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Gemeinderat, 61. Sitzung vom 29.06.2010, Wörtliches Protokoll  -  Seite 16 von 110

 

nehmen ist. 2010 ist es schon besser geworden, aber ich glaube, dass wir hier wirklich noch Nachholbedarf haben und gerade im Bereich der MA 11 mehr Personal brauchen, weil dort einfach die Belastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine sehr hohe ist.

 

Erfreulicher ist natürlich die Situation in den sozialpädagogischen Einrichtungen. Hier haben wir mehr Personal. Aber die Situation, vor allem in den Krisenzentren, ist – und das wissen wir alle – auch bedingt durch die momentan angespannte finanzielle Situation der Familien schon so, dass die Krisenzentren, sage ich einmal, doch zu lange Zeiten haben, wo die Kinder dort sind. Eigentlich sind sie darauf ausgerichtet, dass sie in einer Krisensituation in ihren Familien maximal sechs Wochen dort untergebracht werden. Mittlerweile ist es jedoch so, dass in manchen Krisenzentren Kinder ein halbes, ein dreiviertel Jahr untergebracht werden. Das ist nicht der Sinn des Krisenzentrums. Ich glaube, dass wir hier wirklich versuchen sollten, weitere Ausbauten, auch in Bezug auf Wohngemeinschaften, zu machen und andere Unterbringungsmöglichkeiten zu finden, damit die Krisenzentren entlastet werden, nämlich genau für jene Kinder, die in einer Krise sind und bei denen es notwendig ist, dass sie dort kurzfristig untergebracht werden.

 

Zum Kindergarten, der schon Thema war: Ich habe heute wieder in einer Zeitung, die wir alle kennen und die es gratis gibt, die Werbemaßnahmen des Herrn Stadtrates zum Kindergarten gelesen. Es ist super, 14 Millionen EUR für Wiener Kindergärten. 8 Seiten. Was ist nicht alles im Kindergartenbereich passiert. 3 927 neue Kindergartenplätze kann man darin lesen bis 2011. Das ist dann doch erst nächstes Jahr. Dann alle tollen Neuerungen: Gratismaterial, Familie „Biolino", Biotheaterstücke und so weiter. Also die Werbemaschinerie läuft. Auch der Naturkindergarten ist ein Superprojekt, das ich ganz wichtig finde. Schade, dass wir nicht mehr davon haben.

 

Aber die Frage ist schon: Was versprechen Sie den Eltern und den Familien, wenn Sie hier solche Zahlen quasi breit streuen, dass es genug Plätze gibt, immer weiter ausgebaut wird, was wir auch gut und wichtig finden, nur kommt es zu spät und das haben wir schon öfters kritisiert. Man hätte schon, und ich nenne es hier nicht mehr sehr oft, schon unter ihrer Vorgängerin Grete Laska ausbauen müssen. Man hat gesehen, dass wir a) zu wenig Personal im Kindergarten haben und b) zu wenige Plätze. Alle Anträge, die wir damals eingebracht haben, wurden mit der Begründung, dass wir immer alles schlechtreden, es keinen Personalmangel gibt, es nicht zu wenige Plätze gibt, das alles nicht stimmt, abgelehnt. Jetzt wissen wir, dass es gestimmt hat und dass wir jetzt hintennach versuchen, Plätze auszubauen, zu eröffnen und darauf zu schauen, dass wirklich mehr Kindergartenplätze angeboten werden. Aber es ist einfach zu wenig, weil es auch zu spät kommt. Da nützen auch die ganzen Werbungen nichts. Da geht es mir wie dem Kollegen Gudenus, denn die Mails, die wir alle bekommen, sagen schon eindeutig, die Eltern sind unzufrieden, weil sie glauben, jetzt gibt es die Plätze und dann hören sie immer wieder, es gibt leider keinen Platz. Vor allem bei den Unter-Drei-Jährigen ist es mit den Plätzen nach wie vor sehr angespannt. Wir haben hier zu wenig Plätze.

 

Ein Thema, das sich jetzt wirklich häuft, ist, dass sich Mütter, aber auch Väter, die nicht berufstätig sind, an uns wenden. Sie bekommen keinen Kindergartenplatz, müssen aber beim AMS, oder wo sie sich halt um einen Job bewerben, wenn sie gefragt werden, ob sie eine Kinderbetreuung haben, angeben, dass sie keine haben. Bei der Stadt Wien bekommen sie keinen Platz, weil sie nicht berufstätig sind. Das heißt, sie werden hin- und hergeschickt. Es ist eigentlich nicht zumutbar, dass es ein Ausschließungsgrund ist, wenn Eltern nicht berufstätig sind, dass das Kind nicht in den Kindergarten gehen kann. Hier brauchen wir rasch eine Lösung, denn sonst können wir die gestern so viel beschworene Vereinbarkeit, gerade für die Frauen, wie es hier genannt worden ist, von Beruf und Familie nicht wirklich erfüllen. Denn vor allem die Frauen werden daran gehindert, weil sie keinen Kindergartenplatz nachweisen können.

 

Auf einen Fall möchte ich noch eingehen. Es haben wahrscheinlich mehrere von uns die Mitteilung bekommen, dass sich ein Akademiker bei der Stadt Wien als Kindergartenassistent beworben hat. Er hat dort die Ausbildung gemacht und hat sich gedacht, er würde gerne als Kindergartenassistent Teilzeit arbeiten. Er hat den Kurs gemacht und hat sich dann beworben. Er hat erklärt, warum er das machen möchte und hat dann geglaubt, die Stadt Wien wird sich auf der Suche nach Männern im Kindergartenbereich freuen. Die Absage war dann relativ flott da. Es wird dann lapidar mitgeteilt: „Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass nach Prüfung Ihrer Bewerbung eine Aufnahme nicht möglich ist. Wir bedauern, Ihnen keine bessere Nachricht übermitteln zu können und wünschen für Ihre berufliche Zukunft alles Gute!" – Dieser Herr war dann eher erbost und hat sich gefragt, warum ihn, obwohl er die Ausbildung hat, wenn er das machen möchte, die Stadt Wien nicht nimmt, wenn es doch immer heißt, im Kindergarten werden a) Männer und b) überhaupt Personal gesucht. Dann hat er noch einmal geschrieben und wollte das begründet haben. Er hat auch an den Herrn Stadtrat geschrieben, wie das so ist. Es wurde ihm dann mitgeteilt, dass für eine Stelle als Kindergartenassistent ausschließlich Personen genommen werden, die über eine Mindestqualifikation verfügen und alle anderen nicht dürfen.

 

Das halte ich schon für bedenklich. Ich weiß nicht, wie viele es sonst noch gibt, die sich nicht melden, aber jetzt haben wir hier einen engagierten Mann, der sagt, er nimmt das in Kauf, auch wenn er als Akademiker vielleicht mehr Geld verdienen könnte, und er möchte das machen. Daraufhin sagt man ihm, er ist überqualifiziert und eigentlich will man für diese Berufsgruppe nur mindestqualifizierte Personen, die halt den Kurs machen, aber alle anderen will man nicht. Ich halte das nicht für richtig. Er hat sich jetzt auch an den Gleichbehandlungsbeauftragten gewandt, weil er das eigentlich nicht einsieht, dass er offensichtlich nicht genommen wird, weil er überqualifiziert ist. Das zeigt aber ganz deutlich, welchen Zugang wir offensichtlich noch immer für diese Berufsgruppe der Kindergartenassistentinnen und –assistenten haben. Offensichtlich sehen das zumindest die Zuständi

 

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