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Gemeinderat, 13. Sitzung vom 25.10.2006, Wörtliches Protokoll  -  Seite 28 von 80

 

Saison abgeliefert, wir haben wunderbares Theater gesehen, wir haben Theater gesehen, das Stellung bezieht. Er hat mit "Spiegelgrund" gestartet als einen Beitrag zum Gedenkjahr des Jahres 2005, er hat Stellung bezogen mit Stücken wie “Rose Bernd“ von Gerhard Hauptmann, “Vor dem Ruhestand“ von Thomas Bernhard, mit “Freiheit im Krähwinkel“ von Nestroy.

 

Er hat aber auch sehr viel Neues geschaffen, er hat großartiges, junges Theater gemacht, er hat den jungen Schiller mit “Die Räuber“ auf die Bühne gebracht, in einer Inszenierung, wie wir sie im Volkstheater und auch sonst in der Stadt kaum gesehen haben, ein junges Ensemble aus multikulturellen Rappern in dieser Stadt, ein junger Regisseur aus Deutschland, Nuran David Calis mit türkischem und jüdischem Hintergrund und ein Theater, das es sonst noch nie geschafft hat, so viele junge Menschen ins Volkstheater zu bringen. Ich habe es viermal gesehen, auch mit meinen Kindern, ich weiß, wie viele junge Menschen hier im Volkstheater waren, und das ist ein großartiges Ergebnis gewesen. Wir haben tolles Theater gesehen im Haupthaus, in den Bezirken - die Zahl der Abonnementen, beim Volkstheater in den Bezirken ist auf über tausend erhöht worden -, wir haben eine neue Spielstätte mit dem Hundsturm, in einer theatralisch düsteren Ecke dieser Stadt, wie Schottenberg es sagt, wir haben spartenübergreifende Projekte in diesem Haus mit Künstlerinnen und Künstlern der bildenden Kunst wie Elke Krystufek und der Künstlergruppe “monochrom“.

 

Und dieser Hundsturm ist eine wichtige Spielstätte und Entwicklungsstätte für zeitgenössische Autoren, insbesondere zeitgenössische Autoren aus dem Osten unseres Kontinents. Und dass Dimitri Dinev einen Stückauftrag erhalten hat, ist nur ein Zeichen, wie erfolgreich dieser Weg ist. Wir haben mit dem Hundsturm ein Experimentiertheater ebenso wie eine Probebühne für das Volkstheater, und es war das billigste neue Theater, das wir geschaffen haben, und wir bekennen uns voll zu dieser neuen Spielstätte des Wiener Volkstheaters.

 

Dass die Rote Bar rote Tapeten hat, das liegt nun einmal an den Tapeten. Dass da drinnen politisch engagierte Veranstaltungen stattfinden, sinnliche Veranstaltungen, lyrische Veranstaltungen, das können Sie nur deshalb nicht beurteilen, weil Sie wahrscheinlich nie dort sind, aber es gibt ja auch - und das sollte Ihnen nicht verschwiegen sein – einen schwarz-weißen Salon. Niemand hat sich aufgeregt, warum der Salon schwarz-weiß heißt, und es gibt eine neue Spielstätte im Bellaria-Kino, die seit einem Jahr "Stadt ohne Juden" spielt und es ist jedes Mal ausverkauft.

 

Ich glaube, dass hier Großartiges gelungen ist und dass wir stolz sein können.

 

Und nun zur Bemerkung über den roten Stern. Nun, dass alles, was rot ist in dieser Stadt, der FPÖ nicht gefällt, das ist nicht neu. (GR Mag Harald STEFAN: Aber geh!) Es ist jedenfalls so, dass mit diesem Symbol - das nun tatsächlich Interpretationen zulässt - viele Diskussionen entstanden sind, dass Irritationen entstanden sind, dass aber insbesondere das Haus auch eine neue Identität gewonnen hat, (GR Mag Harald STEFAN: Was ist das!) Aufmerksamkeit erregt hat, das Haus mit diesem Signet internationale Preise gewonnen hat. Und unter uns gesagt, niemand regt sich auf, dass die italienische Mineralwasserfirma San Pellegrino einen roten Stern hat, niemand würde dem Modehaus Turek in dieser Stadt eine Nähe zum Kommunismus nachsagen, weil es einen roten Stern im Signet hat. (GR Mag Harald STEFAN: Reiner Zufall!) Das ist einfach lächerlich, was Sie hier machen, und daher kann man sich mit dem wirklich nicht ernsthaft auseinandersetzen.

 

Wenn wir hier heute eine Zusatzsubvention in der Höhe von 450 000 EUR beschließen, dann ist das erstens einmal notwendig, um den erfolgreichen Weg im Volkstheater fortsetzen zu können, und dann ist es zweitens von der Stadt Wien und den Beamten der MA 7 bis ins letzte Detail geprüft worden. Und das ist auch der Grund, warum es erst heute vorliegt und nicht schon nach dem ersten öffentlichen Nennen dieser Zahlen, und es ist auch erklärbar. Es ist erklärbar mit dem Direktionswechsel, es ist erklärbar mit dem Wechsel in der Dramaturgie, teilweise auch im Ensemble, es ist erklärbar mit den notwendigen Abfertigungen und Pensionsrückstellungen und es ist auch damit erklärbar, dass vielleicht eine Direktion am Schluss nicht so viel Interesse erweckt wie eine Direktion, wenn sie neu beginnt.

 

Es ist aber vor allem erklärbar, weil das Volkstheater - und das ist das Einzige, was tatsächlich unbestritten ist und das muss in diesem Zusammenhang auch gesagt werden - chronisch unterdotiert ist, und wir wissen das.

 

Ich sage jetzt nur einige Zahlen, dass man überhaupt weiß, was wir am Volkstheater in dieser Stadt haben.

 

In dieser Spielzeit, der ersten von Direktor Schottenberg, wurden insgesamt 655 Vorstellungen gespielt. Ich vergleiche es jetzt mit dem Stadttheater Klagenfurt, das hat mit 2,5 Millionen EUR Subvention mehr, nur insgesamt 169 Vorstellungen gespielt.

 

Wir hatten insgesamt 696 Zuschauer an jedem dieser Spieltage, das gibt insgesamt eine Besucherzahl von mehr als 200 000 Menschen in dieser Stadt, die jährlich Vorstellungen des Volkstheaters sehen und das alles um den Betrag, den wir hier zur Verfügung stellen.

 

Eine wichtige Kennzahl ist die Subvention pro Besucher. Ich sage nur einige Beispiele, weil Kollege Stefan gesagt hat, die ganze Welt hat weniger Förderung und spielt besseres Theater. Genau das Gegenteil ist natürlich der Fall. Ich sage jetzt: Klagenfurter Stadttheater 118 EUR pro Besucher Förderung, Schauspielhaus Zürich 100 EUR, Linzer Landestheater 92 EUR, Volkstheater Wien, 58 EUR.

 

Das heißt, weniger als die Hälfte dessen, was das Stadttheater Klagenfurt bekommt, erhält das Volkstheater an Subvention pro Besucher, und daher glaube ich, dass es durchaus erklärbar und verständlich ist, dass das Volkstheater wahrscheinlich eine höhere Förderung braucht. Dies ist vor allem auch durch die Kürzungen des Bundes erklärbar.

 

Kollege Wolf hat jetzt da so locker gesagt: „Es wurde eingefroren.“ Sie wissen offensichtlich nicht, was eingefroren ist. Der Bund hat nicht eingefroren, sondern

 

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