Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 118
einmal als Versuch. Diesen Teil von Universität,
Parlament, Rathaus, herrlich.
Und übrigens, natürlich fährt die Straßenbahn dort,
fährt im dichten Intervall, es wird eine urbane Sonderzone, herrlich. Wieso ist
das so schlecht vorstellbar? Also, es ist nachgewiesen, dass es funktioniert.
Es funktioniert sogar jetzt, obwohl es abgesperrt ist und obwohl keine
Straßenbahn fährt. Dann fährt dort die Straßenbahn.
Also, ich würde dringend empfehlen, das zu machen.
Soviel zum Verkehr und zu der Zumutbarkeit.
Ich hatte ein interessantes Erlebnis gestern. Weil
jetzt der Benzinpreis für manche Leute so stark gestiegen ist und weiter
steigt, hat der „Report“, sozusagen so nach dem Motto, es gibt einen
Riesenwickel, mich gebeten, mit Leuten an Tankstellen zu diskutieren. Das
Interessante war, dass der Tankstellenpächter gesagt hat, so wenig Umsatz wie
in den letzten Wochen hat es schon lange nicht gegeben. Und wir waren in einer
Tankstelle im 10. Bezirk, wo man ja nicht unbedingt an einer Tankstelle
sozusagen die großen Grün-Fans erwartet. Die Leute sind unglaublich vernünftig.
Was sagen die Leute? Natürlich sind sie nicht happy,
aber „wir fahren weniger“, „wir überlegen uns, ein anderes Auto zu kaufen“,
oder „was sollen wir tun.“ Da gab es keinen Einzigen, der sozusagen die Politik
beschuldigt hat, wie es manche hier in dem Haus machen. Die Leute nehmen zur
Kenntnis, dass es immer teurer wird, und es wird immer weniger gefahren.
In den USA gibt es zum ersten Mal seit, was weiß ich,
45 einen Knick, einen signifikanten Knick des gefahrenen Kilometerverhaltens,
und sogar der Benzinverbrauch ist zurückgegangen. Bis vor wenigen Monaten waren
diese riesigen Ford F-series die LKWs Nummer 1, jetzt sind die auch weg,
wir befinden uns mitten in einem Wandel. In den USA sind die Radlgeschäfte
ausverkauft, und das ist erst der Anfang, das müssen wir sagen, es ist erst der
Anfang.
Das war jetzt kurz jüngste Geschichte und es wird
groß geschaut, sie machen jetzt einen großen Gipfel und versprechen, sie werden
den Erdölhahn aufdrehen, sie versprechen es auch. Entweder sie können nicht
aufdrehen oder sie haben nichts mehr, nämlich nicht mehr, aber das wäre zu
lang, das zu erklären.
Die Erdölmärkte haben das blitzschnell kapiert. Was
ist am Tag nach diesem grandiosen Erdölgipfel mit dem Ölpreis passiert? Er ist
gestiegen, und er wird ordentlich weiter steigen, und wir sind gut beraten, uns
darauf vorzubereiten.
Kollege Al-Rawi, egal. Auch ohne ihn nun zum
Radverkehr: Es gibt nämlich eine total interessante Untersuchung, ich glaube im
Auftrag der MA 18, die uns vor einigen Wochen zugegangen ist und die das
Potenzial zeigt, das wir haben. So eine Untersuchung schätze ich immer sehr,
weil da lernt man Sachen dazu. Also, eine Zahl hätte ich nie geglaubt. Diese
Untersuchung vergleicht ganz vieles, Verkehrsverhalten, Radverhalten in Wien
und Radverhalten in Städten, die einen Radverkehrsanteil haben, der für uns
anstrebenswert ist, also eh nur 8 Prozent. Wir haben, streiten wir nicht,
4 oder 5 Prozent, ja. Die jüngste Zahl (GR
Heinz Hufnagl: Das ist gleichzeitig gegensätzlich!) Es war eine
Pressekonferenz, ich habe nicht höhnisch nachgekeppelt, weil das tue ich nur
ganz selten und schon gar nicht gegen den verehrten StR Schicker. Im Ausschuss
haben wir uns ein paar Mal gematcht in der Frage. Es war lediglich eine
Pressekonferenz gemeinsam mit dem VCÖ und Rudi Schicker, wo er von dem Wiener
Radverkehrsanteil von 4 Komma irgendwas Prozent ausgeht. Es ist egal, ich
möchte nur sagen, 8 Prozent ist für Wien eine Erhöhung. Ich sage hier nur
Kopenhagen, 36 Prozent. (StR Norbert
Walter, MAS: Das ist platteleben!) Ja, platteleben, also ich tu mir einmal
alle ebenen Bezirke zusammen und tue die hügeligen weg, ja, dann bleibt noch
immer satt die Hälfte über.
