Gemeinderat,
14. Sitzung vom 21.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 91
stand, wo die Büros überall sein müssen, und genau in den angeführten Städten sind natürlich nicht sehr viele in der Lage, auch nur ein Angebot zu legen!
Das Kontrollamt verweist
darauf, dass man, wenn seit 1996 solche Verbindungsbüros bestehen, etwa zehn
Jahre später in der Lage sein sollte, eine Ausschreibung zu machen, die dem
entspricht, was man gerne hätte, nämlich eine ordentliche funktionale
Ausschreibung. Die hat es aber nicht gegeben.
Wir überspringen jetzt ein
paar Punkte.
Auf Seite 11 heißt es: „In
Hinkunft wird die MA 53“ – und „in Hinkunft“ bedeutet 2015! –
„den Empfehlungen des Kontrollamts Rechnung tragen und sich bemühen, schon in
den Bewerberunterlagen für einen Teilnahmeantrag alle Zielsetzungen noch
präziser und genauer zu beschreiben“. – Dann haben nämlich andere auch die
Möglichkeit, mitzubieten.
Als Nächstes wird
bemängelt, dass der ganze Vertrag in der Möglichkeitsform abgefasst ist. So
wird etwa festgestellt, dass es vielleicht irgendwann nötig sein wird, dass die
Gemeinde Wien noch mehrere Büros eröffnet. – Das wird als
„Eventualposition“ kritisiert, und das Bundesvergabegesetz habe solche
Positionen nicht vorgesehen. – Das weiß ich, das weiß die MA 53, und
das weiß auch die MA 63, die dafür zuständig war, das durchzuschauen, und
das auch mitgeteilt hat. Dennoch heißt es im Kontrollamtsbericht, dass die
MA 53 trotz der Ausführungen der MA 63 der Rechtsansicht der
MA 63 nicht folgte, so quasi: Uns ist egal, was im Bundesvergabegesetz
steht oder was uns die MA 63 empfiehlt! Wir formulieren
Eventualpositionen! Vielleicht kommt etwas dazu, vielleicht kommt nichts dazu.
Sogar im Haus wurde darauf
hingewiesen, dass das so nicht geht. Das war aber auch wurscht, weil es bei der
Compress nicht darum geht, eine ordentliche Ausschreibung zu machen.
Dann folgt die erste
Kalkulation beziehungsweise das erste Angebot der Firma Compress, das vorgelegt
wurde. Ich nehme nur ein paar Positionen heraus: Für „Gäste- und
Delegationsbetreuung“ kalkuliert die MA 53 rund 340 000 EUR, das
Angebot der Firma C beläuft sich auf 390 000 EUR, liegt also nur
um 15 Prozent daneben. Das ist gut. Für das „Regionen- und Trainee-Büro“
kalkuliert die MA 53 26 000 EUR und ein paar zerquetschte. Das
erste Angebot der Firma Compress beläuft sich hingegen auf
678 000 EUR, was eine Steigerung um 2 466 Prozent ist! Das
Kontrollamt sagt, dass da völlig unterschiedliche Leistungskategorien
hineingeschrieben wurden. Daher ist es kein Wunder, dass am Schluss eine
50-prozentige Steigerung der Kosten herauskommt!
Für zusätzliche Büros
fehlt die Kalkulation. – Ich zitiere: „Wie aus den dem Kontrollamt
vorgelegten Unterlagen ersichtlich war, stellte die MA 53 keine
zusätzlichen Bemühungen an, um eine Kalkulation der weiteren Büros
einzufordern. Die MA 53 nahm jedoch für sich eine Schätzung dieser Kosten
vor …“ – Das muss man sich einmal vorstellen! Da bekommt eine Firma
einen Auftrag über 150 Millionen EUR, legt keine Kalkulation für zusätzliche
Büros vor, und die MA 53 ist so freundlich und macht das selber! Es wäre
nett, wenn sie das bei allen Firmen so machen würde, dann würden sich
wahrscheinlich viele viel Zeit ersparen! – Das Kontrollamt empfiehlt, es
in Zukunft anders zu machen. Die Zukunft ist allerdings 2015, wie einmal mehr
in dem Bericht steht.
Bemängelt wird auch, dass
eine Nachvollziehbarkeit und Erklärbarkeit der Preise nicht möglich ist. Ich
lasse das aus. Es wird dann empfohlen, dass es in Zukunft nicht schlecht wäre,
wenn es für Verhandlungen auch entsprechende Unterlagen gäbe. Das Kontrollamt
konnte nämlich die Unterlagen nicht finden. Zuerst hat man seitens der
MA 53 nur gesagt: Wir waren eh dort und haben uns die Unterlagen
angeschaut, wir haben das quasi im Kopf. – Die MA 53 trägt der
Empfehlung des Kontrollamts Rechnung und sagt zu, in Zukunft sämtliche
Unterlagen in Kopie beizulegen. – Und „Zukunft“ bedeutet wiederum 2015!
Diejenigen, die dann noch da sind, können mich anrufen, falls ich selber nicht
hier sein sollte!
Es wird auch bemängelt,
dass man einen Zehn-Jahres-Vertrag gemacht hat. Die Laufzeit hätte auch nur
fünf Jahre betragen können! Aber wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen: Das
hätte nichts geändert! Dann ersparen wir uns das in fünf Jahren!
Am Schluss gibt es noch
eine ganze Menge von Empfehlungen des Kontrollamts. Das Kontrollamt hat nur das
Pech, dass wir jetzt zehn Jahre warten müssen, um zu sehen, ob diese
Ausschreibungen in Zukunft besser funktionieren.
Ich sage es noch einmal: Unser ursprünglicher
Verdacht, dass es sich hiebei um eine Ausschreibungsfarce handelt, ist durch
diesen Bericht bewiesen! Bei der Compress freuen sie sich über zusätzliche
50 Millionen EUR, die uns irgendwo an anderer Stelle abgehen. Ich hoffe,
dass es in zehn Jahren dann besser funktioniert, aber diese Hoffnung ist
zeitlich natürlich sehr weit vorne angesiedelt!
Kurz zu einem anderen Themenkomplex in diesem
Ressort, nämlich zum Sport. Die ÖVP stellt einmal mehr den Antrag, man möge die
Subventionsansuchen, die abgelehnt wurden, offen legen, damit man sieht, was
die SPÖ für gut und was für schlecht befunden hat. – Es wäre sehr
nützlich, das zu wissen! Solche Anträge hat die Opposition in der Vergangenheit
schon öfters gestellt, einmal die GRÜNEN, einmal die ÖVP, vermutlich auch die
FPÖ. Ich befürchte aber, dass wir wieder an der Mehrheitsfraktion scheitern
werden! Ein solcher Antrag ist aber, wie gesagt, sehr nützlich, und wir werden
ihn unterstützen.
Gender Budgeting ist diesmal groß erwähnt. Da gibt es
eine Sammlung von Blättern im Voranschlag mit vielen Zahlen. Dazu wird Monika
Vana bei der nächsten Geschäftsgruppe Genaueres sagen. Die Zahlenangaben lauten
etwa so: Büchereien, aktive BenützerInnen: 63,7 Prozent Frauen. Beim Bücherausleihen
sind es 64 Prozent Frauen und so weiter. Da gibt es einige Prozentsätze, mit
denen ich zumindest am Beginn etwas anfangen kann.
Wenn ich zum Sport komme, dann
finde ich beim Sportamt als Text: „Vielfältiges Sportangebot in Wien,
geschlechtsspezifische Ziele, Gleichbehandlung.“
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