Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 91 von 118
Gießkannenprinzip wäre. Dadurch, dass ich aus der Wirtschaft komme, ist das für mich eigentlich verantwortungslos und sehr unprofessionell, denn ein Unternehmer und ein Wirtschaftstreibender kann im Grunde genommen nicht so planlos vorgehen.
Sie verlagern Verantwortungsbereiche in die Bezirke,
weil Sie der Notwendigkeit von Gebäudesanierungen nicht mehr nachkommen können
oder investieren in Neubauten, um sich selbst ein Denkmal zu setzen. Sie
verlagern und versuchen, alles schön zu reden, anstatt sich vielleicht zu
überlegen, wie das Geld effizienter eingesetzt werden kann. Mir geht einfach
der Wille zur Gestaltung ab.
Um Ihnen das zu veranschaulichen, möchte ich Ihnen
einige Beispiele vorführen, wie etwa das aus dem 21. Bezirk, wo Sie sich
Ihrer Verantwortung entziehen. Hier geht es um das Budget von
Kindertagesheimen, die generalsaniert gehören. Dafür ist eigentlich die Stadt
Wien zuständig. Die Liste der Priorität 1-Wünsche würde so viel Geld
kosten, dass die betroffenen 29 Kindertagesheime auf fünf reduziert wurden
und hier aber nur die notwendigsten Instandhaltungsarbeiten durchgeführt
werden, weil das in die Kompetenz der Bezirke und deren Budgets fällt. Die
Stadt Wien übernimmt nur für zwei Kindertagesheime die Generalsanierung, und da
ist die Frage, ob sie dann auch wirklich durchgeführt wird.
Sie wollen Kinderbetreuungseinrichtungen fördern,
setzen aber den Rotstift für Sparmaßnahmen an. Sie sparen einfach am falschen
Fleck. Denn durch Kürzungen bei den Bildungsanstalten für KinderpädagogInnen
steht dann kein Personal für die Kinderbetreuung mehr zur Verfügung. Wie können
Sie da den geforderten Qualitätsstandards in den Kinderbetreuungseinrichtungen
Rechnung tragen? Überlegen Sie sich: Was hat Wien, was braucht Wien, und wie
kann man etwas umsetzen? Schaffen Sie eine Nachhaltigkeit für die Wiener und
Wienerinnen.
Es müsste Ihnen schon längst aufgefallen sein, dass
sich in den letzten Jahren ein gesellschaftlicher und familiärer Strukturwandel
auch in Wien vollzogen hat. Da sollten Sie schon längst agieren. Wien hat eine
Scheidungsrate von 60 Prozent. Somit gibt es immer mehr
AlleinerzieherInnen, Patchwork-Familien, mehr Bedarf an Frauen am Arbeitsmarkt,
und das schreit einfach nach einem Zukunftsmodell für die Betreuung der Kinder.
Sie steigern in Wien permanent die Kosten. In den Kindergärten
sind die Kosten in den letzten Jahren um 13 Prozent gestiegen.
Ich erinnere Sie daran, dass wir von der ÖVP schon
mehrmals Konzepte vorgelegt und Vorschläge gemacht haben. So haben wir zum
Beispiel den Vorschlag gemacht, das letzte Kindergartenjahr gratis anzubieten,
und haben auch zu dem Thema Kinderbetreuung einige Vorschläge eingebracht, doch
Sie haben diese eigentlich nur schubladisiert.
Ein weiterer brisanter Bereich ist der
Rechnungsabschluss der MA 44. Meine Kollegin, Frau GRin Smolik, hat es
schon angesprochen. Hier wird ein Defizit von über 40 Millionen EUR
ausgewiesen. Sie sagen, dass Bäder soziale, infrastrukturelle Einrichtung sind,
und deshalb leistet sich Wien dieses Defizit. Es ist nicht begründbar, dass von
Seiten der Stadt Wien keine Schritte gesetzt werden, das Defizit dieser
Einrichtung nachhaltig zu senken.
Daher werden mein Kollege Dr Wolf und ich einen
Beschlussantrag einbringen, der zum Zweck einer effizienten Ressourcennutzung
bei den Wiener Bädern folgende Maßnahmen setzt:
Erstellung und Umsetzung eines Sanierungsprogramms
für die Wiener Bäder und eine 30-prozentige Senkung des Defizits der Wiener
Bäder bis zum Ende der Legislaturperiode.
Bei der Umsetzung des Programms sollte von einer
Erhöhung von Gebühren Abstand genommen werden. Die erforderlichen Einsparungen
sollten durch Effizienzsteigerung beim Einsatz des Personals, der Nutzung von
Energie und durch neue kundenfreundliche Angebote in einzelnen Bädern erreicht
werden.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt. (Beifall bei der ÖVP.)
Ein weiteres Kapitel, das immer wieder brisant ist in
der Stadt Wien, ist der Sport und wie damit umgegangen wird. Die Wiener
Sportpolitik und Sportförderung ist nicht transparent und nicht
nachvollziehbar. Jedes Jahr werden von Seiten der Stadt Wien für die Förderung
des Breitensports Millionen Euro an Subventionen vergeben. Im Rahmen des
Budgetvoranschlages und Rechnungsabschlusses werden jedoch lediglich
Globalzahlen über die vergebenen Mittel vorgelegt. Es fehlt die Information,
für welchen Verwendungszweck die Gelder eingesetzt werden und auch welche
genaue Zielsetzung von Seiten der Stadt Wien bei der Vergabe von
Sportsubventionen verfolgt wird und welche konkreten Ergebnisse beziehungsweise
Leistungen durch die Wiener Mittel finanziert und ermöglicht werden.
Mein Kollege Dr Wolf und ich stellen daher einen
Beschlussantrag an die amtsführenden Stadträtin für Bildung, Jugend,
Information und Sport, dass ab 2007 ein jährlicher Landessportförderbericht zu
erstellen ist und dieser den zuständigen Gremien des Wiener Gemeinderates zur
Begutachtung und zur Beschlussfassung vorgelegt wird.
Der Bericht sollte folgende Positionen enthalten:
Genaue Summe der im abgelaufenen Jahr von der Stadt
Wien vergebenen Subventionen,
Auflistung jener Vereine und Verbände, die eine
Subvention erhalten haben,
genaue Information hinsichtlich jener Turniere und
Sportleistungen, die durch Subventionen der Stadt Wien ermöglicht wurden,
die definierten und regelmäßig zu überarbeitenden
Zielsetzungen der Wiener Sportpolitik,
mittelfristige Planung für die Erhaltung und den
Ausbau des Wiener Sportwesens und der entsprechenden Infrastruktur.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt. (Beifall bei der ÖVP.)
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