Gemeinderat,
30. Sitzung vom 24.01.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 95
Verantwortung, man macht genau nichts!
Und dann: „Außerhalb der Kernarbeitszeit, also über
einen Großteil des Tages, sind die ärztlichen und therapeutischen
Personalressourcen aller Regionalabteilungen insuffizient", unzureichend.
Und: „Jede/r Arzt/Ärztin muss im Einzelfall entscheiden, ob er durch die
Übernahme einer Behandlung im Wissen um die ungenügenden Ressourcen eine
Übernahmefahrlässigkeit begeht."
Für die, die nicht wissen, was eine
Übernahmefahrlässigkeit ist: Das ist so, wie wenn jemand sagt, ich habe zwar
keine Werkzeuge, um ein Auto zu reparieren, aber bringen Sie mir Ihr Auto,
morgen gebe ich es Ihnen zurück, und es wird wieder in Ordnung sein. Man darf
nur eine Aufgabe übernehmen, die man auch tatsächlich leisten kann.
Dann schreibt der Arzt, der diese Studie erstellt
hat: „Die Frage eines Organisations(mit)verschuldens wird sich wohl bei jedem
eingetretenen Fehler stellen." Die Anpassung der Personalressourcen an
eine zeitgemäße Strukturqualität ist daher absolut dringlich.
Frau Stadträtin! Dieses Dokument wurde am 26.10.2007
an die ärztliche Direktion übergeben. Passiert ist genau gar nichts! O doch,
Sie sagen: Wir haben keine Probleme, alles ist in Ordnung, wir sind State of
the Art, wir haben die beste aller möglichen Qualitäten, die wir anbieten. Frau
Dr Kalousek sagt zu diesem Dokument: Das ist eine Einzelmeinung.
So lässt sich weder das Personal noch die Opposition und
schon gar nicht die Bevölkerung abspeisen! Denn die Dokumente belegen immer
wieder ausführlich und ausdrücklich, dass man hier in einem sehr
besorgniserregenden Bereich mit der Qualität, die man bietet, arbeitet. Die
Dokumente sind Legion.
Primarärztesitzungen: 24.5.06 unter Allfälliges. Da
sitzen alle Primarärzte mit der ärztlichen Direktion zusammen, es ist also
keine unwichtige Sitzung, sie tagen regelmäßig. Primar C - ich kürze den
Namen ab, die Leute haben ohnehin schon genug Probleme, weil sie in der
öffentlichen Debatte stehen, daher werden wir ihn hier nicht nennen - spricht
den gesamten Ärztemangel an, was sich in Klagen über körperliche und psychische
Beschwerden äußert; Klammer auf: Burnout, EBC, Klammer zu. Er regt eine
Evaluierung der Belastung der ÄrztInnen im Otto-Wagner-Spital an, eventuell ein
Projekt mit Arbeitsmedizin, Psychiatrie, anderen Fachrichtungen.
Darauf antwortet die ärztliche Direktorin: „Kalousek
weist auf die schon 2001 knappe Bemessung der Deckelung der Personalstruktur hin.
Diese hält nicht Schritt mit der durchaus geforderten und umgesetzten
Leistungserweiterung unter qualitativ hochwertigen Ansprüchen. Der Träger
(Herbek) ist darüber informiert." Für die, die nicht im Detail mit dem
Krankenanstaltenverbund vertraut sind: Herbek ist die zuständige Direktorin der
Teilunternehmung, die für das Otto-Wagner-Spital im Krankenanstaltenverbund
Verantwortung trägt.
Frau Stadträtin! Sie haben kein Problem, Sie wollen
keines haben. Sie lassen die Ärzteschaft allein. Sie können lachen - das wird
die Leute wahrscheinlich nicht begeistern.
30.11.06, wieder Primarärztesitzung: Primar F
berichtet von einer Sitzung vor zwei Wochen zum Thema „Kinder und
Jugendliche" zusammen mit Rettungsvertretern und Vertretern der Polizei im
Krankenanstaltenverbund. Es wurde dabei besprochen, dass Jugendliche zunächst
an eine jugendpsychiatrische Abteilung zur Begutachtung gebracht werden müssen.
Wenn eine Unterbringung erforderlich ist, würden sie an die
Erwachsenenpsychiatrie weitergeleitet werden, wobei die Frage der Anhaltung
dann vor Ort entschieden werden muss. F hat diesbezüglich auch ein
Schreiben verfasst, in dem darauf hingewiesen wird, dass doch die bestmögliche
Behandlung den Kindern und Jugendlichen zur Verfügung gestellt werden sollte
und dies nur an einer entsprechenden Abteilung für Kinder und Jugendliche
möglich sei.
Frau Stadträtin! Heute noch liegen mir Informationen
vor, dass Kinder und Jugendliche weiterhin ins Otto-Wagner-Spital eingewiesen
werden. Elfjährige - man stelle sich das als Eltern vor! - müssen vorher in
eine Jugendpsychiatrie zur Begutachtung. Da ist dann so ein Kleiner in
schlimmer seelischer, psychischer gesundheitlicher Situation, dann wird er
einmal auf den Rosenhügel oder ins AKH gebracht, wird dort begutachtet, dann
packt man ihn wieder zusammen und steckt ihn ins Otto-Wagner-Spital. Wenn das
die Art von Qualität ist, die Sie bieten, dann ist das eine Schande für diese
Stadt! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Kurzprotokoll der ärztlichen Direktorin mit den
Primarii vom 17.1.2007 - und jetzt wird es zynisch, ich sage es Ihnen! Da wird
unter Tagesordnungspunkt 2 von der ärztlichen Direktorin berichtet; es
geht um fehlende Personalressourcen, um die Deckelung der Personalzahlen und
darum, dass man schon am Plafond ist. Da heißt es: „Die kollegiale Führung ist
übereingekommen, diese Einsparung, die hier nötig ist, durch verzögerte
Nachbesetzung zu erzielen." Personal im MTD-Bereich inklusive Psychologen,
Sozialarbeiter und so weiter, das auch der Abteilungsführung unterliegt, soll
verzögert nachbesetzt werden. In der Diskussion wird von D und B betont, dass
es sinnvoll wäre, diese Verzögerung auf maximal drei Monate zu begrenzen.
Also da wird jemand schwanger, krank, lässt sich
versetzen, jemand fällt aus. Die Frage, welche Qualität man bietet, wird nicht
gestellt, sondern man sagt: Hurra, wir sind Personal losgeworden hinsichtlich
der Kosten, wir müssen hier Kosten nicht bedecken, wir können unsere
Personalzahlen heruntersetzen, wir verzögern in der Nachbesetzung. Und man lässt
die Abteilungen, in denen dies der Fall ist, im Stich.
Die Dokumente sind also zahllos, und sie sind
schlussendlich am 13.12.07 an den Generaldirektor herangetragen worden. Für
die, die glauben, das war sozusagen schon im Rahmen dieser Debatte über die
Vorfälle, die in der Zeitung erwähnt wurden: Nein, das war zuvor.
An Herrn Generaldirektor Dr
Marhold: Sehr geehrter Herr Generaldirektor - und unterschrieben von drei
Personen aus der Mittelbauvertretung, Vorsitzender
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