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Gemeinderat, 43. Sitzung vom 29.01.2009, Wörtliches Protokoll  -  Seite 11 von 70

 

So gibt es zum Beispiel tote Winkel bei LKW, wodurch die LKW-Fahrer den Radfahrer oder Fußgänger nicht sehen: Das muss ins Bewusstsein der Verkehrsteilnehmer gebracht werden.

 

Wir haben in den vergangenen Jahren eine umfangreiche Statistik über Unfallschwerpunkte aufgebaut, und daher wissen wir genau, in welchen Relationen und bei welchen Verkehrsbewegungen Unfälle passieren. Aus dieser sehr genauen Dokumentation werden entsprechende Schlüsse gezogen, werden Verkehrsaudits durchgeführt und werden dann gemeinsam mit den Bezirken, die in der Regel auch finanziell an den Umsetzungsmaßnahmen beteiligt sind, die Kreuzungen umgebaut und Ampelschaltungen adaptiert.

 

Ein besonderer Schwerpunkt ist für uns vor allem die Berücksichtigung der Schulwege. Damit konnte glücklicherweise eine sehr hohe Sicherheit der Schulwege erreicht werden. Auf Schulwegrouten wurden Zebrastreifen in nahezu allen Bezirken mittlerweile rot umrandet, und wir haben auch Tests durchgeführt, wie wir die Zebrastreifen in der Nacht besser sichtbar machen können. Das ist zwar nicht mehr schulwegrelevant, aber sehr wichtig, weil die Sichtbarkeit gerade im Herbst und Winter sehr schlecht wird und über viele Stunden hindurch nur eingeschränkt gegeben ist. Wir haben das durchgetestet und festgestellt, dass es die beste Lösung ist, wenn man den Zebrastreifen stärker beleuchtet als den Straßenraum rundherum. Man kann auch Sensoren einbauen, damit diese stärkere Beleuchtung der Fußwegbereiche dann wirksam wird, wenn sich Fußgänger dem Zebrastreifen nähern. All diese Maßnahmen werden immer in enger Kooperation mit den Bezirken gesetzt, etwa auch die Vorziehung der Gehsteigkanten im Kreuzungsbereich und die Aufdoppelungen für Zebrastreifen, um die Verkehrssicherheit für Fußgänger zu erhöhen.

 

Es gibt noch einen Bereich, der besonders problematisch ist, wo auch eine Optimierung notwendig ist. Es ist jetzt seit vielen Jahren bei den Wiener Linien der ULF, also die Niedrigflurstraßenbahn, im Einsatz. Dieses Verkehrsmittel erfreut sich hoher Beliebtheit und hat auch den hervorragenden Nebeneffekt, dass es eine ganz leise Straßenbahngarnitur ist und daher der Lärm, den viele in Bezug auf Straßenbahnen beklagt haben, de facto verschwindet.

 

Andererseits erleben wir aber, dass viele Fußgänger auf Grund dieser Geräuscharmut, wenn sie sich Straßenbahngleisen nähern, gar nicht daran denken, dass da eine Straßenbahn kommen kann. Wir hatten deswegen leider gerade am Ring, wo die Gleise außen liegen, schon öfters schwierige Situationen und mehrere Unfälle. Wir werden daher gerade in diesem Bereich in den kommenden Jahren die Informationstätigkeit erhöhen.

 

Ich denke, dass wir auch im Radfahrbereich vieles verbessern konnten. Zum Beispiel haben wir am Gürtel die Kreuzung mit der Hernalser Hauptstraße, wo früher viele Unfälle mit Radfahrern passiert sind, entschärft. Es wurde dort eine eigene Radfahrampel installiert. So gehen wir vor, und gerade diese Maßnahmen und natürlich auch die Informationstätigkeit in Schulen, in SeniorInnenwohnhäusern und in allen Gruppen der Bevölkerung, die es im Umgang mit anderen Verkehrsteilnehmern schwerer haben, haben dazu geführt, dass die Vision Zero, dass es keine Verkehrstoten mehr gibt, keine Vision bleibt, sondern de facto von der Organisation und von der Straßengestaltung her erreichbar ist.

 

Für Menschen, die trotzdem, aus welchen Gründen immer, ihr Verhalten nicht auf den Stadtverkehr einstellen, kann selbst die beste Stadtverwaltung nichts tun.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke, Herr Stadtrat. Die 1. Zusatzfrage wird gestellt vom GR Dr Madejski, wobei ich hinzufüge, dass das gesprochene Wort gilt und nicht die Technik.

 

GR Dr Herbert Madejski (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Stadtrat!

 

Prinzipiell höre ich mir immer alle Fragestunden an. Die Antworten der verantwortlichen Stadträte, Bürgermeister und Vizebürgermeisterinnen drehen sich oft im Kreis und sind nicht sehr exakt. Manche Anfrage könnte man sich direkt ersparen, vor allem die eigenen Auftragsanfragen, wie sie hier jetzt von einem Ihrer Fraktionskollegen an Sie gestellt wurde. Läge uns allen diese Unfallstatistik in der Fraktion vor, dann müsste man diese Frage – wie wir auch schon besprochen haben – nicht stellen.

 

Ich habe überhaupt den Eindruck, dass vielleicht gerade die eigene Fraktion jemandem anderen Fragen stellen sollte als den eigenen Stadträten. (Der Redner spielt einen Tonträger ab, der den Satz wiedergibt: „Frag doch den Inder!“ –Zwischenrufe bei ÖVP, SPÖ und GRÜNEN.)

 

Meine Damen und Herren! Ich glaube, es wäre gescheiter, diese Frage an den Inder zu stellen, weil die Antworten hier oft nicht so exakt ausfallen und der Inder bekanntlich sehr viele Antworten zu bieten hat.

 

Herr Stadtrat! In Meidling schaut die Unfallstatistik nicht so gut aus, wie Sie sie für ganz Wien aufzählen. Wir hatten die zweithöchste Unfallzahl am Schulweg in den letzten zehn Jahren. Sie haben gesagt, dass die Zahl der Toten, was ein echter Erfolg ist, in Wien auf ein Viertel zurückgegangen ist. In Meidling gibt es gar keinen. Dafür haben wir aber eine Steigerung bei den Verletzten um 30 Prozent, und wir hatten in den letzten zehn Jahren im Durchschnitt 20 Unfälle mit Radfahrern, und in den vorgegangenen zehn Jahren waren es 16. Das heißt, es gab eine Steigerung um weitere 20 Prozent trotz des so genannten Radwegeausbaues, auf Grund dessen es eigentlich sicherer werden müssen hätte.

 

Daher ist jetzt meine Frage an Sie: Wie sehen Sie dieses schlechte Ergebnis in Meidling im Gegensatz zum offensichtlich besseren Ergebnis in ganz Wien? Worauf führen Sie das in unserem Bezirk zurück? (Zwischenruf bei der ÖVP: Da müssen Sie den Inder fragen!)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat. - Hier werden nur Stadträte gefragt und nicht irgendwelche Werbefiguren!

 

Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker: Herr Gemeinderat! Sie haben mich jetzt doch selbst gefragt? – Ich wollte nur sicher gehen!

 

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