Gemeinderat,
14. Sitzung vom 21.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 80 von 91
so anfordern wie die Gewerbeberechtigung.
Im Jahr 2007 wird es zur Fortführung und
Forcierung des vor zwei Jahren begonnen Einsatzes von Open-Source-Software
kommen – Stichwort WIENUX. WIENUX ist ja abgeleitet vom Fachbegriff Linux.
Spezielle Anwendungen werden vermutlich immer nur über Windows laufen, aber für
Büro und Verwaltungsaufgaben besteht ein großes Einsparungspotenzial, das weiß
sicherlich auch jeder private Anwender, der sich schon mal erkundigt hat, was
das nächste Microsoft-Betriebssystem kosten wird: Unter 400 EUR für das
Einzelstück ist da gar nichts zu machen.
Darüber hinaus ist auch eine gewisse
Herstellerunabhängigkeit von strategischer Bedeutung für eine Großstadt.
Interessant und schmeichelhaft ist in diesem Zusammenhang, dass Microsoft für
das übernächste Betriebssystem, das derzeit erarbeitet wird, intern den
Codenamen „Vienna" verwendet. Das geschieht möglicherweise gerade deshalb
oder trotzdem sie wissen, dass Wien eine führende Rolle bei der
Open-Source-Software der Stadtverwaltungen einnimmt. Und das ist eine
Konkurrenz für Microsoft, die natürlich möglichst viel Geld damit machen
möchte.
Der Stadt Wien ist es auch ein Anliegen, allen
Wienerinnen und Wienern einen möglichst breiten Zugang zu den neuen
Kommunikationstechnologien zu bieten. So steht beispielsweise „wien.at",
also das gesamte Internetangebot der Stadt, in allen neuen Telefonzellen –
diesen Multimediastations – gratis zur Verfügung. Darüber hinaus kann es auch
an über 200 Orten in Wien über Wireless-LAN-Hotspots abgerufen werden. Es
ist also allen kostengünstig oder kostenfrei zugänglich.
Elektronisch bezahlen,
Routensuche im Internet, Personendatenverwaltung, Melde- und Fundwesen,
Schulvernetzung und vieles mehr wird von der MA 14 geleistet. Dies geht im
Gegensatz zu vielen anderen Großstädten nur deshalb so reibungslos und
kostengünstig, aber auch im Sinne des Datenschutzes verantwortungsvoll und
sicher, weil es vom Magistrat selbst und innerhalb des Magistrats geleistet
wird. Die MA 14 bietet Sachkompetenz durch die Kenntnisse der
Verwaltungsabläufe in der Stadt und gleichzeitig fundierte EDV-Kompetenz und
auch Know-how über die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Informations-
und Kommunikationstechnologie.
Sehr geehrte Damen und Herren, da zeigt sich wieder
deutlich: Sozialdemokratische Technologiepolitik ist zukunftssichere
Technologiepolitik.
Ich komme nun zur MA 19 und möchte mich da
schwerpunktmäßig mit dem Projekt „Neuinterpretation des öffentlichen
Raumes" beschäftigen. Dabei handelt es sich es um ein abgestimmtes
Strategiekonzept für die kurz-, mittel-, und langfristige Entwicklung des
öffentlichen Raumes, basierend auf einer umfangreichen Grundlagenermittlung.
Vereinfacht gesagt, handelt es sich um die Darstellung von Defiziten und
Bedürfnissen im so genannten öffentlichen Raum in einem bestimmten Gebiet, dem
räumlichen Potenzial in demselben Gebiet gegenübergestellt. Fertiggestellt sind
die Bezirke drei bis zehn, und in Bearbeitung ist Ottakring.
Zu erwähnen ist vielleicht nur, dass eine besonders
originelle Einschränkung der räumlichen Potenziale die Bezirksvorsteherin des
1. Bezirks vollzieht. Diese versteht unter Neuinterpretation des
öffentlichen Raumes nicht Kommunikationszonen sondern eher Respektzonen – Parks
werden zugesperrt und Ähnliches.
Bevor ich jetzt weiter über den öffentlichen Raum rede,
möchte ich einen Einschub zur Lokalen Agenda 21 machen. Diese gehört nicht
zur MA 19, aber auch zu unserer Geschäftsgruppe. Erst vor Kurzem, vor rund
vier Wochen, haben wir hier im Haus die Finanzmittel für die Möglichkeit der
Fortsetzung der bisherigen acht Bezirke – Landstraße, Wieden, Margareten,
Neubau, Alsergrund, Rudolfsheim-Fünfhaus, Donaustadt und Liesing – für weitere
zwei Jahre beschlossen. Die Bevölkerung hat im Rahmen der Lokalen
Agenda 21 die Möglichkeit, Initiativen für eine nachhaltige Politik und
Entwicklung zu setzen, gut angenommen. Es gibt kurzfristige Projekte, die
bereits wieder abgeschlossen sind, und zahlreiche Projekte, die laufen. Derzeit
sind es etwa 70 Projekte, bei denen 1 000 Personen mitarbeiten.
In anderen Großstädten liegt der Schwerpunkt der Lokalen Agenda 21 bei
Umweltthemen. Diese sind aber in Wien bereits seit Langem gut im
Klimaschutzprogramm und anderen Umweltprojekten aufgehoben.
Das bedeutet, dass im Wiener Modell der Lokalen
Agenda 21 der Schwerpunkt auf einem ökologischen, ökonomischen und vor
allem sozialen Gleichgewicht der Angelegenheiten liegt. Es ist ein
Gleichgewicht des Arbeitens an einer gesunden Umwelt, eines
ressourcenschonenden Wirtschaftens und einer gerechten sozialen Entwicklung.
Möglichst viele Menschen sollen sich an diesem
Prozess beteiligen, so entwickelt sich in allen Bezirksgrätzeln mehr Lebens-,
Wohn- und Arbeitsqualität. Daher befasst sich ein Großteil aller dieser Gruppen
im Sinne der partizipativen Demokratie mit Projekten zur Gestaltung des
öffentlichen Raumes oder zur Verkehrsberuhigung. Damit komme ich dann wieder
zurück zur MA 19.
Die Lokale Agenda 21 ist aber natürlich nicht
das einzige Instrument der Bürgerbeteiligung in unserer Stadt. Ich möchte an
die BürgerInnenmitarbeit beim Klimaschutzprogramm, beim Masterplan Verkehr,
beim Strategieplan und auch beim Stadtentwicklungsplan erinnern. In jenen acht
Bezirken, die sich dazu auf lokaler Ebene bekannt haben, werden darüber hinaus
auch zahlreiche Projekte lokal erarbeitet. Es gibt darüber auch eine intensive
Berichterstattung in den diversen Bezirksmedien. Vor vier Wochen habe ich
bereits gesagt, dass die Homepage der MA 21 derzeit monatlich knapp
18 000 Besucher aufweist. Das bedeutet und zeigt auch, wie sehr die
Bewohnerinnen und Bewohner an diesen Entwicklungen interessiert sind.
In der Agenda 21 sind unterschiedliche
Bevölkerungsgruppen aktiv: Jugendliche und Senioren genauso wie Personen mit
Migrationshintergrund, aber auch erwerbslose Personen, und vor allem sind
Männer und Frauen gleichermaßen in den Gruppen und damit bei der Mitarbeit
vertreten – ein wichtiger Beitrag zum Gender Mainstreaming.
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