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Gemeinderat, 49. Sitzung vom 24.01.2024, Wörtliches Protokoll  -  Seite 34 von 69

 

Generation. Deswegen ist es wichtig, sich nicht nur auf eine konkrete Verkehrsgruppe zu fokussieren, wie es zum Beispiel die GRÜNEN machen, sondern zu schauen, wie man es schafft, alle Zielgruppen mitzunehmen, die Bedürfnisse entsprechend abzubilden, und auch Maßnahmen zu schaffen, die attraktiv sind, damit man auf den öffentlichen Verkehr umsteigt und gar nicht aufs Auto angewiesen ist. Das ist auch etwas, was mir seitens der Stadtregierung abgeht. Ich habe nicht das Gefühl, dass sich irgendjemand einmal Gedanken gemacht hat, zu fragen, warum die Leute eigentlich mit dem Auto fahren. Was ist denn der Grund, dass jemand aufs Auto angewiesen ist oder nicht oder wie auch immer?

 

Es wird immer Leute geben, das ist klar, die das klasse finden, mit dem Auto zu fahren - okay, wie auch immer. Es muss aber schon auch hinterfragt werden: Gibt es keine Infrastruktur in meinem Wohnumfeld? Sind meine Wege so stark verteilt? Muss ich etwas transportieren? Habe ich Kinderbetreuungspflichten, bei denen ich sage, ich kann mich nicht anders fortbewegen als mit dem Auto? Ich glaube, dieses Verständnis für unterschiedliche Bedürfnisse, für unterschiedliche Zielgruppen wird noch viel zu wenig abgebildet und hat auch in der Verkehrsplanung viel zu wenig Einfluss, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

 

Insofern werden wir weiterhin darauf drängen, differenziert zu betrachten, sachlich dem Thema Verkehrs- und Mobilitätspolitik zu begegnen und durch konstruktive Vorschläge eine Verbesserung zu erwirken. Wir hoffen, dass wir auch in dieser Hinsicht etwas weiterbringen, vielleicht gemeinsam. Unsere Ideen liegen auf jeden Fall auf dem Tisch und wir sind bereit, hier konstruktiv mitzuarbeiten. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Haase, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin.

 

12.11.47

GRin Mag. (FH) Susanne Haase (SPÖ)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Liebe ZuschauerInnen via Livestream!

 

Es wurde jetzt schon sehr viel über das Radfahren, über die Radinfrastruktur, über die Entwicklung der letzten Jahre, über die Zahlen und Ziele und wer was erreichen will und was wie nicht zu schaffen ist, gesagt. Das Schöne ist, wie ich finde, dass Radfahren tatsächlich mittlerweile ein wichtiges Thema ist, das die Menschen bewegt, und dass wir es heute als Schwerpunkt haben, freut mich persönlich besonders.

 

Wie soll ich aber anfangen? Ich verfolge ja auch sehr interessiert die Medienberichterstattung über das Radfahren in Wien, und ich muss sagen, dass in den letzten Tagen doch sehr viel darüber in den Medien war, was nicht zuletzt daran lag, dass unsere Stadträtin die Radfahrbilanz 2023 mit Ausblick auf 2024 präsentiert hat. Soweit so gut, es geht dabei um eine Bilanz, die sich auch sehen lassen kann - natürlich auch mit sehr vielen Superlativen drin, so gehört sich das, wenn man eine Bilanz macht. Wie die Kollegin schon gesagt hat, haben wir 20 km neue Radwege allein im Hauptradwegenetz geschaffen, weitere 11 km in den Bezirken, 35 Millionen EUR investiert. Es sind über 50 Projekte, Lückenschlüsse, Langstreckenverbindungen, allgemeine Verbesserungen und auch solche Dinge, die kommen werden, wie richtungsweisende Highlights wie die Fahrradstraße in der Argentinierstraße, durch die neue Maßstäbe gesetzt werden.

 

Es sind dabei aber auch noch andere Dinge entstanden. Wir haben mittlerweile die Grünpfeile, bei denen man an den Ampeln abbiegen darf, wenn diese auf Rot geschaltet sind. Das ist schon auch eine Maßnahme, die den Radfahrverkehr sehr attraktiviert. Mittlerweile sind schon 330 Ampeln damit ausgestattet worden, und es wird noch viele weitere geben.

 

Weiters gibt es auch kostenlose Radkurse für SchülerInnen, es gibt einen kostenlosen Rad-Check, es wurde die Lasten-Bike-Förderung für Privatpersonen verdoppelt. Ich kann sagen, das sind alles Maßnahmen, die natürlich greifen. Umso verwunderlicher war es - und da muss ich jetzt auch noch einmal auf den „Standard“-Artikel von Montag eingehen -, als ich eben die Zeitung aufgeschlagen habe und in diesem Artikel stand: „Zahlenstreit um Wiens Radnetz“. Allen Ernstes wurde da irgendwie versucht, auszurechnen oder zu zeigen oder zu sagen, dass irgendjemand irgendetwas erschummelt hat. Was auch im „Standard“-Artikel steht, ist, dass das nicht stimmt und dass die Berechnungen halt ein bisschen unterschiedliche Sichtweisen haben, wie das halt oft so ist, aber im Grunde ist es so, wie es ist und die Zahlen stimmen natürlich. Ich frage mich nur, wen wir eigentlich mit solchen Dingen erreichen wollen. Im Artikel steht drin: „Es geht ein Hickhack der grünen Fraktion mit der roten Stadträtin voraus.“ - Da frage ich mich tatsächlich, wer eigentlich die Zielgruppe ist, die wir mit solchen Diskussionen erreichen wollen.

 

Ich habe bei mir am Handy eine App, die sich „Wien Radelt“ nennt. Da kann man einstellen, dass alle Radwege irgendwie aufgenommen werden und dann wird man kategorisiert. Es wird eingestellt, in welcher Kategorie man sich befindet, was für ein Typ von Radler man ist, es gibt da sehr nette Kategorien. Ich zum Beispiel bin eine Vielradlerin, das heißt, in der Woche 50 bis 150 km. Ich möchte nicht übertreiben, es sind keine 150, aber es sind doch immer um die 50, 60 km, die ich in der Woche Rad fahre. Ich kann es vorweg gleich sagen, ich bin nicht die Zielgruppe, die wir erreichen wollen. Leute wie ich fahren sowieso Rad, ich bin auch schon vor 15 Jahren Rad gefahren, und das waren tatsächlich noch andere Zeiten. Mich braucht niemand zu überfahren, zu überreden. (Heiterkeit bei der Rednerin. - GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Schon gar nicht mit dem Radl!) - Bitte, niemand sollte mich überfahren, aber mich braucht auch niemand in der Früh zu überreden, auf das Rad zu steigen.

 

Es gibt auf der App noch andere Kategorien, die ich sehr nett finde. Es gibt zum Beispiel die Kategorie Lifestyle-Radlerin, Genussradlerin, E-Bikerin, dann Alltagsradlerin, Sportlerin. Ich sage Ihnen eines: Es muss uns gelingen, Radler wie Genussradler oder Lifestyle-Radler zu überzeugen, dass sie länger und weiter auf dem Rad sitzen bleiben und mehrere Kilometer weiterfahren. Es muss uns gelingen, dass wir Einsteigerradfahrer überzeugen, dass sie überhaupt auf das Rad steigen und dann auch auf dem Rad bleiben.

 

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