Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 125 von 130
Bundeshauptstadt Wien): Sehr
geehrte Frau Vorsitzende! Werte Frau Stadträtin! Werte noch anwesende Damen und
Herren Kolleginnen und Kollegen!
Die SPÖ setzt heute eine sehr schöne Symbolik, indem
sie die Geschäftsgruppe Umwelt in die Nacht hinein verlegt hat. Das Kapitel,
das wir jetzt zu diskutieren haben, ist nämlich wahrlich das dunkelste Kapitel
des heutigen Voranschlages! Die SPÖ-Stadtpolitik scheint – wie sich jetzt einmal mehr zeigt – auch den
Herausforderungen der Umweltpolitik nicht gewachsen zu sein.
Ich wiederhole jetzt abermals, dass sich beim
Umweltkurs leider nichts ändert und dieser aus Durchwurschteln, Fortschreiben
eingefahrener Bahnen und vor allem aus einem kreativitätsfreien
Aufgabenbewältigungsversuch nach dem Motto „More of the same!“ besteht. Das ist
das Motto der Umweltpolitik in einer Zeit, in der eigentlich Handlungen gefragt
sind.
Sehr geehrte Damen und Herren von der SPÖ! Mit dieser
Politik werden Sie die Populisten am rechten und linken Rand des politischen
Spektrums wohl nicht motivieren können, zu Ihnen zurückzukehren und Ihnen
abermals die absolute Mehrheit zu sichern!
Kollege Hufnagl, der jetzt auch noch im Raum ist, hat
mit seiner Rede heute fast den Kabarettpreis errungen. Mir ist dazu nur
eingefallen: Humor hilft, wenn es darum geht, an jemanden bittere Pillen zu
verkaufen und ihn diese schlucken zu lassen. So lief das offenbar auch hier.
Herr Kollege Hufnagl! Sie können anscheinend gut mit
dem Kapitalismus und der Marktwirtschaft umgehen. Ich habe mir jetzt auf die
Schnelle ein bisserl etwas darüber zusammengeschrieben, wie die SPÖ mit diesen
Themen praktisch verfährt, wenn sie die absolute Macht hat.
Causa Bank Austria: Ich erinnere
mich, dass die SPÖ da alles ans Ausland verscherbelt hat. Heute ist die
Bank nicht einmal einen Teil dessen wert, was sie ursprünglich wert war.
Kapitalismus und Globalisierung pur: Die SPÖ hat es gemacht. Sie haben es
gemacht! (GR Heinz Hufnagl: Wer hat das Zurückziehen der Stadt aus der
Haftung verlangt? Ihre ÖVP!)
Herr Kollege! Im Zusammenhang mit Cross Border Leasing haben Sie uns auch erzählt, was da im
internationalen Wettbewerb passiert. Heute nutzen Sie den Vorteil und haben
damit kein Problem. „Heuchelei“ ist die Antwort auf diese Situation!
Energiepreise: Wenn es darum
geht, Energiepreissteigerungen zu erklären, dann ist der Markt willkommen.
Energiepreissteigerungen erklärt man damit, dass halt irgendwo die Preise
steigen. Wenn es aber darum geht, sozial zu agieren, dann heißt es: Das können
wir nicht tun! Aber in Wirklichkeit wollen wir auch nicht die absolute Mehrheit
bei der Eigentümerschaft nach Aktiengesetz hergeben. – Dann privatisieren
wir doch alles, das wäre die Chance! Oder schauen wir, dass wir die Tarife auch
entsprechend sozial staffeln!
Es war bezeichnend, dass die
Finanzstadträtin heute den Unterschied zwischen Börse- und Aktiengesetz nicht
interpretieren konnte. Das erklärt mir, warum die Finanz- und
Wirtschaftspolitik in dieser Stadt so ausschaut, wie sie ausschaut, und wir
alle täglich die Zeche dafür zahlen müssen!
Zu den Finanzkonstruktionen
betreffend Prater-Vorplatz: Auch da nehmen Sie durch irgendwelche
zwischengeschaltete Berater die Möglichkeit wahr, Ihnen genehme Konstruktionen
dann zu treffen, wenn es gerade passt, jedoch jene zu tadeln, die damit dann
entsprechend professionell umgehen. (Beifall bei der ÖVP.)
Man kann sich die Zahlen
auch im Budget sehr genau anschauen. Kommen wir zur MA 30 zurück: Beim
Abwasser waren die Gebührenerhöhungen in der letzten Zeit exorbitant, da wurde
man ständig zur Kassa gebeten. Man fragt sich manchmal, warum, aber es ist nun
einmal so, ohne dass sich ökologisch oder auch ökonomisch irgendetwas sinnvoll
verändert hätte. Die Gebührenerhöhung der letzten Zeit hat dazu geführt, dass
im Voranschlag 2009 im Vergleich zum Rechnungsabschluss 2007 Mehreinnahmen von
3 Millionen EUR ins Budget geflossen sind. Und das verdanken wir
dieser Jahrhundertidee des automatischen jährlichen Valorisierens der Gebühren,
wie es so schön und beschwichtigend heißt.
Mit diesem Gesetz haben Sie sozusagen das Abzocken
des Kunden der Wasserwerke und der Müllabfuhr quasi in Verfassungsrang gehoben
und einen Automatismus geschaffen. Das ist ja praktisch: Egal, wie es den
Leuten geht. Hauptsache es kommt immer mehr Geld herein! – Das zum Stichwort: Wie sozial ist die SPÖ?
Frau Stadträtin! Ich fordere Sie deshalb auf, damit
Schluss zu machen und endlich die Mittel, die Sie mehr einnehmen, auch sinnvoll
einzusetzen!
Dazu bringe ich gemeinsam mit meinem Kollegen Robert
Parzer auch einen Beschluss- und Resolutionsantrag betreffend Zweckbindung der
Überschüsse aus dem Ent- und Versorgungsbereich des Ressorts für
Umweltschutzmaßnahmen im eigenen Bereich ein. Dieser lautet:
„Die amtsführende Stadträtin für Finanzen,
Wirtschaftspolitik und Verkehr und die amtsführende Stadträtin für Umwelt mögen
dafür Sorge tragen, dass in Hinkunft für die oben genannten
Magistratsabteilungen Wirtschafts- und Einnahmenüberschüsse vorrangig für
Investitionen in Umweltschutz im eigenen Bereich vorgesehen sind.
Wir beantragen in formeller Hinsicht die sofortige
Abstimmung.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Lassen Sie mich noch kurz beim
Thema MA 30 verweilen. Da beweisen Sie nämlich auch Ihre finanzmathematische
Könnerschaft. Bei der Lektüre des Voranschlages 2009 glaubt man nämlich, den
eigenen Augen nicht zu trauen: Denn trotz einer satten Gebührenerhöhung und
trotz der Valorisierung weisen Sie für 2009 im Gegensatz zum Voranschlag 2008
einen um fast 4 Millionen EUR geringeren Einnahmenansatz aus. Das
muss man sich einmal vorstellen! Das heißt offensichtlich: Es wird weniger
verbraucht, die Gebühren steigen trotzdem, und man nimmt weniger ein. Es wurde
hier also irgendwie eine mathematische Wunderformel
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