. - Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ und von GRin Mag. Angelika Pipal-Leixner, MBA.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste ist Frau GRin Sequenz zu Wort gemeldet, ich erteile es ihr. GRin Mag. Heidemarie Sequenz (GRÜNE): Bevor ich mich jetzt Floridsdorf und dieser Widmung widme, möchte ich noch kurz auf den Kollegen Neumayer eingehen, der gemeint hat, es ist eh alles in Ordnung, wir brauchen kein Grundverkehrsgesetz, alles bestens, wir haben eh alles. Ich möchte Ihnen nur sagen, die goldenen Felder in Eßling, die gerade um 500 EUR den Quadratmeter verkauft worden sind, die hatten die Schutzzone 1. Trotzdem haben es irgendwelche Spekulanten aufgekauft, und ich kann Ihnen versprechen, und da wette ich sehr viel drauf, dass die dort nicht Weizen anbauen werden. So viel dazu. Wir haben heute diesen Antrag auf Absetzung dieses Geschäftsstückes gestellt, weil wir es ablehnen, wie trickreich hier mit dieser Widmung umgegangen wird, um sich eben den geförderten Wohnbau dort einfach zu ersparen beziehungsweise diesem Investor zu ersparen. Es geht jetzt nicht darum, Kollegin Fitzbauer, dass wir diese Menschen dort in diesen wirklich heruntergekommenen Häusern - sie sind teilweise schon verbarrikadiert, ich kenne die Gegend auch - länger im Elend wohnen lassen wollen. Diese Widmung war 2020 fast fertig, nur hatte damals das Ressort gesagt, dort kommt ein geförderter Wohnbau rein. Das hat dem Investor nicht gepasst, und deswegen hat das so lange gedauert, und deswegen sitzen die Leute noch immer in diesen desolaten Wohnungen. Das könnte wahrscheinlich schon fertig sein, dieses Projekt. (Beifall bei den GRÜNEN.) Der Ort der Widmung, mitten in Floridsdorf in der Nähe zu den Öffis, es ist bereits sehr viel versiegelt, niemand hat dagegen was einzuwenden, dass dort was entsteht. Auch die Art des Projektes - Holzbauweise, eine nachhaltige Energieversorgung -, da passt alles, es geht uns wirklich nur darum, wie das Ganze durchgepeitscht und wie dieser Investor sozusagen auf Händen getragen wurde. Aber beginnen wir chronologisch, es hat eigentlich schon ziemlich schiach begonnen, sage ich Ihnen. Die Widmung war genau einen Tag, einen einzigen Tag in der öffentlichen Auflage, und dann sind schon die Kettensägen gekommen und haben die großen alten Bäume an der Werndlgasse gefällt. Einen Tag war die Widmung in der öffentlichen Anlage, das heißt, das war im März 2023. Das heißt, fast ein Jahr genau vorher hat man dort schon Tatsachen geschaffen. Man hat einfach gerodet, weil eh ganz klar war, was dort wie kommen wird. Und jetzt noch ein Wort zum Projektnamen "Baumstadt Floridsdorf". Also angesichts der Tatsache, dass dort schon die Bäume gefällt werden, fällt mir zu dieser Bezeichnung einfach nur mehr die Definition Chuzpe ein. Glaubt man, das fällt dann weniger auf, dass dort die Bäume schon gefällt werden? Offensichtlich waren sie krank, diese Bäume, sagt der Herr Bezirksvorsteher, auch sehr bequem, jetzt braucht sie der Investor nur eins zu eins nachpflanzen, passt alles: Wir kommen Ihnen überall zur Hilfe, wo es nur geht! Und so lustig geht es auch weiter. Als ich den Akt im Ausschuss das erste Mal gesehen habe, war wirklich das erste Wort, das mir eingefallen ist: Benko. Ich schaue, neun Entwicklungs GmbHs, neun, für ein Projekt mit ein paar Hundert Wohnungen und elf Bauplätzen. Wofür braucht es dann neun Entwicklungs GmbHs? Allein das lässt doch schon alle Alarmglocken schrillen, um Gottes Willen. Haben die wirklich geglaubt, sie können dort das Gelände filetieren und können so die Widmung geförderter Wohnbau umgehen und haben nicht geschnallt, dass das natürlich für das gesamte Areal gilt? So hat es eigentlich schon begonnen. Auch stadtplanerisch, würde ich sagen, ist das relativ ideenlos, statt an der Siedlungsachse bei der Brünner Straße hochzubauen, macht man es genau umgekehrt. Und, Frau Fitzbauer, genau das haben die GRÜNEN unter anderem kritisiert, und Sie haben sich nicht an der nicht vorhandenen Schutzzone aufgehängt. Genau das haben die grünen BezirksrätInnen im Bezirksparlament damals kritisiert. Das heißt, bei diesem ganzen Ding gibt es auch kein städtebauliches Konzept, da geht es nur um die Maximierung der Kubatur und um den Profit. Und wenn Sie jetzt glauben, ich übertreibe, dann würde ich Sie einladen, gehen Sie auf die Web-Seite der Firma IFA, das steht für Institut für Anlagenberatung. Ich lese Ihnen da jetzt ganz kurz ein bisschen was vor. Was wird dort den Investoren versprochen: "Stabiles Realwertinvestment, Renditenoptimierung durch steuerliche Begünstigungen und öffentliche Förderungen, Erstvermietungsgarantie. Sie profitieren langfristig von soliden, inflationsgesicherten Mieteinnahmen, der Stabilität eines realen Sachwerts." All das wird dort versprochen und noch eine lange, lange Liste, wie man Steuer optimiert. Das ist ein super Projekt, oder? Und: "AnlegerInnen" - und das wird jetzt wirklich lustig - "tragen durch ihr Investment ins ‚ökologische Dorf, die Baumstadt Floridsdorf' zur Schaffung von dringend benötigtem, leistbarem und umweltfreundlichem Wohnbau bei und profitieren von einer attraktiven Planwertrendite von rund 5,7 Prozent." 5,7 Prozent, ich kenne nichts, wo ich das heute kriege, und ich muss ehrlich sagen, das ist ein Wunderding: Wenn Sie sich dort einkaufen, dann schaffen Sie leistbaren Wohnbau und Sie machen auch noch wirklich dicke fette Kohle damit. (Beifall bei den GRÜNEN.) Wer nicht weiß, wohin mit seinem Geld, würde ich sagen, das ist wirklich die Gelegenheit. Und das ist der Grund, warum wir hier nicht zustimmen. Und ich weiß, dass das viele in der Sozialdemokratie auch verstehen, denn das ist kein gutes Projekt. - Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster ist GR Stark zu Wort gemeldet. Sie sind am Wort. GR Kilian Stark (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte ZuseherInnen! Ich kann unmittelbar an meine Vorrednerin GRin Sequenz anschließen. Die Kaufkraft, von der Sie gesprochen haben, Frau Fitzbauer, wird nämlich nicht im Bezirk bleiben, sondern die wandert in die Taschen der Investorinnen und Investoren. Das sind Mieten, die die MieterInnen an die InvestorInnen zahlen, damit die einen Reibach machen. Und Sie unterstützen das, und das ist der Grund, warum wir heute diesen Absetzungsantrag stellen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Warum stellen wir diesen Absetzungsantrag und warum stimmen wir nicht einfach nur dagegen wie bei jedem anderen schlechten Projekt? Weil wir immer noch - vielleicht naiverweise, vielleicht sind wir die Letzten - der Meinung sind, dass die Stadt Wien sich an ihre eigenen Beschlüsse