Gemeinderat,
14. Sitzung vom 21.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 75 von 91
massiv verlangten, das Wort neutrale bei folgendem Satz herauszustreichen: „Das neutrale Österreich fühlt sich einer Politik des Friedens verpflichtet.“
Ein anderer Satz, der aus Ihrem Papier, Ihrem
Vorschlag stammt: „Der Erweiterungsprozess der NATO wird als ein Beitrag zur
Förderung von Sicherheit und Stabilität in Europa begrüßt und liegt auch im
sicherheitspolitischen Interesse Österreichs. Der sicherheits- und
verteidigungspolitische Nutzen einer NATO-Mitgliedschaft wird von Österreich im
Lichte der sicherheitspolitischen Entwicklungen laufend beurteilt und die
Beitrittsoption ins Auge gefasst“, und so weiter und so weiter. Von
Neutralitätsverteidigung war bei Ihnen damals keine Rede. Noch-Kanzler Schüssel
hat ja in der Zwischenzeit einige Male die Positionen gewechselt, da kommt es
auf die Neutralität nicht an.
Zum nächsten Punkt, dem Eurofighter: Zweifellos
braucht Österreich eine Luftraumüberwachung, zweifellos ist der Eurofighter das
beste, was derzeit am Markt zu haben ist. Die Frage ist nur, ob ich das dafür
brauche, zur Erfüllung dieses Zwecks, ob ich ihn mir leisten kann, und ob ich
es finanziell und auch logistisch schaffe – und genau da setzen die Zweifel an.
Ich will Ihnen das jetzt ganz offen sagen: Ich war damals Ausschussvorsitzender
des Verteidigungsausschusses und Wehrsprecher der FPÖ. Am 25. oder um den
25. Juni 2002 hat der damalige Minister Scheibner das getan, was wir alle
erwartet haben, nämlich ein Papier für den Ministerrat zusammengestellt, in dem
gestanden ist: Das Bundesheer entschließt sich zur Beschaffung des Gripen. Eine
Woche später war es ganz anders. Ich weiß noch, Minister Scheibner hat mich
damals wenige Stunden vor dem Herantreten an die Öffentlichkeit und an die
Medien angerufen und gesagt: Wolfgang, wir kriegen den Eurofighter. Ich war im
ersten Moment baff und habe gesagt: Was? (Zwischenruf von GR
Mag Christoph Chorherr.)
Ich sage das ganz bewusst jetzt, es wird auch im
Ausschuss noch zur Sprache kommen, davon bin ich überzeugt, meine Damen und
Herren! Wenn aber die ÖVP hier so arbeitet, dann muss man ihr halt sagen, wo
die Scheinheiligkeit liegt und wie hier von ihr gearbeitet wird.
Minister Scheibner hat mich, wie gesagt, angerufen.
Ich war dann einen Moment ruhig, dann habe ich gesagt: „Herbert, und wer zahlt
das?“ – Daraufhin hat er gesagt: „Der Finanzminister hat gesagt, er übernimmt
zusätzlich alle Kosten für die Beschaffung, die ganzen Kosten.“ – Derselbe
Finanzminister, der kurz vorher gesagt hat, diese Kriegsflugzeuge werden nicht
gekauft. – Daraufhin war ich wieder ruhig. Dann habe ich gesagt: „Aber da gibt
es ja Zusatzkosten auch noch.“ – Daraufhin hat er gesagt: „Auch die trägt der
Finanzminister.“ – Da war ich wirklich ruhig, dann habe ich gesagt: „Na toll eigentlich
vom militärischen Standpunkt aus“ – ich fühlte mich als Soldat angesprochen –,
„wir kriegen das bestmögliche Modell, es ist zu finanzieren, die Finanzierung
ist abgesichert, da kann man gar nichts dagegen sagen.“ – Ich habe mich dann
etwas später noch einmal wegen der Zusatzkosten erkundigt, und es wurde mir
versichert, es gibt ein Zusatzprotokoll im Ministerrat, wo drinnen steht, dass
auch diese gedeckt werden. Wir werden sehen, vielleicht stellen Sie noch einmal
den Verteidigungsminister. Dieser wird sein „g'sundes Gfrett" mit der
Finanzierung der logistischen Abwicklung haben.
Eines frage ich mich aber schon – das habe ich jetzt
im Wahlkampf festgestellt –: Bei einer Diskussion mit dem Herrn Barnet, der
damals die rechte Hand des Verteidigungsministers war und heute den
Klubdirektor der Orangen stellt, ging es auch um die Eurofighterbeschaffung,
und da habe ich gesagt: „Wie ist Herbert Scheibner auf die Idee gekommen, so
plötzlich diesen Schwenk zu vollziehen, innerhalb von weniger als einer Woche?“
– Ja, Sie können sich ruhig nervös umschauen, Herr Kollege Gerstl. (Ironische
Heiterkeit bei der ÖVP.) Ich hab Sie schon bei der Beschaffung des Draken
beobachtet, wie Ihre Minister da unterwegs sind, denn damals war ich
Militärattaché in Schweden.
Ich habe also diesen Herrn Barnet gefragt: „Wie war
denn das damals mit der Beschaffung des Eurofighters?“ – Und da hat er
Folgendes gesagt – und das sind denkwürdige Worte: „Es war ganz einfach. Der
Finanzminister hat Herbert Scheibner angerufen und gesagt, den oder keinen.“ –
Den oder keinen!, hat der Finanzminister gesagt. Jetzt frage ich mich: Was
bewegt einen Finanzminister, der vorher gegen Flugzeugbeschaffungen war, sich
plötzlich so für den Eurofighter zu begeistern? Das ist eine Geschichte, die wirklich
aufklärungsbedürftig ist. – Danke. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Es ist ein weites Feld
in der Interpretation. Wir lassen das einmal so stehen.
Herr GR Mag Chorherr ist
meinen Aufzeichnungen nach zu Wort gemeldet. (GR Mag Christoph Chorherr: Wozu soll ich jetzt sprechen?) Wir gehen davon aus, dass der Berichterstatter immer noch Herr VBgm
Dr Rieder ist, dass das jetzt alles Spezialdebatten sind, und dass das,
was Herr Mag Jung gesagt hat, im Rahmen der großen Budgetdebatte zu sehen
ist.
Bitte, Herr GR
Mag Chorherr, zu dem zu sprechen. (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.)
GR Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im
Rathaus): Nachdem ich meinen Vorredner gehört habe, hätte ich eigentlich
wirklich Lust, übers Paragleiten zu sprechen. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Das
ist interessant, da sieht man die Welt von oben – das ist sehr empfehlenswert
–, man sieht alle möglichen feindlichen Flugzeuge, die vorbeikommen, und
Paragleiter stoßen weniger Abgase aus. Man könnte sagen, wo man das in
Österreich lernen kann, wo man das mieten kann, dass es im Pinzgau sehr schön
ist und es auf der Hohen Wand Turbulenzen gibt. (GR Dr Herbert
Madejski: Die ersten drei Minuten sind schon um!)
Ich
erzähle das denen, die es interessiert, im Anschluss, ja? Und wenn mich nicht
alles täuscht, diskutieren wir jetzt die Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und
Verkehr, und es ist gar nicht leicht, jetzt die Kurve zu kratzen. Ich werde es
trotzdem versuchen und die Assoziation zur Bewegung in der Luft bemühen: Kommen
wir zur Bewegung auf dem Boden. Wozu kommen wir? – Zu den Radfahrern! (Heiterkeit
und Beifall bei den
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