Gemeinderat,
38. Sitzung vom 30.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 88 von 106
zur Verhandlung. Sie
betrifft eine Subvention an die IG Autorinnen Autoren. Frau Mag Straubinger
leitet wieder ein. (GR Christian Oxonitsch: Es gibt keine Wortmeldung.) -
Sie leitet nicht ein, weil kein Redner vorgesehen ist.
Wir können gleich abstimmen.
Wer ist dafür? - Mehrstimmig, gegen die Freiheitlichen, so beschlossen.
Es gelangt die
Postnummer 28 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Umwidmung
eines für den Theaterverein Wien genehmigten Betrages für die Errichtung eines
Kulturzentrums auf dem Gelände des ehemaligen Kabelwerkes an die Kulturzentrum
Kabelwerk GmbH. Herr GR Woller ist schon da und leitet ein.
Berichterstatter GR Ernst Woller: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ich
ersuche um Zustimmung.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr GR
Schreuder hat sich gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Marco Schreuder
(Grüner Klub im Rathaus): Herr
Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich komme natürlich zuerst dran und kann schwer auf
die Kritik der ÖVP eingehen, aber wir kennen sie bereits aus einer
Presseaussendung. Es ist richtig, im letzten Ausschuss waren wir über diese
Umwidmung irritiert, weil wir nicht genau wussten, warum diese Umwidmung
passiert. 386 000 EUR, die ursprünglich für den Betrieb des
Kabelwerks geplant waren, werden jetzt umgewidmet für die Baukosten im
Kabelwerk. Das bedeutet gleichzeitig, dass ein Jahr der Betrieb jetzt nicht
mehr finanziell gesichert wird. Das heißt wahrscheinlich, dass wir früher im
Gemeinderat wieder einen Akt beschließen werden müssen, damit es in Betrieb
geht. Das hoffen wir zumindest.
Jetzt haben uns dankenswerterweise die Betreiber im
Kabelwerk eingeladen gehabt und wir waren auch beide dort, um uns das vor Ort
anzusehen, was denn nun genau diese Veränderung verursacht hat. Wir waren auch
nicht sicher, ob wir zustimmen sollten. Wir haben auch gedacht, wie ein
Planungsfehler, der offensichtlich passiert ist, passieren kann, dass das nicht
vorher gewusst wird.
Aber jetzt kommen wir eigentlich zu einem interessanten
Aspekt der Politik generell. Wenn wir hier diskutieren, hat man immer den
Eindruck, es gibt nur ein Argument und ein anderes Argument. Die einen sind
dafür und die anderen sind dagegen, und aus. Aber in Wahrheit funktioniert
Politik so nicht. In Wahrheit gibt es Argumente, die dafür sprechen und gibt es
Argumente dagegen. Auch als Politiker kommt man sehr oft zu der Erkenntnis, es
stimmen beide Argumente und man muss gewichten, was einem wichtiger ist, was
politisch für einen wichtiger ist. Beim Kabelwerk sage und betone ich,
unterstützen wir hier die Entscheidung von Mailath-Pokorny, keinen Rechtsstreit
mit dem Bauträger einzugehen, sondern dafür zu sorgen, dass so früh wie möglich
eine Kulturinitiative am Kabelwerk eingerichtet wird, weil es hier um etwas
viel Wichtigeres geht, nämlich, dass kulturelles Leben dort stattfindet, dass
Stadtteilentwicklung dort stattfindet, auch auf kultureller Ebene. Würde man
sich auf einen Rechtsstreit einlassen, kann man davon ausgehen, dass wir viele
Jahre keine Kulturinitiative im Kabelwerk hätten. Das wäre schade für die
Gegend dort, wäre schade für die Stadtteilentwicklung rund um das Kabelwerk und
wäre schade für Meidling. Deswegen, und das habe ich auch in der Aussendung so
gesagt, haben wir uns mit Bauchweh entschlossen, dass wir dem Akt zustimmen.
Ja, es ist nicht gut gelaufen. Ja, auch wir machen
uns Sorgen, ob die Pläne zur Bespielung der doch sehr groß dimensionierten
Räume so funktionieren werden, wie sie funktionieren sollen. Wir hoffen und
glauben, dass es möglich ist. Es wird viel Arbeit sein. Ob es gelingt, werden
wir später wissen. Dann werden wir alle gescheiter sein. Aber ich hoffe es
noch. Es ist teuer, das stimmt, aber gönnen wir diesem wichtigen Stadtteil, der
kaum Kultur hat, dieses Kabelwerk so rasch wie möglich, statt dass wir es
verzögern. - Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr
Ing Mag Dworak hat sich gemeldet. - Bitte.
GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine
Damen und Herren!
Marco Schreuder hat nett erzählt, dass er mit
Bauchweh dafür ist. Wir sind ohne Bauchweh dagegen. Denn es ist mit einer
Regelmäßigkeit verbunden. 2006 haben wir den Akt von 5 Millionen EUR
bekommen, lapidar: „Wir brauchen 5 Millionen EUR für die Errichtung
des Kabelwerks." Es hat noch nicht sehr viel gegeben. Die Unterlagen waren
dürftig, wie immer. Ein Jahr später hat man dann mit Mietvorauszahlungen
gearbeitet und wieder ein Jahr später bekommen wir 386 000 EUR zur
Bewilligung vorgelegt.
Warum? Weil es sich hier um Planungsfehler handelt.
Damit bin ich bei meinem Antrag aus dem Vorjahr. Ich habe damals schon
verlangt, dass es eine Geschäftsführung für das Kulturzentrum Palais Kabelwerk geben
muss. Bis heute gibt es nicht wirklich eine Geschäftsführung. Nachdem Haiko
Pfost und Thomas Frank, die heute das „brut" führen, abgelehnt haben,
wurden Kurt Sedlak und Erich Sperger eingesetzt, dass sie dort sozusagen eine
Geschäftsführung einrichten, nur eben ohne kaufmännischen Aspekt und den
vermisse ich heute genauso. Denn offenbar scheint mit den übersehenen
Fluchtlinien und den 386 000 EUR eine kaufmännische Entscheidung, die
offensichtlich die Herrn Sedlak und Sperger nicht treffen konnten, nachträglich
sanktioniert.
Wir wissen, dass das Kabelwerk viel Geld kosten wird.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal betonen, wir sind für diese
niederschwellige Kultureinrichtung Palais Kabelwerk, wie es sich so schön
nennt, aber nicht auf Kosten der Steuerzahler und nicht auf Kosten jener, die
es nämlich nachträglich zahlen müssen.
Aus diesem Akt ist leider etwas ersichtlich, was ich
schon zuerst gesagt habe, nämlich die Unfähigkeit der Planung, die Planung hier
ordentlich durchzuführen. Deswegen sind wir gegen diese 386 000 EUR.
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