halten sollte. (Beifall bei den GRÜNEN.) Und wenn Sie von der Kaufkraft sprechen, die Sie in den Bezirk holen wollen, dann sehen wir die ja gerne in den Geschäften, in den belebten Erdgeschoßzonen, im Markt, in den Lokalen, in den kleinen Läden und nicht in den Taschen der Investorinnen und Investoren. Und wie soll denn das in der Stadt Wien funktionieren? Ich habe mir ein bisschen angeschaut, was die Stadt Wien, was wir gemeinsam in der rot-grünen Koalition kommuniziert haben, als diese Widmungskategorie "Geförderter Wohnbau" geschaffen wurde. Da gab es eine gemeinsame Aussendung, Rot- Grün mit der VBgm.in Gaál, die heute leider nicht der Debatte lauscht: "Wir setzen damit ein kraftvolles wohnpolitisches Signal, bekämpfen die Hauptursache der Kostenexplosion beim Wohnen, nämlich die Spekulation mit Grund und Boden, und schaffen dadurch mehr leistbaren Wohnraum". Das finden wir gut und wir finden, dass die Stadt Wien das machen sollte. Was ist genau das Problem? Die Stadt Wien hat oftmals sehr gute Ziele in vielen Bereichen. Da kann man auch anschließen an die Vordebatte über die landwirtschaftlichen Flächen. Warum kaufen Spekulantinnen und Spekulanten Boden? Warum hat ein Spekulant dieses Gebäude gekauft? Weil er darauf spekuliert hat und weil er sich offensichtlich darauf verlassen konnte, dass im Zweifelsfall die SPÖ umfällt und sich an die eigenen Beschlüsse und Ziele nicht hält. Und das ist das Problem. (Beifall bei den GRÜNEN.) Das gleiche Problem haben wir beim Grünraumschutz. Es gibt das Leitbild Grünräume, da sind Flächen geschützt, so wie Agrarflächen geschützt sind, aber wenn es der SPÖ passt, dann wird das einfach betoniert. Wenn es eine geschützte Grünfläche gibt und man irgendwo eine Sporthalle hinbauen will, dann baut man das halt auf die Venediger Au, ist eh wurscht. Wenn es wo eine Agrarfläche gibt, die einem Wohnbauentwickler gehört, dann spekuliert er darauf, dass die das dort genau so machen. Und deshalb ist es so schädlich, wenn sich die Stadt Wien nicht an ihre eigenen Ziele hält. (Beifall bei den GRÜNEN.) Wir sehen das Gleiche ja bei den Klimazielen, wo nichts weitergeht, beim Grünraumschutz, bei der BürgerInnenbeteiligung, und jetzt ist es leider Gottes auch beim leistbaren Wohnen angekommen. Sie haben die Sanierung angesprochen: Ja, natürlich sind wir dafür, dass Substandardwohnungen saniert werden, dass die Wohnqualität gehoben wird. Und genau dafür gibt es ja Förderinstrumente, die das auch in einem geförderten Wohnprojekt machen. Und das würden wir uns von einer Sozialdemokratie im 21. Jahrhundert, wo die Wohnpreise explodieren und für viele Menschen ein Thema sind, erwarten. Zuletzt bleibt mir noch, Sie zu erinnern - Kollege Prack hat es auch gemacht, aber ich möchte Sie dennoch auch noch einmal erinnern: Schon beim Beschluss der Widmungskategorie "Geförderter Wohnbau" hat sich die Stadt Wien zum Ziel gesetzt, die Wirkung nach fünf Jahren zu evaluieren. Das war letztes Jahr, es hat die Enquete zur Bauordnungsnovelle gegeben, da wurde evaluiert, und es wurde festgestellt, dass es viele kleinere Entwicklungen gibt oder vielleicht auch solche Projekte, wo man gemeinsam mit Bauspekulanten die Wohnungen runterrechnet, wo das nicht angewendet wird. Das ist wirklich zentral, damit dieser hohe Anteil an leistbarem Wohnen erhalten bleibt. Denn wenn wir das so machen, wie die Kollegin Fitzbauer gesagt hat, wenn man jetzt sukzessive sagt, okay, da brauchen wir mehr Kaufkraft, da machen wir Wohnungen, die halt guten Rendite bringen für die Leute, die viel Geld haben, und die sich nur die Leute leisten können, die viel Geld haben, dann wird nämlich irgendwann dieses Erbe des hohen Anteils an leistbarem Wohnen in Wien verspielt werden. Da wollen wir nicht tatenlos zusehen, und deshalb fordern wir diese Widmung tatsächlich - vielleicht nicht zurück zum Start, sondern - zurück ins Jahr 2020 mit zwei Drittel gefördertem Wohnbau, wie es sich für die Stadt Wien gehört. Und darum bitte ich auch tatsächlich. Hören Sie auf Ihr Gewissen und halten Sie sich an Ihre eigenen Beschlüsse. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin hat auf das Schlusswort verzichtet. Wir kommen nun zu den Abstimmungen. Als Erstes bringe ich den Antrag zur Absetzung der Postnummer 26 zur Abstimmung. Wer der Absetzung zustimmen möchte, ersuche ich um ein Zeichen. - Ich sehe die Zustimmung der FPÖ und der GRÜNEN, womit der Absetzungsantrag mehrheitlich abgelehnt ist. Damit kommen wir zur Abstimmung der Postnummer 26. Wer der Postnummer zustimmt, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung von SPÖ und NEOS gegen die Stimmen der ÖVP, GRÜNEN, FPÖ und des GR Kieslich, womit die Postnummer mehrheitlich angenommen ist. Wir kommen nun zu den Abstimmungen zur Postnummer 27. Als Erstes den Absetzungsantrag zur Postnummer 27. Wer dem Absetzungsantrag zustimmen möchte, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe wieder die Zustimmung von FPÖ und GRÜNEN, womit der Absetzungsantrag mehrheitlich abgelehnt ist. Damit kommen wir zur Abstimmung der Postnummer 27. Wer hier zustimmt, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Es ist diese Postnummer mit den Stimmen der SPÖ und NEOS mehrheitlich angenommen gegen die Stimmen der ÖVP, GRÜNEN, FPÖ und GR Kieslich. Zu diesem Tagesordnungspunkt ist ein Antrag der ÖVP zur Gültigkeit der Kurzparkzonenregelung bis 19 Uhr in Außenbezirken eingelangt. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und des GR Kieslich, womit dieser Antrag mehrheitlich abgelehnt ist. Damit kommen wir zur Postnummer 28 der Tagesordnung. Sie betrifft eine Sachkreditgenehmigung für die Radaroffensive für die Jahre 2024 und 2025. Ich ersuche die Berichterstatterin, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Luise Däger-Gregori, MSc: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Holzmann, ich erteile es ihm. GR Ernst Holzmann (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Liebe Kolleginnen und Kollegen des Wiener Gemeinderates! Postnummer 28, ein Antrag der MA 33, unter dem Titel Radaroffensive. Es geht hier um 3,3 Millionen EUR in den nächsten 4 Jahren, und es geht darum, dass wir 20 Radarkästen plus 40 Kameras anschaffen wollen. Das Ganze muss natürlich kompatibel sein mit der bestehenden Radarinfrastruktur, und diese Gerätschaften sollen dann der Landespolizeidirektion Wien zur Verfügung gestellt werden, damit auch die Hauptstraßen B kontrolliert werden können und auch im Kampf gegen das rücksichtslose Verhalten der sogenannten Roadrunner-Szene eingesetzt werden können. Jede gesetzte Maßnahme wird nur dann zum Erfolg führen, wenn es auch eine entsprechende Überwachung gibt. Bei der Radaroffensive geht es um die Fahrgeschwindigkeit, aber auch bei Zufahrtsbeschränkungen ist eine entsprechende Kontrolle und Überwachung notwendig. Deshalb haben wir heute zum 17. Mal einen Antrag eingebracht, der Frau Bundesministerin Gewessler auffordert, endlich eine praxistaugliche rechtliche Grundlage zu schaffen, die es Innenstädten ermöglicht, eine effektive Verkehrsberuhigung mittels fotokamerabasierter Zufahrtsbeschränkung umzusetzen. Seit über 1.000 Tagen wartet die Stadt Wien auf eine rechtliche Grundlage in der Straßenverkehrsordnung, und Wien wartet nicht alleine. Es gibt eine breite Allianz in allen Bundesländern, zum Beispiel Linz, St. Pölten, Leoben und viele andere Städte und Gemeinden. Die Frau Klimaministerin verhindert somit seit über 1.000 Tagen Klimaschutzprojekte in Österreich. Herzlichen Dank. