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Gemeinderat, 40. Sitzung vom 28.06.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 31 von 102

 

wahrscheinlich für das Budget 2024 auch weiter Inflationsabdeckungen. Warum ist das wichtig? Weil gerade in der Krise Kulturangebote die Möglichkeit schaffen, endlich wieder zusammenzukommen, den schwierigen Alltag vielleicht ein wenig zu vergessen und sich auch inspirieren zu lassen. Im besten Fall kann Kultur Hoffnung geben, und das wäre doch ein gutes Ziel für die Kultur in diesem Land, in dieser Stadt.

 

Wenn die Förderungen zehn Jahre lang gleich bleiben, das wissen wir, dann ergibt sich durch die Inflation ein Loch, und das haben wir jetzt ein bisschen ausbessern können. Wer sich aber Fair Pay auf die Fahnen schreibt, muss dementsprechend auch alle Förderhöhen erhöhen, sonst wird Fair Pay nicht möglich sein. Wir werden da sicher mitstimmen, sollte es dazu kommen.

 

Schal im Abgang bei den Erhöhungen ist auch, wenn man genauer hinsieht: Wieder sind eher größere Institutionen besser ausgestiegen und wieder bleibt unklar, nach welchen Kriterien genau diese Zusatzzahlungen berechnet wurden. Was wir im Ausschuss erfahren haben: Die MA 7 hat geprüft und dann entschieden, wer wie viel braucht und das wurde dann vergeben. Das ist okay, aber unbefriedigend für die, die weniger bekommen, als erhofft. Im Sinne der Transparenz wäre es angebracht, dass auch wir als Ausschussmitglieder Kalkulationen von Projekten sehen und damit verstehen, warum das eine mehr und das andere weniger braucht. Es ist auch einigermaßen erstaunlich, wenn die Leiterin der MA 7 behauptet, es würde den Datenschutz der Antragstellerin verletzen, wenn Ausschussmitglieder Kalkulationen vorgelegt bekommen.

 

In anderen Ausschüssen können diese Kalkulationen vorgelegt werden. Und wie sollte man sonst fundiert entscheiden, was eine richtige Förderung wäre? Übrigens, auch in § 105 der Geschäftsordnung steht, dass Ausschussmitgliedern alle Informationen vorgelegt werden sollen, die sie für ihre Entscheidung brauchen. Als gewählte Mandatarin verstehe ich nicht, warum ich nicht wissen soll, wie hoch das Gehalt eines Geschäftsführers der Vereinigten Bühnen ist, wie viel die Symphoniker verdienen oder der Direktor des Volkstheaters. Genauso interessant im Sinne von Fair Pay wäre es, im Vergleich dazu zu sehen, wie hoch die Gagen oder die Honorare in freien Kulturprojekten beziehungsweise an den Mittelbühnen sein können, wie sehr man ihnen das zugestehen kann. Es ist schwierig, herauszufinden, wer die Transparenz verweigert. Ich gehe davon aus, dass es eher nicht die Leiterin der MA 7 ist. Ist es die Gewohnheit, ist es explizit die Stadträtin, ist es der Bürgermeister, die nicht wollen, dass die Opposition sieht, woher diese Entscheidungen kommen? Ich würde mich freuen, wenn wir in Zukunft diese Akten einsehbar machen.

 

An dieser Stelle möchte ich mich auch von Seiten der GRÜNEN ganz besonders bei den MitarbeiterInnen der MA 7 für ihr Engagement im heurigen Jahr bedanken. Ich weiß, dass es viel Arbeit war, kann es mir als ehemalige Kollegin auch gut vorstellen. Wir wissen, die Herausforderungen sind groß und würden Ihnen deshalb gerne einen Applaus zukommen lassen. (Allgemeiner Beifall.)

 

Wenn es ein bisschen transparenter wäre, könnte man auch Fair Pay als Wirkungsziel festschreiben. Das, was Educult in ihrer Studie gesagt haben, war nämlich die Aufforderung, dass man, um Fair Pay zu verankern, Maßnahmen in die Förderkriterien schreiben soll, und genau das wünschen wir uns auch. Deshalb haben wir einen Antrag dazu gestellt. Ich würde mich freuen, wenn Sie diesen Antrag unterstützen können, damit wir auch in Zukunft nicht nur Fair Pay, sondern auch ordentliche Wirkungsziele festhalten können. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Warum diese Transparenz wichtig ist und warum es wichtig ist, auch Genderquoten festzuschreiben, sieht man zum Beispiel bei der Musikförderung. Seit die GRÜNEN nicht mehr in der Regierung sind, zeigt sich wieder einmal, dass es leider, leider in der Musikförderung ein großes Ungleichgewicht gibt. Auch 2022 sind 72 Prozent Männer und nur 36 Prozent Frauen, die als KomponistInnen gefördert werden, und sogar bei den Arbeitsstipendien in Musik sind es 67 Prozent Männer und nur 33 Prozent Frauen. Ich glaube nicht, dass es unbedingt an den Jurys selber liegt, die sind ja zum Teil 50 zu 50 besetzt. Es liegt aber daran, dass sie keine Quoten oder andere Maßnahmen haben, die sie motivieren, sich Einreichwege anzuschauen und zu analysieren, warum sich vielleicht weniger Frauen bewerben oder was Verhinderungsgründe sind. Sich das anzuschauen und dann auch in die Richtung weiterzuentwickeln, wäre im Ziel einer gerechten Stadt.

 

Es geht zu einem weiteren Antrag, den wir heute stellen wollen, und zwar: Wie können wir mehr Publikum motivieren? Wir alle wissen, Corona hat Publikum ausbleiben lassen, es gibt mittlerweile auch eine aktuelle Studie vom Bund zur kulturellen Teilhabe und die zeigt, die Probleme sind komplex. Es gab einen Rückgang sowohl in klassischen Institutionen wie Theatern als auch in Kinos. Was man aber sieht, ist, dass Personen, die vor Corona eine höhere kulturelle Beteiligung hatten, während der Pandemie eine höhere Resilienz haben konnten, weniger negative psychische Folgen hatten und auch eine höhere Lebenszufriedenheit. Das heißt, Kultur kann dazu beitragen, sich besser zu fühlen. Das sollten wir unbedingt unterstützen. Es soll nicht sein, dass nur Leute, die gut verdienen, sich Kultur leisten können. Deshalb stellen wir den Antrag auf einen Kulturgutschein für Kinder und junge Erwachsene, die sich selber eintragen können, um dann eine Win-win-Situation zu schaffen. Einerseits würde der Kulturgutschein Kinder und Jugendlich dazu motivieren, ins Theater oder in eine andere Kulturinstitution zu gehen, und andererseits würde er mehr Publikum in die Kulturvereine dieser Stadt, die gefördert sind, bringen, das heißt, eine Win-win-Situation für die BesucherInnen und für die Kultureinrichtungen. Bitte unterstützen Sie das! (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Im Grunde könnte ich jetzt beim Rechnungsabschluss noch einmal viele Kritiken wiederholen, die ich auch schon im letzten Jahr wiederholt habe. Ich bleibe da nur in Stichworten, ich sage nur das Wort Vereinigte Bühnen. Es wäre wunderbar, wenn wir es schaffen würden, diesen Koloss dabei zu unterstützen, selbstständiger zu werden. In anderen Städten in Europa gibt es die Möglichkeit, dass Musicals Gewinne erzielen. Das könnte doch in Wien auch

 

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