Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 69 von 91
zwei Positionen Abweichungen gegeben hat. Wie das im Detail ausschaut, war es so subtil, dass allein da schon überhaupt nicht in Worte zu fassen ist, wie dabei vorgegangen wurde. Aber darauf gehe ich später noch ein.
Herr Kollege Reindl! Es gibt nicht nur
Billigstbieter, es gibt auch das Bestbieterverfahren. Das dürfte Ihnen irgendwie
entgangen sein.
Wenn es um die Arbeitsgemeinschaften geht, dann hat
er hier etwas verwechselt. Noch sozusagen während des Anbotsprozesses wurden da
Gemeinschaften gegründet, Bietergemeinschaften; es wurden also während des
Bieterverfahrens diese Arbeitsgemeinschaften gemacht - während des
Bieterverfahrens! Eine Arbeitsgemeinschaft gibt man entweder vorher bekannt und
gründet damit gleich eine Bietergemeinschaft; oder man schließt sich zusammen,
wenn die Angebotsöffnung stattgefunden hat, und gründet eine
Arbeitsgemeinschaft. Aber so, wie Sie das gesagt haben - dass es normal ist,
dass einer die Angebote mitnimmt, dass man das dann vielleicht ein bisschen
modifiziert, wie es gerade genehm ist, und dann ist man eine
Arbeitsgemeinschaft -, so funktioniert es mit Sicherheit nicht! (Beifall bei der FPÖ. - GR Dr Herbert Madejski: Oder bei
Stürzenbecher!)
Jetzt komme ich noch zum Herrn Bürgermeister. Wie
unangenehm ihm die ganze Fragerei war, hat man an den mehr als kurzen
Beantwortungen gemerkt, denn es hat nicht viel gefehlt, und er hätte alles nur
mit Ja oder Nein beantwortet. Auf ein paar Antworten möchte ich aber schon
eingehen.
Er hat davon gesprochen, dass es sich dabei um ein
internes Arbeitspapier handelte. Wenn man eine Ausschreibung so vollständig
ausgefüllt hat und dann neue Preise drübergibt, dann kann man nicht davon
reden, dass das ein internes Arbeitspapier ist, obwohl 40 oder 50 Leute
davon Kenntnis haben!
Ich frage mich ja: Warum hält sich die Stadt Wien
nicht an die ausgearbeiteten Muster-Leistungsverzeichnisse? Da wird jede
Position österreichweit einheitlich beschrieben, und dann gibt es keine
Abweichungen. Dann kann niemand es so oder so verstehen, und dann ist der
Vergleich objektiv. Aber auch das wird hier nicht gemacht, und vielleicht auch
mit gutem Grund.
Dann spricht der Herr Bürgermeister davon, dass es
eine zügige Vergabe ist. Ich wünsche mir hier in dieser Stadt nicht, dass es
keine zügigen Vergaben gibt. Denn wenn im Herbst 2005 die Ausschreibung war,
und wir haben 2008, dann von einer zügigen Vergabe zu sprechen, das ist
wirklich schon eine Übertreibung.
Außerdem wurde gesagt, dass die Mieter nicht
geschädigt werden. Das hat aber Herr StR Ellensohn schon gesagt, dass es dann
wieder so sein wird, dass man nur auf drei Jahre zurückgeht und die Mieter
einen Bruchteil von dem bekommen werden, was sie vielleicht über viele Jahre an
Instandhaltungskosten entrichtet haben.
Es dürfte sich hier auch nicht um Sachverständige
handeln - denn diese prüfen etwas -, sondern um Ziviltechniker oder notfalls
Fachverständige. Das wollte ich nur noch so dazusagen. - Nun zu meiner
eigentlichen Rede.
Es gibt hier viele unbescholtene Bürger dieser Stadt,
und sie sehen rot! Sie haben genug von den roten Machthabern dieser Stadt, die
das Steuergeld - so wie es im Moment aussieht - an Ihre Freunde vergeben. Das
haben wir heute auch schon im Zusammenhang mit Prater und Hausbetreuung zur
Genüge gehört.
Aber man vergisst dabei, dass viele dieser Bürger
auch Gewerbetreibende sind. Das heißt, sie sind Steuerzahler, sie sind
Arbeitsplatzbeschaffer. Sie werden jetzt, wenn sie nicht in diesem Konsortium
drinnen sind, einfach übergangen. Ich finde, das ist eine denkbar unfaire Art
und Weise einer SPÖ-Regierung. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich habe mir den Wiener Wohnbericht 2006
herausgeholt; Herr Dr Stürzenbecher hat offensichtlich neuere Zahlen. Hier
war die Rede von 190 000 Gebrechensdienstleistungen aus laufenden
Instandhaltungen, und mit Leerwohnungs-Instandhaltungen waren es 335 000
Aufträge; er hat von weit über 400 000 gesprochen. Das Volumen ist hier
mit 382 Millionen angegeben; er spricht von 600 Millionen. Vielleicht sind da
schon die überhöhten Zahlungen eingerechnet.
Wenn wir jetzt von diesen Installationen reden, also von
Unregelmäßigkeiten bei den Installationsvergaben, dann wird vielleicht auch
manches klarer, was wir früher nicht eindeutig nachvollziehen konnten. So
kritisierte der Rechnungshof - er hat seinerzeit die Jahre 2002 bis 2005
aufgelistet -, dass fast jedes Jahr die Differenz von Voranschlag und
Rechnungsabschluss 50 bis 75 Prozent ausmacht! Wenn man einen Voranschlag
nicht so genau darstellen kann, dann kann es ja vielleicht um 15 oder
20 Prozent differieren. Aber ich könnte mir vorstellen, wenn es mehr solcher
Ausschreibungen gegeben hat, dann läuft das irgendwie aus dem Ruder, und die
Zahlen können nicht mehr überprüft werden.
Es geht dann um die konstruktive
Leistungsbeschreibung; heute wurde schon ein bisschen darauf eingegangen. Da
ist eines ganz wichtig: Es geht bei dieser Leistungsbeschreibung, die zum
Billigstbieterprinzip führt, darum, dass die Qualitätsstandards der Leistungen
klar und eindeutig definiert sein müssen. Das war eben in diesem
Leistungsverzeichnis nicht der Fall! Denn sonst könnten sich diese groben
Differenzen gar nicht erst ergeben. Ich weiß, dass das so Usus in Wien ist,
aber das macht es nicht besser.
Ich habe mir die Mühe gemacht und habe das einmal
gegenübergestellt. Und zwar habe ich diese Unterlagen - nicht die gesamten, sondern
einfach nur auszugsweise, völlig wahllos - einem Installateur gegeben, der für
Wiener Wohnen noch nie irgendetwas gemacht hat, und dieser Installateur hat mir
dann die Preise geliefert. Ich darf Ihnen das jetzt an einem ganz, ganz simplen
Beispiel verdeutlichen.
Da kostete zum Beispiel das
Reinigungsrohr 30,65 EUR. Bei dem Angebot, das für die Stadt abgegeben
wurde - und da bin ich jetzt dort, wo Herr Dr Stürzenbecher gemeint hat,
es sind nur zwei Positionen -, kostet es 34,87 EUR. Der Unterschied ist
nicht
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