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort gemeldet ist GR Stark. Ich erteile es ihm. GR Kilian Stark (GRÜNE): Danke schön, Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich versuche, mich sehr kurz zu fassen. Seit Oktober liegt ein Entwurf für eine StVO-Novelle vor. Dieser vereint einerseits die in vielen Wünschen geäußerte Überwachungsmöglichkeit, Verkehrsberuhigung mit dem Datenschutz. Das ist uns nicht nur als Klimaschutzpartei, sondern auch als Menschenrechtspartei zentral wichtig. Was mich irritiert, ist, dass es Ihnen nicht so wichtig ist. Es gab letzte Woche einen Runden Tisch zu der Sache. Es waren Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher Organisationen - Mobilitätsorganisationen, Datenschutz, Menschenrechte, die AK, die sich auch sehr kritisch gegenüber der Videoüberwachung geäußert hat, und unter anderem auch die Datenschutzorganisation Epicenter.works - und auch die Stadt Wien anwesend. Mir wurde von diesem Termin berichtet, dass er sehr konstruktiv war und dass man eigentlich sehr positiv da herausgegangen ist und gesagt hat: Ja, passt. Alle haben ihre Bedenken und ihre Wünsche äußern können. Es war eigentlich der Sukkus, passt, gehen wir jetzt endlich in die Begutachtung, wie wir es uns ja seit letztem Jahr wünschen. Dann gibt es positive Medienberichte, und dann gibt es eine Presseaussendung und eine Pressekonferenz aus Wien, wo man wieder einmal sagt, buh, ungeeignet, weil das da streng ist im Datenschutz. Die SPÖ war ja auch einmal Menschenrechtspartei. Es geht ja um die Förderung der Zivilgesellschaft und um eine lebendige Demokratie. Jetzt gab es diese Slapp-Klagen gegen KlimaschützerInnen, bei denen man sich bis heute nicht entschuldigt hat, und jetzt gibt es diese Überwachung, die rund um das Zentrum der Republik, rund um den Bezirk, wo sich alle Regierungsgebäude, und so weiter befinden, und in diesem Vorschlag ist enthalten, dass, wenn eine Demo ist, diese Kameras sichtbar abgedeckt werden sollen. Das kann man mit Fernsteuerung machen. Wenn man weiß, da gibt es eine Demo, kann man da ein Türl vorgeben. Warum ist das so wichtig? Die Datenschutzorganisation Epicenter.works hat dazu eine ausführliche Stellungnahme geschrieben. Sie schreibt, dass es nicht nur aus Datenschutzgründen wichtig ist, sondern eben genau aus demokratiepolitischen Gründen. Denn es gibt einen nicht unerklecklichen Anteil an Menschen, die sich, wenn sie den Eindruck haben, dass sie überwacht werden, vielleicht nicht zivilgesellschaftlich engagieren, vielleicht nicht zu einer Demonstration gehen. Das ist genau dieser "chilling effect", also diese langsame Abkühlung der Demokratie, die wir nicht wollen, und die wird genau durch diese Regelung verhindert. Ich habe auch die Stellungnahme aus der Stadt Graz, die sagt, der aktuelle Entwurf zur Überwachung der verkehrsberuhigten Zonen ist begrüßenswert und äußerst praktikabel. Auch in Graz gibt es Demos, vielleicht nicht so viele, aber wie gesagt, ich halte das tatsächlich für einen sehr sensiblen Bereich. Es gibt aber natürlich auch dort viele Demos. Ich frage mich, warum in Graz geht, was in Wien nicht gehen soll. Ich hoffe, dass wir hier wieder zurück auf einen konstruktiven Weg kommen, auch an die ÖVP gerichtet, die ja zuletzt für diese Anträge gestimmt hat. Alles, was Sie machen müssen, ist, in der eigenen Fraktion im Bund zu lobbyieren, dass dieser Entwurf für die Begutachtung freigegeben wird, und ich hoffe, dass es dann dieses Jahr noch zum Beschluss kommt, weil wir nicht wollen, dass die Polizei in Kameras rund um den 1. Bezirk schauen kann, weil wir nicht wollen, dass DemonstrantInnen überwacht werden können. Dieser Entwurf vereint diese Überwachungsmöglichkeit mit dem geeigneten Datenschutz, und ich glaube, damit können wir wirklich etwas leisten. Bitte lassen Sie also dieses parteipolitische Kleingeldmachen und kommen Sie zurück auf den konstruktiven Weg! Ich hoffe, dass wir das dann diese Legislaturperiode noch zusammenbringen. Danke. (Beifall.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Valentin. Ich erteile es ihm. GR Erich Valentin (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Leider war bei Kollegen Stark nicht nur die Ankündigung, dass er kurz sein wird, unrichtig, sondern auch das Restliche. Ich möchte einmal der Österreichischen Volkspartei danken, dass sie in der Bundesregierung erkannt hat, dass die Novelle, die Frau Bundesminister Gewessler auf den Weg schicken wollte, in Wirklichkeit eine Verhöhnung all der Gemeinden im Städtebund war, die ein konkretes Anliegen gehabt haben. Lassen Sie mich hier sagen, was in dieser Novelle dringestanden wäre, wo die Österreichische Volkspartei zu Recht gesagt hat, sie wolle nicht alle in dieser Republik frotzeln. Drinnen wäre gestanden, dass diese Fotokameras - und das sind Fotokameras, die nicht Videos aufzeichnen, das sind Fotokameras - materiell, maschinell, per Hand abgehängt werden. Wir haben uns erkundigt, wie oft es in Wien Kundgebungen und Demonstrationen in dem Bereich gibt: 1.800 Mal. Da würde dann ein Amtsgehilfe durchfahren und mindestens 26 Positionen mit je 2, 3 Kameras immer abhängen und aufhängen, abhängen und aufhängen. Also nicht nur Wien hat das Problem und gesagt, dass es so nicht geht, auch alle anderen 25 Gemeinden, die sich jetzt im Städtebund dieser Aktion und dem Wunsch angeschlossen haben, eine Novelle der Straßenverkehrsordnung zu haben. Punkt 1. Punkt 2: Wenn das irgendwie funktionieren sollte und das war auch der zweite Grund, warum die Österreichische Volkspartei das nicht durchgelassen hat in der Bundesregierung: Es ist das gelindere Mittel anzuwenden, bevor die Fotokamera zum Einsatz kommt. Das heißt, wir hätten alle Verkehrszeichen aufgestellt, dann hätten wir eine Phase der Evaluierung gemacht und dann hätten wir