Gemeinderat,
10. Sitzung vom 27.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 96
dass wir doch Stadträte einsparen, wenn diese ohnedies nicht mehr so viel zu tun haben, weil alles ausgegliedert und auf andere Personen übertragen ist. In Wirklichkeit wird der Apparat nämlich aufgebläht, indem Bereiche ausgegliedert und somit weitere Personen involviert werden.
Sie haben eine Statistik betreffend das Wien Museum genannt
und gesagt, dass es mit 19 000 Besuchern im Mai 2006 eine
Verdoppelung gegenüber Mai 2005 gab. – Da würde mich interessieren,
wie denn die April-Statistik aussieht! (GR
Ernst Woller: Da war geschlossen!) Warum nennen Sie gerade den Mai? Eine
Monatsstatistik ist bekanntlich sehr relativ! Ich vergönne den Wien Museen
jeden Besucher, ich stehe da ohnedies völlig hinter Ihnen! Es ist klar: Sie
sind Kultursprecher und müssen all das gut finden. Die Opposition hat aber doch
eine etwas andere Sicht der Dinge. Unsere tägliche Praxis als Opposition
besteht darin, dass wir uns um Akten bemühen und den Informationen nachrennen
müssen. Einerseits bekommen wir dann nur minimale Informationen, andererseits
bekommen wir das Totschlagargument in Form von 100-seitigen Berichten am Tag
der Sitzung. Ich kenne das auch vom Gesundheitsausschuss: Ein paar Tage vorher
bekomme ich Papierstöße, zu welchen ich dann eine Fachmeinung abgeben soll!
Es gibt verschiedene Möglichkeiten: Es gibt zum
Beispiel das wunderbare Spiel wie beim 1. Mai-Fest, dass wir am
1. Mai eine mit Steuergeldern finanzierte Veranstaltung haben und Ende Mai
darüber abstimmen müssen, ob wir es genehmigen oder nicht. – All das ist
eine Ignoranz der Macht, die wir ganz entschieden ablehnen, meine Damen und Herren!
(Beifall bei der FPÖ.)
Herr Kollege Schreuder hat auch noch gesagt, dass ihm
die Sommerveranstaltungen fehlen. – Das ist klar! Das Wiener Lustspielhaus
und Adi Hirschal als ein Freund Häupls bekommen problemlos
350 000 EUR. So viel gibt es unter Umständen auch für andere
Theaterreformen, auch für kleine Bühnen, die um ihre Existenz kämpfen müssen.
Diese müssen sich aber einer Jury unterwerfen, die dann abspricht, ob etwas
gut, zeitgemäß und förderungswürdig ist. Diesfalls geht es aber mit einem einfachen
Freundschaftsdienst, dort bekommt man die 350 000 EUR, da fährt die
Eisenbahn drüber, gegen unsere Stimmen!
Das sind irgendwie keine Mindeststandards im
demokratischen Umgang mit der Opposition. Das finden wir schon sehr
deprimierend! Mit der Summe der Subvention für das Donauinselfest haben wir den
Wiener Kultursommer gefördert, mit einer Viertel Million Euro. Das spielt sich
in der Praxis so ab: Die SPÖ macht gemeinsam mit dem Wiener Kulturservice eine
Veranstaltung in irgendeinem Bezirk. Gezahlt wird das von uns allen. Das
scheint ja schon in der anderen Subvention auf, das braucht man hier nicht mehr
extra aufführen.
Lassen Sie mich zum Abschluss noch ein paar Worte
über das Donauinselfest verlieren. Obwohl wir darüber diskutiert haben, ist es
ganz offensichtlich noch nicht durchgedrungen, dass es sich bei der Zählung um
Besuche und nicht um Besucher handelt. Es war von 2,9 Millionen Besuchern
die Rede. – Es war das sicherlich eine großartige Veranstaltung, das will
ich nicht bestreiten! Aber wenn zum Beispiel hier steht: Am Sonntag waren
800 000 Leute auf dem Donauinselfest, und wenn man dann in der
Sponsorenmappe nachschaut und sieht, dass ein Viertel der Wiener dorthin geht
und dass das Viertel der Wiener ein Dreiviertel der Besucher ausmacht, dann
frage ich mich: Woher kommen diese 800 000? (Zwischenruf von GR Karl
Dampier.)
Am Sonntag, Herr Kollege Dampier, an einem so heißen
Tag waren 150 000 Leute in den Wiener Bädern, andere waren in ihren Kleingärten
oder an ihren Zweitwohnsitzen, oder sie haben einen Ausflug gemacht. Waren die
alle auf dem Donauinselfest? Wo sind denn die Leute hergekommen? Oder ist es
doch vielleicht richtig, dass wir die Besuche zählen sollten und nicht die
Besucher? Wenn jemand eine Bühne besucht und dann zu einer anderen geht, dann
ist er ein Besuch bei einer Bühne. (Weiterer Zwischenruf von GR Karl
Dampier.) Wir haben es Ihnen beantwortet: Drei Viertel der Besucher sind
Wiener! (GR Kurt Wagner: Jetzt machst du
alles schlecht!) Ich mache es nicht schlecht, ich relativiere nur die
Zahlen! Ich glaube nämlich, es ist viel glaubwürdiger… (GR Kurt Wagner: Es ist doch schön, wenn sich etwas abspielt! –
Zwischenrufe bei der SPÖ.) Dabei hatte ich heuer keine Zeit, zu dir zu kommen.
Das bedaure ich! (Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Was habt ihr denn? Ich mache es ja gar nicht
schlecht! (GR Kurt Wagner: Du machst es
nicht schlecht, du redest es nur herunter!) Kritikfähig ist die SPÖ nicht
wirklich. Da wird eine heilige Kuh angerührt!
Etwas ist mir aber aufgefallen, weil da ein gewisser
Lernprozess eingetreten ist: Es gibt ja die vom ÖGB betriebene Arbeitsweltinfo,
nicht wahr? Diese ist dort unten, und am anderen Ende der Donauinsel ist beim
Donauinselfest die SPÖ-Organisationszentrale. Räumlich massiv getrennt und… (Lebhafte
Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Ich komme gleich dazu! Da steht:
Arbeitsweltinfo – Gewerkschaft Öffentlicher Dienst –
BAWAG-Open-Air-Bühne. (GR Kurt Wagner:
Die GÖD ist nicht dort, aber die FSG-Fraktion!) Okay, die FSG-Fraktion ist
dort! (Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Lasst mich ausreden! Sie regen
sich auf, das ist ja unglaublich!
Die FSG macht dort Veranstaltungen, zum Beispiel die
Veranstaltung "Aktionsspiel Astronautentrainer", offensichtlich für
die abgehobenen Sozialisten, die jede Bodenhaftung verlieren. “Jetzt Mitglied
werden!“ – Da wird es sich sicher mörderisch abgespielt haben! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf von
GR Franz Ekkamp.)
Ich gehe nicht immer nur auf
euch los! Auch Neugebauer hat offenbar keinerlei Berührungsängste mit der
BAWAG, denn die haben dort ja gemeinsam eine Open-Air-Bühne, wo “Sound of
Emotion“ spielt! (Zwischenruf von GR Karl Dampier.)
Am
Freitag hatten sie einen schönen Abschluss, der die ganze Stimmung im ÖGB und
in der SPÖ wiedergegeben hat: Da hat nämlich die Wiener Linien-Bluesband
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