Gemeinderat,
14. Sitzung vom 20.11.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 108
an die
Bezirke im Rahmen des Notprogramms waren dafür 2002 auf null gestellt, 2006
waren es 2,5 und 2004 4,5 Millionen.
Die Summe
der Bezirksmittel insgesamt betrug 2002 177 Millionen EUR und 2005
155 Millionen EUR, 2006 waren es 153,6 Millionen EUR, und 2007 wird
wieder ein bisschen angehoben auf 155,8 Millionen EUR. Wirklich
aussagekräftig ist aber wahrscheinlich in erster Linie die Bezirksquote, das
heißt, die Bezirksmittel in Prozent der Gesamtausgaben. Und da sehen wir einen
stetigen Abstieg von 1,9 über 1,6 auf 1,5 Prozentpunkte.
Die
Schulsanierungsprogramme der Stadt Wien laufen 2006 aus, ein Notprogramm wird
nun erforderlich gemacht, das aber den Bezirken in Wien nicht helfen wird, denn
vom geplanten Investitionsvolumen werden nur mehr 40 Prozent von der Stadt
Wien übernommen, und 60 Prozent müssen aus den Bezirksbudgets finanziert
werden. Bisher betrug das Verhältnis 90 zu 10 zu Gunsten der Bezirke. –
Das heißt also, die Schulsanierung treibt die Bezirke weiterhin in die
Verschuldung.
Wenn man
sich die einzelnen Bezirke anschaut, stellt man fest, dass nunmehr 14 der 23
Bezirke bereits mit Vorgriffen auf das nächste Budgetjahr belastet sind. Neun
Bezirke, nämlich 10, 13, 12, 11, 2, 20, 4, 1 und 15, haben Vorgriffe in
Millionenhöhe vorgenommen, die Bezirke 5, 9, 16, 14, 19 liegen darunter.
Rücklagen gibt es auch noch, nämlich in aufsteigender Folge bei den Bezirken
21, 18, 8, 7, 3, 17, 23, 6 und 22.
Die Flucht
aus dem Budget wurde heute bereits angesprochen. Es gibt immer mehr
Ausgliederungen. Wenn man sich das anschaut, hat man den Eindruck, dass Wien,
was die Finanzierung der Magistratsabteilungen, der klassischen Verwaltung und
der Betriebe betrifft, nur mehr einen Rumpfbudget hat, während die
außerbudgetäre Finanzierung durch die Ausgliederungen immer größere Ausmaße
annimmt. Letzteres betrifft die Unternehmen im Sinne der Stadtverfassung wie
Wiener Wohnen und den KAV, ferner die Fonds WWFF, WAFF und Fonds Soziales Wien
und die Anstalten wie die Wiener Museen sowie die Kapitalgesellschaften wie die
Wiener Stadtwerke Holding, die Wiener Holding, Aspern Nord und Aspern Süd. Mit
anderen Worten: Der Großteil der Mittel läuft nicht mehr über das Budget, das
zu einem Torso geworden und somit auch der Kontrolle des Gemeinderates entzogen
ist.
Die
Budgethoheit des Gemeinderates wiederherzustellen, wäre eine echte Aufgabe. Ein
Mittel dazu wären vierteljährliche Quartalsberichte, wie sie selbstverständlich
jedem privaten Aktionär im Sinne des Anlegerschutzes zustehen und in der
Zwischenzeit nach § 87 Börsegesetz auch vorgeschrieben sind. Nur für
den Gemeinderat in Wien gibt es so etwas nicht!
Das gilt
auch für die Finanzpläne. Wir hatten bis 1997 Finanzpläne. Beim Bund gibt es
einen solchen Finanzplan, in Wien nicht. International üblich sind Finanzpläne
für den Zeitraum einer Legislaturperiode, das wären in Wien also fünf Jahre.