festgestellt, dass ein Aufstellen von Verkehrszeichen ohne Kontrolle keine Wirkung hat. Die Kontrolle hätte keine Wirkung gehabt, weil die Bundespolizeidirektion Wien bereits gesagt hat, dass sie das nicht machen können - das begreife selbst ich, der nicht polizeilich geschult ist -, weil man dann jeden Autofahrer hätte fragen müssen: Fährst du in den 1. Bezirk hinein, weil du herumfahren willst oder fährst du in eine Garage? Jeder hätte gewusst, dass er "Garage" sagt, das ist das Zauberwort. Da hätte der Polizist oder die Polizistin dann salutiert und hätte gesagt: Fahren Sie bitte weiter. - Die Polizei hat gesagt, das können wir nicht und das macht auch keinen Sinn. Meine Damen und Herren, zum 17. Mal bringen wir das deshalb ein, weil es halt einfach schade ist, dass ein Drittel der Verkehrsbewegung im 1. Bezirk - ich möchte nicht verhehlen, dass auch die GRÜNEN im 1. Bezirk das massiv einfordern -, dass das wieder einmal abgeschmettert wird. Nicht dadurch, dass man das Ganze drei Jahre lang verzögert, sondern man schmettert es ab, indem man versucht, eine Novelle in die Begutachtung zu schicken, die einfach eine Verhöhnung der Anlieger ist. Jetzt zu diesem merkwürdigen Mirakel, wir knebeln die Menschenrechte, wenn wir eine Fotokamera aufstellen, die das Nummerntaferl fotografiert und nichts anderes. Es ist so, meine Damen und Herren, dass dieses Argument ja schon einmal da war. In einer Runde, um das Ganze wieder aufzuhalten, hat die Bundesministerin gemeint, ja, wenn wir ein Gutachten von Datenschützern machen, die wir uns selbst aussuchen, das Bundesministerium, nicht die Stadt Wien. Bundesministerium und Städtebund haben gemeinsam diesen Auftrag gegeben, und die Datenschützer, die vom Bundesministerium ausgesucht worden sind, die da die Beurteilung geführt haben, haben gesagt, das ist nicht problematisch, das ist mit der Europäischen Datenschutzverordnung zu 100 Prozent kompatibel. Natürlich ist es unangenehm, wenn die eigenen Fachleute etwas sagen, das man sich nicht erwartet hat, aber dafür können wir nichts. Nachdem Frau Gewessler offensichtlich damit rechnet, in keiner Bundesregierung mehr zu sitzen, was durchaus nachzuvollziehen ist, hat sie sich offensichtlich vorgenommen, das bis zum Ende dieser Legislaturperiode zu verzögern. Das ist schlecht. Das ist schlecht für die Menschen in Wien, schlecht für die Menschen im 1. Bezirk. Das ist auch schlecht für die Kommunalpolitiker dort, die in einer breiten Mehrheit von NEOS, GRÜNEN, ÖVP und Sozialdemokraten eineinhalb Jahre lang dieses Konzept erarbeitet haben. Die fühlen sich verhöhnt. Ja, wir feiern heute einen Rekord für das Guinnessbuch. Ich glaube, es war noch nie der Fall, dass der Wiener Gemeinderat 17 Mal in der gleichen Causa einem Mitglied der Bundesregierung einen Antrag hat schicken müssen, weil sich dieses Mitglied nicht bewegt. Das ist traurig, das ist beschämend und das machen Sie auch nicht besser, wenn Sie jetzt merkwürdige, nicht auf der Realität basierende Argumente finden. Ich glaube auch nicht, dass wir sie dazu bringen werden, sich zu bewegen, da bin ich schon sehr skeptisch, aber ein Mal mehr gesagt: Das haben sich auch ihre Freunde, ihre Parteifreunde im 1. Bezirk nicht verdient, die da auch sehr, sehr konstruktiv mitgearbeitet haben. Damit werden sie leben müssen und der 1. Bezirk wird damit leben müssen, dass er ein Drittel mehr Verkehr hat, als er eigentlich erdulden müsste. Danke schön. (Beifall.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit geschlossen, und die Berichterstatterin hat auf das Schlusswort verzichtet. Wir kommen daher nun zur Abstimmung der Postnummer 28. Wer dieser Postnummer zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der NEOS, der SPÖ und der GRÜNEN gegen die Stimmen der FPÖ und GR Kieslich. Mehrstimmig angenommen. Es liegen drei Beschlussanträge vor. Der erste, von der FPÖ, betrifft keine weiteren Belastungen des motorisierten Individualverkehrs. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen. - Ich sehe die Zustimmung der FPÖ, der ÖVP und des GR Kieslich, womit dieser Antrag in der Minderheit bleibt und abgelehnt ist. Der nächste Antrag, der FPÖ, betrifft keine flächendeckende Einführung von Dreißigerzonen. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung ÖVP, FPÖ und GR Kieslich, auch dieser Antrag bleibt in der Minderheit und ist abgelehnt. Der nächste Antrag, von SPÖ und NEOS, betrifft das Warten auf die Schaffung einer Rechtsgrundlage. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der NEOS und der SPÖ, womit dieser Antrag mehrheitlich angenommen ist. Es gelangt nunmehr die Postnummer 30 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Genehmigung eines Rahmenbetrages für das Förderprogramm Erneuerbare Wärme inklusive der Förderrichtlinie für Wärmenetze - Anergienetze in Verbindung mit Wärmepumpen im Rahmen einer Heizungsumstellung ab zwei Wohnobjekten 2024/2025. Es gibt keine Wortmeldung zu diesem Poststück. Deswegen kommen wir gleich zur Abstimmung der Postnummer 30. Wer der Postnummer zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung von SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN, womit diese Postnummer gegen die Stimmen der FPÖ und GR Kieslich mehrheitlich angenommen ist. Zu diesem Poststück liegen auch Beschlussanträge vor. Antrag der FPÖ betreffend Werbebudgets. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und des GR Kieslich, womit dieser Antrag in der Minderheit bleibt und abgelehnt ist. Der nächste Antrag, der FPÖ, betrifft Förderanträge auch ohne Internet. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und GR Kieslich, dieser Antrag bleibt ebenfalls in der Minderheit und ist somit abgelehnt. Es gelangt nunmehr die Postnummer 32 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Förderung an den Verein Lokale Agenda 21 in Wien zur Förderung von Bürgerbeteiligungsprozessen für die Jahre 2024 bis 2026 sowie die Änderung der Compliance-Regelungen für die Förderrichtlinie der Stadt Wien - Umweltschutz. Es liegen dazu keine Wortmeldungen vor. Wir kommen daher sofort zur Abstimmung. Wer dieser Postnummer zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung von SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN, womit diese Postnummer gegen die Stimmen von GR Kieslich und der FPÖ mehrheitlich angenommen ist. Es liegt zu dieser Postnummer ein Antrag der FPÖ vor. Er betrifft die Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der FPÖ und des GR Kieslich. Dieser Antrag bleibt in der Minderheit und ist abgelehnt. Es gelangt nunmehr die Postnummer 34 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Förderung an den Verein für Volkskunde für die Jahre 2024 und 2025. Ich ersuche die Berichterstatterin, Frau GRin Anderle, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Patricia Anderle: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Berner. