Gemeinderat,
9. Sitzung vom 24.05.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 89 von 108
Beruhigungspillen für die leidgeprüfte Bevölkerung.
Wenn du dann auch einmal mit Drogen in Kontakt
kommst, dann geht es dir in der Regel nicht so, wie wenn du ein Prominenter
bist. Als Prominenter hat man wahrscheinlich die Möglichkeit, das eine oder
andere finanziell abzufedern, wahrscheinlich wie beim Einzelschicksal Fendrich,
der das ja augenscheinlich macht, dass es zumindest so ist, dass der Konsum von
Drogen, eben Koks oder Marihuana oder auch Aufputschmitteln, in unserer
Gesellschaft letztlich immer stärker angewachsen ist.
Da muss man schon eines festhalten: Die meisten, die
sonst davon betroffen sind, sind keine Prominenten, es sind meistens Leute, die
aus niedrigeren sozialen Schichten kommen. Sie haben andere Probleme. Für sie
ist es dann wirklich ein Problem, wieder wegzukommen, sie können sich den
Drogenentzug nicht einfach so leisten. Sie können nicht irgendeiner Zeitung ein
Interview geben, in dem sie das sozusagen locker darstellen. Sie sind allein
gelassen, sie brauchen Hilfe.
Es gibt viel zu wenige Therapieplätze, und da bin ich
auch gespannt, ob man wirklich generell mit gleichem Maß misst: Ob das auch bei
einem einfachen Drogensüchtigen, der Hilfe braucht und zu regelmäßigen Kontrollen
zu gehen hat, und quer durch alle Gesellschaftsschichten so gehandhabt wird.
Denn das ist notwendig. Laut Expertenmeinung ist es ja so, dass man eine
mindestens gleich lange Zeit wie die, die man süchtig verbracht hat, auch
wieder abstinent leben muss, um wirklich davon wegzukommen, sonst ist eben die
Abstinenz nicht gesichert; vor allen Dingen ist man nicht "clean" im
eigentlich Sinn. Deshalb ist das auch etwas, was man für alle
Gesellschaftsschichten beachten muss, und man muss alle gleich behandeln.
Wir erleben, dass nicht allein der Drogenkonsum
ansteigend ist. Es gibt steigende Kriminalitätszahlen, es ist so, dass der
Drogenhandel ein ansteigender ist, es ist so, dass auch laut dem Bericht ganz
klar und deutlich gesagt wird, dass der Drogenhandel in schwarzafrikanischer
Hand ist. Auch das steht im Bericht. Das alles sind Umstände, wo auch
festgehalten wird, dass immer größere Drogenmengen im Umlauf sind und unser
Land überschwemmen, und auch der Umstand, dass der Kreis der Drogenbetroffenen
ein immer größerer, aber auch ein immer jüngerer wird.
All das sind dramatische Entwicklungen, wovon Kinder,
Schüler, Studenten und Lehrlinge und natürlich viele Promis betroffen sind,
Journalisten, Rechtsanwälte und ich weiß nicht, wer aller aus dem Bereich. Wie
wir in "NEWS" gelesen haben, sind ja fast alle Lokalitäten, die es
heute in Wien gibt, von Restaurants bis Bars und Diskotheken, davon betroffen,
dass man am Klo seine Line zieht, und man konnte bei den Tests draufkommen,
dass das dort gang und gäbe ist.
Auch das zeigt ja schon, dass hier ein großer
Handlungsbedarf besteht und dass man in der Drogenpolitik massiv etwas ändern
muss, um gesellschaftspolitisch auf die Problematik aufmerksam zu machen und
gegenzusteuern. Da kann man nicht mit einem Augenauswischerei-Paket à la Häupl
erfolgreich sein, da muss man sich sicherlich etwas anderes einfallen lassen.
Da wird es notwendig sein, sich effiziente Maßnahmen zu überlegen, vor allen
Dingen die bisherige, völlig gescheiterte Drogenpolitik in Wien zu beenden und
einen anderen Kurs in dem Bereich einzuschlagen. Das ist ja das, was
einzufordern ist.
Natürlich muss man auch jenen, die in der
Öffentlichkeit stehen, eines auf den Weg mitgeben: Das sind Idole für viele
junge Menschen. Wenn heute immer mehr Musiker und Prominente dies sozusagen als
ein Kavaliersdelikt und als normal betrachten, wodurch auch suggeriert wird,
dass das alles harmlos ist, und wenn immer mehr Idole den Jugendlichen als
Vorbild dienen, indem sie süchtig sind, indem sie Drogen nehmen - wie
Goldberger oder Wegas oder eben Fendrich -, dann ist das auch etwas, was nicht
einfach wegzuwischen ist. Auch wenn Fendrich sagt, dass er sich nicht für seine
Anhänger verantwortlich fühlt und dass er kein Idol ist, das Vorbildwirkung hat
- wie er als Barde auch sagt -, so muss man trotzdem sehen, dass viele junge
Menschen ihn nachahmen und ihn als Idol sehen. Das ist auch das Gefährliche in
dieser Entwicklung, worauf man aufpassen muss.
Natürlich gibt es in manchen Gesellschaftskreisen
auch das Motto: "Geht's dir gerade nicht gut, hast du Sorgen oder willst
du guten Sex, dann nimmst du Koks oder hascht dich ein, dann ist alles in
Ordnung." Das ist genau der Irrsinn, der in unserer Gesellschaft doch
Verbreitung findet. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Da muss man
entgegenhalten, und letztlich muss man auch gesellschaftspolitisch etwas gegen
diese Fehlentwicklung unternehmen und darf es nicht schön reden. (Beifall bei der FPÖ.)
Die Masse der Betroffenen kann in so einem Fall nicht
leicht den Hals aus der Schlinge ziehen. Die Masse der Betroffenen, die in eine
Drogenabhängigkeit geraten, endet meistens im Elend, in der Verarmung, im
Gefängnis, es kommt zum Abstieg nach ganz unten, und das ist es eben.
Drogenprogramme in Wien werden nicht evaluiert. Genau
dort müssen wir ansetzen, und das ist auch einer der Punkte, die wir
kritisieren. Wir brauchen mehr Therapieplätze, als heute vorhanden sind, wir
müssen den Süchtigen helfen, wir müssen Präventionsmaßnahmen verstärken.
Es bringt nichts, wenn ich am Karlsplatz eine
Schutzzone von 150 m verordne - und dann stehen am Meter 151 alle herum,
und in der Passage geht es weiter wie eh und je. Das kann doch, bitte, nicht
die Methode sein, mit der Sie wirklich ernsthaft der Meinung sind, dass man
erfolgreich sein kann! Das kann ja nicht sein, dass Sie das den Wienern
vormachen wollen. (Beifall bei der FPÖ.)
Das stößt den Wienern wirklich auf, und das erleben die Wiener, dass da in
Wirklichkeit immer wieder nur Larifari-Aktionen stattfinden und das Problem ein
weiter anhaltendes ist.
Deshalb glaube ich, dass wirklich einiges zu tun ist.
Effiziente Drogenbekämpfung ist notwendig, und dabei
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular