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Gemeinderat, 37. Sitzung vom 25.04.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 93 von 103

 

dürfen aber diese Belastung auch nicht kleinreden, überhaupt nicht, da bin ich auch vollkommen bei Ihnen.

 

Was es da letztendlich braucht, ist, dass wir endlich einmal von diesem Indikator vom Bettendenken weg hin zu einem Funktionsdenken kommen müssen. (GRin Dr. Claudia Laschan: Genau!) Die Finanzierung muss dieser Funktion folgen und nicht den Betten und nicht der Anzahl der Patienten oder Sonstigem. Das ist genau unser Problem. Das heißt, wir brauchen eine andere Logik, wir brauchen da andere Prozesse und nur das wird funktionieren.

 

Das ist aber auch vorgesehen, das ist auch bei den neuen Spitalsprojekten vorgesehen, diese werden so geplant, dass wir in Zukunft multidisziplinäre Belegungen auf den Bettenstationen haben - extrem wichtig, weil dann die Versorgung deutlich besser ist. Also wenn Sie sagen: „Was macht Wien?“, sage ich Ihnen: Wir gehen in diese Richtung. Wir bauen diese Strukturen auch in dieser Form auf. Es ist nicht alles von Anfang an perfekt, überhaupt nicht, das ist vollkommen klar, aber es geht in die Richtung. Es ist klar, was da der Auftrag ist. Das geht aber auch nur dann, wenn die Rahmenbedingungen passen. Da geht es auch um gesetzliche Regelungen und es geht wieder um das Thema der Finanzierung. Das heißt, das ist es, woran es mangelt.

 

Was man auch ehrlich sagen muss, ist, dass dieses Versprechen der stationären Versorgung durch den Ausbau der ambulanten Versorgung bisher wenig stattgefunden hat - das wissen Sie selber. Wir sind weit hinter den Plänen der Primärversorgungseinheiten, Österreich-weit. Wir sind sogar in Wien jetzt relativ weit voran - wir haben das auch in der letzten Gesundheitsplattform diskutiert -: Wir haben 10 PVEs, die in Betrieb sind, wir haben 14, die im Prozess sind, weitere 10 im Aufbau, das heißt, wir kommen dem Ziel, 36 - das haben wir auch im Regierungsübereinkommen -, schon nahe. Ich finde, das beginnt langsam zu funktionieren, aber auch viel zu langsam. Das hat aber auch wieder mit den Verhandlungen zwischen der Gesundheitskasse und der Ärztekammer zu tun. Sie können sich also nicht automatisch hier herstellen und sagen: Es ist nur Wien schuld und nur Wien macht das und das funktioniert nicht.

 

Worauf ich wirklich stolz bin - das war eine langjährige Forderung von uns und wir haben das oft diskutiert, und Sie wissen, gerade für das Thema Kinder- und Jugendgesundheit habe ich mich hier an dieser Stelle immer massiv eingesetzt -, und das haben heute die Österreichische Gesundheitskasse und die Ärztekammer verkündet, ist, dass sie endlich zu einer Einigung kommen - wir haben das auch auf der Gesundheitsplattform diskutiert -, dass es neun Kindergesundheitszentren, neun Kinder-PVEs geben wird. Ich finde, dass das extrem wichtig ist, dass wir im niedergelassenen Bereich, gerade im Bereich der Kinder- und Jugendheilkunde endlich diese Versorgung sicherstellen werden. Ich glaube, dass vielleicht auch einige Wahlärzte in diese neuen Strukturen kommen werden. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)

 

Ein anderes Beispiel dafür, wo eben genau diese Schnittstelle zwischen Spital und niedergelassenem Bereich neu aufgesetzt wird, ist das gestern eröffnete Diabeteszentrum am Wienerberg. Wir wissen, dass es in ganz Österreich eine Unterversorgung gerade im Bereich für Diabetes gibt, und gestern wurde eben dieses neue Diabeteszentrum am Wienerberg als zusätzliche Versorgungseinheit der Klinik Landstraße eröffnet, denn Diabetes sollte man nicht im Krankenhaus behandeln, sondern diese Versorgung sollte man wohnortnahe und niederschwellig für die Menschen machen. Letztendlich ist dieses Diabeteszentrum ein Bindeglied zwischen dem niedergelassenen Bereich und dem Spital. Dort haben wir genau das, was die Menschen brauchen, nämlich eine interdisziplinäre Versorgung aus dem pflegerischen, aus dem ärztlichen Bereich und Diätologen. Menschen können dort tatsächlich lernen, wie sie kochen, wie sie sich anders ernähren können, um mit dieser Krankheit besser umzugehen.

 

Ziemlich cool ist auch, dass dieses Zentrum gemeinsam mit den PatientInnen in einem Beteiligungsprozess entwickelt wurde, sodass man auch die Räumlichkeiten entwickelt hat, damit man sich wohlfühlt, um hinzugehen. Das stelle ich mir unter einer guten, wohnortnahen ambulanten Versorgung im Bereich der chronischen Erkrankungen, wo wir so viele Themen haben, vor. Ich finde, das ist ein sehr, sehr schöner Erfolg. (Beifall bei den NEOS und von GR Kurt Wagner.)

 

Sie haben gesagt, in Wien machen wir nichts, wir haben keine Vorstellungen. Da möchte ich Sie nur auf das Thema der Erstversorgungsambulanzen verweisen. Wien ist das einzige Bundesland, in dem jetzt alle städtischen Spitäler, alle Kliniken vorgelagert eine Erstversorgungsambulanz haben. Das dient dazu, die Patientenströme auch sinnvoll zu lenken. Wir wissen auch aus den Erfahrungen, dass 70 bis 80 Prozent der Menschen, der PatientInnen eigentlich gar nicht ins Spital gehen müssen, sondern im niedergelassenen Bereich besser aufgehoben sind. Das ist eine enorme Entlastung, vor allem wieder des Spitalpersonals. Also auch das passiert ganz konkret.

 

Die letzte Erstversorgungsambulanz von diesen sechs, die wir geplant haben, wurde erst im Februar in der Klinik Landstraße eröffnet, ist dort in Betrieb gegangen. Und ja, auch dort brauchen wir mehr Personal, auch das ist keine Frage, aber es sind genau die richtigen Weichen, um diese Strukturreformen für eine niederschwelligere Versorgung zu machen. Die Erstversorgungsambulanz ist ein wichtiger Baustein im Wiener Gesundheitssystem und sorgt eben dafür, dass die PatientInnen an die richtigen Stellen geleitet werden, sei es im Spital oder im niedergelassenen Bereich. Das erlaubt eine gezielte medizinische Erstversorgung, die sich an den Bedürfnissen der PatientInnen orientiert und gleichzeitig - das ist uns extrem wichtig - die wichtige Spitalsressource entlastet.

 

Es gibt also viele sehr konkrete Projekte, wie diese Strukturreform in Gang gesetzt wird, aber auch konkret umgesetzt wird. Da geht es nicht nur um Planung, sondern wir tun das auch in dem Bereich. Natürlich gibt es noch viele, viele andere Anknüpfungspunkte, um die Situation zu verbessern, alleine auch beim gesamten Thema Berufsbild der Pflege. Auch da sage ich, die Pflegefachkräfte spielen eine besondere Rolle, schon heute, aber natürlich auch in der Zukunft der Gesundheitsversorgung - wohnortnahe mit den Community Nurses. Das sind

 

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