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Schönen guten Abend, es ist Zeit, ein bisschen über den Frieden zu reden, es wird nicht lange sein, aber vielleicht macht das eine gute Stimmung! Der Akt betrifft das Volkskundemuseum. Im Zuge der Renovierung des Volkskundemuseums kommt es auch zu einer Neuausrichtung des Programmes hin zu mehr partizipativer Kulturarbeit mit Schwerpunkten zu Migration, Interkulturalität und Diversität, und in Zukunft sollen sogenannte diverse Stadtgesellschaften eine zentralere Rolle in der Programmierung bekommen. Das finden wir natürlich eigentlich gut. Wir finden auch, dass die Finanzierung von 200.000 EUR pro Jahr - es ist ein Doppelbudget, wie Sie wissen - eigentlich eine übersichtliche Summe für das engagierte Programm ist, das dort gezeigt werden wird, aber wir werden diesen Antrag unterstützen und hoffen sehr, dass vielleicht für einige Initiativen sich nach der Zwischennutzung auch irgendwo in Wien noch ein Plätzchen finden lässt, wo sie sich verankern können. Darüber würden wir uns sehr freuen, weil wir alle wissen, Wien hat viele Gesichter und es ist Zeit, dass sich auch mehr Räume und Bühnen für all die Initiativen öffnen, die uns das deutlich machen. Jetzt zu einem zweiten Thema, zum Thema Zusammenleben und Frieden. Zu diesem Thema bringen wir einen Antrag ein. Das muss ich ein bisschen genauer erklären: Vielleicht waren manche von Ihnen im Jüdischen Museum, das zeigt zur Zeit eine Ausstellung zum Thema Frieden. Diese ist zwar kurz nach dem 7. Oktober eröffnet worden, hat aber damit nichts zu tun. Sie ist schon viel länger programmiert und ging eigentlich eher von der Ukraine-Problematik aus. In dieser Ausstellung werden viele verschiedene Friedensansätze präsentiert. Ich kann sie sehr empfehlen, ich finde sie sehr diskursiv und interessant, und unter anderem wird dort auch ein Kakibaum präsentiert. Dieser Kakibaum ist nicht einfach nur ein Baum in einem Blumentopf, sondern er ist eigentlich ein Teil eines internationalen Friedensprojektes. Das Projekt heißt "Revive Time: Kaki Tree Project", nicht sehr kreativ, aber man weiß, worum es geht. Die Geschichte dieses Projekts ist aber eigentlich eine sehr berührende. Es geht darum, dass der Abwurf der ersten Atombombe auf Nagasaki am 9. April 1945 10.000 Opfer gefordert hat. Sie wissen das, die Stadt ist in Schutt und Asche gelegen, aber wie durch ein Wunder hat ein Kakibaum halb verbrannt überlebt. 1994, also einige Jahre später, ist es dem japanischen Baumpfleger Masayuki Ebinuma gelungen, aus diesem verletzten Baum Setzlinge zu ziehen. Der Künstler Tatsuo Miyajima stellt diese Setzlinge seit 1995 aus und organisiert Pflanzenpatenschaften weltweit. Mit der Ausstellung und der Präsentation des Projektes auf der 48. Biennale in Venedig ist das Projekt auch in der Kunstwelt geadelt worden. Im Jahr 1999 ist das Projekt weltweit bekannt geworden, inzwischen stehen an 300 verschiedenen Orten in 27 Ländern Setzlinge dieses Kakibaums aus Nagasaki in unterschiedlichen Bildungsinstitutionen und an unterschiedlichen öffentlichen Plätzen. Das Ziel der Verbreitung dieser Setzlinge ist, an die Zerstörung durch Atomwaffen und Krieg zu erinnern und das Friedensbewusstsein zu stärken. (Beifall bei den GRÜNEN.) Das Jüdische Museum präsentiert nun einen solchen Kakibaum, und es wäre doch ein positives, hoffnungsvolles Zeichen in der Stadt, wenn die Stadt Wien die Patenschaft für diesen Kakibaum übernehmen würde und ihn im Rathauspark - da sind wir aber nicht so streng, auch woanders in dieser Stadt - Wurzeln schlagen lassen könnte und somit auch dieses weltweite Friedensprojekt unterstützen würde. Dazu stellen wir den Antrag, und wir würden uns sehr freuen, wenn Sie dem zustimmen würden. Herzlichen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Neumayer. Sie sind am Wort. GR Jörg Neumayer, MA (SPÖ): Vielen herzlichen Dank, sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuschauerinnen und Zuschauer! Ich möchte vor allem einmal auf den vorletzten Antrag der Vorrednerin eingehen, gerade, was die Benennung der Straßennamen betrifft. Wir sind da in ganz intensivem Austausch mit der Wissenschaft, in der momentanen Auseinandersetzung auch auf der universitären Ebene mit den einzelnen Communities, die natürlich über unterschiedliche Bereiche betroffen sind, auch die IKG und die Opferverbände. Das heißt, wir haben da ein sehr dichtes, engmaschiges Netzwerk, wo wir uns mit den verschiedensten Fragen und Thematiken auseinandersetzen, und ich glaube, es ist gut, wenn wir da weiter dran bleiben. Zum betreffenden Poststück möchte ich Sie klarerweise um Zustimmung bitten, da möchte ich mich auch der Vorrednerin anschließen. Ich glaube, es ist eine gute Initiative, und wir sind sehr froh darüber, dass die Diskussion im Bund nun ein Ende genommen hat und wir die Sanierung des Volkskundemuseums in Wien voranschreiten sehen. Es wird in zwei Schritten vorgegangen, jetzt einmal die Zwischennutzung, wo wir uns schon freuen, die Räumlichkeiten für verschiedene Kulturinitiativen mit Open Spaces zur Verfügung zu stellen, dass das Interkulturelle an unserer Stadt auch im Volkskundemuseum greifbar und sichtbar wird. Der zweite Schritt wird dann der Hof der Kulturen sein. Die Stadt Wien fördert da einen wichtigen Schwerpunkt für Diversität in unserer Stadt. Ein Mal mehr, Wien lebt von und durch die Vielfalt. Daher bitte ich um Zustimmung und danke vielmals. (Beifall.