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Gemeinderat, 31. Sitzung vom 29.02.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 44 von 95

 

daher werde ich das auch kurz machen – bedeutet ein Jahr zusätzliche Förderung im Kindergarten und ein Jahr zusätzlich Förderung in der Volksschule, in den Vorschulklassen. Das bedeutet für jene Kinder, die das brauchen, zwei zusätzliche Förderjahre. Der Grundgedanke dabei ist die optimale Förderung von Kindern hin zu einer umfassenden Schulreife, denn Schulreife oder mangelnde Schulreife ist im Regelfall multikausal. Das hat nicht nur damit zu tun, dass Leute eine Sprache nicht beherrschen oder nicht gut genug beherrschen, das hat mit sozialen, emotionalen, kognitiven Fähigkeiten zu tun. Und genau da setzt das Fördermodell an: nicht nur beim Beherrschen der Unterrichtssprache Deutsch, sondern bei dem ganzheitlichen Fördern und individuellen Fördern von Kindern.

 

Durch die Vorziehung der Schuleinschreibung – der erste Teil der Schuleinschreibung, liebe Frau Kollegin Smolik, ist eine Datenerhebung, und die eigentliche Schuleinschreibung, wenn wir jetzt von heuer ausgehen, erfolgt im Mai 2009; bis dahin ist genug Zeit, noch eine Schule zu wählen –, also durch die Vorziehung des Teiles 1 der Schuleinschreibung besteht die Möglichkeit, im Kindergarten eine intensive Förderung für Kinder zu machen. Hier zeigt sich schon, wie unberechtigt und verkürzt der grüne Vorwurf der Ghettobildung ist. Ich möchte jetzt einmal davon absehen, das Wort Ghetto lexikalisch anzuschauen, aber ich habe beim Wort Ghetto ein bestimmtes politisches System im Kopf. (Zwischenruf von GRin Susanne Jerusalem.) How ever! Wenn Sie noch Zeit haben, könnten Sie sich vielleicht für die beiden Wörter, die Sie ja ganz stolz hier erwähnt haben, entschuldigen. Aber ich nehme an, Sie wissen andere Dinge besser. How ever.

 

Was passiert im ersten Förderungsjahr im Kindergarten? Kinder werden ganzheitlich und individuell gefördert – aus der Sicht des Kindes. Und genau diese individuelle Sicht des Kindes, diese ganzheitliche Sicht des Kindes in einer vertrauten Umgebung ist wichtig. Allein das Screening beginnt ja schon im Kindergarten. Einen Monat lang werden Kinder in der vertrauten Umgebung genau beobachtet, und zwar das Sprachverständnis, der Wortschatz, die Aussprache, aber genauso grobmotorische Fähigkeiten, Feinmotorik, Merkvermögen, emotionale, soziale Koordination und so weiter.

 

Bei Kindern, die zum Zeitpunkt der Schuleinschreibung noch keinen Kindergarten besuchen – das ist ja richtig erwähnt worden –, gibt es die Möglichkeit, an einem halben Schnuppertag in Kindergärten so etwas zu machen. Das ist eine Gelegenheit, einmal mehr für den Kindergartenbesuch zu werben. Und ich muss hier schon auch in aller Deutlichkeit sagen: Natürlich ist es unser Ziel, dass jedes Kind in unserer Stadt, dass jedes Kind in Österreich einen Kindergarten besucht. Und gerade diese Modell kann Kindern dabei helfen, kann Eltern dafür anwerben, ihre Kinder auch in den Kindergarten zu geben.

 

Jene Kinder, die Förderbedarf haben, werden in den betroffenen Entwicklungsbereichen ein Jahr vor Schulbeginn intensiv gefördert. Natürlich gibt es dann mehr Personal – das ist ja der Inbegriff der 15a-Vereinbarung; das zur ersten Frage –, und natürlich passiert das keinesfalls in irgendeiner Ghettobildung, mit Zusammenpferchen oder sonst irgendetwas, sondern im Kindergarten der Kinder, in ihrem normalen Lebensbereich. Das ist genau das Gegenteil vom Ghettovorwurf und ist natürlich auch das genaue Gegenteil vom FPÖ-Zugang. Aber Sie haben heute hier einmal mehr bewiesen, dass es Ihnen ja gar nicht um das Lösen von irgendwelchen Problemen wie zum Beispiel Sprachförderung oder mangelnde Sprachförderung geht, sondern darum, Hass zu schüren. Dass es Fakten gibt, ist Ihnen völlig egal.

 

Heute hatten wir ein Superbeispiel. Zu Beginn sprach Kollege Gudenus von der Matura in Türkisch. Frau VBgmin Laska kommt hierher nach vorn, stellt fünf Minuten lang oder noch länger richtig, dass es sich bei der in der Presse zitierten Matura in der Henriettengasse um die Möglichkeit handelt, auch in Türkisch – so wie in vielen anderen lebenden Fremdsprachen – zu maturieren, parallel dazu aber in Mathematik, Geschichte, Geographie et cetera in Deutsch. Es ist dies ein Schulversuch, den es seit einigen Jahren gibt, aber das ist nicht die Möglichkeit oder der Zwang, alles auf Türkisch zu machen.

 

Dann hat es ein paar Zwischenrufe von uns gegeben: „Zuhören!" Das ist ja, meine ich, berechtigt, wenn es zehn Minuten vorher genauso gesagt wurde. Dann hat der Kollege Jung gesagt, dann soll die Frau Vizebürgermeisterin – er hat Frau Stadtschulrat gesagt, aber das gibt es gar nicht – das richtigstellen, aber nicht da, denn da wird es ja nicht gehört, sondern schriftlich. (GR Mag Wolfgang Jung: Ja, das soll sie machen!) Ja, so wie zum Beispiel am Donnerstag, dem 28. Februar 2008: „Bildungsstadträtin Grete Laska: Sachliche Richtigstellung", wo genau das drinnen steht. Sie können nicht nur nicht zuhören, Sie können auch nicht lesen. So ist eine Diskussion recht schwer. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Und das ist populistisch, das ist ein Verdrehen von Tatsachen, und das ist einer Demokratie eigentlich unwürdig. Ein Verlassen des Rechtsstaates ist es meines Erachtens nach auch, wenn Sie, so wie Sie es gerade gemacht haben mit dieser türkischen Liste, von der Sie gesprochen haben, Menschen das Wahlrecht absprechen wollen. Sie haben gesagt, aha, offensichtlich dürfen jetzt schon Leute wählen, die gar nicht Deutsch können. Das ist das Verlassen des Rechtsstaates. Dafür sollten Sie sich schämen! (Beifall bei der SPÖ. – GR Dr Herbert Madejski: Das türkische Rechtssystem ist überhaupt ein Wahnsinn! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

 

Zum Thema Zuhören ist das irrsinnig spannend. Ich rede da gerade von österreichischer Demokratie und Wahlrecht und bekomme als Antwort: „Das Rechtssystem in der Türkei ist überhaupt sehr spannend." (GR Dr Herbert Madejski: Ein Wahnsinn!) Aber ich kann das jetzt gerne noch einmal sagen, es steht dann im Protokoll und die Leute denken sich, vielleicht ist da dazwischen noch irgendetwas schiefgegangen beim Transmitten der Nachricht.

 

Das Schulsystem und die intensive Förderung in den

 

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