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Gemeinderat, 61. Sitzung vom 29.06.2010, Wörtliches Protokoll  -  Seite 46 von 110

 

religiöse Angelegenheit. Manchmal ist es praktisch, mit dem Auto zu fahren. Wenn man mit riesigen Koffern umzieht, dann wird man schon einmal ein Auto haben, wobei es auch schon Radumsiedlungen gibt, diese Lastenräder, das gibt es auch. Aber Sie müssen es nicht machen. Wenn man umsiedelt, muss man nicht zwangsweise mit dem Rad umsiedeln, man darf sich schon ein Auto nehmen. Die gelegentliche Autonutzung ist sinnvoll.

 

Anstatt dass wir sagen: Wenn das so ein Erfolg ist, bauen wir 10, 20, 30 solche Dinger – in dem Fall wäre es gegenüber bei den Bombardier-Gründen so gewesen –, nein. Das halte ich für eine gewisse Rückgratlosigkeit von der Stadt. Was hätte man machen können?

 

Im Übrigen möchte ich Ihnen noch sagen: Die Leute suchen noch immer, denn mit vier Kindern ist es in einer 80 m²-Wohnung einfach eng. Sie sehen nicht ein, warum sie eine Siedlung mit einem Garagenbau mitfinanzieren sollen. Da gibt es eine Identität, auch herzuzeigen, dass ein anderes Verkehren möglich ist.

 

Ich komme wieder zurück auf das Ölfeld, auf das ausrinnende Öl: Man kann stolz sein. Alle, die mit dem Rad in Wien fahren, sind nicht nur glücklicher, denn der Frust im Stau ist ein Wahnsinn. Wenn ich gelegentlich im Auto im Stau stehe, dann kann ich sagen: Das ist irre! Heute war ein langer Stau, mit dem Rad fährt man elegant vor. Da gibt es keinen Stau. Das ist wunderbar. Das kann ich allen nur dringend empfehlen. Im Wahlkampf werde ich nicht nur „grün" auf mein Leiberl schreiben, sondern auch „Radfahren macht glücklich". Das glaube ich nämlich im Ernst. Also, wenn Sie einmal grantig sind, meine Damen und Herren, setzen Sie sich auf das Rad! Es ist wunderbar.

 

Ganz kurz – viele Sachen muss ich mir jetzt ersparen – zu den Citybikes, die jetzt ganz gut funktionieren. Ich bin extrem skeptisch City-E-Bikes zu machen. Darf ich das einmal sagen?! Das funktioniert jetzt super. Was sollten wir tun? – Wir sollten das deutlich ausweiten, aber zu bedenken sind die Infrastrukturkosten in Zeiten des Sparens, die sich daraus ergeben, das aufzuladen, und die Anfälligkeit. Warum sollen wir ein System, das nicht für lange, aber für kurze Strecken funktioniert, ändern? Also, ich bin ein Fan der E-Bikes. Ich halte das vor allem im Westen Wiens für gescheit. Wenn man am Abend irgendwo hinauffahren muss, ist es klasse, einen Hilfsmotor zu haben. Bei den Citybikes bin ich extrem skeptisch und würde das diskutieren.

 

So, jetzt habe ich noch 30 Sekunden Zeit. Das passt überhaupt nicht zur Geschäftsgruppe, aber ich habe einfach Lust dazu und ich muss auch für meine Lebensqualität etwas machen. Es hätte zur vorigen Debatte gehört, aber es braucht nur 30 Sekunden. Ich könnte sogar sagen, es geht um den öffentlichen Raum, dann hat es auch etwas mit der Geschäftsgruppe zu tun. Ich muss etwas zur ÖVP sagen, Herr Kollege Gerstl, Sie überziehen Wien momentan mit Plakaten. Wir werden das auch tun, das ist halt Wahlkampf. Auf diesem steht: „reden wir über bildung. am besten auf deutsch." – Sie kennen das Plakat. (Der Redner hält das genannte Plakat in die Höhe.) Auf diesem Plakat sind zehn Rechtschreibfehler, meine Damen und Herren! (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Ich darf Ihnen das vorexerzieren. Schauen Sie im Duden nach! Vielleicht ist das eine besondere Perfidie, die sich mir nicht erschließt, und Sie haben die Ironie gepachtet. Zum Beispiel – da muss ich meine Brille aufsetzen –, wenn man einen Satz beginnt: „reden wir über bildung, am besten auf deutsch." Am Satzanfang macht man einen Großbuchstaben! (GR Alfred Hoch: Na ja!) Nicht: Na ja. Nicht genügend, Herr Kollege Hoch, wenn Sie das in der Schule schreiben! Oder: „mehr wien ist möglich!" Wie schreibt man „mehr", groß oder klein? Wie schreibt man übrigens „Wien"? (GRin Dr Sigrid Pilz: Groß!) Das schreibt man auch groß!

 

Liebe ÖVP! Wenn Sie schon vertrottelte Plakate machen, dann schreiben Sie diese wenigstens richtig! – Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Das Wort hat Herr GR Hoch.

 

13.56.26

GR Alfred Hoch (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Auf die Rede des Kollegen Chorherr werde ich dann abschließend eingehen. Ich war jetzt etwas überrascht über die Art der Kritik.

 

In der gestrigen Rede der Finanzstadträtin wurde ja leider sehr wenig über die Zukunft der Stadt als Lebens-, Arbeits- und Freizeitraum gesprochen. Gerade aber dieser Bereich wäre auch für unseren Ausschuss und für die Zukunft der Stadt sehr wichtig gewesen. Wien ist unbestritten eine wunderschöne Stadt. Sie darf aber nicht so stehen bleiben, wie sie es in den letzten Jahren tat. Die Stadtentwicklung – das ist ja auch unsere Ausschussarbeit – orientierte sich in den letzten Jahren am STEP 05. Wir diskutieren ja morgen die Fortschreibung. Irgendwie vergisst man aber – und das wird dann morgen einer der Kritikpunkte sein – diese innerstädtische Weiterentwicklung.

 

Vor allem werden in den letzten Jahren sterile Wohnhausviertel – etwa in der Brünner Straße, also im 21. Bezirk überhaupt, in der Wienerberg-City und ähnlich auch im 12. Bezirk – entwickelt. Die Stadtregierung preist in ihren Inseratenkampagnen diese Siedlung als periphere Zentren an, vergisst aber, dass man diese Wohngebiete oft auch als Vorstufe zu Siedlungen sehen kann, die im ghettoähnlichen Zustand enden werden.

 

Man sieht zum Beispiel – und das weiß ich aus meinem Bezirk, dem Wienerberg – an der Fluktuation der Wohnungsmieter und Wohnungseigentümer, wie beliebt diese peripheren Zentren sind, nämlich kurz gesagt gar nicht. Kein Wunder! Es gibt oft keine annehmbaren öffentlichen Verkehrsverbindungen. Als Beispiel wieder der Wienerberg: Wann haben wir das letzte Mal wieder über eine U5 bezüglich einer Anbindung diskutiert? Wir haben dort extreme Verdichtungen der Baukörper.

 

Und da bin ich jetzt kurz beim Kollegen Hora, der dann bezüglich der Lebensqualität gemeint hat – und das stimmt schon –, je dichter man ein Gebiet verbaut, umso günstiger werden die Mieten. Da sage ich dann aber schon: Wir müssen ein bisschen auf die Lebensqualität der Mieter und der Eigentümer auch achten. Das

 

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