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin hat das Schlusswort und sie verzichtet darauf. Damit kommen wir nun zur Abstimmung über die Postnummer 34. Wer dieser Postnummer zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen. - Ich sehe die Zustimmung bei SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN, womit diese Postnummer mehrstimmig gegen die Stimmen der FPÖ und des GR Kieslich angenommen sind. Es liegt der Antrag zum Kakibaum als Zeichen des Friedens vor. Wer diesem Antrag zustimmen kann, den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und der GRÜNEN und auch des GR Kieslich, womit dieser Antrag in der Minderheit bleibt und abgelehnt ist. Es gelangt nunmehr die Postnummer 35 der Tagesordnung zur Verhandlung, sie betrifft eine Förderung an den Verein Wiener Kulturservice. Ich weise darauf hin, dass sich GRin Novak für befangen erklärt hat. Ich ersuche den Berichterstatter, Herrn GR Baxant, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatter GR Petr Baxant, BA: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist GR Berger, ich erteile es ihm. GR Stefan Berger (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Stadträtin! Bevor ich zur vorliegenden Postnummer komme: Ich habe es bereits im vorletzten Gemeinderatsausschuss angekündigt, wir haben das ja auch immer wieder hier an dieser Stelle deponiert, nicht nur wir Freiheitliche, sondern auch andere Oppositionsfraktionen, dass wir in der Vergangenheit und in den vergangenen Jahren mit der Informationslage hinsichtlich der Aktenstücke sehr unzufrieden waren. Dass diese in der Regel auf drei Seiten beschränkt waren und auf diesen drei Seiten haben sich im Endeffekt auch nur rund drei bis fünf Sätze befunden, die tatsächlich etwas über das Projekt oder über den Förderakt ausgesagt haben. So, wie ich es im Gemeinderatsausschuss getan habe, möchte ich es auch an dieser Stelle hier deponieren. Unsere Beharrlichkeit hat sich durchaus ausgezahlt, wie ich meine, die Aktenlage in den Kulturausschüssen ist deutlich besser geworden. Das möchte ich auch an dieser Stelle anerkennen. Es gibt nichts Besseres, als eine Rede mit etwas Positivem zu beginnen, und das möchte ich an dieser Stelle auch einmal deponieren, das ist ein deutlicher Qualitätsunterschied im Vergleich zur Vergangenheit. (Beifall.) Damit komme ich zum aktuell vorliegenden Poststück, Verein Wiener Kulturservice, umgangssprachlich eher bekannt als die Cashcow für die SPÖ für das Wiener Donauinselfest. Es ist tatsächlich umfangreicher als in den vergangenen Jahren von der Aktenlage her, mittlerweile doch immerhin rund 26 Seiten. Ich bin tatsächlich überrascht davon, dass es einem bei einer Projektbeschreibung immer noch gelingt, den Namen der Partei des Mitveranstalters hier außen vor zu lassen. Das Kürzel SPÖ findet sich in diesem Förderantrag nämlich mit keinem einzigen Wort, obwohl die SPÖ für sich selbst ja durchaus das Fest für sich beansprucht beziehungsweise hier als Mitveranstalter agiert, entsprechend auch die Befangenheitserklärung zu Beginn der Verhandlung. Das sagt ja auch entsprechend etwas aus. Wie gesagt, von der Quantität her ist es deutlich besser geworden, vielleicht kann man an der Qualität noch etwas nachschärfen bei der Aktenlage, dass auch grundsätzlich mehr Wahrheit aus der Projektbeschreibung hervortritt. Wie wir es auch schon in der Vergangenheit vertreten haben, sind wir grundsätzlich der Meinung, dass ein Fest in dieser Dimension auch ohne die SPÖ als Mitveranstalter auskommt. Dementsprechend wird es auch heute leider nicht unsere Zustimmung finden. Obwohl es natürlich eine sehr, sehr große Veranstaltung ist, halten wir diese 2,16 Millionen EUR für eine Begleitveranstaltung einer Partei dann doch nicht für gerechtfertigt. Grundsätzlich unterstützenswert wären sehr wohl die entsprechenden regionalen Kulturinitiativen, die ja hier auch immer wieder aufgelistet sind - ich würde es jetzt einmal neudeutsch ausdrücken -, auch wenn es nur Peanuts sind. Ich glaube, lächerliche 5.000 EUR für Bezirksfeste, für Erntedankfeste. Das würden wir für unterstützenswerter halten, aber gut, so ist es nun einmal. Unterm Strich sind wir im Großen und Ganzen, insbesondere hinsichtlich der Aktenlage, ich habe es auch schon im Ausschuss gesagt, eigentlich nur noch einen Mausklick entfernt, hier einen vollkommenen Konsens zu haben. Was halt noch fehlt, und das ist durchaus einer der interessanten Aspekte, ist schlichtweg die Projektkalkulation, wie die entsprechenden Summen zustande kommen. Vielleicht schaffen wir das auch noch, das wäre ein positiver Aspekt, in den anderen Geschäftsbereichen schaffen wir es ja auch. So viel zum vorliegenden Aktenstück. Ich möchte die Gelegenheit auch nützen, um zu zwei unserer drei Anträge noch zu sprechen, die wir heute im Rahmen dieser Diskussion einbringen. Es ist ein sehr, sehr ernstes Thema, und ich bin auch froh, dass wir insbesondere als Freiheitliche auch mit den Regierungsfraktionen hier einen Weg gefunden haben, das gemeinschaftlich beschließen zu können beziehungsweise den Antrag entsprechend auch dem Kulturausschuss zuzuweisen. Die Kulturbranche macht leider Gottes aktuell nicht nur positiv von sich reden. Wenn ich die Namen Teichtmeister, Pekny und auch den unlängst bekannt gewordenen Verdachtsfall bei der Volksoper hier an dieser Stelle erwähne, dann sind das Verdachtsfälle und kolportierte Missbrauchsfälle bei Minderjährigen, die wir, wie ich meine, im Kulturbereich nicht brauchen können beziehungsweise wo man entsprechende Maßnahmen setzen muss. Es kann nicht sein, dass Eltern ein mulmiges Gefühl haben müssen, wenn sie ihre Kinder bei einer Kulturinstitution abgeben. Dementsprechend sind wir der Meinung, dass die Stadt da entsprechend handeln muss beziehungsweise zur Handlung aufgefordert ist. Angesichts dieser Häufung von medialer Berichterstattung über kinderpornografische Daten beziehungsweise über pädophile Straftaten ist es unserer Ansicht nach unumgänglich, die Förderrichtlinien im Bereich Kultur und Wissenschaft dahin gehend zu adaptieren, dass Fördernehmer der Stadt Wien beim Förderantrag, wenn sie mit Minderjährigen arbeiten, dem Förderansuchen verpflichtend ein entsprechend zeitgemäßes Kinderschutzkonzept anschließen müssen. Ähnliches haben wir aktuell auch schon im Geschäftsbereich Bildung, Jugend, insbesondere auch, was Kindergärten und auch Schulen anbelangt. Wir sind der Meinung, dass wir das auch dringend im Kulturbereich brauchen, dort, wo eben mit Minderjährigen gearbeitet wird. Wir haben auch noch einen zweiten Antrag dazu. Es soll sich nicht darin erschöpfen, dass es Förderrichtlinien oder Konzepte am Papier gibt, sondern wir wollen auch Kontrollen durch die MA 11, die die Einhaltung dieser Konzepte auch tatsächlich sicherstellt beziehungsweise auch unangekündigt überprüft. Den ersten Antrag, den werden wir zuweisen. Ich hoffe, dass wir hier auch schnellstmöglich - vielleicht auch in Zusammenarbeit mit dem Ressort von StR Wiederkehr, wo es ja auch bereits entsprechende Expertise gibt - zu einer Lösung beziehungsweise zu einer Richtlinie kommen, und ersuche natürlich auf Grund der Ernsthaftigkeit dieses Themas auch alle Fraktionen eindringlich um ihre Zustimmung. Danke schön. (Beifall.