Herr Kollege, einigen wir uns bei 18 Prozent,
machen wir in Wien nur 18 Prozent. Ich bin schon ganz zufrieden. So,
lassen wir das. (StR Norbert Walter, MAS: Ich bin ohnedies fürs Radfahren!) Nein,
das ist ganz schlecht. Ich bin eh auch für irgendwen, ich bin eh für den
Radverkehr, das ist eine Drohung. (GR
Karlheinz Hora: Ja, ich fahre auch mit dem Rad!) Richtig, ja, ein großes
Hoch dem Kollegen!
Nein, lassen Sie mich zu dieser Zahl etwas sagen. Es
wurde in den Städten verglichen, was ist die durchschnittliche Entfernung eines
Radfahrers, einer Radfahrerin in Städten mit 8 Prozent Radanteil. Ich sage
Ihnen diese Zahl, es sind 3,2 km im Schnitt. Wie hoch ist in Wien der
durchschnittliche Weg in die Arbeit? Jetzt würde man glauben, der ist kürzer.
De facto sind es 3,8 km, das ist also deutlich höher. Es geht also nicht
darum, Menschen, die in Liesing wohnen und im 21. Bezirk arbeiten, dazu zu
bringen, täglich mit dem Rad zu fahren, sondern es geht darum, Zubringer zum
Beispiel im 22. Bezirk zur U1, zur U2, für den Nahverkehr, fürs Einkaufen, so
einzurichten, dass es hier große Kapazitäten gibt. Da haben wir ordentlich
Nachholbedarf, da sollen wir uns was einfallen lassen, und da können wir uns
was einfallen lassen. Nichts ist billiger, einfacher und schneller als der
Radverkehr.
Was können wir hier kurzfristig
tun? Wir haben schon im Ausschuss darüber geredet, ich sage Ihnen das
Allerwesentlichste: Abstellanlagen. (GR
Kurth-Bodo Blind: Na, selbstverständlich!) Abstellanlagen ist eine Krise.
Die eine Zahl nenne ich Ihnen jetzt. (GR
Kurth-Bodo Blind: Wenn man Kinder hat, ist es schon blöd!) Wo man die
Kinder hingibt? (GR Kurth-Bodo Blind: Wie
denn, Radeln, was!) Ja, fahren Sie. Schauen Sie, ich gestehe eines, ich
will Kollegen Blind nicht dazu bringen, Rad zu fahren. Herr Kollege Blind,
fahren Sie weiter, womit Sie wollen, packen Sie Ihr Kind nicht aufs Rad, bitte,
(GR Kurth-Bodo Blind: Mache ich!) nehmen
Sie es auf den Arm, erzählen Sie ihm eine Geschichte, aber eine gute
Geschichte, aber das wird jetzt kompliziert. Sie müssen nicht Rad fahren, auch
der Kollege Madejski nicht, es geht aber. Es gibt Kinder in der Stadt, die
haben hinten den Sitz, es gibt diese wunderbaren, sicheren Anhänger ... (GR
Kurth-Bodo Blind: Das ist ungesund fürs Kreuz, Herr Kollege beim Kind!) Das
ist ungesund fürs
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