Ein solcher Finanzplan würde den Gemeinderat schon so früh wie möglich in den
politischen Steuerprozess einbeziehen, und ich glaube, genau das ist es, was
die SPÖ auf keinen Fall will!
Zum Häupl-Belastungspaket 2006: Es hat hier massive
Belastungen gegeben, die jeden Haushalt in Wien mit rund 400 EUR im Jahr
treffen. Sie wurden heute auch schon von anderen Fraktionen genannt: Es gab
eine Erhöhung des Gaspreises um 17 Prozent, des Strompreis um 5 Prozent,
der Kanalgebühren um 28 Prozent, der Müllgebühren um 20 Prozent, und
der Kulturförderungsbeitrag stieg gleich um 34 Prozent. Das ergibt eine
Summe von nicht ganz 400 EUR pro Jahr, die alle Menschen in Wien, egal, ob
sie viel oder wenig verdienen, gleich belastet. Nicht einmal ein halbes Jahr
nach der Wahl sind die Wahlversprechen der SPÖ, die vollmundigen Erklärungen,
dass es keine Gebührenerhöhungen geben wird, bereits gebrochen worden!
Es ist dies ein gewaltiges Belastungspaket, das über
das von mir Genannte noch hinausgeht. Ich führe kurz noch ein paar Punkte an:
Erhöhung des Kostenbeitrages für die Patienten in den Wiener Spitälern sofort
am 1. Jänner 2006, Erhöhung der Pflegegebühren in den Wiener Spitälern per
1. Jänner 2006, Erhöhung der Ambulatoriumsbeiträge mit 1. Jänner
2006. Dann folgten die Erhöhung der Strompreise mit 1. März um 5 Prozent,
die Erhöhung der Gaspreise mit 1. März um 17 Prozent, der Müllgebühren zum
gleichen Zeitpunkt um 20 Prozent, der Kanalgebühr zum gleichen Zeitpunkt
um 28 Prozent, und der schon genannte Kulturförderungsbeitrag wurde mit
1. Juli 2006 um 34 Prozent angehoben.
Weiters sind die Gebühren auf dem Großmarkt
Wien-Inzersdorf am 1. Juni um 15 Prozent gestiegen, die Gebühren für
die Marktstandler auf den Wiener Märkten wurden mit 1. Juni um bis zu
30 Prozent angehoben, was deren Überleben nicht leichter machen wird, und
die Gebühren für die Gastronomiebetriebe auf dem Naschmarkt sind auch um
45 Prozent hinauf geschnalzt worden.
Damit es nicht langweilig wird, wird es die nächsten
Erhöhungen per 1.1.2007 geben, nämlich mit 5,3 Prozent beim Gas und mit
6,3 Prozent beim Strom.
Die Rekordbelastung der Gebühren mit Wassersteuer,
Kanalsteuer und Müllsteuer wurde heute bereits angesprochen. Die Summe der
städtischen Steuern macht 143,7 Millionen EUR aus, das ist ein Plus
von 47 Millionen EUR durch das Belastungspaket, das die Regierung
Häupl geschnürt hat. Nach den Wiener Wahlen wurde für das allgemeine Budget
dieser Betrag von 143 Millionen EUR abgezweigt.
Die Kostendeckungsgrade liegen, wie wir wissen, bei
der Wassersteuer und den Kanal- und Müllgebühren immer jenseits von
100 Prozent und sind daher sachlich in keiner Weise gerechtfertigt.
Abschließend eine Zusammenfassung, die ganz
interessant ist: Für die Regierungszeit Häupls sind große und kleine, aber
insgesamt nunmehr 61 Belastungspaketpunkte aufzulisten, die bis heute in
Wirkung getreten sind. Diese bedeuten eine ungeheure Belastung für die Wiener
Bevölkerung, und sie sind vor allem nicht sozial ausgewogen, nehmen also nicht
auf die Einkommenssituation der Wiener und Wienerinnen Rücksicht.
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