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Anderle. Sie sind am Wort. GRin Patricia Anderle (SPÖ): Danke schön, Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe KollegInnen! Nur kurz zu Kollegen Berger, weil Sie im Zusammenhang mit der Donauinsel die SPÖ angesprochen haben. Ohne die Sozialdemokratie würde es diese Insel nicht geben, die Menschen könnten sich dort nicht erholen, könnten keine Feste dort feiern. Das Donauinselfest ist seit über 40 Jahren Symbol für Gemeinschaft, Vielfalt und Kultur. Das sind 120 Tage großartiges Musikprogramm, mehr als 10.000 Künstlerinnen und Künstler, mehr als 60 Millionen Besucherinnen und Besucher. Was 1983 mit einer mutigen Idee und mit einem Traum begonnen hat, ist heute Europas größtes Festival bei freiem Eintritt. Ein einzigartiges Ereignis in unserer Stadt. (Zwischenruf.) - Ich höre nichts. (Heiterkeit.) Es vereint Menschen aus allen Lebensbereichen, um Musik zu genießen, gemeinsam zu feiern und Spaß zu haben. Neben der kulturellen Bereicherung trägt das Fest auch zu Nächtigungen, Konsumation und zur Stärkung des Tourismus in Wien bei. Es ist ein Fest der Unterhaltung, es ist ein Fest, bei dem auch die Werte hochgehalten werden. Das Donauinselfest steht auch 2024 für Inklusion, Nachhaltigkeit, Frauenförderung, Fair Pay und die Förderung der heimischen Künstlerinnen und Künstler, vor allem der jungen Nachwuchstalente. Es wird auch heuer wieder einen Rock-The-Island-Contest geben und auch für die Sicherheit aller Bewohnerinnen und Bewohner wird jedenfalls gesorgt sein. Der Wiener Kulturservice organisiert auch noch weitere Veranstaltungen, zum Beispiel am Areal des Otto- Wagner-Spitals. Es wird dort ein Projekt geben, um Frauen zu vernetzen, zu stärken und zu unterstützen, und der Fokus liegt dort auf Female Empowerment. Geplant sind eine Berufsmesse, Sportangebote, Lesungen, Ausstellungen, und vieles mehr. Zusätzlich zu anderen Veranstaltungen des Wiener Kulturservice trägt auch diese zu einer inklusiven und gerechten Gesellschaft bei. Ebenso wichtig ist der Gürtel Night Walk, es ist heute schon angesprochen worden, der heuer 26 Jahre ist. Auch er zieht Menschen aus allen Teilen der Stadt an und bringt Freude und gutes Miteinander. Auch die Kunst- und Kulturmeile am Donaukanal, da wird es heuer ein neues Projekt geben, eine virtuelle Ausstellung. Das hat es noch nie in dieser Stadt gegeben und es wird sicher ein spannendes Projekt, und auch das traditionelle Maifest, das jedes Jahr tausende Familien erfreut. Als Mitglieder des Wiener Gemeinderates sollten wir stolz darauf sein, solche kulturellen Veranstaltungen unterstützen und fördern zu dürfen, denn all diese Veranstaltungen haben auch eine soziale Bedeutung, weil sie für alle Besucherinnen und Besucher in dieser Stadt kostenlos sind. Damit das auch so bleibt, ersuche ich Sie im Sinne der Kultur, der Kulturschaffenden und im Sinne Wiens um die Förderung des Wiener Kulturservice, denn wir in Wien lieben Kultur. Danke schön. (Beifall.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Berner, ich erteile es ihr. GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Es ist immer ein gutes Gefühl, die Letzte zu sein. Wir werden es nicht mehr so lange hinziehen, aber ich habe trotzdem noch ein paar Sachen zu sagen. - Das ist ja mein Job. Ihrer übrigens auch (erheitert), da zuzuhören, also, machen wir es uns gemeinsam schön, und ich wünsche auch allen, die jetzt noch via Livestream zusehen, einen schönen Abend! (Heiterkeit.) Es geht in diesem Akt um den Wiener Kulturservice, das ist der Trägerverein, der neben dem Donauinselfest auch das Maifest, die Kunstmeile Donaukanal, den Gürtel Night Walk und einige Kirtage finanziell unterstützt. Was an der Konstruktion für uns irritierend ist: Warum all diese Initiativen nicht einfach direkt bei der MA 7 ansuchen? Dann würden nämlich auch die tatsächlichen Fördersummen im Kulturbericht stehen und in Wien öffentlich aufscheinen. Dann könnten die einzelnen VeranstalterInnen in einem standardisierten Verfahren ihre Einreichungen vorlegen und die Abrechnungen würden standardisiert geprüft werden. Derzeit wird nur die Arbeitsweise des Kulturservice geprüft. Wie aber die Veranstalter des Donauinselfestes ihre Aufträge vergeben, wer da profitiert, bleibt im Dunkeln und muss vom Rechnungshof geprüft werden. Das ist eigentlich nicht besonders transparent. Ich habe die Vorgeschichte im Vorjahr schon ausführlicher beschrieben, deshalb lasse ich das hier jetzt so kursorisch, im Sinne von uns allen, dass wir auch bald nach Hause kommen. Was sich aber im Gegensatz zum Vorjahr geändert hat, mein Vorredner ist auch schon darauf eingegangen: Erstmals - erstmals -, zumindest, seit ich hier im Gemeinderat sitze, haben wir auch einen längeren Bericht zum Donauinselfest beim Akt dabei gehabt. Das möchte ich wirklich positiv hervorheben, denn da sind doch einige Dinge drinnen gestanden, wenn auch nicht ganz so ausführlich. Was wir aber leider in diesem Bericht eben zum Beispiel nicht erfahren haben, ist, wie viele weibliche und wie viele männliche und wie viele non-binäre KünstlerInnen tatsächlich im vorigen Jahr aufgetreten sind beziehungsweise, und das ist auch wichtig, zu welchen Time Slots sie aufgetreten sind, weil, damit es wirklich gendergerecht ist, muss es auch so sein, dass man auch zu guten Slots benachteiligte Gruppen sehen kann. Der Bericht streicht weiter heraus, dass zwei Drittel der BesucherInnen am Donauinselfest TouristInnen sind. Das erstaunt mich, ehrlich gesagt, beim größten Open Air der Wienerinnen und Wiener. Ist das also eher eine Touristenattraktion oder ist es doch ein Fest der Wienerinnen und Wiener? Wir wissen es nicht genau. Sollte es eine Touristenattraktion sein, wäre es vielleicht toll, wenn diese 2 Millionen EUR doch vom Finanzressort übernommen werden, dann hätten wir 2 Millionen EUR mehr für die lokale Kulturszene. Ich finde, das wäre ein Ziel, an dem wir arbeiten können. Wir erfahren zum Bericht aber noch etwas, und da geht es um die Barrierefreiheit. Im letzten Jahr haben Sie nicht nur in Nachhaltigkeit investiert, sondern auch in Barrierefreiheit - das finde ich an sich gut -, allerdings nur in Barrierefreiheit für Zusehende. Das heißt, dass Zusehende zum Beispiel im Rollstuhl zu den Events gebracht werden können. Worin offensichtlich nicht so viel investiert worden ist, ist, dass auch KünstlerInnen mit Behinderungen die Bühne erklimmen. Das, scheint mir, dürfte ein allgemeiner blinder Fleck sein. Das haben wir leider auch im Rathaus hier bemerkt. Als wir nämlich im Zuge einer Veranstaltungsplanung einen Zugang für eine Person im Rollstuhl gesucht haben, die auf die Bühne kommen wollte, sind wir draufgekommen, dass das Rathaus leider keine flexiblen Rampen hat, um Personen vom Parkettboden auf eine 40 cm-Bühne hinaufzubringen. Wir haben schon Zugänge, das Rathaus hat in rollstuhlgerechte Zugänge und Aufzüge investiert, aber nicht in Bühnenzugänglichkeit. Das heißt, irgendwie hat man nicht daran gedacht, dass Menschen mit Rollstühlen auch die Bühnen dieser