Gemeinderat,
10. Sitzung vom 26.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 118
U-Bahn-Bau ist es ein
bisschen weniger.
Bei den
Kapitaltransferzahlungen: Der Krankenanstaltenverbund, wunderschön, aber was
ist denn damit passiert? Wir wissen es ja, wir wissen ja, dass de facto damit
nur die Löcher des Krankenanstaltenverbundes gestopft worden sind. Es wird ja
deshalb nicht wirklich viel mehr Geld ausgegeben, sondern es wandert von der einen
Seite der Stadt Wien zur anderen Seite der Stadt Wien. Und bei den Darlehen zur
Investitionsförderung verbirgt sich im Großen und Ganzen wiederum nicht viel
anderes dahinter als die eigenen Unternehmungen, der eigene Wohnbau.
Und das ist die
große Leistung der Stadt Wien? Das bezweifle ich. Insbesondere dann, wenn ich
mir einnahmenseitig eben, wie gesagt, anschaue, dass die Zuweisungen und
Zuschüsse gemäß dem Finanzausgleich massiv steigen, dass die Ertragsanteile an
den Bundesabgaben massiv steigen. Und in dem Sinn ist es eine
Selbstverständlichkeit, dass im Bereich Wirtschaftsförderung für bauliche
Investitionen mehr ausgegeben werden muss, aber man muss sich deshalb dessen
nicht rühmen.
Die Stadt Wien hat -
mit Ausnahme dessen, dass das jetzt ein rechnerisch falscher Rechnungsabschluss
ist, der da liegt - ansonsten das Budget 2005 auch in diesem Bereich ganz
auf das Wahljahr ausgerichtet gehabt. Das ist auch das Faszinierende, was man
sieht, wenn man sich einen Rechnungsabschluss über Jahre hinweg ansieht. Man
sieht die Wahlkonjunktur.
2005 war ein
Wahljahr, und die Stadt Wien hat mit der glücklichen Gnade, dass auf Grund der
restriktiven Politik der Bundesregierung einerseits und andererseits, nachdem
es wirklich de facto einige Nulllohnrunden gegeben hat, und die Inflationsrate
dann angestiegen ist und damit auch mehr Kommunalabgabe fällig geworden ist -
Niedriglohnrunden waren es, nicht Nulllohnrunden - aber Sie erinnern sich an
die Abschlüsse in den Jahren 2002, 2003, 2004, da gab es immer relativ
geringe Lohnabschlüsse, von 2004 auf 2005 war einmal österreichweit
gesehen wieder ein bisschen ein Anstieg bei den Lohnabschlüssen und das hat
sich sofort in der Kommunalsteuer niedergeschlagen. Das heißt, auf Grund
glücklicher Umstände hat die Stadt Wien mehr Geld bekommen und damit hat die
Stadt Wien, meines Erachtens mehr recht als schlecht, einige Wahlversprechen
gemacht, die sie finanziert hat. Aber ist das eine besondere Leistung?
Wenngleich ich nicht
verhehlen möchte, dass das wahrscheinlich auch nicht so einfach ist. Und das
ist das, wo ich manchmal in der Bank sitze und mir denke, was passiert da
eigentlich, wenn es um Arbeitslosigkeit und um Wirtschaftsförderung geht. Haben
alle miteinander noch nicht kapiert, dass es niemals ein “Bund gegen Wien“ in
diesen beiden Bereichen oder ein “Wien gegen Bund“ geben kann, dass es auch
keine Abgrenzung geben kann, für welchen Teil ist Wien alleine verantwortlich,
für welchen Teil ist die Bundespolitik alleine verantwortlich.
Wir wissen, der
globale Bereich der Wirtschaftspolitik ist Bundespolitik, wir wissen, der
globale Bereich der Arbeitsmarktpolitik ist Bundespolitik. Aber
selbstverständlich kann Wien Impulse setzen, nur angesichts der
Arbeitslosenzahlen, und ich sage es ganz offen, auch als Wirtschafts- und
Budgetsprecher der GRÜNEN, bei dieser Bundespolitik kann man wahrscheinlich in
Wien gar nicht so viel Geld in die Hand nehmen, um die Arbeitslosigkeit zu
bekämpfen, das ist nicht möglich. (GR
Dkfm Dr Fritz Aichinger: Aber geh, Herr Kollege!) Weil Sie das gerade
gesagt haben, Herr Kollege Aichinger, was sind denn die wirklich tollen
Errungenschaften der Regierung Schüssel, außer die höchste Arbeitslosigkeit
seit 50 Jahren? Sie werden es uns dann ohnedies erklären, aber
nichtsdestoweniger, ich erlaube mir einen kurzen, prägnanten Blick von außen
und da sehe ich hohe Arbeitslosenzahlen, aber sanft steigende Gewinne, sehr
viele kleine Kleinst- und Einzelpersonenunternehmen, die mittlerweile auch für
sehr viele Privatkonkurse verantwortlich sind, und auf der anderen Seite auch
von der Europäischen Ebene vorangetriebene wirtschaftspolitische
Entscheidungen, die die großen und multinationalen Konzerne begünstigen und wo
nach wie vor die Aktienkurse in die Höhe schnellen, wenn wieder einmal so ein
internationaler Konzern ein paar Tausend Leute entlässt.
Ja, so ist die
globale Wirtschaftspolitik. Österreich ist treibende Kraft in dieser globalen
Wirtschaftspolitik und deshalb sage ich ganz bewusst, man kann von Wien aus die
europäische und die österreichische Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik nicht
komplett konterkarieren, aber Sie hätten sich, insbesondere als
Unternehmergemeinde Wien, sage ich einmal, nicht rühmen müssen, dass man durch
Einsparungen, durch Personaleinsparungen, dazu beigetragen hat, die
Arbeitslosigkeit in Wien zu erhöhen. Es werden auf der einen Seite
52 Millionen EUR in die Arbeitsmarktförderung gesteckt - wir alle
wissen, dass es in der Arbeitsmarktförderung zum Teil super Kurse gibt, aber
auch viele sinnlose Kurse, aber die Stadt Wien freut sich sogar noch darüber,
dass sie selber Personal abbaut, sowohl bei den Lehrerinnen und Lehrern als
auch in anderen Bereichen, und das ist absurd.
Ich komme daher,
weil ich versprochen habe, es ganz kurz zu machen, schon zum Schluss. Ich
glaube, dass eine sinnvolle Investitionspolitik und eine sinnvolle
Wirtschaftspolitik in Wien tatsächlich darüber hinaus gehen muss, die eigenen
Unternehmen, entweder direktes Unternehmen der Stadt Wien oder Wiener
Stadtwerke Holding, Wien Holding, direkt zu subventionieren - subventionieren
ist falsch - sondern darüber hinaus gehen muss, diese zu finanzieren. Ich
glaube, dass es notwendig wäre, gerade den Bereich auch der experimentellen
Wirtschaftspolitik, was sowohl in die Creative Industries geht als auch verstärkt
in die Forschung und Entwicklung, noch weit darüber hinaus gehend zu
intensivieren, anstatt nur einige wenige Großunternehmer zu fördern.
Und
das ist ja auch die nächste Geschichte, dass immer wieder erkennbar ist, wenn
man sich die Wirtschaftsförderung anschaut, dass selbst im
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular