Gemeinderat,
13. Sitzung vom 25.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 80
Länder international und auch die UN-Menschenrechtsbereiche und andere internationale Organisationen das auch verurteilt, endlich anerkannt und verurteilt.
Es geht um nicht mehr und nicht weniger als darum,
dass man diesen Völkermord endlich anerkennt, anerkennt und verurteilt. Um
nicht mehr und nicht weniger geht es. Und nicht einmal da haben Sie die Größe
und schieben bei 1,5 Millionen Menschen, die ermordet wurden, politische
Interessen vor. Das muss einem einmal einfallen. Das muss einem einmal
einfallen, so perfid zu argumentieren, dass man, wenn es darum geht, einen
Völkermord anzuerkennen, das als politisches Spiel definiert. Also da wird mir
schlecht bei diesen perfiden Wortmeldungen, die es heute gegeben hat, und da
könnte sich auch jeder Bürger, wenn er das heute hören und sehen könnte, sein
Urteil bilden. (GR Norbert WALTER, MAS: Ja, das stimmt!) Da kann sich
jeder sein Urteil bilden.
Genauso, wenn man von grüner Seite herauskommt und
sagt, wir sollen die Geschichte aufarbeiten. Also wir haben unsere Geschichte
insgesamt immer aufgearbeitet in Österreich. (GR Mag Rüdiger Maresch: Aber wirklich nicht!) Wir haben die
Geschichte in Österreich immer aufgearbeitet. (Zwischenruf bei den GRÜNEN.)
Wir haben einen unglaublichen Massenmord und eine gezielte Tötung von Menschen
in Gaskammern und in anderen Bereichen erlebt, und wir haben uns immer dazu
bekannt, dass solche Dinge nie wieder passieren dürfen.
Wir haben immer auch Denkmälern und Mahnstätten
zugestimmt. Aber genau das ist der Punkt. 95 Prozent aller Gedenkstätten
haben unsere Zustimmung erhalten. Aber irgendwann einmal nach insgesamt über
55 Gedenkstätten, Denkmälern und Tafeln sollte man wirklich, so wie der
Herr Lasar das auch heute als Mitglied der Israelitischen Kultusgemeinde
festgehalten hat, darangehen und sich fragen: Wertet man nicht andere Denkmäler
damit ab, wenn man permanent sozusagen eine Inflation von weiteren Denkmälern
möglich macht? Das ist auch eine Überlegung, über die man einmal nachdenken
sollte, denn viele Betroffene sagen genau das. Viele Betroffene meinen, dass es
wichtig wäre, einmal die Denkmäler, die wir haben, dementsprechend zu bewerten
und nicht mit dem nächsten das vorhergehende Denkmal in Wirklichkeit sozusagen
als ein weiteres unter vielen verkommen zu lassen. Das ist genau der Punkt, und
genau darum geht es.
Und wenn das dann hier in den Raum gestellt wird: Ja,
wir bekennen uns zum Verbrechen, das bei uns in Mitteleuropa passiert ist. Ja,
wir bekennen uns dazu. Wir verurteilen dieses Verbrechen, wir verurteilen den
Massenmord, wir verurteilen diese Bereiche. Wo sind Sie als türkischstämmige
österreichische Abgeordnete in diesem Haus heute in dieser Frage? Das wird
vielleicht unangenehm sein. Ich verstehe Sie. Das betrifft ja vielleicht auch
Ihre Familiengeschichte. Ich kann es nicht beurteilen, wird unangenehm sein.
Aber genau darum geht es: Aufarbeitung. Da sollten gerade Sie auch dazu bereit
sein, diesen Völkermord und Genozid anzuerkennen und zu verurteilen. Was ist
das für eine Sichtweise, wenn man das gerne tut auf der einen Seite, nämlich
überall woanders, außer wenn es einen selbst im Umfeld betrifft? Dann ist das
nicht wirklich glaubwürdig.
Das ist ein Auftrag, den wir haben. Egal, wo
Völkermorde passieren auf dieser Welt, wir haben dazu Stellung zu beziehen. Und
wenn solche unsinnigen Aussagen kommen, wie sie der iranische Präsident zum
Besten gegeben hat, dann müssen wir genauso darauf reagieren, wie wir es hier
im Rahmen einer Resolution auch getan haben, in der wir seine damaligen
antisemitischen Äußerungen zurückgewiesen und verurteilt haben.
Ja, das ist auch die Aufgabe, die wir haben, doch
Österreich hat sich bis heute dieser Problematik bei den Armeniern nicht
gestellt. Bis heute hat man sich nicht gestellt, bis heute gibt es eben keine
klare Äußerung. Das, was Sie einbringen, ist eine sehr schwammige Äußerung, die
im Übrigen genauso schon im Nationalrat als Antrag eingebracht wurde, wobei die
GRÜNEN damals nicht zugestimmt haben. Da war die Grüne Fraktion jene Fraktion,
die Ihrem heute hier eingebrachten Antrag nicht zugestimmt hat. Er ist sehr
schwammig, unverbindlich, enthält nichts Konkretes und Direktes, und das tut
weh.
Zum Abschluss: Frau Vassilakou, Sie wollen türkische
Nationalisten stärken, weil Sie mit Ihrem Verhalten heute, Frau Vassilakou,
türkischen Nationalisten Recht geben. Sie geben mit Ihrem heutigen Verhalten
türkischen Nationalisten Recht, indem Sie den Völkermord an den Armeniern nicht
anerkennen wollen mit dem Antrag, nicht verurteilen wollen und damit diesen
Menschen im Grunde in die Hände spielen. Denn so hat sich sozusagen deren Verhalten
gelohnt, dass man sagt: Wehe, das macht jemand! Dann werden wir uns das nicht
gefallen lassen, dann werden wir auf die Barrikaden gehen.
Wenn Sie von Türken und Griechen gesprochen haben,
ja, es ist die türkische Regierung, die diese Verantwortung hat. Das kann ich
nur an der türkischen Regierung festmachen. Und genau darum geht es. Da muss
ich die türkische Regierung auch beim Namen nennen. Und genau dort liegt das
Problem, dass bis heute dieser Völkermord einfach nicht akzeptiert wird.
Und wenn sie sozusagen Teile, die wir aus Wikipedia
zitiert haben …
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm (unterbrechend): Herr Gemeinderat, ich
bitte Sie, zum Schluss zu kommen.
GR Heinz-Christian Strache (fortsetzend): Ich komme zum Schluss.
Wenn Sie Teile, die wir aus Wikipedia zitiert haben,
als plumpes Zeug definieren, dann tun Sie mir leid (Zwischenruf von GRin Mag Maria Vassilakou), denn das ist eine
Definition, mit der Sie sich selbst im Grunde genommen auch mit Ihrer
Intellektualität darstellen, denn dort steht kein plumpes Zeug. Mit Sicherheit
nicht.
Frau Vassilakou! Wir haben niemanden in der FPÖ, der
den Holocaust jemals geleugnet hat, aber die Abgeordneten der GRÜNEN leugnen
offensichtlich den Genozid an den Armeniern. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu Wort
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