Gemeinderat,
10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 43 von 96
und auch GR Woller hat viele Bereiche erwähnt, in welchen es zu großen Veränderungen gekommen ist. Ich werde das jetzt nicht wiederholen, sondern noch um ein paar Bereiche ergänzen.
Zum Bereich Film und Video: Zu den mittlerweile
etablierten Festivals wie der Viennale, dem Queer Film Festival “Identities“,
dem Kinderfilmfestival oder auch der Jüdischen Filmwoche sind 2005 noch neue
Festivals wie “Vienna Independent Shorts“, “Ohne Kohle“ und “Kino05“ dazu
gekommen. Neu war auch das EU XXL-Festival, das eine Vernetzung
europäischer Filmschaffender zum Ziel hat. Außerdem hat erstmals im
deutschsprachigen Raum überhaupt in Wien das Resfest, das größte Festival für
digitale Kultur, stattgefunden.
Der neue österreichische Film ist in den letzten
Jahren nicht nur in Österreich und im deutschsprachigen Raum, sondern auch
international zu einem Begriff geworden. Das zeigt die Oscar-Nominierung für
“Darwin’s Nightmare“, das zeigen aber auch Preise wie der Goldene Bär bei der
Berlinale für “Grbavica“.
Die Stadt unterstützt den österreichischen Film durch
den Film Fonds Wien, der große internationale Produktionen, die oft
Gemeinschaftsproduktionen sind, fördert, wie zum Beispiel den Film “Caché“, der
übrigens die Goldene Palme in Cannes für die beste Regie bekommen hat, und
direkt durch die MA 7, die die kleinen Formate unterstützt wie etwa Experimental-
und Animationsfilme.
Zum Thema Mut für Veränderungen bringe ich jetzt eine
kleine Statistik auch aus dem Frauenkunstbericht: Waren es im Bereich Film 2004
noch 38 Prozent der Projektförderungen, die Frauen zugute gekommen sind,
waren es 2005 schon über 55 Prozent.
Zu Veränderungen kam und kommt es auch im Bereich der
bildenden Kunst. Ich nenne in diesem Zusammenhang das “Museum auf Abruf“, für
dessen neue Ausstellungshalle die Bauarbeiten im Jahr 2005 begonnen haben.
Ferner hat der Fonds “Kunst im öffentlichen Raum“ Aufsehen erregende Projekte
durchgeführt. Er verfolgt einen völlig neuen Ansatz, nämlich, dass die Künstler
direkt zu den Menschen gehen, um sich vor Ort mit Kunst auseinander zu setzen.
Auch die Kunsthalle ist ein Beweis dafür, dass es im
Bereich bildender Kunst immer wieder zu einer wirklich positiven Positionierung
der Stadt Wien kommt und viel für die moderne und zeitgenössische Kunst
geleistet wird, vor allem auch mit kontroversiellen Aktionen und Ausstellungen
wie etwa “KanakAttack“. Es ist dies ein ganz wesentlicher Beitrag, der
herausfordert und zum Diskurs anregt. – Nebenbei hat sich da auch wieder
einmal die Geisteshaltung der FPÖ gezeigt, die sofort reflexartig ein “Wien
darf nicht… werden“-Plakat drucken musste.
Nochmals zum Stichwort Frauenkunstbericht und zum
Stichwort Veränderungen: In diesem Bereich erfolgten Kunstankäufe der Stadt
Wien im Jahr 2004 noch zu 41 Prozent von weiblichen Künstlerinnen, 2005
waren es schon 49 Prozent. Die Preise der Stadt Wien für bildende Kunst
gingen zu 75 Prozent an Frauen, was möglicherweise auch damit im
Zusammenhang steht, dass die Jury zu 71 Prozent weiblich besetzt ist.
Wie bei der “Kunst im öffentlichen Raum“ gingen die
Mittel zu fast 40 Prozent an Künstlerinnen, auch hier also eine Erhöhung
zum Vorjahr.
Ein Beispiel gelungener Neupositionierungen innerhalb
der Stadt ist die Stadt- und Landesbibliothek, die sich umbenannt hat. Die
Wien-Bibliothek, wie sie sich jetzt nennt, hat sich im letzten Jahr ein neues
Design und eine neue Corporate Identity gegeben und hat das Jubiläum anlässlich
ihres 150-jährigen Bestehens auch genutzt, um in einer Veranstaltungsreihe ganz
offensiv an ihr Zielpublikum heranzutreten und die umfangreichen Bestände einer
breiten Öffentlichkeit in vielen verschiedenen Veranstaltungen zu präsentieren.
Für dieses tolle Ergebnis richte ich meinen herzlichen Dank an die Leiterin,
Frau Dr Mattl-Wurm, und an alle MitarbeiterInnen der MA 9! (Beifall
bei der SPÖ.)
Die zweite Neupositionierung erfolgte im Bereich
Mode, der in der Stadt in den letzten Jahren immer mehr zu einem kreativen,
aber auch zu einem wirtschaftlichen Faktor geworden ist. Das zeigte sich erst
vor kurzem wieder bei der “Austrian Fashion Week“. Der Bereich Mode wurde um
die Bereiche Musik und Fotografie erweitert, und es gab eine Umbenennung in
“6th Festival for Fashion, Music und Photography“.
Dass österreichische Designerinnen immer mehr auch im
internationalen Konzert mitspielen, sieht man zum Beispiel daran, dass eine Österreicherin,
Devi Kroell, Anfang Juni in New York den Oscar der Modebranche für ihre
Accessoire-Kreationen bekommen hat. – Dieser Entwicklung trägt die Stadt
durch Förderungen im Kultur-, aber auch im Wirtschaftsbereich Rechnung.
Von der Opposition wurde der Stadt in diesem
Zusammenhang auch mangelnde Demokratie vorgeworfen. – In einem Bereich ist
es im letzten Jahr, wie schon angesprochen wurde, zu massiven Änderungen
gekommen, nämlich im Bereich Netzkultur. Das hat sehr viel mit Demokratie und deren
Weiterentwicklung zu tun. Damit kann die ÖVP möglicherweise nichts anfangen,
denn wenn man sich die Regierung anschaut, dann sehe ich dort nicht sehr viel
Zeichen für mehr Demokratie: Ich nenne nur die Änderung des ÖH-Gesetzes, die
Änderung des ORF-Gesetzes und die Änderung des Sozialversicherungsgesetzes, die
gleich zweimal erfolgte, nachdem es beim ersten Mal nicht wirklich geklappt
hat. Daran zeigt sich, dass man dort nicht für mehr Demokratie, sondern
eindeutig für weniger Demokratie ist.
Ich sage Ihnen aber gerne, warum es sich lohnt, über
partizipatorische Demokratie nachzudenken, und warum wir das auch in diesem
Netzkulturbereich umgesetzt haben. Auf diese Weise wird nämlich die
Auseinandersetzung mit demokratiepolitischen Werten gefördert, weil die Betroffenen
direkt mit einbezogen werden, weil Kommunikation und Dialog gefördert und die
Schwierigkeiten von Meinungsbildungsprozessen verdeutlicht werden, was in
Richtung einer gesellschaftlichen Selbstorganisation führt.
Den Wert eines partizipatorischen
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