Stadt erklimmen und im öffentlichen Raum öffentlich sprechen oder als SprecherInnen so interessant sind. Ich finde das sehr schade. Ich glaube, wir sollten diese Bühnen als barrierefreien Raum für alle zur Verfügung stellen. Deswegen haben wir einen schriftlichen Antrag eingebracht, dass wir in eine flexible Rampe im Rathaus investieren, sonst müssen wir das nämlich bei jeder Veranstaltung extra finanzieren, und wir würden uns freuen, wenn das ein allgemeines Gut ist. Wir wissen, damit das Rathaus wirklich barrierefrei wäre, würde es auch gut sein, in Induktionsanlagen zu investieren und in ein Blindenleitsystem, weil die Behindertenfreundlichkeit auch im Akt genannt worden ist. Für die inklusive Gesellschaft wäre es wichtig, dass wir das machen. Ich glaube, dass das auch eine Möglichkeit ist, dass wir das hier umsetzen. Ich bringe jetzt noch einen Antrag ein, das wissen Sie schon, es geht um den Antrag zum Thema rassistische Straßennamen. Inklusion bedeutet auch, dass wir uns der Diversität dieser Stadt und der demokratischen Gesellschaft im 21. Jahrhundert bewusst sind. Dazu heißt es, Straßennamen sind ein Teil der kollektiven Erinnerung und eigentlich auch der kollektiven Verehrung. Sie unterstützen, sagen mir die Historiker, eine sogenannte Ewigkeitsillusion, das heißt, sie meinen, dass Namen immer schon da waren. Wenn man aber genau nachschaut, sind die meisten Straßennamen, die Sie heute verwenden, Ende des 19. Jahrhunderts entstanden. Das heißt, wir haben zirka 4.500 Personen, die in den Straßen Wiens geehrt werden, aber die Bevölkerung war auch 1900 schon bei zirka 2 Millionen Einwohnern, das heißt, das ist nur eine geringe Anzahl. Es geht um Diversität in der Gesellschaft, wer wo repräsentiert ist und wer wo gesehen wird. Deshalb sage ich das hier und an dieser Stelle, und jeder darf das sagen, und ich habe jetzt noch eine Minute, ich hoffe, das halten Sie noch aus. Die Straßennamen dieser Stadt erzählen, welche Menschen hier gelebt haben und bis heute hier leben. Auch die SPÖ redet immer vom Schmelztiegel Stadt Wien, das heißt, wir alle sind sicher, dass hier Personen gelebt haben, die noch nicht repräsentiert sind, und dass wir diese hegemoniale Geschichte, die hier erzählt wird, noch einmal verändern können. (Zwischenrufe.) Ich missbrauche nicht die Geschäftsordnung, ich bringe meinen Antrag ein. Ich bringe meinen Antrag ein und finde es schade, warum Sie das so aufregt. Wir sind doch hier in einer diskursiven Veranstaltung, und es ist nicht einmal 23 Uhr. Es geht um umstrittene Straßennamen wie die Große Mohrengasse oder die Kleine Mohrengasse, den Columbusplatz, die Baumannstraße, die Hansalgasse, die Holubgasse, die Ludwig von Höhnel-Gasse, die Marnogasse, die "hilippovichgasse. Das sind rassistische und kolonialistische Straßennamen, und wenn wir sie weiter verwenden, verfestigen wir auch die Idee der rassistischen Sprache. Wir sind im 21. Jahrhundert, wir sind sensibel dafür geworden, dass man Leute nicht öffentlich diffamieren soll, und wir haben die Chance, das zu ändern. Es ist nicht festgeschrieben. (Zwischenruf.) Es ist nicht kulturlos. Kulturlos ist, Leute im öffentlichen Raum zu verachten. Kulturlos ist es, rassistische Begriffe weiter zu verwenden und kulturlos ist es, Antisemiten weiter zu verehren. Das ist kulturlos. Wir alle wollen das doch nicht. Wir sind eine liberale, demokratische Gesellschaft und wollen Menschen verehren, die wir auch wirklich als Helden sehen und nicht als ... (Zwischenruf.) Ich bin sehr liberal im Gegensatz zu Ihnen! Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert (unterbrechend): Meine Damen und Herren, könnten wir uns genau noch drei Minuten zusammenreißen? (Beifall.) Echt wahr, bitte, drei Minuten, das halten wir alle noch aus. Danke. - Sie sind am Wort. GRin Mag. Ursula Berner, MA (fortsetzend): So kann man es auch sehen. Eine kritische Auseinandersetzung sollte nicht nur in den Geschichtsbüchern stattfinden und sollte nicht nur in den Universitäten stattfinden, sondern gerade auch auf der Straße und gerade auch in der Diskussion, im öffentlichen Raum. Dort nämlich diskutieren wir. Sie alle gehen in den öffentlichen Raum. Meine Tochter sieht auf der Straße, ob dort nur Männernamen vorkommen oder auch Frauennamen, ob dort das Wort "Mohr" oder "Neger" vorkommt oder nicht. Diese Namen dürfen nicht mehr im öffentlichen Raum festgehalten werden, das ist diffamierend. Graz schafft es, die Straßennamen umzubenennen, und es ist völlig unverständlich, warum man das in Wien nicht schafft. Es gibt dort einen eigenen Topf, um das finanziell zu schaffen. Ich würde mich freuen, wenn auch die SPÖ sich bereit erklärt, sich noch einmal mit den Straßennamen auseinanderzusetzen. Ich würde mich freuen, gerade im "Black History"-Monat, wenn man sich da noch genauer dazu bekennt und genauer darüber nachdenkt, wen wir im öffentlichen Raum erinnern wollen. Herzlichen Dank, dass Sie so aufmerksam zugehört haben. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter hat das Schlusswort. - Der Berichterstatter verzichtet. Damit kommen wir zur Abstimmung über die Postnummer 35. Wer dieser Postnummer zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der SPÖ, der NEOS, und das war es dann auch, womit diese Postnummer mehrheitlich gegen die Stimmen der ÖVP, der GRÜNEN, der FPÖ und des GR Kieslich angenommen ist. Es liegen vier Anträge vor, die ersten drei sind auf sofortige Abstimmung. Der erste Antrag ist von der FPÖ zu Kontrollen zu Kinderschutz im Kulturbereich. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und des GR Kieslich, womit dieser Antrag in der Minderheit bleibt und abgelehnt ist. Der nächste Antrag betrifft Sicherheitsvorkehrungen in Wiener Kultureinrichtungen. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen. - Ich sehe wieder die Zustimmung der FPÖ, der ÖVP und des GR Kieslich, auch dieser Antrag ist damit abgelehnt. Der nächste Antrag ist von den GRÜNEN und betrifft die Umbenennung von rassistischen und kolonialistischen Straßennamen. Wer da zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der GRÜNEN alleine, womit dieser Antrag abgelehnt ist. Der letzte Antrag des heutigen Abends betrifft die Kinderschutzkonzepte im Kulturbereich und beantragt die Zuweisung. Wer der Zuweisung zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ, der NEOS, Sozialdemokraten und GR Kieslich, womit dieser Antrag mehrstimmig zugewiesen ist. Damit ist der öffentliche Teil dieser Sitzung geschlossen, und wir verabschieden uns von der Webcam und vom ORF und kommen zur nicht öffentlichen Sitzung. (Schluss um 20.50 Uhr.) Gemeinderat, 21. WP 22. Februar 2024 50. Sitzung / 20