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Gemeinderat, 53. Sitzung vom 24.11.2009, Wörtliches Protokoll  -  Seite 6 von 101

 

sind froh, dass sie Wohnungen gekriegt haben, das muss man noch dazusagen, weil etwas Günstigeres hat es nicht gegeben. Sie sind froh, dass sie nach jahrelanger Wartezeit in eine solche Wohnung hineindürfen, die sie bei den Wohnungskosten bis zum Gehtnichtmehr belastet. (Die Zusatzbeleuchtung im Saal geht aus.)

 

Hier ist normal um 17 Uhr Licht aus, heute offensichtlich ein bisschen früher. Die Arbeitszeitverkürzung beginnt in diesem Haus. (GRin Hedwig Petrides: Wir müssen sparen!) Das war wahrscheinlich der gestrige Vorschlag der Volkspartei, der umgesetzt wird. Es wird in dem Haus kürzer gearbeitet.

 

Ich mache trotzdem weiter. Wir hätten gern ein transparentes Vergabesystem bei den Genossenschaftswohnungen. Das gibt es nicht. Die Leute sagen selbst, sie haben lange gewartet, jedes Mal, wenn sie im Internet eine Wohnung anklicken, ist sie schon weg und offensichtlich gibt es Leute, die einen schnelleren Zugang haben. Damit diese Gerüchte ein für alle Mal aus der Welt geschafft sind, hätten wir gern ein transparentes Vergabesystem, wo alle wissen, wenn sie 17. und dann 12. auf einer Liste sind, wie das funktioniert hat, wo sichergestellt wird, dass sie nicht überholt werden können.

 

Wir bringen heute einen Antrag über einen Wohnungsleerstand ein. Da geistern Zahlen herum. Die wenigen Studien, die es dazu gibt, gehen davon aus, dass man von 8 000 bis 10 000 Wohnungen oder von 80 000 Wohnungen, die in Wien leerstehen, reden kann. Das ist eine so große Bandbreite, eins zu zehn. Das ist natürlich unsinnig. Damit kann man nicht arbeiten. Wie viele Wohnungen leerstehen, warum sie leerstehen, was man damit machen kann, ob man dann dazu übergehen muss, nachdem Bedarf nach leistbarem Wohnraum besteht, ob man da steuernd eingreifen muss oder nicht, wissen wir erst dann, wenn wir wissen, von wie vielen Wohnungen wir reden, weil viele Wohnungen stehen leer, weil sie saniert werden. Viele sind Zweitwohnungen. Viele werden für die Enkel aufgehoben und sind nur zwei Jahre leer. Ich würde es gern genauer wissen. Alle Studien, die ich gefunden habe, sind alt, also fast schon aus dem letzten Jahrhundert, das klingt dramatisch, aber zumindest zehn Jahre alt. Darin gibt es eben die Bandbreite von 8 000 bis 80 000 leeren Wohnungen.

 

Wir würden das gerne genauer wissen und bringen einen Antrag ein, eine Studie möge erheben, wie viele es sind und aus welchen Gründen. Das sind Daten, die wir brauchen können, um leere Wohnungen am Ende dem Zweck zuzuführen, den sie eigentlich haben sollten, nämlich, damit jemand darin wohnen kann.

 

Zum Gemeindebau, der immer einen breiten Raum bei der Diskussion einnimmt. Wir haben in der letzten Zeit, und das scheint so weiterzugehen, sehr viel über Kosten in dem Bereich, Ordnungsberater, Videoüberwachungen, Chipkartensystem bei den Waschküchen geredet. Das kostet alles viel Geld. Die Sanierungen, und jetzt rede ich nicht von den großen Sanierungen, sondern den einzelnen Wohnungen, kosten viel Geld.

 

Damit sind wir jetzt beim Franz-Koblizka-Hof. Am liebsten würde ich ein paar Bilder von dort vorzeigen, aber das findet sich im Protokoll nicht und ist so leicht nicht zu machen. Alle, die auf die Homepage gehen wollen, finden das über Google ganz einfach. In diesem Franz-Koblizka-Hof gibt es wieder einmal engagierte Mieter und Mieterinnen, die sich die Mühe machen, die Betriebskostenabrechnung Position für Position genau anzuschauen. Sie haben unter anderem den Sanierungsbedarf erhoben beziehungsweise für einzelne Wohnungen herausgerechnet. Wenn Leute ausziehen, wird die Wohnung saniert. Dieses Geld kommt aus den Rücklagen und fehlt dann oft für die Sanierung des Gesamtbaus. Da gibt es ein paar schöne Wohnungen mittendrin, aber das Geld fehlt am Ende für die Gesamtsanierung. Da kostet die Sanierung einer kleinen Wohnung mit 30,4 m² sage und schreibe 28 900 EUR und ein paar Zerquetschte. Es sind ja alle einzeln aufgelistet. Das dauert eine Weile, bis man das wieder hereinbringt. Jetzt ist die Frage, weil ich die einzelne Wohnung nicht kenne, ob die vielleicht so devastiert gewesen ist, dass es nicht anders geht. Die haben sich aber die Mühe gemacht, auf der Homepage sehr viele Bilder von Wohnungen vorher und nachher einzustellen und ein paar schauen vorher auf den Bildern aus, als ob es Wohnungen wären, die man beziehen kann, mit einem Parkettboden, der normal ausschaut, mit Wänden, die zumindest nicht mehr als einen neuen Anstrich brauchen und so weiter. Diese Wohnungen wurden auch alle generalsaniert. Da wird um viel Geld alles gemacht. Da gibt es lange Listen von den leeren Wohnungen. Das zahlen natürlich die Leute, die dort drinnen wohnen. Das zahlen alle anderen. Die Frage ist: Macht das jedes Mal bei jeder Wohnung Sinn? Es sind leider sehr kleine Bilder auf dem Ausdruck. (Der Redner zeigt einen Ausdruck mit Bildern.) Wenn Sie sie sehen könnten, würden Sie eher glauben, da inseriert irgendein Makler eine Wohnung und sagt, dort kann man einziehen. Das ist vorher und die wird mit über 30 000 EUR saniert, weil es eine größere Wohnung war. Das sind Sanierungen und Gelder, die am falschen Ort ausgegeben werden. Ich glaube, dass das Geld besser aufgehoben wäre, um großangelegte Sanierungen zu machen, damit nicht die Serie der vergessenen Gemeindebauten, die wir hier letztens schon erörtert haben, fortgesetzt wird.

 

Einen nehme ich auch heuer, den Anton-Proksch-Hof. Das ist so ein Hof, wo ich sage, den haben Sie wieder vergessen. Dieser ist von 1954 bis 1956 gebaut worden und schaut aus wie manche von denen, die wir hier quasi in jedem Monat oder zumindest regelmäßig besprechen, ein Bau, in dem in 50 Jahren nichts anderes saniert wurde, als einmal neue Fenster. 55 Jahre nach Baubeginn, fertiggestellt vor 54 Jahren, ist dort nichts passiert. Für die Sanierung ist kein Geld da. Da gibt es die Begründung, weil der Bau zu groß ist. Bei Bauten in der Nähe vom Anton-Proksch-Hof war die Begründung, sie können nicht saniert werden, weil sie zu klein sind. Also man könnte langsam den Verdacht kriegen, man muss eine ziemlich genaue Größe an Quadratmetern haben, damit man tatsächlich sanierungswürdig oder sanierungsfähig ist. Die Ausrede funktioniert natürlich

 

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